Mittwoch, 12. Juli 2017

Die Wahrheitsbewegung und die „Truther“




Sie sagen zu den Sehern: Seht nichts!, und zu den Propheten: Erschaut für uns ja nicht, was wahr ist, sondern sagt, was uns schmeichelt, erschaut für uns das, was uns täuscht.
Weicht nur ab vom rechten Weg, verlasst den richtigen Pfad, lasst uns in Ruhe mit dem Heiligen Israels!

Jesaja 30, 10+11

Die Wahrheitsbewegung und die „Truther“

In der Mitte

Postfaktisch ist faktisch oder dessen Gegenteil. Links ist rechts, lichts renks, das ahnte Ernst Jandl vor Jahrzehnten, und alle, die klar und rational denken, sind neben Nazis und Populisten Nazis oder Populisten. Wer auf sich hält, sucht stets die Mitte. Und die liegt immer da, wo man nicht auffällt unter all den anderen, die dem „Humankapital“, diesem Schwarm der Getriebenen zugerechnet werden. Die Mitte liegt da, wo der geheimnisvoll gleichgerichtete Schwarm gerade weilt. Soweit so klar. Um welche Sonne kreist dieser Schwarm? Unliebsame Wahrheit und glatte Lüge sind im Verein mit Halbwahrheiten Fakenews, Lügenpresse, endlose, verwirrende Plappermäuligkeit und irgendwo auch das berühmte Körnchen Wahrheit. Der unerbittliche und absolutistische Wahrheitsanspruch der Mainstreammedien ist atemberaubend. Es kommt drauf an, wer was sagt und wer zuerst da war oder den mächtigsten Geldgeber hat und vor allem Waffen aller Art besitzt, ganze Länder in hybrider Kriegsführung vernichtet, Migrationsströme irgendwohin schicken kann, Menschen bis auf die Haut auszieht und mit ihrem Einverständnis versklavt, Propagandatechniken aus den Hexenküchen der Geheimdienste beherrscht, mit Haltet-den-Dieb-Strategien von den eigenen Machenschaften ablenkt, Heuschrecken erzeugen kann, Gelddrucklizenzen besitzt, eine Haifischseele hat und den Pakt mit dem Bösen eingegangen ist. Beschossen wird aus diesem Sumpf grundsätzlich nur eines: das spontane Gefühl, das spontane Denken der Menschen und der gesunde Menschenverstand, niedergemacht wird der einzelne, der alleine denken will, der, der intelligent rechnet und vorausschauend planen kann, der Mann, die Frau, die sich rein halten und die Betäubung, das vielgestaltige „Token“ der Mächtigen meiden.
Mithilfe einer 24-Hours-Verkabelung ist es jedem möglich, der nur will (und wie sie alle wollen!), sich gegen diesen Ansturm natürlicher Reaktionen in seinem Inneren zu wehren und sich jederzeit im Schweiß seines Angesichtes und für viel Geld auf die neuste Lage der Mitte einzupegeln.
Folge dem Schwarm. Werde Follower.
Das sanfte Schwarmkommando ist der Führer, der Duce unserer Tage.
„Befiehl o Schwarm des ewigen Aufbruchs, heil Dir, stetiger Wandel, wir folgen dir, wohin auch immer. Dein sei der Sieg.“
Ist es nicht wunderbar, wenn man so sanft getrieben wird, dass man ohne Hunger und Leid glauben kann, selbst zu bestimmen, wohin es geht?
Der Tyrann unserer Tage aber ist ein finsterer Schatten hinter den Funzeln der künstlichen Wirklichkeiten.
Diesem Tyrannen hat unser Justizminister mit dem Einverständnis unserer Kanzlerin und der Abnicke eines verkommenen, verfassungsfeindlich eingestellten Bundestags, in den sich nur ein Bruchteil der Abgeordneten bemüht hatte, obwohl es um die Überlebensfrage der Demokratie ging, diesem Schatten-Tyrannen hat Heiko Maas nun richterliche Aufgaben freigegeben, die dieser Baal im Off voluntaristisch, ohne Recht und Gesetz zu beachten, ausführen kann gegen jeden, der vom Schwarm abweicht. Aus dem virtuellen Führer offenbart sich nun ein Tyrann. Jeder verirrte Fisch wird zurückgeholt oder vernichtet, per Mausklick einfach gelöscht. Von dem Haus, das einst Bundesverfassungsgericht war, ist diesbezüglich keine Klarstellung zu erwarten. Die Bundesrepublik Deutschland ist am 30. Juni 2017 von einem Berliner Himmelfahrtskommando der Exekutive und Legislative zum Abschuss freigegeben worden, und die Judikative wird gehorsam dazu nicken.

