Samstag, 29. September 2018

Trinitätslehre auf dem Prüfstand - Brief V an Unitarier und Trinitarier: Das "Malzeichen des Tieres" und das "Millennium"



Gedanken zum „Malzeichen des Tieres“ und zum „Millennium“

Unitarier bezweifeln nicht nur das Trinitätsmodell, das sich seit dem 3./4. Jh massiv und militant, unter verschiedenen Verwerfungen und Schismen, dogmatisch — für die Kirche — nicht mehr revidierbar aufgebaut hat.

Sie bezweifeln auch die kirchliche Aufforderung, nicht an das tausendjährige Reich zu glauben, von dem in Apk 20 gesprochen wird. Sie hat definiert, dass Millenarismus nicht nur nicht glaubensnotwendig, sondern auch als falsch anzusehen ist. Sie selbst hält sich für dieses Reich, bevor das Weltgericht stattfindet und sieht sich selbst als den regierenden „fortlebenden Christus“ an, der im eucharistischen Kult und den Hierarchen als angeblich anwesend deklariert wird. In ihrer globalen Regierung beansprucht sie den Christus zu vertreten als Weltherrscher.
Die evangelischen und orthodoxen Kirchen haben sich von der Kirche als Herrschaftsmodell niemals konsequent verabschiedet, sondern tragen es auf ihre Weise mit und weiter. Immer geht es um eine irdische Herrschaft Jesu Christi, um eine Regentschaft nach den Kategorien dieser Welt.

Unitarier kommen nun zurück auf die Aussage im NT, das „Reich Gottes“ sei „nahe herbei gekommen“. Bevor ich auf die Aussagen Jesu näher eingehe, möchte ich kurz einen gedanklichen Spot zum „Malzeichen des Tieres“ formulieren.
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HÖRBUCHZU DIESEM ARTIKEL HIER Was ist eigentlich das Millennium?
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Die Polemik der Unitarier trifft häufig die Prophetin der Adventisten, Ellen G. White, die in ihrem Buch „Vom Schatten zum Licht. Der große Kampf zwischen Gut und Böse“ von 1911, das auf Englisch unter dem Titel „The great Controversy between Christ and Satan“ erschien, dieses Millennium als eine Zeit der Verwüstung zeichnet, die der Satan sich ansehen muss. Zuvor seien alle Ungläubigen gestorben, alle Gläubigen entrückt bzw auferstanden und zu Jesus, der vom Himmel kommt, geführt worden. Die „Gebundenheit des Satans“ sei ein Zwang zur Untätigkeit in der Verwüstung. Am Ende der 1000 Jahre würden alle auferweckt, der Satan werde erneut losgelassen und veranstalte einen letzten apokalyptischen Kampf gegen Christus, danach finde das Weltgericht statt und die Erde werde erneuert.
Unitarier wie Sir Anthony Buzzard sagen ausdrücklich, diese Interpretation Whites dürfe man nicht glauben. Vielmehr strebten wir auf eine Königsherrschaft Christi zu, die in diesen 1000 Jahren verwirklicht werde, die die Kirche erfolgreich immer unter den Teppich habe kehren wollen. Assoziiert ist mit dieser Lehre die Verneinung der tradierten Lehre, dass man nach dem Tod gerichtet und in den Himmel komme oder in die Hölle. Vielmehr entschlafen die Toten und warten im Hades (Scheol) bis zu ihrer Auferstehung zum Gericht und zum Reich Gottes. Über letzteres könnte ich reden, aber nicht über ersteres.

Nun muss man immerhin sowohl der Kirche als auch Ellen White zugestehen, dass die Darstellungen des Reiches Gottes absolut nicht eindeutig sind in der Schrift. Wie immer man die Aussagen „zusammenpuzzelt“ — irgendetwas bleibt immer offen oder stimmt nicht zusammen.
Ich finde Whites Auslegung nicht unsinnig, wenn auch überraschend. Aber es ist merkwürdig, dass tatsächlich vor diesem „Reich“ (das kein echtes Reich ist in der Apk, sondern nur ein Zeitraum von 1000 Jahren) in einem schlimmen Kriegsgeschehen alle Menschen vernichtet werden: „Die Übrigen wurden getötet mit dem Schwert, das aus dem Munde des Reiters kam; und alle Vögel fraßen sich satt an ihrem Fleisch“ (Apk 19, 21). Man mag einwenden, dass diese „übrigen“ nur die Herrscher und die Großen der Erde meint, aber es werden zuvor ausdrücklich alle jene genannt, die das Malzeichen des Tieres angenommen haben, also alle, die verloren gehen. Entrückt werden die Brüder und Schwestern Jesu, die das Malzeichen nicht angenommen hatten. Auferstehen werden nur die, die selig entschlafen waren. Die, die nicht geglaubt haben, stehen nicht auf zu diesem Zeitpunkt. Inwiefern dann Christus die Nationen mit seinem eisernen Stab in dieser Zeit in einem „Reich“ weiden soll, ist nicht zu beantworten. Es heißt ausdrücklich, dass diese Nationen nicht zum Leben kommen in diesen 1000 Jahren (Apk 20, 5). Auch ist es absurd, sich vorzustellen, dass die, die durch die Annahme des Malzeichens unwiderbringlich verloren sind nach der Aussage der Apokalypse, dann doch überleben für 1000 Jahre und in ein Friedensreich eingehen, womöglich noch Kinder zeugen, deren Status gänzlich ungeklärt wäre - sind deren Kinder dann auch Gezeichnete oder wie oder was? Jesus müsste dann mit den Seinen 1000 Jahre lang die Verlorenen regieren?! Und das unter der Umschmiedung von Schwertern zu Pflugscharen, die man aus den Jesaja-Visionen damit verklammert?! Also: die Verdammten kehren um und sind doch nicht verdammt? Ich weiß, dass viele deshalb an eine Allversöhnungslehre glauben, aber vielleicht hat eben doch eine Interpretation wie die Ellen Whites mehr Argumente für sich, denn die gesamte Schrift spricht nirgends von Allversöhnung, sondern von einer Endabrechung, in der das selbstgewählt Verlorene in ewiger Unruhe verbleiben muss, während die Erlösten in die ewige Ruhe mit ihrem Herrn eingehen werden. Nota bene: verloren gehen die, die verloren gehen wollen. Die Erlösung kann jeder leicht annehmen, der es nur will. Gott hätte gewiss am liebsten alle bei sich, aber viele wollen das nicht. Und Gott ist ein Gott der Freiheit, kein "Übervater" im freudianischen Sinn, sondern ein Vater, der seine Kinder auch in der Entscheidung gegen ihn respektiert.
Die Szenerie klingt tatsächlich so, wie White es versteht: in den 1000 Jahren werden diejenigen, die das Malzeichen nicht angenommen hatten, berufen, Gerichtsprozesse vorzubereiten. Vor meinem inneren Auge tauchen da gewissermaßen Untersuchungen, Recherchen über die Zusammenhänge und die Position jedes einzelnen darin auf. 1000 Jahre kommen mir dazu noch kurz vor! Aber wenn viele zu Christus gehören, kann die Gerichtsrecherche vielleicht in 1000 Jahren geschafft werden. O wäre es doch so!
Man könnte einwenden, dass es aber doch heiße, der Satan werde gebunden, damit er die Nationen nicht mehr verführe (Apk 20, 3). Man kann diese "Völker" als die Gerechten aus allen Völkern auffassen, die, die die erste Auferstehung erlebt haben. Wir wissen doch, dass Jesus ebenso wie die Apk uns sagen, dass den Mächten der Bosheit die Macht gegeben wurde, gegen die Heiligen, die Gerechten zu kämpfen und sie zu verführen - wenn sie nicht knapp gerettet würden. Auch sie erliegen mancher Täuschung! Ein gerechtes Gericht kann aber nur vorbereitet werden, wenn man nicht ständig gegen Verführung und Verwirrung ankämpfen muss. Daher wird der Verwirrer gebunden.
Nachdem also der Satan gebunden und die Widerständler Christi das Gericht vorbereitet haben, werden alle auferweckt und sollen gerichtet werden. Der Satan wird wieder losgelassen, weil er ja mitgerichtet werden muss, und versucht in einem letzten Akt, die Nationen (also die zum Gericht Auferstandenen!) gegen Christus aufzustellen. Es misslingt. Er wird vernichtet. Danach beginnt das Jüngste Gericht.
Nach dem Gericht gibt es „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ (Apk 21, 1)

Für mich ist nicht ersichtlich, dass in diesen 1000 Jahren bereits ein Friedensreich verwirklicht würde. Sehr wohl gibt es ein solches, aber nach dem Gericht über die Völker und den einzelnen. Die prophetischen Stellen im Alten Testament meinen also nicht zwingend diese 1000 Jahre, zumal sie in der Offenbarung nicht „Reich“ genannt werden. Der Satz in Apk 20, 6, der davon spricht, die Seinen würden 1000 Jahre mit ihm „herrschen“, heißt eigentlich „regieren“. Dabei muss man beachten, dass das griechische Wort „basileus“ (Verb: „basileuo“), das gemeinhin als „Herrscher“ (Verb: „herrschen“) übersetzt wird, eine ausgesprochen unklare Herkunft hat und wahrscheinlich sogar ursprünglich das Bedeutungsfeld von „Herrschaft“ ausschloss, also förmlich in sein Gegenteil verkehrt wurde. Es meinte nach derzeitigem Forschungsstand einfach einen „Großen“, der in seiner Größe agierte, die gar keiner gesonderten Herrschaft mehr bedurfte. Es ist „Autorität“ im Sinne Hannah Arendts — sie ist immer ohne Machtinstrumente und besteht aus sich selbst heraus unbezwingbar.[1] Echte Autorität bedarf keiner Herrschaftsinstrumente - Arendt führt das anhand des antiken römischen Senates aus. Eine Wahrheit, die sich gewaltsam durchsetzen muss, ist Lüge. Herrschaft ist per se immer böse und verlogen. Diese „Herrschaft“, diese eigentliche "basileia" aber, diese unhintergehbare Realität der Wahrheit aber, die auf den Selbstmord einer verlogenen Menschheit blicken wird, der 1000 Jahre kann also sehr wohl einfach die Autorität der Gerechten mit Christus sein, die Weltgeschichte historisch aufzuarbeiten und zu beurteilen, bevor das Gericht stattfindet. Niemand täusche sich über das, was auf uns kommt: diese Herrschaft der Lüge, die wir derzeit geradezu irrsinnig erleben, wird zu einem großen, sich selbst fressenden Inferno führen. Das "Schwert, das aus dem Munde des Reiters" kommt, der übrigens die Namen "Treu" und "Wahrhaftig" trägt, ist die sanfte Autorität der Wahrheit, an der jede Lüge am Ende zugrunde gehen wird. Das Schwert, das aus dem Munde kommt, ist das Wort der Wahrheit.

