Donnerstag, 9. Januar 2014

Die MEHR-Konferenz in Augsburg und die Immaculata


Iesu, tibi sit gloria,
qui natus es de Virgine,
cum Patre, et almo Spiritu,
in sempiterna saecula.
(Hymnus - Breviarum Romanum)


Ein führerzentriertes charismatisches Event 3.-6.1.2014

Um das Fest der Epiphanie herum bin ich in die MEHR-Konferenz in Augsburg hineingeraten. Es war mein erstes ausführliches Erlebnis mit dem Charismatismus.

Plakat der Veranstaltung
 Das Event fand wegen der ca. 4000 Teilnehmer in der Schwabenhalle auf dem Augsburger Messegelände statt und dauerte drei Tage lang. Initiator ist die Führerfigur Johannes Hartl, ein katholischer Laientheologe. Ein junger Mann, 1979 geboren, also 35 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Er war ständig auf der Bühne und redete, wenn nicht gerade endloser „Lobpreis“ in meist ohrenbetäubender Lautstärke und aggressiver Rhythmik stattfand. Nur zweimal gab er einem anderen Referenten Raum. Das war einmal der charismatisch-protestantische Arzt und Heiler Arne Elsen, der langatmig und entertainig seinen mittlerfreien Draht zu Gott und seine großen Taten im Namen Gottes pries, kleine Zungerede-Einlagen zum besten gab, die ihn interessant machten, unverständlich waren und vom Thema abführten. Aber er konnte sehr witzig erzählen, das muss man ihm lassen. Es war eine coole Frömmigkeits-Erfolgs-Show.

Das andere Mal war es Gabriele Kuby, die mit ihrer Nüchternheit und Komprimiertheit so gar nicht in den Stil dieses Events passen wollte und einen fundierten Vortrag über die globale sexuelle Revolution hielt, der Teile ihres letzten gleichnamigen Buches referierte. Laut Programm hatte man ihr nur 30 min Redezeit eingeräumt, die sie aber Gott sei Dank zu verlängern wusste. Auf der Toilette hörte ich vorher Frauen miteinander reden: „Du sog amoi, gehst du zu der Kuby?“ „Ja, oohern woit i’s ma scho.“ Es war klar: das wird keine reißerische Party mit Kuby. Achtung, jetzt kehrt Sachlichkeit ein. Das war denn auch die einzige Stunde in drei Tagen, in der für kurze Zeit ein klarer Geist einkehrte. Gabriele Kuby war übrigens auch die einzige Person, die während der Konferenz auf der Bühne den Namen "Maria" aussprach.

Die Führergestalt (I)

 
Dr. Johannes Hartl, Augsburg
Johannes Hartl, Augsburg (1)

Von seinen Anhängern wird er gefeiert wie ein Prophet. Vor den Ohren einer ganzen Messehalle hat er sich im übrigen auch selbst so bezeichnet. Ein kleiner Mann, in hautenge Hosen und ein viel zu knappes Jackett gezwängt, wirkt er eher wie einer dieser ganz besonders coolen und aufreizend gekleideten „Youngsters“ und keineswegs wie einer, der für Keuschheit vor der Ehe und andere konservative Haltungen plädiert. Allein die hüftbetonte Aufmachung, die unnatürlichen Bewegungen, die aufgesetzte Redeweise, die zwischen dialektaler Färbung, getuntem Neusprech und amerikanischem Tonfall bei bestimmten Wörtern oszilliert, lässt einem vernünftigen Menschen die Warnlampen anspringen. Es wundert nicht, dass es hauptsächlich unerfahrene und junge Menschen sind, die sich hier versammeln. Vielfach entwurzelt, verwildert und orientierungslos werden sie ihn einfach nur als einen der Ihren empfinden, der ihre umfassende Verwilderung mit ihnen gemeinsam und dabei dennoch den Anschein der Orientierung hat und die Illusion einer rechtgläubigen Lichtgestalt erweckt. Und dazu gibt es mittelmäßige, reißerische Musik – was will man mehr…

Ein Gebetshaus für ewige Anbetung und Lobpreis


Hartl hat 2006 mit seiner Frau das „Gebetshaus“ Augsburg gegründet. Die Idee, die dem zugrunde liegt, klingt für einen glaubenstreuen Katholiken zunächst vertraut: Das Haus soll ein Ort sein, an dem ewige Anbetung stattfindet. 24-7 nennt Hartl das. Jeden Tag total. Das ist nichts Neues.

Nichts anderes haben traditionell die Orden gemacht! Und trotz der Kirchenkrise findet auch heute noch in vielen Kirchen regelmäßig eucharistische Anbetung statt. Beten auch heute noch Ordensleute in großer Treue „immerwährend“.

Dennoch schieben sich sofort Fragen ein: Was machen die da eigentlich genau? Wieso ein extra Gebetshaus, das von einem geistlich nicht weiter gebundenen Laien geführt wird, der aber aus der charismatischen Bewegung stammt, wenn es doch immer noch wie seit 2000 Jahren die gute alte katholische  Kirche gibt, die wir im Credo bekennen? Wieso eine extra Anbetung in „neuen Formen“, wenn ewige Anbetung und das geordnete und tiefe Stundengebet, das sich am Psalmgebet Israels orientiert, als „Lebensaufgabe“ doch traditionell das Charisma der Ordensfrauen und -männer ist?

Ein Grund ist leicht zu erkennen: Die ganze Angelegenheit ist nicht katholisch, will nicht katholisch sein, sondern ökumenisch. Hartl gibt sich offen: wir beten schon mal zusammen, bevor wir geistlich zusammengefunden haben. Er rühmt sich, damit Vorurteile über den jeweils anderen abgebaut zu haben. Mit diesem Ansatz verführt und verwirrt er viele glaubenstreue Katholiken und sicherlich auch treue Protestanten. Denn wen beten wir denn eigentlich ganz genau an, wenn wir Jesus anbeten? Noch dazu in dieser entfesselten Form? Der konfessionelle Unterschied greift tief bis ins Gottesbild hinein. Hartl hat immer wieder bestritten, sich hier nur auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen zu wollen. Aber tatsächlich tut er nichts anderes. Wenn man nicht annehmen will, dass er einen Götzen erschaffen hat, den er Jesus nennt und nun überkonfessionell als Ersatzprodukt verkauft. Er verschanzt dieses Problem hinter dem publikumswirksam vorgebrachten und politisch korrekten Satz, es gehe ihm darum, dass „wir uns gegenseitig respektieren“. Tun wir das etwa nicht? Ich bin erstaunt, stamme schließlich aus einer gemischt konfessionellen Familie… Mit viel Pathos trägt er die Ansicht vor, es sei ein riesiger Fortschritt, dass wir uns nicht mehr streiten, sondern sogar zusammen beten können. Hysterischer Beifall ist ihm jedes Mal sicher. Bei genauem Hinsehen kreist seine Lehre nicht um die Gestalt des gekreuzigten Erlösers, wie sie uns überliefert ist und sich in vielen Heiligen glaubenstreu offenbart hat, sondern um die Rekonstruktion bestimmter moralischer Vorstellungen und eines Siegers über das Böse. Das ist Jesus zwar auch, aber das unterscheidet IHN nicht von anderen Heilsgestalten. Ich komme darauf zurück.