Ein Teufelspakt

Erinnern wir uns doch an diese etwas altmodischen Filme, in denen die Entdecker-Wettkämpfer zweier konkurrierender Großmächte Neuland erkundeten, in wattierten Anzügen und tonnenschweren Rucksäcken auf dem gebeugten Rücken, mit Schlittenhunden und Notfallschokolade, ein kindisches Wimpelchen in der Hand, und verbissen vorwärts strebend. Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht! Unsere Stärke ist das „Ich bin der Erste und der Beste“, das Haben. Wer zuerst da war, wer alle überholen konnte, der durfte die Fahnenstange in die Erde rammen. Mission completed. Hurra! Das Anti-Evangelium von den Ersten, die Erste sind und den Letzten, die Letzte sind, wurde über die ganze Welt verbreitet. Und der Beweis, dass es keinen Himmel geben kann, in dem es einst umgekehrt sein wird. So fuhr alle Gelassenheit der Armen dahin. Und die Reichen wurden dem Teufel täglich ähnlicher. Für das Erstersein auf Erden (aber auch im Himmel) muss man seine Seele verkaufen.
Jesus sagte: Dort, bei seinem Vater im Himmel, werden viele der Ersten die Letzten sein.
Das ist wahre und entspannte Seligkeit… ich werde meinen Platz haben, so oder so. Ich muss ihn mir nicht selbst garantieren.
Man täusche sich also nicht: auch der, der im Glauben der Erste sein will, steht auf Sand. Glaube heißt unter anderem: der Versuchung zu widerstehen, Erster sein zu wollen.
Ein Teufelspakt: Gewinner ist, wer den Schwarm unsichtbar lenken kann. Der dem Schwarm vor dem Einbruch der Hölle tägliche Henkersmahlzeiten auf einer endlos langen Shopping-Mall cooler Flaneure, sexy Girls und powerpotenten Partylöwen im Countdown-Rhythmus präsentiert.

Der jüngste Tag und die versiegelte Wahrheit

Nicht anders als dem einst unberührten Neuland ergeht es der Wahrheit. Es ist die Frage, wer zuerst seinen Fuß auf sie stellt und sie besudeln und sich zur Mätresse machen darf. Der Eroberer dringt in sie ein, wie er glaubt, aber er versprüht seinen obszönen Samen ins Nichts. Seine Kunst ist der Widerspruch zur Wahrheit..
Die wahre Wahrheit aber ist von Gott selbst versiegelt gegen jeden Vergewaltiger. Sobald ihr jemand Gewalt antut, löst sie sich auf und lässt sich anderswo nieder. Welch ein Trost!
Geschichte schreibt der Sieger, sagte man immer mit einem gewissen Recht, und Wahrheitswiderspruch definierte schon immer mit schwellendem Unterleib der, der die Macht hatte. Er war es, der der Wahrheit ihre mobile Burka verpassen wollte. Und wehe, es schaut nur noch ein Härchen dieser aufreizenden Schönheit heraus. Das Merkwürdige ist nur: eine eingesperrte Wahrheit gibt es nicht. So, wie niemand das Licht einsperren kann.
Sie war längst entrückt, die Wahrheit, das Licht der Wahrheit. Also erklärte man das finstere Nichts unter der Burka zur lichtvollen Wahrheit.
Ich gewinne eine immer größere Imagination dafür, was es heißt, dass am Ende der Tage die Bücher aufgetan werden und die entrückte Wahrheit sprechen wird. Es wird ein Tag des Grauens sein, denn wir alle haben Anteil an der Gewalt gegen die Wahrheit. Gott, sei uns armen Sündern gnädig!
Es sollte uns nicht wundern, dass in einer digital vernetzten Welt — und wir wissen nicht, welche Kommunikationsmöglichkeiten noch ersonnen werden — die Not der vergewaltigten und entrückten Wahrheit proportional zur technischen Entwicklung gewachsen ist, wächst und weiter wachsen wird.
Wahrheit sucht man in dieser Finsternis wie eine Stecknadel im Heuhaufen.
Der Magnetismus der Wahrheitssucher aber zieht sie an, solange sie echte „Truther“ bleiben und nicht selbst Märchenerzähler werden, weil es lukrativer und bequemer ist.
In einem gewissen Sinn kann man nichts leichter finden als die Wahrheit.

