Dienstag, 20. September 2016

Die Rückführung der Menschheit nach Europa ohne Grenzen



Die Rückführung der Menschheit nach Europa ohne Grenzen

Nach dem Berliner Wahldesaster vom Wochenende ist eines deutlich: Zuwachs bekommen haben die Parteien (oder wurden erstmalig in hoher Zahl gewählt), die so etwas wie eine politische Kontur haben mit Wiedererkennbarkeitseffekt, die Linken und die AfD einerseits, und andererseits die FDP, von der sich manche, die vor der Wahl einer extremen Partei zurückscheuen und einen Wandel haben wollen, den Stallgeruch vergangener Tage versprechen. Das heißt im Klartext, dass der Bürger Demokratie will, Parteienwettbewerb und unterschiedliche Denkansätze. Es ist surreal, dass man inzwischen eine extreme Partei wählen muss, um die Demokratie zu retten.

Wer nun aber erwartet, dass sich irgendein Einsehen auf der großen politischen Bühne in unserer deutschen Provinz abzeichnet, der hat sich geschnitten. Merkel gibt inzwischen eine Teilschuld zu, aber eigentlich hat sie ja alles nur gut gemeint und darum auch richtig gemacht. Sie will nun „noch besser erklären“, warum sie letztes Jahr was getan hat. Da sie bislang nie etwas erklärt hat, darf man bei einer Addition der Null mit der Null getrost eine noch bessere und größere Null erwarten.

Von einem „Paralleluniversum“, in dem Anne Will samt einem Teil ihrer Talkgäste sich befunden habe, sprach gestern Stefan Paetow in Roland Tichys Magazin „Einsicht“ http://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/eskalation-in-bautzen-was-steckt-dahinter
Noch absurder kam gestern die Sendung „Hart aber fair“ mit dem Titel „Zäune statt Hilfe – sind wir selbst schuld an der nächsten Flüchtlingswelle?“ daher. Diskutiert werden sollte über die nächste zu erwartende Flüchtlingswelle aus Afrika. Ich konnte mich des Eindrucks, in eine Wohltätigkeits-Tee-Veranstaltung im Stile des 19. Jh geraten zu sein, nicht erwehren. Vier sehr gut verdienende Personen unterhielten sich herzergreifend darüber, wie bemitleidenswert doch die Menschen in Afrika seien. Und dass wir alleine schuld seien mit unserem „Lebensstil“, dass es den Menschen dort so schlecht gehe und sie deshalb nach Europa wollten.
Einer der Talkgäste hilft als regionaler Fußballstar, selbst mit Migrationshintergrund, Brunnen zu bauen, was ja für sich genommen sehr ehrenwert ist. Wirklich. Eine ARD-Korrspondentin, ebenfalls mit Migrationshintergrund, eine sehr sympathische Frau, berichtete aus den krisengeschüttelten Gebieten Afrikas mit sichtlicher Empathie und menschlicher Wärme. Und Elias Bierdel von der Organisation „Borderline Europe - Menschenrechte ohne Grenzen“ versuchte, dem Zuschauer ein schlechtes Gewissen einzureden, nicht nur dafür, dass er Produkte der einheimischen Industrie kauft, die doch den Klimawandel verursacht, sondern auch dafür, dass er nicht einsehen will, dass Millionen Afrikaner in Deutschland nun auch noch Platz haben sollen. Norbert Röttgen (CDU) verzierte diese Asyl-ohne-Grenzen-Runde durch brave Zusprüche. Wie ein Marsmännchen dagegen wirkte der ungarische Botschafter Peter Györkös, der fünfte in der Runde. Er hielt den Herrschaften am wohltätigen Teetischchen vor Augen, dass momentan andere für sie „die Drecksarbeit“ erledigen, nämlich die Außengrenzen der EU zu sichern.