Nicht sehr überzeugend ist dagegen Ellen Whites Meinung, dass das Malzeichen des Tieres „weltweite Sonntagsgesetze“ seien. Ich stimme ihr in ihrer Skepsis gegenüber dem durch Konstantin eingeführten heidnischen Sonntag als Ersatz für den Schabbat zu. Das ist tatsächlich merkwürdig und keineswegs so leicht zu nehmen, wie die meisten Christen es abhandeln. Der Sonntag ist wie sämtliche Festtage dem Sonnenkult entlehnt und darum für Christen in keinem Fall als ein „Muss“ akzeptabel. Andererseits ist den Christen gerade hinsichtlich des Schabbat und der Feste im NT keinerlei Auflage gemacht worden. Das Apostelkonzil, von dem die Apg berichtet, erwähnt nichts davon. Die gängige adventistische Argumentation, das Schabbatgebot sei das einzige Gebot in den 10 Geboten, das dem gesunden Menschenverstand nicht plausibel sei und darum gewissermaßen das Prüfsiegel für echte Jünger Jesu und ihren unbeirrten Glauben, kann ich nicht einsehen.
Ich kann es nicht einsehen, weil davon wirklich keine Rede ist — nirgends. Im Alten Testament ist der Schabbat ein Zeichen zwischen Israel und Gott auf die künftige Ruhe hin, die im Messias erreicht wird. Bereits Jesus hat aber den Schabbat relativiert: er sei für den Menschen da, nicht der Mensch für den Schabbat. Aber wie immer: jeder muss entscheiden, was er vor Gott verantworten kann.
Ein Zusammenhang aber zum „Malzeichen des Tieres“, das laut Apk auf Stirn und Hand angebracht wird, ist für mich absolut weit hergeholt. Ich habe mir diverse adventistische Predigten angehört, in denen die Beschreibung in der Apk als „rein symbolisch“ abgetan wird. Nun ist aber ein „Malzeichen“, also eine Art Tattoo (!), auf Hand und Stirne doch sehr konkret vor Augen gehalten. Was soll es denn sonst sein als ein Tattoo auf der Stirn und der Hand?! Der gedankliche Weg zum „Sonntag“ ist wirklich etwas sehr weit und vage. Adventisten setzen die Idee Ellen Whites in Zusammenhang mit der biblischen Aussage, nur der, der das Zeichen trage, könne noch kaufen und verkaufen. Aber auch das erscheint mir zu vage: wer also sonntags nicht einkaufen geht oder etwas verkauft, trägt das "Malzeichen des Tieres"? Das wären geradezu apokalyptische Verhätlnisse seit 1700 Jahren? Nein - so sehr White recht hat mit ihrer Kritik an Konstantins Sonntagsedikt, so wenig plausibel ist die Verknüpfung des malzeichens mit dem Sonntag! Vielmehr muss man doch an ein materielles Tattoo denken, mit dem man leiblich gezeichnet wird, und ohne das niemand mehr am Geschäftsleben teilhaben kann. Die wireless EC-Karten und die geplante Abschaffung des Bargeldes sind durchaus geeignet, uns hier eine Illustration dessen vorausahnen zu lassen, was noch kommen wird. Auch die totale Virtualisierung des Geldes, das durch keinen materiellen Gegenwert mehr gedeckt ist und kein Tauschmittel im strengen Sinne mehr ist lässt uns dämmern, was noch kommen könnte. Wenn ich bedenke, wie ich noch vor 25 Jahren mit Reiseschecks im Ausland unterwegs war und überall Wechselstuben waren...

Mich bewegt hier etwas anderes. Im Kolosserbrief (2,16)  steht ausdrücklich, niemand solle sich wegen eines Schabbates oder Festtags ein schlechtes Gewissen einreden lassen. Das ist für mich eindeutig. Es ist auch logisch, denn die Ruhe Gottes hat sich bereits erfüllt, wir leben gewissermaßen in der Nacht des Schabbat, und wir erwarten die Morgenröte.
Das „Malzeichen“ aber ist ein echtes Tattoo, kein symbolisches — wie anders sollte es in seiner Unhintergehbarkeit darüber entscheiden, ob einer verlorengeht?

Aber ich frage mich: Was hat eine solche Macht, die keine Umkehr mehr ermöglicht, sobald man es materiell angenommen hat?
Im Grunde erinnert es an Märchen und ein bewusstes, eindeutiges und persönliches Verschreiben der Seele an den Teufel mit Blut. Dass wir alle einmal dachten, wir müssten den Sonntag halten, ist nicht qualifiziert dazu, eine so gewichtige Entscheidung zu tragen. Wir wussten es nicht besser und wir dachten nicht, dass das falsch ist — im Gegenteil, man sagte uns, das sei der Auferstehungstag etc. Wir waren in gutem Glauben, bis wir es besser erkannten oder eben noch nicht.

Die Annahme dieses Malzeichens aber ist wesentlich dramatischer und passiert nicht aus Versehen oder aus Unbedachtheit oder Ignoranz.
Es muss sich um einen Akt handeln, der für jeden so bewusst ist wie noch niemals zuvor etwas im Leben.
Aber dennoch frage ich mich: wie soll ein Tattoo einen Menschen festhalten können für immer? Viele denken an Überwachungssatelliten und einen Chip, der uns alle verfolgbar macht.
Ich glaube, das reicht nicht aus, um das zu erklären, was hier in der Apk beschrieben wird. Es muss dieses Tattoo an sich und für sich Macht über meine Seele haben, nicht nur über meinen Leib.
Schon heute gehen Menschen mit elektronischen Fußfesseln. Früher tätowierte man Strafgefangene oder Sklaven, damit sie niemals mehr verbergen konnten, wer über sie Macht hat. Dies geschah aber stets unfreiwillig. Es mag Macht über ihren Leib gehabt haben, nicht aber über ihre Seelen und Geister. Wir werden aber gewarnt vor denen, die Macht über die Seelen gewinnen können! Echte Macht — nicht eine vorübergehende und nicht selbst verschuldete Täuschung oder irgendein „aus Versehen“ oder „nicht besser wissen“.

Was ist also zu verstehen unter einem freiwilligen Tattoo, das den Verlust des Heiles für immer bedeutet?
Auffallend ist, dass im Zeitgeist das Tätowieren seit Jahren salonfähig gemacht wird. Was früher nur Piraten und Desparados freiwillig taten, ist heute schick geworden, setzt also die Hemmschwelle herab, sich freiwillig brandmarken zu lassen. Ungezählte jüngere Menschen lassen sich freiwillig über und über tätowieren, ganz auffallend auch oft jene, die alternative Kanäle auf Youtube unterhalten, aber nicht nur sie sie — sondern nur sie nicht anders als der Mainstream…
Ein Tattoo wird man bereits heute nie mehr vollständig entfernen können. Aber noch ist es nur ein körperliches Zeichen, kein geistiges oder seelisches.

Ich kann nur spekulieren, aber vielleicht gibt es doch eine Materie, die an bestimmten Geist gebunden ist, etwa eine intelligente Tinte oder dergleichen, die auf einen bestimmten Code programmiert. Man hörte solche Gerüchte etwa über das „Black Goo“, ein intelligentes Öl, das Menschen manipulieren kann und um dessentwillen der Falklandkrieg geführt wurde. Etwas in dieser Art müsste es sein, etwas, das man, wenn es einmal wirkt, nie mehr neutralisieren kann, wie eine Krankheit, die den ganzen Organismus, nun aber auch seelisch und geistig, total (!) vereinnahmt, so, dass man keine Macht mehr hat über sich selbst und mithilfe des Willens diesen Zugriff nicht mehr rückgängig machen kann. Wie beim Black Goo aber funktioniert das nicht unfreiwillig. Nur der, der sich drauf einlässt, gibt dem Tattoo Macht. Man kann niemanden gewaltsam tätowieren und es müsste wirken — genau das würde nicht funktionieren. Es wäre nur als eine freiwillige Sache eine Zeichnung zur Besessenheit zum ewigen Tod. Solange auch nur ein Funken des Willens dem entgegensteht, wird es keine Macht haben können. In welcher Situation aber würden Menschen in größerer Zahl freiwillig ihren ewigen Tod anerkennen und sich dafür sogar zeichnen lassen, damit sie diesen Tod jetzt und hier für immer und unaufhebbar eingezeichnet bekämen, der ihr Bewusstsein veränderte und sie für immer ihrer Persönlichkeit berauben würde?
Adventisten und viele mit ihnen, auch Katholiken, viele evangelische Fundamentalisten, denken, die für die Endzeit charakteristische "Gesetzlosigkeit" bedeute, dass Menschen die Tora nicht halten, die 10 Gebote missachten etc. Ich halte das für eine Milchmädchenrechnung. Das echte und heilsame Gesetz ist in einem lebendigen Herzen eingeschrieben. Es sind eben keine Normen - genau das nicht mehr! Normen töten, weil sie dem Buchstaben folgen. Das wirkliche Gebot ist nur das der Gottes- und Menschenliebe, ein wirklich flexibles Gesetz, das anpassungsfähig ist, ohne seine Wahrheit aufzugeben. Gott schert niemand über einen Kamm, weil er uns liebt. Aber er hat uns den gesandt, der "Wahrheit" ist: Wehe also denen, die Lüge gegen Wahrheit eintauschen. Man vergesse nicht, dass Jesus gerade die strengen Gesetzeslehrer und -wächter als "Gesetzlose" bezeichnet hat. Alle Adventisten und Katholiken, Orthodoxe und sonstige Gesetzesfetischisten, auch Juden und Muslime merkt auf: das Gesetz, wie ihr es versteht, ist Lüge und tötet. Es ist in Wahrheit Gesetzlosigkeit und Chaos.

Ich weiß, dass das futuristisch klingt mit der "intelligenten Tinte", aber ich kann mir sonst nicht erklären, was sonst eine solche Dramatik entwickeln soll, wie die Apk sie zeichnet. Man kann also Ellen White in einer Hinsicht rechtgeben, in anderer nicht.
Die unitarische Idee, nun doch noch eine Art Chiliasmus zu erfinden, finde ich extrem gefährlich: Was wenn uns eine Wiederkunft vorgegaukelt wird, die uns in nicht in das „Reich Gottes“, sondern in die Hölle stürzt? Sind wir gefeit vor Täuschungen? Was, wenn ein angeblicher Messias uns einfangen soll? Und uns allerlei Hokuspokus vorspielt, für jeden etwas, für Unitarier und Trinitarier gleichermaßen?
Ich kann nur ausdrückliche Warnungen aussprechen und hoffen, selbst nicht abzustürzen. Uns ist nirgends ein 1000 Jahre währendes politisches Friedensreich versprochen worden.

Was Jesus dazu wirklich gesagt hat, werde ich in einem nächsten Brief untersuchen.


