Die Rückführung der Menschheit nach Europa ohne Grenzen
Nach dem Berliner Wahldesaster vom
Wochenende ist eines deutlich: Zuwachs bekommen haben die Parteien (oder wurden
erstmalig in hoher Zahl gewählt), die so etwas wie eine politische Kontur haben
mit Wiedererkennbarkeitseffekt, die Linken und die AfD einerseits, und
andererseits die FDP, von der sich manche, die vor der Wahl einer extremen
Partei zurückscheuen und einen Wandel haben wollen, den Stallgeruch vergangener
Tage versprechen. Das heißt im Klartext, dass der Bürger Demokratie will,
Parteienwettbewerb und unterschiedliche Denkansätze. Es ist surreal, dass man
inzwischen eine extreme Partei wählen muss, um die Demokratie zu retten.
Wer nun aber erwartet, dass sich
irgendein Einsehen auf der großen politischen Bühne in unserer deutschen
Provinz abzeichnet, der hat sich geschnitten. Merkel gibt inzwischen eine
Teilschuld zu, aber eigentlich hat sie ja alles nur gut gemeint und darum auch
richtig gemacht. Sie will nun „noch besser erklären“, warum sie letztes Jahr
was getan hat. Da sie bislang nie etwas erklärt hat, darf man bei einer
Addition der Null mit der Null getrost eine noch bessere und größere Null
erwarten.
Von einem „Paralleluniversum“, in
dem Anne Will samt einem Teil ihrer Talkgäste sich befunden habe, sprach
gestern Stefan Paetow in Roland Tichys Magazin „Einsicht“ http://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/eskalation-in-bautzen-was-steckt-dahinter
Noch absurder kam gestern die
Sendung „Hart aber fair“ mit dem Titel „Zäune
statt Hilfe – sind wir selbst schuld an der nächsten Flüchtlingswelle?“
daher. Diskutiert werden sollte über die nächste zu erwartende Flüchtlingswelle
aus Afrika. Ich konnte mich des Eindrucks, in eine
Wohltätigkeits-Tee-Veranstaltung im Stile des 19. Jh geraten zu sein, nicht
erwehren. Vier sehr gut verdienende Personen unterhielten sich herzergreifend darüber,
wie bemitleidenswert doch die Menschen in Afrika seien. Und dass wir alleine
schuld seien mit unserem „Lebensstil“, dass es den Menschen dort so schlecht
gehe und sie deshalb nach Europa wollten.
Einer der Talkgäste hilft als regionaler
Fußballstar, selbst mit Migrationshintergrund, Brunnen zu bauen, was ja für
sich genommen sehr ehrenwert ist. Wirklich. Eine ARD-Korrspondentin, ebenfalls
mit Migrationshintergrund, eine sehr sympathische Frau, berichtete aus den
krisengeschüttelten Gebieten Afrikas mit sichtlicher Empathie und menschlicher
Wärme. Und Elias Bierdel von der Organisation „Borderline Europe -
Menschenrechte ohne Grenzen“ versuchte, dem Zuschauer ein schlechtes Gewissen
einzureden, nicht nur dafür, dass er Produkte der einheimischen Industrie
kauft, die doch den Klimawandel verursacht, sondern auch dafür, dass er nicht
einsehen will, dass Millionen Afrikaner in Deutschland nun auch noch Platz
haben sollen. Norbert Röttgen (CDU) verzierte diese Asyl-ohne-Grenzen-Runde
durch brave Zusprüche. Wie ein Marsmännchen dagegen wirkte der ungarische Botschafter
Peter Györkös, der fünfte in der Runde. Er hielt den Herrschaften am
wohltätigen Teetischchen vor Augen, dass momentan andere für sie „die
Drecksarbeit“ erledigen, nämlich die Außengrenzen der EU zu sichern.
Nun kennt man den
ehrenwert-humanistischen Typus des Entwickungshelfers und Brunnenbauers seit
Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten. Geändert hat sich dadurch
vielleicht für die Dörfer, die nun einen Brunnen haben, ein klein wenig, bis
zum nächsten Überfall durch marodierende banden jedenfalls, aber ansonsten im
Großen doch ganz offenbar nichts. Die Leute haben nun einen Brunnen, sind aber
weiterhin leicht angreifbar. Es ist wirklich ergreifend, wie einzelnen Europäer
ihr Herzblut in solchen Projekten vergießen! Das sind wirklich wohlwollende
Menschen.
Dennoch gab einem die Talkrunde den
deutlichen Eindruck, die Entwicklungshilfe der letzten Jahrzehnte habe die
Zustände faktisch nur verschlechtert. Und natürlich ist der Klimawandel an
allem schuld, und am Klimawandel sind wir schuld.
