Sonntag, 11. Juni 2023

Warum sind die 144 000 Versiegelten der Johannes-Apokalypse "parthenoi"?

Warum sind die 144 000 Versiegelten der Johannes-Apokalypse "parthenoi"?


Eine Stelle in der Johannes-Apokalypse bzgl. der 144 000 Versiegelten hat schon vielen Rätsel aufgegeben:

"... hoi meta gynaikon ouk emolynthesan parthenoi gar eisin..." (Apk14,3ff)

Meist so übersetzt: "Diese sind es, die sich nicht mit Frauen befleckt haben, denn sie sind jungfräulich".

Dass das so nicht ganz stimmen kann, ergibt sich daraus, dass sowohl das "meta" nicht nur "mit" bedeutet und auch nicht von "jungfräulich", sondern von "Jungfrauen" die Rede ist, einem eindeutig weiblichen Begriff.

Die Präposition "meta" meint nicht nur "mit". Auch als Präfix meint das so gut wie nie ein einfaches "mit". Bedenken wir: "Meta-Ebene" meint die Ebene drüber. Metapher meint eine "Überbedeutung". Metaphysik meint das, was über der sinnlich wahrnehmbaren Welt erforscht werden kann.
"Meta" meint in verschiedenen Hinsichten "mit" iS des "über", auch einer Beiordnung iS von "zwar nah dran", aber doch "jenseits von". Doch davon gleich noch mehr.

Die Stelle spricht von Frauen - Jungfrauen. Von Menschen, die dem Weiblichen zugeordnet werden.

(Übrigens: Auch hier ein Hinweis für die Verfechter des angeblich authentischeren deutschen Begriffs "Weib": Woher mag wohl das uralte Wort der Jungfrau kommen, wenn "Weib" das authentischere Wort für die Frau sein sollte? Die Jungfer ist aber sehr alt und schon im Althochdeutschen bezeugt ...)

Also: Die Stelle spricht von Jungfrauen (griech. parthenos), nicht Männern.

Und das "beflecken"? Was ist das für ein Wort?

Es ist auf Griechisch "molyno", sich besudeln oder schwarz machen/verfinstern.

Wie immer wir also die parthenoi zuordnen: es sind weiblich gezeichnete Menschen! Auch dann, wenn damit (auch) Männer gemeint sein sollten.
Eben nicht eine männliche, sondern eine weibliche Zeichnung derer, die versiegelt sind und gerettet werden!

Dieses "meta gynaikon emolynthesan" bedeutet also was?

Uns wird christlicherseits versichert, "meta" bedeute im biblischen Griechisch "mit, nach, bei" (zB bei Strong).

Aber es steckt in dem Begriff schon eine irgendwie hierarchische Schwingung, andernfalls ergäbe sein normaler Gebrauch überhaupt keinen Sinn. Der egalitäre und gleichschwingende, auf Gleichartigkeit abzielende Gebrauch von "mit" wäre eher die Präposition "syn" ("Synergie, Sympathie, Symphonie, Synkope, synchron, Syndrom, Synästhesie, Synode, Synthetik" etc.). Alle Bildungen mit "meta" gehen nicht von Gleichartigkeit oder Gleichschwingung aus, sondern von einer Über- oder Folge-Schwingung, einem merkwürdig widersprüchlichen "Ganz-dran-sein", aber zugleich "Jenseits-dazu-sein", einem es förmlich Übermannenden, auch einem "Danach-Kommen" oder "Sich-an-die-Stelle-setzen" dessen, im Bezug auf den man "meta" ist: Man ist "mit" ihm, vielleicht "bei" ihm oder kommt "nach" ihm, aber es spielt immer der Vergleich, das Sich-Absetzen eine Rolle, unter Umständen auch in dem Sinn, dass man in etwas hineingerät, dem man nicht zugehört, ein "mittendrin sein", ohne dazuzugehören.

Es geht also darum, dass hier weiblich geartete Menschen ausgesondert worden sind, die sich entweder als Weibliche nicht haben besudeln lassen. Oder sich der Besudelung und Verfinsterung oder Zerstörung des Weiblichen nicht teilhaftig gemacht haben.

Die Stelle ergäbe verkrampft-sexuell verstanden überhaupt keinen Sinn, weil damit jeder, der aus welchen Gründen immer Geschlechtsverkehr hatte, auch der, der verheiratet war, weg vom Fenster wäre. Aber das ist sinnlos, weil Gott die Ehe immerhin gestiftet, gesegnet und als ausdrücklichen Auftrag an den Menschen ausgesprochen hatte im Garten Eden.
Die Stelle in der JohApk muss folglich zwangsläufig anders gedacht sein und an die alte Metaphorik Israels anknüpfen von der "Jungfrau Zion/Israel" und der Hurerei, die Gott ihr immer wieder vorwarf.
Dass damit die Abgötterei gemeint ist, scheint klar, fortgedacht auch die innerhalb der Kirchen oder mit ihnen.

Es geht um Menschen, die sich von all dem rein gehalten haben, und das als weibliche Menschen auch dann, wenn sie Männer sind.

