Sonntag, 27. Oktober 2013

Franziskus oder Die Welt ist eine Scheibe

Verbiegungen II:

Der Esel mit den drei Ohren

"Wir müssen aus uns herausgehen, um anderen entgegen zu gehen, uns an die Ränder der Existenz zu begeben, als erstes auf unsere Brüder und Schwestern zuzugehen, vor allem die Entfernten und Vergessenen." (domradio am 27.3.2013[1])




Franziskus spricht gerne von „Rändern“. Von „Rändern der Existenz“. Oder dem „Rand eines Gebotes“.
 „Ränder der Existenz“? Kann die „Existenz“ einen Rand oder mehrere „Ränder“ haben? Hat die „Existenz“ eine „Mitte“?
Existenz heißt Dasein.
In der Welt jedenfalls gibt es keine „Ränder“. Nirgends.
Warum? Die Erde ist rund. Nur eine Scheibe hat Ränder…
Gäbe es auf dem Globus „Ränder“, müsste man bestimmen, wo eine Mitte auf der Oberfläche sein kann. Ginge man vom Erdmittelpunkt aus, lebten alle Erdbewohner gleichermaßen auf dem „Rand“.
Man könnte vermuten, dass F. meint, die Mitte sei da, wohin die Aufmerksamkeit gerichtet ist. Die Ränder seien da, wo niemand hinschaut. Das wäre aber genau genommen nicht der Rand der Existenz, sondern der Rand des Fokus, des Brennpunktes, in versuchtem genauerem Deutsch des „Blickwinkels“. Aber wessen Blickwinkel eigentlich? Deiner? Meiner? Und der Blickwinkel worauf?
Wo ist „die“ Mitte „der“ fokussierten Welt?
Vom Blickwinkel welcher Personen und wohin also spricht er? Will er sagen, es gebe einen Mehrheitsblickwinkel? Vielleicht einen rein ökonomischen Fokus? Aber spielt der in der Kirche wirklich eine Rolle? Wenn ja, wo und seit wann? Oder meint er gar nicht die Kirche, sondern die Welt im allgemeinen? Wo und mit welchem Blickwinkel soll sich die Kirche in der Welt – womöglich sogar mit ihr verschmolzen – positionieren?
Hält nicht der stolze Mensch sich selbst stets für den Mittelpunkt der Welt und versucht, sich in seinem „sozialen Segment“ möglichst ins Zentrum der Macht zu rücken – die Strategie dazu sei einmal dahingestellt? Es sei aber nur soviel gesagt: Auch das feige Schweigen ist eine Form der Machtsicherung, und handle es sichdabei auch nur diekleine unbedeutende Macht des zähen Überlebens.
Aber was genau ist dieses „In-der-Mitte-Sein“? Manche halten sich, obwohl sie im Zentrum ihrer persönlichen Wahrnehmung stehen, doch für „Außenseiter in der Gesellschaft“ oder werden dafür gehalten. Oder finden es „schick“, eine „Ausnahmeexistenz“ zu sein. Es ist einfach so schrill und cool, eine „Minderheit“ zu sein, noch dazu, wenn es eine lobbyistisch etablierte Minderheit ist, die damit kokettiert, dass sie vielleicht in Wahrheit gar keine Minderheit, sondern der Normalfall sei. Mir fallen da spontan Personen mit – aus ihrer Sicht – schutzbedürftigen, „abweichenden“ sexuellen Orientierungen ein. Sie werden an den Rand gedrängt, sagt man. Bloß an welchen Rand? Sie stehen immerhin seit Jahrzehnten im Mittelpunkt der politischen und medialen Aufmerksamkeit. Damit meine ich, dass ihre Interessen statistisch überthematisiert werden. Was ihr großes Lebensdrama betrifft, steht allerdings eine handfeste, solide und redliche interdisziplinäre Beschäftigung am Rande der Diskussion über ihre Interessen. Man sollte die Randexistenz solcher Studien in die Mitte wissenschaftlicher, seriöser Forschung ebenso holen wie die Debatte über die „Orientierung“ der Randexistenzen selbst. Wir merken – das mit der Rede vom „Rand“ ist … sagen wir: schwer zu fassen.
