Montag, 27. August 2018

Trinitätslehre auf dem Prüfstand - Brief IV an Trinitarier und Unitarier: Das "Geschwätz" der ersten Auferstehungszeuginnen



Das „Geschwätz“ der ersten Auferstehungszeuginnen

16 Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa, an den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte.
17 Und als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder; einige aber zweifelten.
18 Und Jesus trat zu ihnen und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
19 Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie6 auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
20 und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters. (Mt 28)

Lieber Unitarier, lieber Trinitarier,

Die These meines letzten Briefes war, dass Gottesbild und Menschenbild unmittelbar zusammenhängen, dass die Verzeichnung des einen die Verzeichnung des anderen hervorruft. Ja — ich denke sogar: wer nicht glaubt, dass Gott ist, der verleugnet in einer ultimativen Konsequenz des Grauens den Menschen.
Doch halt! Auch der Gläubige kann sehr schnell mit einem gewalttätigen Gottesbild den Menschen entmenschen. Wir werfen dies derzeit dem Islam vor und sind blind dafür, dass wir es selbst auch tun und vor allem 2000 Jahre lang unter teilweise schauerlichsten Umständen getan haben. Uns ist nicht bewusst, wie tief wir an dem vorbeigehen, was uns Jesus hinterlassen hat!
Ich gehe deshalb dieser Spannung zwischen Gottesbild und Menschenbild, zwischen der Art, wie Gott mit uns umgeht und wie wir mit uns gegenseitig umgehen, noch ein bisschen nach und dies im Zusammenhang mit der Aussage Jesu, dass ihm alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben worden sei — „gegeben worden“, folglich hatte er sie zuvor nicht und kann sie zuvor nicht gehabt haben. Doch was heißt das? Ich behaupte, es liegen hier zwei Begriffe von „Macht“ vor:
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Erinnert Ihr Euch? Jesus zeigte sich nach seiner Auferweckung zuerst Maria Magdalena und einigen anderen Frauen. Das ist in den Evangelien eindeutig und unzweifelhaft bezeugt, obgleich man sich in der Kirche angewöhnt hat, dies zu bezweifeln und hartnäckig an diesem Schriftbefund vorbei zu argumentieren. Diese biblische Tatsache ist wie eine zugefügte Wunde im Fleisch all jener, die darüber diskutieren, wie genau Gott ist und die Frau draußen haben wollen aus dieser Diskussion.
An der Tatsache der Erstzeugenschaft der Frauen zeigt sich, wie überraschend die Offenbarungen Gottes und seines Messias sind, wie fein, wie feurig und wie gerecht… und wie erhaben über alle unsere Vernunft und Vernünftelei.
Wer diese Evangelienberichte bezweifelt, landet erfahrungsgemäß schnell überhaupt bei einem Zweifel an einer realen Auferstehung, und das aus dem Zeugnis der Frauen herausgeschnittene, bleiche Auferstehungszeugnis des Simon, der es zuerst ja nicht glauben konnte, wie bezeugt wird, begründet nicht den Glauben an den zum Vater erhöhten Jesus Christus, auch nicht den an den Vater, sondern einfach nur den an die Kirche oder eine der zahlreichen „Gemeinden“ oder schließlich „die Bibel allein“ (als ob sie Gott wäre!) und ihre unheiligen Machtmänner, die sich ihre „Würde“ selbst zuschreiben, oder der Glaube bricht gleich ganz in sich zusammen.

Was völlig klar und ganz eindeutig, aber auch irgendwie fein verschlungen bezeugt ist, wurde verdunkelt, um vordergründig einen patriarchalen Vorrang als angeblich gottgewollt zu zurechtzubiegen, wo Jesus nun einmal anders entschieden hat, letztendlich aber geht es knallhart strategisch darum, den Machtanspruch des Papstes zu rechtfertigen. In der ganz frühen „Väter“-Literatur kann man gelegentlich ein Aufmerken über diese eigentümliche „Anlage“ der Zeugenschaft nach der Auferstehung finden, aber mit dem 4. Jh verstummt es. Alle Protestanten und katholischen und orthodoxen Dissidenten, die sich darüber etwas vormachen, seien also gewarnt: Wer nicht anerkennt, dass Jesus sich zuerst denen gezeigt hat, die nichts sind vor dieser Welt, muss in kauf nehmen, dass sich eine Hierarchie ausbildet, eine „heilige Rangordnung“, der er selbst unterworfen ist. Ich legte es bereits dar: Die Entwertung bzw „Unterwerfung“ der Frau dient nur einem einzigen Zweck: die ganze Menschheit in eine Hierarchie zu zwängen. Hierarchie ist immer Abgötterei, denn sie schreibt den Rangoberen wachsende ontologische Merkmale zu, erhebt sie also seinsmäßig über die Unterworfenen. Das kommt niemals von Gott! Vor allem dann nicht, wenn dieser Gott einem Menschen alle Macht im Himmel und auf Erden gab, dieser Mensch sich dies aber dadurch gewann, dass er auf alle Macht verzichtete und sich in der Hierarchie dieser Welt freiwillig an die unterste Stelle setzte und von ihr zertreten ließ. Er war nicht geschwächt von der Sünde, und so weckte Gott ihn auf und machte ihn neu, gab ihm einen neuen Leib, und was er in diesem neuen Leib tat, ist wegweisend für das Reich Gottes.
Man kann es nicht laut genug in die Welt rufen: Jesus hat damit diese Abgötterei der Herrschaft und der Hierarchie ein für allemal entlarvt in ihrer mörderischen Konsequenz und Sündhaftigkeit.
Dass die Christenheit das weitgehend niemals begriffen zu haben scheint und — im blanken Gegenteil — nun noch mehr Hierarchie installiert hat, als sie zuvor schon war, entlarvt sie als antichristlich.
Ich denke, wir müssen dieser Tatsache über uns und unsere Geschichte ins Auge sehen.

Indem Jesus sich denen zuerst zuwandte, die keinen Rang haben, die Outcasts sind, hob er jede wahre geistliche Möglichkeit einer erneuten Hierarchisierung, die alle Menschen beträfe, auf. In der echten Nachfolge Jesu kann es keinerlei Gewalt geben. Und „Hierarchie“ ohne Gewalt ergibt keinen Sinn. Überordnung hat nur einen einzigen Sinn auf Erden: Gewalt „nach unten“ hin.
Das machen sich die wenigsten bewusst, ist aber eine logische Folge der Gewaltlosigkeit. Das Auftreten Jesu erfolgte in einer großen Vollmacht, wie uns die Evangelien bezeugen, und er wirkte ohne irgendeine äußere Gewalt auf die Menschen. Physische und psychische Gewalt sind ihm so fern, wie es nicht ferner geht. Er überzeugte ohne Krieg, ohne Waffen, ohne PR, ohne Propaganda, ohne Mätzchen, ohne Intrigen und genau das ertrugen viele nicht. Das Volk lief ihm nach, weil es spürte, dass dieser Mensch in seiner ganzen Ohmacht Vollmacht hatte. Und es liefen ihm vor allem die Niederen nach und naturgemäß zahllose Frauen.
Dies wird durch zahlreiche zusätzliche, hierarchiekritische Aussagen seinerseits unterstützt, wie ich in vorigen Briefen zeigte. Vor allem aber kommt es in allem, was der Herr nach seiner Auferstehung sagte, sogar ganz massiv zum Ausdruck. Er wirkt völlig gewaltlos vollmächtig, durchschreitet seine von der Welt intendierte Vernichtung wie eine schmerzvolle und qualtreibende Pforte und sagt doch den denkwürdigen Satz:
Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.“
Er geht auf den wogenden Fluten, den Fluten, die in der Schrift Unordnung und Chaos symbolisieren. Er schwebt nicht darüber, sondern er geht im Fußkontakt darüber, nicht so, als wäre es nichts, aber so, dass dessen Gewalt, sobald er seinen Fuß draufstellt, als nichtig entlarvt wird.

Haben wir diesen Satz überhaupt schon verstanden?
Das sagt der, der zuvor in vollendetem Gehorsam auf jegliche irdische Gewalt verzichtete und dies auch weiterhin tut: er wird zum Vater erhöht und den Heiligen Geist, der vom Vater ausgeht, senden.
Was aber soll das heißen, dass ihm „alle Macht“ gegeben ist, nicht nur die auf Erden, sondern sogar die im Himmel?!
Das alles hat mit dem Gott zu tun, der ihm diese Macht übertragen hat. Und in dem, was Gott gegenüber dem Messias tut, muss auch das gespiegelt sein, was der Messias am Ende auf Erden tat. Auch er gibt seine Vollmacht weiter — aber nicht an die, die im natürlichen und sündhaft verzerrten System des Irdischen Gewalt haben.
Die Vollmacht Jesu ist von dem, was man in diesem Äon unter „Macht“ und „Gewalt“ versteht, soweit entfernt wie das Leben vom Tod, das Licht von der Finsternis.
Die Erscheinung Jesu vor seinen Zeuginnen und später auch Zeugen macht das feine und doch verzehrende Feuer des Vaters sichtbar.

