Lieber Unitarier, lieber
Trinitarier,
Man fragt mich, worauf ich raus
will und ob ich mich nicht zu weit aus dem Fester lehne oder ob ich nicht mal
kurz und knapp sagen kann, was ich meine, ob es nicht ein bisschen „einfacher“
gehe etc.
Pardon, liebe Leser, ich sage nein —
die Frage nach der Trinität kann nicht theologisch knapp und isoliert
betrachtet werden!
Es hängt daran in einem gewachsenen
Apparat von 1700 Jahren sehr viel, was damit verwuchert ist.
Wer das nicht mit unter die Lupe
legen will, wird mit der Sache nicht fertig werden.
Und der verbissene Versuch, so
etwas wie eine „Gottesstruktur“ beschreiben zu können hängt tief zusammen mit
dem genauso verbissenen Versuch, das Menschsein als Mann- und Frausein zu
strukturieren. Um jeden Preis will man beides ontologisch klassifizieren. Auch
wenn mancher sich daran stört, weil dieses Thema ein Triggerpunkt ist für uns
alle und einen ganzen Abgrund an Vorurteilen und unbewussten Unaufrichtigkeiten
(ich habe das lange genug selbst nicht wahrhaben wollen — s.u.) birgt, muss es
ebenfalls unter die Lupe kommen.
Das Gottesbild hat einen
unmittelbaren Zusammenhang zum Menschenbild. Eine Verschiebung im Gottesbild
erzeugt zwingend eine Verschiebung im Menschenbild.
Warum?
Paulus sprach von einem „großen
Geheimnis“, was die Ehe betrifft, aber letztendlich das Menschsein in diesen
zwei Gestalten betrifft. Es wurde schon im AT als Ausdruck der Beziehung
zwischen Gott und Mensch gedeutet — nur: der stolze Mann spätestens mit dem
Neuplatonismus und der Vergöttlichung Jesu erlag der wirklich irrsinnigen
Einbildung, er bilde der Frau gegenüber Gott ab und deutete alle Schriftstellen
in diesem Sinne um. Davon ist aber nirgends in der Schrift die Rede! Es ist
sogar umgekehrt: Weil die Frauvon Anfang an primär mit einer Rolle versehen
wird von Gott, die sonst nur Gott dem Menschen gegenüber innehat, nämlich die
des „eser“, des Beistandes und der
„Hilfe“ und „Rettung“, war es von Anbeginn der Schöpfung her eher umgekehrt
gelagert. Darum sagt der Schöpfer ja nicht: Die Frau wird dem Mann folgen,
sondern er sagt es umgekehrt: der Mann wird seiner Frau anhängen, und Jesus und
Paulus haben mehrfach genau auf diesen Vers hingewiesen und seine
Ursprünglichkeit. Übrigens haben das einige Kirchenväter auch so gesehen, etwa
Johannes Chrysostomus, eben weil es so nun einmal wortwörtlich im
Schöpfungsbereicht steht. Und er ist es, dieser Urbericht, der uns als Juden
und Christen sagt, wer der Mensch von Gott eigentlich wäre und nicht ein oder
zwei fragwürdige Paulusbriefstellen oder das Gezänk späterer Rabbis gegen die
Frau.
Man muss umgekehrt daraus den
Schluss ziehen, dass durch das völlig verzerrte und ungerechte Menschenbild,
das durch die Sünde entstand, auch das Gottesbild total verdunkelt und
zerrissen wurde und in permanenter Gefahr war abzudriften.
Die heidnischen Vorstellungen
offenbaren das ebenso wie die trinitarische Umdeutung des biblischen Gottes.
Aber ich sehe auch deutlich, dass das unitarische Gottesbild sehr schnell eine
solche Verzerrung sein kann. Man ist nicht schon auf der sicheren Seite, wenn
man nun Unitarismus predigt.
Da der Mensch männlich und weiblich
„Ebenbild Gottes“ ist, sollte auch aus der Schrift klarwerden, dass diese
beiden Themen und folglich ihre ideologische Verzerrung zutiefst
zusammenhängen.
Sehen Sie es mir also nach, wenn
ich einen besonderen Blick auf das Thema „Unitarismus—Trinitarismus“ habe.
Doch eines nach dem anderen:
All ihr Trinitarier — ihr haltet es
für unmöglich, dass die Kirche geirrt haben könnte, weil sie selbst als Dogma
erhoben hat, dass sie samt ihrem Papst niemals irren kann, wenn sie etwas
dogmatisch erklärt, als „lehramtlich“ bzw „lehrend“. Auch ihr Protestanten
glaubt im Grunde an dieses Dogma der katholischen Kirche, ohne euch
klarzumachen, dass ihr es tut.
Zum Thema „Lehren“ und „Lehrer“
sage ich später etwas sehr Ernüchterndes…
Wo aber steht im NT, dass „die“
Kirche sich nicht irren könne?
Das steht da ebenso wenig, wie da
steht, dass die Abschriften der Texte des NT unfehlbar sind.
Unfehlbar ist nach der Schrift nur
das lebendige Wort Gottes! Und das ist auch nicht das Buch Bibel, sondern etwas
anderes, das aber in der Schrift in sehr höchstem menschlichen Maße bezeugt
wird.
Im Gegenteil: wir werden im NT mehr
als einmal v.a. vor Irrlehrern gewarnt, nur in zweiter Linie werden auch
falsche Propheten genannt. Und gewarnt werden muss man nur vor etwas, was für uns
alle, besonders aber all jene Bequemen, Denkfaulen und Oberflächlichen schwer
durchschaubar ist und mit der Wahrheit lügt. Und für die Denkfleißigen ist es
auch eine Gefahr, wenn ihre Intelligenz dem Narzissmus dient und nicht
anerkennen will, dass uns allen das Lehren nicht erlaubt ist von Jesus… doch
dazu später…
Was mich an vielen unitarischen
Positionen stört, ist eine Haltung, die glaubt, es nicht nötig zu haben, vor
einem souveränen Gott, der sich zwar offenbar macht, unserer geschwächten und
verhärteten Verfassung aber nur mit enormen Mühen „hörbar“ wird , das Knie zu beugen.
Anders: Viele Unitarier sind — genauso schwerwiegend wie die kirchlichen
Trinitarier — Männer, die aus verletztem Stolz, weil ihr erbärmlicher Verstand
nicht alles begreifen kann, aber besessen ist von einem spirituellen „Willen
zur Macht“, seit Jahrtausenden an einem „Gottesdesign“ arbeiten und dabei total
skrupellos sind. Für ihren satanischen Machtwahn opfern sie das Seelenheil
derer, die durch sie verführt werden. Wer sich ihrem Gottesdesign nicht
anschließt, wird mindestens mit dem Verlust des Seelenheils bedroht. Die
kirchliche Hierarchie fordert dem Laien Glauben an ihre Lehren ab. Und der Mann gibt dem Anschein nach in einigen
Paulusbriefen der Frau an, was sie zu glauben hat, die er großmäulig und
herablassend „belehrt“, während sie zu schweigen hat. Wie Hyänen haben sich die
Männer auf diese paar Sätze gestürzt, um ihre Lehrmacht zu beweisen. Nur:
stimmt das so wirklich? Denn diese an
sich raren Sätze stehen in einem völlig anderen Zusammenhang, zB einer Abwägung
zwischen dem Nutzen der Zungenrede und Prophetie und geordnete Abläufe in den
Versammlungen, und wirken an der Stelle sachlich unsinnig bzw inhaltlich fremd und
wie eine Randbemerkung. Sie stimmen außerdem mit zahlreichen alttestamentlichen
und neutestamentlichen Aussagen und Begebenheiten nicht überein und auch nicht
mit dem paulinischen Duktus an anderer Stelle — wie kommen diese hartherzigen
und plump wirkenden Sätze an diese Stellen?! Viele Wissenschaftler haben schon
die Vermutung gehabt, dass diese Stelle über die „schweigenden Frauen“, die
sich zu Hause vom Mann „belehren lassen“ sollen, eine Randglosse irgendwelcher
späterer Nutzer gewesen sein kann, die eines frühen Tages als Pauluswort beim
Abschreiben in den Text integriert wurde und dort bizarr und irgendwie sinnlos
herausragt, zumal sie in den Handschriften nicht übereinstimmen und teilweise
nicht an der Stelle oder nur teilweise dort stehen. Auch das spricht für den
Charakter einer fremden Hand. Jeder normale Mensch sieht und weiß zudem, dass
oftmals Frauen ihren und anderen Männer intellektuell haushoch überlegen sein
können und Frauen häufiger überhaupt im Glauben stehen als Männer…
Wenn man alleine diese für die
damalige Zeit wirklich schockierende Sache denken, dass dem Zacharias im Tempel
wegen seines Unglaubens das Wort verboten wird von Gott und er mit Stummheit
geschlagen wird, während seine Frau zur selben Zeit erfüllt wird vom Heiligen
Geist und prophetisch redet, und dies so, dass wir es heute noch wissen — wie
bekommt man diese Realitäten unter einen Hut mit diesen wirklich irgendwie
vulgären Sätzen, die angeblich von Paulus stammen sollen? Es wäre mir peinlich,
wenn Paulus das gesagt oder so gemeint haben sollte, wie so viele Männer es seit 2000 Jahren ausschlachten. Aber auch andere biblische Fakten um
Paulus herum sprechen doch eine ganz andere Sprache:
Selbstverständlich schweigen auch
im Umfeld des Paulus mit seiner ausdrücklichen Zustimmung Frauen mitnichten,
wie jeder Lesekundige sofort erkennen hätte müssen. Man wollte aber nicht. Genauso
wenig wie man zulassen wollte, dass Gott so ist, wie er ist.
Was soll das also? Es kursierten
bis ins Mittelalter hinein ähnlich aufgebaute angebliche Pauluszitate wie „mulier a choro absit“ („Die Frau darf
nicht im Chor(raum) sein/singen“), die sich aber in der Renaissance, als Forschergeist
und größere Objektivität die Menschen antrieb, nicht mehr halten ließen und als
Fälschungen so peinlich offen zutage traten, dass sie flugs unter den Tisch
fielen, auch wenn man ihren ideologischen Gehalt natürlich weiter einforderte.
Die Frage ist aus meiner Sicht im
Rahmen unseres Themas doch eine viel schwerwiegendere:
Was will man machtstrategisch damit
erreichen, wenn man die Frau vermündelt und zum Schweigen zwingen will, obwohl
sie von Natur selbständig und meist sprachfähiger ist als der Mann und sie ja
an sich ursprünglich der absolut notwendige Beistand des Mannes ist, weil Gott
dies so geordnet hat.
Es ist dieselbe Strategie, die
bereits der Satan anwandte im Garten Eden.
Nur kann man nicht sagen: Schmeißen
wir die Schöpfungsordnung übern Haufen und zwingen die Frau zum Schweigen… was
soll dabei herauskommen, wo der Mann sie selbst im guten Urzustand dringend
braucht?
Das kann nicht die Lösung sein für
Christen!
Für mich liegt die Strategie offen
auf der Hand, und sie ist satanisch: Unterwirft man die Frau auf einer
ontologischen Argumentationsebene, steht sie für die totalitäre Vermündelung in
geistlichen Dingen: sie wird bald bei jedem eigenständigen Gedanken befürchten,
ihr Seelenheil zu verlieren, weil ja angeblich Paulus gesagt haben soll, sie
müsse sich stets vom Mann belehren lassen — auch dann, wenn der Mann ein
Dummkopf ist und sie eine hochintelligente Frau.
Wenn man einen großen Teil der
Frauen so „beschneidet“, wird das automatisch einen enormen Rückstoß auf einen
großen Teil der Männer haben: sie werden sich mit den Frauen fraglos
unterwerfen, wie schon im Garten Eden und oben bleibt eine brutale, bösartige
Herrscherkaste stehen, die über die vermündelte Frau (mit der der betrogene Underdog-Mann
sich dann trösten darf: wenigstens über sie darf er dann zu Hause noch
„herrschen“, während er ansonsten nicht weniger versklavt ist als sie) auch den
gemeinen Mann kassiert.
Wer in dieser Weise über die
Menschen herrscht, verführt einen großen Teil und bringt ihn ab von der
Wahrheit in dem wahren Christus, dessen Beziehung zu Männern und Frauen
einzigartig und vollkommen frei war.