Es schwingt natürlich mit, dass dieses "meta gynaikon" damit die Niederwerfung und Schändung der Frau in ihrer Würde und Kraft ausdrückt.
Und an der beteiligt sich also (fast) die ganze Männerwelt, aber auch die Frauenwelt, die es mitmachte und mitmacht.

Der "Kleinglaube", wie es in lutherscher Übersetzung so schön heißt, ist etwas zutiefst Maskulines, sobald es sich absetzt und überhebt über das Weibliche: Der "oligopistos", der Gering-Glaubende, traut Gott nichts zu, er sieht nur auf die Werke der Macht auf Erden. Immer wieder benennt Jesus seine männlichen Jünger so (Mt6,30; 8,26; 14,21; 16,8). Ihnen wird ein anderer Glaube gegenübergestellt: der der Kinder und der Frauen, die ihm die Kinder zur Segnung brachten (Lk18,15-17). Wer nicht wie ein Kind das Reich annimmt, wird nicht hineinkommen.

Dem Kind korrespondiert in gewisser Weise das Jungfräuliche und Reine, das Unverstellte und Machtlose, aber auch das Mütterliche und Liebende, das Gebärende und Lebenerhaltende.

Wer in diesem weiblichen, reinen Glauben ist, kann Berge versetzen, etwas, wovon der technikbesessene Patriarch nur träumen kann, was er immer so gerne machen würde und mit Kriegsgerät gegen Gottes lebendige Schöpfung antritt, um den Berg zu versetzen.

Die Versiegelten sind Menschen beiderlei Geschlechtes, die sich nicht verfinstert haben durch eine Art Kaum-Glauben, sie sind keine "oligopistoi", keine Fast-nicht-Gläubigen. Sie trauen Gott in der schlimmsten Verwerfung, die die satanische Macht des megatechnischen Antichristus schafft, dennoch alles zu für sich persönlich und die ganze Welt, indem sie es empfangen, gebären, schützen, nähren und dann loslassen. Sie beugen das Knie nicht unter dem enormen Druck der Verhältnisse, sie glauben, dass Gott sie dennoch hindurchführt, so wie Abraham glaubte, dass der Gott, der ihn scheinbar versuchte, das verheißene Kind zu opfern, dies nicht von ihm verlangen würde oder andernfalls, falls doch, dieses Kind wieder erwecken würde. So ergibt auch die Vaterunserbitte tiefen Sinn: Führe uns nicht in Versuchung. Das päpstliche Geplapper aus Rom, Gott versuche uns doch nicht, ist einfach schriftfern und lebensfern. Wenn Gott immer bei uns ist, wenn sein Herz mit dem unseren schlägt, kann es auch sein, dass er in tiefe Versuchung führt. An uns ist es, über sie im Glauben hinauszuwachsen, zu wissen, dass er daraus retten wird, indem wir zuversichtlich hineinschreiten. So wie damals Abraham:

Abraham wusste, dass dies das verheißene Kind war. Er wusste, dass aus diesem Kind Nachkommen wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer werden würden. Und wenn Gott zehnmal befahl, er solle ihn opfern, wusste Abraham genau, dass Gott das Opfer nicht wollte. So zog er los. Und es kam, wie er es geglaubt hatte.

Es ist dies ein Lehrstück für uns alle, mit der scheinbaren Herausforderung der Widersprüchlichkeit Gottes uns gegenüber umzugehen. Nicht, indem wir anfangen, den absurdesten Unfug für möglich zu halten, sondern zu wissen, dass Gott uns alles einhält, was er zugesagt hat, und sehe es noch so trübe aus.

Was also die Apokalypse betrifft: Es ist denen, die festhalten an dem Zeugnis Jesu Christi, verheißen, dass sie die Erde einstmals regieren und gestalten werden. Zusammen mit dem Christus.

Das wird kommen - und es ist in besonderer Weise den 12 Stämmen Israels verheißen. Der größte Teil Israels wird untergehen. Aber eine kleine Zahl aus allen 12 Stämmen, von denen derzeit in der Gruppe, die für sich "Israel" beansprucht, nur zwei Stämme für sich das Ganze beanspruchen, das ihnen nicht zusteht, wird übrigbleiben und aufgrund des Glaubens, wie ihn nur ein im Bewusstsein "jungfräulicher", rein weiblich gesonnener Mensch oder ein Kind haben kann, in diese vor der Tür stehende basileia, die malkhut der Propheten kommen. Oder stehen die Zigtausende in der Schrift für unübersehbar viele? Wir müssen es offen lassen.

Diese Versiegelten sind "von der Erde erkauft" ("apo tes ges").

Auch das ist eine merkwürdige Aussage. Aber sie ergibt Sinn, wenn wir verstehen, dass die Erde weiblich gedacht ist, das, was gebiert und selbst geboren ist in seinen Geschöpfen und, was den Menschen betrifft, in ihm vorhanden ist, denn auch er ist aus Erde, "adamah", dem roten Erdboden, der selbstverständlich weiblich vorgestellt wird, durch die Farbe blutvoll und aus dem Wirbel geboren, von Gott nicht gegen diesen Urstoff, sondern aus und mit ihm gestaltet und beseelt worden durch den Odem Gottes, die "neschamah", eine weibliche Lebendigkeit.