Ist das etwa ein „Rand“, wie Franziskus ihn gemeint hat?
Wohl kaum, denn er mag das vernünftige Denken nicht besonders. In seinen Reden steht es grundsätzlich unter Verdacht. Schade. Seine beiden Vorgänger haben das ganz anders gelehrt. Vernünftige Einsicht in Geheimnisse mache immer (!) verrückt, behauptete Franziskus gestern.[2] Ja, was soll man da noch sagen… Ich könnte diesen Satz, der wohl seiner Selbsterfahrung entstammt, weder bei mir selbst noch bei anderen bestätigen. Merkwürdig. Vernünftiges Nachdenken entzaubert sentimentale Mythen, deckt vermeintliche Geheimnisse als Offensichtliches auf und bleibt respektvoll vor dem Göttlichen stehen, das alle Vernunft übersteigt.
Als ob Gott einen haltlosen, beeinflussbaren, auf die Irrationalität eingeschworenen Menschen wollte! Braucht Franziskus solche Menschen?
Ich muss tief durchatmen, denn ist wieder einmal nicht klar, was Franziskus meint, auch wenn es den Schulz-von-Thun-erprobten Zeitgenossen mit ihren großen kommunikationspsychologischen Eselsohren gut „reinläuft“. Der Esel mit den drei Ohren – dem Beziehungsohr, dem Appellohr und dem Selbstoffenbarungsohr. Ein viertes Ohr ist ihm abhanden gekommen, nämlich das Sachinhaltsohr. Es kommt nicht mehr drauf an, was man sagt, sondern wie man’s sagt. Der Ton macht die Musik. Aber welches Musikstück spielt uns Franziskus da vor?
Will man das Liedlein nachsingen, fällt einem nicht mehr ein, was er gerade geträllert hat. Es ist weg, verschwunden.
Denn vor allem anderen ist die Existenz kein Brennpunkt, kein Fokus, sondern das ganze Dasein. Und das Dasein im ganzen hat weder Rand noch Mitte. Es ist ohnehin zweifelhaft, ob die Existenz mit einem geometrischen Körper vergleichbar ist… Die Rede könnte höchstens von „existentiellen Rändern“ sein und dann könnte man klären, welche existierende Sozietät und deren Struktur man konkret meint. Derartige Präzision habe ich jedoch von Franziskus noch nie gehört.
Auf jeden Fall schürt das Reden vom „Aus-sich-Herausgehen an die Ränder der Existenz“, so unverständlich es ist, wenn man präzise und scharf denkt, die dumpfen und aggressiven Instinkte all jener, die nicht vernünftig zu denken gewohnt sind. Mehrere Schuldzuweisungen, die als Lügen angesehen werden müssen angesichts der Überfülle an Gegenbeweisen, werden hier auf Samtpfoten in den Raum gestellt:
a. Die Kirche sei zu sehr bei sich selbst und gehe nicht nach außen
b. Uns werden nicht weiter definierte Menschen, deren Merkmal ist, dass sie an diesem ominösen Rand stehen, als unsere „Brüder und Schwestern“ serviert – nach der Lehre sind jedoch nur unsere Glaubensgeschwister unsere Brüder und Schwestern. Alle anderen sind einfach andere Menschen.
c. Die Kirche kümmere sich nicht um die Armen und Vergessenen. Nichts anderes tut sie seit es sie gibt – aber sie tut es sekundär. Zuerst kommt die Mission als Proselytismus. Die aber lehnt Franziskus bekanntermaßen und ausdrücklich ab. [3]Jesus hat in seinem Missionsauftrag nicht befohlen, Schulen und Krankenhäuser zu bauen und den eigenen Glauben einzureihen in die vielen Glaubenstraditionen der Welt. ER hat befohlen, zu taufen (also „Proselyten zu machen“) und die Getauften zu lehren, das, was ER gelehrt hat, zu halten. Wundersamerweise haben solche Missionare stets auch Schulen und Krankenhäuser gebaut. F. widerspricht also unserem Herrn direkt und dreist.