Mancher wird jetzt sagen: Aber
schau doch, heute dürfen doch Frauen alles… Ja, rechtlich gesehen sind wir in
unserem Land gleichgestellt, ein Segen, aber geistlich? Schaut doch in die
Realität der Kirchen! In den allermeisten christlichen Kontexten ist die Frau
nicht gleichgestellt, auch heute nicht. Sie wird ausdrücklich zurückgesetzt,
und man erzählt ihr „vom Pferd“, Gott wolle das und es sei die
„Schöpfungsordnung“, und es sei gut für sie und sie brauche einseitig „Schutz“ vor
dem Bösen durch den Mann (Zwischenruf: hat im Garten Eden ja schon nicht geklappt…)
etc.
Wenn man sie in manchen Zirkeln
etwas anrüchige Rollen spielen lässt, zB in charismatischen Kreisen, oder in
katholischen Umfeldern häufig „Seherinnen“ (aber auch Seher) das einfache Volk mit
ihren Marien-Visionen betören, dann sind das Randbezirke, in die man sie
abdrängt: Man lässt sie dort ein bisschen wirken, um anschließend den Fang, den
sie macht, sich selbst zu verbuchen. Es ist der Hierarchie in Rom doch völlig
gleich, woher her sie ihre Mündel bekommt — auch wenn Frauen leichtgläubige Menschen,
die Sensationen lieben, für sie einfangen: die Macht behält die Hierarchie.
Hier werden Frauen an ihrer Eitelkeit gepackt und schamlos ausgebeutet.
Auch die wirklich absurd
formulierte Stelle in 1. Kor 11 über Haare und Schleier passt überhaupt nicht
zu Paulus — dieser nüchterne, philosophisch brillante Mann soll einen solchen
Kauderwelsch geschrieben haben? Er, der gelehrte Jude, soll nicht gewusst
haben, dass der gottgeweihte Mann in Israel immer langhaarig zu sein hatte?
Dass alle Männer, die vor Gott treten, Kopfbedeckungen haben mussten, selbst
die Tora schreibt das doch ausdrücklich vor, und zwar bis in alle Einzelheiten (bis
heute beten männliche Juden mit einem Schleier auf dem Haupt!) — dieser Mann
soll behauptet haben, dass es eine Schande sei, wenn Männer langhaarig sind
oder den Kopf beim Beten bedecken? Und das, wo er gerade selbst noch ein
Nasiräergelübde abgelegt hatte und seine Haare in der Zeit nicht schnitt?! Und
dieser Mann soll als römischer Staatsbürger nicht gewusst haben, dass das
Scheren der Haare auch beim Mann dessen Vermündelung anzeigte?! Dass auch in
den meisten mitteleuropäischen Kulturen das Kahlscheren des Hauptes beim Mann
anzeigte, dass er Sklave ist? Abgesehen davon, dass die Stelle in sich total
widersprüchlich geschrieben ist und am Ende alles aufhebt, was am Anfang
behauptet wird, passt so etwas nicht zu dem geistigen Niveau des Paulus. Lange
Haare sind Zeichen der Kraft — sowohl beim Nasiräer, als auch bei den Frauen.
Die Simson-Geschichte zeigt uns doch, dass das so ist und nicht anders. Dass
eine solche, auf Erniedrigung versessene Ideologie der Frau natürlich die
Alternative stellt, dass sie entweder auch geschoren wird oder gefälligst ihre
Haare zu verbergen hat, liegt sehr nahe. Authentisch scheint dabei der Satz zu
sein, dass die Frau aber doch mit dem Haar bereits einen Schleier habe und
daher nicht noch einen zweiten brauche… Hier stimmt jedenfalls etwas nicht,
denn diese Stelle stiftet bis heute wegen ihres absurden Aufbaus nur
Missverständnis, Streit und Verkrampfungen. Zahllose Ausleger haben sich anhand
dieser Stelle schon in den größten Unsinn verrannt, und niemand kommt auf den
Verdacht, dass diese Stelle irgendwie manipuliert sein könnte, oder aber Paulus
sich in ihr gegen eine solche Ideologie wehrt und anfangs nur zitiert, was an
ihn herangetragen wird aus Korinth, um es am Schluss als abwegig zu verwerfen,
denn er sagt, wer über so etwas diskutieren wolle, müsse wissen, dass es solche
Gebräuche in den Gemeinden Gottes nicht gebe. Das sind dann natürlich die
Gebräuche, den Männern die Haare zu schneiden und das Gebetstuch zu verbieten
und Frauen zu verschleiern (was als kulturelles Symbol in diesem Sinn erst im heidnischen
Hellenismus aufkam und im ganzen AT nirgends je gefordert worden wäre!) — welche
denn sonst?
Dass aber die Zerstörung der Haare und
des Bartes beim Mann oder andererseits der Sichtbarkeit der Haare bei der Frau
damals Vermündelung und Versklavung und Erniedrigung bedeutete, und dies
übergreifend in allen Kulturen im römischen Reich, sei es die israelitische,
sei es die germanische, sei es die römische, ist unzweifelhaft bekannt. Auf
Büsten sehen wir noch heute, dass dagegen auch der römische Pontifex maximus,
der Kaiser, als oberster Priester vor den Göttern ebenfalls einen Schleier trug:
das war also keine „Schande“ für den Mann, weder in Israel noch im Heidentum!
Worum geht es also, und warum hat
dieses Thema eine solch große emotionale Bedeutung, gerade auch in der
katholischen und orthodoxen Kirche (wobei man dort wenigstens den Mann nicht so
kahlschert wie hierzulande im weströmischen Bereich, sondern ihn langhaarig
lässt und alle Priester sogar Pferdeschwänze haben)?
Ich aber lese darin die Ambition,
sowohl Männer als auch Frauen zu unterwerfen, dies aber über die Vermündelung der
Frau, weil sie eben doch im Zentrum der Familien und letztendlich der ganzen
Gesellschaften steht: „Hast Du die Frau besiegt, hast Du alles.“
Und wenn wir in die Realität der
Kirchengeschichte schauen, ist es genauso in den großen Linien auch gekommen:
Wir haben nun 2000 Jahre
hierarchische „Belehrung“ im Bereich der weströmischen Kirche und Bedrohung mit
dem Verlust des Seelenheils hinter uns, und das Chaos ist vollkommen. In der
orthodoxen Kirche ist zwar vieles kaum besser, aber man hat nicht diese Obsession
zu „lehren“ ausgeprägt und ist insgesamt auch hierarchiekritischer — allerdings
nicht konsequent.
Wenn Paulus noch (angeblich)
geschrieben hat, schließlich sei ja die Frau verführt worden und der Mann nicht,
dann steht das zum Genesisbericht in einem ausdrücklichen und harten Widerspruch,
der den Mann nicht nur als wortlos Mitverführten beschreibt, sondern auch als
den hauptsächlichen Versager, der von Gott wesentlich deutlicher zur
Rechenschaft gezogen wird, eben weil Gott ursprünglich ihm das Gebot zur
Meidung der Frucht des Baumes in der Mitte gegeben hatte (weil Eva noch nicht
war) und nicht der Frau, und weil Adam einem ihm gegebenen Gebot direkt zuwider
handelte und zur Krönung der Angelegenheit auch noch Gott vorwarf, er sei der
eigentlich Schuldige, weil er ihm die Frau zur Seite gestellt habe... ja, lesen
Sie doch bitte diese Geschichte ohne die Brillen, die wir gewohnt sind, dabei
zu tragen… und ich frage noch einmal: Wieso sollte Paulus einen sachlich so
falschen Satz geschrieben haben, zumal er an anderen Stellen den Fall des
Menschen Adam alleine zuschreibt? Oder meint er schlicht etwas ganz anderes?
Jedenfalls haben diese 2000 Jahre
nahezu reiner männlicher Lehre im westlichen Einzugsbereich der Kirche offenbart,
wozu es führt, wenn die Frau schweigen muss: zu nichts Gutem. Es ist ein
maskuliner Offenbarungseid, der allerdings, wäre er rein weiblich gewesen, mit
Sicherheit kein besseres Ergebnis erzielt hätte, wie ich glaube, weil der
gesamte Ansatz schon verkehrt ist.
Es hat apokalyptische Züge. Und es
ist heller Wahnsinn.
Das Problem kann in der
Einseitigkeit liegen. Wo nur der Mann redet, kann nur Einseitigkeit entstehen.
Und Absturz. Andersherum wäre es nicht anders, hat sich aber nie als reales Problem
gestellt. Es gab nie eine Zeit, in der nur die Frau geredet hätte oder der Mann
ähnlich brutal und rüde zum Schweigen gebracht worden wäre.
Ich glaube, man hat die Eitelkeit
des Mannes in seinem Drang zu herrschen, der nach der Sünde kam, dazu
ausgebeutet, eine maskuline Herrscherkaste zu generieren, die alle zu verführen
und irre zu leiten versucht. Nicht nur die Frau, sondern v.a. auch der so
instruierte Mann ist am Ende ein tief Betrogener. Und weil er Mann ist, hat er
zu wenig Distanz, dies klar zu sehen. Die Unterdrückung der Frauen hat viele
Frauen nämlich auch eine große Vorsicht vor all der lehrenden Angeberei gelehrt, die von Männern
vorgetragen wird, die mit Machtanspruch auftreten. Das Aufmerken der Frauen in
Israel und den umliegenden Heidenvölkern, als Jesus auftrat, dieses Erwachen -
er musste sie gar nicht rufen oder berufen, weil sie von selber kamen -, es ist,
als hätte die geschundene Frauenwelt sofort begriffen, dass das der Mann ist,
wie er eigentlich gedacht war. Und wie innig sind die Szenen, wenn Jesus mit
Frauen spricht. Es ist berührend… wie er sie heilt, mit welcher Milde er sie zurechtweist, wo der Mann sie bereits schon totgeschlagen hätte, der doch selbst noch abscheulicher sündigt als sie ("Wer eine Frau nur ansieht und begehrt..." - der jüdische Mann durfte fremdgehen bzw mehrere Frauen beschlafen, solange er in keine fremde Ehe einbrach nach der rabbinischen Lehre...), wie er sie verteidigt
gegenüber dieser Übermacht der Männer, wie er ihnen zuspricht, dass sie nicht
einfach bloß für Haushalt und Kinder da sind, sondern das „bessere Teil wählen“ können, wie Maria von Bethanien, und er
selbst lehrt sie — ohne einen Mann, der dazwischen funkt und den Angeber
spielt. Ich wünschte, ich könnte nach Bethanien gehen und mich zu Maria setzen
und ihm selbst und direkt zuhören in diesem maskulinen Lehrchaos, in das wir
gestürzt worden sind…
Mir dämmerte eines Tages bei meiner
häufigen und intensiven Bibellektüre, die mich mehr fasziniert, je älter ich
werde und oft völlig entrückt, weil ich unter diesen Worten die Quellen
entdecke, aus denen das lebendige Wasser hervorsprudelt, das ich so dringend
brauche und von Menschen und ihren Lehren niemals erhalten habe, dass das
geschaffene Problem dieser 2000 Jahre darin liegt, dass überhaupt in einem
dogmatischen Sinne gelehrt wurde, wo
nur für Christus gezeugt und geweissagt hätte werden dürfen — nach der Schrift
schon im AT aber ausdrücklich von Männern und
Frauen. Nur wenn beide weissagen und zusammenwirken, kann die Wahrheit zum
Ausdruck kommen. Kickt man die eine Seite weg, ist es aus — und es ist aus. Wir
sehen es doch. Das Licht ist fast erloschen.
Ausdrücklich möchte ich noch einmal
sagen: es kann zu nichts führen, wenn nun auch noch Frauen „lehren“. Sie werden
es nicht besser machen als Männer. Darum geht es mir nicht. Ich möchte den
Lesern aufzeigen, dass hier eine ganz perfide Machtstrategie, die mit einem
schweren Ungehorsam gegen ein Gebot Jesu zusammenhängt, von den meisten, v.a.
konservativ Eingestellten, unbemerkt verheerende Folgen hatte und weiterhin
haben wird.
Ich entdeckte, dass Jesus uns nicht
nur verboten hat, auf Erden jemanden „Vater“ zu nennen (in einem überhöhten
spirituellen oder politischen Sinn), sondern dass er in doppelter Nennung auch
verboten hat, zu lehren oder als Lehrer aufzutreten oder sich Lehrer nennen zu
lassen. Nach diesem Verbot folgt ein extrem langer Weheruf gegen die Lehrer Israels.
Diese Stelle hat seltsamerweise nie
jemanden unserer „Lehrer“ gekümmert. Man schlachtete einen Satz des Paulus
gegen die Frau aus und übersah, was Jesus generell zum Lehren gesagt hat.
Es war der Hammer für mich, als ich
das begriff: Das ist ein Gebot Jesu, nicht bloß eine ortsgebundene
disziplinarische Meinung des Paulus, wenn überhaupt…
Es ist ein Gebot des Herrn, ein
allgemeines Gebot Jesu!