Wie ich zeigte, hat das die führenden Gestalten in der christlichen Geschichte in aller Regel einen wirklichen „Dreck“ gekümmert. In kürzester Zeit wurde die Botschaft von Jesus Christus pervertiert. Und es ist keinerlei Ende abzusehen. Im Gegenteil — es ist zu befürchten, dass nach ein wenig liberalem Tauwetter der letzten Jahrzehnte, in dem man alle Skepsis und Vorsicht in den einfachen Christen überschreibt und sie naiv und unvorsichtig werden lässt, die Kulmination der antichristlichen Herrschaft der Kirche(n) erst noch kommt. Die größte Zeit der 2000 Jahre Christentum war nackte Gewalt gegen alles und jeden, der sich nicht unterwarf, entweder physischer oder psychischer Natur, in Form sozialer Unterdrückung oder sogar leiblicher Vernichtung, und der gnadenlose Drang, politisch zu herrschen. Aber wie geht das, wo doch der wahre Messias sein Erbteil nicht durch Gewalt, sondern durch dieses feine Feuer gewinnt, das die Herzen entzündet, ohne sie zu entflammen oder in einen Großbrand zu stecken, wie es die militanten Burschen der Societas Jesu stets taten mit ihrem Wahlspruch „Inflammate omnia!“ („Steckt alles in Brand!“)?
In immer neuen Anläufen und Salven, Verzweigungen und Masken rollte die pseudo- oder sagen wir es doch ungeschminkt: antichristliche Gewaltlawine unter Missbrauch des namens Christi über die Menschheit. Und wenn es Konkurrenzen gab in der Kirche, dann machte ein „Reformer“ oder „Reformator“ genauso gewaltsam weiter wie die, von denen er sich, meist selbst wieder auf die eine oder andere Art gewaltsam, gelöst hatte. Und natürlich war vieles von dem, was die Herren „lehrten“, sogar scharfsinnig, vordergründig hilfreich oder sogar befreiend, aber eben nicht alles. Regelmäßig entpuppte sich das scheinbare gesunde Feuer als Flächenbrand oder als Strohfeuer mit viel Rauch. Daran hat sich nichts geändert bis heute. Wir leben in einer Zeit der verdichteten verwirrenden Täuschung über dies alles, und die Kirchen schaffen es, derzeit ihre Rolle als die einer Märtyrerin aufzubauen und einen großen Teil anfälliger Christen dafür zu gewinnen. Mit immer neuen Modethemen schafft man pseudoreligiöse Ersatzthemen, etwa der Antigender-Hysterie, der Lebensrechtsbewegung, dem neuen Maskulinismus, und es kann sehr gut sein, dass auch das unitarische Thema sich zu einem solchen Modethema auswächst. Und natürlich ist an dem einen oder anderen Thema ja auch was dran, das will ich nicht weiter diskutieren an der Stelle (das tun andere lautstark und politisiert genug!), aber ich habe oft schon erlebt, dass die größten Eiferer auf diesen Gebieten eine Haltung haben, die offenbart, dass sich darin christliches Engagement und Glauben erschöpft, Hauptsache die richtige Moral, dann wird es schon alles gut — in meiner Jugend verwechselten viele Pazifismus, Entwicklungshilfe, Feminismus, Öko und soziale Gerechtigkeit mit christlichem Glauben — auch dies natürlich Themen, an denen was dran ist. Nur sind sie niemals Kern dessen, was ein Jünger Jesu glauben sollte. Der Glaube aber ist seit 2000 Jahren entkernt worden und die tiefe Leere und Geistlosigkeit, die entstand, wurde mit immer neuen Ersatzthemen angereichert. Auch hier ist kein Ende abzusehen.
Wer inwendig nicht zur lebendigen Wasserquelle wurde, kann auch kein lebendiges Wasser absondern — das ist eigentlich ganz einfach.
Damit will ich nicht bestreiten, dass es trotz allem solche lebendigen Jesusjünger gab, aber nicht sie waren es, die es in die Region der „Bestimmer“ und „Angeber“ schafften. Sie hätten es auch nicht vermocht, denn Gott beruft die, die nichts sind vor dieser Welt. Sie alle wirkten und wirken in einer tiefen Nacht der antichristlich anschwellenden Kirche.

Doch zurück zum Thema der Auferstehungszeuginnen und ihrem Schicksal in der Kirche bis heute:
Hier findet man ein Beispiel darüber https://www.paulusdom.de/gotteshaus/dompatron-heiliger-paulus/bibelarbeit-zum-1-korintherbrief-petrus-und-paulus/ , wie einer in einer „Bibelarbeit“ bewusst undeutlich mit den Schriftbefunden umspringt, um zu beweisen, dass Petrus der „Erste“ war, der Jesus als Auferstandenen sah. Auch die liturgischen Schriftlesungen in der Osteroktav suggerieren sowohl im Usus antiquior und seiner Leseordnung als auch in den Lesejahren des Novus ordo genau diesen Ablauf, obwohl er neutestamentlich gerade andersherum bezeugt ist.

Nein, die synoptischen Evangelien bezeugen nicht, dass Jesus sich Petrus zuerst zeigte, wie die Kirche es behauptet, und er auch zuerst geglaubt und zuerst den Messias bekannt hätte! Bevor ein Petrus überhaupt auf der Bildfläche erschien und sein Messiaszeugnis abgab, zeugten Maria und Elisabeth, Simeon und Hanna, nicht zu vergessen der „Wegbereiter“ und „Elia“, Johannes der Täufer, authentisch und persönlich zutiefst im Heiligen Geist versunken, dessen künftige und sich erfüllende Rolle als Messias — es ist einfach Gewalt am Schrifttext, aus dem Messiaszeugnis des Petrus ein „Erstzeugnis“ zu machen. Er mag innerhalb des Zwölferkreises als Erster ein Messiasbekenntnis ausgesprochen haben, aber außerhalb kann man das gar nicht sagen, denn nicht nur wussten zuerst Frauen um den Messias, der nun kommen würde, sondern selbst unreine Geister riefen es in die Welt hinaus, bevor Petrus es tat (vgl. Lk 4,34 „Du bist der Heilige Gottes!“). Ich bin immer wieder sprachlos darüber, wie man eindeutige Textzeugnisse derart verdrehen kann.

Doch zurück zum Auferstehungszeugnis:
Matthäus, Markus und Johannes bezeugen, dass er Maria Magdalena zuerst erschien. Lukas dagegen hält im Unklaren, wem er wann erschienen ist, und fügt der Erzählung der Emmausjünger eine Unterbrechung ein, in der seitens der „Elf“ knapp behauptet wird, Christus sei dem Simon erschienen, obwohl wenige Sätze zuvor geschrieben wurde, Petrus hätte nichts gesehen. Es ist dabei auffallend, dass der ganze Jüngerkreis bezeugt, er habe sich dem Simon gezeigt und nicht Simon Petrus selbst dies bezeugt. Das ist mehr als eigentümlich und sollte als Figur noch genauer bedacht werden.

In Mt 28 wird uns erzählt, wie die Frauen um Maria Magdalena an das Grab kamen, dort von dem „Engel des Herrn“ ein gewaltiges Erdbeben ausgelöst wurde, als er vom Himmel kam und er den Stein alleine wegrollte, der das Grab verschloss. Die Grabwächter seien zu Tode erschrocken und ohnmächtig geworden vor Angst. Die Frauen fallen nicht in Ohnmacht, sondern erfahren von dem Engel, dass er auferstanden sei. Sie werden aufgefordert, in das leere Grab zu sehen und bekommen von dem Engel gesagt, sie sollten den abwesenden Männern sagen, dass Jesus ihnen  vorangehen werde nach Galiläa. Sie werden ihn dort erst sehen — das ist Schriftwort! Die Frauen gehen „voll Furcht und Freude“ zu den männlichen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu erzählen.
Hier enden dann stets die gottesdienstlichen Schriftlesungen und suggerieren: Die Frauen sahen das leere Grab, danach aber ging Jesus zu den männlichen Jüngern und zeigte sich ihnen resp. dem Petrus zuerst. 
Im Mt-Text heißt es demgegenüber gleich danach im nächsten Vers:
„9 Und siehe, Jesus kam ihnen entgegen und sprach: Seid gegrüßt! Sie aber traten zu ihm, umfassten seine Füße und warfen sich vor ihm nieder.
10 Da spricht Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin, verkündet meinen Brüdern, dass sie hingehen nach Galiläa! Und dort werden sie mich sehen.
Man merke auf: Auch hier wird ausdrücklich das wiederholt, was der Engel bereits gesagt hatte: Die Elfe werden Jesus erst in Galiläa sehen. Und diesmal sagt es der Herr selbst.
Nichts deutet darauf hin, dass das für Petrus nicht gilt… im Gegenteil — weil Petrus der „primus inter pares“ war, dürfte sich diese Nachricht in jedem Fall an Petrus gerichtet haben.
Diese „ihnen“ am Anfang sind natürlich die Frauen — wer denn sonst, wo doch an sie der Auftrag, den schon der Engel in V7 an sie herangetragen hatte, nun vom Herrn selbst noch einmal an die natürlich Abwesenden wiederholt wird. Es geht nicht ganz deutlich hervor, wann die Frauen den Männern diese Botschaft bringen. Aber eines ist sicher:
Die männlichen Jünger erfahren zumindest die konkreten Worte Jesu an die Elf von den Frauen und gehen auch gehorsam nach Galiläa zu dem Berg, an dem Jesus sich ihnen dann zeigen wollte und wo er ihnen die Worte sagte, die oben zuerst zitiert wurden und ihnen den Auftrag zur Mission gibt.
Dazwischen aber, so erfahren wir von Matthäus, ließ der Hohe Rat — während die Frauen noch unterwegs waren, um das Auferstehungszeugnis zu geben! — Gerüchte streuen durch gedungene, mit viel Geld abgefundene Falschzeugen: Jesus sei nachts von den Jüngern aus dem Grab gestohlen worden. Es hatte sich also sofort durch die Wächter bis zu den Oberen in Jerusalem durchgetrommelt, dass Jesus nicht mehr im Grab war. Durch gedungene Falschzeugen verbreitete sich die Nachricht vom leeren Grab sofort, nicht aber die konkrete Ansprache durch Engel und den Herrn selbst, die die Frauen erfahren haben.
Das bedeutet logisch:
Die Nachricht vom leeren Grab konnte kaum mehr „spektakulär“ bleiben — auch nicht für die männlichen Jünger. Man kann aus der Tatsache der gedungenen Falschzeugen sofort nach der Ankunft der Frauen am Grab etwas schließen: Spektakulär konnte so nur das Zeugnis seiner realen Erscheinung vor konkreten Menschen sein und die Begegnungen mit Engelwesen am und im leeren Grab! Was also an der Nachricht der Frauen so erschütterte, war nicht die Botschaft vom leeren Grab, sondern es waren die Erscheinungen, die außer ihnen kein Mann sehen konnte — darin stimmen alle vier Evangelien überein! Und dass kein Mann die Erscheinung der Enel und des Auferstandenen sm Grab sehen konnte, ist feste Aussage aller vier Evangelien. Eine Ausnahme bilden die beiden randständigen Jünger, die nach Emmaus wanderten. Aber von den Elfen sah keiner in Jerusalem etwas. Wohl aber schickte Jesus Boten mit einer persönlichen Nachricht an Petrus und die Elf.