Der Satz „Lex orandi, lex credendi“  gilt immer noch –  Bruch Hartls mit der liturgischen  Lobpreis- und Anbetungstradition
Ein zweiter, lautstarker Grund ist, dass das, was Hartl und seine Fans unter „Anbetung“ und „Lobpreis“ verstehen, sich fundamental von dem unterscheidet, was die Kirche immer unter „Anbetung“ und „Lobpreis“ verstanden hat.
„Die Kirche braucht neue Formen,“ deklariert Hartl auf seiner Website (http://www.gebetshaus.org/about/warum-gebetshaus, abgerufen am 9.1.2014). Die Tradition der Kirche beinhalte „potentiell fast alles“, fährt er fort. Ach tatsächlich? Potentiell? Und vor allem „fast“? Hatte die Kirche also einen Mangel bis Hartl kam? Fehlt ihr etwas, wenn sie nur „fast alles“ hat? Aber hören wir Hartl noch ein wenig länger zu:
„Indem wir Gott Tag für Tag preisen, rufen wir seine Herrschaft über diese Welt aus - das ist Fürbitte. Und unsere Fürbitte bleibt nicht Problem-konzentriert (sic!), sondern erhebt ihres (sic!) Fokus zur Herrlichkeit und Schönheit Gottes.
Gebet soll bedeuten, von Gott fasziniert zu sein.“ (ebenda)

Seit wann rufen wir die Herrschaft Gottes über diese Welt aus?
Wann hat die Kirche das je getan? Von der undifferenzierten und widersprüchlichen Vermischung von Fürbitte und Lobgesang einmal ganz abgesehen.
Hat der Heilige Gott es nötig, dass wir IHN ausrufen, proklamieren als Herrscher der Welt?
Ist ER nicht schon vor aller Zeit der Herrscher?
Ist es nicht unser Amt, IHN ehrfürchtig einfach nur so anzusprechen, wie die Kirche es immer getan hat: Domine…Herr…erbarme dich…Tu solus sanctus…Du allein bis heilig…
ER ist der HERR! Was wissen wir von Seiner Herrschaft?
Wer bin ich, dass ich IHN ausrufen könnte?
Nein, es kann nicht einfach jeder „auf seine Weise“ im rechten Geist und in der Wahrheit anbeten. Lex orandi, lex credendi. Wie du betest, so glaubst auch. Die Form ist untrennbar mit dem Inhalt verbunden. Eine andere Form des Betens verrät einen anderen Inhalt als den der Tradition.
Hartl schreibt demgegenüber: „Doch welche Formen sind geeignet, heutige Menschen zu erreichen und gleichzeitig nichts von den Inhalten preis zu geben und die charsimatische (sic!) und traditionell katholische Elemente kreativ vereinen?“ und lässt eine Aufzählung von Formen folgen. (ebenda)
Er begreift nicht, dass die „neuen Formen“ automatisch den traditionellen Inhalt verzerren. Wie sieht diese Verzerrung aus?
Auf der Website des Gebetshauszentrums heißt es:
„Wir glauben, dass Gott absolut faszinierend ist. Er ist es wert, Tag und Nacht angebetet und verherrlicht zu werden. Wir tun das auf unsere Weise. Jugendlich, ökumenisch und mit moderner Lobpreismusik.“ (http://www.gebetshaus.org/veranstaltungen, abgerufen am 8.1.2014)
Diese Sätze offenbaren gleich von Anfang an den – gemessen an der Tradition und Lehre der Kirche - falschen Ansatz. Anstatt die überlieferte Weise des Betens als Glaubensgesetz anzunehmen, die göttliche Liturgie zu beten und die heilig-nüchterne Trunkenheit des Heiligen Geistes zu erbitten, die uns jenseits unserer natürlichen emotionalen Wallungen bewegt, wird euphorische Stimmung oder „Atmosphäre“ für den Geist Gottes gehalten, den man selbstbestimmt einführt: „auf unsere Weise“ eben. Der Wille Gottes, der Gehorsam gegenüber dem Glauben der Kirche, spielt hierbei ganz offensichtlich gar keine Rolle mehr. Hartl meint, es müsse alles anders und „neu“ gemacht werden – natürlich unter Berücksichtigung der Tradition, aber das ist ein rundes Quadrat. Die Tradition ist die Tradition. Sie ist weder neu noch alt, sondern ewig. Wer sie umformt, zerstört den Glauben.

Im Katechismus der Katholischen Kirche finden wir folgende verbindliche Aussage:

„Der Glaube der Kirche geht dem Glauben des einzelnen voraus, der aufgefordert wird, ihm zuzustimmen. Wenn die Kirche die Sakramente feiert, bekennt sie den von den Aposteln empfangenen Glauben. Deshalb gilt das alte Prinzip: „Lex orandi, lex credendi“ (oder wie Prosper von Aquitanien im 5. Jahrhundert sagt: „legem credendi lex statuat supplicandi.“ – Übers. HJ: Das Gesetz des Betens begründet das Gesetz des Glaubens.) Das Gesetz des Betens ist das Gesetz des Glaubens; die Kirche glaubt so, wie sie betet. Die Liturgie ist ein grundlegendes Element der heiligen, lebendigen Überlieferung.“ (§ 1124)
Was schreibt Hartl?
„Er (also Gott) ist es wert, verherrlicht zu werden.“
Welch ein selbstherrlicher Satz aus Menschenmund! Hartl findet, dass Gott es wert ist, verherrlicht zu werden und schlägt dem Herrn nun „auf seine Weise“ eine Bresche! Gott bleibt da nichts anderes übrig, als sich einer solchen Verherrlichung anzuschließen, möchte man anfügen.

Es ist auffallend, dass die Hartl’schen Lobpreislieder niemals vom Gericht sprechen, niemals um Erbarmen flehen und nicht einen Moment lang die Demut des einsichtigen Sünders aufweisen.
Pius X. hatte in seinem Katechismus unter § 423 dagegen auf die Frage „Was müssen wir Gott bitten?“  geschrieben:
„Wir müssen Gott um seine Verherrlichung bitten und für uns um das ewige Leben und die Gnaden (auch zeitliche) bitten, wie es uns Jesus im Vaterunser gelehrt hat.“


Es muss in aller Schärfe gesagt werden: Nicht wir verherrlichen nach unserem Gusto Gott! Wir können ihn nur bitten, dass ER sich durch das, was wir demütig von IHM empfangen und an uns geschehen lassen, verherrliche! Wir können IHN nicht proklamieren. Uns steht allein an zu sagen: Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua.

Es gehört nicht viel Verstand dazu, den Unterschied zu begreifen.

Gott ist nach der katholischen Lehre nicht „absolut faszinierend“. Allein diese Formulierung offenbart die Oberflächlichkeit und die hohle Erotisierung Gottes, die ich als Blasphemie empfinde. Dieser Formulierung korrespondierte das ständige Gerede Hartls davon, dass wir „total verliebt in Gott“ seien oder umgekehrt „Gott total verliebt in uns“ sei.

Bislang hieß es immer, dass Gott uns unaussprechlich liebt und Seinen Sohn für uns gab zum Zeichen dieser Liebe und es ein tiefes Ergriffensein von IHM v.a. in der Mystik gibt.
Mystiker aber schreien ihre Liebe nicht unter stampfender Rockmusik heraus. Sie haben oft geschrieben oder erzählt und in der Abgeschiedenheit von Klöstern oder einsamen Orten ihre tiefen Gotteserfahrungen ins Sagbare zum Segen für andere gebracht. Und immer haben sie sich dem Urteil der Lehre der Kirche gestellt. Die Liebe Gottes zu uns hängt unmittelbar mit unserem Sündendrama zusammen. Hartl erzählt nur die Schokoladenseite der Angelegenheit. Seine Sündelehre ist mehr als weichgespült und fragwürdig.

Meine Warnlampen blinkten aus all diesen Überlegungen heraus während der „MEHR“ immer alarmierender.

Irgendetwas stimmte überhaupt nicht.

Ich musste mich immer ausgedehnter zurückziehen in diesen Tagen und mich besinnen auf die Traditionen. Den Rosenkranz beten, um wieder zu erkennen, wer unser Herr ist. Und das Vaterunser, um wieder zu wissen, was der Herr will, wenn wir beten. Ich hatte quälenden Durst nach dem Gebet, das der Herr selbst uns gelehrt hat:

Das Vaterunser


Gott ist nicht „absolut faszinierend“, nicht wir heiligen IHN, und nicht uns stünde es zu, IHN zu verherrlichen, sondern er ist aus sich selbst heraus heilig und wohnt in einem Licht, zu dem niemand hinzutreten kann. Sanctificetur nomen tuum. Wer Ohren hat zu hören, der höre, welche ehrfürchtige Scheu Jesus uns gelehrt hat. Geheiligt werde dein Name! sollen wir sprechen und nicht "Ich heilige dich, ich verherrliche dich, ich rufe deine Herrschaft aus!"