Warum schürt Franziskus solche dumpfen Instinkte im Zwielicht verzerrender Behauptungen?
Fragen über Fragen. Unbehagen über Unbehagen.
Es hat etwas Demagogisches.

An einer anderen Stelle spricht Franziskus vom „Rand des Gebotes“: „Als ich ein Kind war, betrat man normalerweise nicht das Haus von Geschiedenen, schon gar nicht, wenn sie wieder geheiratet hatten. Heute ruft der Papst selbst diejenigen, die eine neue Bindung eingegangen sind, dazu auf, am kirchlichen Leben teilzunehmen. Er bittet sie zu beten, in den Pfarrgemeinden und bei karitativen Werken mitzuarbeiten. Ihre Taufe wird nicht, weil sie am Rande des Gebots stehen, aufgehoben. Ich gebe zu, dass der Rhythmus vielleicht nicht dem Tempo der gesellschaftlichen Veränderungen entspricht, doch die geistlichen Führer, die auf die Stimme Gottes hören sollen, müssen sich die erforderliche Zeit nehmen, um die Antworten allmählich zu finden.“[4]
Im Klartext: Menschen, die in schwerer Sünde leben, „stehen (…) am Rande des Gebotes“. Meint Bergoglio im Widerspruch zur Lehre der Kirche.
Ist ein göttliches Gebot auch eine Scheibe mit Mittelpunkt und Rändern? Im Mittelpunkt steht der, der das Gebot hält und am Rand der, der es nicht hält? Aber halten tun sie alle das Gebot, nur eben mehr oder weniger?
Welch ein absurdes Bild! Entweder ich halte ein Gebot oder ich breche es.
Lebe ich im Ehebruch oder nicht? Ja oder Nein? Oder begehe ich vielleicht ein bisschen Ehebruch? Oder bin ich gar nicht sicher, ob ich noch in meiner Ehe ohne Ehebruch lebe, auch wenn ich mit niemandem anderen schlafe?
Welch ein verwirrtes Denken spiegelt sich hier wider!
Das Kennzeichen einer schweren Sünde ist, dass sie immer von Gott trennt – auch dann, wenn man dem Sünder viel zugute halten mag, etwa mildernde Umstände. Aber nichts auf der Welt kann einen Glaubensabfall, einen Mord oder einen Ehebruch in seiner Schwere abmildern.
Wie kann ein Bischof im Ernst davon sprechen, ein Ehebrecher lebe am „Rande des Gebotes“?
Jahrtausendelang war eine gültige Ehe durch zwei Dinge gekennzeichnet: durch die Willenserklärung, die formelle und freiwillige Eheschließung und durch den Vollzug der Sexualität. Alles andere zählte nicht als spezifisches Merkmal einer Ehe. Eine Ehe galt dann als gebrochen, wenn man mit einem anderen Menschen als dem Ehepartner sexuell verkehrt. Die Angelegenheit war einfach. Und sie bedarf dieser Einfachheit, um die Menschen nicht verrückt zu machen.
Nach dem Vaticanum II. schwadronierte man auch in der Kirche – wie die säkulare Welt – von der Liebe, die alleine eine Ehe begründe. In der Welt wurde es üblich, im Verlust der „Liebe“ einen legitimen Scheidungsgrund zu sehen. Große Teile der Kirche folgten dem romantischen Modell und berieten die Gläubigen so, als sei die „bräutliche Liebe“ der erste Ehezweck. Die Kirche hat jedoch die Liebe in allen Beziehungen zwischen Christen stets vorausgesetzt – keineswegs nur in der Ehe. Eine Ehe entsprang einem nüchternen Entschluss und dem Ja zur Berufung, eine Familie zu gründen. Die Sexualität wurde niemals als Selbstzweck oder gar als Weg zur besonderen Begegnung angesehen. Weil sich zwei Menschen auch leiblich sehr nahe kommen, wächst die Verantwortung gegenüber diesem Menschen. Das ist aber kein Zeichen einer größeren Liebe.
Um Ehebrüche zu rechtfertigen, werden heute mannigfache Zweifel an einem bei der Eheschließung „echten“ Ehewillen ins Feld geführt.[5] Andersherum wird den Menschen nicht klar gemacht, dass beispielsweise ein Zusammenhausen ohne Trauschein keineswegs eine Ehe ist, denn es fehlt der Ehewille. Wäre er vorhanden, hätten die Betroffenen eine Ehe geschlossen. Wenn sie aber keine Ehe geschlossen haben, sind sie auch nicht verheiratet. Selbst wenn in einer solchen Verbindung Kinder gezeugt und geboren werden handelt es sich nicht um eine Ehe. Die Frage, ob die Betroffenen sich lieben, ist hinsichtlich der Frage, ob es sich hier um eine Ehe handelt, ebenfalls unerheblich. Jahrtausendelang hat niemand einer solchen Lebensweise die Würde einer Ehe zuerkannt. Denn die Würde der Ehe - wie gesagt – liegt wesentlich darin, dass ein Partner dem anderen willentlich und öffentlich in Form eines Rechtsvertrages den Status des Gemahls verleiht. Das ist eine ganz andere Sache und lässt auch heute noch, trotz der verworrenen und verdunkelten Denkweise, spüren, dass die Liebe und der Respekt voreinander vor allem darin zum Ausdruck kommt, dass man sich dem objektiven Recht stellt.