Auf der Erde ist etwas geschehen. Ihre Integrität ist korrumpiert worden. Aber diese 144 000 Menschen werden ihr erhalten wie einst Noach und seine Familie. Sie sind "egorasmenoi", "Erkaufte", die aus ihr weggenommen werden, um etwas von ihr zu retten. "Sie folgten dem Lamm, wohin es auch ging", heißt es in V4. Sie sind ohne Falsch und ohne jeden Tadel.

Auch dieses "ohne Falsch" will ich zum Schluss noch abwägen: In ihrem Mund sei keinerlei "dolos", keinerlei "Trug" und "List".

In unseren Tagen verstehen wir das viel besser, was das heißt! Sie schüren weder Dramen noch Fake, sie behaupten nicht, sie seien die einzigen, die nur "Fakten" verbreiten, sondern sie sind ohne jede "List". Was sie sagen, ist wahrhaftig.

"Dolos", Lüge und Täuschung, das Handwerk der Schlange, verbreitet in Täuschungsmaschinen - das ist niemals der Boden, auf dem sich diese Versiegelten bewegen. In einer Zeit schlimmsten, seriell verbreiteten Trugs ("KI") stehen sie dem als reine Menschen entgegen, als freie Kinder der Mutter Sarah, die für die himmlische Stadt steht, die nicht im Himmel abgehoben ist, sondern als dem Wesen nach "himmlische" Weltenstadt hier auf Erden bereits gegründet und entstanden war und ist(vgl. Gal4), dem technisch-bebrillten Blick des patriarchalischen Menschen aber verborgen bleibt. Auch Auferstehung bedeutet ein Geborenwerden, nicht ein "Produziert-Werden". Der Christus ist der "Erstgeborene", der "prototokos" aus den Toten, den Systemtoten dieses Zeitalters. Und jeder kommt dahin nur, wenn er aus "Wasser und Geist geboren wird", wie Jesus es zu Nikodemus sagte. Geboren! Das Wasser steht für die irdische Schöpfung, für den Urwirbel "tehom", aus dem sie hervorkam, als Gott sie rief (Gen1), als er sie ansprach, dass sie werden solle. Der Geist steht für Gott, aus dem jeder geboren werden muss, wenn er in dieses Friedesnreich, diese "malkhut" der Propheten, gelangen will, wo aus Waffen wieder Naturwerkzeuge gemacht werden: Schwerter zu Pflugscharen.

Wehe dem also, der als Kind der Erde, als Menschenkind, als weibliches Naturwesen, als von einer Frau Geborener, der Megamaschine des Trugs, der Simulationen, des "Als-ob" huldigt, sein Knie davor beugt oder vor ihm resigniert.

Montag, 17. April 2023

Die krankmachenden Kunstmythen unserer Tage

 


 

Die krankmachenden Kunstmythen unserer Tage


Besonders aber muss man sich hüten, in irgendeinem Zeitalter darauf Rücksicht zu nehmen, was in dem Zeitalter gerade als Autorität auftritt. Solange man nicht spirituelle Einsicht hat, wird man da sehr fehlgehen können.1

Rudolf Steiner

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Meine Betrachtungen über die Krise unserer Tage möchte ich mit Rudolf Steiner beginnen und fortsetzen, der den Umgang der Menschen mit Krankheit und Gesundheit schon 100 Jahre vor der „größten Pandemie aller Zeiten“ vorauserlebt und vorausbedacht hat.


Man kann sagen, daß die Ansteckungsgefahr doch eine außerordentlich starke ist bei der Pockenerkrankung. Nur sollte man nicht so leichtsinnig sein, just immer gleich an physische Vermittlung zu denken bei der Übertragung, sondern es sind sogar bei der Pockenerkrankung besonders stark vorliegend die psychischen Anlagen. Dafür könnte ein Beweis der sein, daß man sich sehr gut schützen kann, wenn man in der Lage ist, sich in rechter Art abzuschließen. (...)


Steiner erprobte im Selbstversuch, wie man sich schützen kann davor, auch krank zu werden, wenn man Kontakt zu einem Kranken hat.


Er kam zu folgendem Ergebnis, das vielen der heutigen "kritisch" oder "alternativ" Denkenden nicht gefallen wird.