Und dieses Gebot wurde vom Mann
veruntreut: Er warf sich über die Maßen zum „Lehrer“ auf, und es wimmelt in der
Kirche nur so von „Vätern“ (Papst, Patres, Patriarchen etc. etc.). Doch dazu
noch etwas später ein paar Bemerkungen.
Eine Position, wie Newton sie
vertritt, dass er nämlich glaubt, alles rational verstehen können zu müssen,
was göttlich ist und geglaubt werden sollte, ist nicht weniger vermessen als
die, sich Fabeln auszudenken und die Frage nach deren Vernünftigkeit damit
abzuschmettern, dass es sich eben um ein Geheimnis handle.
Dem ist entgegen zu halten, dass
der biblische Satz, dass wir jetzt im Glauben und nicht im Schauen leben,
impliziert, dass uns Dinge hier auf Erden ein Geheimnis oder zumindest nur ein undeutlicher
Umriss bleiben können. Und hat es nicht auch Paulus gesagt, dass wir hier,
solange wir in diesem Leib ausharren, diesem Leib, der noch unter der Folge der
Sünde steht, diesem „Leib des Todes“
nur „wie in einem blinden Spiegel“
erkennen, Silhouetten, Schatten und verschwommene Umrisse?
Was ist von Männern zu halten, die
den langen Weg der Kirche gewaltsam planiert haben, die genau dies nicht
anerkennen und alles ihrem kurzen Verstand unterwerfen wollten, was der
ungleich höheren Vernunft Gottes gehört?
Es ist wahr: die Trinitätslehre ist
schriftfern, und deswegen bezweifle ich sie. Aber das saloppe unitarische Gerede
davon, dass 1+1+1 nicht 1 sein kann, wird der Problematik mitnichten gerecht.
In einem solchen Argument steckt dieselbe Vermessenheit, die auch die
trinitarischen Kopfpirouetten kennzeichnet.
Ich habe es immer wieder gesagt:
die Zahlen gehören zur Schöpfung. Ob sie zu Gott gehören, ob er ihnen
unterworfen ist als Schöpfer auch der Zahlen und Zahlenrelationen, bezweifle
ich.
Und ich tue auch dies aufgrund der
Schrift (s.u.).
Zunächst noch ein Gedanke des
Advocatus Diaboli für die „Polytheisten“ und Trinitarier:
Eine Haltung, die in der Einbildung
schwelgt, Gott könne nur einer sein und nicht mehrere, die als „einer“ gedacht
werden, nur weil ihr Verstand nicht soweit reicht, einen Gott, der größer ist
als eine natürliche, zu dieser Schöpfung gehörige „Eins“ zu denken (Gott ist nicht abhängig davon,
ob wir ihn denken können!), verkennt, dass niemand weiß, in welchem Licht Gott
wohnt. Das ist als Argument gegen den Polytheismus zu schwach und leicht zu
widerlegen.
Bereits der hellenistische
Neuplatonismus operierte mit einem aus mS vermessenen Unitarismus. Aus dem
„Einen“ (dem griech. „Hen“) fließt in
Emanationen alles weitere aus, nimmt aber an Gottähnlichkeit ab: der Geist („nous“), die Seele („psyche“), die Natur („physis“)
und ganz unten die ungeordnete Materie, die als vollständige Abwesenheit des
Guten begriffen wird.
Schon in ganz jungen Jahren
befremdete mich diese Lehre sehr: Ein Gott, der verblassen kann, der nicht
einmal eine Analogie zum Energieerhaltungssatz schafft, der sich selbst nicht
zusammenhalten kann — was ist das für eine monströse Gottesvorstellung? Da ist
der schlichte Polytheismus wesentlich schlüssiger und ehrlicher…
In einer gewissen Weise weicht der
Trinitarismus dieser Problematik geschickt aus, schafft aber nichts als
heillose Verwirrung zwischen einem Emanationsmodell und einem konzentrierten Gotteskonzept,
das eine integrierte idolatrische Neigung kaschiert. Genau daran bissen sich
Arius und seine Anhänger wohl auch die Zähne aus. Der Trinitarismus will ein
rundes Quadrat zeichnen.
Man muss sich klarmachen, dass
dieser neuplatonische Unitarismus zur Zeit Jesu bereits im Aufstieg begriffen
war und in sich — gemessen an den biblischen Texten — nicht weniger
problematisch ist als der Trinitarismus, der zeitgleich in den Mysterienkulten
seinem Zenit zustrebte. Dieser wirklich verengte und anmaßende Horizont, das
Vollkommene müsse eine „Eins“ sein, geometrisch abgebildet in der „Kugel“ (was
übrigens ohne weiteren Beweis für Kopernikus im hellenistischen Geiste der
einzige, rein spekulative Grund war, zu behaupten, die Himmelskörper und die
Erde seien Kugeln), kann sogar aus Vernunftgründen angezweifelt werden: ein
Gott, der größer ist als wir, der nicht an Zeit und Raum gebunden ist, kann
sehr wohl auch aus Vernunftgründen als „außerhalb einer Eins“ gedacht werden.
Der hellenistische Unitarismus
sollte nicht verwechselt werden mit der alttestamentlichen Abgrenzung Israels
von den „Baalen“ und der Feststellung, der
Gott sei „echad“ („einer“). Dabei
spielt im alttestamentlichen Kontext nicht nur ein Rolle, dass er „einer“ ist,
sondern auch, dass er immer derselbe ist, dass er nicht willkürlich ist, keine
Masken trägt, morgen nicht anderes verlangt als heute und sich an seine Zusagen
hält. Die Baale sind nicht nur mehrere, sondern selbst, wenn sie als einer gedacht
werden, sind sie schizophrene Teufel, die dem Menschen numinos und brutal
entgegentreten, heute so, morgen so, aber immer fordernd. Wer sich einmal mit
den Mythen der Ägypter befasst und Plutarch liest, bekommt Schwindelanfälle
angesichts ständiger wechselnder Gesichter und Namen bei den einzelnen Göttern.
Sie sind unstet, inkonsistent, völlig unzuverlässig und ungreifbar, wechseln
nach Lust und Laune ihre Rollen, narren den Menschen.
Der neuplatonische Unitarismus
glaubt, dass der vollkommene Gott „Hen“
ist, „eins“. Es ist ein überseiendes Konzept: alles Seiende kommt aus diesem
vollkommenen „Hen“, das
„Über-seiend“, allem Seienden hierarchisch übergeordnet ist und insofern auch
schöpferisch ist. Die Energien fließen aus diesem Überseienden, dem „Hen“ in schwächere Seinsstufen.
In der philosophischen Mathematik
der Griechen stellt die „Eins“ eine Überzahl dar, von der sich alle anderen
Zahlen ableiten. Das 1+1+1=1 ist in einem solchen Denkmodell nicht absurd.
Dies im Hinterkopf habend
diskutierte man im 3./4. Jh offenbar, ob der Sohn Gottes als dessen „Logos“
wirklich eine bereits abgeschwächte Emanationsstufe sei (also „gottähnlich“)
oder nicht doch identisch sein müsse, zumal von einer vollkommenen Einheit von
Vater und Sohn in der Schrift die Rede ist und die Rede vom „Sohn“ in einem
natürlichen Begriffsverständnis an sich Wesensgleichheit implizieren müsste.
Beide Konzepte, sowohl der
neuplatonisch gefärbte Unitarismus als auch der Trinitarismus, sind
Erscheinungen der hellenistischen (Spät-)Antike, die damit von ihrem schlichten
Polytheismus im Heidentum längst abgerückt war. Im 4. Jh wurde vermutlich in
der Auseinandersetzung zwischen Arius und Athanasius nicht die Infragestellung
des Wahren durch das Falsche, nicht eine Schlacht zwischen Orthodoxie und
Häresie ausgefochten, wie man es uns darstellt vonseiten der Kirchengeschichte,
sondern es tobte ein Konkurrenzkampf zwischen zwei neuplatonisch gedachten
Modellen, die beide mit dem Alten und Neuen Testament nicht zu rechtfertigen
sind, aber wie ein Begriffsfilter über dessen Befund gelegt wurden.
Immerhin erschien ganzen
Hochkulturen genau jener Gedanke vieler Götter in einem modalistischen Sinn
nicht unplausibel, eben weil er berücksichtigt, dass wir keine absoluten
numerischen Aussagen treffen können und Gott in seiner Einheit (die auch alle
polytheistischen Religionen annehmen!) nicht erfassen können.
Es ist für mich nicht ersichtlich,
dass im AT gemeint ist: Gott ist gefangen in einer „1“, die wir numerisch
denken können.
Das ist er ebenso wenig, wie er in
Raum und Zeit gefangen ist.
Genau diese vermessene Haltung, die
Gott in unsere „Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis“ bannen will, die so
viele Unitarier offen oder unbewusst haben, kann ich nicht teilen.
Mich hat dieser spröde Rationalismus
schon vor 30 Jahren gestört, als ich mit Muslimen diskutierte — sie wussten
immer so ganz genau, wie Gott sein kann und wie nicht, erkannten aber ihre
Selbstüberhebung grundsätzlich nicht und sahen sie nur bei den trinitarischen
Christen. Es ist das Splitter-und-Balken-Problem.
In einem gewissen Sinn
argumentieren hier Trinitarier auf demselben narzisstischen Niveau wie
Unitarier: Sie unterwerfen den Gott ihren Verstandesmöglichkeiten, anstatt
offen zu lassen, was seine Einheit in der Dimension, die er bewohnt und die wir
nicht kennen, bedeutet.
Nach den 2000 Jahren leiden wir
außerdem an einem Quantitätsproblem: Es dürften wohl nur ganz wenige das
intellektuelle und historische Handwerkszeug haben, mit diesem gigantischen, gewachsenen
Bestand sachgemäß umzugehen. Sätze wie „Die Bibel legt sich selbst aus“ oder
„Die Bibel kann jedes kleine Kind verstehen“, wie ich sie öfter im
protestantischen Umfeld schon hörte, sind nicht nur leichtfertig, sondern auch
ignorant und in gewissem Sinne arrogant. Zwar schenkt Gott jedem, der es will,
Glauben, aber damit hat man nicht gleich alles „eingekauft“, was normalerweise
nur mit Mühen gewonnen werden kann. Gott zaubert uns nicht zurecht — Mühe muss
man sich schon geben und Schweres auch als Schweres anerkennen. Wohl muss man
die unschuldige und schlichte Haltung eines Kindes einnehmen, wenn man zu Gott
kommen will, aber die „Pforte ist eng und
der Weg ist schmal“ — und dies meint nicht nur die persönliche Beschwernis
des Sünders, sondern auch die generelle Ferne unserer Wege von denen Gottes in
den Begriffen unserer Vernunft.
Ich glaube nicht mehr an die
Trinität, aber ich glaube an den Vater und an Jesus Christus, der Sohn Gottes
und Menschensohn ist, aber nirgends sagt er von sich selbst, dass er Gott sei.
Dennoch ist seine Rolle außerordentlich und nicht die eines normalen Menschen —
wer das sagt, dem werde ich nicht zustimmen können aus den Gründen, die ich
schon in meinen beiden anderen Briefen ausgeführt habe.
Es ist vermintes Gelände, über das
man hier stolpert. Ich bin manchmal entsetzt darüber, — ich schrieb es schon im
letzten Brief und wiederhole es, weil es mir sehr wichtig erscheint — , dass manche
Unitarier unkritisch bald jeden zitieren, der in der Vergangenheit auch
Unitarier war, ohne zu prüfen, aus welchen Motiven dies geschah.
Wenn etwa Sir Isaac Newton
angeführt wird, wirft es mich meterweit zurück — der Mann war zwar in mancher
Hinsicht ein interessanter Denker, aber zugleich auch einer, der Alchemist war
und eine riesige Sammlung magischer und okkulter Schriften hatte, aus denen er
nach Inspiration suchte. Er experimentierte mit magischem Wissen, das er
hermetischer Literatur entnahm. Wenn man Rosenkreuzer, Theosoph, Illuminat, Freimaurer,
Okkultist oder Gnostiker ist, mag man das cool finden, aber wenn man
„biblischer Unitarier“ ist?! Inzwischen arbeiten manche daran, Newtons gesamte
Schriften herauszugeben, ein interessantes Projekt hier, allerdings schrieb
Newton sehr viel auf Latein: http://www.newtonproject.ox.ac.uk/
Bei Newton ist das Motiv, sich alle
Geheimnisse zu unterwerfen, erkennbar — nicht anders als bei denen, die mit
einem triadischen Gott hantieren, weil eben dieses triadische Modell ein altes
okkultes und mysteriöses Konzept ist, das bis heute in Geheimlehren tradiert
wird. Und all diese Mysterienvereine und Geheimgesellschaften vermessen sich,
irgendetwas an Weisheit zu gewinnen, das sie mit der normalen menschlichen
Ausstattung an Erkenntnisfähigkeit erwerben können, aber um keinen Preis mit
allen Menschen teilen wollen. Im Gegenteil, mithilfe ihres „Wissens“ und ihrer
„Weisheit“ unterwerfen sie sich die Welt politisch. Newton schrieb viele seiner
okkulten Schriften in einer Geheimschrift, die mW bis heute noch nicht
entziffert ist.