Ein Teil der Bevölkerung übt in hochnäsig-weisem Gestus seit Jahrzehnten eine relativistische Haltung ein, ganz wie Pilatus, der mit spitzen Fingern fragte „Was ist Wahrheit?“, als Jesus ihm sagte „Ich bin die Wahrheit“. „Es gibt viele Wahrheiten“ verkünden heutige Welfarer, deine, meine und die der anderen, und selbstverständlich ist jede Wahrheit völlig okay. Es sei denn, es geht ans Eingemachte, dann habe selbstverständlich ich und nur ich recht. Was sonst. Oder ich tue im Gegenteil, wenn der Kampf zu unbequem würde, so, als ginge ich selbst mich selbst nichts an. Auch das greift um sich. Viele lassen sich bis zur Besinnungslosigkeit geistig, seelisch und materiell ausplündern und rufen dem Plünderer ein herzliches „Welcome“ zu, oder sie bürgen widerspruchslos für die Schuld ihrer Ausbeuter.
Das logische Denken ist flöten gegangen, denn die Wahrheit ist immer die Wahrheit. Was wahr ist, ist wahr, auch ohne mich und mein wertvolles Ego und seine Sucht, die Dinge stets zu eigenen Gunsten in die imaginäre Mitte zu drehen.
Aber dieser höchst simple Gedanke ist einem Großteil der Menschen nicht mehr denkbar. Sie schwimmen und fischen im abgrundtiefen Chaoswasser, ohne einen Orientierungsstern im Himmel, weil man das heute so macht und doch alles kann und weiß. Nicht alle jedoch überlassen sich den verschlingenden Wellen den verlogenen, artifiziellen Ersatzwahrheiten. Je mehr Ersatzwahrheit alias Lüge unterwegs ist, desto mehr Kollisionen im wirklichen Leben, desto mehr Blockaden und Rückschläge. Das rüttelt viele wach. Aber immer noch zu wenige. Es lebt sich leichter, wenn man Augen und Ohren zumacht und das Furchtbare erst gar nicht zur Kenntnis nimmt. Lieber zertritt man die Boten der versiegelten, wahren Wahrheit.