Man schützt sich nach seiner Erfahrung und Überzeugung, wenn man den Kranken "absolut (...) nimmt ganz objektiv wie ein anderes Objekt, wie einen Stein oder einen Strauch, dem gegenüber man gar keine weiteren Furchtgefühle noch sonst psychische Regungen hat, sondern ihn nimmt als eine objektive Tatsache. Da ist in der Tat der Ansteckungsgefahr in hohem Maße zu begegnen. Daher kann schließlich der psychische Faktor auch bei der Ansteckung stark mitspielen."2

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Die dogmatische Überzeugung, man müsse sich stets in „Ich-Botschaften“, zugleich aber einer überzogenen "Empathie" (ein Modewort des falschen Systems!) mit dem anderen verbinden, und "Kommunikation" sei "alles", es könne niemals um das Ausfechten objektiver Sachverhalte gehen, wie es auch Dr. Maaz jüngst bei Jens Lehrich in einer ansonsten sehr schönen Talk-Runde3 äußerte am Ende, ist eine Irrung, eine fatale Verzerrung, die auch die "Alternativen" nicht nur nicht erkannt haben, sondern im Gegenteil (s. Dr. Maaz) als das Heilmittel dessen ansehen, was damit überhaupt erst krank gemacht wurde.
Ist es denn nicht selbstverständlich, dass alles, was ein Einzelner sagt, dessen Meinung und hoffentlich auch Überzeugung ist? Was steht dahinter, dass man diesen simplen Sachverhalt weder mehr versteht noch anerkennen will oder bereits als anstößig empfindet?


So sehr ich Dr. Maaz achte, aber dieser Schlüsselpunkt ist angesichts der Wirklichkeit unhaltbar.


Die Zerrüttung, von der auch er immer wieder spricht, beruht sogar ganz wesentlich darauf, dass der Einzelne sich einerseits ganz auf sein Ich zurückzieht und nur noch aus der Bastion der Subjektivität heraus wagt zu reden, was einhergeht mit einer Dämonisierung der Suche nach objektiver Wahrheit. Dass uns Sektierer aller Art, auch die politischen Sekten, die uns von einem Wahrheitsanspruch in den nächsten stürzen, nun schmerzlich auf dieses Manko aufmerksam machen, wenn wir die Lage wachsam und verständig ansehen, wollen die meisten "Alternativen" um keinen Preis der Welt anerkennen und reagieren auf die Benennung oder Beschreibung des Problems entweder völlig unverständig oder sprungbereit aggressiv.


Andererseits wird dieser Anspruch der Zurücknahme auf die Subjektivität und die angeblich nur ganz "eigene", aber natürlich „niemals absolute" Wahrheit selbst wie ein Dogma mit absolutem Wahrheitsanspruch eingefordert und zerrüttet seit Jahrzehnten die Beziehungen. Wie viele Ehen, wie viele Freundschaften zerbrachen inzwischen genau daran, dass man die Wahrheit leugnete, jeder auf seinem Stiefel beharrte, Argumente als zu "verkopft" abgelehnt wurden und der Joker in der ganzen Lage dann der "empathische Umgang" miteinander wurde, der soviel heißt wie: jeder fordert dem anderen eine überdimensionale Einfühlungsleistung ab, und das alles nur deshalb, um den einfachen Weg der Suche nach einer übergeordneten Wahrheit zu umgehen.


Das Ergebnis solcher "kommunikativer Strategien" endete, wie man sehr schön an dem greisen Habermas und seiner faschistoiden Forderung nach einer Impfpflicht sehen konnte, in einem totalitärem Solidaritätsdiktat, das für sich die absolute Wahrheit beanspruchte. Das gesamte - mit Verlaub - Kommunikations-, Empathie- und Subjektivitätsgequatsche löste sich auf wie ein Nachtmar, auf den das grelle Licht der Herausforderung in der wirklichen Wirklichkeit fällt.


Diese samtigen Giftbrühen der "Empathie" und der Vermeidung absoluter Wahrheit, herangetragen vom einen an den anderen Menschen, entpuppten sich als das, was sie sind: Verlogener Rauschtrank, die Kreide in des Wolfes Stimme, Unaufrichtigkeit, rabiater Egoismus und dazu auch ein gutes Stück Dummheit, Geistlosigkeit und Hoffart. Es handelt sich um Betäubung der gestauten Reifeströmung, der wir normalerweise jeder für sich folgen sollten.


So finden wir tatsächlich, und da ist Dr. Maaz wieder vollumfänglich rechtzugeben, eine reifeverzögerte, hochgradig narzisstische Gesellschaft vor, die jedweden Gedanken und jedwedes geistige Objekt nur noch dann versteht, wenn es heruntergebrochen wurde auf ein Wohlfühl-"Token" scheiternder Existenzen. Das Scheitern ist intendiert, aber nicht von denen, die scheitern. Genauso wenig wie die Indianer sich darüber bewusst waren, dass das Feuerwasser dazu dient, sie zu schwächen, genauso wenig ist es in dieser viel subtileren Rauschdroge psychologischer Verheißung auf Bequemlichkeit und Schmerzfreiheit. Die Frage nach dem Cui bono ist leicht beantwortet und liegt auf der Hand. Das alles ist nichts Neues und auch keine postmoderne "Verschwörung", denn so taten es die Machtgeilen schon immer. Am deutlichsten der Mann gegen die Frau, die er zeitweise generell, nur weil sie Frau war, von Kultur, Bildung, Öffentlichkeit und Theologie ausschloss, zur dauerhaften Unreife verdammen wollte. Und mit ihr diese und jene soziale Schicht. Wie wohltuend ist es, dass Jesus lobpries, weil Gott sich dann eben den "Unmündigen" offenbart und sie erwählt ...