Die Rede vom „Leben am Rande des Gebotes“ entspringt dieser verworrenen und verfinsterten Denkweise, in der alles vermischt und verwischt worden ist. In der innerkirchlichen Debatte wird häufig behauptet, nach einer katastrophalen ersten Ehe sei es oft sinnvoller und besser, geordnet und gewissermaßen geläutert in einer Zweitehe zu leben. Man könne solche Verhältnisse doch nicht als objektive Unordnung bezeichnen. Die Betroffenen sind also insofern „am Rand“ der idealen christlichen Verhältnisse, aber doch nicht außerhalb dieser Ordnungen…. In einer subjektiven Deutung mag sich dies so ansehen. Aber objektiv leben sie ungeordnet. Sie haben einem Ehepartner in einer kirchlichen Eheschließung das Sakrament der Ehe gespendet und dies auch gewollt. Selbst das säkulare Recht zieht die Betroffenen hier vor allem in materieller Hinsicht noch zur Verantwortung. Die christliche Ehe ist jedoch nicht eine Einrichtung vom Menschen für den Menschen, sondern von Gott für Gott. ER stiftet die Ehe zwischen zwei Menschen. Der Mensch lebt die Ehe nicht für sich selbst und seine Befriedigung, sondern für Gott und dessen Schöpferwillen. Ebenso wie andere ein zölibatäres Leben nicht um ihrer selbst willen, sondern für Gott leben. In der Ehe sollen neue Menschen ins Leben gerufen und aufgezogen werden. Die Treue zum Ehegatten ist Ausdruck der Treue zu Gott. Zerbricht die gute Beziehung zum Ehegatten, ändert das nichts daran, dass er der Ehemann, die Ehefrau ist. In einer zerbrechenden Ehe wird der Schmerz Gottes erfahrbar, wenn wir von IHM abfallen. Gott kündigt seine unwiderrufliche Bindung an uns deswegen nicht auf. Aber es ist eindeutige Aussage der Heiligen Schrift und der Dogmen, dass derjenige, der im Abfall bleibt, verloren ist. Gott verzeiht zwar jedem bei der Umkehr und nimmt ihn in Ehren wieder auf. Aber ohne diesen Akt der Rückkehr geht der Mensch den selbstgewählten Weg in die Hölle. Die Aufgabe eines Menschen in einer anstrengenden oder belasteten Ehe ist nach katholischer Auffassung die, dieses Zeichen des Schmerzes Gottes zu leben und dem Partner, vor allem aber IHM treu zu bleiben. Mir ist klar, dass das heute unverständlich klingt. Es war aber Lehre der Kirche von Anfang an. Es wäre an der Zeit, die Brisanz dieser Lehre zu meditieren: nein, ER sagt nicht „Schwamm drüber“ und zelebriert nach all dem Leid auf Erden eine undifferenzierte Allversöhnung!
Andererseits sind im Christentum der Liebe – im Gegensatz zur Sexualität - keinerlei Grenzen gesetzt. Jeder ist dazu berufen, zu lieben. Vor allem Gott und daraus abgeleitet den Nächsten.
Die Rede vom ehebrecherischen „Stehen am Rande des Gebotes“ widerspricht fundamental dem katholischen Verständnis der Ehe. Es wundert daher nicht, dass Bergoglio etwas später hinsichtlich der liberaleren Umgangsweise mit wiederverheiratet Geschiedenen in der Kirche sagt: „Ich gebe zu, dass der Rhythmus vielleicht nicht dem Tempo der gesellschaftlichen Veränderungen entspricht, doch die geistlichen Führer, die auf die Stimme Gottes hören sollen, müssen sich die erforderliche Zeit nehmen, um die Antworten allmählich zu finden.“ Das klingt so, als halte er eine weitere Liberalisierung für offen.
Das Gebot also hat zwar eine Mitte, kann sich aber an den Rändern soweit ausdehnen, dass auch Ehebruch in vielen Formen immer noch als ein „Halten des Gebotes“ rechtfertigt werden kann.