In Mk 16 — die Forschung meint, Mk 16 sei ein Anhang aus dem 2. Jh — finden wir genau denselben Zusammenhang: Die Frauen gehen an das Grab, denken darüber nach, wie sie den schweren Stein vor seinen Tür wegbekommen, finden es aber wundersamerweise plötzlich offen und innen leer vor. Auch hier sehen sie einen Engel, der ihnen seine Worte sagt, diesmal mit dem ausdrücklichen Hinweis, es besonders dem Petrus so zu sagen, und dass der Herr auferstanden ist. Sie sind zutiefst erschüttert und erschrocken, sagen erst einmal niemandem etwas, aber dann ändert sich die Sachlage: Jesus selbst begegnet Maria Magdalena „zuerst“, nachdem er auferstanden war. Maria Magdalena richtet getreulich aus, dass sie den Herrn gesehen habe, aber die Herren glauben ihr nicht. Auch die Emmausjünger werden erwähnt und die Tatsache, dass auch ihnen die „Elf“ nicht glaubten. Im Gedächtnis sollte man behalten, dass der Engel den Frauen seine Worte besonders an Petrus aufträgt — vielleicht genügt das den Jüngern, später zu behaupten, er sei dem Petrus bereits erschienen.
Katholische Kleriker und Laienmänner beharren stets darauf, dass die Frauen ja auch Angst gehabt hätten, ungläubig und fassungslos waren, um deren herausragende Rolle herabzumindern. Dass sie Angst hatten und voller Schrecken waren, kann ich bestätigen, aber Unglauben entdecke ich nirgends — das müsste man erst einmal beweisen!
Nun ist es aber ohnehin nicht von Belang, was irgendwer meint, sondern ob  Jesus selbst das so beurteilt hat — auch wenn es den Männern der Kirche nicht gefallen mag. Ganz ohne Zweifel hat Jesus das unterschiedlich beurteilt:
Jesus rügt die Elf — und ähnlich tut er das bei den Emmausjüngern — für ihren Unglauben bzw ihre Unverständigkeit hart:
14 Nachher offenbarte er sich den Elfen selbst, als sie zu Tisch lagen, und schalt ihren Unglauben und ihre Herzenshärtigkeit, dass sie denen, die ihn auferweckt gesehen, nicht geglaubt hatten.“ (Mk 16)
Auch an dieser Stelle ist undenkbar, dass Petrus aber in Wahrheit Jesus schon gesehen haben soll — er gehört doch zu den Elfen! Das kann aufgrund der Beschreibung definitiv nicht sein!
Aber die Stichworte sind interessant:
Unglauben und Herzenshärtigkeit — die „duritia cordis“, der „sklerokardia“ der Jünger, von der Jesu bereits im Bezug auf die frauenfeindlichen, tief ungerechten Scheidungs- und Polygamieregeln der Tora unmissverständlich sprach. „Herzenshärte“, wenn es um die Frau geht: man verstößt sie und geht mit Mägden und Huren fremd, wenn sie einem nicht mehr passt, man erniedrigt sie zum totalen Mündel und raubt ihr auch juristisch gesehen jeglichen Selbststand, weil sie niemals volles Bürgerrecht erhalten konnte, im Erbrecht stark benachteiligt war (d.h. weder Haupterbin sein konnte noch selbst vererben konnte), für nicht testierfähig gehalten wird, nur durch einen Tutor vertreten werden kann und vor Gericht also als Zeugin nicht würdig ist. Sie konnte keine öffentlichen Ämter einnehmen und, wenn ihr ein Unrecht geschah, dies nicht selbständig vor Gericht bringen. Man glaubt natürlich auch ihrem informellen Zeugnis unter solch verzerrten Bedingungen nichts. Und genau diese Verzerrung der Frauenrolle nennt Jesus auch hier wieder „Herzenshärte“.
Und nicht nur das: man glaubt auch als erwählter „Erster“ aus dem Zwölferkreis nicht solchen, die nur aus dem weiteren Jüngerkreis kommen wie die Emmausjünger. Wie immer zieht die Erniedrigung der Frau automatisch auch ein Kastendenken unter Männern nach sich. Keiner der Elf erkennt in diesem Moment an, dass es Jesu Sache allein ist, wen er sendet — und wenn es Frauen sind!
„Sklerokardia“ — der Cantus firmus des Judentums und des Christentums. Die „Erstarrung des Herzens“, das „steinerne Herz“, von dem bei Jeremia und Ezechiel die Rede ist, das „cor lapideum“ (Ez 11,19), das ausgewechselt werden muss, wenn wir zu Gott kommen wollen.
Ich habe daher immer ganz andere Assoziationen, wenn ich an den „Felsen Petri“ denke: der Name „Kephas“ ist doppeldeutig. Wenn er den sicheren Grund, der Christus alleine für uns sein kann, meint und den Simon zu einem Zeugen Jesu macht, ist es positiv und zeigt an, dass der harte Simon sein hartes Herz austauschen ließ, fortan auf sicherem Grund für den zu zeugen, der alleine sicherer Grund ist. Wenn er aber meint, der Petrus selbst sei der „Stein“, dann wurde aus dem „cor lapideum“, das selbst nach der Auferstehung bei Petrus noch hart war, ein noch härterer Stein und simuliert in Rom in der Nachfolge Christi zu stehen, umschanzt von einer wahren Geröllhalde macht- und härtebesessener Männer, deren explosiver Hagel bis in jede Freikirche verbreitet wurde.

Manche sagen, der Markuszusatz sei nicht authentisch, weil er in manchen Handschriften fehlt. Das können wir sachlich allerdings nicht schließen, weil wir ja nicht wissen, ob dieses Kapitel 16, da wo es fehlt, ein fehlendes Teilstück dessen war, was authentisch berichtet worden war, also einen Verlust des Ursprünglichen bedeutet, oder aber einen Zusatz zum Ursprünglichen, wo vorher nichts war, weil man dachte, dass das Kapitel 15 sehr abrupt abbricht und eigentlich noch ein vernünftiger Schluss fehlt. Ich habe als unbefangener Leser den Eindruck, dass der ursprüngliche Markustext kaum mit dem Satz, die Frauen hätten sich am leeren Grab gefürchtet und seien geflohen, geendet haben dürfte. Da fehlte etwas. Man weiß es nicht — es kann auch etwas verloren gegangen sein (letzte Seiten bzw Randstücke von Büchern tun das gerne, auch auf Rollen oder Papyri), vielleicht fehlte Material oder es wurde etwas zerstört und man rekonstruierte, was da ursprünglich stand. Selbst wenn es so wäre, dass hier dem Ursprünglichen etwas zugefügt wurde, lässt das nicht auf fehlende Authentizität in der Ereignisabfolge schließen, und außerdem deutet der Zusatz an, dass die Kirche noch bis ins frühe 2. Jh ein sehr klares Bewusstsein davon hatte, dass es eben nicht Petrus war, dem sich Jesus zuerst zeigte, und dass der Petrus sogar erneut wegen seiner Herzenshärte und seines Unglaubens von Jesus zurechtgewiesen wurde, man aber viel eher den Eindruck gewinnt, Jesus habe Petrus über die Frauen vermittelt und indirekt angesprochen. Es ist ein subversives Vorgehen Jesu: er vermittelt sich nicht den Frauen und den randständigen Männern durch die männlichen „Ersten“, sondern er tut es genau umgekehrt und kippt damit für das Reich Gottes jede irdische Rangordnung.
Man kann auch sehr gut darüber nachdenken, ob die maskuline Missgunst dieses letzte Kapitel einfach unterschlagen wollte, wie sie ja bis heute versucht, das Erstzeugnis der Frauen auszulöschen, aber noch genügend gesunde Kräfte in der Kirche das eliminierte Kapitel rekonstruierten. Immerhin offenbart die frühchristliche, gnostische Literatur, dass es eine fiktive Konkurrenz zwischen Petrus und Maria Magdalena gegeben hat. Die Gnosis tat alles, um deren Bedeutung entweder zu zerstören bzw umzuwenden in etwas anderes oder aber Maria gegenüber Petrus als gnostische Lehrerin aufzubauen. Beide Stränge begegnen, etwa massiv im Thomas-Evangelium, dessen Autor den Petrus sagen lässt, Jesus solle sie fortschicken, weil sie eine Frau sei und Frauen nicht würdig seien, das Leben zu haben: Jesus widerspricht dort dem Petrus, sagt aber den irgendwie unguten und mehrdeutigen Satz: „Eine Frau, die sich den Männern gleichmacht, kann eintreten in die Herrschaft Gottes.“ (Thom Log 114) Den Kampf der frühen Christen gegen Maria Magdalena hat die Theologin Silke Petersen sehr genau und zuverlässig herausgearbeitet in einer lesenswerten Untersuchung: https://www.amazon.de/Magdala-J%C3%BCngerin-liebte-Biblische-Gestalten/dp/3374028403
Nun zeigen aber die Evangelienberichte, dass diese Frau eine herausragende Bedeutung in der Jüngerschaft hatte, und die Nachricht darüber ist bis heute zu uns gekommen, auch wenn man in den folgenden Jahrhunderten jeden vernünftigen und neutestamentlichen Traditionsstrang über diese Frau ausgelöscht und zertreten hat. Dazu gehören auch alle schlimmen Spekulationen darüber, dass sie eine Hure gewesen sei oder Jesu Geliebte. Dennoch konnte man im Volk niemals vergessen, dass Jesus nach Ostern ihr zuerst begegnet war und vor allem: in welcher Innigkeit er es tat, wovon bei den männlichen Jüngern gar keine Rede sein kann.

Gerne wird vergessen, was außerdem vorausgegangen war am Karfreitag:
Immerhin hatte derselbe Petrus ihn dreimal verleugnet vor der Hinrichtung. Und außer Johannes verließen ihn alle Männer! Die Schutzbehauptung, für Frauen und Jugendliche sei es ja kein Problem gewesen, sich zu „outen“, ist Unsinn: die Römer waren sehr hart und kalt und kreuzigten auch viele, viele Frauen, wie wir aus den antiken Quellen wissen. Es war für die treuen Frauen, die Jesus zum Kreuz folgten, sehr wohl ein hohes Risiko — nicht geringer als für Männer! Im Johanneszusatz wird genau dieses trennende Faktum zwischen Jesus und Petrus erst aufgearbeitet und zwischen den beiden geklärt. Petrus wird auch dort mit mahnenden, wenn auch liebevollen Worten Jesu entlassen. Auch dieses Faktum spricht dagegen, dass Petrus der „Erste“ der Auferstehungszeugen war.

Es hilft der Kirche alles nichts: Christus zeigte sich nicht zuerst dem Petrus oder den Elfen! Für die inhaltliche Richtigkeit des Markuszusatzes spricht, dass er das bezeugt, was auch bei Matthäus und Johannes bezeugt wird.
In jedem Fall muss aus logischen Gründen gelten, dass Jesus, wenn er die Frauen zu den Männern mit einer Botschaft sendet, besonders dem Petrus, er sie und vor allem nicht Petrus (!) vorher selbst gesehen haben kann — dann hätte er ihm bzw ihnen das ja selbst sagen können…
Im Markustext erfolgt die Erwähnung des Missionsauftrages ab V15, deren Zeitpunkt und Ort aber im Dunkeln bleibt.
Jesus vermittelt sich hier wie bei Matthäus durch die, die vor der Welt nicht zeugnisfähig und nicht zeugniswürdig sind an die, die sich selbst für beides halten und nach dem irdischen Recht dafür angesehen werden.