Die Ritter der versiegelten Wahrheit

Wen wundert es also, dass sich neben der Tiefschlafkultur unserer Tage eine immer stärkere „Truther“-Bewegung entwickelt, eine „Wahrheitsbewegung“, die inzwischen zahlreiche alternative Sender, Blogs, Zeitschriften, Netz-TV-Kanäle und Verlage aufgebaut hat? Viele ahnen, dass etwas nicht stimmt, dass wir womöglich bewusst und vorsätzlich belogen worden sind, und das nicht nur über den Islam oder die Migranten, sondern ganze Wissenschaftszweige und Zeitalter. Es ist eine große Unruhe in vielen einfachen Menschen ausgebrochen.
Und wen wundert es, dass die etablierte Medienlandschaft samt ihren privaten und staatlichen multimilliardären Geldgebern darüber Zeter und Mordio brüllt und mit der wohlfeilen, dumpfbackigen „Flagge zeigen gegen rechts“-Keule draufhaut und alle Zweifler und Wahrheitssucher wie Hexen verfolgt?
Es ist erschreckend, wie viele gute und verdiente Journalisten, Politiker und Autoren in den vergangenen 15 Jahren förmlich ausgespien wurden und werden aus den etablierten Medien. Es sind inzwischen Heerscharen. Wegen ihrer Unbeugsamkeit und Weigerung, die Wahrheit täglich neu zu definieren, hasst man sie. Und diese Leute sind mitnichten „Rechte“, sondern Personen aus allen Richtungen, auch viele, sehr viele Linke. Das gesamte politische und religiöse Spektrum hat inzwischen seine „Truther“ ausgespien.
Die „Wahrheitsbewegung“ sammelt sich nicht von selbst außerhalb dieses untergehenden Schwarm-Molochs in der Mitte, sondern wird gegen ihren Willen verstoßen. Die, die sie ausgestoßen haben, munkeln nun, da „braue sich was zusammen“, das man bekämpfen müsse. Wir wissen es doch seit alters her: die Verstoßene ist wieder frei! Und das ist ihre Chance. Die Ersten, die die Letzten verstoßen, ahnen, dass ihre Tage gezählt sind und konzentrieren alle Kraft auf alberne, aber nichtsdestoweniger infame  Verleumdungskampagnen, die allmählich den Charakter von Vernichtungskampagnen annehmen.
Diese Fähnleinführer-Mitte, die mit pathologischem Antidiskriminierungs-Eifer zwitschert und in einer geradezu animistischen Geisterfurcht unter jedem Wegstein und jedem Graswatzen „Rechte“ wittert, ist der größte Diskriminierungskonzern, den es je gab, denn die Merkmale der nun zu Diskriminierenden wabern genauso wie die stets im Wandel begriffene Wahrheit der Mitte. Von wenigen tatsächlich, sachlich nachweisbar politisch rechts stehenden Personen abgesehen erfüllt der Popanz-„Rechte“ unserer Tage ganz das Profil des „Juden“ in älteren Zeiten: er steckt hinter allem, was schlecht ist oder als schlecht bezeichnet wird (von wem eigentlich und mit welchem Grund?), er hat, wie Ralf Stegner (SPD) es gerade vor ein paar Tagen über die Popanz-„Rechten“ behauptete, eine „gewalttätige DNA“ (und der Mann merkt nicht, dass er hochgradig rassistische Vokabeln einsetzt — oder merkt er es doch?!), er ist die einzige Gefahr, die droht, und ihn muss man bekämpfen und überall identifizieren, wo er sich versteckt hält. Und er versteckt sich überall. Vorsicht, Feind hört mit. In Abwandlung eines Bonmots der wirklichen Rechten also: „Die Rechten sind unser Unglück!“ und frei nach Goebbels: „Wer rechts ist, bestimmen wir.“
Das Wir der Fähnleinführer-Mitte. Es ist im Begriffswandel „rechts“, die Wahrheit auszusprechen, die wahre Wahrheit, nicht die in der wandernden Mitte. Das Antidiskriminierungsgetue der Mitte aber will verhindern, dass die wahre Wahrheit frei ausgesprochen werden oder so etwas wie ein freier Diskurs und freie Recherche mit dem Ziel der Wahrheitsfindung stattfinden könnte. Es kann jeder alles sagen, solange es finster und erfunden ist. Doch wehe dem Licht, das in diese Finsternisse fällt!

Sakrileg unserer Tage: geordnete Gedankengänge über die nächste Ecke hinaus

Die „Wahrheitsbewegung“ steht in der Gefahr, gezielt durch die Darbietung alternativer Wahrheit geködert zu werden. Man weiß ja nicht, wie viele Böden die Manöver heutiger Mächte haben. Man wird belogen, darf dann die als Köder ausgelegte „Wahrheit“ entdecken, ohne zu bedenken, dass sie eine Wahrheitsfalschfährte sein könnte und dient am Ende dem, wovon man sich eigentlich abgrenzen wollte.
Und sie steht in der Gefahr, ältere Verhältnisse zu verklären. Viele dieser älteren Verhältnisse waren erste Anfänge, versteckte Anfänge dessen, was wir heute erleben. Man muss aber genau hinsehen und viel wissen, um das zu erkennen.
Vor dem Wiederkäuen alter Teufelspakte, die sowieso noch aktiv sind, sei also gewarnt. Wer sie im Wahn, dem Teufelspakt unserer Zeit zu entkommen, aktiviert, verstärkt nur die Hölle dieser Tage noch. Die alten Modelle haben ausgedient und taugen nicht mehr! Hätten sie nämlich getaugt, wären sie nicht untergegangen. Ich stelle die Maxime auf:
„Man kann aus Ruinen auferstehen, aber die Ruinen selbst werden nicht mehr auferstehen.“

