Trinitätslehre auf dem Prüfstand — Brief XV. an Unitarier und Trinitarier: Sind die Begriffe „Gott“ und „Vater“ als Titel (und nicht ontologisch) zu verstehen?
=//= FORTSETZUNG=//=
III.
Die Rekonstruktion des verlorenen
Bezugs zu Gott durch Bildersprache im Alten Testament
Die Rede von
Gott im AT weist zahlreiche Unschärfen auf: Ist er alleiniger und einziger Gott
der Gattung nach, oder ist er — wie es eben auch immer wieder sowohl im AT als
auch im NT heißt — der „Allerhöchste“ und damit Gott inmitten von bzw über
Göttern, also Entitäten, die seiner Gattung zugehören? Wer sind die mehrfach
benannten „elohim“ (Götter) und speziell die in Ps 82,1, die Gott umgeben? Wer
sind die „b’nei elohim“ (Göttersöhne/Gottessöhne) zB in Gen 6,2 oder Job 1,6,
die an anderen Stellen auch „b’nei elim“ genannt werden[1],
und offenkundig nicht den Gott, aber
auch keine Menschen meinen? Ihre Deutung als „Engel“ geschieht erst in den
spätesten Texten des AT und im Frühjudentum. Sprachgeschichtlich ist ihre
Herkunft nach Keilschriftfunden aus Ugarit eindeutig von dem orientalischen
Götterkönig „El“ abgeleitet, der ein Pantheon von „Gottessöhnen“ hat. Man
könnte diese biblischen Anklänge an heidnische Vorstellungen nun einfach
überspringen und als Zwischenstadium abtun. Dem steht aber entgegen, dass wegen
der Vermischung von solchen Göttersöhnen mit Menschentöchtern in Gen 6
überhaupt erst der Anlass für die Sintflut gegeben war. Hier muss etwas
Ernsteres und Realeres vorliegen. Es ist auffällig, dass bei der Kanonisierung
der westlichen Bibel fast alles eliminiert wurde, was darauf noch einmal Bezug
nimmt. Das Buch Henoch, das in der äthiopischen Christenheit als kanonisch gilt[2],
führt eine Tradition der Bezugnahme auf diese auch in unserem Kanon wichtige
und eindeutig überlieferte Katastrophe fort. Sie werden im NT an zwei Stellen ebenfalls
erwähnt, sind aber ohne die außerbiblische Überlieferung, aus der sogar einmal im
Judasbrief fast wörtlich zitiert wird, nicht verständlich (Jud 14; 2. Petr 2,4).
Zur Zeit Jesu war diese Tradition noch weit bekannt und wurde erst nach der
Tempelzerstörung von rabbinischer Seite unterdrückt.[3]
Der Kommentator „Holger Jahndel“, der auch als „Jason Klingor“ hier auf dem
Blog postet, weist immer wieder auf diese Zusammenhänge hin.
Was fangen wir
damit an?
Unitarier argumentieren
damit, dass selbst Menschen als „Gott“ („elohim“) bezeichnet werden im AT, wenn
auch eher selten, und Jesus darum auch „elohim“ sein kann, ohne deshalb mit dem Gott auf einer „Stufe“ zu stehen. Der
Begriff „elohim“ für den einen Gott wird genauso gut auch für die Götter der
Heiden in der Mehrzahl verwendet. Warum die unitarische Position dann aber
immer wieder behauptet, wenn Jesus „Gott“ wäre, müssten folglich zwei Götter
vorliegen, und das gehe ja nicht, weil ja Gott „einer“ ist, dann liegt hier —
ich sagte es schon in Teil I — ein schwerwiegender Argumentationsfehler und
Widerspruch vor:
Die
Argumentationsebene des bloßen Gattungsnamens, der aufgrund des biblischen
Sprachgebrauchs eben doch ganz eindeutig vorliegt und für eine „biblische“
Argumentation folglich nicht einfach umgangen werden kann, wird hier verlassen
und unvermittelt auf die Ebene der Frage, ob es überhaupt der Gattung nach noch
andere „Götter“ geben könne, verlegt, von der man einfach annimmt, die
eindeutige „biblische“ Position sei radikal monotheistisch.