Das "Token", das "Gutsel" fürs brave Mitmachen erhalten die scheiternden und infantil bleibenden Existenzen in Form dieser Dogmen der "Empathie", der unerreichbaren "absoluten Wahrheit", die es sowieso nicht gebe und dem Verbot, irgendetwas einmal mit Objektivitätsanspruch auszusprechen. Die narzisstischen Kränkungen, die damit unter ein Tabu gesetzt wurden, wären aber der Augenöffner und die große Chance für jeden, zu reifen ...


Wie gesagt: Dass alleine diese moderne Kommunikationsmasche selbst geradezu sektiererisch dogmatisch daherkommt, begreifen deren Zöglinge nicht, weil sie verstandesgeschwächt wurden, weil sie nie gelernt haben, sich selbst einmal herauszurechnen aus ihren Gedanken über die Welt, wie man immer wieder erfahren darf. Man ist dieser Blendung ausgesetzt, wenn all ihr Hass gegen das Andere, das Nicht-Ich, das sich auch der "empathischen" Projektionsgewalt, dem Missbrauch als narzisstische Projektionsfläche verweigert, die vorgebliche "Empathie" als Übergriff zurückweist, vor allem dann, wenn das so avisierte Du ins Fadenkreuz der typischen, angelernten Psycho-Sprech-Blasen geraten soll, explodiert. Kurz: Wenn man diesen Zirkus dekonstruierend nicht mitmacht und schlicht und ehrlich als jemand auftritt, der das, wovon er überzeugt ist, natürlich als absolut wahr ansieht, weil alles andere idiotisch und keine Überzeugung mehr wäre.


Gabriele Gysi hatte in der besagten Talkrunde leider etwas verschachtelt, aber völlig zutreffend diesen vulnerablen Punkt der starken Position des Dr. Maaz immer wieder infrage gestellt und darauf hingewiesen, dass eine Gemeinschaft ohne ein Ringen um übergeordnete Wahrheit nicht überlebensfähig ist, allein: Dr. Maaz verstand sie wohl nicht bzw sie drückte sich zu literarisch aus für einen Psychiater.


Nun finden wir bei Rudolf Steiner einen ganz ähnlichen Hinweis:


Es ist ganz offenbar diese überzogene "Empathie", dieses "Sich-Gemeinmachen" mit den anderen ohne jede Hemmung oder jedes Bewusstsein dafür, dass sowohl der Leib als auch die Seele klare Grenzen haben, die man niemals ungestraft überschreiten darf, auch nicht in Ehen oder Kindschaftsbeziehungen! Die alte Scheu etwa, überall nackt herumzuspazieren, die man meinte einfach aufheben zu können, gehört mit in die Phänomenologie der propagierten krankhaften und krankmachenden Distanzlosigkeit, die Steiner wohl meint.


Die Erkenntnis über alles, was nicht Ich ist, die besagt: "Das bin nicht ich!" - Steiner spricht davon, dass man das natürlich recht verstehen müsse, denn auf anderer Ebene ist doch alles mit allem verbunden - ist verwechselt worden mit einer Reduktion auf das rein Subjektive.

Wir haben uns am Ende in einer Welt wiedergefunden, in der keiner mehr sich selbst oder andere verstand, aber mithilfe von wiederum totalitären Tools, Sprachbausteinen, Sprechblasen und Kommunikationsvorgaben (Sprachregelungen) Einfühlung und "Liebe" psycho-standardisiert inszenierte.

Die Welt wurde indes immer kälter und liebloser.

Die Scheidungsquote stieg, die Kinderpsychiatrien wurden voller und man projizierte das Scheitern als Folge der Untaten der Altvorderen, die allesamt alles viel schlimmer und unreflektierter betrieben haben sollen und uns Armen nur ihr schlechtes Karma aufgeladen haben. Man stürzte sich in den verführerischen Konsum von Waren, aber auch des anderen Menschen, dem man die basalen Dinge des Lebens nicht mehr schuldig schien, dafür aber in besagter totalitärer Art und Weise geschulte Empathie, Gleichgültigkeit und verklausuliertes Kommunizieren. Man redete um den Brei herum: „Es macht etwas mit mir, wenn du so schreibst ...“ faselt man, anstatt zu sagen „es ärgert mich, was du schreibst“. Der letzte Satz müsste auf einen objektiveren Prüfstand, aber den will man vermeiden, denn es herrschen Willkür und Narzissmus. Wenn „es“ „etwas mit mir macht“, dann bin ich keinerlei Rechtfertigung mehr schuldig für meinen Ausfall gegen den anderen. Schön verpackt in eine „Ich-Botschaft“, die nur eine verlogene „Du-Botschaft“ ist, dies aber verleugnet, kann jede Auseinandersetzung nur scheitern und zum Bruch oder zur Unterwerfung einer Seite führen oder einer unfassbar verlogenen und psychisch gewalttätigen Fortsetzung dieser Beziehung.


Das alles ist ein Irrweg, eine echte kollektive Verirrung.


Das erste, was wir lernen müssten, ist Distanz zum anderen und die Anerkennung einer übergeordneten Objektivität und Wahrheit, die wir zu suchen verpflichtet sind.