[1] Hanna Arendt: Was ist Autorität? (1955). In „Fragwürdige Traditionsbestände im politischen Denken der Gegenwart. Frankfurt aM 1957

Dienstag, 11. September 2018

Domino: Die Kulissen der abendländischen Illusionswelten stürzen ein



Es sind zu viele Linien, die durcheinander gehen. Es sind ganze Schwärme von Linien — historische, soziologische, religiöse, militärische, wirtschaftliche — , die sichtbar werden, sobald ein sachgemäßer Blick auf unsere derzeitige politische und kulturelle Lage versucht wird.
Monika Maron sagte sinngemäß in einem Interview auf der Frankfurter Buchmesse 2018, das Wolfgang Herles mit ihr geführt hat (kann hier angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=ONgFNSELBzI), auf dessen Schlussfrage hin, was Bundeskanzlerin Merkel antreibe, sie könne es angesichts der Irrationalität, Destruktivität, die es aufweist, nicht erklären. Sie lande bei jedem Erklärungsversuch  bei „Verschwörungstheorien“, aber da wolle sie nicht hin. Für „naiv“ halte sie sie auch nicht… In jedem Fall geschehe derzeit eine Selbstaufgabe Deutschlands durch die Merkel-Regierung.
Alexander Gauland (AfD) sagte unlängst in einer Parlamentsdebatte, in dieser Regierung läge „mit Verlaub: ein Dachschaden“ vor (kann hier angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=ujUVSLKFVSI). Merkel saß dabei wie so oft (wenn sie nicht auf ihrem Smartphone zappt, ihre Sitznachbarn demonstrativ anquatscht, aufsteht oder einfach nur dreckig grinst, wenn Sahra Wagenknecht ihr die sozialen Probleme vor Augen hält, die seit der Merkelregierung Deutschland weit zurückgeworfen haben) mit trotzig verzerrter, infantiler Miene auf ihrer Regierungsbank.
Auch wenn es nicht schmeichelhaft ist für die Obrigkeit, aber genau diesen Eindruck einer wahnhaften, psychopathischen Performance, die mit allen Mitteln herrschen will, habe auch ich. Ich habe mich manchmal schon allen Ernstes gefragt, ob diese Regierung kollektiv unter Drogen steht, samt einem pekuniär verfetteten, täglich mehr degenerierenden Medienapparat, der inzwischen eine Beleidigung der Vernunft und der Sittlichkeit ist. Ich rezipiere längst schon keine öffentlich-rechtlichen Medien mehr, außer bei der Verfolgung von Live-Debatten auf Phoenix. Niedrigstes Argumentationsniveau, Gekeife, Überbrüllen der Gesprächspartner, eine geradezu schamlos-obszöne Verlogenheit, oberlehrerhafte Übergriffigkeit bei der Präsentation der Nachrichten, Verdrehung historischer und naturwissenschaftlicher Tatsachen, einseitige Präsentation zeitgenössischer Diskussionen und Verhetzung der jeweils dem Staatsmainstream entgegengesetzten Seite, Verleumdung aller Kritiker der Regierungspolitik als „populistisch“, „Nazis“ oder auch als „linksradikal“, dümmliche Belehrungen durch bescheidenste, aber umso großmäuligere Geister, selbstgerechter Moralismus, Eiseskälte und vulgär-ideologisch aufgebrezelte Spielfilme lassen die Frage aufkommen, wo all diese teilweise sogar kriminelle Energie eigentlich herkommt. Dazwischen Sport, Sport und noch mal Sport. Manchmal denke ich an Szenarien wie 1978 in Jonestown, wo eine gesamte Sekten-Community einen „heiligen“ Todeswahn auslebte und am Ende kollektiv Selbstmord beging. Unsere Regierung erweckt einen solchen Eindruck, eine kranke Sekte zu sein.

Aber anders als es in der AfD oder teilweise auch bei der Partei Die Linke geschieht, sehe ich nicht, dass Merkel eine Art „Abbruch“ einer doch bisher so guten Tradition gewesen wäre. Der Wahnsinn hat sich lange aufgebaut und das Volk in eine unübersehbare Zahl an Täuschungen über die Wirklichkeit gestürzt. Wir leben in einem verlogenen Konstrukt aus falschen Geschichtsbildern und pseudowissenschaftlichen Gewissheiten über die Welt. Und das schon sehr lange, länger als wir es ahnen, denn je weiter ich zurückforsche, desto verheerender die Entlarvungen. Der Antimodernismuswahn , der im 19. Jh über die unselige Gestalt Pius X. direkt in den Faschismus mündete, wollte vor allem eines: die Entzauberung falscher Gewissheiten über die Welt, auf denen die Eliten ihre Macht gründeten, aufzuhalten und zu kriminalisieren. In einigen Jahrzehnten aber rüstete dieselbe Elite nach und wartete mit einem erneuerten Falschbild auf, das sie als Revolution, „Umbruch“ bzw Reformwilligkeit ausgab. Ich werde daher immer hellhörig, wenn die Behörden uns jahrelang zum „Umbruch“ und zum „Aufbrechen“ ermuntern. Das stinkt, wie es immer stank! Denn wann ich aufbreche und wann nicht, lasse ich mir weder von einem Kulturamt noch einer schmutzigen Priesterkaste diktieren. Und wenn ich dazu Grund habe, werde ich auch nicht aufbrechen. Pardon: aber meine Gedanken bleiben frei.

Es ist nicht nur eine beängstigende und völlig hirnlos zugelassene oder sogar gesteuerte Migrationswelle, die uns in Frage stellt, sondern die zeitgleiche Entdeckung, die inzwischen sehr viele mit Argumenten (!) äußern, in einem Konstrukt gelebt zu haben, das sich als einzige Fiktion entlarven könnte. Viele Stimmen werden laut, die von „devil’s biggest deception“ sprechen, die auf immer mehr Ebenen die scheinbaren abendländischen Gewissheiten hinterfragen. Noch macht sich die besagte verkommene Medienlandschaft darüber lustig, aber die Entzauberung einer großen Täuschung schreitet hörbar voran: manche Geschichtsschreibung wird revidiert, und dies mit triftigen Gründen. Das Echo der Mächtigen und ihrer Untertanen ist darauf der Vorwurf des „Geschichtsrevisionismus“. Aber alleine der Begriff offenbart, dass die, die ihn als Vorwurf einsetzen, Ideologen sind und keine Forschergeister, denn Wissenschaft muss immer falsifizierbar und Forschungsstände und –traditionen müssen immer „revidierbar“ bleiben, sondern verdienen sie den Namen „Wissenschaft“ oder „Forschung“ nicht! Es wird aber auch manche naturwissenschaftliche Ideologie immer stärker bezweifelt und dies mit vernünftigen Gründen — ob es sich um ein absurdes und nicht nachweisbares Konstrukt von „Weltklima“ handelt, um den Verdacht, dass man uns alternative, um echte alternative, „freie“ Energie betrügt oder die Kosmologie, die als Fake entlarvt wird. Eine ebenfalls immer lautere Debatte ist die um den Status der BRD, eine erneute Infragestellung des Anschlusses der DDR an dieses Konstrukt, das kein echtes Völkerrechtssubjekt ist und verpasst hat, sich eine eigene Verfassung in Freiheit zu geben, wie Art 146 GG es immer noch vorsieht. Andererseits fragen viele, ob nicht längst Art 20 GG erfüllt werden muss, weil unsere Regierung nach Auffassung mehrerer ehemaliger Verfassungsrichter inzwischen massenhafte Grundgesetzverstöße begangen hat, deren von ihnen eingereichte Prüfung bislang aber vom Bundesverfassungsgericht abgeblockt wird. Die Sache steht ungeklärt und drohend nach wie vor im Raum, dass wir es mit einer verfassungsfeindlichen Regierung zu tun haben und sich so auch erklärt, warum sie unter allen Umständen an der Macht bleiben will, anstatt endlich zu verschwinden, wie so viele es offen rufen. Der Art 20 GG aber gesteht uns allen Widerstandsrecht zu angesichts der derzeitigen Zustände. Erschwert wird die Lage durch eine geradezu kafkaeske Verstrickung eines Teils der europäischen Völker in ein idiotisches, bürokratisches und undemokratisches Herrschaftskonstrukt namens „EU“ mit einer wahnsinnigen Währungspolitik, die ganze Völker wirtschaftlich ruiniert hat.
Immer noch sind viele Deutsche wie umnachtet. Es sind die Langzeitfolgen einer jahrzehntelangen Indoktrination. Die Büßerpose, in der sich immer noch viel zu viele selbst ins Knie schießen und zugleich die inwendige Aggression durch diese ständige Demütigung kompensieren in irgendwelchen Scheinproblemen, deren Realität sie dennoch im Kniefall vor der Indoktrination wiederum ignorieren, weist uns als Psychopathen aus. Es ergibt zB keinen Sinn, dass man einerseits eine geradezu hysterische Gleichstellungspolitik betreibt (wobei ich uneingeschränkt hinter der Gleichstellung von Mann und Frau stehe!), zugleich aber ignoriert, dass durch den Zuzug viel zu vieler vulgärer Muslime gerade diese Politik so sehr unterlaufen wird, dass kein einheimischer Widerstand dagegen eine vergleichbare Durchschlagskraft hätte. Man verhindert jede vernünftige Überlegung darüber, wie eine vernünftige und maßvolle Einwanderungspolitik gestaltet werden müsste und lässt den Laden einfach laufen, reißt die Grenzen und präsentatiert sich als Hure, die nicht bezahlt wird, sondern dafür zahlt, dass sie ausgenommen wird, schaut zu, wie inzwischen, wie zahllose Morde durch illegal in Land gekommene Kriminelle geschehen, die schlicht vor der gerechten Justiz ihrer Heimatländer fliehen und dennoch die rührselige Solidarität verblendeter Deutscher gewinnen können. Andererseits gibt es den begründeten Verdacht, dass viele dieser Anschläge geheimdienstliche Fakes sind, um weitere Kriege und auch Bürgerkriege innerhalb der EU bewusst anzufachen, um regulierend mit dem Militär gegen die eigene Bevölkerung lostreten zu können (Lissabon-Vertrag). Die vorgelegten wissenschaftlichen Untersuchungen von Dr. Daniele Ganser über die Nato-Geheimarmeen schon der 60er und 70er Jahre des 20. Jh sind nicht zweifelhaft,  und sie haben viele von uns aufwachen lassen hinsichtlich des roten Terrors in den 70ern: dass er nämlich auch nicht von einem „roten Mob“ von unten kam, sondern aus dem „Deep State“. Wir erleben, wie derzeit schon wieder Kriegvorbereitungen gegen Syrien angelaufen sind, die natürlich einen gefakten Aufhänger brauchen. Wir haben inzwischen jahrzehntelange fingierte Kriegsgründe hinter uns. Und so könnte man Beispiel um Beispiel auffahren und müsste feststellen, dass nicht nur diese Regierung, sondern auch ein Teil des Volkes einen „Dachschaden“ hat. Die Ausblendungen sind dabei auf allen politischen Seiten vertreten auf jeweils verschiedenen Themengebieten. Aber immer noch fallen viele Bürger auf polarisiert dargestellte politische Lager herein, anstatt zu begreifen, dass sie im Bereich faktischer Ergebnisse alle an einem Strang ziehen und alle dieselbe verbrecherische Politik betreiben, die sie aber verklausulieren oder dialektisch aufbereiten. Wechselweise werden Trump, Putin oder Bush oder Obama von viel zu vielen Dummköpfen als Heilsbringer, Retter oder andererseits gegenteilig als neue „Hitler“ „geglaubt“ — alleine: am Ende kommt bei ihnen allen dasselbe heraus, nämlich Krieg, Not, Vertreibung, Verarmung immer größerer Volksmassen, Völkermord, gesteuerte Entwurzelungen und die Ambition, die globale Macht durch Schwächung anderer Staaten auszuweiten. Nicht zuletzt muss man sich fragen, ob nicht auch Deutschland längst im Fadenkreuz solcher amerikanischer Geostrategen bewusst und auf allen Ebenen geschwächt wird — nicht anders als Syrien oder der Irak, nur noch nicht so weitgehend, solange man deutsches Knowhow beim Kriegführen und Waffenherstellen noch gut brauchen kann. Und anders als in anderen Nationen machen die Deutschen dieses Programm auch noch freiwillig mit moralinsaurem Pathos mit. Deutschland bzw die deutsche Regierungs-, Kirchen- und Wirtschaftselite reißt so die gesamte EU in den Untergang und fühlt sich dabei gut und vorbildlich. Solange man dem bedröhnten Volk medial das Gefühl gibt, es gehe „gegen rechts“ macht immer noch ein viel zu großer Teil jeden Dreck mit, auch erneuten braunen Dreck, der sich aber natürlich nicht mit einem Oberlippenbärtchen, Rübenschnitt, Uniformen der Vierziger und erhobener rechter Hand präsentiert, auch nicht mit Glatzen oder Springerstiefeln (das sind alberne Ablenkungsmanöver!), sondern ästhetisch unauffälliger. Viele verstehen nicht, dass Nazis nicht so aussehen, wie man ihnen sagt, wie Nazis aussehen, sondern das faschistische Gedankengut in ganz anderen Verpackungen vorwärtsbringen. Strategien, die die Nazis anwandten, werden heute von der US-Regierung und auch unserer Regierung allem Anschein nach angewandt: die berühmten „false flag“- Operationen wie der Reichstagsbrand oder die Progromnacht, die man als "Volkszorn" ausgab. Die Frage, wer eigentlich die Türme von 9-11 (heute ist Jahrestag) gesprengt hat oder ob die Attentate angeblicher Islamisten wirklich aus deren Reihen kommen, ebenso wie plötzlich auftretende "Nazimobs" ebenso seltsam und unecht wirken wie Syrer glaubhaft versichert haben, dass die angeblichen "Rebellen", die plötzlich schwer bewaffnet in ihrem Land Gewalttaten anrichteten, keine Syrer seien und eine andere Sprache sprächen.
Und vor allem begreifen viele nicht, dass der Nationalsozialismus samt dem Faschismus keine Bewegung eines „Mobs“ oder „von unten“ war, sondern von oben kam, von oben erfunden und finanziert wurde und das verzweifelte und geschundene Volk verführte und über den Tisch zog. Die Finanzierung kam nicht nur von einheimischen Banken wie der Dresdner Bank, sondern auch ganz massiv aus den USA und England, die zugleich auch den Bolschewismus finanzierten und mit diesem inszenierten europäischen Dialektikspiel eigentlich leicht erkennbar ihre geostrategischen Ziele schneller erreichbar machen wollten. Es kommen derzeit immer mehr Studien auf den Markt, die diese Zusammenhänge beforscht haben.
Es ist immer das gleiche Spiel, man teilt und herrscht und meine bedauernswerten Landsleute lassen sich immer wieder aufs Neue in solche Polarisierungen verspinnen, rasten etwa hysterisch aus wegen der AfD und steigern sich in den Wahn hinein, nun säße Hitler wieder im Bundestag, obwohl jeder halbwegs intelligente Mensch doch erkennen sollte, dass die AfD hauptsächlich aus ehemaligen CDU- oder SPD-Mitgliedern oder -Wählern besteht und weit und breit kein „rechtsradikales“ Profil auftaucht. Ein Björn Höcke ist nicht rechtsradikal, auch ein Wolfgang Gedeon nicht. Das sind, vor allem im Falle Gedeons ultrakonservative, katholische Denkansätze, und letzterer wurde ohnehin aus der Landtagsfraktion der AfD in Baden-Württemberg ausgeschlossen, als seine Positionen zu Bewusstsein kamen. Der Fall Höcke ist dabei wesentlich harmloser, wenn auch pathetischer. In der AfD hat sich schlicht und einfach aus den Altparteien derjenige Teil ausgelagert, der aufgrund der schizophrenen Entwicklungen dort ein neues Wirkungsfeld für die alten Ziele gesucht und gefunden hat.