Nun kennt man den ehrenwert-humanistischen Typus des Entwickungshelfers und Brunnenbauers seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten. Geändert hat sich dadurch vielleicht für die Dörfer, die nun einen Brunnen haben, ein klein wenig, bis zum nächsten Überfall durch marodierende banden jedenfalls, aber ansonsten im Großen doch ganz offenbar nichts. Die Leute haben nun einen Brunnen, sind aber weiterhin leicht angreifbar. Es ist wirklich ergreifend, wie einzelnen Europäer ihr Herzblut in solchen Projekten vergießen! Das sind wirklich wohlwollende Menschen.
Dennoch gab einem die Talkrunde den deutlichen Eindruck, die Entwicklungshilfe der letzten Jahrzehnte habe die Zustände faktisch nur verschlechtert. Und natürlich ist der Klimawandel an allem schuld, und am Klimawandel sind wir schuld.
Bierdel bestach schließlich mit einem ebenso plumpen wie absurden Vergleich: schließlich wüssten doch gerade wir Deutschen, wie es ist, wenn irgendwo eine Mauer hochgezogen werde… Den Unterschied zwischen einer Mauer, die man baut, um Leute am Weggehen zu hindern, und einer Mauer, die man baut, um Leute am Einbrechen zu hindern, scheint der Mann tatsächlich nicht zu begreifen. Ersteres ist ein Gefängnis voller unfreiwilliger Bewohner, letzteres eine Festung von Eigentümern, die sich gegen Eindringlinge zur Wehr setzen. Darauf wies Györkös erfolglos hin – die Sentimentalität des Menschenrechtsaktivisten war sichtlich ohne Grenzen, umso begrenzter dafür die intellektuelle Kapazität. Wer sein Haus vor Eindringlingen abschließt ist für ihn wie einer, der andere gegen ihren Willen in seinem Haus einschließt? Na denn.

Nun ist aber die Heimat im Sinne einer Staatsbürgerschaft völkerrechtlich gesehen nicht nur ein Recht, sondern auch eine Verpflichtung. Es war noch nie möglich, unbegrenzt und mit womöglich verschleierter Identität seine Heimat zu verlassen und sich gewaltsam anderswo niederzulassen. Und auch dies begreifen viele nicht: das Eindringen in ein fremdes Land ohne dessen Erlaubnis war und ist eine Straftat. Es ist auch eine Straftat, einfach in ein Haus einzudringen. Es ist ein zivilisatorischer Mindeststandard, dass man wenigstens anklopft und respektiert, wie der Eigentümer reagiert – auch dann, wenn es einem ungerecht oder hartherzig erscheint. Das sind schlicht und einfach Basics. In der Tat ist niemand moralisch dazu verpflichtet, jemanden um jeden Preis in sein Haus aufzunehmen. Er sollte gastfreundlich sein, dabei aber klug und vorausschauend. Es ist inzwischen politisch nicht mehr korrekt, auf diese Selbstverständlichkeit hinzuweisen. Man muss weder Räuber und Gewalttäter als Gäste einladen noch eine Zahl von Menschen, denen man weder Nahrung noch Schlafplatz anbieten kann. Und man hat das Recht auszuwählen und zu prüfen, wen man vor sich hat.
Die, die anklopfen, hätten die Pflicht, sich anständig und wie Gäste zu benehmen. Davon kann aber leider keine Rede sein bei vielen. Die sexuellen Übergriffe auf die Gastgeber mehren sich seit Silvester. Und nicht nur sie… Auch das degoutante Gerede davon, dass der Gastgeber sich an die Gäste anzupassen hätte, ist so dreist wie dumm. Wenn Gäste sich nicht an den Gastgeber anpassen, muss man sie für Usurpatoren oder Kriminelle halten. Wer das Hausrecht bricht oder nicht anerkennt, hat jedes Recht auf Schutz verwirkt.

Aber eine andere historische Tatsache muss man nüchtern durchdenken. All die Sentimentalität nützt uns doch nichts, wenn wir dabei die Realität ausblenden:
Massenmigration geht und ging immer mit Gewalt einher. Ja, auch wir sind gewalttätig in die „leeren Räume“ unserer Neuen Welten eingedrungen, vor einigen Jahrhunderten, keine Frage. Und genau so war jede andere massenhafte Einwanderung gewalttätig in der Weltgeschichte und rief immer Krieg hervor. Das ist eine menschheitsgeschichtliche Konstante. Warum sollte sie ausgerechnet, wenn es uns betrifft, anders verlaufen?
Oder hat hier jemand vielleicht sogar Interesse an diesem Krieg?