Immerhin zeigen uns die
alttestamentlichen Gottesbegriffe auf, dass die Sache nicht ganz so einfach
ist, wie manche Unitarier, v.a. auch im Islam, sie sich machen. Nur weil sie
Gott nicht verstehen, muss er nicht so oder so sein.
Die alttestamentliche Kombination
von „Jahwe“ und „Elohim“ zB in der Genesis, verklammert tatsächlich einen
Eigennamen mit einem Pluralwort. Man darf es sich mit Pluralworten nicht zu
leicht machen, als ob es nichts bedeuten würde, wenn Gegenstände auch in der
Einzahl eine Pluralform haben. Das Meer heißt „majim“, weil es unendlich viel Wasser hat, der Himmel heißt „shamajim“, weil er unendlich groß ist,
mancher übersetzte daher mit „die Wasser“ oder „die Himmel“ im Plural. Vielleicht
hängt der Begriff „shamajim“ aber mit
„majim“ zusammen, weil in der
biblischen Kosmologie der Himmel eine Feste, eine Kuppel ist, über der
ebenfalls „majim“, Wasser, ist.
Oder „Elohim“, das im AT den Gott,
aber auch gelegentlich „Götter“ meint. Dieser „eine Elohim“ aber ist so groß und unvorstellbar, dass man ihm aus
Respekt den Namen „Götter“ gibt. Die Überfülle, die er ist, passt nicht in das
einfache, singularische „Eloah“, das
einen „Gott“ iS eines Hochgestellten
meint, der auch ein Engel oder Mensch sein kann. „Elohim“ fasst, so verstanden alle wahre Regierung und Größe in
sich und rückt die irdischer, ja meist selbsternannter „Herren“, zurecht. Sein
Name „Jahwe“ aber zeigt uns, dass er
uns als einer gegenübertritt und
zwar als einer, der immer derselbe ist! Daniel hört die Stimme einer himmlischen
Gestalt wie „das Tosen einer großen
Volksmenge“. Das legt sehr wohl nahe, dass Gott „klingen“ kann wie „viele“,
wie eine „Menge“ — aus unserer geschwächten Sichtweise, und darum wird er auch „Elohim“ genannt, obwohl er einer ist. Der
„Herr der Heerscharen“, der „Z’waot“ ist nicht alleine: er ist
umgeben von himmlischen Gestalten, die bei Job als „Göttersöhne/Gottessöhne“ (hebr.
„b’ne haElohim“) bezeichnet werden. Andererseits heißt es immer wieder, es
gäbe die Götter der Heiden gar nicht bzw es handle sich dabei um böse Dämonen
oder sogar den Satan.
Dennoch bleibt bestehen, dass es
„Götter“ im Himmel gibt, die den „Herrn der Heerscharen“ umgeben und ihm
dienen.
Vielleicht ist der „Monotheismus“
insofern schief, als er bestreitet, dass es göttliche Wesen um Gott herum geben
kann. Vielleicht verkennt er, dass Gott „Götter“ geschaffen haben kann und auch
der Mensch durchaus ein solcher „Gott“ sein sollte — immerhin ist er
„gottähnlich“ nach der Genesis, und dies männlich und weiblich. Das würde auch
erklären, warum im Grenzfall gesagt wird, ein Mensch sei „Gott“, etwa Mose für
den Pharao. Dieser Pharao, der sich für einen Gott hielt, aber einen Gott, der
nicht der Gott Israels oder einer seiner Diener war, wurde mit einem anderen „Gott“
konfrontiert — wie vieles an der Geschichte Moses mit Pharao voller Ironie und
Satire. Auch diese Stilmittel kennt die Schrift! Und als der „Gott“, ironisch
die narzisstische Gottsucht des Pharao verfremdend, wird der Mensch Mose,
nämlich einer, der von dem wahren Gott, dem „Allerhöchsten“ geschickt wurde,
dem Pharao vor die Nase gesetzt: Mose, aufgezogen von der Tochter des Pharao,
wofür sie ewig zu loben ist, aber doch Abkömmling der Sklaven.
Ich möchte darauf hinweisen, dass
einmal bei Melchisedek und später bei Maria die Rede vom „Allerhöchsten“ ist. Wo
es einen „Allerhöchsten“ gibt, ist auch an Niedrigere zu denken. Wer alleine
hoch ist, ist einfach nur hoch und erhaben, aber ein Superlativ ergibt keinen
Sinn.
Diese beiden, Melchisedek und
Maria, stehen als persönlich genannte Menschen an heilsgeschichtlich überaus
bedeutsamen Stellen, in einer unmittelbaren Beziehung zu diesem
„Allerhöchsten“, weil er durch sie und auf sie direkt Wirkung nimmt und sie
bevollmächtigt. In Dan 7 erfahren wir, dass es aber viele „Heilige des Allerhöchsten“
gibt und sie das Reich in Ewigkeit, ja „in Ewigkeit der Ewigkeit“ besitzen werden. Daran knüpfen die
Seligpreisungen Jesu in der Bergpredigt an: dort sind es die absolut
Friedfertigen und jene, die keinerlei Gewalt ausüben, gegenüber nichts und
niemandem. Sie werden das Erdreich besitzen. An dieser Stelle melde ich meine
Skepsis gegenüber dem unitarisch oft vertreten Millenarismus an: es heißt „in
Ewigkeit der Ewigkeiten“, aber wir wissen, dass diese Erde vernichtet wird und
Gott alles neu schaffen wird, das „Reich Gottes“ also nicht dieses 1000jährige
Reich sein kann, weil es auf Jahre begrenzt ist. Es sprechen aber noch viele
andere biblische Tatsachen gegen die Meinung etwa Sir Anthony Buzzards, die ich
in einem anderen Brief noch abhandeln werde.
Wenn es heißt, man dürfe keine
„Götter“ neben dem einen Gott haben, heißt das, dass alle Götter und
Gottähnlichen nicht als Götter angebetet werden dürfen und kein Mensch sich
einbilden darf, er sei über einen anderen auf der Seinsebene als Gott gesetzt.
Ebenso heißt es, dass man keine Geistwesen verehren darf und auch keinem Geist
gehorchen muss, weil es auch Dämonen gibt und man sie irrtümlich für gut halten
könnte. Dazu passt auch, dass auch ein guter Engel in der Apokalypse Johannes
auffordert, ihm nicht zu Füßen zu fallen und ihn nicht anzubeten, weil er auch
nur ein Diener Gottes sei wie er.
Der „Heilige Geist“ sollte nicht
als ein „guter Geist“ verstanden werden, der irgendwie auch Gott ist. Es klingt
sowohl im AT („ruach“), als im NT („pneuma hagion“) doch so, als geschehe „im Heiligen Geist“ eine Verknüpfung des
Geistes eines Menschen mit dem Geist Gottes: der Mensch, der so verbunden ist
mit Gott, spricht gewissermaßen aus seinem Geist. Ein Prophet, eine Prophetin
wird so „Gottes Mund“. Das ist der „Geist
der Weissagung“, das Prophetische, wie immer es inhaltlich ausfällt, ob es
persönlich gefärbt ist oder allgemeinere Aussagen trifft. Wer im Heiligen Geist
weissagt, also prophetisch redet — und dies tun nach der gesamten Schrift
Männer und Frauen! — redet nur das,
was er oder sie „vernimmt“. Er oder
sie lehrt nicht, sondern vernimmt
die Stimme Gottes in seinem Geist, den der Messias persönlich vom Vater her senden
wird. Es ist daher beides: die Stimme des guten Hirten und des Vaters, weil
auch diese beiden im Geist vollkommen verbunden sind, der Christus aber für uns
erworben hat, dass wir dauerhaft ebenso verbunden werden können.
Uns wird eine Konzentration auf den
einen Gott, der alles geschaffen hat, aufgetragen. Die Frage nach anderen
Göttern oder Herren, selbst wenn sie zu Gottes Staat gehören, soll uns nicht
weiter beschäftigen. Gott wollte ursprünglich auch nicht, dass es Könige oder
sonstige menschliche „Herren“ gibt. Als Israel danach verlangt, wertet Gott
dies als Ausdruck der Abgötterei, gibt dem Wunsch aber statt — was ein für
allemal die Ambivalenz anzeigt und nicht etwa den ursprünglichen
Schöpferwillen! Man kann aufgrund der Schrift den Eindruck gewinnen, dass Herrschaft immer Abgötterei ist.
Auch an dieser Stelle bin ich
skeptisch gegenüber der oft vertreten Meinung, Gott habe überall im Leben seine
„Repräsentanten“ über andere Menschen eingesetzt. Bei genauem Hinsehen ist das
eine glatte Lüge: der Mensch wollte
solche Repräsentanten und Gott gab unter Warnungen und Drohworten nach, wählte
sogar aus, sprach aber von vornherein ein Urteil darüber. Diese Ambivalenz geht
bis auf Kain zurück. Die Gerechten sind keine Herrscher. Jesus greift diesen
Abscheu Gottes vor Macht und Herrschaft auf, als er alle, die „Erste“ sein
wollen, radikal auffordert, sich selbst zu Sklaven zu machen nach seinem Vorbild, wobei er niemals
herrschen wollte und der einzige ist, dem Herrschaft gebühren würde. Vielleicht
sollen uns diese 2000 Jahre vor Augen führen, dass er nicht herrscht, aber sein
Widersacher ihn pervertiert als einen Herrscher und am Ende als Antichrist
offenbar wird.
In der Schrift ist nirgends davon
die Rede, dass er eines Tages „herrschen“ wird — es ist die Rede davon, dass er
König ist regiert und die Seinen mit ihm. Und alleine das letztere zeigt schon,
dass er nicht herrscht, wenn alle in diesem neuen Gemeinwesen selbst regieren.
Wer die Schrift genau liest,
erkennt, dass im Bezug auf den Vater und den Christus immer nur von „regieren“ („regere“ oder auch „regnare“), niemals aber von „herrschen“ („imperare“ oder „dominari“)
gesprochen wird. Das gab die Vulgata für Jahrhunderte noch bis heute korrekt
wieder. Mit den deutschen Bibeln wurde durch eine Fehlübersetzung ein ganz
anderer Eindruck im deutschen Sprachraum erzeugt. Der lateinische „rex“, bzw der „basileus“ auf Griechich, ist kein „imperator“. Ein „rex“
oder „regens“ ist einfach einer, der
vorangeht. Auch noch in den alten Vorstellungen der Germanen ist ein solcher
König der, der dem Heer voranzieht, Gericht abhält und zu seinen Mannen und dem
Volk in einem Treueverhältnis als Gleicher unter Gleichen steht.
Der Messias kommt in besonderer
Weise als Mensch von Gott zu den anderen Menschen. In einem gewissen Sinn kann
man ihn als „Gott“ bezeichnen, wie Thomas es tat, aber nicht in einem neuplatonischen
Sinn als „wesensgleich“ oder im Sinne einer geschwächten Emanation als
„wesensähnlich“ mit dem Vater. Beides ist nicht der Begriffshorizont der
Schrift.
Man kommt hier aber gedanklich nur
schwer weiter. Meine Kinder sind philosophisch gesehen wesensgleich mit mir —
also liegt es tatsächlich nahe zu sagen, Jesus müsse mit dem Vater „homoousios“ („consubstantialis“), wesensgleich, von gleicher Beschaffenheit
sein, wenn er „Sohn Gottes“ ist. Konsequenterweise vermeidet der Islam die Rede
vom „Vater“ oder „Gotteskindern“, weil sich dabei sofort die Frage nach der
Wesensbeschaffenheit stellt.
Die christliche Theologie steht
hier vor einem objektiven, kaum lösbaren begrifflichen Problem.
Wir Menschen sind nicht die
Schöpfer unserer Kinder. Gott ist aber auch der Schöpfer seiner Kinder. Bei dem
Christus hat man dies mit der Trinitätslehre vermieden zu sagen — er sei
gezeugt und nicht geschaffen. Nun steht aber im NT mehrfach, er sei
„geschaffen“ („factus“), wie ich
sowohl aus dem Galaterbrief als auch aus dem Philipper-Hymnus zeigte. Dennoch
bekennt die Kirche er sei „genitus non
factus“, „gezeugt, nicht geschaffen“.