Das zweite, was wir lernen müssen, um nicht in alte Fehler zu verfallen, ist, dass diese Suche immer unzulänglich bleibt, andernfalls könnten wir uns ja nicht entwickeln und reifen.

Wir leben derzeit das komplementäre Extrem zu einer Fehlentwicklung der Vergangenheit aus, als ein paar Hierarchen meinten, die wüssten diese Wahrheit und müssten sie anderen aufzwingen. Unsere derzeitigen "Eliten" agieren im Grunde regressiv altbacken, und die irritierte und subjektivitätsverworrene Menschheit frisst es gerne aus deren Hand, wenn auch mit gemischten Gefühlen, weil der bisherige Weg genauso krankhaft war.


Die Haltung der "Alternativen", auf diesen infantilen Regress der "Eliten" mit einer Versteifung auf die eigenen gemachten Fehler zu antworten, kann keine guten Früchte tragen.


Tatsächlich ist es ein dialektischer Prozess, den wir durchlaufen. Und in jenem wird allenthalben gerungen, meist unter Verweigerung einer Synthese. Es gibt nur Schwarz oder Weiß. Auch da, wo differenzierter gedacht wird. Die Gedankenwelt eines Alexander Dugin etwa spiegelt es ebenso wie extremistische Gendertheoretiker.

An allem ist etwas Wahres dran, aber wie bekommt man es jenseits der Subjektivitäten zurück in eine Lebenswelt, die den Raum lässt für die Suche nach der Wahrheit, die immer absolut ist, weil die Wahrheit nun einmal die Wahrheit ist, zugleich aber im Wissen um die Notwendigkeit individueller Reifung und Fehlerhaftigkeit den Anspruch der eigenen Überzeugung nicht zur allgemeinen Maxime macht.

Dennoch ist jede gewonnene Überzeugung ihrem Charakter und Sinn nach absolut und muss auch so vertreten werden. Alles andere wäre schizophren. Die Herausforderung ist, sehr wohl eine Position "absolut" zu vertreten, allerdings nicht zu erwarten, dass einem darin jeder zwingend folgen kann oder will. An diesem Punkt wäre Kants kategorischer Imperativ deutlich zu hinterfragen, denn aus ihm resultiert manches verkrampft-uneingestandene totalitäre Denken! Natürlich ist nicht jede persönliche Handlungs-Maxime geeignet, allgemeines Gesetz zu werden! Man würde auch den Dekalog etwa oder die noachidischen Regeln, wie sie die Torah aufstellt (nicht jüdische Gelehrte viel später!) falsch verstehen, wenn man sie als Maximen verstünde. Sie beschreiben natürliche grenzen in den vorhandenen, nicht weiter ausgesprochenen Ordnungen. Den Ordnungen kommt eine positive Evidenz zu. Die formulierten Regeln stellen keine Maximen auf, sondern sie veweisen auf eigentlich bekannte Ordnungen, die jeder kennt und bekräftigt, dass sie nicht verletzt werden sollten, wenn man glücklich und im Frieden leben will. Vorwürfe, dass die Lebensäußerung des anderen als ein „Es“ verstanden „mit mir etwas macht“, sind bereits eine massive Entgleisung gegen den anderen. Der andere muss mich respektieren, er darf mich nicht belügen, betrügen, verletzen, töten oder bestehlen. Punkt. Mehr ist er mir nicht schuldig. Alles andere ergibt sich im konkreten Umgang evidentermaßen!


Es ist nicht das Schlechteste, diese absolute Wahrheit der evidenten Ordnungen in Gott geborgen und oft (noch) verborgen zu wissen. Wer sich selbst und seine Nächsten diesem Gott anvertraut, der so viel Geduld mit uns hat, auch dann, wenn wir keine mehr miteinander haben, der dürfte gut durch dieses Leben fahren.


Die Argumentationsunlust der Zeitgenossen offenbart totalitär motivierte, egomanische Harmoniesucht.

Dr. Maaz liegt mE völlig falsch, wenn er nur in der subjektiven Kommunikation, die emotional fundiert werde, den gemeinsamen Handlungsraum zwischen Individuen sieht.

Der gemeinsame intersubjektive Handlungsraum ist die Sprache, die Logik und das Argument und die um Objektivität bemühte Erkenntnis. Und all das eingebettet in eine grundsätzlich Anerkennung dieses anderen als das, was er ist. Es ist ja meist nur eine übergriffige Nähe, die zu Unstimmigkeit führt. Es gibt nurein Mittel: die Distanz etwas zu vergrößern und den anderen so zu lassen, wie er ist. Wir erleben jedoch in aller regel heute das Alles oder Nichts: entweder übergroße Nähe und Verschworenheit oder die Verwerfung des anderen. Beides ist krankhaft und böse.


Der Drang zur subjektiven Selbstaufgabe, wie wir sie in der fiktiven, nur medial erzeugten "Pandemie" erlebten, hat natürlich tiefe lebensgeschichtliche, meinetwegen auch generativ-karmische Wurzeln.

Aber diese zu erkennen schafft leider noch längst keine Heilung.