Und Lukas? Angeblich soll er ja „bezeugen“, dass Petrus der erste Auferstehungszeuge war. Tut Lukas das?
Wir finden die Erzählung in Lk 24. Dort wird vor allem vom leeren Grab berichtet. Zuerst finden die Frauen es vor — wie bei Matthäus und Markus. Dort stehen allerdings zwei Engel (wobei bei Mt und Mk ja nicht gesagt wird, dass „nur“ einer da war, sondern nur, dass „einer“ von ihnen wahrgenommen wurde und „einer“ zu den Frauen sprach) und erinnern die Frauen an das, was Jesus ihnen in Galiläa gesagt hat: dass er nämlich auferstehen wird. Und dass der Lebendige nicht bei den Toten sei…
Es heißt, sie seien zu den Elfen und hätten es ihnen mitgeteilt. Die Begegnung mit dem Auferstandenen auf dem Rückweg wird nicht erzählt, aber auch nicht geleugnet oder ausgeschlossen. Es ist an der Stelle einfach eine Lücke über die weiteren Ereignisse. Auch Lukas berichtet, dass die Elf das Zeugnis der Frauen — in der bereits referierten Herzenshärte für „Geschwätz“ hielten (V 11). Nun ist bei Lukas auffallend, dass er nicht präzise sagt, was Inhalt des Zeugnisses der Frauen war. Ich möchte das ein wenig untersuchen:
Lukas bezeugt uns eine Liste von Frauen, nämlich dass es Maria Magdalena und mehrere namentlich genannte Frauen und eine größere Zahl an namentlich nicht genannten Frauen waren, die den Männern berichten wollten, aber auf deren Unglauben stießen.
Man kann auch denken, dass der Evangelist die Sache so darstellt: Wenn schon der bloße Bericht vom leeren Grab und Engelerscheinungen auf die herablassende Abweisung der Elf stößt („Geschwätz“), verschweigen die Frauen, dass sie ihn auch noch gesehen haben, oder Lukas lässt es stillschweigend unter den Tisch fallen, um genau dieses Erlebnis der Frauen dann dem Petrus zuzuschreiben — oder noch anders: spätere Abschreiber eliminierten einen Satz aus dem Text und bauten ihn etwas um. Oder die Frauen haben es erzählt, wurden aber von den Jüngern wegen „Geschwätz“ niedergemacht.
Man kann auf diese Lesart kommen, wenn man bemerkt, dass Lukas die Aussage, die Frauen hätten den Männern berichtet, auffallenderweise verdoppelt mit einer einzigen Nuance, die aber eine Sinnlosigkeit im Erzählverlauf entstehen lässt — man also den Eindruck gewinnt, es fehle da etwas im Text, was ihn erst sinnvoll machen würde, als sei ein Baustein eliminiert worden:
„9 Und sie kehrten von der Gruft zurück und verkündeten dies alles den Elfen und den Übrigen allen.
10 Es waren aber die Maria Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus' Mutter, und die Übrigen mit ihnen. (Und hier müsste an sich ein Textelement stehen, um zu verstehen, was das dann das nun folgende „dies“ ist, das sie den Aposteln allein (nicht mehr allen übrigen!!!) erzählt haben). Sie sagten dies zu den Aposteln.
11 Und diese Reden schienen ihnen wie Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht.

Wir erinnern uns: bei Markus wirft Jesus den Elfen nicht vor, dass sie der Erzählung vom leeren Grab nicht geglaubt haben, sondern der derjenigen Menschen, die ihn bereits gesehen hatten. Die Jünger qualifizierten da vor allem den Bericht über den gesichteten Auferstandenen als „Geschwätz“ ab, der sowohl von den Frauen als auch den beiden Emmausjüngern abgegeben worden war. Die Nachricht vom leeren Grab kursierte ohnehin bereits in der Stadt durch den Hohen Rat.
Bei Lukas wird deutlich, dass man das, was die Frauen mitgeteilt hatten, nicht glauben wollte — „Weibergeschwätz“, ganz so sah man die Frau damals nach geltendem Recht ja an, wenn es um ein Zeugnis für gewichtige Dinge ging.
Die immer wieder vertretene Meinung, Lukas sei frauenfeindlich in seinem Bericht, überzeugt mich nicht, weil gerade er es ist, der in seinem Evangelium das Zeugnis von Maria und Elisabeth für uns alle unsterblich hinterlassen hat — er musste sich dabei vollständig auf das Zeugnis von Frauen verlassen. Auch sonst berichtet er auffallend viel über weibliche Zeugnisse, ob es Hanna im Tempel ist, ob es die Sünderin ist, die Jesu Haupt salbt, ob es seine deutliche Erwähnung der weiblichen Jüngerinnen ist, ob es sein Bericht über Jesu Worte an Maria und Marta ist, wo er eindeutig betont, dass es für die Frau ein „besseres Teil“ gibt als Haushalt und zeitliche Dinge, das sie „wählen“ darf und „das ihr nicht genommen werden darf“! Warum sollte dieser Lukas hier das Zeugnis der Frauen absichtlich bezweifeln? Das ist nicht anzunehmen, aber wir wissen nicht, wer an seinem Text „korrigiert hat“. Dass dazu Anlass aufgrund eines fehlenden Sinnzusammenhanges besteht, habe ich schon gezeigt. Aber das ist nicht das einzige merkwürdige Faktum in diesem Bericht des Lukas:
Petrus geht daraufhin, auf den Bericht der Frauen hin — offenbar unruhig oder neugierig geworden —  doch zum leeren Grab. Er hebt sich in der Tat hier etwas ab von der rauen und rohen Herablassung der restlichen Jünger.
Aber weder erscheinen ihm — dem Bericht des Lukas gemäß — Engel, noch erschien ihm Jesus. Er sieht nur die Leinenbinden, verwundert sich und geht heim.

Lukas berichtet daraufhin von den beiden Emmausjüngern — sie sind in seiner Geschichte dann die ersten, denen Jesus sich zeigt — in jedem Fall vor den Elfen. Was die Frauen alles noch gesehen haben, berichtet er nicht. Seine Erzählung bricht hier ab. Die beiden Jünger gehen nach Emmaus, ein Dorf nahe bei Jerusalem. Sie sprechen über Jesus und die Geschehnisse der letzten Tage. Plötzlich tritt Jesus herzu, „aber sie waren mit Blindheit geschlagen“ (V 16). Erst am Ende erkennen sie ihn, und daraufhin sehen sie ihn nicht mehr.
Wie in den anderen Berichten bei Matthäus und Markus bilden die Elf das Schlusslicht und sind ein Zeugnis des Unglaubens und der Herzenshärte — nur Petrus wird etwas herausgenommen aus deren Einstellung, weil er unruhig wurde und zum Grab eilte, dort aber keine Erscheinungen hatte.
In dem Gespräch der Emmausjünger mit dem unerkannten dritten Reisenden klagt Jesus darüber, dass die Männer nicht verstehen, dass er leiden musste, dass er kein Machthaber wurde und nicht mit Braus und Donnerhall die Welt revolutionierte, um es mit postmodernen Worten zu sagen. Er schlüsselt ihnen aus der Tora und den Propheten auf, dass dort das, was sie erwartet und traditionell, durch ihre „Schriftlehrer“ verführt, hineingelesen haben, nicht steht, sondern sie es immer falsch verstanden haben und eine herzensharte Lehre darüber aufgestellt worden war! Im Zentrum steht die Erkenntnis, dass der Messias kommen musste, um zu leiden und nach drei Tagen auferweckt zu werden.
Die Emmausjünger, die als positive männliche Gestalten gezeichnet werden, bekommen davon ein „brennendes Herz“ (V32), ein „cor ardens“, eine „kardia kaiomene“. Sie bezeugen gegenüber dem unerkannten Jesus, — allerdings nicht so hart und ungläubig wie die Apostel, sondern eher sachlich, aber unverständig, ja sie geben sogar zu, dass der Bericht der Frauen sie „aus der Fassung gebracht“ habe  —, dass die Frauen bereits ein Zeugnis der Auferstehung gegeben und die Botschaft von Engeln erhalten hätten, dass er lebe. Interessanterweise sagen die beiden Männer, „einige von uns“ seien auf die Berichte der Frauen zum Grab gegangen, hätten Jesus aber nicht selbst gesehen: „24 Und einige von denen, die mit uns sind, gingen zu der Gruft und fanden es so, wie auch die Frauen gesagt hatten; ihn aber sahen sie nicht.“
Die Emmausjünger bestätigen nur das am Bericht der Frauen, was die Männer „von uns“ ebenfalls selbst gesehen haben, als sie ans Grab eilten. Verneint bzw in der Schwebe gehalten wird das, was sie nicht gesehen haben, die Frauen aber inzwischen erlebt haben, nämlich dass sie Engelserscheinungen hatten und ihn selbst gesehen haben.

Also noch einmal chronologisch:
Die Emmausjünger wussten bereits von dem Zeugnis der Frauen. Auch scheinen sie gewusst zu haben, dass Petrus und weitere zum Grab gegangen war, dort aber weder Engel noch den Auferstandenen gesehen hatten!
In dem Augenblick, in dem die beiden Emmausjünger dies erzählen, erhalten sie von Jesus dieselbe harsche Rüge wie sie im Markustext die Elf erhielten:
„25 Ihr Unverständigen und im Herzen zu träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben!“
Ich zitiere hier deutsch nach der ELB, die katholische EÜ hat diese Sätze sehr stark abgemildert… man erkennt sie kaum wieder…
Nun sind die Jünger „tardi corde“, „im Herzen Blockierte“, wie Jesus sagt. Umso wunderbarer, dass sie selbst später sagen, sie hätten ein „cor ardens“, ein „brennendes Herz“ erhalten! Welch eine große Hoffnung für alle Menschen, insbesondere für alle Männer, die hier doch sehr einseitig in diesem Problem skizziert werden, wo die Frauen am Auferstehungsmorgen keine vergleichbare Herzensschwere oder –härte aufweisen und von Jesus nirgends kritisiert oder gerügt werden — ganz gleich, was katholische und sonstige Kleriker dazu aus der Luft greifen und hinzufügen, um die Situation zu verzerren und zu verdüstern und ihren eigenen verkehrten Dünkel zu stabilisieren! Von den Frauen wird Mut berichtet und letztendlich Hoffnung — warum sollten sie sonst überhaupt und von Männern unbegleitet an das Grab gegangen sein?! Dass sie tief erschüttert wurden und Angst hatten angesichts der gewaltigen Ereignisse, spricht nicht dafür, dass ihre Herzen hart waren, denn sie glaubten sofort, als sie angesprochen wurden.
Warum haben sich all diese stolzen Herren der Kirche nie in diesem Spiegel angesehen, den der Herr ihnen am Morgen seiner Auferstehung vorhielt?
Denn indirekt sagt Jesus ihnen in seiner Schelte bei Markus eines sehr deutlich: Ihr glaubt nicht nur nicht, weil ihr meint, man müsse das Zeugnis einer Frau in den Wind schlagen. Ihr glaubt nicht, weil ihr nicht anerkennen wollt, dass der Messias leiden und auferstehen sollte.
Und das ist wieder diese Botschaft, die mir immer aufs Neue vor Augen tritt. Der Mann versteht es nicht, er will es nicht verstehen, oder er kann es nicht, weil er seit der Sünde nur eines im Sinn hat: zu herrschen. Sein Messiasidol war und ist das eines Herrschers. Nichts verstand er weniger als einen, der um seinetwillen leiden musste und vollmächtig ist, indem er nicht herrscht.
Gerade bei Lukas zeigt das Evangelium auf, dass viele Frauen dies wussten, was ihre Erlösungsbedürftigkeit betraf. Sie weisen tatsächlich in sämtlichen Erzählungen des Lukas-Evangeliums nicht diese verbissene und stolze Härte auf.