Dass er „gezeugt“ sei, steht dagegen
in der Schrift nirgends direkt. Wie ich es bereits im 1. Brief darlegte, hat
Maria in der „Kraft des Allerhöchsten“
diesen Sohn hervorgebracht. Diese „dynamis“
wird mit dem Heiligen Geist identifiziert bei Lukas. Es geschah also über eine
geistige Verbindung zwischen Gott und Maria, dass sie ohne einen Mann einen
Sohn hervorbringen konnte. Von einer „Zeugung“ ist an der Stelle im NT tatsächlich
gar keine Rede, nur davon, dass Maria mit ihm schwanger sein und ihn gebären
wird. Es ist aber auch dies eine gedankliche Zumutung, weil wir Frauen
gemeinhin nichts gebären, was wir nicht zuvor gezeugt haben. Aber warum sollte
nicht in einem Ausnahmefall eine Frau durch die „Kraft des Allerhöchsten“ einen Menschen gebären können? Alles,
sein Entstehen im Mutterleib, die Schwangerschaft, auch die Geburt wären ein
einziges Wunder. Wenn Paulus später fragt, über wen sonst der Vater gesagt habe
„Mein Sohn bist du, heute habe ich dich
gezeugt“, dann wissen wir damit nicht, dass Gott mit Maria diesen Menschen
gezeugt hat — genau das steht da nämlich nicht
und nirgends im NT. Vielmehr ist Jesus „factum
ex muliere“, „geschaffen aus der Frau“,
wie im 1. Brief bereits ausführlich dargelegt. Die Bestätigung der Sohnschaft
seitens des Vaters erfolgt erst bei der Taufe im Jordan.
Es waren die Adoptianer, die dies
so beschrieben: dieser Mann wurde von Gott an Sohnes Statt angenommen bei
seiner Taufe. Paul von Samosata behauptete, diese Adoption sei schon bei der
jungfräulichen Zeugung mit Maria geschehen. Und dies insofern, als die Kraft,
die „dynamis“, in der Maria alleine
diesen Sohn hervorbrachte, auch das Wesen dieses Kindes erfüllte. Jesus hat
demnach eine besondere Vollmacht, die er über die Bevollmächtigung, ihn zu
gebären ohne Mann, eben durch oder über seine Mutter bekam. Man nennt diese
Position „Monarchianismus“. Beide Lehren wurden als Häresien verurteilt, obwohl
sie plausibler sind als die trinitarische Lehre.
An dieser Stelle fällt mir spontan
ein, dass Jesus es einer Frau verwehrt, seine Mutter seligzupreisen, weil sie
ihn „getragen und er an ihren Brüsten gesogen“ habe (Lk 11):
„27 Und es begab sich, als er solches redete, da
erhob eine Frau aus dem Volk ihre Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib,
der dich getragen hat, und die Brüste, an denen du gesogen hast.
28 Er aber sprach: Selig sind, die das Wort
Gottes hören und bewahren.
Nun wissen wir, dass Maria
seligzupreisen ist (Lk 1,48) — keine
Frage, aber eben nicht, weil sie biologisch
und generativ diesen Menschen hervorbrachte. Dass Jesus zugleich mit seiner
Umlenkung des Interesses auf wahre Kriterien einer Seligpreisung auch dieses
alberne Frauenbild zurechtweist, das frauliche geistliche Werke, die Augustinus
auch noch 400 Jahre später in aller Unverständigkeit als „zeitliche Werke“
abqualifiziert, darin erschöpft sieht, dass Frauen Kinder gebären, sei nur am
Rande erwähnt. Jesus sagt nicht, wie viele Protestanten in einer fanatischen
Marienfeindlichkeit meinen, seine Mutter solle nicht seliggepriesen werden,
sondern er zeigt, inwiefern sie seligzupreisen ist: Sie hat „Gottes Wort gehört und bewahrt“. An zahlreichen Stellen wird
uns berichtet, dass sie genau dies tat (zB „Als
sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und
alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte
alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ (Lk 2)
In einem gewissen Sinn stützen
diese Beobachtungen eine monarchianische Sicht sogar. Die „dynamis“ des Allerhöchsten wirkte massiv im Leib und zwar über den Geist und die Gedanken dieser Frau: aus dieser „Aura“
entstammte Jesus und wuchs auf und „nahm
zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“ (V 52). Es heißt
ausdrücklich, dass er seiner Mutter und seinem Vater „gehorchte“. Josef, solange von ihm berichtet wird, wird stets
hineingenommen in dieses Staunen Marias und in ihr „Wortbewahren“, aber irgendwann verschwindet er ganz, und Maria
bleibt alleine dafür im Raum stehen.
Diese Zunahme an Weisheit und Gnade
bei Gott ergäbe keinen Sinn, wenn Jesus wesengleich mit Gott wäre. Es klingt
doch eher so, als wüchse er in der Aura einer außerordentlichen Frau als Mutter
heran, die ihn tatsächlich in der Kraft Gottes hervorbrachte und nach der
Geburt in seiner Kindheit und Jugend auch in dieser „dynamis“, die auf ihm blieb, — eben weil er ihr gehorchte (also
diese „dynamis“ über sie annahm) —, „freisetzte“.
Erst später heißt es von ihm, er sei ebenfalls vom Heiligen Geist erfüllt
worden. Das ist eigentümlich und wirft viele Fragen auf, über die ich noch
genauer nachdenken muss.
Hatten diese Denker wie Paulus von
Samosata vielleicht doch recht? Und ist es möglicherweise einer der
vulnerabelsten und dunkelsten Punkte des Protestantismus, dass er Maria so
abwertete? Mit der Zurückweisung einer heidnisch gefärbten Marienauffassung
verwarf er die biblisch sogar notwendige? Eben weil ohne sie nicht verstehbar
ist, wer Jesu ist und so auch der Protestantismus sich in einem verknöcherten
Trinitarismus begrub?
Eine heftige Auseinandersetzung zu
der Frage können wir bei Hippolyt (175—235 n. Chr.) bzw bei einem Text lesen,
den der nachnizänische Kirchenhistoriker Eusebius dem Hippolyt zugeschrieben
hat. Hippolyt, oder wer immer, eifert darin gegen den rechtmäßigen Bischof von
Rom, Kallixt, in folgender Weise:
„Er
war eben ein Schwindler und ein Ränkeschmied und mit der Zeit zog er viele mit
sich. Er trug sein Gift tief im Herzen und hatte lauter falsche Ansichten;
zugleich scheute er sich, die Wahrheit zu sagen; denn er hatte uns geschmäht und offiziell
ausgesprochen: „Ihr seid Ditheisten“; ja es wurde ihm von Sabellius ständig
vorgeworfen, daß er seinen ursprünglichen Glauben verlassen habe. So erfand er
denn folgende Häresie: Er behauptete, der Logos selbst sei Sohn, derselbe sei
auch Vater dem Namen nach, in Wirklichkeit sei der ungeteilte Geist einer;
nicht etwas anderes sei Vater, etwas anderes Sohn, sondern ein und dasselbe;
das All sei erfüllt mit dem göttlichen Geiste, Oberwelt und Unterwelt; und der
Geist, der aus der Jungfrau Fleisch angenommen, sei nichts anderes als der
Vater, vielmehr ein und dasselbe. Das bedeute das Wort: „Glaubst du nicht, daß
ich im Vater und der Vater in mir ist?“ Das Sichtbare, was ja Mensch sei, das
sei der Sohn, der Geist, der im Sohne Wohnung genommen habe, der sei der Vater:
„Denn“, so sagt er, „ich will nicht zwei Götter bekennen, Vater und Sohn,
sondern einen.“ Nachdem der Vater im Sohne Fleisch angenommen hatte,
vergöttlichte er es durch die Vereinigung mit sich und machte eine Einheit, so
daß Vater und Sohn ein Gott
genannt würden, und, da dies eine Person sei, so könnten es nicht zwei sein und
so habe der Vater mit dem Sohne mitgelitten; er will nämlich nicht aufstellen,
daß der Vater gelitten habe und daß es nur eine Person gebe, vielmehr möchte
er, der dumm-schlaue Mensch, der Lästerung gegen den Vater auskommen, er, der
nach allen Richtungen Lästerungen verbreitete; um wenigstens scheinbar der
Wahrheit gemäß zu lehren, scheut er sich nicht, bald in die Lehre des Sabellius
zu verfallen, bald in die des Theodotus.“
Es ist von Interesse, dass der
vorgeschobene oder echte Hippolyt hier den Monarchianern, die der damalige
„Papst“ vertrat, vorwirft, sie hätten gnostische Lehren angenommen und
argumentierten auf der Basis gnostischer Irrlehren unitarisch. Die Lehre, der
Logos sei Vater und Sohn zugleich, könnte aus Gedanken stammen, die man von
Philo von Alexandrien kennt, dem großen jüdischen Zeitgenossen der Apostel, der
für eine bereits erfolgte, tiefgreifende Hellenisierung und „Gnostizierung“ des
Judentums steht. Nur: Haben das die Monarchianer so behauptet? Das wäre ein gute Forschungsfrage...
Von Interesse ist aber auch, dass
hier durch Hippolyt bzw seinen Beförderer Eusebius, der vorgibt, die
„orthodoxe“ Kirchengeschichte zu schreiben, einem Papst vorgeworfen wird, er
habe „Häresien“ erfunden — eine Vorstellung, die die nachtridentinische Kirche
im 19. Jh (auf dem Vaticanum I) endgültig als Häresie verworfen hat. Man wird
irre, sobald man sich etwas genauer mit der Kirchenlehre befasst! Der Gegenpapst
Hippolyt widerspricht also dem rechtmäßigen Papst, weil der angeblich irrlehre?
Nach den Papstdogmen müsste Hippolyt schiefgelegen haben als Aufrührer…
Interessant aber auch, dass der
Papst Kallixt im 3. Jh diesen Leuten „Ditheismus“, also einen Zweigottglauben
vorwirft…
Da der angebliche Hippolyt-Text
aber extrem polemisch und giftig formuliert ist, weiß man nicht, was Kallixt
wirklich gesagt hat. Nur eines ist sicher: er wehrte sich gegen eine
Binitarität, um eben nicht zwei Götter anzubeten, die denselben Status haben.
Das war sein Motiv, und wer kann es ihm als häretisch verübeln, der weiß, was
das AT lehrte und Jesus mit ihm?
Es kann durchaus sein, dass mit
Hippolyt ein früher Binitarier gegen einen noch etwas weniger abgefallenen,
rechtmäßigen Bischof von Rom geputscht hat, der noch empfand, dass dadurch ein
Mehrgottglauben eingeführt würde. Wäre eine Frage, der man nachgehen müsste.
Ganz dunkel müsste jedem dabei
schwanen, dass es sein kann, dass im 3. Jh starke Kräfte die Binität (die
trinitarische Definition, die auch den Hl. Geist einbezieht, kam erst viel
später ins Spiel!) vorantrieben und dabei nicht davor zurückscheuten,
rechtmäßige Bischöfe zu verhetzen und abzusetzen, um ihre falsche Lehre mit
Gewalt durchzusetzen. Dass sie später natürlich auch „die Geschichte
schreiben“, versteht sich von selbst.
Ich denke, jeder, der mir bis dahin
gefolgt ist, ahnt, dass die Gottesfrage nicht einfach ist und die Alten nicht
grundlos darüber stritten — und jede flapsige oder anmaßende unitarische oder
trinitarische Position, die selbige nur deswegen vertritt, weil sie glaubt, es
müsse alles nach der ja doch immer nur schemenhaften und blinden „Erkenntnis“
des Menschen gehen, dem Gegenstand gegenüber, über den wir reden, nämlich den
großen, ewigen Gott, unangemessen und unwürdig ist.
Auch muss man vorsichtig sein und
sich fragen, warum die unitarische Frage gerade jetzt so auffallend und
inflationär diskutiert und propagandistisch verbreitet wird, jetzt, wo alles
auf Welteinheit und Religionsfrieden zustreben soll. Das kann auch politisch
forciert sein, ohne dass wir es bemerken. Jeder Unitarier sei gewarnt: Pass
auf, dass Du nicht unversehens vor einen Karren gespannt wirst, den Du als
Jünger Jesu niemals ziehen darfst!
Dass nicht alle Dinge wesengleich
mit Gott sind, weil sie aus seiner Schöpferkraft stammen, liegt auf der Hand.