Das sentimentale Niveau der Debatte implizierte wie alles Sentimentale eine große Ignoranz.
Selbstverständlich muss man darüber nachdenken, ob wir unseren Anteil an Schuld an den Zuständen in Afrika erkennen, bekennen und vor allem durch Verhaltensänderung wieder gut machen können. Aber wir sind nicht das Über-Ich Afrikas.
Man kann und muss natürlich auch zurückgehen zu Adam und Eva und sich klarmachen, dass der Kolonialismus diese Länder in eine kulturelle Situation gerissen hat, die sie weder wollten noch für sich fruchtbar machen konnten – auch nicht nach der Entkolonialisierung. Sie konnten mit dem, was ihre Identität ausmachte, den Wettbewerb mit Europa nicht aufnehmen, ohne immer nur zu verlieren. Nicht zuletzt aber hat der ideologische Wettbewerb des Kalten Krieges und der letzte Ausläufer des portugiesischen Faschismus den Menschen ein übles geistiges Erbe hinterlassen. Nur – das kann man nicht mit Immigration und auch nicht mit materiellen Gütern lösen.

Wesentliche Probleme afrikanischer Wirklichkeiten kamen gestern nicht zu Wort, etwa die Tatsache massiver Unruhen durch arabische und islamische Sekten und Banden in vielen Ländern, in denen deshalb inzwischen kein Stein mehr auf dem andern ist. Über den Treibsand alter europäischer Exzesse auf dem schwarzen Kontinent rast längst seit Jahren der arabisch-islamische Sturm.
Welcher Hahn krähte im Fernsehstudio nach Darfour oder nach den blutigen Zuständen in Nigeria, die ausschließlich durch einheimische islamische Extremisten verursacht wurden und werden und schon so viel Toten gefordert haben, dass man von einem Völkermord sprechen muss, ganze Landstriche verwüstet haben und die Nachbarländer bereits in die Konflikte gerissen haben? Und wer fragt nach den vielen afrikanischen Merkwürdigkeiten, die uns hier fremd sind, die aber doch Realität sind, vor allem Clan- und Stammes-Kämpfe in einer Logik, die spezifisch für die dortige Kultur sind?
Ganz und gar ausgeblendet blieb die enorme demographische und wirtschaftliche Katastrophe vieler afrikanischer Länder durch HIV. Man sprach von hohen Geburtenraten, aber man sprach nicht von den vielen Aidswaisen. Man sprach nicht von dem mit der hohen Erkrankungsrate von Schulmädchen her erschließbaren Kindesmissbrauch als eines afrikanischen Alltagsproblems. In Südafrika etwa ist fast ein Drittel aller weiblichen Schulkinder HIV-infiziert, aber nur 4% der männlichen Schulkinder. Das lässt eindeutige Schlüsse zu, doch davon sprach in unserer Sendung niemand. Dass HIV nach wie vor eines der größten Entwicklungshindernisse Afrikas ist, erwähnte keiner in der Runde. http://www.sos-kinderdoerfer.de/unsere-arbeit/wo-wir-helfen/afrika/aids-in-afrika

Mithilfe der Dramatisierung des Klimawandels lenkte man ab von den tatsächlichen Dramen, die sich in Afrika abspielen und die nicht von Europa aus gefördert werden. Die hausgemachten oder durch arabische Einflüsse erzeugten Dramen wie die hohe HIV-Rate, die hohe Anzahl an HIV-Waisen und der Kindesmissbrauch, oder die blutige Unruhe, die der Islam dort schafft, waren den Diskutanten nicht bekannt. Der IS und arabische islamische Staaten finanzieren die aggressive Islamisierung einst friedlich-islamischer, christlicher und von Stammesreligionen geprägter Regionen. Westafrika könnte bald ganz in Flammen stehen aufgrund der religiösen Konflikte. Dass unter diesen Umständen das ganze Alltagsleben zusammenbricht, ist eine banale Erkenntnis. Unsere Talkgäste kamen aber darauf nicht zu sprechen. Sie fühlten sich im selbstbezogenen, ewiggestrigen deutschen Selbstkritik-Modus wohler.