Doch wie geht es weiter bei Lukas?
Die beiden Emmausjünger gehen zurück nach Jerusalem und teilen den Elfen mit, was sie erlebt hatten. Aber anders als im Markuszusatz wird hier nicht berichtet, dass man ihnen nicht glaubt, sondern dass alle Jünger versammelt gewesen wären und den verdutzten Emmausjüngern erklären: „Der Herr ist wirklich auferstanden und dem Simon erschienen.“ (V24)
Nun fragt sich der Leser, wann das gewesen sein soll, wo doch zuvor sogar zweimal berichtet wurde, Petrus habe nichts gesehen und sich sehr gewundert.
Kann es „parallel“ zu der Erscheinung vor den Emmausjüngern geschehen sein, denn die sollen ja am selben Tag der Auferstehung nach Emmaus gewandert und nachts wieder zurückgekehrt sein nach Jerusalem? War Jesus womöglich zu gleicher Zeit an zwei Orten? Oder kurz hintereinander? Und warum wird uns alles ausführlich erzählt, nur eine angebliche Erscheinung vor dem einsamen Petrus nicht?
Und wie bekommt man eine solche angebliche kryptische Petrus-Erscheinung zusammen mit den Aussagen bei Mt und Mk, dass die Elf (da gehört Petrus dazu!) erst in Galiläa sehen werden?!
Eine solche direkte und kryptische Erscheinung vor Petrus ist allerdings dem gesamten Befund im NT nach völlig unwahrscheinlich — nirgends wird ein Sterbenswort davon angedeutet, dass Jesus dem Simon in aller Heimlichkeit erschienen sei, bevor dann die Erzählungen offen und ausführlich berichten, die uns tradiert sind, und noch dazu in diesem Befund ansonsten so getan wird, als sei Petrus dem Prinzip nach zusammen mit den Elfen beurteilt worden und ausdrücklich namentlich genannter Empfänger einer Nachricht über die Vermittlung der Frauen.
Eine solche Lesart ist also abwegig und zwanghaft — man fragt sich unwillkürlich, ob da später am Text manipuliert wurde, um unbedingt den Papstprimat zu beweisen. Dieser Gedanke liegt deshalb sehr nahe, weil der Einschub über diese angebliche Erscheinung weder in den Erzählverlauf passt noch die geringste authentische Erwähnung anderswo erhält. Er widerspricht sogar der ausführlichen Schelte Jesu im Markus-Evangelium, das ausdrücklich sagt, die Elf hätten auch den Emmausjüngern nicht geglaubt. Markus sagt dagegen ausdrücklich, Jesus sei den Elfen erst „später“ erschienen.

Was könnte Lukas gemeint haben, sofern der Satz überhaupt authentisch ist? Oder anders gefragt: wenn der Satz manipulativ sein sollte, wie könnte er zu verstehen sein, wenn man annimmt, der Manipulateur hat nicht gewagt, direkt zu lügen, sondern eine suggestive Formulierung eingefügt.
Da in der Tat nirgends erzählt wird, dass er dem Simon erschienen ist, aber Maria Magdalena von dem Engel bei Markus den Auftrag erhält, ihm ausdrücklich etwas auszurichten, kann Petrus keine eigene Erscheinung zuvor gehabt haben. Das hätte keinerlei Sinn ergeben.
War es nicht vielmehr so:
Jesus „erschien“ nicht direkt vor den Augen des Simon, sondern er ließ dem Petrus bzw den Elfen etwas ausrichten durch Maria Magdalena und ihre Freundinnen, denen er sich zeigte. Lukas erzählt nicht, dass Jesus den Frauen erschien, aber er überspringt die Zeit, in der dies den andere Evangelien gemäß geschah.
Andernfalls lässt sich kaum erklären, warum Jesus im Markusevangelium auch den Petrus dafür schilt, dass er den Emmausjüngern nicht geglaubt habe. Das ergäbe keinerlei Sinn, wenn Jesus inzwischen dem Simon sowieso in aller Heimlichkeit längst erschienen wäre.
Die eigentümliche Unterbrechung der Erzählung der Emmausjünger durch die Behauptung der Elf, auch dem Simon sei er ja schon längst erschienen, kann auch den Beigeschmack haben, dass man es nicht verwinden konnte, dass nun schon wieder welche kommen und den Herrn gesehen haben, die Elf aber noch nicht. Es klingt so, als hätten sie ihr eigenes Erlebnis beisteuern wollen, das aber darin bestand, dass ihnen ausdrücklich vom Herrn etwas ausgerichtet worden war durch Botinnen. Man muss auch das verstehen: das ist auch groß und erschütternd, wenn da Frauen kommen und vom Auferstandenen ausrichten, sie sollten nach Galiläa gehen zu einem Berg und ihn dort erwarten. Jeder versetze sich in die Elf — das ist auch der Hammer, wirklich! Ja, wenn ich so etwas ausgerichtet bekommen, ist in einem gewissen Sinn der Herr auch mir erschienen. So ergäbe dieser eine Satz auch Sinn und stünde nicht im Widerspruch zu sämtlichen anderen berichten.

Nicht die Berichte der drei anderen Evangelisten über die Frauen wirken hier unglaubwürdig, wie es die katholische Theologie darstellt — eben weil sie in den Evangelien ja übereinstimmen, sondern dieser merkwürdige Einschub über Petrus, der nirgends sonst bezeugt wird und auch dem restlichen Lukasbericht widerspricht.
Man muss aber vor Augen haben, dass der Lukasbericht 40 Tage so zusammenzieht, als sei das, was er berichtet, an gerade mal zwei Tagen geschehen. Die Zeitsuggestionen im Text können also nicht unkritisch gelesen werden.
Nun erscheint Jesus  — wobei nicht gesagt wird, wann genau das war — irgendwann nach diesen Ereignissen den Elfen. Es ist nicht ersichtlich, wo genau sie sich befinden. Er beweist ihnen, dass er es ist und dass er kein Geist ist und befiehlt ihnen am Schluss, dass sie in Jerusalem die verheißene Gabe des Hl. Geistes erwarten sollen, wenn er von ihnen gegangen sein wird (Lk 24, 36-50). In der EÜ befindet sich die Überschrift „Die Erscheinung des Auferstandenen in Jerusalem“ über Lk 24, 36—53: Nur steht da nirgends, dass sie in Jerusalem seien. So wird man manipuliert und davon abgebracht zu glauben, was Matthäus, Markus und später Johannes berichten: dass die Jünger Jesus in Galiläa sehen sollten und dort auch hingingen.

Aha, rufen nun notorisch die Frauenskeptiker anhand dieser Suggestion: Seht ihr — er ist nicht erst in Galiläa auf (oder womöglich in) dem Berg zu ihnen gekommen, sondern das muss noch in Jerusalem sein, wie sollen sie denn so schnell nach Galiläa gekommen sein, und am Schluss wird er in den Himmel entrückt (V51), nachdem er mit ihnen in die Nähe von Bethanien gegangen ist. Und das liegt doch auch bei Jerusalem. Er müsste ja mit ihnen nach Galiläa gegangen sein, später wieder zurück und schließlich nach Bethanien nahe bei Jerusalem, um dort in den Himmel aufgenommen zu werden…
Ich frage zurück: Na und? Warum eigentlich nicht?

Noch einmal: Gemeinhin geht die Kirche davon aus, dass Jesus nach seiner Auferstehung 40 Tage bei den Jüngerinnen und Jüngern war (Apg 1,3).
Es liegen hier also 40 Tage, also geschlagene sechs Wochen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt. Die Ereignisse, die Lukas im Zeitraffer erzählt, spielen sich in diesem langen Zeitraum ab! Und nichts spricht dagegen, dass die Jünger nach Galiläa gingen und dort auf Jesus warteten bei dem Berg, den er ihnen genannt hatte, sie dort versammelt waren und redeten, und er schließlich kam. Genauso berichtet es uns Matthäus ausdrücklich, wo alle anderen sich nicht ausdrücklich äußern! Angesichts der angespannten politischen Lage wäre genau dies auch vernünftig, denn eine riesige Ansammlung von Jüngern, die den Auferstandenen sehen in Jerusalem, wo man gerade überall verbreiten lässt, die Jünger hätten Jesus aus dem Grab entwendet, wäre es nicht nur unklug, in Jerusalem geblieben zu sein, sondern selbstmörderisch.

Die Szene bei Bethanien, die Lukas berichtet, muss nicht unmittelbar auf die erste direkte Erscheinung vor den Elfen gefolgt sein.
Was ist überhaupt „Bethanien“?
Bethanien heißt hebräisch/aramäisch „beit ania“„Armenhaus“ oder „Haus des Elends“. Es gibt im NT zwei Orte in Palästina, die so heißen, wobei unsicher ist, ob es den einen gab bzw wo er lag. In Bethanien wurde Jesus kurz vor seiner Hinrichtung von einer Frau — als der von Gott Gesalbte — auch seitens der Menschen gesalbt. Der Ort liegt nur wenige km von Jerusalem entfernt. Maria, Marta und Lazarus wohnen da — drei Geschwister, denen Jesus besonders liebevoll verbunden war.
Wo man korrekt von ihm berichtet, hat er selbst gesagt, wo die rechte Botschaft erzählt wird, muss auch erzählt werden, dass eine Frau ihn in Bethanien gesalbt hat: er ist der König, aber er herrscht nicht, sondern wird getötet werden von denen, die herrschen. Im „Haus des Elends“ wurde der Messias von einer Frau zum König und für sein Begräbnis in dieser herrschsüchtigen Welt gesalbt und… sie bekannte dabei ihre Sünden. Die männlichen Jünger ertrugen es nicht, wollten die Frau stoppen. Jesus verwehrte den Jüngern aber mit vollmächtigen Worten, diese Frau zu hindern.
O mein Gott, welch eine surreale Szenerie! Aber es spricht für sich, dass diese Begebenheit nicht wirklich oft erzählt wird… und selten wird sie gedeutet oder verständig aufgefasst. Im Gegenteil — im frühen Mittelalter montierte man sie zusammen mit der Gestalt einer Hure, obwohl nirgends davon direkt die Rede ist. Und man identifizierte Maria Magdalena mit dieser Frau, wofür ebenfalls keinerlei Hinweis vorliegt.
Jesus führt die Jünger jedenfalls in die Nähe von Bethanien, um dort in den Himmel aufgenommen zu werden. Aus dem „Armenhaus dieser Welt“ — nicht von Jerusalem aus.
Wo der zweite biblische Ort namens „beit ania“ lag, ist unklar, er soll östlich des Jordans liegen. Beide Orte sind jedenfalls weit weg von Galiläa.
Aber wir haben ja gesehen, dass ein langer Zeitraum vorliegt, in dem diese Ereignisse auf einer Zeitachse verteilt geschehen sind.
An einer Tatsache aber kommt man nicht vorbei: im Markus-Anhang wird ausdrücklich bestätigt, dass Jesus nach seiner Auferstehung „zuerst Maria aus Magdala (erschien)“ (Mk 16, 9). Wann immer er anderen erschien: das Wort „zuerst“ gibt Klarheit. Bestätigt wird dies durch Johannes. Es wird nirgends im ganzen NT ein weiteres Mal geschrieben, er sei jemandem „zuerst“ erschienen. Man muss einfach lernen, genau zu lesen.