Wenn es jedoch
im Schrifttext so ist, dass der Begriff „elohim“ ein weites Bedeutungsfeld hat,
ist es doch gar nicht anstößig, wenn auch andere Entitäten „Gott“ genannt
werden! Man müsste konsequent sagen: ja und — dann gibt es eben zwei Götter,
wobei der Vater der „Allerhöchste“ ist. Dieser „Lösung“ stehen aber tatsächlich
einige Tatsachen entgegen, die sich schon entwickelt hatten.
Durch die
Ausreifung des Judentums hin zu einem strengen Monotheismus war diese
Deutungsmöglichkeit, die in der älteren Tradition des AT noch möglich gewesen
wäre, hier nicht mehr möglich.
Die frühe
Christenheit zerriss sich an der Frage, ob Jesus dann — wie im Arianismus — ein
Gott, „wesensähnlich“ mit dem Gott
sei und darum subordiniert, oder eben, weil nur ein Gott vorhanden sein kann,
bloßer Mensch ohne göttliches Wesen oder eben wesensgleich und identisch mit
der einen Gottheit, was sich, wie wir wissen, — allerdings nicht mit redlichen
Mitteln — , durchgesetzt hat und zu zahlreichen logischen Brüchen und
Absurditäten geführt hat. Gerbers Kritik, dass die Vertuschung dieser
Denkprobleme mit der Behauptung, die Binitarität sei eben ein „Geheimnis“, unredlich
ist, ist berechtigt. Nicht berechtigt ist jedoch die Auffassung, es liege in
der Relation zwischen dem Gott und dem Sohn Gottes überhaupt kein
Geheimnis vor — wo soll sonst je ein Geheimnis vermutet worden sein, wenn nicht
hier! Es ist natürlich unredlich, eine verwinkelte Formel zusammenzubasteln und
deren innere Brüchigkeit dann mit einem angeblich göttlichen Geheimnis zu
kaschieren. Die bezeugte Erscheinung Jesu Christi im Fleisch ist aber etwas
anderes — kein Mensch hätte so etwas machen oder erfinden können, eben weil es
nicht denkbar ist.
Die gesamte
christologische Diskussion des ausgehenden Altertums und der Spätantike ist
eine Folge des in Israel erreichten radikalen Monotheismus, in den ein Christus
nach der Zeichnung der NT-Texte und auch mancher frühchristlicher Schrift argumentativ
und logisch nicht mehr eingefügt werden kann. Ein transzendenter Messias,
dessen politische Manifestation schon „mitten unter“ uns, aber „nicht von
diesem Weltsystem“ war, konnte im Stand der Entwicklung Israels nicht mehr
vorgestellt werden.
Wie immer man
es anfängt, ob unitarisch, arianisch oder binitarisch (dass der Hl. Geist in
jedem Fall wesenhaft und unteilbar göttlich ist, stand wohl nie zur ernsthaften
Debatte): Man stößt auf eine begriffliche Grenze.
Egal, wo wir
stehen — wir müssen zugeben, dass wir die Erscheinung Jesu Christi tatsächlich
als Geheimnis anerkennen müssen, das sich nicht einfach in ein Gotteskonzept
auflösen lässt. Für jede der drei Denkmöglichkeiten finden sich im NT
Argumente. Können aber alle drei gleichermaßen gelten?
Logisch
gesehen nicht.
Aber
vielleicht liegt der Fehler — was meine These wäre — im Stufendenken. Innerhalb
eines hierarchischen Konzeptes muss eine Erkenntnis Jesu und des Vaters
zwingend verfehlt werden, egal von wo aus man ansetzt.