In Jesus Christus dürfen wir IHN scheu und doch vertrauensvoll Vater nennen.
Um sein Reich müssen wir bitten. ER allein wird es kommen lassen. Äußerer Erfolg war dabei noch nie ein Echtheitskriterium.
Wir müssen flehen darum, dass Sein Wille geschehe und nicht fälschlicherweise „unsere Weise“, die ja doch nur Seinem Willen konkurriert und dem Adversarius dient.
Was hier auf Erden gut ist, hat sein Vorbild im Himmel.
Die Kirche hat daher alle ihre Ausdrucksformen in Korrespondenz zur himmlischen Welt gestaltet – bis vor 50 Jahren, als mit dem Vaticanum II endgültig ein Bruch geschah. Dennoch hat sie das Grundprinzip zumindest in der Lehre keineswegs aufgegeben.
Vor dem Heiligen aber müssen wir immer noch verstummen.
Vor dem Heiligen erkennen wir unsere Nichtigkeit.
Vor dem Heiligen haben wir Sendepause, um es in der saloppen Sprache der Charismatiker zu sagen.
Vor dem Heiligen müssen wir lauschen.
So konzentriert zuhören wie sonst nie.
Ein einziges Wort aus dem Munde des Höchsten an uns währt stunden-, tage-, jahre-, ja manchmal lebenslang für uns.

Es hat seinen Grund, dass die, die als vollkommenster Mensch bezeichnet werden darf, unsere liebste, schönste Gottesmutter, nach außen hin fast nur geschwiegen, dafür aber umso mehr in ihrem Herzen bewegt hat. Das, nur das, ist wahre Anbetung „im Geist und in der Wahrheit“. Unser Maß für rechtes Beten kann nur die Gottesmutter, die Immaculata sein, wenn wir uns nicht verirren wollen.
Es hat seinen Grund, dass Ihr lieber Sohn Johannes ausschließlich aus der schweigenden Erfahrung der Herrlichkeit Gottes geschrieben hat. So unendlich stille, tiefe, vollmächtige und liebevolle Worte. Johannes und Maria, diese beiden zusammen, zeigen uns, wie echte Anbetung des wahren und heiligen Gottes aussehen muss.

Waren die Urchristen in kollektiver Verzückung?


Gothische Miniatur aus dem Ingeborg Psalter: Christus sendet den Geist in Form einer Taube aus über Maria und die zwölf Apostel, vor 1210, Musée Condé in Chantilly
Gotische Miniatur 13. Jh: Pfingsten (2)
Von den charismatischen Lobpreisfans wird mir entgegengehalten, Pfingsten sei doch auch ein irres Ereignis gewesen. Und außerdem zeige doch der 1. Korintherbrief, dass es schon zu Beginn diese Formen des Lobpreises gegeben habe. Damit wollen sie ihre Umtriebe rechtfertigen und als Bestandteil des authentischen Glaubensgutes ausgeben. Sie müssen sich zurückfragen lassen, wieso das unfehlbare Lehramt dies dann stets abgewiesen hat?
Denn gerade der 1. Korintherbrief enthält eine massive Kritik an solchen charismatischen „Unordnungen“. Die Begründung des Paulus lautet, Gott sei ein „Gott der Ordnung“ (1. Kor. 14, 33). Die Liturgie der Kirche wollte und sollte immer und ausschließlich das Lob der himmlischen Heerscharen abbilden. Und im Himmel herrscht kein Chaos, sondern Schönheit in Fülle. Das haben alle Visionäre geschaut und so überliefert.
Die „Verzückung“ richtet den Menschen in den Himmel hinein aus. Verzückung geschieht, wenn wir der Schrift glauben wollen, heiligen Einzelpersonen.
Das Pfingstereignis (Apg. 2) berichtet uns keine kollektive Verzückung. Vom Himmel her, so heißt es, sei ein Brausen und ein Getöse gekommen und habe sich in das Haus, in dem die Jünger waren, gefüllt. Sie sehen Feuerzungen, die sich auf jedem niederlassen. Sie beginnen vom Heiligen Geist erfüllt in fremden Sprachen zu reden, die sie bislang nicht sprechen konnten und so kommt es, dass von den Herbeigelaufenen aus allen Volksgruppen jeder etwas in seiner Muttersprache hörte und verstand. Dieses Ereignis hat nichts mit dem Chaos einer charismatischen Veranstaltung zu tun. Dieses Ereignis ist vollkommen zielgerichtet. Die geistige Verfinsterung des Menschen wird erleuchtet. Der Himmel steht nun allen Menschen auf der ganzen Welt offen. Es ist eine individuelle Eingießung des Heiligen Geistes. Die Tatsache, dass jeder in seiner Sprache angesprochen werden und die Wahrheit erkennen kann, beschreibt die Aufhebung der Babylonischen Sprachverwirrung. Aus der Unordnung, die durch die Sünde entstanden ist, wird durch Pfingsten Klarheit und Ordnung! Und diese Menschen sind nicht in Verzückung. Zwar berichtet Apg. 2, 11 auch, die Jünger hätten von den großen Taten Gottes geredet. Das ist aber keineswegs etwas „Übernatürliches“, sondern ein gegenseitiges Erinnern an Heils-Ereignisse, wie es die Juden immer schon praktiziert haben. Jeder erhält „seine“ Feuerzunge. Und die Kirche hat zu keinem Zeitpunkt je angenommen, dass sie kollektiv „begeistert“ würde. In den Sakramenten der Taufe, der Firmung und der Priesterweihe wurde dem einzelnen diese Feuerzunge in „Initialzündungen“ verliehen. Der Apostelfürst Petrus erhebt seine Stimme und hält seine berühmte, nüchterne und klare Pfingstpredigt (Apg. 2, 14ff). Petrus erkennt in dem Geschehen die Erfüllung der Prophetie des Alten Testamentes und legt eine Deutung vor. Die Ankündigung durch den Propheten Joel, es komme der Tag, an dem der Herr über alles Fleisch seinen Geist ausgießen werde, sei heute erfüllt. Viele Menschen werden an diesem Tag angesprochen und Petrus betont, dass auch die „in der Ferne“ (V. 39), also die Heidenvölker, herbeigerufen werden. Das Pfingstereignis bringt eine entscheidende Wende, begründet die Kirche und erweitert im Sprachenwunder und der Erkenntnis des Petrus, dass nun alle Menschen gerufen sind, den Heilsradius und konkretisiert den Auftrag Jesu, in alle Welt zu gehen und zu taufen und das Evangelium zu verkünden.

Etwas vollkommen anderes ist ein Mensch, der eine tiefe anbetende Verzückung erlebt. Ihm wird eine Schau in Dinge zuteil, die man mit den natürlichen Augen nicht sieht.

Und er kann sich dazu im Diesseits nicht adäquat äußern. Im Diesseits geht es aber vorrangig ums Menschenfischen. Um klare Lehre, nüchterne Rede und Gehorsam. Selbst der Papst muss der Lehre der Kirche gehorsam sein, wenn es recht um ihn steht. Es ist ein großes Problem, dass die meisten Päpste seit dem Vaticanum II der Lehre nicht vollkommen gehorsam waren und die große Verwirrung, in der wir stehen, massiv mit hervorgerufen haben.