Manche verlegten daher das Böse in Gott hinein, weil sie nur so erklären
konnten, woher das Böse kommt, wenn doch alles auf Gott zurückgeht. Und um
einen „guten Pol“ übrigzulassen, trennten sie einen bösen Gott von einem guten
Gott in der Gottheit. In zahlreichen polytheistischen Konzepten finden wir
dieses verzweifelte Motiv. Die Neuplatoniker lösten das Problem durch ihr
Emanationsmodell, das geschwächte „Ausflüsse“ aus Gott annimmt: was aus seiner
Einheit heraustritt, hat zwar sein Wesen, aber bereits vermindert, ist also
nicht mehr gleich/identisch, sondern nur in einer Entfernung ähnlich. Und ganz
am Schluss verblasst das Göttlich ganz und wir finden reine ungeordnete, böse Materie
vor. Augustinus rettete sich aus dem manichäischen Dualismus, indem er
Neuplatoniker wurde — man kann das sehr schön in seinen „Confessiones“ nachlesen.
Ich halte das für die Bewegung von
einen in den nächsten Irrtum, wenn man sich wirklich im Rahmen biblischer
Aussagen aufhalten will.
Nun spricht das NT im Bezug auf
Jesus nirgends, dass er wesensgleich sei, sondern nur von
Ähnlichkeitsbegriffen, etwa das im letzten Brief verhandelte „aequalis“ — eben das meint keine
Identität, aber auch keine „Abschwächung“, sondern eine Angeglichenheit, die
nicht genauer definiert wird.
Die Wahrheit ist, dass der Mensch
nicht ahnt, als was Gott ihn ursprünglich geschaffen hat!
Die Positionen stehen nach wie vor
im Raum, auch wenn die angeblich rechtgläubige Kirche versucht hat, alles zu
ersticken und zu ermorden, was ihrer Position widersprach — einen Gegenpol
erzeugte sie damit automatisch im Islam. Der Islam und die katholische Kirche
sind zwei Seiten derselben Medaille.
Längst denke ich, dass das
Grundübel der Kirche und der Christen überhaupt ist, dass Männer durchweg und
ungebrochen, — hier greife ich den Anfangsgedanken dieses 3. Briefes auf — , obwohl
Jesus es ausdrücklich verboten hat, als autoritäre „Lehrer“ auftraten.
„Ihr
sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr aber
seid alle Brüder. (…) Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur
einer ist euer Lehrer, Christus.“ (Mt 23,8ff)
All diese selbsternannten „Lehrer“,
seien sie das katholische angemaßte „Lehramt“ (magisterium) oder diese stolzen
Männer, die sich in den dissidenten protestantischen Kirchen als Pastoren,
Bibellehrer und Prediger aufbauen lassen und es „biblisch“ finden, dass Frauen
nicht lehren dürfen, sich selbst aber dafür geradezu prädestiniert ansehen,
haben eines übersehen: sie dürfen, hätten sie Jesus wirklich als ihren Herrn
anerkannt, auch keine Lehrer sein — nicht bloß die Frauen nicht!
Wir haben nämlich nicht nur einen Gott, sondern auch nur einen Lehrer, und er heißt Christus
Jesus. Ein Pendant zu den israelitischen Schriftgelehrten kann es unter
Christen nicht mehr geben! Die Schriftgelehrten, sagt Jesus, hätten sich „auf den Stuhl des Mose gesetzt“ — nur:
wo im ganzen AT wurde das erlaubt? Richtig: nirgends. Gott berief Richter und
auch eine Richterin, Propheten und Prophetinnen, aber nirgends berief er
„Schriftlehrer“ — auch im AT nicht. Es fällt vielleicht niemandem auf: Über das
ganze AT hinweg gibt es keine Schriftlehrer! Das sind selbsternannte Ämter, die
nicht von Gott kommen. Auch das Priestertum war ursprünglich nicht zum
„Lehren“, sondern zum Opferdienst berufen, das ist etwas anderes. Auch in
Israel hat sich etwas pervertiert, was so niemals gedacht war, zur Zeit Jesu
aber bereits extrem ausgeprägt worden war. Der Sanhedrin ist dem AT unbekannt.
Erst Josephus berichtet uns, dass er durch heidnische Besatzer kurz vor der
Geburt Jesu eingerichtet worden sei. Die jüdische Tradition behauptet zwar,
Mose habe dessen Einsatz befohlen, aber wir finden darüber im AT keine
Nachricht. Es ist maßgeblich dieser Kreis der „Lehrer“, der den Messias ermorden lässt. Wenn man die Schrift
wach liest, steigt einem auf, dass alles Antichristliche mit dem Lehranspruch
zusammenhängen muss. Niemandem steht der Sohn Gottes kritischer gegenüber als
diesem Klüngel lehrender Männer! Dieser vulnerable Punkt wurde 2000 Jahre von ALLEN nicht erkannt, obwohl Jesus doch deutlich gesprochen hat!
Nun hat Jesus aber — das muss man
auch immer wieder bewusst machen! — obwohl er Rabbi genannt wurde und sich
selbst als den einzigen legitimen Lehrer ausweist, keine systematische Lehre hinterlassen und wollte eine solche vermutlich
auch nicht. Wir werden ihn, wenn er wiederkommt, alles selbst fragen können,
was wir jetzt nicht systematisch verstehen können. Wir sollen umgehen mit dem,
was er gelehrt hat, nachdenken, das „Wort bewahren“, der Heilige Geist wird uns
weissagen lassen darüber, aber ausdrücklich ist uns das „Lehren“ darüber
verboten, und zwar allen — nicht nur den Frauen. Bereits im Urchistentum
scheinen sich die Männer allzu gern als „Lehrer“ aufgeplustert zu haben, und
Jakobus nennt diesen Impuls sogar sage und schreibe „satanisch“ — das ignorieren sie allesamt, unsere Männer.
Ist meinen Lesern nie aufgefallen,
was das eigentlich heißt? Hätte man es Euch Männern denn noch deutlicher sagen
können?
Wir alle können und müssen Zeugen
der Lehren Jesu sein und manche von uns werden prophetisch reden, d.h. in
diesem „lebendigen Wort“ sprachfähig gemacht, wenn uns Einsicht und Verständnis
gegeben sein sollten im Heiligen Geist, aber nicht selbst Lehrer. Das hat der Herr ausdrücklich untersagt! Uns
allen kommt prinzipiell das Amt der Weissagung zu, das aber schon im AT den
„Söhnen und Töchtern“ ausdrücklich
zugeschrieben wird — wie Gott eben will. Das NT hat das nur bekräftigt: es
treten sogar auffallend viele weibliche Prophetinnen und Apostel auf (gemessen
an der nachgewiesenen und gnadenlosen Erniedrigung der Frau damals) und
selbstverständlich tun sie ihren Mund auf — sogar noch im Tempel des Alten Bundes wie die
Prophetin Hanna, wo doch die Schriftlehrer nichts mehr hassten als weissagende
Frauen im Tempel und versuchten, die Frau herauszudrängen oder an einen
spirituellen und räumlichen Katzentisch zu verweisen. Und doch hat Gott im Tempel bei der Weihe Jesu einen Mann und eine Frau prophetisch reden lassen,
weil in seinem Reich beide vereint reden sollen.
Und Paulus?
Paulus hat nicht einmal ein Problem
damit, sie zu senden, etwa Phoebe, die unzweifelhaft ein Amt in der Gemeinde
von Kenchräe innehatte, der er den Römerbrief anvertraute und sie damit zu der
Gemeinde in Rom sandte. Mit Sicherheit wird sie auch in Fragen des Glaubens und
des Zeugnisses Rede und Antwort gestanden haben, wenn er sie mit diesem
Schreiben nach Rom schickt! Sie wird den Brief nicht „schweigend“ übergeben
haben! Es heißt in Röm 16, sie sei „ministra
ecclesiae“ gewesen. Der Begriff „minister“
oder „ministra“ ist bis heute ein
Amtsbegriff und war es auch damals schon. Hätte man von einem schlichten Diener
sprechen wollen, hätte man das mit „serva“
benannt. Es steht da aber „ministra“.
Und sie ist nicht die einzige… Im übrigen bezeugt auch das Heidentum, dass es
in der Kirche solche „ministrae“ als
Amtsdienerinnen gegeben hat, etwa Plinius der Jüngere schreibt das, weil er
sich diese Amtsdienerinnen nämlich vorgeknöpft hat, als er von ihnen etwas über
die Lehre der Christen erfahren wollte, sie also als die dafür auch Kompetenten
ansah…. Auf Griechisch hieß dieses Amt übrigens „diakonos“ und Paulus sagt, Phoebe sei ein „diakonos“ gewesen. Im 1. Korintherbrief nennt er sich selbst auch „diakonos“ iS des Gemeindeleiters.
Hat das irgendjemanden in der späteren
Christenheit je ernsthaft interessiert? War man nicht eifrig bemüht, dies
herunterzuspielen oder sogar vergessen zu machen oder ohne jeden Beweis zu
behaupten, ein „diakonos“ namens
Phoebe könne nicht denselben Aufgabenbereich gehabt haben wie ein Mann?
Und warum war man so versessen
darauf, diese frühchristlichen Ordnungen und Möglichkeiten zu überschreiben mit
rüden und ungerechten Remplern gegen die Frauen bis hin zu Schriftfälschungen
(s.u. Apostelin Junia) bzw gnostischen Lesarten bestimmter Stellen im NT, die
damit total aus dem Kontext des AT gerissen wurden?
Beunruhigt hat mich immer diese
Stelle in einem Petrusbrief, an dem Petrus die Männer ermahnt, dass ihre Gebete
vergeblich sein werden, wenn sie die Frau als Miterbin nicht anerkennen (1.
Petr 3,7). Seine an sich sehr sanft formulierte Bitte an die Frauen, sich ihrem
Mann unterzuordnen (nicht dem Mann grundsätzlich!), begründet er nicht mit
einem Willen Gottes auf der Grundsatzebene, sondern damit, dass sie damit den
völlig verhärteten Mann vielleicht retten kann und zum Glauben führen. Er führt
Sara an, die ihren Mann „Herr“
nannte, aber wer die Schrift kennt, weiß, dass Gott den Abraham zuvor hieß, sie
fortan „Herrin“ zu nennen, denn
„Sara“ bedeutet „Herrin“ oder „Befehlshaberin“.
Man muss sich die revolutionäre
Tragweite solcher Sätze im damaligen Kontext klarmachen: Frauen waren nur
eingeschränkt erbberechtigt und gar nicht testierfähig. Das römische Recht
machte sie lebenslang von einem „Tutor“ abhängig, einem Vormund. Frauen waren
grundsätzlich benachteiligt, wenn es um das Erbrecht oder in irgendeiner Weise
einen rechtlichen Selbststand ging.
Und nun sagt Petrus, sie seien Erbinnen
zusammen mit den Männern — nicht eines Vermögens, sondern des Reiches Gottes!
Und offenbar meint er, dass nur gemeinsam geerbt werden kann, nicht so, dass
ein Teil das Erbe an sich reißt, wie dies leider so schmerzlich geschehen ist,
am Ende so schlimm, dass der Klerus das Erbe auch dem Mann entrissen hat und
alleine sich und seiner hierarchischen Ordnung zugesprochen hat. Daher kommt ja
der Begriff „Klerus“ — das heißt „Erbe“.
Aus den Worten des Petrus schimmert
auf, dass das Wirken der Christen, wenn die Männer die Frauen nicht anerkennen
als vollberechtigte Miterbinnen, behindert sein wird. Ist das nicht vielleicht
ein ganz triftiger Grund für das, was sich in den 2000 Jahren so verheerend
entwickelt hat?
Hier ist wirklich schon früh etwas
so total schief gelaufen, dass man es kaum mehr zu erkennen vermag, denn wir
haben uns angewöhnt, dies normal und womöglich noch gottgewollt zu finden. Ich
kenne viele Frauen, die entgegen ihrem Bewusstsein, dass es ungerecht ist, was
in der Kirche ausgeprägt wurde und sie missachtet, sich selbst verbiegen, um
irgendwie diese verheerende Dominanzwirtschaft der Männer und am Ende eingeengt
des Klerus zu rechtfertigen — ich habe es selbst lange genug getan, weiß also
wie unehrlich man als Frau hier wird, wie man sich einem angeblichen Willen
Gottes zu beugen versucht, der einem in allen Flötentönen eingeredet wird und von
dem man spürt, dass er so gar nicht besteht und durch die Realität ohnehin
völlig ad absurdum geführt wird. Wenn man als gebildete Frau erleben muss, wie
offenkundig wenig gebildete und ignorante Herren (ich habe das sogar durch
Priester erlebt) einem das Maul verbieten, teilweise schriftlich, unter Verweis
auf ein angebliches, einschlägiges Pauluszitat, dass man zu schweigen habe, nicht
weil man etwas Falsches gesagt hätte oder Unruhe gestiftet hätte, sondern weil
man überhaupt öffentlich etwas geäußert hat, gleich was es ist… es zählen nur
der Neid und die Missgunst derer, die andere zum sachlich grundlosen Schweigen
bringen wollen, und was böte sich da nicht bequemer an, als ein vulgäres: du
musst schweigen, weil du Frau bist?