Erschwerend
kommt hinzu, dass die jüdische Apokalyptik und Hekhalotliteratur, die bereits
in den als kanonisch geltenden späten Büchern des AT (Daniel, Ezechiel)
beginnt, in den außerkanonischen Schriften offenbar babylonische Elemente
übernommen und eine Vermischung der Traditionen erzeugt hat, eine
heidnisch-jüdische Synthese hergestellt hat, die kaum mehr auseinander zu dividieren
ist und vielleicht darum im rabbinischen Schrifttum verworfen wurde, weil man
Angst hatte, zurückzufallen in Heidnisches, einem Weg, dem die weströmische Kirche
dann hinsichtlich der Kanonisierung folgte, hinsichtlich des Trinitarismus aber
wiederum eher entgegenstand, für den sich einige Impulse aus eben dieser
außerkanonischen jüdischen Literatur finden.[4]
Diese Traditionen sind dann aber „untergetaucht“ und in der Kabbala und
mindestens einigen (esoterischen) Logen, teilweise offen auch in manchen
protestantischen Traditionen v.a. im Pietismus, verdeckt und in arkanischer
Disziplin womöglich auch in der römischen Hierarchie bzw bestimmten Orden (bekannt
ist der Vorwurf an die Templer) weitergeführt worden.
Kurz gesagt:
es liegt ein echtes geistiges Chaos vor, das kein Mensch mehr lösen kann.
Trinitarier
argumentieren damit, dass sich im Pluralwort „elohim“, das auch im AT, wenn es
um die Götter der Heiden geht, als Pluralwort benutzt wird, andeute, dass Gott
mehrfaltig sei. Das könnte theoretisch der Fall sein, aber theoretisch wäre
auch anderes denkbar:
Man könnte auch
so argumentieren, dass die Pluralisierung des ugaritischen und auch sonst im vorderen
Orient bezeugten Vater-Gottes „El“, dessen Gemahlin die bekannte „Aschera“ war,
und der mit dem Gott Kronos identifiziert wurde, die Überlegenheit des
hebräischen „El“ anzeigen sollte.[5]
„Elohim“ wäre, wenn man so argumentiert, in der linguistischen Steigerung durch
den Plural der Bedeutung nach verwandt mit dem „El eljon“ bzw. „hypsistos“, dem
„Allerhöchsten (El)“, häufige Bezeichnung für den Gott im AT und im NT.[6]
Man würde aber zugleich auch besser verstehen, warum die Israeliten immer
wieder den JHWH-Kult mit dem des „El“ oder der „Baale“ (was ebenfalls dem
Wortstamm nach von „El“ kommt) vermischt haben: es erschien ihnen als
zusammengehörend.
Wir kennen das
auch aus unserer Zeit: Viele denken, „Gott“ meine doch immer „eigentlich“
dasselbe und sind daher offen für einen Synkretismus. Allerdings gibt es auch
in der Schrift immer wieder Annäherungen an eine solche Position neben scharfer
Ablehnung, zB in der Areopagrede des Paulus.
Auch hier sind
„Gottes-Designer“-Antworten verwehrt.
Auf dieser argumentativen
Ebene kommen wir also nicht weiter: jeder pickt sich das heraus, was ihm
gefällt und vernachlässigt das, was ihm nicht gefällt. Und es gibt, wie gesagt,
gute Argumente für alle Seiten. Die Schrift ist darin nun einmal nicht wirklich
eindeutig und das Prinzip, dass sie sich selbst am besten auslege, stößt hier
an scharfe und schmerzhafte Grenzen. Denn andererseits kann nicht alles, auch
das, was sich offenbar widerspricht, gleichermaßen „wahr“ sein.