Sie schafft vielmehr eine noch größere Verwirrung beim Einzelnen.

Erst die Einnahme einer Distanz zum Du, zur Welt, zu den Dingen ermöglicht eine Selbst-Bewusstwerdung.

Eben dann, wenn man nicht mehr "empathisch" oder wie immer versponnen ist in andere und in dieser distanzlosen, verlogenen Verspinnung meint, sich auf "Ich"-Botschaften und Subjektivität zurückziehen zu können.


Echte Subjektivität muss eine radikale Distanz vollziehen und ist der einzige Weg in die Objektivität, die notwendig ist, um zu sich selbst und am Ende auch dem Du zu kommen.


Wir haben einen langen Weg vor uns.


Und die tiefe Irritation über "die anderen", die heute so viele empfinden, beruht alleine auf dem, was ich beschreibe.

Nicht hinter allem steckt eine "Agenda", die man bedient sieht von all den unzulänglichen anderen, die man als "Gatekeeper" verdächtigt oder als bezahlte Spione oder Spitzel.

Natürlich gibt es auch jene zuhauf.

Aber der verrückte Glaube, hinter allem Irrsinn, den wir derzeit erleben, stecke ausschließlich eine "Agenda", ist selbst ein Ausdruck dieser totalen Verwirrung über die Wirklichkeiten.

Ja, es gibt Verschwörungen, Agenden und böse Pläne!

Und natürlich haben Mächtige nach ihrer Psychopathologie nur ein Ansinnen: An der Macht zu bleiben und sie zu vergrößern!

Aber wer glaubt, deren Pläne müssten alle gelingen, nur weil sie sie durchführen wollen, ist selbst schwer krank - es ist eine ebenfalls totale Wirklichkeitsverzerrung, die sich aus "alternativen" UND "Mainstream"-Nachrichten speist, von denen oft eine absurder ist als die andere. Sie kommen über normative Deutungen und Dogmen, Angstphantome und Nachtmarvisionen nicht mehr hinaus.


Die Wirklichkeit muss uns zu einem tief unsicheren, verdorbenen, meist infantilen oder unreifen und verwirrten Zeitgenossen führen, der seit Jahrzehnten ein immer gestörteres Verhältnis zur Wirklichkeit aufgebaut hat.

Dies geschah, weil man ihm eingeflüstert hat, es gebe keine objektive Wahrheit, die man selbständig suchen oder womöglich sogar finden könne. Objektiv erschien nur die subjektive Befriedigung mit Konsumgütern.

Jede Konfrontation mit der unabweisbaren Wahrheit führte zu schweren narzisstischen Kränkungen und Beziehungsabbrüchen.

Eine Instruktion durch mediale Dauerbelehrung dagegen, sei sie noch so willkürlich oder widersprüchlich wagte keiner mehr infrage zu stellen. Die mediale Belehrung und Formung ("In-formation") ersetzte jede, wirklich JEDE eigenständige Erkenntnis. Das erklärt uns, warum gerade die Akademiker in der C-Krise offenkundig am meisten jeden Verstand verloren haben.


Es bleibt uns nichts als die stürzende Rückkehr zur eigenen Innerlichkeit, zum leeren Ich, das all der Utensilien beraubt wird, die ein falsches, tönernes Ich aufgebaut haben, eine Art seriellen Abgott der Postmoderne, den jeder im Tempel seines Leibes errichtet hat oder hat errichten lassen und sich so „verbunden“ fühlte mit dem „Wir“.


Es gibt wohl kaum etwas Schmerzvolleres, als diesen Ich-Abgott stürzen zu sehen und der Verführung zur Neuinstallation des nächsten Ich-Abgottes-Wir zu widerstehen:


Dass danach ein zartes, echtes Selbst sichtbar wird und seine Triebe aus der Verwüstung erheben könnte, darf man immer noch erhoffen, solange Gott uns dazu Zeit einräumt und seine Gnade.

Dieser innere Trieb, der zum Baum werden kann, gepflanzt an Wasserbächen, wie es in Psalm1 und in Jeremia17,8 heißt, ist dem verheißen, der tags und nachts zu Gott hin ruft, über seiner Weisung (dieser Ordnung, die dem ehrlichen Herzen evident ist) murmelt, er wird Frucht bringen zu seiner Zeit und selbst in widrigsten Umständen. Eine dieser Früchte ist in jedem Fall die Liebe und die Gemeinschaft.

Aber ohne den schmerzhaften Abbruch der Abgötter im Herzen ist das nicht zu haben.

Ein "Wir" lauter grauenhafter Abgötter, wirklichkeitsentfremdeter Wahnsinniger wird niemals ein freies Wir erreichen.

Das, was jene erreichen, haben wir nun allzu oft schon durchlitten und bedürfen wahrlich keines finalen Versuchs mehr. Aber es scheint oft so, als müsste es noch einmal einen ultimativen Wir-Wahn leerer Iche geben …


Rudolf Steiner sagte unmissverständlich der typischen Psychologisierung der Dinge, die immer noch nicht infrage gestellt wurde, Adieu:


Das logische und reine Denken wirkt auch auf den physischen Körper kräftigend und gesundend; macht ihn weniger empfänglich für Krankheit.“4

Rechtverstandene Gottesfurcht macht angstfrei und selbstbewusst!