Ist das im Ernst das Niveau Jesu
oder auch des Paulus?
Oder ist es die rasende Eifersucht
des Mannes, der es gewohnt war, nach dem Sündenfall wenigstens gegenüber Frauen
den „Bestimmer“ spielen zu dürfen, egal wie dumm und ignorant er war — er hatte
aufgrund seiner Gene, seiner Muskeln und seiner gewalttätig pervertierbaren
Sexualität recht?! Mir fällt da immer der Witz vom BMW ein, der eine
„eingebaute Vorfahrt“ habe…
Warum dann das ganze NT voller
weiblicher Zeugenschaft ist, interessiert diese machtgierigen „Brüder“ nicht.
Es ist kaum zu glauben, aber dieser Ungeist lebt und poltert in der Kirche wie
ein Kellergeist. Auch heute und hier bei rechtlicher politischer Gleichstellung.
Und wer als Frau mit diesem Ungeist einmal persönlich konfrontiert wurde, weiß,
dass das nicht von Gott kommt. Es ist und bleibt Sünde.
Und falls mir einer mit diesem
dumpfen Vorwurf kommt, ich wolle mich ja bloß nicht unterordnen, dann sei ihm
gesagt: Doch das will ich, aber ich kann mich spirituell gesehen nicht Menschen
unterordnen, in denen das Böse wirkt.
Die neutestamentliche Devise
lautet: gegenseitige Unterordnung und: „Einer
achte den anderen höher als sich selbst“.
Leider sehe ich in der gesamten
zerklüfteten Kirche davon nahezu nichts.
Wie bei der Trinität habe ich langsam,
aber sicher begriffen, dass das weithin als christlich propagierte Menschenbild
nicht glaubwürdig aus der Schrift hervorgeht. Und wie gesagt: ich habe mich
zuvor lange geradezu verbogen, um dieses unwürdige Modell zu verteidigen,
obwohl ich in mir wusste, dass das unehrlich war und Liebedienerei gegenüber
Männern, denen man damit nicht hilft.
Dennoch bin ich keine radikale
Feministin: Wir wundern uns darüber, dass alles verkommen ist und wir nicht
mehr aus noch ein wissen. Der Feminismus verkennt das Problem insofern, als er
glaubt, man müsse nun auch die Frauen herrschen lassen. Es ist aber eindeutige
Tendenz des NT, dass im Reich Gottes niemand herrscht — gar niemand, nicht
einmal der Christus tut es, denn er nannte sich „servus“ („doulos“), Diener oder Sklave, nicht einmal den
Ministerposten hat er sich selbst gesichert: das ist die richtige Richtung, und
an ihr sind wir total vorbeigerannt seit fast 2000 Jahren.
Für mich ist diese Schieflage
deshalb wesentlich, weil aus der gnadenlosen Hierarchisierung und Bemächtigung
der Kirche und des Christentums am Ende der Antichrist kommen wird. Genauso wie
wahre Christen nirgends brutaler und häufiger verfolgt wurden als unter
Christen, genauso wird der Ruin der Welt vom christlichen Abendland und seinen
christlichen Institutionen ausgehen. Der Antichrist wird als Christus
auftreten, und darum werden viele nicht erkennen, wer er ist und verführt. Er
ist der Machtmensch par excellence, und auf ihn hin entwickelte sich dieser
Ungehorsam der Männer, die unbedingt Macht ausüben wollten, lehren wollten und
sich auch — entgegen dem Gebot Jesu — „Vater“
nennen ließen. Weil niemand sich „Vater“ nennen lassen darf und wir niemanden
„Vater“ nennen dürfen außer Gott, muss auch das Konzept jeglichen
„Patriarchalismus“ (spirituelle und politische Herrschaft des Vaters) Wegbereiter
des Antichristus sein.
Das konservative Christentum aber
ist tief überzeugt, dass der Patriarchalismus die gottgewollte Ordnung sei.
Jesus verspricht denen, die alles
um seinetwillen verlassen an verschiedenen Stellen, „Brüder, Schwestern und Mütter“ in ihm — aber keine Väter.
Wie deutlich hätte er es denn noch
sagen sollen?
Und mit welchen Scheuklappen lesen
solche Konservativen die Bibel?
Keine Lehrer und keine Väter!
Man kann als Frau sehr gelassen,
aber mit tiefer Trauer und Schmerz abwarten, was am Ende kommt, denn die Ersten
werden die Letzten sein, das sollte jedem Mann eine Warnung sein — dennoch
denke ich oft, es ist etwas entscheidend abgedriftet in der Kirche, und dies
früh, so früh wie mit dem Gottesdesign, eben auch, weil man den Part der Frau
dermaßen unterdrückt und verunmöglicht hat. Ein Nachdenken und Buße kam teilweise
im evangelischen Kontext viel zu spät, als das Kind schon vollkommen in den
Brunnen gefallen war. Die katholische Kirche mauert nach wie vor extrem und
viele konservative Protestanten nicht weniger. Es ist zu spät. Sie sind
allesamt lehrbesessener als je zuvor.
Propheten hat man unterdrückt und
stattdessen ganze Bataillone an männlichen „Lehrern“ installiert, deren Bilanz
nach 2000 Jahren nicht verheerender sein könnte.
Es kann falsche Propheten geben,
aber es kann auch Irrlehrer geben. Jesus hat das Lehren verboten. Die Prophetie
soll niemand verachten, schrieb Paulus, und das Zeugnis Jesu, heißt es in der
Apokalypse für die letzen Tage, komme aus dem „Geist der Weissagung“. Von
„Lehre“ ist nirgends die Rede. Das Lehren wird nur am Rande als Charisma
erwähnt und meint vermutlich etwas mit der Weissagung Vergleichbares — kein Amt
des Schriftlehrers.
Ich frage einmal provokativ:
Ist es unsere Aufgabe zu klären, wer
Jesu genau ist?
Ist es unsere Aufgabe, ein
„Gottesdesign“ zu dogmatisieren?
Ist es so schlimm, wenn wir nicht
klären können, wie genau Jesus „vom Vater ausgegangen“ ist?
Ist es nicht unser Stolz, der seine
Grenze nicht anerkennt?
Ändert es an unserer Erlösungsbedürftigkeit
und -fähigkeit etwas, wenn wir das nun
„ganz genau“ wissen?
Treffen nicht die Weherufe Jesu
gegen die „Lehrer“ Israels in Mt 23 noch mehr die christlichen Lehrer, die seit
2000 Jahren eine heillose Verwirrung angerichtet haben, so dass keiner mehr
weiß, was er nun glauben darf und was nicht? ist die Lage nicht noch
verworrener und verheerter als zur Zeit Jesu in Israel? Vor nichts sind sie
zurückgeschreckt, selbst Bibeltexte haben sie verfälscht und ihrer Lehrer-Lehre
gemäß „korrigiert“ — und dies nicht erst seit dem Liberalismus, der häufig, was
seinen wissenschaftlichen Umgang mit dem überlieferten Befund angeht, besser
ist als sein Ruf, sondern schon lange, lange vorher. Uns muss bewusst sein,
dass wir keine halbwegs vollständige Version des NT haben, die vor dem 4. Jh
abgeschrieben worden wäre, alle Fragmente aus der Zeit davor sind und bleiben
Fragmente, deren Zuverlässigkeit nicht unbedingt feststeht. Die Klage des
Hieronymus (in einem Brief an Papst Damasus), dass die lateinischen
Übersetzungen der griechischen NT-Texte vor dem 4. Jh stark voneinander abweichen und er oft irgendwie eine
Harmonisierung herstellen oder sogar neue Formulierungen vornehmen musste, von
denen man nicht sicher sein kann, dass sie ursprünglich so gemeint waren, lässt
naive Aussagen wie „Der Heilige Geist hat
gewacht darüber, dass kein Fehler hineinkam“ wohl schwerlich zu. Der Mensch
hat bisher das Werk Gottes an jedem Punkt verpfuscht, warum nicht auch hier?
Dieser typisch evangelische, naive Satz entspricht dem naiven, katholischen
Glauben, dass Gott schon gewacht habe darüber, dass der Papst nie etwas
Falsches lehrt.
Man hat in der Reformation die
Bibel zum Papst, zum „Lehramt“ erhoben — bloß welche genau? Die, wie man sie
selbst gerne versteht? Oder die, die einem „gepredigt“ wird? Oder den „textus
receptus“, obwohl wir wissen, dass Erasmus Teile der „Offenbarung“ aus dem
Lateinischen rückübersetzte und kaum genügend vergleichende, sondern nur sehr
späte mittelalterliche Handschriften vorliegen hatte, also alleine schon an
diesem Punkt kein authentischer Text vorliegen kann?! Oder die Bibel, die man
nicht wirklich genau versteht? Was fangen wir damit an, dass es
Handschriftenabeichungen gibt, und was mit den offenkundigen Verfälschungen wie
dem Comma Ioanneum („wenn schon die Schrift keinen Beweis für die
Trinitätslehre aufweist, erfinden wir eben einen und drapieren ihn in den
Schrifttext“) oder der konservativ-gendernden Umwandlung der Apostelin Junia in
einen Mann namens Junias, dessen Eigenname in der gesamten Antike nirgends je
vorkam und frei erfunden ist („was nicht sein kann, das nicht sein darf“), die
uns warnen sollten davor, dass da noch mehr manipuliert worden sein könnte, das
wir eben nicht unmittelbar oder handfest beweisen können wie in den beiden
genannten Fällen?
Gott hat offenbar nicht gewollt,
dass wir Originale haben oder uns am Buchstaben aufhängen, ja: nicht einmal
einen zeitgenössischen Text hat er uns als Abschrift zukommen lassen. Wenn die
frühesten Fragmente aus dem 3. Jh stammen, fragt man sich, wie wohl die Texte
ausgesehen haben, die im 1. Jh entstanden sind. Vielleicht würden wir uns
gewaltig wundern! Wer garantiert uns, dass in den 200 Jahren dazwischen nicht
fleißig korrigiert, glossiert und später hinzugefügt wurde?
In jedem Fall kann man einen
Schluss ziehen: was immer im NT steht: es kann nicht unterschreiten oder
hinterschreiten, was im AT bereits eindeutig und wesentlich sicherer bezeugt
ist.
Das betrifft neben anderen Fragen
ganz wesentlich die Gottesfrage. Und Positionen, die bereits im alten Israel
von Frauen mit Gottes Wohlgefallen eingenommen wurden, können nicht im NT
plötzlich wider Gottes Willen sein — jeder sollte merken, dass das nicht
stimmen kann. Die Frauen, auch wenn sie zahlenmäßig seltener bestimmte
Positionen einnahmen, sind keine „Lückenbüßer“, wenn es gerade mal keinen
kompetenten Mann gibt. Das wird auch sehr gerne sowohl in der katholischen
Kirche als auch evangelischen Kreisen erzählt — mit dem Schönheitsfehler, dass
so etwas nirgends in der ganzen Schrift steht. Es geht aber aus der Tatsache, dass sie etwas selbstverständlich tun
und tun sollten, klar und eindeutig hervor, dass sie grundsätzlich dazu
bevollmächtigt werden können.
Es ist also Glatteis, auf dem wir
allesamt gehen — gleich ob Unitarier oder Trinitarier. Die Trinitätslehre ist
nicht einfach ein Element, das man herausnehmen kann, und den restlichen
Ballast, der davon angesäuert ist, könnte man ohne Folgen einfach
weiterschleppen. Diese Lehre hat — und an dem Punkt kann man Newton recht geben
— das gesamte Christentum so nachhaltig verseucht, dass kein Stein mehr auf dem
anderen bleiben kann. Wenn wir sie antasten, kann es sein, dass alles
umgestoßen wird, was bisher das Christentum zeichnete.
Kann aber das sein?
Schon Hadrian VI. fragte Luther, ob
er denn davon ausgehe, dass der Heilige Geist die Kirche 1500 Jahre lang in die
Irre habe laufen lassen. Die Frage ist berechtigt, wenn wir v.a. sehen, dass
einfache Gläubige ja immer nur das glauben konnten, was man ihnen mitteilte.