Man unterstellt der Wahrheitsbewegung gerne, „Verschwörungstheorien“ zu entwickeln und zu vertreten. Das ist so billig, wie es absurd ist:
Im Klartext: wer es wagt, 1+1 zusammen zu zählen, wer überhaupt noch denkt und versucht, sich einen Reim auf die Dinge zu machen, wer nicht jeden Fake, jede Ente der Massenmedien und Geheimdienste glaubt, ist ein potenzieller Verschwörungstheoretiker, egal ob er dabei richtig rechnet oder sich verrechnet. Im Zeitalter des Taschenrechners verstehen viele den Unterschied nicht mehr… Und die, die verhindern wollen, dass Menschen die wahre Wahrheit finden, werden natürlich jeden, der intensiv sucht, diffamieren. Wir sollen nicht mehr zusammenhängend denken. Lernziel der Zukunft: sich denken lassen. Vernetzt sollen wir unsere tägliche Denkdosis empfangen, eingesponnen in die Schlinge finsterer „Denkfabrikanten“, unsichtbarer „Thinktanker“ und nicht etwa selber kreieren. Aber auch das hat alte, wenn auch technisch schwerfällige Vorbilder…
Ein Verschwörungstheoretiker ist in jedem Fall immer der, der sich eigene Gedanken macht, und dies auch noch geordnet — welch ein Sakrileg!
Und was man denken darf, das bestimmt das Kartell der Mitte, dieser Wandelstern der Postmoderne.
Es sind Orwell’sche Verhältnisse, die wir erleben.
Mit der Reformation, dem Konzil von Trient und dem dreißigjährigen Krieg entwickelte sich ein Entscheidungszwang, den man nicht mehr nur einzelnen Ketzern auferlegte, sondern grundsätzlich jedem Menschen: Entweder du nimmst die Wahrheitsbehauptung des Fürsten an oder dir wird der Existenz-Boden entzogen. Damals begannen die großen Umsiedlungs- und Fluchtbewegungen, die bis heute angehalten haben aus immer wieder ähnlichen Gründen. Aber ein Neues schiebt sich vor diese Tradition:
Heute gibt es keinen Ort mehr, an den man ausweichen könnte. Das ist so, weil es der märchenerzählende Fürst unsichtbar ist und überall und nirgends seinen Sitz hat. Wohin immer man sich wendet, man ist vor ihm nicht sicher.
Was aber dann?
Nicht die wachsende Weltbevölkerung schafft diese Problematik, wie einst Aldous Huxley mit teuflischem Zynismus behauptete, sondern die wachsende technische Vernetzung der Welt, die als Neuland erobert wurde von Mächten, die wir nicht kennen. Sie haben ihre Flagge aufgepflanzt, aber nicht wehen lassen, und sie haben dem Bösen die Tore weit gemacht.

Kann man ohne Rüstung standhalten?

Der Wahrheitsbewegung sei daher warnend gesagt, dass sie im Visier dieser Kräfte ist. Sie wird unterwandert von der Mitte, die sich zwanglos an den Rand begibt, wenn es opportun ist. Sie wird gezielt mit alternativen News versorgt und Köder-Wahrheit, die nur alternativer Fake ist. Wie wollt ihr das eine vom andern unterscheiden? Und wie wollt ihr euch davor schützen, wie einst die Pharisäer die wahre Wahrheit zu verkennen und zu verdächtigen, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben?
Wer gibt euch sehende Augen und hörende Ohren?

Mit sehr viel Aufwand kann die natürliche Vernunft Wahrheit und Lüge unterscheiden. Mit sehr, sehr, sehr viel Aufwand. Haben wir dafür Zeit und Ressourcen? Wissen wir denn, wem wir glauben dürfen auf dieser Welt?
Der christliche Glaube kennt das Charisma der Geisterunterscheidung (discretio spirituum), aber auch da sind schon viele der Täuschung erlegen, sie hätten diese Gabe und huldigten nun gerade erst dem Bösen. In gewissem Sinn besteht in solchen „False-flag-Manövern“ des Bösen die Tragik der Kirche. Es ist also Vorsicht geboten!
Die Wahrheit des Christen ist eine Person, Jesus, der Sohn Gottes, der seinen Geist ausgesandt hat seit Pfingsten. Dieser Geist führt in die ganze Wahrheit. Das hat er versprochen. Aber auch hier herrscht Verwirrung. Heute bilden sich auch viele ein, sie hätten eine besondere Heiliggeistfrömmigkeit gepachtet, aber die Früchte dieses Pneumatismus sind Hochmut, Arroganz, Stolz, Oberflächlichkeit und Geldgier. Muss man sich heutzutage nicht für die Wahrheit, die wahre Wahrheit förmlich versiegeln lassen?
Wird man ohne Siegel standhalten können?
Wer traut sich zu, entblößt in eine Schlacht zu ziehen?
Und wer ist sich sicher, dass er unbehelligt bleibt, wenn er nicht zu kämpfen bereit ist?