Bierdel bestach schließlich mit
einem ebenso plumpen wie absurden Vergleich: schließlich wüssten doch gerade
wir Deutschen, wie es ist, wenn irgendwo eine Mauer hochgezogen werde… Den
Unterschied zwischen einer Mauer, die man baut, um Leute am Weggehen zu hindern,
und einer Mauer, die man baut, um Leute am Einbrechen zu hindern, scheint der
Mann tatsächlich nicht zu begreifen. Ersteres ist ein Gefängnis voller
unfreiwilliger Bewohner, letzteres eine Festung von Eigentümern, die sich gegen
Eindringlinge zur Wehr setzen. Darauf wies Györkös erfolglos hin – die Sentimentalität
des Menschenrechtsaktivisten war sichtlich ohne Grenzen, umso begrenzter dafür
die intellektuelle Kapazität. Wer sein Haus vor Eindringlingen abschließt
ist für ihn wie einer, der andere gegen ihren Willen in seinem Haus einschließt?
Na denn.
Nun ist aber die Heimat im Sinne
einer Staatsbürgerschaft völkerrechtlich gesehen nicht nur ein Recht, sondern
auch eine Verpflichtung. Es war noch nie möglich, unbegrenzt und mit womöglich
verschleierter Identität seine Heimat zu verlassen und sich gewaltsam anderswo
niederzulassen. Und auch dies begreifen viele nicht: das Eindringen in ein
fremdes Land ohne dessen Erlaubnis war und ist eine Straftat. Es ist auch eine
Straftat, einfach in ein Haus einzudringen. Es ist ein zivilisatorischer
Mindeststandard, dass man wenigstens anklopft und respektiert, wie der
Eigentümer reagiert – auch dann, wenn es einem ungerecht oder hartherzig
erscheint. Das sind schlicht und einfach Basics. In der Tat ist niemand
moralisch dazu verpflichtet, jemanden um jeden Preis in sein Haus aufzunehmen.
Er sollte gastfreundlich sein, dabei aber klug und vorausschauend. Es ist
inzwischen politisch nicht mehr korrekt, auf diese Selbstverständlichkeit
hinzuweisen. Man muss weder Räuber und Gewalttäter als Gäste einladen noch eine
Zahl von Menschen, denen man weder Nahrung noch Schlafplatz anbieten kann. Und
man hat das Recht auszuwählen und zu prüfen, wen man vor sich hat.
Die, die anklopfen, hätten die
Pflicht, sich anständig und wie Gäste zu benehmen. Davon kann aber leider keine
Rede sein bei vielen. Die sexuellen Übergriffe auf die Gastgeber mehren sich
seit Silvester. Und nicht nur sie… Auch das degoutante Gerede davon, dass der
Gastgeber sich an die Gäste anzupassen hätte, ist so dreist wie dumm. Wenn
Gäste sich nicht an den Gastgeber anpassen, muss man sie für Usurpatoren oder
Kriminelle halten. Wer das Hausrecht bricht oder nicht anerkennt, hat jedes
Recht auf Schutz verwirkt.
Aber eine andere historische
Tatsache muss man nüchtern durchdenken. All die Sentimentalität nützt uns doch
nichts, wenn wir dabei die Realität ausblenden:
Massenmigration geht und ging immer
mit Gewalt einher. Ja, auch wir sind gewalttätig in die „leeren Räume“ unserer
Neuen Welten eingedrungen, vor einigen Jahrhunderten, keine Frage. Und genau so
war jede andere massenhafte Einwanderung gewalttätig in der Weltgeschichte und
rief immer Krieg hervor. Das ist eine menschheitsgeschichtliche Konstante.
Warum sollte sie ausgerechnet, wenn es uns betrifft, anders verlaufen?
Oder hat hier jemand vielleicht
sogar Interesse an diesem Krieg?
Das sentimentale Niveau der Debatte
implizierte wie alles Sentimentale eine große Ignoranz.
Selbstverständlich muss man darüber
nachdenken, ob wir unseren Anteil an Schuld an den Zuständen in Afrika
erkennen, bekennen und vor allem durch Verhaltensänderung wieder gut machen
können. Aber wir sind nicht das Über-Ich Afrikas.
Man kann und muss natürlich auch zurückgehen
zu Adam und Eva und sich klarmachen, dass der Kolonialismus diese Länder in
eine kulturelle Situation gerissen hat, die sie weder wollten noch für sich
fruchtbar machen konnten – auch nicht nach der Entkolonialisierung. Sie konnten
mit dem, was ihre Identität ausmachte, den Wettbewerb mit Europa nicht aufnehmen,
ohne immer nur zu verlieren. Nicht zuletzt aber hat der ideologische Wettbewerb
des Kalten Krieges und der letzte Ausläufer des portugiesischen Faschismus den
Menschen ein übles geistiges Erbe hinterlassen. Nur – das kann man nicht mit
Immigration und auch nicht mit materiellen Gütern lösen.