Ich persönlich habe allerdings jeden Glauben an die Funktionsfähigkeit des Systems verloren.
Erstens weil man eine derart verfahrene Situation nicht auf einen zukunftsfähigen Lospunkt zurücksetzen kann. Man müsste einen solchen Lospunkt erst einmal finden. Die Täuschungen und das Ränkespiel sind aber in ihrem Beginn nicht auszumachen. Wo soll man da anfangen? Träume von einer wunderbaren deutschen Geschichte, wie sie etwas Björn Höcke verkündet, erscheinen mir unrealistisch und auch kitschig. Diese wunderbare deutsche Kultur ist all zu oft selbst Ergebnis einer brutalen Bevormundung durch das alte römische Reich in Gestalt der Kirche(n) und eines ausgelagerten Kaisers von Gottes Gnaden. Was uns historisch „groß“ erscheint, ist der Glanz untergegangener, einst verhasster Macht und Gewalt an der Bevölkerung. Mein Verhältnis dazu ist zwiespältig. Wenn man allerdings zur Kenntnis nimmt, dass die Revolutionen wiederum gezielt inszenierte Bewegungen aus Teilen derselben Eliten waren, sollte man auch jede revolutionäre Illusion begraben und erwachsen werden…
Daher erliege ich auch nicht dem Multikultiwahn der Pseudolinken: ich habe zwar eine Vorstellung davon, was es wert ist, tradiert zu werden, aber ich weiß nicht, wie man es herauslöst aus seinem gewalttätigen historischen Szenario. Die Angst vieler hinsichtlich der AfD, es könnten so mühsam überwundene Schrecken erneut kommen, verstehe ich. Ich verstehe aber nicht, dass dieselben sensiblen Zeitgenossen vor entsprechenden Verwerfungen bei denen, die ins Land eindringen, wegsehen und so tun, als seien inzwischen massenhafte Morde und Vergewaltigungen durch orientalisch aussehende Männer vor allem an deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, aber auch anderen Migranten ein angemessener Tribut an eine Wahnvorstellung einer tollen, bunten Zukunft, deren Qualität weder bewiesen noch erklärt wurde. Es ist nicht zuletzt purer Rassismus, wenn man bestehende Ethnien durch gezielte Nachhilfe auflösen will. Im übrigen wird aus einer bunten Welt von Völkern oder Ethnien, die man nicht mehr als solche anerkennt, sehr schnell eine totalitäre braune Einheitssoße. Bunt bleibt es nur, wenn es diese Grenzen weiterhin gibt, aber auch geordnete Möglichkeiten, sie zu überscheiten. Dann und nur dann. Man zelebriert lächerliche „Diversity“-Aktionen, die letztendlich die Grundlagen echter Diversität auflösen und verneinen. Es hat orwellsche Züge, aber unsere Menschen merken es immer noch nicht. Ich begreife diesen geistigen und moralischen Suff vieler Zeitgenossen einfach nicht. Warum diese verbissene Realitätsverweigerung?
Und häufig überschneiden sich die Personenkreise, die die sexuelle Gewalt und Mordgier eines Teils der Eindringlinge tabuisieren, als „Einzelfälle“ abtun oder sogar verteidigen mit denen, die andererseits den sexuellen Missbrauch im einheimischen Kontext durch Priester und Familienväter ausführlich beweinen und „aufarbeiten“. Verlagert da eine traumatisierte einheimische Kultur nicht womöglich ihr Stockholmsyndrom auf hereingeholte Fremde?!
Wie auch immer: Ich habe keinerlei Lust, mich einer dieser wahnsinnigen Bewegungen anzuschließen.

Mir scheint, es fallen derzeit die Bühnenbilder des Abendlandes eines nach dem anderen, wie in einem Dominoeffekt, um.
Alle!
Ja: alle!

Zukunftsfähig bleibt nur der, der sich diesem Prozess des Bühnenbildabbaus schonungslos, aber auch im Forschergeist stellt, ihn weder mit religiösem noch restaurativem noch einem Rassenvermischungs- oder Rassenreinhaltungs noch mit dem immer noch paternalistischen materiellen Größenwahn gegenüber „Flüchtlingen“ (die man selbst geschaffen hat, um sich selbst zu beweisen, dass man hilfsbreit ist) noch albernen und gesteuerten Umbruchsappellen seitens der Regierenden kompensiert.
Wenn wir in einer gigantischen Täuschung gelebt haben, gilt es, ent-täuscht zu werden und die Enttäuschung mit Dankbarkeit als Chance zu nutzen.
Auf behördliche oder staatliche Hilfe sollte man dabei tunlichst verzichten.
Die Zukunft wird ausschließlich durch die geordnete Anarchie der Freigeister bestanden werden.
Nur die Herrschaftsfreiheit ist als letzter Ausweg geblieben, die aber nicht mit Chaos oder Regellosigkeit verwechselt werden darf. Man muss zurückdenken an die Zeit nicht-kodifizierten Rechtes und sie als Vorbild für die Zukunft nehmen.
Alles andere dagegen wird in den sicheren Untergang führen.
Wir haben alle Möglichkeiten „durchprobiert“ und sind am Ende einer jahrhundertelangen Sackgasse angekommen.