Der Klimawandel ist ein geistiger Wandel, er schafft ein Klima, in dem Menschen zu Millionen durch Menschen  geschlachtet, versklavt, missbraucht und vergewaltigt werden, während wir überfordert und vermutlich auch vor Angst vergehend wegsehen und lieber über die geologischen Veränderungen des Tschadsees reden, die seit 500 Jahren schon unaufgeregt beschrieben werden, mit einem über Jahrzehnte weg sinkenden und ebenso auch langfristig wieder steigenden Wasserspiegel einhergehen und zu dessen historischem Erscheinungsbild gehören, nach Bierdel aber den Charakter eines Mega-Dramas annehmen. Es gibt abflusslose Binnenseen auch anderswo auf der Welt, die teilweise derzeit ganz verschwunden sind, um möglicherweise später wieder aufzutauchen, etwa den Lop-Nor-See in Mittelasien. Das geht immer mit Schwierigkeiten hinsichtlich der Wasserversorgung einher, wird aber nur dann zum Drama, wenn die Rahmenbedingungen einer vernünftigen Vorsorge in der Region marode sind. Von diesen einheimischen und menschenverantworteten Rahmenbedingungen wollte aber ebenfalls keiner reden.

Der „Failed-States-Index“, eine Liste unregierbarer Staaten, ist aufschlussreich: die ersten 5 Plätze werden durch afrikanische Staaten besetzt, die nächsten 10 fast ausschließlich durch afrikanische bzw. islamische Staaten. Der Grund für dieses Scheitern ist jeweils komplex und in der Forschung umstritten. https://de.wikipedia.org/wiki/Gescheiterter_Staat

Die Frage ist aber und bleibt, ob Europa die Menschheit, die sie zuvor angeblich oder wirklich ausgesaugt hat, nun einfach großzügig aufsaugen kann wie ein „Schwarzes Loch“, während in der Welt nicht nur der Spiegel von Binnenseen, sondern auch der der Bevölkerung der Krisen-Länder sinkt und sinkt, bis er ganz austrocknet. Der Einwurf Györkös’, dass auf diese Weise Europa bald selbst destabilisiert sein wird, schien den anderen vier Talkern keinerlei Beschwerden zu machen.

Ist die Globalisierung der Fehler? Würde eine größere Abschottung der einzelnen Länder und Regionen, gerade der schwächeren, helfen, den eigenen modus vivendi zu finden?
Haben wir die Wahl, darauf zu verzichten, den einheimischen Hähnchenhandel Westafrikas zu zerstören oder einige EU-Hühnerfarmen in den Ruin zu stürzen – was werden wir da wohl entscheiden? Ob die Probleme Westafrikas wirklich an einer Hähnchenkrise hängen?
Alleine, dass wir eine Vorhut sentimental-wohlwollender Leute in eine Talkshow einladen, die uns herzergreifend und authentisch von den Problemen Afrikas erzählen, die einem verwöhnten Westler so auffallen, aber keinerlei sinnvolle Analyse oder gar Lösung anzubieten haben, sagt mir nur eines: Es geht mit dem, woran wir wirklich die Schuld haben, mit den arabisch initiierten und mit den selbstverschuldeten afrikanischen Verwirrungen und Verarmungen munter weiter.
Es gibt Armut auch bei uns und dies wachsend. Aber dieses Faktum ist derzeit unter Tabu gesetzt. Schließlich haben wir eine niedrige Arbeitslosenquote, wie uns so gerne erzählt wird. Dass die Löhne teilweise kaum zum Mietezahlen ausreichen, wird dabei verschwiegen.

Ich habe jedenfalls noch nie gehört, dass unsere „Polit-Macher“ je ein Flüchtlingsheim neben ihrer Villa geduldet hätten. Sie werden uns im Zweifel auch von einem Anwesen auf einer ansonsten menschenleeren, wie ein Hochsicherheitstrakt bewachten Ferieninsel aus „regieren“ und uns diktieren, was wir zu ertragen haben. Zum Ausgleich bekommen wir täglich ein paar Hähnchenschenkel gratis.