Die
Imaginationen von einem Hofstaat Gottes, zB im Buch Job oder allgemein als
„JHWH z’waot“ (JHWH der Heerscharen) oder in den Visionen einiger Propheten führt
uns etwas anderes als strengen Monotheismus vor Augen. In den Visionen und
Erzählungen wird Bezug genommen auf antike Höfe, und es ist eine spannende
Frage, ob sie sie einfach nur für sich in Anspruch nehmen und mit dem „wahren
Gott füllen“ oder ob sie nicht sogar eine Kritik an ihnen beinhalten. Die
Zeichnung Gottes als eines Königs inmitten eines geradezu gigantischen Hofstaates
teilweise unvorstellbar hochgestellter himmlischer Wesen, deren Gestaltung mit
Tiergesichtern eigentümlicherweise an Göttervorstellungen vor allem Ägyptens
erinnern, kann jedenfalls nicht einfach ohne genaueres Verständnis, wovon hier
die Rede ist, interpretiert werden. Wir stehen vor Rätseln über Rätseln.
Visionen sind,
psychologisch gesprochen, geprägt von einer Inkonsistenz, oft sogar Absurdität
der Bilder, der Struktur von Träumen ähnlich, in keinem Fall fassbar oder
auflösbar. Die Verarmung, die in unserem Äon grundsätzlich jeder Abbildung
gegenüber dem Urbild innewohnt, schlägt zu Buche. Die Vision ist deshalb
fließend oder absurd, weil Bilder niemals eine ganze Wirklichkeit abbilden
können. Das Bilderverbot des Dekalogs hat hier seinen wohl tiefsten Grund: was
immer wir abbilden wollen, auch sprachlich, bedeutet grundsätzlich eine
Reduktion oder Verarmung der Wirklichkeit.
Wir ertragen ja
tatsächlich die wirkliche Wirklichkeit schon in unserem Lebensraum, dieser Erde,
und wahrgenommen mit unseren Sinnen, nicht und können sie nicht fassen. Schon
die banale Situation, wenn wir in einer weiten Landschaft stehen oder mitten im
Getümmel einer Einkaufsstraße, belehrt uns darüber, dass wir nicht in der Lage
sind, „das Ganze“ zu sehen. Wir nehmen selektiv wahr, versuchen in der
Selektion die wesentlichen Aspekte einer Situation „holzschnittartig“, der
großen Kontur nach, festzuhalten, um den Rest eventuell in der Erinnerung rekonstruieren
zu können. Daher kommen auch abweichende Zeugenaussagen und die Unmöglichkeit
absolut übereinstimmender Zeugnisse. Wir wären hoffnungslos überfordert,
wollten wir „alles“, in das wir gestellt sind, wahrnehmen. Lernvorgänge
gelingen beim Menschen sogar ausschließlich durch didaktische Reduktion. Das
ist kein Problem, solange man weiß, dass man eine Reduktion vornimmt, um Zugang
zum Ganzen zu finden.
Alles Reden
von Gott nimmt ebenfalls eine didaktische Reduktion vor.
Aber es ist
verheerend, dass wir die Neigung haben, die Reduktion zu verabsolutieren und
mit der unermesslichen Größe des Urbildes nicht mehr zu rechnen.
Die
Bedeutungsfelder von Gott als „König“ und „Chef“ würden zunächst auf den ersten
Blick hin tatsächlich eine Auffassung stärken, die zumindest einmal den Begriff
„Gott“ („elohim“) als Titel verstehen lassen: Ein Gott ist in der Reduktion der
Metaphorik immer ein Vorgesetzter und setzt eine hierarchisch gedachte Welt
voraus. Insoweit könnte ich Gerber rechtgeben, müsste aber redlicherweise
zugeben, dass damit die Frage nach dem Sein Gottes, seines Hofstaates, seiner
Geschöpfe und seiner Unermesslichkeit, an der der Mensch geheimnisvoll Anteil
hat, nicht geklärt wurde und letztendlich immer noch im Raum steht. Geschweige
denn die Gestalt des Christus ein wenig „gelüftet“ worden wäre in ihrem
Mysterium …
An eine
Einordnung des Namens JHWH wage ich mich erst gar nicht — sie ist so schillernd
im AT, dass es unmöglich ist, überhaupt bestimmen zu wollen, in welcher
Relation dieser Gott zu Israel bzw der Menschheit steht. Er „wird“ wirklich
„sein, der er sein wird“, bleibt in dieser Selbstbezeichnung am brennenden
Dornbusch ungreifbar.