Samstag, 8. September 2018

Die „Berliner Braune“ in Chemnitz oder das #wirsindmehr bezahlter Strohhalme



Die „Berliner Braune“ in Chemnitz oder das #wirsindmehr bezahlter Strohhalme

In den letzten Tagen äußerten die Mainstreammedien unendlich viel Verständnis für eine Band namens K.I.Z., die in Chemnitz auf der inszenierten Großveranstaltung „gegen rechts“ auftrat und dabei einen üblen Text sang. Das wackere „Aufstehen gegen rechts“ wurde medienflächendeckend angepriesen, hinter tausend vorgehaltenen Händen aber kam Unmut und Bestürzung darüber zutage, wie unter dem Banner „gegen rechts“ im Grunde rechte Stilmittel und Methoden salonfähig gemacht werden.
Es ist fast unmöglich, gegen die einhellig verbreitete Meinung, die in den Mainstreammedien vorgetragen wird, jeder Kritiker habe eben nicht verstanden, dass die Texte der besagten Band „Satire“ seien, sachlich anzukommen. All jene Leute aber wissen offenkundig gar nicht, was eine Satire ist und verschanzen sich hinter einem Begriff, den sie niemals verstanden haben und zweckentfremden. Aus meiner Sicht fand eine ähnlich verfehlte Debatte bereits bei dem zotigen und persönlich beleidigenden Text Jan Böhmermanns gegen Erdogan statt, der ebenfalls objektiv keine Satire war. Im folgenden Text geht es um den Versuch einer Objektivierung, was eine Satire aus literaturwissenschaftlicher Sicht sein kann und was nicht. Im wesentlichen muss sie radikal verdeutlichen, dass sie eine Satire ist und niemals mit dem Schmutz, den sie anprangert, verwechselt werden kann. Eine Satire muss spürbar eine Vogelperspektive einnehmen und den Leser erheben. Tut sie das nicht, ist sie nicht unterscheidbar von Hetzliteratur, Verleumdung und Propaganda oder auch Aufruf zu Straftaten.
Die Debatte hängt u.a. mit der ästhetischen Frage zusammen, ob man Form und Inhalt voneinander abkoppeln kann, und ob jeder Musik- und Sprachstil jeden beliebigen Inhalt transportieren kann, oder ob es nicht doch eine Korrelation sprachlicher und musikalischer Mittel gibt, die nicht einfach austauschbar sind. Wir bewegen uns hier auf schlüpfrigem Terrain, denn über die Leugnung der klassischen aristotelischen Lehre von der Korrelation von Substanz und Akzidens ist es möglich geworden, zB politisch rechte Inhalte unter der Larve des „gegen rechts“ salonfähig zu machen. Genau das ist mE in Chemnitz geschehen.

Ich versuche, mich mit dem Text „Ein Affe und ein Pferd“ auseinanderzusetzen und beziehe mich dabei auf einen analytischen, literarisch-philosophischen Text von Friedrich Schiller (s.u), der, anders als die vielen ignoranten Schundliteratur-Versteher wusste, was eine Satire ist und was nicht. Ein Blick in sachgerechte Überlegungen tut dringend not, also versuche ich ihn — vielleicht wacht ja doch der eine oder andere auf und erkennt, auf welch abscheulichem Niveau sich Deutschland erneut bewegt.
Das Lied wurde von zahlreichen Fans mitgegrölt, von sehr vielen übrigens mit erhobenem rechtem Arm (!) — wer es nicht glaubt, soll es sich ansehen und überprüfen, was wohl daraus an Bildmaterial gemacht werden könnte, wenn einer nur böse will: https://www.youtube.com/watch?v=q3pTH-s_lVY das sind „Hitlergrüße“ in Masse… oder doch nicht…? Kann ein Hitlergruß satirisch sein? Auch bei vermeintlichen „Rechten“? Oder einfach nur eine zum Gruß erhobene Hand? Doch diese kleine Überlegung nur am Rande, versehen mit einer Mahnung zur Vorsicht…

Doch zunächst das vollständige Zitat des angeblich satirischen Ergusses der Band K.I.Z. in Chemnitz bei dem hochgelobten Konzert bei der Veranstaltung #wirsindmehr am letzten Montag:


Ein Affe und ein Pferd
K.I.Z
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich ei’n Affen und ein Pferd
Ich mach Mousse aus deiner Fresse
Boom verrecke
Wenn ich den Polenböller in deine Kapuze stecke
Die halbe Schule war querschnittsgelähmt von mei’n Nackenklatschern
Meine Hausaufgaben mussten irgendwelche deutschen Spasten machen
Gee Futuristic ich krieg Durchfall von die Bässe
Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse
Bullen hör’n mein Handy ab (spricht er jetzt von Koks)
Ich habe fünfzig Wörter für Schnee, wie Eskimos
Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt
Für meine Taten werd ich wiedergebor’n als Regenwurm
Sei mein Gast, nimm ein Glas von mei’m Urin und entspann dich
Zwei Huren in jedem Arm mit Trisomie einundzwanzig
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich reite durch die Stadt mit mei’m Affen an der Leine
Hab ‘ne Kiste voller Gold und mach es regnen auf euch Schweine
Ist eine Frau nicht nackt, dann beschmeiss ich sie mit Scheine
Macht sie sich dann nackt, dann beschmeiss ich sie mit Steine
Ich schwänz die Schule, weil die Straße meine Mami war
Bitch ich bezahl Urlaub nach Taka-Tuka-Land und Zanzibar
Wenn wir wieder da sind, Vierer mit Tommi und Annika
Vom Speed sieht uns’re Pisse, mittlerweile aus wie Sangria
Eva Herman sieht mich, denkt sich, was’n Deutscher
Und ich gebe ihr von hinten, wie ein Staffelläufer
Ich fick sie grün und blau, wie mein kunterbuntes Haus
Nich alles was man oben reinsteckt kommt unten wieder raus
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich rasiere mein Äffchen und lass es anschaffen
Tret so lange auf dein Kopf bis vier und drei acht machen
Die Missgeburt vom Jugendamt wird sich eine Kugel fangen
Meine Eltern sind seit neun Jahren im Urlaub, Mann
Durch meine Nasenlöcher seh ich mein Hirn
Und führe Selbstgespräche um den BND zu verwirr’n
Wir sind Taka-Tuka Ultras, scheißen auf Disneyland
Ich trag die Nike Shox mit eingenähter Kinderhand
In der Schule hatte ich eine eins im Tiere quäl’n
Nach meinem Uppercut kannst du dein Arsch ohne Spiegel seh’n
Ich hoff, dass ihr bald alle abhaut in die Staaten
Zum Geburtstag wünsche ich mir, dass ihr aufhört zu atmen
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Songwriter: Gerrit Wessendorf / Kevin Thomas / Maxim Druener / Nico Seyfrid / Tarek Ebene
Songtext von Ein Affe und ein Pferd © Budde Music Publishing GmbH


***
Man tut diesen Text, nachdem er viele entsetzt hat, nun als „Satire“ ab und profitiert davon, dass es in der Literaturwissenschaft angeblich keine eindeutige, eingrenzende Definition von „Satire“ gibt. Dabei ist Satire nicht etwas Grenzenloses, eine vorhandene literarische Diskussion über deren Merkmale lässt nicht alles zu, und vor allem ist nicht jeder Klospruch und nicht jeder vulgäre, hasserfüllte Ausfall eine Satire. Ganz so einfach sollte man es sich nicht machen.
Wer diesen Text als das nimmt, was er aussagt, hat — wenn es nach dem betulichen Statement vieler Mainstreammedien geht — etwas ganz Wesentliches nicht verstanden.
Fein: Aber liebe Leser, kommt bitte in der Realität an! Mit dieser Nutzung des Begriffs Satire für ungeklärte und objektiv unkenntliche Zwecke sollte man sich über Leute, die den „Hitlergruß“ oder vielleicht einfach nur einen Gruß mit erhobenem Arm wie die Fans von K.I.Z. ebenso wie der angebliche „rechte Mob“ machen, auch nicht mehr aufregen, denn auch sie könnten vielleicht aus rein satirischen Gründen diese Geste machen. Warum im einen Fall bräsig und verbissen ernst, im anderen Fall dagegen für jeden braunen Dreck offen, solange er sich als Satire der Bräune ausgibt!? 
Das Niveau der „literarischen“ Debatte ist bereits im freien Fall ins Bodenlose. Und dies forciert diesmal nicht die schimärische „Rechte“, sondern die Community spießiger Schönredner alles dessen, was so tut, als gehe es „gegen rechts“. Man agitiert mit braunen Methoden „gegen rechts“ und realisiert es nicht mehr — oder etwa doch?
Stell Deinen Äußerungen voran, Du setztest ein Zeichen „gegen rechts“, was immer das sein soll, baue ein paar Stichworte ein, und schon kannst Du sagen und machen, was Du willst. Ich fühle mich an diese Straßengangs erinnert, die jemanden halbtot prügeln und sein Weinen mit der zynischen Frage beantworten: „Hast du was, was gibt’s hier zu plärren — wir haben Dich nur gestreichelt!“ oder diese Vergewaltiger, die der verstörten Frau sagen: „Das wolltest du doch, durchgevögelt werden, du Schlampe!“ Auch das ist selbstverständlich durch die Satire gedeckt, vorausgesetzt, die Gang war nicht „rechts“.
Wer irgendwann einmal ein Germanistikstudium durchlaufen hat, reibt sich die Augen. Okay, es gibt keine zwingende Definition von „Satire“, aber Merkmal Nummer 1 einer Satire muss stets sein, dass sie so geschrieben ist, dass sie eindeutig und unzweifelhaft als Satire erkennbar ist — wie anders sollte man sie sonst von Hetze, Verleumdung und „Hatespeech“ abgrenzen können? Die Verspottung des Schocks beim Hörer mit der Straßengangbemerkung „Was willst du, hast du was?“ ist mehr als zynisch. Denn Sprache verletzt ebenso wie ein Faustschlag, und ich habe das Recht, nicht jede Zotigkeit, jeden verbalen Hassausbruch und jede Entgleisung als legitim hinzunehmen. Und ich lasse mich nicht damit erpressen, dass es doch „gegen rechts“ geht und deshalb eine „gute Sache“ sein muss. Meine Welt ist differenzierter, und meine Erfahrungen sind oft schon verstörend gewesen. Die Schwarzweißwelt des ewigen Spießers bildet nicht die Realität ab, die ich kenne. Dabei ist es nicht wichtig, ob der Spießer sich selbst auf der weißen oder schwarzen Seite verortet, sondern dass er überhaupt ein solches Bild als „real“ annimmt. Wir bewegen uns leider seit einigen Jahren öffentlich fast nur noch auf einem solchen Niveau des „ewigen Spießers“ und werden von Spießern regiert. Ob eine Sache gut ist, entscheidet sich nicht daran, ob sie vorgibt, „gegen rechts“ zu sein, sondern aus sich selbst heraus.
Wer Bücher verbrennt, verbrennt auch Menschen, sagte man zu recht. Aber wer verbal Menschen ermordet, „grün und blau fickt“, „Fehlgeburten frisst“, „Messer in Journalistenfressen rammt“ und Sarrazin den Tod wünscht, wie das in diesem Text ausgesprochen wird, hat die Hemmschwelle für diese Dinge weit herabgesetzt. Diese Regel gilt nicht nur dann, wenn „rechte“ Gewaltsprüche herausgeschrien werden, sondern auch dann, wenn sie angeblich „gegen rechts“ sind. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass ein Teil der Personen, die solche Lieder grölen, sobald man sie in Kriegen und Folterkammern loslässt, auch solche Taten begehen. Oder nicht heimlich schon zuvor. Ein psychisch gesunder bzw ethisch gefestigter Mensch hat einen natürlichen Abscheu davor, solche Texte auswendig zu lernen oder auszusprechen. Nicht umsonst stellte Jesus fest: „Wer seinen Bruder als Narren bezeichnet, hat ihn getötet!“ Der unkritisch und ungefilterte, unreflektiert herausgekotzte Gedanke befreit nicht von der möglichen Tat, wie heute viele meinen, sondern geht ihr zwingend voraus.
Man muss sich also als ethisches Wesen vor sprachlichen Abgründen hüten, auch dann, wenn man sich in einer Satire ergeht. Die Geister, die man so ruft, wird man nie mehr los. Und das gilt für rechts wie links und was auch immer.
Schiller stellte die Satire (als Klage über einen Mangel an Natürlichem) der Elegie (als Lob des Natürlichen) gegenüber (Über naive und sentimentalische Dichtung). Schiller stellt das Nicht-Geniale, Dümmliche oder auch literarisch Dumpfe als geschmacklos und Grenzen nicht (an-)erkennend dar:

„Naiv muß jedes wahre Genie sein, oder es ist keines. Seine Naivetät allein macht es zum Genie, und was es im Intellektuellen und Aesthetischen ist, kann es im Moralischen nicht verleugnen. Unbekannt mit den Regeln, den Krücken der Schwachheit und den Zuchtmeistern der Verkehrtheit, bloß von der Natur oder dem Instinkt, seinem schützenden Engel, geleitet, geht es ruhig und sicher durch alle Schlingen des falschen Geschmackes, in welchen, wenn es nicht so klug ist, sie schon von weitem zu vermeiden, das Nichtgenie unausbleiblich verstrickt wird.“

Oder:

„Dadurch allein legitimiert es sich als Genie, daß es durch Einfalt über die verwickelte Kunst triumphiert. Es verfährt nicht nach erkannten Principien, sondern nach Einfällen und Gefühlen; aber seine Einfälle sind Eingebungen eines Gottes (alles, was die gesunde Natur thut, ist göttlich), seine Gefühle sind Gesetze für alle Zeiten und für alle Geschlechter der Menschen.
Den kindlichen Charakter, den das Genie in seinen Werken abdrückt, zeigt es auch in seinem Privatleben und in seinen Sitten. Es ist schamhaft, weil die Natur dies immer ist; aber es ist nicht decent, weil nur die Verderbniß decent ist.“

Wir kommen der Sache sehr nah. Das wirklich Geniale und Echte ist schamhaft, aber nicht dezent. Es wird deutlich, ohne ins Vulgäre, Pornografische und Sprachkriminelle abzustürzen. Würde diese Band K.I.Z. wirklich etwas von Satire verstehen, hätte sie sich anders geäußert. Von der sprachlichen Minderqualität dieses Textes will ich dabei gar nicht reden.
Man wird hier vielleicht einwenden wollen, dass aber doch behäbige Sehnsucht nach Harmonisierung fade und verlogen sei, auch gerade dann, wenn sie literarisch oder im Gewande sonstiger Künste daherkommt.
Dem stimme ich vorbehaltlos zu und verweise auf Schillers feine Unterscheidung zwischen Dezenz und Schamhaftigkeit. Ein echtes Genie und ein ethischer Charakter muss per se schamhaft sein, aber dies ohne falsche Rücksichten. Gerade Schiller verstand es, tief eindrückliche, herzzerreißende Szenen zu beschreiben, ohne dabei vulgär oder schamlos zu werden. Der wahre Dichter wird das Bodenlose und Kriminelle immer in seiner Tragik kenntlich machen und sich weder moralisierend drüber stellen noch sich dessen Duktus so weit zu eigen machen, dass er davon nicht mehr unterscheidbar ist. Ein wahrer Dichter wird die Gratwanderung zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde gewinnen, der Stümper dagegen wird eines Tages aus der Rolle des Mr. Hyde nicht mehr herauskommen. Und ich fürchte, genau dies ist dieser Band K.I.Z. und der gesamten hysterischen Szenerie „gegen rechts“ anzulasten.
Man wird sagen: ja, aber das liegt doch im Auge des Betrachters, und gerade Schiller polemisierte doch gegen all jene Biedermänner, die vor notwendiger Deutlichkeit zurückwichen und einem falschen Begriff des Natürlichen und Harmonischen frönten.
Gewiss, ganz gewiss!
Aber nicht jeder verbale Ausfall kann sich damit rechtfertigen. Es geht um eine unverhohlene literarische Aufnahme der Wirklichkeiten, aber sie kann, solange es sich um Literatur handelt, nicht ausfallend, geschmacklos oder — im wahrsten Sinne des Wortes — zweideutig werden und den Leser im Unklaren über ihr Ziel lassen. Solche Bands samt der inszenierten, bis zum Erbrechen selbstgerechten „Gegen-rechts-Community“ sind doch gerade das, was Schiller so verortet (!): tugendlose, veräußerlichte, gut abgerichtete Marionetten einer pathetischen, moralistischen Verführung (im Unterschied zu reflektierten Kritikern!). Schiller gibt solchen behäbig Klagenden, in diesem Falle wären es also unsere #wirsindmehr-Agitatoren — mit auf den Weg:

„Sorge vielmehr dafür, daß du selbst unter jenen Befleckungen rein, unter jener Knechtschaft frei, unter jenem launischen Wechsel beständig, unter jener Anarchie gesetzmäßig handelst. Fürchte dich nicht vor der Verwirrung außer dir, aber vor der Verwirrung in dir; strebe nach Einheit, aber suche sie nicht in der Einförmigkeit; strebe nach Ruhe, aber durch das Gleichgewicht, nicht durch den Stillstand deiner Thätigkeit. Jene Natur, die du dem Vernunftlosen beneidest, ist keiner Achtung, keiner Sehnsucht werth. Sie liegt hinter dir, sie muß ewig hinter dir liegen. Verlassen von der Leiter, die dich trug, bleibt dir jetzt keine andere Wahl mehr, als mit freiem Bewußtsein und Willen das Gesetz zu ergreifen oder rettungslos in eine bodenlose Tiefe zu fallen.“

Übertragen auf K.I.Z. heißt das: diese Band will angeblich etwas anprangern, bleibt aber selbst von der Befleckung, die sie förmlich herausspeit, keineswegs frei, denn sie macht sich vollständig mit ihr gemein. Es ist ein Stockholm-Syndrom auf höherem Level: man hasst (wenn es denn überhaupt so ist!) seine Peiniger und verfällt doch mit innerer Zustimmung deren vergewaltigendem Geist und gebiert ihnen zahlreiche Kinder.
K.I.Z. tut genau das, was Schiller als einen Fall „in eine bodenlose Tiefe“ nennt, denn diese Band ergreift nicht mit „freiem Willen das Gesetz“, sondern stellt sich ausdrücklich und freiwillig dazu in äußerste Ferne. Im besten Fall kann man diesen Text als eine Art kitschig-morbide Blutrache ansehen.
Doch halt! wird mir jemand, der auch Schiller gelesen hat, entgegenhalten, das berücksichtigt aber doch auch Schiller, indem er sagt:

„Die Dichter sind überall, schon ihrem Begriffe nach, die Bewahrer der Natur. Wo sie dieses nicht ganz mehr sein können und schon in sich selbst den zerstörenden Einfluß willkürlicher und künstlicher Formen erfahren oder doch mit demselben zu kämpfen gehabt haben, da werden sie als die Zeugen und als die Rächer der Natur auftreten. Sie werden also entweder die Natur sein, oder sie werden die verlorene suchen.“

Den spröden Sucher und „Rächer“ beschreibt Schiller wie die jungfräuliche Göttin Diana in den Wäldern, die seltsam unempfindlich und — sagen wir es postmodern — so gar nicht kuschelig, gar nicht willfährig und eben nicht auf ihre möglichst öffentlich bewiesene Entjungferung bedacht ist, weil sie meint, nur dann sei sie echte Frau, sondern unnahbar und tief hinter einer uneinnehmbaren äußeren Schale verborgen.
Aber gerade Diana wird niemals vulgär, verliert nie die Scham, denn die erhabene, nicht preisgegebene Jungfräulichkeit rettet sie vor dem Fall ins Bodenlose, vor dem Fall in die Abhängigkeit politischer Zuhälter. Ich musste bei dem Text der Band spontan an all jene politisch wirksamen Sekten denken, die die Perversion des Guten zum göttlichen Mysterium auf dem Weg in eine messianische Wirklichkeit propagieren (etwa bei der Zelebration der Verbrennung des „Mitgefühls“ im Bohemian Grove, an dem die Eliten der westlichen Welt teilnehmen). Mir standen die tatsächlich geschundenen und „grün und blau gefickten“ Jugendlichen und Kinder etwa vor Augen, die unter größter Scheinheiligkeit und Vorschützung guter Zwecke fürs Leben gezeichnet werden. Diese Mischung aus moralischem Getue und dem Auskotzen solcher Gedanken und Taten sollte jeden stutzig machen: Das alles ist kein Spiel! Was empfindet einer, der „grün und blau gefickt“ wurde gegen seinen Willen, wenn er solche „Lieder gegen rechts“ hört? Bevor man sich ereifert über „rechte“ Menschenjagden, die bisher nicht bewiesen wurden, sollte man all jene beweinen, die wirklich nach einem Tritt in den „Bauch deiner Frau“ zur „Fehlgeburt“ und „gefressen“ wurden — das ist bitterste politische Realität, zu der einer Frau Merkel nichts einfällt. Die Vorgänge auf der Kölner Domplatte erinnern immerhin an solche Szenarien — nicht anders als die sexuellen Übergriffe katholischer Geistlicher auf Kinder und Frauen. Macht eine solche Band in moralischer Hinsicht wirklich etwas anderes? Oder verschanzt sie sich in einer Dialektik, die wie in einem Spiegelkabinett Opfer zu Tätern macht und umgekehrt und am Ende alles zu Tätern nivelliert, die sich gegenseitig kein Auge mehr aushacken? Ich habe längst den Eindruck, dass ein beträchtlicher Teil des Volkes das Gefühl hat, von einer solchen Meute unserer zum Liktorenbündel zusammengeschlossenen Eliten für etwas angegriffen zu werden, was diese Meute sich selbst zugesteht und öffentlich zelebriert, ohne dass noch irgendeiner sie dafür zur Rechenschaft ziehen könnte. Die „Rechten“ sind so zur Projektionsfläche des eigenen Abgrundes, bei vielen vielleicht sogar des eigenen Unbewussten geworden. Natürlich stellt sich die Frage, wem eine solche Musik mit solchen Texten dient und ob sie Auftraggeber hat. Vor allem, wenn ausgerechnet ein solcher Schund in Chemnitz aufgefahren wird im Interesse der Regierung, großzügig unterstützt von globalen Großkonzernen, die sinnigerweise ein braunes Zaubergetränk erfunden haben, das es nun als Freibier“ gibt, ironischerweise „braune Soße“ also „gegen rechts“, stellen sich Fragen.
Doch was, frage ich Dich, lieber Leser, um wieder auf Schiller zu kommen, liegt wohl an Suche nach verlorener Natur in diesem Text verborgen, den die Band mitsamt ihren grölenden Fans in Chemnitz „gegen rechts“ förmlich „herausgerotzt“ hat, verborgen? Es wäre eine Umfrage wert unter denen, die im Publikum diesen Text auswendig skandiert haben… Ob da wohl einer für die verlorene natürliche Harmonie eine Lanze brechen würde oder gar mit diesem idealen Begriff überhaupt etwas anfangen kann? Objektiv jedenfalls kommt die Sehnsucht nach einer solchen Harmonie nicht zum Ausdruck. Das Literarische ist jedoch keine Projektionsfläche für die Assoziationen dumpfer Willkür und Verlogenheit. Gerade dafür ist es ungeeignet. Ich kann immer nur mit dem umgehen, was gesagt wurde und mit den Mitteln, die gewählt wurden. Es gibt auch Leute, die ins Horst-Wessel-Lied sakrale Andacht projizieren. Man muss auf dem Teppich bleiben und die Vernunft nicht auslöschen! Der Hang der Zeitgenossen zum Ungefähren und Fabulierten nimmt täglich zu.
Doch was schreibt Schiller über die „Satire“?