Keine Verzückung der Welt kann dem, was in klaren Worten offenbart ist, noch eine Elle hinzusetzen. Sie dient der Vertiefung des Glaubens des einzelnen und vielleicht derer, die mit ihm in Berührung kommen. Wenn Gott will. Aber sie hat niemals das gottesdienstliche Geschehen dominiert oder gar die Sakramente verdrängt oder überflüssig gemacht. Zu Recht fragte Erzbischof Marcel Lefèbvre 1985, wozu man eigentlich noch die Sakramente gespendet bekommen muss, die bisher in der katholischen Kirche ausdrücklich und initiatorisch mit dem Heiligen Geist salben, wenn dies nun formlos und konfessionsübergreifend in charismatischen Lobpreis-Events in kollektiven Verzückungen passiert.

„Die Tendenz, die sich außerhalb der Tradition entwickelt und sich jetzt überall auf der Welt ausbreitet, ist der Charismatismus, das Pfingstlertum. Das ist eine tiefgehende geistige Unordnung. Sie ist der Wirkkraft der Sakramente genau entgegengesetzt. Wenn man den Heiligen Geist außerhalb der Sakramente empfangen kann, warum soll man dann die Sakramente empfangen? Der Heilige Geist wird uns in diesen Sakramenten gerade dazu gegeben, um uns zu Gott zu erheben und uns mit Ihm zu vereinigen. Wenn jetzt andere Mittel erfunden wurden, um den Heiligen Geist zu empfangen, wozu benötigen wir dann die Sakramente? Wozu wird dann das Priestertum benötigt? Das Priestertum wurde gerade dazu geschaffen, die Sakramente zu spenden. Das ist der Untergang der Kirche. Diese Entwicklung steht absolut konträr zur eigentlichen Natur der Kirche. Entfliehen wir diesen teuflischen Gesinnungen und Praktiken. Sie sind nur dazu bestimmt, die Sakramente zu zerstören und die Menschen von den Sakramenten fernzuhalten! Auf diese Weise schafft man eine Art pneumatische Kirche. Diese Kirche wird keinen übernatürlichen Charakter mehr haben. Das alles ist nur ein dunkles Gefühl, das den Seelen nichts nützt. Die Seelen werden von Unserem Herrn Jesus Christus entfernt. Es basiert auf einer Art persönlichen Stolz. Man glaubt, daß man durch sein eigenes Gebet, durch Gesten und Verhaltensweisen, die oft skandalös sind, den Heiligen Geist empfangen kann. Halten wir uns von diesen Dingen fern!“
(Predigt in La Reja 1985 abgerufen am 7.1.2014 auf http://www.fsspx.at/index.php?option=com_content&view=article&id=9&Itemid=10&show=125)

Vordergründig bestätigt Hartl die Notwendigkeit der Sakramente. Aber die Art und Weise wie die Sakramente auf die Seite, in dunkle Ecken oder in die ökumenische Variabilität verschoben werden, zeigt, dass Lefèbvres Analyse auch auf die "Initiative Gebetshaus Augsburg" zutrifft. Nicht zuletzt die angemaßte, überbordende Lehrkompetenz eines blutjungen, sendungsbewussten Mannes zeugt dafür und sollte jeden glaubenstreuen Katholiken sofort aufwachen lassen.

Nicht einmal die Eucharistiefeier am 6.1.2014 wurde als normale Eucharistiefeier vollzogen. Die Heilige Wandlung wurde mit "Zungenrede", die nach Paulus nichts nützte ist und der Redner am besten alleine für sich vollzieht, in Gemeinschaft aber nur, wenn er oder ein anderer es für alle übersetzen kann, zugetextet, um es salopp zu sagen. und dies so sehr, dass die ganze Messehalle anfing, "in Zungen zu reden". 
Es ist nicht nur geschmacklos, wenn der Zelebrant samt der Gemeinde an der Stelle, die uns schweigen lassen muss, anfangen wild herumzu...hampeln...und zu...stammeln

Paulus schrieb den Korinthern: "Deswegen soll einer, der in Zungen redet, darum beten, dass er es auch auslegen kann. Denn wenn ich nur in Zungen bete, betet zwar mein Geist, aber mein Verstand bleibt unfruchtbar. Was folgt daraus? Ich will nicht nur mit dem Geist beten, sondern auch mit dem Verstand...vor der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit Verstand reden, um mich und andere zu unterweisen, als zehntausend Worte in Zungen stammeln...Wenn aber niemand es (das Zungenreden) auslegen kann, soll auch keiner vor der Gemeinde so reden." (1. Kor. 14, 13 ff) Diese Worte sind mehr als eindeutig, und die Gebetshaus-Initiative unter ihrer Führergestalt ist diesem Wort nicht gehorsam. Das Lehramt jedoch war diesem Wort stets gehorsam.
Natürlich blieb auch diese Heilige Messe nicht verschont von der stampfenden Rockmusik.
Ich möchte eindringlich daran erinnern, dass die Heilige Messe die Gegenwärtigsetzung des Heiligen Messopfers ist. Das ist keine Party, das ist kein ausgelassenes Freudenfest!
Die Kirche hat 2000 Jahre lang unter Kämpfen daran festgehalten, ja, angesichts der vielen Häresien, die laut und agitatorisch wurden und die Salbung mit dem Heiligen Geist ins subjektive Ermessen stellen wollten, förmlich „durchgehalten“, dass der Heilige Geist in den Sakramenten initiatorisch und in priesterlicher Mittlerschaft verliehen wird. Immerhin hat der Protestantismus in dieser Hinsicht eine starke subjektivistische Tendenz.

Es gibt keinen überzeugenden Grund, der mit der Lehre übereinstimmt, warum sie von diesem bewährten Kurs abkommen sollte.

Drei Aussagen der neutestamentlichen Lobgesänge

Auch Hartl setzt die kirchliche Gepflogenheit des Betens gelegentlich in Kontrast zur eigentlichen „biblischen“ Meinung.
„Wir glauben, dass die katholische Kirche insgesamt an einem Mangel an solider biblischer Lehre leidet. Zwar ist das Level wissenschaftlicher Ausbildung an den theologischen Fakultäten sehr hoch, doch das persönliche Bibelwissen und die persönliche Spiritualität des Wortes Gottes ist besonders bei katholischen Laien meist sehr schwach ausgebildet.“ (http://www.gebetshaus.org/about/faq-fragen-das-gebetshaus, abgerufen am 9.1.2014)

Hartl macht damit einerseits den Vorwurf, die Lehre selbst leide an mangelnder solider biblischer Fundierung. Es kann einem die Sprache verschlagen, wenn man überprüft, wie sehr er selbst sich entfernt hat von der biblischen Lehre. Davon abgesehen ist es häretisch, einen Kontrast zwischen katholischer Lehre und biblischer Lehre zu behaupten. Es sind besser gesagt die alten protestantischen Hüte.

Das Stundengebet der Kirche überliefert uns die regelmäßige Zelebration dreier Lobpreis-Lieder aus dem Lukas-Evangelium: den Lobgesang des Zacharias (Benedictus), der zu den Laudes gebetet wird. Den Lobgesang der Maria (Magnificat), der zur Vesper gebetet wird. Und den Lobgesang des Simeon (Nunc dimittis), der zur Komplet gebetet wird.
Was kennzeichnet diese drei Lobgesänge?