Seine Rede an
Mose kann man — irdisch gesinnt — als „Befehl“ oder „Anweisung“ verstehen. Insofern
wirkt er wie ein Vorgesetzter, aber trifft das das beschriebene Ereignis? Der
Grund, auf dem Mose nun steht, ist heilig, heißt es. Er soll deswegen die
Schuhe ausziehen. Warum eigentlich? In jedem Fall erfährt er durch die
Barfüßigkeit direkte Berührung mit dem Heiligen. Er wird hineingenommen ins
Heilige. Im Heiligtum erhält man aber keine „Direktiven“ und „Anweisungen“
mehr. In einem gewissen Sinn wird man vielmehr tatsächlich „eingeweiht“ in das
Heilige und kann von da aus verstehen, was zu tun ist. Außerhalb dieses
Heiligtums wäre man niemals darauf gekommen.
Das
Grundstürzende, Umwerfende, Außerordentliche und absolut Neue an der
Dornbuschszene ist, dass hier ein Gott auftritt, der das Stöhnen der Sklaven
gehört hat und sie befreien will. Uns mag das heute banal erscheinen, aber in
der antiken Welt war die Sklaverei normal und gehörte in die göttliche Weltordnung,
die selbstverständlich hierarchisch und rangmäßig war. Vom Himmel bis hinab in
die Unterwelt wird eine Rangordnung vorgestellt, in der die Titelgötter, selbst
auch wieder hierarchisch gegeneinander abgestuft, die Fortsetzung dieser
Struktur in der Natur initiieren. Hier ist es allerdings wichtig zu bemerken,
dass dies nicht nur als bloße Titelgattung gedacht war, sondern ontologisch. Je
weiter oben auf der Stufenleiter, desto „größer“ oder „gewichtiger“ bzw
umfassender auch das Sein. Ein Verständnis des Göttlichen im Sinne einer reinen
Verwaltungsstruktur mit Titelämtern, die zusätzlich zur ontologischen
Verfasstheit des Trägers kommen, lag mit ganzer Gewissheit nicht vor. Wenn
Gerber so argumentiert, tut er das als durch und durch postmoderner Mensch.
Dass nun also ein
Gott auftritt und diese angeblich göttliche Rangordnung für die, die an der
untersten Stelle stehen, nicht nur lindern (etwa durch mildere Arbeit oder
ähnliches), sondern total aufheben will, ist ein echter „Hammer“.
Genau dieses
Motiv liegt meiner großen Skepsis gegenüber jeder Hierarchievergötzung
zugrunde, eben weil dieser Gott sich als „Gott der Sklaven“, als „Gott der
Fronarbeiter“ offenbart. Der Begriff „hapiru“ oder „’abiru“ bedeutet nach zahlreichen
keilschriftlichen und hieroglyphischen Schriftfunden aus dem 2. Jahrtausend v.
Chr. „Outlaw“, „Paria“ und liegt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dem Begriff
„Hebräer“ zugrunde, der im AT im wesentlichen auch nur im Umfeld der
Exodusgeschichte bzw einer Sicht auf die Israeliten als Auszubeutenden und
„Underdogs“ vorkommt.[7]
In Ex 5,3 sagen Mose und Aaron ausdrücklich, der „elohei ha’iwrim“ sei ihnen
„begegnet“. Es ist dies ihre Reaktion auf die Aussage des Pharaos, er kenne
keinen JHWH, wer denn das sei? Dieser JHWH, so antworten die beiden Brüder, ist
der „Gott der Fronarbeiter“.