Das absolute Lehrverbot an die
Männer durch den Herrn selbst sollte daher bitter ernst genommen werden! Die
Weherufe Jesu über die Lehrer treffen unsere Geschichte schlimmer als die der
Juden. Sie nehmen sehr großen Raum ein: Mt 23,13-38, geschlagene 25 Verse!
Jesus spricht den Lehrern das
Gericht, und zuvor hat er den Jüngern verboten, sich selbst je als Lehrer
aufbauen zu lassen.
Wie gesagt: die unsrigen wissen nur
immer sehr schnell, dass Frauen nicht lehren sollen — weil Paulus angeblich
dies gefordert haben soll. Dass aber der Herr, der viel mehr ist als Paulus, niemandem erlaubt hat, Lehrer zu sein,
das überhören sie geflissentlich und haben ohne Skrupel gegenüber diesem
Verbrechen womöglich inzwischen Milliarden Menschen verführt.
Unter Christen wird nach der Prophetie
des Jeremia bei Paulus niemand mehr den anderen belehren (Hebr 8,11; Jer
31,33ff). Man gibt Zeugnis und forscht in dem, was uns tradiert ist über die,
die Jesus kannten, und verständige Leute werden darüber weissagen — und ob sie
das dürfen und recht machen, entscheidet nicht ein Lehramt, sondern Gott selbst
und der „Geist der Unterscheidung“, den manche als Charisma erhalten. Es können
einfache, ungebildete Leute sein, die sich allerdings auch fachlich und
sachlich vertiefen in die Materie. Manchmal sind es aber ganz „Unmündige“,
denen erstaunliche „Weissagung“ geschenkt ist. Ich bin inzwischen zu alt
geworden, um mir darüber etwas vorzumachen, dass Gott auch ein Gott der
atemberaubenden Überraschungen ist, der tatsächlich die Mächtigen „leer
ausgehen“ lässt, wie Maria es prophetisch sang, und die Niedrigen
bevollmächtigt. Auch die heilsrelevanten Aussagen des „Magnificat“, obwohl es
Schriftwort, das Wort einer Frau mit Gottes Willen ist, haben die Männer der
Kirche mit dem Mund im Brevier bekannt und doch ignoriert, als seien sie
niemals gesagt worden.
Die Frage, warum man überhaupt
diese hermetische Lehre der Trinität ins Christentum hineinzwang, scheint die
meisten Unitarier nicht brennend zu interessieren. Ich finde diese Frage aber
wichtig! Will man sie beantworten, muss man vielen Fäden nachspüren, die zum
Kern der Frage führen, aber auch wieder von ihr weg in ein verzweigtes und
verworrenes System an Glaubens- und Interpretationsannahmen.
Nein, das entwirrt nicht einfach
ein Kind ohne weitere Mühe, sondern das wird Mühe kosten und niemand sollte
eine solide geisteswissenschaftliche Schulung und eine langjährige
Beschäftigung damit verachten. Aber wie er sie sich aneignet oder geschenkt
bekommt, kann man offenlassen. Es kann auch niemand Klavier spielen, der nicht —
wie auch immer — gelernt hat, Klavier zu spielen.
Im Internet trumpfen inzwischen
zahlreiche unitarisch gesinnte, allerdings viel zu ungefestigte und wohl auch
zu unreife Männer auf, und es braut sich dort nur Hass und Gewalt und Irrung und
Wahn solcher ungezügelter Burschen zusammen. Besonders abschreckende Beispiele
sind der „Endzeitreporter“ und ein
Prophet namens „Nature23“, der auf
Youtube ständig neue Produkte einstellt, die junge Leute verwirren — ich erlebte
das vor einiger Zeit als Mutter mit, in welche Anfechtungen und Verwirrungen
das Jugendliche stürzen kann.
Auf zahlreichen Websites melden
sich Menschen zu Wort, die Jesus nur noch „Yahuschua“ oder so ähnlich nennen
und Gott „Yahuwah“, das Gesetz wieder einführen wollen samt der grausamen
Todesstrafe für seine Brecher, den Schabbat halten (allerdings nach dem
Sonnenkalender — sehr abstrus!) und irgendwie im adventistischen Dunstkreis
schwirren, ohne allerdings tatsächliche Adventisten zu sein. Es wird eine
gigantische Propaganda gemacht, und amerikanische Unitarier werben dafür, offen
für die Argumente des Islam zu sein… Zwischen die Fronten geraten dabei
Ex-Muslime, die zum Glauben an Christus kamen, dabei aber gerade von der
Trinitätslehre her überzeugt wurden wie Nabeel Qureshi (der leider sehr jung
verstorben ist), dessen Buch „Allah
gesucht — Jesus gefunden“ ein wirklich bewegendes Zeugnis einer Konversion
ist, trotz allem!
Es ist wirklich tragisch — Muslime
kommen zu Jesus, den sie sich aber als Gott, der wesensgleich mit dem Vater ist,
vorstellen, weil das die alte christliche Lehre seit 1700 Jahren ist — auch bei
den Protestanten — und dies nach endloser Auseinandersetzung mit ihrem islamischen
familiären und theologischen „Background“, auch unter Lebensgefahr (!), und dann
werden sie von christlichen Unitariern als „false
teachers“ abgekanzelt, wie dies in einem Video mithilfe eines Statements
von Sean Finnegan hinsichtlich Nabeel Qureshis geschieht: https://www.youtube.com/watch?v=ZBWuKeWTG94
.
Ich fühle mich in solche Ex-Muslime
ein, und das Herz könnte mir brechen in dieser schrecklichen Verwirrung!
O mein Gott!
Bitte, liebe Leser: macht es euch
doch nicht zu leicht, glaubt doch nicht, man könne Jahrtausende eines
gewachsenen Irrtums einfach mal kurz erledigen. Denn ein Irrtum kommt niemals
alleine, sondern er hat einen Tross an „Security“ um sich.
Will sagen: die Trinitätslehre ist
verwoben mit zahlreichen Fehlhaltungen. Und genauso wie man die Trinitätslehre
jahrhundertelang für „biblisch“ hielt, könnte man das mit zahlreichen anderen
Lehren tun, ohne es zu realisieren. Es ist ohnehin ein Phänomen, welches Chaos
gerade unter denen herrscht, die von sich behaupten, sie seien „biblisch“. Das
ist nicht weniger höllisch als all diese „lehramtstreuen“ katholischen Klüngel…
ich kann diese Wörter nicht mehr hören. Mir klingeln alle Alarmglocken, wenn
sich irgendeiner „lehramtstreu“, „papsttreu“ oder „bibeltreu“ oder „biblisch“
nennt. Nirgends herrscht mehr Chaos und Unordnung, Hass und Streit als unter
denen, die mit diesen Treueformeln um sich werfen. Ich würde mich am liebsten
in ein Mauseloch verkriechen: wie soll ich treu sein, wo ich nicht einmal
überblicke, was der Gegenstand wahrer Treue sein könnte?!
Es macht mich bang: wohin soll das
führen?
Zu einem neuen Christentum, und
dann ist alles gut? Spielen wir jetzt alle wieder „Reformation“, ohne zu
erkennen, dass die Reformation zwar berechtigte Fragen gestellt hat und den Weg
für die eine oder andere Freiheit freigeschossen hat, andererseits aber das Tor
für Irrungen aus anderen Richtungen weit geöffnet hat? Ist dieses erbärmliche
Bild, das der Protestantismus abgibt mit seinen teilweise total verweltlichten
und andererseits teilweise gigantisch zersplitterten Rechthabereien über
theologische Fragen, deren Betreiber alle Naslang eine neue „Gemeinde“ aus dem
Boden stampfen, in der aufgrund ihrer Eingeschworenheit keine wesentlich
leichteren Gräuel geschehen als in der katholischen Kirche, ein Zeugnis für
wahren Glauben?! War er je ein Zeugnis wahren Glaubens angesichts manchen
reformatorischen Irrsinns, aber auch angesichts des Wahnsinns unter Täufern und
anderen Splittergruppen? Ist damals nicht vielmehr eine Eiterbeule aufgeplatzt
und hat neben einigen wenigen ernsthaften und notwendigen Anliegen, einigen
edlen Menschen, die sich aber auch unter den verbliebenen katholischen
Gelehrten fanden, einen unsäglichen Unrat von innen nach außen gespült, und dies
sowohl in der tridentinischen Kirche als auch den reformatorischen Kirchen?
Nichts wurde ausgelassen:
Hinrichtungen, Luthers Mordaufrufe gegen aufständische Bauern, seine
Brandschriften gegen Juden, seine Frauenhetze, die geradezu verdächtig an das
erinnert, was man aus der Scharia kennt, seine widerwärtige, analfixierte
Gossensprache, die damals keineswegs „üblich“ war, die niemals geistbeseelt
sein kann, Calvins Fanatismus und politischer Machtwahn, der auch vor
Ermordungen angeblicher Ketzer und Kritiker nicht zurückschreckte — eine
Strafe, die ihn dann selbst auch hätte treffen müssen, denn auch er kam nur
durch vorherigen Putsch und Aufstand an die Macht, täuferische „Vielweiberei“ in
Münster, die Entstehung von Geheimgesellschaften und dem Jesuitenorden, der
ebenfalls eine militante und militärisch strukturierte Geheimgesellschaft ist —
man könnte schreien angesichts all dieser Gräuel und all der bösen Folgen der
reformatorischen „Gottesmänner“, einer so herrschsüchtig wie der andere, keiner
ertrug einen irdischen Herren über sich, unterwarf sich aber gerne andere noch
schlimmer, als es unter der katholischen Kirche schon zuging und öffnete mit
seinen reformatorischen Aktionen der katholischen Kirche den Weg, nun vollends
zu pervertieren.
Man feiert die Reformation groß als
„Befreiung“, und sie war es teilweise auch, andererseits geriet die katholische
Kirche in eine noch schlimmere Verwüstung dadurch, und der Protestantismus
verknöcherte in kürzester Zeit total, führte also nicht zu einer Verlebendigung
des Glaubens. Bewegungen wie der Pietismus griffen wieder zurück auf
katholische Elemente und leider auch auf neuplatonische und leisteten eine
gewisse Lebendigerhaltung des reformatorischen Strangs, aber auch er schlief
ein und erstarrte, und heute geht es drunter und drüber in zahlreichen
protestantischen Gruppen.
Wird auch diese neuerliche Auseinandersetzung
um die Trinität am Ende nur die Verwirrung befördern, die Jesus so eindeutig
vorhergesagt hat?
Jesus hat uns gewarnt: es wird am
Ende KEINER mehr selig werden, wenn die Zeit nicht abgekürzt würde… KEINER!
Es haben schon viele geglaubt, das
Rad neu erfinden zu können. Aber es kam nur neue Wirrsal heraus dabei und neue
Gewalt der einen gegen die anderen.
Und wer sind denn alle diese
KEINEN, die mehr selig werden, wenn Gott uns nicht mit knapper Not rettete, wenn
nicht … Du und ich!
Alles auf dieser Welt strebt auf
Vereinheitlichung, auf Vergesellschaftung, auf dieses babylonische „Auf sammeln wir uns, dass wir uns nicht
zerstreuen!“ zu. Jede neue Gemeinde oder Bewegung will „die zerstreuten
Kinder Gottes sammeln“, aber all jene Leute vergessen, dass es eine
babylonische Perspektive ist, wenn auf Erden einer meint, er müsse diese
Sammlung vollziehen. Gott sammelt — nicht der Mensch! Denken wir an Philippus
und den Äthiopier — so sieht es aus, wenn Gott sammelt. Das geschieht
informell, ohne irgendwelche Vereinsgründung, Statuten, Zwänge oder
Bekenntnisse auf …die Gemeinschaft der betreffenden Gruppe…
Indem der Mensch es eigenmächtig tut,
sorgt er für Vergrößerung der Wirrsal. Seht euch die Geschichte an: sie beweist
es.
Ich kann keine „good message“ an
den Schluss setzen, kein „happy end“, außer dem festen Willen, nun gerade erst
recht zu glauben, dass Gott die Seinen heil hindurchführen wird, aber niemand
bilde sich ein, er könne hier irgendetwas „reformieren“.
Man kann nur noch Gott machen
lassen und darum bitten, seine Bewegungen nicht zu verpassen, die man
mitvollziehen soll. Und hoffen, dass Jesus bald kommt, um Ordnung zu schaffen.
Am Ende ist es das Zeugnis des
einzelnen in der Einsamkeit Christi, als alle (bis auf ein paar Frauen,
Johannes und seine Mutter) ihn verlassen hatten.