Sie alle preisen die Erfüllung der alten Prophetie auf den Erlöser:
Das Benedictus kommt unter einer Eingebung des Heiligen Geistes zustande. Es heißt lapidar, dass Zacharias „prophetisch redete“ (Lk. 1, 67), also weder herumhopste, Saltos schlug oder brüllte und johlte. Er „redete“. Es ist kaum vorstellbar, dass ein komprimierter Text wie dieser Gesang spontan entstanden ist. Solche Texte entstehen in einer stillen Eingebung, die man niederschreibt, an der man solange feilt, bis sie „stimmt“. Zacharias war zum Schweigen verurteilt, bis er glaubte. Vieles wird ihm in diesen Wochen durch den Kopf gegangen sein… Es handelt sich – profan gesprochen – um Lyrik auf höchstem Niveau. Das fällt niemandem einfach so ein. Auch der Heilige Geist führt die Menschen ihren Möglichkeiten entsprechend. Zacharias freut sich daran, dass nun der Eid, den Gott dem Vater Abraham geschworen hat, erfüllt wird und der Oriens ex alto, der Morgenstern aus der Höhe kommt, und alle, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, beleuchten wird. Sein Sohn, das späte Kind Johannes, wird diesem Oriens vorangehen und ihm den Weg bereiten, wie es bei den Propheten vorhergesagt wurde. Welcher Vater würde angesichts dieser Tatsache vor Gott nicht auf die Knie fallen, wenn es recht um ihn steht?
 
http://www.praedica.de/Maria/Bilder/Maria_Verkuendigung_1.jpg
Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade... (3)


Das Magnificat wird nach dem alttestamentlichen Vorbild des Lobgesangs der Hanna geformt (1. Samuel 2). Hanna äußerte sich prophetisch im Hinblick auf eine bestimmte geistliche Weichenstellung: sie macht eine frühe Andeutung der Kraft des allmächtigen Gottes, der am Ende das, was ER sich vorgenommen hat, auch durchführen wird. Und sie besingt die Auferstehung. „Der Herr macht tot und lebendig, er führt zum Totenreich hinab und führt auch herauf.“ (V. 6) Im Lobgesang der Maria wird ebenfalls auf die Macht Gottes, der das Oberste zuunterst kehrt, abgehoben und die Freude ausgedrückt, dass nun die Verheißung, die Gott Abraham und den Vätern geschworen hat, erfüllt wird. Das Magnificat enthält darüber hinaus die prophetische Aussage, dass die Sängerin gepriesen werden wird von allen Menschen: „Von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.“ (Lk. 1, 48 + 49) Der zuvor unter der Eingebung des Heiligen Geistes zustande gekommene Satz der Elisabeth, Maria sei samt der Frucht ihres Leibes mehr gesegnet als alle anderen Frauen, und sie sei die „Mutter des Herrn“, steht in direkter Verbindung zur Seligpreisung Mariens durch alle Menschen im Magnificat und die Anrede des Engels an Maria („Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir!“) bei der Verkündigung, die uns ebenfalls Lukas erzählt, und wird bis heute im Ave Maria gebündelt auch wörtlich so gebetet. Das Magnificat ist ebenso wie das Benedictus auf keinen Fall irgendein spontaner Einfall, sondern Resultat einer tiefen Auseinandersetzung: Maria ordnet das, was Gott Ihr zugedacht hat, aufgrund der alttestamentlichen Prophetie, nun heilsgeschichtlich ein und lobt Gott dafür in Worten, die durch die Prophetin Hanna bereits vorgeformt sind und andererseits durch Maria erst vollends gedeutet werden. Ein Akt längerer Besinnung im Herzen muss dahinter stehen. Maria hatte Zeit, auf dem langen Fußweg zu ihrer Kusine Elisabeth darüber nachzudenken und erfuhr von Elisabeth noch eine finale Bestätigung.


Das Nunc dimittis endlich preist ebenfalls die Erfüllung der alten Weissagung, die dem Sänger Simeon auch noch aus einer persönlichen Eingebung entsprang. Ihm hatte der Hl. Geist kundgetan, dass er erst sterben würde, wenn er den Erlöser gesehen hätte. In seinem Lobpreis wird darüber hinaus angekündigt, dass der Messias auch das Licht der Heiden sein wird. Er sieht das Kind im Tempel und lobt Gott: nun kann er in Frieden sterben. Neben dem eigentlichen Lobgesang bestätigt auch Simeon noch einmal in ungereimten prophetischen Worten die herausragende Bedeutung Marias. Sie wird in außerordentlicher Weise Anteil haben am Leiden Christi. Ein „Schwert“ wird ihre „Seele durchbohren“ angesichts der Tatsache, dass an ihrem Sohn sich die Geister scheiden werden und offenbar wird, was in den Herzen der Menschen ist.  Dabei werden viele zu Fall kommen. Es wird ausdrücklich berichtet, dass zu Simeon eine ebenfalls greise Prophetin mit Namen Hanna hinzutritt, und in derselben Intention wie ihr geistlicher Bruder Simeon lobsingt und weissagt.



Jeder Lobgesang muss marianisch sein

Drei wesentliche, unverzichtbare Aussagen werden hier hinsichtlich des rechten Lobpreises gemacht:

  • Gott erfüllt, was er Abraham verheißen hat. Niemand kann das verhindern. Aber niemand hätte es vor der Zeit „herbeibeten“ können. Es musste erwartet werden und das Warten hat sich nun erfüllt. Die Zeit des Messias ist angebrochen.
  • Die Gottesmutter und ihre überragende Bedeutung für die Heilsgeschichte werden deutlich und unmissverständlich benannt. Die wesentlichen Stichworte fallen bereits hier. Maria ist die „Mutter des Herrn“ (Muttergottes). Sie ist „gratia plena“ (sagt der Engel ihr), also in einem sündlosen Zustand (reine Jungfrau). Sie muss von allen Menschen gepriesen werden. Sie hat einen wesentlichen Anteil an der Heilstat durch Jesus durch ihr Ja dazu, ihre Selbsthingabe und Opferbereitschaft.
  • Der Messias, die Hoffnung Israels, ist die Hoffnung und Erlösung für die ganze Welt und alle Menschen. Ohne ihn gibt es kein Heil. Es führen „nicht alle Religionen zum Heil“. Und sie meinen auch nicht dasselbe.

Dieser neutestamentliche Lobpreis hat eine prophetische Funktion, wird von einzelnen Personen vorgetragen, die vom Geist erfüllt sind und teilen der Kirche bis heute die Wahrheit mit, die in Dogmen festgeschrieben wurde. Eines der Dogmen ist, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist. Ein weiteres Dogma ist, dass Maria Gottesmutter ist. Noch ein weiteres Dogma ist, dass Maria immerwährende Jungfrau und von der Erbsünde bewahrt blieb. Ein weiteres ist, dass ohne Jesus Christus niemand zum Vater kommen kann. Die dogmatische Tiefe dieser Lobgesänge ist vielleicht noch gar nicht ausgeschöpft. Man könnte aus ihnen durchaus das noch nicht formulierte Dogma der Gnadenmittlerschaft Mariens ableiten, für das vor dem Vaticanum II viele Bischöfe in aller Welt plädierten, weil die Kirche es aufgrund der biblischen Überlieferung immer geglaubt hat. Bis heute verlangen glaubenstreue Kreise danach, dass diese Überzeugung endlich dogmatisch formuliert werde.
Es ist nicht zu übersehen: Lobpreis in der Intention des neuen Testamentes kann nur marianisch sein. Deswegen hat die Kirche von alters her das Stundengebet in der Nacht mit einem Marienlob, etwa dem Salve Regina oder dem Alma mater beendet. „Marianisch“ heißt jedoch vor allem, dass wir den Herrn preisen wie die Gottesmutter als reine Magd es getan hat und tut.

Im Lobpreis auf der MEHR-Konferenz jedoch war Maria schlicht und einfach nicht zu finden. Die Immaculata musste draußen bleiben. Wer jedoch Maria aussperrt, sperrt auch den Sohn Gottes aus.