„Satirisch ist der Dichter, wenn er die Entfernung von der Natur und den Widerspruch der Wirklichkeit mit dem Ideale (in der Wirkung auf das Gemüth kommt Beides auf Eins hinaus) zu seinem Gegenstande macht. Dies kann er aber sowohl ernsthaft und mit Affekt, als scherzhaft und mit Heiterkeit ausführen, je nachdem er entweder im Gebiete des Willens oder im Gebiete des Verstandes verweilt. Jenes geschieht durch die strafende oder pathetische, dieses durch die scherzhafte Satire.“

Erneut frage ich: Was ist in dem Text von K.I.Z. das „Ideale“? Wenn etwa eine Hassphantasie die Vergewaltigung Eva Hermans imaginiert, dann mag man nicht glauben, dass dies im Kontrast zu — ja, zu was eigentlich genau? — stehen soll. Eva Herman ist beliebtes Hassobjekt der Mainstreammedien und vor allem „Linken“ und gilt als „rechts“ (ob sie es ist, steht auf einem ganz anderen Blatt!). Ob auf einer Großveranstaltung „gegen rechts“ das „Grün- und Blauficken“ der angeblich „rechten“ Journalistin lediglich ironisch gemeint ist?! Das mag glauben, wer will — aber naheliegend ist es wahrlich nicht! Läge hier wirklich eine Satire vor, müsste das, was als Verlust angeprangert werden soll, deutlich erkennbar sein. Auch dann, wenn es nicht direkt ausgesprochen wird — es müsste klar und deutlich evoziert werden! Ist es aber nicht! Verlust aller guten Geister wird hier nicht angeprangert, sondern gefeiert!
Die Band K.I.Z. ist schlicht und einfach literarisch auf unterstem Niveau und sumpft sprachlich im Kriminellen. So oder so. Ob sie nun der Gewalt frönt oder das Leid an der Gewalt in der postmodernen Welt missglückt, unfreiwillig feiernd, beklagen sollte. Warum ausgerechnet solche Tiefschläge des „Kulturlebens“, sofern man davon hier überhaupt ernsthaft reden kann, auf eine politisch gewollte und inszenierte, von Firmen wie Coca Cola und Flixbus aufwändig unterstützt, aufgefahren werden, um wieder mal die durch unsere Regierung verordnete, propagandistische „Flagge gegen rechts“ zu schwenken, kann ich nur als insgeheimen Wunsch, rechtsradikales geistiges Niveau dialektisch auf dem Weg der verdammenden Hofierung salonfähig zu machen, auffassen. Sagen wir es doch ungeschminkt: was diese Band sprachlich absondert, ist auf dem klassischen rechtsradikalen Niveau und trägt dessen Duktus. Und nichts anderes, basta!
Hören wir noch einmal Schiller:

„In der Satire wird die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als der höchsten Realität gegenüber gestellt. Es ist übrigens gar nicht nöthig, daß das Letztere ausgesprochen werde, wenn der Dichter es nur im Gemüth zu erwecken weiß; dies muß er aber schlechterdings, oder er wird gar nicht poetisch wirken. Die Wirklichkeit ist also hier ein nothwendiges Objekt der Abneigung; aber, worauf hier alles ankömmt, diese Abneigung selbst muß wieder nothwendig aus dem entgegenstehenden Ideal entspringen. Sie könnte nämlich auch eine bloß sinnliche Quelle haben und lediglich in Bedürfniß gegründet sein, mit welchem die Wirklichkeit streitet; und häufig genug glauben wir einen moralischen Unwillen über die Welt zu empfinden, wenn uns bloß der Widerstreit derselben mit unserer Neigung erbittert.“

Was wird wohl im Gemüt derjenigen erweckt, die solche brutalen und hasserfüllten Texte skandieren, brüllen, grölen? Mit Frei-Cola durch einen Milliardenkonzern aus den USA und Freifahrscheinen durch ein Busunternehmen aus München in der Hand wird die nach Chemnitz mit allen Mitteln beförderte „Wirsindmehr“-Masse, die ohne diese Antriebshilfen wohl kaum angereist wäre, und sich brav, in aller staatshörigen Spießigkeit „zusammengerottet“ hat (um den braunen Jargon unserer Regierung gegen die trauernden Chemnitzer mal an der Stelle anzubringen, wo er nicht weniger angebracht wäre), wird der Hass, die Polarisierung zwischen angeblichen „Rechten“ und selbsternannten „guten“ Mitte-Linken angeheizt.
Warum werden so viele nicht mehr stutzig, wenn eine sichtlich autokratische Regierung dem Volk sagt, wen es als politische Gefahr anzusehen hat und wen nicht? Und diese Frage muss auch dann gestellt werden, wenn die als gefährlich dargestellten Bewegungen tatsächlich gefährlich sein sollten. Gefährlich ist vielmehr eine politische Macht, die angibt, von wem man sich fernzuhalten habe, ganz einfach weil sie objektiv an der Macht ist und objektiv Macht hat, die verhetzte Seite dagegen nicht oder in weitaus geringerem Maß. Als inzwischen etwas Ältere erinnere ich mich dabei immer an die bestellten und bezahlten „antifaschistischen Demonstrationen“, die die maoistische Regierung Chinas regelmäßig durch die Straßen Pekings und anderer großer Städte paradieren ließ… Die Sache war für jeden Außenstehenden lächerlich, für die Zelebranten dagegen ein kitschig-heiliger Ernst. Ist es jetzt wirklich ein anderes Szenario?
Ja: was wird im Gemüt derjenigen erweckt, die solche brutalen Texte grölen, denen eben nicht „schlechterdings das Ideal der höchsten Realität entspringt“?!

Ich wünschte, wir hätten eine lautstarke künstlerische Szene, die sich kritisch mit den derzeitigen Zuständen im Land auseinandersetzt, dies aber nicht „gegen rechts“, sondern schlicht und einfach, um es mit Schiller zu sagen: in aller „Naivetät“ vernünftig und unverstellt, ohne diese Barrieren im Kopf, die uns sofort abchecken lässt, ob das, was wir „echt“ empfinden, nicht womöglich für rechts oder links gehalten werden und uns schaden könnte.
Das Schlimmste in diesem Land ist derzeit, dass jede wirklich freie Meinungsäußerung sich aus dem einen oder anderen Grund kein Gehör mehr verschaffen kann. Entweder wird es sofort als „rechts“ oder „links“ verhetzt, oder man ist schlicht unfähig geworden, Sprache auf einem komplexen Niveau zu verstehen und einem anderen in aller Gelassenheit erst einmal zuzuhören und nicht nur, wie es die Geheimdienste tun, die Rede eines anderen nach den Stichworten durchzuscannen, anhand derer man ihn sofort in die Ecke gefährlicher „Nazis“ oder „linker Gewalttäter“ drängen kann.

Die Hysterisierung unseres Landes müsste, wenn wir uns noch retten wollen, sofort aufhören, und die Vernunft müsste mit ihrem Tross an Schamhaftigkeit, Deutlichkeit, Klarheit, Tugendhaftigkeit (in einem philosophischen Sinne!), Freiheit und Tapferkeit, aber auch Menschenliebe und Respekt vor dem Feind oder dem für einen Feind Gehaltenen einziehen auf unseren Straßen und Gehirnwindungen und vor allem in unsere Herzen. Ich gebe es offen zu: mir scheint, dass es zu spät ist.
Bands wie K.I.Z. schüren den hysterischen Geist, aber nichts brauchen wir gerade jetzt mehr als Besonnenheit und Ehrlichkeit. Nichts kann einen aufrechten Menschen mehr erschüttern als der dümmlich-dreiste Auftritt eines Herr Seibert im Auftrage einer Regierungschefin, die autokratisch handelt und sich dem Volk nicht mehr stellt. Wir wissen alle, dass das nicht mehr lange gut geht und derzeit alle Chancen, die Lage vernünftig auszugleichen, systematisch verspielt werden. Ich habe die Befürchtung, dass dies absichtlich geschieht, denn andernfalls müsste ich die Akteure für hoffnungslos verblödet, abgehoben oder sogar geisteskrank halten. Um die tragischen Akteure einigermaßen zu ehren, muss ich eher Politstrategie annehmen. Und nach den vielen Merkwürdigkeiten, die uns zeigten, wie die Geheimdienste selber massiv verstrickt sind in die rechtsradikale Szene (NSU-Prozesse, NPD-Personaldecke) und sogar den Islamismus (Anis Amri war als V-Mann im Gespräch, die Ungereimtheiten des Berliner Attentats werden vielfach in der alternativen Szene analysiert etc.), vermutlich auch den Linksradikalismus, muss man ohnehin sehr vorsichtig sein mit einer Lagebeurteilung in Chemnitz. Eines nur ist sicher: die Bevölkerung ist unschuldig und macht sich einfach nur Sorgen, wie es jeder seelisch gesunde Mensch, der Mitgefühl und Angst hat, empfindet! Dafür muss sich niemand verhetzen lassen und erst recht nicht rechtfertigen!