Eine andere Sicht auf die Ereignisse berichtet Johannes, bestätigt aber voll und ganz, dass Maria Magdalena als Erste das leere Grab entdeckte und auch als Erste den Auferstandenen sah. Hier liegt die Benachrichtigung des Petrus über das leere Grab gleich nach der Entdeckung des leeren Grabes. Der Bericht erzählt nichts von einer Engelerscheinung zu diesem Zeitpunkt. Maria geht vielmehr davon aus, was als Gerücht in der Stadt durch den Hohen Rat gestreut wird: irgendjemand habe Jesus aus dem Grab gestohlen. Dieses Detail sagt uns andersherum betrachtet, dass dieses Gerücht schon sehr schnell verbreitet gewesen sein muss und der bloße Bericht vom leeren Grab daher nicht die Nachricht gewesen sein kann, die die elf Jünger in den anderen Evangelien für „Geschwätz“ hielten. Es können die Berichte über die Engelerscheinungen und den Auferstandenen selbst gewesen sein. So fügen sich eben doch die Puzzlesteine zusammen.
Petrus und Johannes gehen daraufhin ans Grab und finden die Leintücher und das Schweißtuch, das an einem gesonderten Platz liegt und nur bei Johannes erwähnt wird, vor. Johannes sagt allerdings, dass es abseits von den Leinenbinden lag, insofern also auch aus dem Blickfeld geraten konnte.
Johannes betont, dass er vor Petrus zum leeren Grab ging, aber Petrus den Vortritt beim Hineingehen lässt. Ein gerangel darum, wer „Erster“ war, wird hier spürbar — ein Thema, das in den Evangelien immer wieder auftaucht, wenn die Jünger darüber streiten, wer von ihnen der „Erste“ ist im Reich Gottes. Alleine schon deswegen ist es sinnig, dass Jesus sie allesamt letzte sein ließ, denn das kündigte er immer denen an, die „Erster“ sein wollten: die Ersten werden die Letzten sein. Auch von daher ist die Erstzeugenschaft der Frauen absolut glaubwürdig.
Er betont, dass er, der Johannes, glaubte — erwähnt aber zugleich, dass die anderen Jünger zu diesem Zeitpunkt noch nicht glaubten (Joh 20,4-10), durch die Blume gesprochen also auch Petrus nicht. Johannes glaubt hier bereits an die Auferstehung vor aller Ansprache. Es versteht sich von selbst, dass dieses Detail, dass Johannes zwar vor Petrus da war, ihn aber zuerst ins Grab gehen lässt, von der katholischen Apologetik ausgeschlachtet wird, um zu beweisen, dass Petrus auch damals schon „Papst“ war…
Die beiden Jünger gehen, ohne eine Erscheinung gehabt zu haben, zurück, Maria Magdalena aber bleibt. Sobald die beiden Männer fort sind, sieht Maria in dem nun folgenden Bericht zwei Engel, die sie fragen, warum sie weint. Sie wiederholt, man habe ihren Herrn gestohlen und sie wisse nicht, wo er nun ist. Die Engelwesen antworten nicht. Als sie sich umwendet sieht sie Jesus als Auferstandenen, aber wie die Emmausjünger erkennt sie ihn nicht und hält ihn für einen Gärtner. Auch ihn fragt sie, wo man ihren Herrn hingelegt hat. Jesus ruft sie beim Namen, und da erkennt sie ihn. Wir kennen die berühmten Worte „noli me tangere“ („rühr mich nicht an“), aber viel interessanter sind die Worte, die sie den männlichen Jüngern von ihm ausrichten soll:
„Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem Gott und eurem Gott!“ (Joh 20,17)
Wie geht es weiter?
Maria Magdalena richtet aus, was ihr aufgetragen war. Hier hören wir nichts von der Skepsis der Jünger.
Am selben Abend — so wird uns in den Übersetzungen suggeriert, sei Jesus den Elfen in Jerusalem erschienen, indem er durch eine verschlossene Tür ging. Nun geht diese Ortsangabe aber so nicht hervor aus dem Text. Es wird nur gesagt, dass Jesus „an jenem Tag, der auf den Schabbat folgt“ — also dem ersten Tag der Woche — bei den Jüngern auftaucht. In allen Übersetzungen auf Deutsch wird das so übertragen, dass dieser Zusammenhang vom „ersten Tag nach dem Schabbat“ aufgelöst wird in ein „erster Tag der Woche“. Die Zuordnung des „jener“ kann dann nur so verstanden werden, als sei das „jener“ Tag, an dem er auch auferstanden ist. Im Griechischen und Lateinischen (die Vulgata übersetzt hier im Ggs zu den deutschen Texten korrekt!) kann aber das „jener“ einfach auf den Tag nach dem Schabbat bezogen werden, und es bleibt unklar, welcher erste Tag es war — der gleich nach der Auferstehung oder ein späterer:
„Cum ergo sero esset die illo, una sabbatorum…“ kann so gelesen werden:  „Es geschah aber an einem Abend an demjenigen Tag, der als Erster nach dem Schabbat (kommt)…“ (V19) Es geht folglich aus der Stelle auch nicht genau hervor, wo sich die Jünger aufhalten — es muss nicht Jerusalem sein, denn es steht nirgends, dass sie in Jerusalem sind. Sie könnten zB innerhalb einer Woche seit der Auferstehung bequem nach Galiläa gegangen sein. Es ist nur davon die Rede, dass sie sich eingeschlossen hätten, was auch für eine Begebenheit acht Tage später berichtet wird. Von Jerusalem nach Tiberias in Galiläa sind es Luftlinie 120 km — warum sollten die Jünger diesen Weg innerhalb der 40 Tage nicht zweimal überwunden haben können?! Das schafft man zu Fuß in jeweils fünf Tagen! Und wenn man Reittiere nutzt noch schneller…
Mir erscheint es nicht abwegig, dass Jesus sich für wenige Wochen mit den Jüngern noch einmal in sein altes Wirkungsgebiet zurückzog, um dort alles Wichtige mit ihnen zu klären, anstatt in Jerusalem ständiger drohender Verfolgung und Inhaftierung ausgesetzt zu sein..
Von Bedeutung ist hier im Johannes-Evangelium aber, dass in einem Anhang mit Erzählungen vom Auferstandenen (Joh 21) eindeutig berichtet wird, dass sie sich in Galiläa, am Kinneret-See (V1 „See von Tiberias“), aufhalten und dort auch fischen und mit Jesus zusammen essen. Dort ereignet sich auch diese eigentümliche Rivalität des Petrus gegen Johannes, die — wenn sie sich genauso ereignet hat — ebenfalls einen Vorrang des Petrus persönlich und für etwaige Nachfolger ganz ausschließt. Dort ist es nämlich Johannes, der bleibt, bis der Herr wiederkommt — nicht Petrus!
Zusammenfassend kann man feststellen: Johannes berichtet übereinstimmend mit den anderen Evangelisten, dass es die Frauen waren, die zuerst das Grab aufsuchten, dass es Frauen waren, die als Erste den Auferstandenen sahen und eine Botschaft an die Elf erhielten — nur Lukas lässt die genaueren Umstände hier im Verschwommenen, leugnet sie aber auch nicht.

Man wird heute meist darüber belehrt, dass man diese vier Berichte nicht „synoptisch“ lesen dürfe. Alles, was in einem Bericht nicht erwähnt wird, wird als Affront oder Absetzung von dem deklariert, was ein anderer Bericht aber erwähnt. Ich halte das für eine unzulässige Meinung. Nur wenn echte Widersprüche auftreten, muss man abwägen. Hier liegt aber nicht wirklich ein gravierender Widerspruch vor. Bevor man hier Textteile gegeneinander ausspielt oder darin Widersprüche zu erkennen meint, sollte man versuchen, sie sinnvoll zusammen zu lesen und das Widersprüchliche vernünftig einordnen.
In Probleme kommt man, wenn man behauptet, jedes Wort müsse als „inspiriert“ und quasi vom Himmel gefallen ansehen. Erst dadurch bekommt man echte Widersprüchlichkeitsprobleme — man muss dies als menschliche, aber wahre Berichte ansehen, an denen auch aus genannten Gründen Manipulationsversuche erkennbar sein könnten. Ein wenig Psychologie und Feingefühl für den Menschen und sein fließendes Bewusstsein kann auch nicht schaden:
Der Auferstehungsmorgen und die Tage bis zur Himmelfahrt waren ein aufrüttelndes, unglaubliches und irgendwie „traumatisches“ Gesamt-Ereignis. Wenn Motive leicht „verrutschen“ in den Erzählungen, Abläufe leicht variiert sind, belegt das nur umso mehr, dass diese Berichte im Prinzip wahr sind, denn Zeugenaussagen stimmen nie total überein. Der Mensch ist auch als Zeuge immer „einseitig“ oder bezeugt selektiv. Es gilt hier, das Übereinstimmende und deutlich Skizzierte als großes Ganzes wahrzunehmen.

Der Ablauf könnte so gewesen sein:

Jesus wird von Gott noch in der Nacht auferweckt. Maria Magdalena und andere Frauen gehen zum Grab noch bei Nacht und finden es leer vor. Sie werden von Engeln instruiert über die Ereignisse.
Die Frauen erschrecken zutiefst über das leere Grab und die Engelerscheinung und wollen erst gar nichts erzählen, um nicht für wahnsinnig gehalten zu werden. Hinzukommt, dass der Hohe Rat zeitgleich erfährt, dass das Grab leer ist, und durch die bestochenen Wächter Gerüchte über einen Leichendiebstahl inszeniert. Die Ansprache der Engel beinhaltet eine Botschaft an Petrus bzw die Elf, die ausgerichtet werden soll. Darin geht es um eine Anweisung Jesu, wohin sich die Jünger begeben sollen, nämlich nach Galiläa zu einem bestimmten Berg. Ansonsten erklärt/en der/bzw die Engel, dass Jesus doch schon in Galiläa angekündigt habe, dass er sterben und auferstehen wird. Diese theologische Ansprache an die Frauen erinnert stark an die Reden Jesu an die Emmausjünger bzw die Elf nach der Auferstehung. Man könnte daher in Erwägung ziehen, dass einer der beiden Männer Jesus war, denn Lukas schreibt nicht, dass es sich um „Engel“ handelte, sondern um „zwei Männer in leuchtenden Gewändern“.
Der Lukasbericht bleibt in vielem sehr in der Schwebe.
Aber wenn die Vermutung stimmt, dass der zweite Mann im leuchtenden Gewand der Herr selbst war, würde auch klarer, warum die Jünger den Bericht der Frauen bei Lukas für „Geschwätz“ halten.