Jesus ist der Gekreuzigte

Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Gestalt, die auf der MEHR-Konferenz auch unter nationalem Fahnenschwenken und Massengebrüll „ausgerufen“ wurde, zwar „Jesus“ genannt wurde, aber nicht der Jesus ist, den die Kirche tradiert hat.
Bei einer meiner Kontemplationen im „Raum der Stille“, in dem Gott sei Dank am Rande der Veranstaltung doch ein Tabernakel und ein Schönstatt-Kreuz stand, versuchte ich, mich dem ohrenbetäubenden Lobpreis-Rabatz, dem wilden Gezappel der Menschen, dem infernalisch beleuchteten Hexenkessel von „Anbetung“ zu entziehen. Ich betete voller Verzweiflung und Schmerz über diese Zustände, die unseren Herrn  quälten und Seine liebe Mutter samt mir zum Weinen brachten und las den 1. Korintherbrief, weil der Apostel Paulus dort einer allzu „geistbewegten“ Gemeinde eine deutliche Grenze zieht (wie kann man daraus nur das Gegenteil ableiten?), und mir fiel in die Augen, was Paulus über den Jesus Christus sagt, um den es geht:



„Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.“ (2,2)

Jesus Christus, als den Gekreuzigten! Nirgends auf der MEHR-Konferenz habe ich ein Kruzifix oder eine Madonna gesehen – von dem kleinen Schönstattkreuz beim Tabernakel einmal abgesehen. Über der Bühne wurde alles Mögliche auf einer Leinwand eingeblendet, gelegentlich ein protestantisches Kreuz ohne Corpus Christi. Nicht nur die Immaculata wurde ausgesperrt, sondern auch der Gekreuzigte. ER wurde nicht gezeigt und nicht gepredigt! Es wurde ein protestantisierter Christus gepredigt, der Sieger mit dem großen Daumen, den man hochjubelt und dem man zujohlt wie dem Führer. Den man anhimmelt, den man mit Püppchenstimme in Schlagermanier in intimen Worten anschleimt, den man als Projektionsfläche weltlicher Allmachtsphantasien präpariert.
In meinem Rosenkranzgebet legte mir die Immaculata den kleinen, blutenden, geschundenen, verletzten, so unendlich lieben Jesus in die Arme. Die kleine zerbrechliche Hostie im Tabernakel – das Lobpreis-Event draußen latschte wie ein großer Plattfuß in Birkenstockschlappen einfach drüber und zermalmte sie.
Ich konnte nur noch weinen und weinen.
Das Vertrackte an Johannes Hartl ist, dass seine Gedanken und Texte der Überlieferung in vielem täuschend ähneln. Erst wenn man ihn sieht und erlebt, wenn man genau hinschaut, die Sätze untersucht, die er von sich gibt und in dem Lärm um ihn herum dennoch genau hinhört, sich nicht in den hysterischen Strudel hineinziehen lässt, begreift man die Falschheiten, das subtil Häretische und die Anmaßung, die Verkürzung der Lehre und vor allem sein mehrfach gebrochenes Gottes- und Jesusbild.

„Zeichen der Zeit“ auf Charismatisch

Hartl gab eine Zeichen-der-Zeit-Rede zum besten, die den Eindruck, wir lebten in der Endzeit, kurz vor der Wiederkunft Jesu Christi, den ja viele Christen haben, mit der häretischen Lehre von einer globalen, prophetischen, massenhaften Anbetungsbewegung verband, die notwendig sei, damit Jesus wiederkommen könne.
Nirgends wurde je tradiert, dass am Ende der Zeiten nur Europa abfällt, wie Hartl behauptete, der Rest der Welt aber stattdessen – und dies auch noch ökumenisch ohne Immaculata (es sei doch egal, welches „Etikett“ draufstehe, sagte er) in eine globale Anbetungswelle gerissen würde. Er leitete diese falsche Lehre aus dem Buch Maleachi im Alten Testament ab:

„Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang steht mein Name groß bei den Völkern und an jedem Ort wird meinem Namen ein Rauchopfer dargebracht und eine reine Opfergabe; ja mein Name steht groß da bei den Völkern, spricht der Herr der Heere. Ihr aber entweiht ihn. (Mal. 1, 11-12)

Maleachi beschreibt verwilderte Sitten und verwahrloste Priester. Hartl sieht darin Europa und die katholische Kirche in Rom. Das Rauchopfer, von dem die Rede ist, deutet er als die weltweite Gebets-Massen-Bewegung. Wenn auch Rauchopfer verschiedentlich als Gebete gedeutet wurden (z.B. im Psalm 141), ist doch Hartls Deutung an den Haaren herbeigezogen. Maleachi mag eine apokalyptische Nuance aufweisen, aber in erster Linie kündigt er der kommenden Messias an. Die Lehre der Kirche hat das reine Opfer als das universale eucharistische Opfer gedeutet, das selbstverständlich nur unter Gebeten dargebracht werden kann (EÜ, Kommentar zu Maleachi).

Man mache sich klar, dass Hartl damit das universale Messopfer dem globalen charismatischen Lobpreis nachordnet!

Hartl behauptet, der apokalyptische Satz vom Geist und der Braut, die „Komm“ sagen, beziehe sich auf diese weltweite Lobpreis-Bewegung. Die globalen Beter seien die „Braut“. Hartls „Braut“ ist nicht die Immaculata, sondern eine überkonfessionelle, unsichtbare Kirche, also das alte protestantische Konstrukt. An der Stelle in Off. 22, 17 steht selbstverständlich auch nicht, dass Jesus Christus erst wiederkommen kann, wenn eine Gebets-Massenbewegung IHN herbeiruft… Es ist eine visionär verschlüsselte Stelle, in der jeder, „der durstig ist“ ermutigt wird, das „Wasser des Lebens“ zu empfangen – „umsonst“. Kein Wort von etwas anderem!
Was immer Hartl an „Katholischem“ je gesagt hat – in seiner Rede am 5. Januar 2014 in Augsburg hat er es laut und vernehmlich zurückgenommen. Oder er befindet sich im üblichen Durcheinander und sagt je nach Adressat dies oder das.
Der Höhepunkt war dann das Kasperl-Theater am Schluss. Hartl gaukelte über die Bühne und kokettierte damit, dass viele ihn vielleicht für „fundamentalistisch“ halten könnten, weil er die traditionelle kirchliche Sexualmoral lehre. Er sagte grinsend „Und wenns dir nicht gefallen hat, dann pick dir halt raus heute abend, was dir gefallen hat, und wenns nur 20% warn, das genügt auch!“
Verzeihung – aber das ist doch ein geistlicher Hanswurst! Man stelle sich vor, Augustinus oder Paulus hätten eine Predigt so beschlossen! Unvorstellbar! Es ist ein Ungeist, der so spricht, nicht der Heilige Geist.
Dann kippte die Szenerie und das Gebrüll ging wieder los: „Wir rufen deine Herrschaft aus Jesus!“ Fahnenschwenkend marschierten Leute aus allen möglichen europäischen Ländern durch die Massen…Kroatien, Italien, Deutschland, Lettland . .. „Wir wir wir wir tun das in Deinem Namen, Jesus, Jesus usw.“ Stampfmusik, Gebrüll, eine aufheizte Menge. Hartl kündigte ab jetzt, ab 2014, eine Bewegung, ein Ereignis an, irgend etwas, was die Welt bewegen würde. Ich habe es nicht recht verstanden, wovon er dabei sprach. Wieder konnte ich nur um Schutz und Hilfe in dieser Hölle flehen und die Tränen darüber, wie sie meinen Herrn geißelten, brachen wieder aus mir hervor…
Lasst uns nüchtern und sachlich danach fragen, welcher Natur bisher noch alle Bewegungen in der Geschichte waren, die mit solchem Gebrüll einhergingen. Es waren jedenfalls nie rechtgläubige geistliche Bewegungen.
 