Niemals zuvor
wurde je so etwas gehört!
Es gibt das
Motiv des Rates und Beistandes, den ein Schmachtender erhält, und jener Rat
kann von jedem, theoretisch auch von einem Diener kommen. Ratgeber sind Wohlwollende,
Liebende, Freunde — egal welchen Rang sie einnehmen. Sie geben nicht Rat, weil
sie einen Titel als Ratgeber hätten, sondern weil hier und jetzt ein Rat
notwendig ist und sie ihn geben können. Die Liebe, das Wohlwollen ebnet jeden
Rang ein: So erfährt der kranke syrische Regierungsbeamte Na’eman von seiner
hebräischen Dienerin, was er tun und wohin er gehen soll, um geheilt zu werden.
Nicht immer
also beweist das „Anweisunggeben“ ein Hierarchiegefälle oder einen Titel. Der
„Gott der Fronarbeiter“ erteilt dem, der sie herausführen soll aus dem
Sklavenhaus, nicht Anweisungen, sondern nimmt ihn hinein ins Heilige — auch das
ist unerhört.
Mit dem
Rückzug auf ein Verständnis Gottes als „Titel“ kommt man angesichts dieser
biblischen Szenarien letztendlich argumentativ nicht besonders weit und verrennt
sich eher in etwas sehr Enges und Kleines, das auch die alte, nie überwundene Versuchung
zur Herrschsucht enthält, die man auf den
Gott projiziert.
In der
Erzählung von Mose am brennenden Dornbusch geht der Gott der Väter (Abrahams,
Isaaks, Jakobs) auf die Nachkommen dieser Väter am untersten Ende der
hierarchischen Stufenleiter zu und will sich mit ihnen zusammenschließen.
Wie sollte man
sich ernsthaft darüber verwundern, dass der Pharao darauf mit äußerster
Ablehnung reagiert: Wie in Ex 5 weiter berichtet wird, denkt er, die
Fronarbeiter hätten offenbar nicht genug zu schaffen, um auf solche absurden
Ideen zu kommen, es gebe einen „Gott der Fronarbeiter“. Aus der Sicht des
ägyptischen Königs eine Blasphemie im Rahmen der hierarchischen göttlichen
Weltordnung. Er lädt den „hapiru“ noch mehr Arbeit auf, um sie wieder daran zu
erinnern, wer sie sind: Sklaven und dies gottgewollt. Und: dass er ihr Gott
ist, denn der Pharao ist Abbild und Repräsentant des obersten Gottes und
handelt an seiner Stelle in seinem Herrschaftsgebiet.[8]
Mit dem
Auftreten eines „Gottes der Fronarbeiter“ wird alles über den Haufen geworfen:
die Vorstellung einer Repräsentation Gottes durch Könige ebenso wie der
Anspruch eines ranghöheren Gottes gegenüber einem Pariagott, der von Mose und
Aaron auch— nota bene — nicht repräsentiert wird, sondern von dem sie sagen, er
sei ihnen „begegnet“ und habe diese Wünsche, ein Gott also, der keiner
Repräsentanz bedarf, weil er selbst eintritt in die Realität und selbst
auftritt.
=//= FORTSETZUNG=//=
[4] Vgl.
dazu Peter Schäfer: Die Geburt des Judentums aus dem Geist des Christentums.