Allen vor allem durch Berlin selbst geschürten Grabenkriegen entgegen möchte ich daran erinnern, dass der Ausgangspunkt der Chemnitzer Unruhe nicht rechte Gewalt oder dergleichen war, sondern ein grausamer Mord an einen Mann, der selbst Migrationshintergrund hatte und über dessen brutale Auslöschung viele, sehr viele Chemnitzer zutiefst erschüttert sind. Dass unsere Regierung es allem Anschein nach wieder einmal schaffte, aus dieser zutiefst menschlichen Regung über eine Straftat, die mutmaßlich eben nicht von „Rechten“, sondern von arabischen Illegalen begangen wurde (was aber wie alle Attentate der letzten Jahre erst noch genau zu prüfen wäre, was man uns leider schuldig bleibt…), einen ihrer propagandistischen Präzedenzfälle zu schaffen, widert mich als Bürgerin dieses Landes an. Mäßigender Einfluss wäre hier, wenn es mit rechten Dingen zugehen würde, angebracht gewesen, Einfühlsamkeit und ein offener Diskurs. Es ist immerhin zu loben, dass der Ministerpräsident Sachsens ebenso wie der Verfassungsschutzpräsident Maaßen die pauschale Hetze und die Lügen, die seitens der Regierung über Chemnitz und seine erschütterte Bevölkerung verbreitet wurden, dementiert haben. Maaßens hatte in der BILD gesagt: "Es liegen dem Verfassungsschutz keine belastbaren Informationen darüber vor, dass solche Hetzjagden stattgefunden haben." Das ist ein klarer Satz! Man ist sich in den Mainstreammedien und bei den einschlägigen „Gegenrechts“-Schreiern wie Ralf Stegner natürlich einig: Damit spielt der Herr Maaßen „den Rechten“ in die Hände. Was aber, wenn das, was er sagt, ausnahmsweise mal die Wahrheit sein sollte? Die Wahrheit interessiert diese Hetzer allerdings niemals, wehe der Wahrheit, die die albernen Kulissen des schönen Antirechtsbühnenbildes aufschieben könnte! „Wahrheit“ ist, wenn es nach Stegner und Co gehen sollte, faktisch zur „Hatespreech“ geworden. Weitere Argumente in der Sache fehlen stets. Man zeigt uns dickleibige, glatzköpfige Demonstranten, die irgendwo auf einer Straße gehen, und schreibt drunter: Ausschreitungen bei der Pro-Chemnitz-Veranstaltung am 27. August“ (Tagesspiegel https://www.tagesspiegel.de/politik/chemnitz-wie-maassen-und-kretschmer-hass-und-hetze-relativieren/23008364.html ).
Mit Verlaub: Ich sehe da keine „Ausschreitung“, sondern nur vulgäre Typen marschieren — darf man das nicht mehr oder nur dann, wenn man stonewashed-links oder mittig oder behauptet nicht-rechts ist? Und wer sagt mir, wer da wirklich marschiert? Das können auch verkleidete V-Männer sein. Sie dürfen sich ja per Gesetz inzwischen „szenetypisch“ verhalten. Jeder einigermaßen nüchterne Bürger hat inzwischen innere Distanz und weiß genau, dass all diese Bilderfluten, die man uns als „Beweise“ zeigt, auch Theaterbilder sein können. Mit Recht galten sie vor Gericht niemals als echte Beweismittel. Bilder stehen in ihrem Wert noch unter gekauften Zeugen. Faktum aber ist, dass auf dem besagten Bild einfach nur ein paar unsympatische Männer gehen

Mit der Wahrheit also, denn was der Herr Claaßen sagt, könnte immerhin die Wahrheit sein, auch wenn sie nicht ins hysterische „Weltbild gegen rechts“ passt, „spielt man den Rechten in die Hände“? Im Klartext: diese Medien würden lügen, um den Rechten, diesem Pappkameraden der Hysterie, ans Bein zu treten, ja noch schlimmer: um eine angebliche so riesige rechte Szene weiterhin beschwören zu können, auch dann, wenn es sie in der Monstergröße wirklich gar nicht gibt?!? Ich muss immer an einen Neuaufguss der McCarthy-Ära denken. Wir erleben derzeit eine „second brown scare“…wie damals regierungsgeschürt… Und für dieses wahnhafte, hysterische Ziel, opfert man gerne auch mal den Ruf einer ganzen Stadtbevölkerung? Dass irgendwelche Schreiberlinge und Propagandisten in eigener Sache irgendwelche Urteile in die Welt hinauskrakeelen — so what, es herrscht Meinungsfreiheit, kein Problem.
Dass aber die, die uns regieren, jede Besonnenheit vermissen lassen und nicht sorgsam prüfen, bevor sie Beschuldigungen und Verurteilungen ganzer Bevölkerungsteile zum Amüsement der restlichen, noch halbwegs vernünftig gebliebenen Welt herausposaunen, selbstverständlich mit dem Pathos des Saubermanns — das erfüllt inzwischen den Tatbestand nicht nur womöglich der Volksverhetzung seitens der Regierung, was zu prüfen wäre in besseren Tagen, sondern vor allem des astreinen Politkitsches. Saul Friedländer hat einst den engen Zusammenhang zwischen Kitsch und Tod als einem „wollüstig hinreißenden Phänomen unserer Zeit“ herausgearbeitet. Was derzeit in diesem Lande seitens der Eliten geschieht, ähnelt diesem Kitsch stilistisch: man suhlt sich in einem vermeintlich gerechten Kampf gegen einen Gegner, den man selbst geschaffen hat. Der ostdeutsche „rechte Mob“ ist die Tontaube unserer Eliten. Seit meiner Kindheit in den 60ern und 70ern höre ich mir das hysterische und wachsende Gegröle „gegen rechts“ an. Es sind Jahrzehnte vergangen, aber das, was unser Land zerstört, ist nicht „rechts“, sondern kommt aus den Verstrickungen unserer Regierungen, seien sie konservativ, liberal oder sozialdemokratisch oder grün („rechte“ Regierungen hatten wir glücklicherweise nicht!) in den militärisch-industriellen Komplex, der uns interessanterweise durch „antifaschistisch“ herumheulende Grüne wie der seinerzeitige Außenminister Fischer dazu gedrängt hat, inzwischen wieder munter illegale Kriege zu führen. Wer sind die wahren „Rechten“? Auch Ursula von der Leyen, wenn mal wieder ein riesiger Waffendeal in den Orient verhandelt wird?

Dieser ganze mediale Blödsinn „gegen rechts“ ist reinster Kitsch und bedeutet „gegen die Bevölkerung und ihre authentischen Äußerungen“ — mehr nicht. Was wirklich „rechts“ ist, unterfliegt das Radar des manipulierten Bewusstseins. Und genau so kommt es auch, dass unterirdische Texte wie die der Band K.I.Z. als leuchtende Vorbilder angeblich doch ganz eindeutiger und selbstredend auch gelungener Satire nicht als das erkannt werden, was sie sind: geistige Brandstiftung. Aber der deutsche Saubermann, beflissen „gegen rechts“, hat gelernt, dass er sofort seinen Seitenscheitel nachziehen und Bekenntnisse abgeben muss, wenn ihm aus dem Off souffliert wird, dass er jetzt „den Rechten nicht in die Hände spielen darf“.
Ich komme noch einmal zurück zu Schiller. Er spricht deutlich davon, dass nicht alles, was von sich behauptet, es sei Satire, auch wirklich Satire ist. Er weist darauf hin, dass Scheinsatire eine „rein sinnliche Quelle“ haben kann, ein „rein materielles Interesse“, aus dem natürlich auch nichts Besseres fließt, als das, was da herausgerotzt wird:

„Dieses materielle Interesse ist es, was der gemeine Satiriker ins Spiel bringt, und weil es ihm auf diesem Wege gar nicht fehl schlägt, uns in Affekt zu versetzen, so glaubt er unser Herz in seiner Gewalt zu haben und im Pathetischen Meister zu sein.“

Das beschreibt sehr gut unsere Lage: man versucht, Gewalt über uns zu erlangen durch Scheinethik und Scheinsatire. Wie Schiller an anderer Stelle in seinem Text sagt, hat der „Zuchtmeister der Verkehrtheit“ es geschafft, das Terrain zu beherrschen, wo man die Poeten verdrängt und marginalisiert hat. Dass er allem wirklich Künstlerischen entgegensteht, versteht sich. Und auch von daher sollte es nicht wundern, dass ein solcher verbaler Schmutz nun als moralisches Hilfsmittel gegen was auch immer bemüht wird.

„Aber jedes Pathos aus dieser Quelle ist der Dichtkunst unwürdig, die uns nur durch Ideen rühren und nur durch die Vernunft zu unserm Herzen den Weg nehmen darf. Auch wird sich dieses unreine und materielle Pathos jederzeit durch ein Uebergewicht des Leidens und durch eine peinliche Befangenheit des Gemüths offenbaren, da im Gegentheil das wahrhaft poetische Pathos an einem Uebergewicht der Selbstthätigkeit und an einer, auch im Affekte noch bestehenden Gemüthsfreiheit zu erkennen ist.“

Hier aber, in unserem Fall, sabbert der Schmutz aus dem Schmutz über den Schmutz. Erhebend ist das nicht. Eine geistige Höhe ist weit und breit nicht erkennbar. Nur sie wäre in der Lage, echte Appelle an Frieden und Maß zu geben.

„Wenn uns der Geschichtsschreiber Tacitus den tiefsten Verfall der Römer des ersten Jahrhunderts schildert, so ist es ein hoher Geist, der auf das Niedrige herabblicke, und unsere Stimmung ist wahrhaft poetisch, weil nur die Höhe, worauf er selbst steht und zu der er uns zu erheben wußte, seinen Gegenstand niedrig machte.“

Wir werden zu nichts erhoben von dieser Regierung und den „Künstlern“ ihrer Wahl, sondern wir werden frustriert und zu Zynikern erzogen von diesem morbiden Staat und seinen Zombies an der Spitze. Angesichts suggerierter „Nazis“, „gegen“ die man grölt, macht man uns mental zu Nazis. D.h.: mich nicht. Ich mache das nicht mit. Ich werde niemals zum rotbraunen, regierungskonformen Nazi, nur um einer verkommenen Schicht an Autokraten zu beweisen, dass ich kein Nazi bin. Ich lehne jede Herrschaft anderer über mich ab auf dieser Welt, jede! Und ich lehne es ab, dass meine Mitmenschen beherrscht und ausgebeutet werden. Ich bin ein freier Mensch mit freien Gedanken, die ich mir nicht rauben lasse, auch nicht durch gewiefte Manipulationen und tägliche mediale Erpressungen.
Für die, die es immer noch nicht kapiert haben: Man sollte die unter die Lupe nehmen, die faktisch und zweifellos an der Macht sind, Herrschaft über uns ausüben und uns ohne unser Einverständnis in Kriege treiben, unser erwirtschaftetes Vermögen aufgrund ihres Gewaltmonopols verschleudern und zum Diebesgut machen und durch Waffenhandel skrupelloser Unternehmer und staatlicher Verkäuferinnen ganzen Völkern schaden und Millionen Menschen auf eine ungewisse, zynische Wanderschaft nötigen, nachdem sie ihnen ihre Heimaten zur Hölle gemacht haben — hier wäre echter Handlungsbedarf. Auf deren billige „Haltet-den-Dieb-Strategie“ sollte wirklich kein vernünftiger Bürger mehr hereinfallen.