Transaktionsanalyse auf Charismatisch

Den ersten Vortragsabend verbrauchte Hartl dafür, die Menschen psychologisch aufzubauen. Er setzt voraus, dass alle ein Problem mit der Selbstliebe haben und empfahl dieselbe als christliche Tugend. Gott wurde dargestellt als der, der uns mit Seinen Augen als „schön“ wahrnehme, als Seine makellose Braut – bedingungslos. Hartl leitete diese Bedingungslosigkeit anhand der Geschichte von „Verlorenen Sohn“ her. Derselbe habe sich einfach auf den Rückweg gemacht, als es nicht mehr weiterging, und dem Vater habe es vor Liebe und Mitgefühl fast die Eingeweide zerrissen, seinen Sohn so zu sehen. Bedingungslos habe er den verwahrlosten Jungen in die Arm geschlossen, und der habe dann noch schnell gesagt: „Ach ja, übrigens ich habe gesündigt…“
Natürlich prüfte ich diese unhaltbare Aussage nach. Ich las die Geschichte noch mal nach in Lukas 15, 11 ff. Die Umkehr des verlorenen Sohns ist ohne die Bedingung der Reue und Buße gar nicht denkbar! Der Sohn hat sein Erbe verprasst und sitzt förmlich im Dreck. Er hat Hunger. Selbst die Schweine leben fürstlicher als er. Er „geht in sich“ (V.17). In der Fremde und am Ende des selbstgewählten Weges angekommen sagte er sich selbst: „Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.“ (V. 18+19)

Dieses Reue- und Schuldbekenntnis spricht er laut aus, als er vom Vater empfangen wird.
Dieser Bußakt ist wesentlicher Bestandteil der Geschichte. Hartl hat dies ganz an den Rand gerückt.
Auf der Konferenz war keine Rede davon, dass wir Sünder sind und vor Gott nicht bestehen können. Es ging eher darum, dass wir uns selbst nicht mögen, alle möglichen Sachen falsch machen, weil unsere Eltern uns mit dem falschen Blick angesehen hätten und uns auf diese Weise in die Erbsünde hineingezogen hätten. Die Erbsünde ist in ihrem Wesen bei Hartls Vortrag nicht die Auflehnung gegen Gott, sondern die mangelnde Selbstliebe und eine negative und falsche Sicht auf sich selbst.
Er empfahl, sich selbst mit den Augen Gottes anzusehen und auf diese Weise zu lieben.

Wir hören derlei Sprüche seit Jahrzehnten aus den Therapiezimmern der Psychologen.
Hartls Botschaft ist ein vulgär-frommer Aufguss der Transaktionsanalyse: Ich bin okay, du bist okay – das ist die einzige Art, mit sich und andern umzugehen, die okay ist…
Gott dient als narzisstische Spiegelfläche des gebrochenen Ego.
Das war niemals Lehre der Kirche!
Nicht ich liebe mich, indem ich mich mit den Augen Gottes ansehe!
Nein!
Gott liebt sich selbst, indem er mich mit Seiner Liebe erfüllt, die IHN wiederliebt und daran heil wird!
Das Beichtangebot ganz am Rand der Tribünen war zwar mit Sicherheit ein Segen für die Betroffenen. Aber ich möchte nicht auf einer Tribüne, unter teilweise ohrenbetäubender Stampfmusik meine Sünden bekennen müssen. Allein dieses Ambiente war schon unwürdig.
Immer wieder wurde ich, wenn ich mich im Halbdunkeln irgendwo hinsetzen wollte, von einem Priester oder Pfarrer aufgefordert, wegzugehen, weil hier gerade Beichte sei.
Natürlich kann eine Beichte zur Not auch in einer solchen Umgebung stattfinden.
Es hat aber schon seinen Grund, dass die Kirche für das Bußsakrament immer abgeschlossene Räume eingerichtet hat. Es wurden „evangelische“ und „katholische“ Beichten abgenommen. Da die evangelische Kirche keine sakramentale Beichte, sondern nur ein seelsorgerliches Gespräch kennt, dass prinzipiell jeder mit jedem führen kann, wurde durch die Parallelisierung der Sinn und die sakramentale Bedeutung der katholischen Beichte relativiert und verdunkelt.
Es ist eine offene Frage, warum man auf der MEHR-Konferenz zwar für alles mögliches Räume eingerichtet hat, nicht aber für die sensiblen Beichtgespräche. Selbst die Toilettenkabinen waren intimer als diese „Beichtstühle“.

Alles in allem kam nicht zum Ausdruck, dass eine Umkehr nicht eine Rückkehr zu sich selbst, sondern zu einem wirklich Heiligen Gott ist. Und dass meine Sündhaftigkeit kein fremder Blick verschuldet hat, sondern dass sie tief aus mir selbst stammt. Was der einzelne „Beichtvater“ mit dem Gläubigen angefangen hat, will ich damit aber nicht charakterisieren. Das steht wie schon immer unter der Verschwiegenheit.

Der Engel des Lichts, ein Wahrheitsklon

 
Die charismatische Bewegung ist objektiv der größte Konkurrent zur traditionellen Kirche. Auch wenn Hartl behauptet, sie wollten keine Konkurrenz sein. Sehen wir nach Südamerika – diese Bewegung hat die katholische Kirche weitreichend zerstört!

Der Adversarius kommt wie ein Wahrheitsklon. Mir ist es wie Schuppen von den Augen gefallen: der Satan ist frömmer als die meisten Frommen! Jakobus 2,19: Auch die Dämonen glauben und zittern!

Der Böse setzt die rechten Stichwörter, bedient die konservativen Moralwünsche, nachdem er nun lange genug in anderen Verwirbelungsbewegungen der Kirche dieselben erfolgreich zerstört hat. Und er bietet den fragenden Menschen das Entrissene wieder „neu“ an, in einer kontaminierten Verpackung, die dann zwar vordergründig auch Bekehrungen und Priesterberufungen, bei den Betroffenen sicher zunächst von Herzen, aber auf diese Weise aufs Neue und in einer noch subtileren und bösartigen Form von der „konservativen“ Seite her die Kirche zerstört und die Menschen in die Irre führt. Und eine entwurzelte junge Generation begreift nicht, dass dieses Geschrei und die Irrlehre einer weltweiten Gebetsbewegung, die immer größer werde, damit ER kommen kann, niemals Lehre der Kirche war. „Werde ich noch Glauben finden?“ sagte Jesus. Das ist die Wahrheit – nicht das, was Hartl da herausposaunt. Woher hat er diese euphorische Idee? Von Jesus kann sie nicht stammen, denn der sagte das Gegenteil…

Ich begriff, warum es heißt, niemand, auch die Auserwählten nicht, könnten gerettet werden, wenn die Zeit nicht verkürzt würde. Welch eine geistliche und theologische Verwirrung! Ich schaute mir diese jungen Priester und Mönche an, die gutwilligen Mütter und Väter und die fürchterliche Strategie, dass sie, ohne es vielleicht zu begreifen, in die Kirchen zurückgeschickt werden und dort auch noch den letzten Rest der Tradition zerstören durch einen dämonischen Ersatz, der in ein paar gewichtigen Stichworten so ähnlich klingt und anstelle des tradierten Gebets, anstelle der lex orandi etwas einfüllt, was das geistliche Leben zwar prall aussehen, aber nach einem Prozess des Abbindens hart wie Stein werden lässt: es geht nicht weiter, jahrzehntelang kreist man um dieselben nutzlosen psycho-spirituellen Themen und es wächst - nichts. Aber vorerst entsteht die Illusion, ER werde eben auf verschiedene Weise wirken. Natürlich weht der Geist wo ER will, aber Gott hat sich auch an Sein Wort und die Kirche gebunden – es kann nicht rechtens gegen Seine Lehre, die immer galt und auch nicht gegen die Überlieferung der lex orandi gehen.