1Rudolf Steiner: Stichwort Epidemien. Basel 2020. Rudolf Steiner Verlag. S. 9

2Ebenda S. 24f

3https://www.youtube.com/watch?v=uTpTy-qZbQ8

4Ebenda Klappemtext hinten

Sonntag, 9. April 2023

Die Festungen des schwachen Leibes - eine Ostermeditation

 Obwohl wir im Fleisch wandeln,
kämpfen wir nicht nach dem Fleisch;
denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht aus Fleisch,
sondern mächtig in Gott
zur Zerstörung von Festungen;
so zerstören wir Gedankengebäude
und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt
und nehmen jeden Gedanken gefangen
in den Gehorsam Christi.

Paulus

(2Kor10,3-5)

Mit diesen Worten grüße ich meine Leser zum heutigen Osterfest!

Paulus beschreibt in diesen Worten zuerst seinen eigenen inneren Kampf.
Das "Fleisch", unsere schwache, leibliche Daseinsweise und das damit verbundene Bewusstsein irrt in Angst, Blendungen und Gedankengebäuden ohne Kraft durch dieses Leben.
Und wenn uns einer bedroht aus dem Fleisch heraus, aus der schwachen Daseinsweise, wenn er droht oder seine Überlegenheit mimt, erschauern wir vor den vermittelten Gedankengebäuden, die so stark scheinen, so machtvoll, vor allem wenn der, der sie denkt, Geld hat, physische, psychische und soziale Waffen und Seilschaften.

Paulus ermutigt hier aber auch jeden anderen, der es hören will:

Auferstehung heißt auch, dass wir einem anderen Reich angehören, auf einen neuen und starken Leib noch warten, aber bereits eine "Anzahlung" an Geist haben, mit dem wir all diese beängstigenden und kraftmeiernden Gedankengebilde einreißen können. Es sind Wahngebilde, Illusionen, Zaubereien. Wir reißen sie in dem Bann, den sie ausüben, ein. Und entdecken uns frei.

Gedanken, die bannen wollen, gehören allesamt dazu, auch wenn sie fromm sind oder fromm und "biblisch" scheinen.
In dem Textabschnitt spielt Paulus auch auf eine Auseinandersetzung an, die er mit einem oder mehreren in dieser Korinther Gemeinde hatte. Sie warfen ihm vor, nicht markant genug aufzutreten ... im Fleisch, nach der Art dieses Weltsystems!
Er schreibe nur kraftvoll, wirke aber dann schwach.
Das heißt: Er war nicht autoritär, er beherrschte niemanden, er spielte nicht den "Hirten" und "Pastor".
So wie Jesus auch, den man nicht litt in dieser demütigen Art.
Wie sehr er aber damit stark wirkte sehen wir daran, dass die Staatsmacht ihn am Ende loswerden musste, weil sie vor seinen Worten Angst hatte und geistig nicht bestehen konnte.

All die aber, die aus den Gedankengebäuden dieses schwachen Leibes agierten, sind nicht mehr. Wir finden allenfalls Ruinen aus Steinen von ihnen und ambivalente Textzeugnisse.
Manche mögen Anstoß nehmen am Begriff des Fleisches, den Paulus hier verwendet und den er mit "Schwäche" und Nichtigkeit assoziiert. Wer wirklich christlich denkt und glaubt, muss das zwingend so sehen:
Das große Problem ist, dass wir allesamt glauben, wir könnten um jeden Preis auf diesen schwachen, sterblichen Leib etwas aufbauen. Wir klammern uns aus Todesangst wie Besessene an diesen schwindenden Leib.
Ostern heißt: Loslassen dieses Fleisches und sich gewiss sein, dass wir einen Leib erhalten werden, der völlig anders sein wird und demgegenüber dieses armselige Haus hier vergessen sein wird.
All der Transhumanismus, all die Todespanik der letzten Jahre, aller Krieg, alle Stecherei, die Masken: es ist das Gehabe besessener Menschen, die um keinen Preis der Welt eine größere Hoffnung haben wollen. Aber leider - leider - sind auch sehr viele der "Alternativen" auch nicht besser aufgestellt. Sie wollen nur den Weg dieser Getriebenen nicht und bauen ihr Haus an einer anderen Stelle auf den Sand des flüchtigen Leibes hier.

Ostern verheißt uns ein geistiges Gebäude, das niemand mehr stürzen kann und dazu eine Auferstehung des Leibes, der unverweslich sein wird. In dieser künftigen Stadt gibt es keine Gewalt, keine leiblichen Waffen und keine Ranggesetze mehr. In ihr wird kein Zauber, keine Bann und keine Bedrohung mehr sein und damit auch keine Angst.
Leben wir jetzt schon in der festen Hoffnung darauf, dass sich dies bald erfüllen wird, gleich, ob wir es in diesem Leib noch erleben oder erst, wenn wir auferweckt werden.