Bergoglios Scheiben-Metaphorik ist Zeichen einer subjektivistischen Auffassung der Religion. Dazu passt sein Misstrauen gegenüber der Vernunft. Er sagt heute dies und morgen das. Manches klingt superfromm und manches fast agnostisch. Jeden Tag etwas Neues. Ich möchte nicht den Teufel an die Wand malen – aber diese Methode gehört zum uralten propagandistischen Handwerkszeug der Verführer und Tyrannen. Mit derselben Masche konnten die Nationalsozialisten die unterschiedlichsten Gruppierungen an sich binden. Die Nazis sprachen anfangs in vielen Zungen und jeder hörte, was er hören wollte. Pietisten hofften auf eine Instandsetzung der "positiven" protestantischen Theologie, Monarchisten auf die Abschaffung der Demokratie, Deutschnationale auf die Abwehr der Sozialdemokratie, Nationalisten auf eine antisemitische Politik, wirtschaftlich Gedemütigte auf die Rehabilitation Deutschlands und den Abwurf des "Schanddiktats" von Versailles, mancher Kleinbügrer auf ein nicht-marxistisches Durchgreifen gegenüber den Reichen, Industrialisierungsgegner und Romantiker auf eine Wiederbelebung des Handwerks etc. etc. Das Stimmengewirr verlor seine Mehrdeutigkeit aber, sobald die Macht gesichert war. Wir wissen alle, wie es weiterging. Und wir kennen diese Strategien im Kleinen. Wie viele von uns mussten schon erleben, wie auf diese Weise ganze Betriebe und Unternehmen, Vereine und Institutionen erst schleichend, dann brutal und unter permanentem Rechtsbruch zerstört und sämtliche Mahner weggemobbt wurden? 
Soll es in der Kirche, in der Kirche eine weltweite Verfolgung der Traditionsverbundenen geben?
Bekannt ist auch die Masche, all jene, die auf das objektive und präzise geltende Recht hinweisen, als „Legalisten“ zu beschimpfen, wie es Franziskus ungehemmt tut. Es ist jedes Mal wieder ein negatives Wunder, wie ein Großteil der Menschen solchen Charakteren verfällt und nach getaner Zerstörung von allem nichts bemerkt haben will.
Ja, die Erde ist aus dieser Sicht eine Scheibe mit Rändern. Es gibt nur noch zwei Dimensionen. Ist die Horizontalität diePosition der Feigheit und mangelnden Aufrichtigkeit?
Es ist gut, dass ER das alles richten wird.
ER ist „aufgefahren in den Himmel“ bekennen wir immer noch, und „von dort wird ER kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“. Vertikal, es gibt Oben und Unten.
Während die Neue Kirche das Reich Gottes ausschließlich auf der scheibenförmigen Erde verwirklicht wissen will und sich selbst im permanenten Fortschritt („semper reformanda“) die Absolution für alles erteilen will, was ihr gerade opportun erscheint vor der Welt, glaubt(e) die wahre Kirche, die auf Jesus zurückgeht, an eine vertikale Anordnung. Es gibt den Himmel, die Erde und den Abgrund, die Hölle. Zahllose Heilige der Vergangenheit haben den Himmel offenstehen sehen (wie der Hl. Stephanus, der Hl. Paulus). Ebenso häufig hatten begnadete Heilige Höllenvisionen, die ihnen die Brisanz der notwendigen Bekehrung für jede Seele vor Augen führten (wie die Hl. Theresa von Jesus, Don Bosco, die drei Seherkinder in Fatima oder die Hl. Faustyna Kowalska). Es ist abwegig, all das nach 1900 Jahren selbstverständlicher Existenz im Glaubensgut als „zeitbedingt“ abzuschmettern.
Was ER von Anfang an gesagt hat, gilt in Ewigkeit und ist weder zweideutig noch zeitbedingt.
Zweideutig ist vielmehr unser falsches Herz, zeitverhaftet unser verdorbener Sinn.
Welche Beleidigung des Höchsten, diese sündhaften Wesenszüge auf IHN und den wahren Glauben zu projizieren! 


Unser Leben ist kurz. Wir alle müssen davon. Jeder wird vor IHM stehen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel verlangt. Auf wen wird das mehr zutreffen als auf Bischöfe und Päpste?
Relevant ist allein, was unser Herr von jedem von uns persönlich gewollt hat, was wir getan haben und wie er uns am Ende beurteilen wird.
Was wird sein, wenn wir sagen müssten:
„Beladen und tief gebeugt vom Ballast unserer Zeit und unserem Eigenwillen krochen wir auf der Erde und sanken immer tiefer in sie ein, bis sie uns fraß.
Die Tage sind um. Wir haben sie vertan. Begraben sind wir unter unserer Zeit“


Artikel erschien auch auf Katholisches.info

[2] http://www.kath.net/news/43370
[3] Interview von Eugenio Scalfari mit Franziskus, veröffentlicht in La Repubblica am 2. Oktober 2013
[4] Bergoglio/Skorka: Über Himmel und Erde – als E-Book, daher leider keine Seitenzahlen möglich, Kapitel 4 Über die Religionen
[5] Schockenhoff Eberhard: Kirche als Versöhnungsgemeinschaft. Herder Korrespondenz Sonderdruck 4/2012