Die Führergestalt (II)
 
Johannes Hartl bestimmt, was rechte Lehre ist und wer lehren darf. Er tritt ausdrücklich auf als jemand, der eine "Lehre" verkündet. Das widerspricht dem katholischen Glauben. Er ist damit ganz auf der protestantischen Linie.
Er empfahl das eigenständige, gemeinschaftliche Bibellesen und die gegenseitige Zurechtweisung. Damit hat er ganz nebenbei das gesamte Lehramt ausgehebelt. Es fiel ihm nicht ein zu empfehlen, dass man bei Unklarheiten vielleicht einmal in das schaut, was die Kirche lehrt. Aber da er dieser Lehre ein biblisches Defizit bescheinigt hat, darf sich jeder bevollmächtigt fühlen, unabhängig von der Lehre der Kirche Bibel zu lesen und zu verstehen. Lediglich dem Bruder oder der Schwester gestand Hartl eine Mahnungskompetenz zu (die natürlich schon gilt, aber eben nicht primär). Katholische Lehre ist demgegenüber, dass ganz alleine das Lehramt, wie es seit 2 Jahrtausenden gesprochen hat, die Lehre hütet! Jeder und jede hat sich danach zu richten!
Äußerst unangenehm berührte mich auch, dass Hartl sich mehrfach, was die Lehrbeauftragung betrifft, auf einer Ebene mit dem Lehramt ansiedelte. Ebenso leitete er seine falsche Lehre von der weltweiten Gebetsbewegung vor der Wiederkunft damit ein, dass er einen prophetischen Auftrag habe bzw. nun prophetisch rede. Relevant ist da auch nicht, ob der Bischof das goutiert, mit dem sich Hartl offenbar arrangiert hat, sondern ob es wahr ist – nach der Lehre. Wir leiden ja im ganzen deutschsprachigen Raum sehr unter ungehorsamen, feigen und sogar häretischen Bischöfen.
Es heißt, wie ich sagte, nirgends, dass es eine riesige Bekehrungs- und Anbetungswelle am Ende gibt, sondern einen allgemeinen nie dagewesenen Abfall und die Bibel spricht dabei nicht von Europa, sondern von der ganzen Welt. Zuvor aber ist das Evangelium allen verkündet worden. Jedermann wird von Jesus Christus gehört haben und überall gibt es Kirchen und Christen. Die Schrift warnt uns vor massenhaften falschen Propheten am Ende der Zeiten – ja die wird es plötzlich in riesigen Bewegungen geben! Und Jesus müsste nicht warnen, wenn wir nicht alle äußerst anfällig und verführbar wären. Die Schrift kündigt uns an, dass man sagen wird, hier sei Christus und da und dort. Folgt ihnen nicht, sagte Jesus. Es ist uns überliefert, was gilt und es gilt nur im Rahmen fester Formen. Es muss nichts in „neue Formen“ gegossen werden. Wir sollen die Wahrheit in Zeit und Unzeit verkünden. Die Wahrheit ist die Wahrheit, Gott ist derselbe in Ewigkeit und Sein Lob soll immer in meinem Mund sein. Das verbindet mich mit allen, die Gott je gelobt und gepriesen haben!
Man kann Hartl zugute halten, dass durch manche Aussagen des Vaticanums II und durch die Liturgiereform 1970 durch Paul VI. diese Irrlehre, es müsse das depositum fidei „zeitgemäß“ verkündet werden, forciert worden ist. Aber damit sind die apokalyptischen Irrlehren Hartls nicht begründbar.
Es gibt überhaupt keinen Anhaltspunkt in der Lehre, dass, wie Hartl behauptete,„seit 100 Jahren“ eine prophetische Bewegung aufgetaucht sei, in der plötzlich alles ganz anders vorgetragen wird und die Stille dem Lärm untergeordnet wird beim Gebet…
Hartl verstieg sich nämlich tatsächlich soweit zu sagen, dass die stille Anbetung zwar gut sei, die laute, kollektive Anbetung jedoch besser und wirksamer. Er empfahl, beim Beten immer Musik zu unterlegen, das sei eine ganz besondere Gebetshilfe.
Pius X. hatte demgegenüber im Katechismus folgendes gelehrt:

„Wie muss man beten? – Man muss beten, indem man sich bewusst ist, dass man in der Gegenwart der unendlichen Majestät Gottes ist und Seiner Barmherzigkeit bedarf. Deshalb muss man demütig, aufmerksam und andächtig beten.“ (§ 418)

Ich konnte nur weinen. Die halbe Nacht habe ich anschließend in der Kirche im Exerzitienhaus, in dem ich untergebracht war, verbracht und gebetet. Da stand Sie, die Gottesmutter, hochaufgerichtet und zart, ganz rein und still. Sie bewegte alles in Ihrem Herzen. Wer Sie verstehen will, muss still werden und in Ihr Herz hineinfliehen. Gilt das nicht mehr? Für mich schon, und zwar kompromisslos. Sie hielt den kleinen Jesus und wies auf das Kruzifix, an dem ER hing, tief verletzt, geschunden, bis zum Todesschweigen überbrüllt. Ich kann Ihn nur hören, wenn ich mit Ihm schweige. Durch Ihn und Sein Schweigen hindurch werden wir gerettet.
 
Pro Immaculata! – Im Herzen Marias beten.
 
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Es geht nicht um Ästhetik, nicht um Geschmacksfragen. Es geht darum, ob wir den wahren Jesus durch das Herz der Immaculata anbeten (im Geist und der Wahrheit!) oder einen Götzen, der nicht Jesus ist, den wir jedoch Jesus nennen. Und die falsche Anbetungsform entlarvt den falschen Christus …
Der Jesus, der hier angebetet und "verherrlicht" wird, ähnelt auf fatale Weise dem islamischen Gott. Auch die Muslime schreien möglichst laut und kollektiv in alle Welt hinaus, dass ihr Gott "größer" ist (als alle anderen Götter und Religionen). Auch sie heizen sich in der Masse auf. Auch sie betonen die Moral und vernachlässigen die Erkenntnis, dass wir IHM nichts bringen können.

Es ist die alte Versuchun, der selbst Jesus ausgesetzt war, als er in der Wüste fastete. Der Satan bot IHM alle Reiche der Welt an und lockte IHN damit, dass er IHN zum Herrscher der Welt ausrufen würde, wenn ER ihn anbete.
Jesus wies ihn ab. Klar und bestimmt. Seine Worte treiben mir die Tränen in die Augen, weil sie wahr sind und vor ihnen alles andere dahinschmelzen muss wie Wachs: "Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen." (Mt. 4, 10)
Vor wem also beten die Charismatiker an, wenn ihnen die Proklamation der Weltherrschaft dessen, der diese Proklamation weder braucht, noch erbeten hat von uns, an? Es kann nicht Jesus Christus, der Gekreuzigte sein, der sich SEINER selbst doch bis zum Tod entäußert hat! Es ist nicht der Gekreuzigte, sondern ein anderer, dem hier gehuldigt wird.
Warum verfallen so viele glaubenstreue Katholiken diesem Ungeist? Sie sind fixiert auf den destruktiven Modernismus und bekämpfen ihn, als sei er die einzige Möglichkeit, vom wahren Glauben abzufallen.
Lassen wir IHN streiten und schauen wir - geschützt und geborgen in den Herzen Jesu und Mariens - rund um uns. Wenden wir dieser blasphemischen Bewegung nicht mehr den Rücken zu! Verwechseln wir nicht länger strenge Moral mit wahrem Glauben, auch wenn die Reinheit und die Hingabe an Gottes Willen auch in moralischer Hinsicht unverzichtbare Bestandteile wahren Glaubens sind! Dennoch bedarf es für ein Bekenntnis zur katholischen Sexualmoral noch längst nicht des Herzstücks katholischen Glaubens. Fast alle Religionen teilen, ja, jeder vernünftige Mensch teilt diese Moral mit uns. Das macht diese anderen aber nicht zu Katholiken!
Es geht um das Kreuzesopfer Jesu Christi in unserem Glauben, ohne das alles andere, was religiös aussieht, keinen Bestand hat und abgleitet in Häresie, Zynismus und Gewalt.
Die Vielstimmigkeit allein in der Kirche und in den abgefallenen kirchlichen Gemeinschaften ist so groß, dass es fast unmöglich geworden ist, nicht selbst abzufallen. Die Welt um uns versinkt im moralischen, ökologischen und ökonomischen Chaos. Hinzu kommen so viele Kriege und Gewalttaten wie nie zuvor.

Wir sind im ohnmächtigen Schweigen angekommen. Unser Gebet ist Schweigen im Herzen Marias. Nur das, das und nur das, rettet uns noch vor der Verführung, bis ER kommt.
O Immaculata!
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Artikel auch auf dem Christlichen Forum hier.
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