Fünf Vorlesungen zur Entstehung des rabbinischen Judentums (= Tria
Corda. Bd. 6). Mohr Siebeck, Tübingen 2010; ders.: Zwei Götter im Himmel:
Gottesvorstellungen in der jüdischen Antike . C.H.Beck 2017
Zum Thema Hierarchie(n): Es gibt ja auch das Netzwerkdenken mit flachen Hierarchien. Siehe etwa den "Krausimo" des Philosophen Krause dazu auch das Jubiläen-Buch zu den verschiedenen Engels-Klassen bzw. der Angelogie bzw. Engelslehre und Zahlen-Mystik bzw. Zahlen-Symbolik und Zahlen-Qualität und Zahlen-Bedeutung im kabbalistischen und hermetischen und pythagoräischen Sinne (auch Pythagoras war wie Platon und Moses und Plotin in die hermetischen ägyptischen Mysterien eingeweiht). Dieses Jubiläen-Buch war bei den Kirchenvätern noch hoch angesehen und erfreute sich so großer Wertschätzung, dass noch Origenes und Epiphanias daraus zitierten, es gehört noch heute wie das äthiopische Henoch-Buch zum breiteren und engeren Bibel-Kanon der Kopten. Erwähnenswert wäre auch noch die gesamte Septuaginta-Bibel als damalige christliche Volksbibel aus der auch das Neue Testament und Jesus Christus direkt und persönlich theologisch und philoloisch und historisch nachweisbar zitierten, Justin der Märtyrer als Kirchenlehrer und Kirchenvater zählte auch noch den 1. Barnabas-Brief zum biblischen Kanon dazu. Dieser zitiert wie auch der Apostel Paulus u.a. von Philo(n) von Alexandrien als jüdischen Theologen und Merkaba-Mystiker und hermetischen Philosophen bzw. nimmt auf diesen Bezug. Erwähnenswert wäre auch noch das slawische Henoch-Buch, welches noch zur alten slawischen und bulgarischen Bibel der orthodoxen und slawischen Ostkirchen gehörte und auch messianische Einflüsse aufweist.
AntwortenLöschenAuch die hermetisch-alchemistische Denkweise etwa in Ägypten und Persien war - wie es auch die taoistisch bzw. daoistische Denkweise Ostasiens noch heute vielfach ist - eine organische Denkweise und ganzheitliche Philosophie. Siehe auch Eva Hermanns Artikel zur Hildegard-Medizin nach der Heiligen und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen. Sowie den Internetauftritt des Rüggeberg-Verlages und von Andreas Delor als Anthropologen und Anthroposophen zur Anthroposophie und Hermetik und Mystik und Franz Bardon und Emil Stejnar und William Mistele.Oder den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz und Kardinal Nikolaus von Kues als Cusanus und Johannes "Scottus" Eriugena und den Theologen Jan Comenios als Rosenkreuzer und den Arzt van Helmonte.
Auch Lactantius als Laktanz und Ambrosius und Eusebius und den Mystiker Johannes Chrysostosmus und so weiter.
Auch der Barnabas-Brief zitiert aus dem äthiopischen Henoch-Buch und aus 3 bzw. 4 Esra der Weisheitsliteratur. Siehe auch die Baruch-Literatur wie die Baruch-Apokalypse und Elias-Apokalypse usw.
Der Heilige Irenaeus von Lyon zählte auch noch den 1. Clemensbrief und den Hirtenbrief des Hermas zum Bibel-Kanon. Der 1. Clemensbrief zitiert auch sehr viel aus der Weisheitsliteratur der Septuaginta-Bibel usw.
Merkabah and Christianity
AntwortenLöschenMerkabah and Christianity
A Little Bit of Nothing
Early Christians learned from and adapted ideas from Jewish mysticism.
https://www.patheos.com/blogs/henrykarlson/2020/01/merkabah-and-christianity/
Zum Thema Jesus und zur Rechten Gottes gibt es weitere interessante Bibelstellen:
AntwortenLöschenApg. 7:55 +7:56
Kol. 3:1
Hebr. 10:12
Römer 8:34
1. Petrus 3:22
Markus 16:19
Lukas 22:69
„Es werden seine Feinde ihm vor die Füsse als Schemel gelegt“
Psalm 110:1
Hebr. 10:13
Apg. 2:35
Lukas 20:43
Matth. 22:44
Markus 12:36
Seid reich gesegnet im Namen Jesus Christus, unserem Herrn ! 🙂