Maria Magdalena berichtet das Erlebte den Jüngern — sowohl den Elfen, die Petrus natürlich mitrechnen (!) als auch den übrigen. Offenbar gehen sowohl einige Jünger, bei denen in jedem Fall Petrus und Johannes dabei waren, als auch die Frauen zurück ans Grab. Die männlichen Jünger aber glauben nicht (außer Johannes). Der Gegenstand des Unglaubens ist, dass der Messias leiden, sterben und begraben werden musste und wieder auferstehen sollte. Den Männern am Grab wird in keinem einzigen der Berichte durch Engel etwas mitgeteilt, geschweige denn dass sie Jesus sehen.
Die Frauen aber werden, nachdem die Männer unverrichteter Dinge heimkehren, von Jesus mit seiner Erscheinung noch im Garten beehrt, vor allem und in ausgezeichneter Position Maria Magdalena.
Jesus trägt ihr auf, den Männern zu sagen, sie sollten nach Galiläa gehen und ihn dort auf einem oder bei einem oder sogar in einem Berg treffen. Weiterhin soll sie ausrichten, dass er bald in den Himmel auffahren wird zu seinem Vater, der auch ihr Vater und auch ihr Gott sei.

Erst später zeigt sich Jesus den Männern. Zunächst noch bei Jerusalem den beiden Emmausjüngern.
Wann und wo er den Elfen erscheint, ist nicht in allen Berichten klar, gewiss aber in Galiläa, also erst Tage später — das berichten sowohl Matthäus als auch Johannes. Er macht ihnen schwere Vorwürfe wegen ihres Unglaubens und ihres steinernen und blockierten Herzens.
Bei den zweien, die aber nicht zum engen Jüngerkreis gehörten, die ihn noch nahe bei Jerusalem gesehen hatten, geschieht ein Herzensaustausch und sie erhalten ein lebendiges, „brennendes Herz“.
In Galiläa beauftragt Jesus die Jünger, allen Völkern von ihm und seiner Botschaft zu berichten und sie aufzunehmen in ihren Jüngerkreis — wir wissen, dass der „Jünger“ ein „Schüler“ ist. Darum heißt es auch auf Latein stets, sie seien „discipuli“ und auf Griechisch, sie seien „mathetai“, „Lernende“: sie sind und bleiben Lernende und werden als „Lernende“ gesandt, nicht plötzlich als „apostolische Lehrende“, wie sich dies später fehlentwickelt hat. Sie sollen auch nicht andere „zu Lernenden machen“, sich selbst aber als deren Lehrer aufschwingen, sondern als Lernende sollen sie aus allen Völkern Mitlernende gewinnen für den einzigen wahren Lehrer: Jesus Christus.
Leider beschreiben uns die Evangelienberichte keinen Glauben bei den Elfen, tendenziell Machtgerangel darum, wer der Erste war oder wem den Vortritt ließ oder wer auch schon etwas wusste, bevor es der andere erfuhr. Jesu Worte sind an sie alle: Schelte über deren Herzenshärte, Trauer über deren Unverständigkeit über die Rolle des Messias (das sollte beachtet werden bei der unitarischen Aufbruchsstimmung!) und Ermahnung insbesondere des Petrus, weil er Jesus verleugnet hatte. Erst danach sendet er sie zu allen Völkern.
Wesentlich anders und viel inniger verlaufen die Ansprachen der Engel und Jesu an die Frauen. Sie erhalten eine Sendung mit der wahren Botschaft an die männlichen Jünger.
Daher ruft Maria Magdalena zum Vorbild für uns alle am Ostermorgen — und geht allen Lernenden damit für alle Zeit dieses Äons voran:
„Rabbuni“, „mein geliebter Lehrer!“
Ist das in unserem Bewusstsein?

Dass Simon ihn parallel zu den Emmausjüngern noch in Jerusalem gesehen haben soll, wird vage gesagt und nirgends bei den Evangelisten bezeugt, außer bei Lukas mit einem merkwürdigen Satz, obwohl dessen eigener Bericht nirgends diese Erscheinung erzählt, sondern sogar kurz zuvor durch zweimalige Berichterstattung verneint, dass Petrus überhaupt irgendetwas gesehen hat außer einem leeren Grab und Leintüchern. Eher ist an eine „vermittelte Erscheinung“ zu denken, weil Petrus durch die Frauen eine Ansprache des Auferstandenen erhält, also indirekt dessen Erscheinung gewürdigt wird.
Die Beauftragung der Jünger durch den Auferstandenen zur Mission aller Nationen wird in allen Evangelien bezeugt. Sie sollen alle unterrichten über die Ereignisse, die in Jesus Christus geschehen sind und ihnen den Weg ermöglichen, ebenfalls Lernende auf seinem Weg zu werden.
Eine grausame Verzerrung hat dabei der Johannesbericht (Joh 20) erfahren:
„21 Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch.
22 Und als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist!
23 Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie ihm behalten.
Die Kirche liest das grundsätzlich als Bevollmächtigung und Bestätigung des Bußsakramentes. Sie bzw ihre Hierarchen seien also berechtigt, Sünden zu vergeben?! Nicht selten wird einem erzählt, Jesus habe ihnen bereits hier eine besondere Geistvollmacht erteilt durch die Hauchung, die man ideologisch mit der angeblichen Hauchung der 3. trinitarischen Person des Heiligen Geistes aus dem Vater und dem Sohn in eins setzte. Sie zwingen jeden Gläubigen, sein Inneres offenzulegen und machen ihn von ihrer erteilten Absolution abhängig, denn angeblich dürfen sie ja auch Vergebung verweigern diesen Worten nach.
Über die grammatische und sprachliche Struktur dieses Abschnittes wurde immer wieder nachgedacht, auch die Tatsache falscher und tendenziöser Übersetzungen immer wieder aufgezeigt (zB durch Wendelin Eugen Seitz oder Hans-Ulrich Weidemann).
Man kann keine richterliche Bußpraxis ableiten. Die Hauchung Jesu erinnert einerseits an das Einblasen des Odems bei der Schöpfung des Menschen. Andererseits ist sie im Kontext doch vor allem eine gestisch-ausmalende, ankündigende Beschreibung der zukünftigen Empfängnis des Heiligen Geistes, die die Jünger nach der Himmelfahrt Christi auf das Wort Jesu hin erbaten und 10 Tage später erlebten. Es ergäbe keinen Sinn, hier bereits von einer erfolgten „Gabe“ auszugehen, zumal Jesus sie ja in den Auferstehungszeugnissen auf den Tag hin ankündigt, der bald nach seiner Wegnahme in den Himmel kommen wird. Auch vor seiner Hinrichtung hat er mehrfach betont, dass der Geist erst dann kommen kann, wenn er von den Jüngern (in den Himmel) weggenommen wird.
Im Zusammenhang mit dem Auftrag, alle Menschen von Jesus zu unterrichten, zu informieren (nicht zu „lehren“!), bedeuten diese Worte von der Vergebung wesentlich, dass diese Botschaft nicht eine „Lehre“ ist, sondern dass diese Botschaft per se die Sündenvergebung meint, die er für uns erworben hat. Insofern ist unser aller Zeugnis dieser Vergebung für alle Nationen lebenswichtig: wem wir dies getreulich mitteilen, der kann Vergebung erhalten. Wem wir dies nicht getreulich mitteilen, der wird behindert darin, Vergebung zu erlangen.
In dieser Stelle wird die enorme Verantwortung für ein korrektes Zeugnis offengelegt — keine richterliche Befugnis selbsternannter Kleriker, die so dafür sorgen, dass die Botschaft nicht korrekt weitergegeben wird.
Die Empfängnis des heiligen Geistes, die bald nach dieser Szene erfolgen wird, bevollmächtigt, d.h. befähigt die Jünger dazu, die Botschaft von der Vergebung korrekt weiterzugeben.
Durch die „Löschung des Geistes“, die bereits Paulus emphatisch vor Augen stellen muss (1. Thess 5,19), weil sie schon zu seiner Zeit in vollem Gange ist, wirkt eben diesem Geist entgegen und installiert an seiner Stelle eine antichristliche Hierarchie, die das gesamte Abendland und seine Geschichte in ein neues und realistisches Licht vor Gott setzt: das, was sich hier entwickelt hat, ist antichristlich. Wir sind nicht das christliche Abendland, sondern das antichristliche Abendland und merken es nicht.
Wir Christen haben Selbstmitleid, agitieren gegen Genderer, Abtreibungsbefürworter, Feministen, den bitterbösen Islam und inzwischen auch wieder dreist gegen die Juden. Immer deutlicher erheben sich besonders in traditionalistischen katholischen ebenso wie in esoterischen und rechts-okkultistischen Kreisen Stimmen, die glauben, man müsse das alte römische Reich samt einem Kaiser, der entweder aus dem Kyffhäuser hervorkommt oder aus schweizerischen Internaten plötzlich alte Bourbonen-Nachkommen offenbart, neu installieren. Der gesamte faschistische, katholische und okkultistische Politkomplex basiert auf solchen Hoffnungen und Wahnvorstellungen. Wer es nicht glauben will, lese Jean Raspail („Sire“) von 1991, Leo Perutz („Sankt Petri-Schnee“) von 1933 oder den rassistischen Irrsinn eines Richard von Coudenhouve-Kalergi in seinem Buch „Adel“ von 1922, der der Gründer Paneuropäischen Union war, die unter dem Patronat der Habsburger bis heute weiterwirkt und den Karlspreis der Stadt Aachen vergibt und in deren Umkreis hehre Mannen und Frauen wie Adenauer, Otto von Habsburg, Angela Merkel, Thomas Mann, Albert Einstein, Karl Schuschnigg, Franz-Joseph Strauß oder Charles de Gaulle schwirren. Man stellt uns diese Union als Verfolgte im 3. Reich dar, aber ein Blick in dieses abscheuliche Buch des Gründers von 1922 zeigt uns, wes Geistes Kind diese Brüder waren und sicher auch noch heute, wenigstens teilweise sind. Ein Autor, der solche rassistischen Werke geschrieben hat, sollte geächtet werden. Wer es nicht glauben will, sollte einfach im Internat suchen — das Buch ist frei zugänglich und kann von jedermann gelesen werden.
Aber es ist vieles ungereimt: Adenauer etwa suchte nach 1933 Zuflucht in Maria Laach — angeblich als hehrer Widerständler gegen die Nazis. Dessen Abt Ildefons Herwegen und einige Intellektuelle dort arbeiteten dagegen an einer esoterisch-katholischen „Reichstheologie“. Wem sich da nicht Fragen stellen, der ist aus mS nicht aufmerksam genug. Ohnehin muss gefragt werden, warum Rom hinter der Zustimmung des Zentrums zum Ermächtigungsgesetz stand und welche Interesse es dabei verfolgte. Ohne dieses Placet des katholischen Zentrums hätte es kein „3. Reich“ gegeben. Natürlich — ich betone das — können die einfachen, leiben Katholiken nichts dafür, denn sie dachten, sie wählen eine Bastion gegen Hitler…
Die traditionalistische Piusbruderschaft dagegen schwärmt bis heute teilweise ganz offen für den Faschismus (Erzbischof Lefebvre wallfahrtete einst ans Pétain-Grab…), und Raspail ist Starautor in diesen Kreisen und man spornt ihre Zöglinge zu dessen Lektüre an. Ich habe selbst erlebt, wie in ultrakatholischen Kreisen offen über die Rückkehr der alten Monarchie, natürlich im Zusammenspiel mit einem erneuerten Papsttum gesprochen wird. Uns werden Alpträume antizipiert, vor denen uns die Guten angeblich warnen, aber bei genauem Hinsehen sehen wir, dass sie behaupteten Guten mit den Bösen Hand in Hand wirken…
Wahnhaftes wird mit tatsächlichen sozialen und moralischen Problemen vermixt, so wild und oft leider auch dumm, dass man es nicht mehr auseinandergefilzt bekommt.
Aber Einigkeit besteht darüber, dass das christliche Abendland vor der Aufklärung, am besten vor der Reformation, etwas Großartiges war und ist und dringend wieder erneuert werden sollte. Das ist im wesentlichen — mal unter Einbeziehung von Reformation und Aufklärung, mal nicht (für jeden politischen Geschmack hat man etwas!) — Grundaussage in Teilen der intellektuellen AfD (die nichtintellektuellen Zweige der AfD mögen damit nichts zu tun haben!) ebenso wie insgeheim und verschwiemelt der Parteien der Mitte, die nur einen bestimmten Strang dieser Tradition für sich isoliert haben, während die AfD und identitäre Bewegungen eher größere Segmente wahrnehmen. Wer etwa Einblick nimmt in die Schriften des Baden-Württembergischen AfD-Abgeordneten Wolfgang Gedeon http://www.wolfgang-gedeon.de/ wird schnell solches Gedankengut erkennen. Wie gesagt möchte ich aber zu bedenken geben, dass diese Partei jung ist und divergente Strömungen in sich hat. Für mich ist noch nicht klar, wer sich hier wann durchsetzen wird. Aber wachsam sollte man ohne alles Hetzertum, wie es leider allenthalben seitens der etablierten Mächte und Medien ohne irgendeine sachliche Differenzierung passiert, doch sein!

Ich bezweifle diese rechtsesoterische Sicht der Dinge — was sich über Jahrhunderte weg deutlich als antichristliche Erscheinung aufgebaut hat, kann man nicht guten Gewissens „christlich“ nennen oder wieder aufleben lassen wollen, zumal es ja okkult durchaus weiterlebt und wahrscheinlich viel mehr Einfluss hat, als uns lieb ist.
Im übrigen hat Jesus niemals so etwas wie ein irdisches christliches Reich in diesem Äon versprochen. Aber auch das kümmert kaum jemanden unter den Christen. Nur wenige glaubten ihm, als er sagte, das Reich Gottes könne man weder sehen noch an äußeren Zeichen erkennen. Es ist kategorial unsichtbar für die Wahrnehmung des Äons (Lk 17,20f). Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen und bereits mitten unter uns, wie Jesus sagte, aber es ist deswegen unsichtbar, weil jegliche Kategorie dieses irdischen Äons ungeeignet ist, dessen Struktur zu erfassen. Und je mehr man es versuchte und versucht, desto unsichtbarer und ferner wird es. Der Kampf gegen dieses kategorial unsichtbare Reich muss daher mit esoterischen und okkulten Mitteln geschehen — das liegt in der Logik der Sache. Viele Christen unterschätzen das und wollen es nicht wahrhaben. Dabei arbeitet diese okkulte antichristliche Kampfaufstellung mit verfremdeten christlichen Motiven. Nicht umsonst sagte Jesus: „Seht zu, dass euch niemand verführt!“
Er hätte das nicht gesagt, wenn es nicht dringend gesagt hätte werden müssen.

Abgesehen davon, dass Petrus selbst niemals behauptet hat im NT, er sei als Erster Auferstehungszeuge, ist auch eine kurze Erwähnung bei Paulus kein Beweis:
Eine ähnliche Formulierung wie in Lk 24, 34 taucht bei Paulus in 1. Kor 15,5f auf:
„(Der Christus) erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich.“
Nur übersehen alle Befürworter der These, Petrus sei „eindeutig erster Auferstehungzeuge“, dass sämtliche anderen Evangelienbereichte dann verlogen sein müssten, und dass Paulus aber auch nirgends schreibt, dass Petrus der Erste war — er ist es nur innerhalb der bloßen Aufzählung der „Brüder“. Dann sollte man fragen inwiefern, zumal schon die Angabe von den „Zwölf“, die Hieronymus sinnigerweise, dem griechischen Text entgegen, auf „Elf“ (undecim) herunterkorrigiert hatte, was sachlich ja korrekt, bei Paulus dagegen sachlich falsch ist, falls er von „Zwölf“ gesprochen haben und dies nicht ein Abschreibfehler sein sollte.
Wörter“ wie „dann“ oder „danach“ oder „schließlich“ müssen nicht immer zwingend zeitlich gemeint sein. Sie meinen, dass man einen Aussage oder Sache in Folge der vorigen setzt. Das kann auch einfach eine sinnhafte Folge meinen. Man sagt etwa, dass man Argumente für X habe und zählt sie auf: Erst einmal spricht Y für X, dann Z — aber das bedeutet nicht, dass das erstgenannte Argument auch das zuerst gedachte war. Man setzt so einfach die Argumente in Beziehung zu der einen Sache, die bewiesen werden soll.
Es ist also nicht sicher, ob Paulus hier überhaupt eine zeitliche Folge meint, zumal er keine Worte wie „zuerst“ einsetzt: er buchstabiert den engeren und weiteren Jüngerkreis durch und geht von dessen irdischer Personen-Ordnung aus. Daran muss keine zeitliche Reihenfolge geknüpft sein.
Das wäre so, wie wenn wir sagen würden:
„Dass an diesem Tag stundenlang Ufos über die Stadt flogen, können viele bezeugen, weil sie es selbst gesehen haben: der Bürgermeister, dann die Räte, die Teilnehmer einer Open-Air-Tagung im Stadtpark und außerdem noch viele hunderte andere.“
Damit wird nicht ausgesagt, dass die Sichtungen in der Personen-Reihenfolge geschahen, sondern dass alle zentralen und weniger zentralen Gestalten des Ortes Zeugen sind und nicht einer davon das Gegenteil bezeugt oder nichts gesehen hätte. Die Aussage des Paulus legt uns vor allem die Vollständigkeit der Zeugenschaft der Gesamtheit der Jünger vor, die vor Gericht auch aussagen könnten.
In jedem Fall sagt Paulus nicht, dass Kephas der Erste überhaupt war, ebenso wenig wie es Lukas wagt, dies in seinem Evangelium zu behaupten. Es geht um eine überwältigende Zeugenschar!
Aber eindeutig behaupten Markus und Johannes ausdrücklich, dass Maria Magdalena die Erste war. Und ich denke, dieses Detail ist wirklich wichtig, sonst würde es nicht so ausführlich erzählt!
Ich denke, daran kann niemand guten Gewissens vorbeiargumentieren. Wenn immer wieder behauptet wird, das sei aber „unklar“ im NT, dann kann ich nur dazu sagen: nein, das ist es nicht, aber viele wollen nicht annehmen, was geschehen ist, weil sie es besser wissen wollen als der Herr und auf Biegen und Brechen ihr eitles Hierarchiemodell biblisch fundieren wollen. Viele katholische Kleriker übergehen dabei sogar die in den Zeugenberichten natürlicherweise vorhandene und darum absolut glaubwürdige Unschärfe mancher Details und behaupten kühn, es sei „ohne Zweifel“ so, dass Petrus als Erster den Auferstandenen gesehen und auch noch als Erster geglaubt habe.
Aber nicht nur katholische Kleriker: Etwa hier der evangelische Theologieprofessor Willi Marxen 1968 http://www.paulus-briefe.de/9-2-6-erscheinungen.html, der uns so zeigt, dass auch die Protestanten diesem Wahn erliegen, ohne dass ihr Gewissen ihnen zeigen würde, dass der gesamte Befund doch etwas ganz anderes sagt. Im Falle des Prof. Marxen wird aus dem Auferstehungszeugnis ein Zeugnis über etwas, das sich ohnehin nicht wirklich ereignet hat, sondern von den Zeugen deklariert wird.
So schließen sich die Kreise — die protestantische Theologie bestätigt vielleicht ungewollt die Fabeleien der katholischen Machtattitüde. Wer so mit Textzeugnissen umgeht, braucht keine Texte mehr — am besten erfindet er alles selbst. Das würde kaum einen Unterschied machen. Und man beginnt zu ahnen, wie nahe sich das katholische Lehramt und eine allzu textkritische Übergriffigkeit gegenüber einem Textbestand stehen, denn in beiden Fällen ringt man nicht mit echten Widersprüchen im Befund, sondern man will unbedingt etwas durchsetzen, das sich im Text so nicht findet und unter keinen Umständen logisch so aus ihm erschließbar ist und als Stein des Anstoßes stehenbleibt bis ans Ende der Zeiten, denn Jesu außerordentliche Geburt bezeugen uns bis heute naturgemäß Frauen bzw deren Bericht, und seine Auferstehung bezeugen ebenfalls sie uns an erster Stelle. Gott hat es so gewollt, denn er macht keine Fehler. Er bestimmt, wer wann zu reden hat und nicht eine Machtkaste, die sich selbst jedes Rederecht zuspricht und über das aller anderen ausschließend bestimmen will.
Und er übergab all das, was dem Blick der irdischen Denkweise als „Geschwätz“ erscheint denen, denen man sowieso immer unterstellte, sie könnten nicht vernünftig reden, und schickte gerade sie zu denen, die sich für klug und verständig hielten.
Diese Tatsache taucht auch in den Gerichtsreden auf: Die von sich glaubten, sie handelten in Vollmacht, werden von Jesus nicht erkannt. Er wirft sie hinaus. Die, die von sich nicht glaubten, dass sie in seiner Vollmacht handelten, aber einfach nur treu nach ihrem Vermögen ihm nachfolgten, werden von ihm als solche angesprochen, die es taten und wundern sich.
Ein Wunder der Wunder aber ist, dass alle der elf Jünger das ergriffen, was ihnen berichtet wurde und sich auf den Weg derer begaben, die doch nur „Geschwätz“ produzieren: sie bezeugten das, was ihnen bezeugt worden war, und das sie dann selbst erleben konnten und verloren infolgedessen in dieser Welt alle Macht und gewannen damit für die anderen und sich selbst alles. Paulus sagt uns das am Ende seiner Aufzählung der „Zeugen“: er setzt sich selbst an dieses Ende!
Wer ihrem armen Zeugnis glaubt, dem Zeugnis aus „beit ania“, dem „Haus des Elends“, aus dem Jesus zum Vater ging, und von wo er auch wieder kommen wird, zurück in unser bis dahin noch ärmeres „Armenhaus“, für den ermöglichten sie den Weg zur Vergebung.
An ihnen wird deutlich, wo das Reich Gottes bereits unter uns ist.
Diese wirklich auffallenden Auferstehungsereignisse zeigen es uns, und ich danke Gott von Herzen dafür, dass er so gut ist und niemandem das, was er ihm gegeben und aufgetragen hat, nehmen lässt, ganz gleich, was die antichristliche, geist-löschende Macht, die sich christlich nennt, daraus machen wollte.