Wesentliche Probleme afrikanischer
Wirklichkeiten kamen gestern nicht zu Wort, etwa die Tatsache massiver Unruhen
durch arabische und islamische Sekten und Banden in vielen Ländern, in denen
deshalb inzwischen kein Stein mehr auf dem andern ist. Über den Treibsand alter
europäischer Exzesse auf dem schwarzen Kontinent rast längst seit Jahren der
arabisch-islamische Sturm.
Welcher Hahn krähte im
Fernsehstudio nach Darfour oder nach den blutigen Zuständen in Nigeria, die
ausschließlich durch einheimische islamische Extremisten verursacht wurden und
werden und schon so viel Toten gefordert haben, dass man von einem Völkermord
sprechen muss, ganze Landstriche verwüstet haben und die Nachbarländer bereits
in die Konflikte gerissen haben? Und wer fragt nach den vielen afrikanischen
Merkwürdigkeiten, die uns hier fremd sind, die aber doch Realität sind, vor
allem Clan- und Stammes-Kämpfe in einer Logik, die spezifisch für die dortige
Kultur sind?
Ganz und gar ausgeblendet blieb die
enorme demographische und wirtschaftliche Katastrophe vieler afrikanischer
Länder durch HIV. Man sprach von hohen Geburtenraten, aber man sprach nicht von
den vielen Aidswaisen. Man sprach nicht von dem mit der hohen Erkrankungsrate
von Schulmädchen her erschließbaren Kindesmissbrauch als eines afrikanischen Alltagsproblems.
In Südafrika etwa ist fast ein Drittel aller weiblichen Schulkinder
HIV-infiziert, aber nur 4% der männlichen Schulkinder. Das lässt eindeutige
Schlüsse zu, doch davon sprach in unserer Sendung niemand. Dass HIV nach wie
vor eines der größten Entwicklungshindernisse Afrikas ist, erwähnte keiner in
der Runde. http://www.sos-kinderdoerfer.de/unsere-arbeit/wo-wir-helfen/afrika/aids-in-afrika
Mithilfe der Dramatisierung des
Klimawandels lenkte man ab von den tatsächlichen Dramen, die sich in Afrika
abspielen und die nicht von Europa aus gefördert werden. Die hausgemachten oder
durch arabische Einflüsse erzeugten Dramen wie die hohe HIV-Rate, die hohe
Anzahl an HIV-Waisen und der Kindesmissbrauch, oder die blutige Unruhe, die der
Islam dort schafft, waren den Diskutanten nicht bekannt. Der IS und arabische islamische
Staaten finanzieren die aggressive Islamisierung einst friedlich-islamischer, christlicher
und von Stammesreligionen geprägter Regionen. Westafrika könnte bald ganz in
Flammen stehen aufgrund der religiösen Konflikte. Dass unter diesen Umständen
das ganze Alltagsleben zusammenbricht, ist eine banale Erkenntnis. Unsere
Talkgäste kamen aber darauf nicht zu sprechen. Sie fühlten sich im selbstbezogenen,
ewiggestrigen deutschen Selbstkritik-Modus wohler.
Der Klimawandel ist ein geistiger Wandel,
er schafft ein Klima, in dem Menschen zu Millionen durch Menschen geschlachtet, versklavt, missbraucht und
vergewaltigt werden, während wir überfordert und vermutlich auch vor Angst
vergehend wegsehen und lieber über die geologischen Veränderungen des
Tschadsees reden, die seit 500 Jahren schon unaufgeregt beschrieben werden, mit
einem über Jahrzehnte weg sinkenden und ebenso auch langfristig wieder
steigenden Wasserspiegel einhergehen und zu dessen historischem
Erscheinungsbild gehören, nach Bierdel aber den Charakter eines Mega-Dramas annehmen.
Es gibt abflusslose Binnenseen auch anderswo auf der Welt, die teilweise derzeit
ganz verschwunden sind, um möglicherweise später wieder aufzutauchen, etwa den
Lop-Nor-See in Mittelasien. Das geht immer mit Schwierigkeiten hinsichtlich der
Wasserversorgung einher, wird aber nur dann zum Drama, wenn die
Rahmenbedingungen einer vernünftigen Vorsorge in der Region marode sind. Von
diesen einheimischen und menschenverantworteten Rahmenbedingungen wollte aber ebenfalls
keiner reden.
Der „Failed-States-Index“, eine
Liste unregierbarer Staaten, ist aufschlussreich: die ersten 5 Plätze werden
durch afrikanische Staaten besetzt, die nächsten 10 fast ausschließlich durch
afrikanische bzw. islamische Staaten. Der Grund für dieses Scheitern ist
jeweils komplex und in der Forschung umstritten. https://de.wikipedia.org/wiki/Gescheiterter_Staat
Die Frage ist aber und bleibt, ob
Europa die Menschheit, die sie zuvor angeblich oder wirklich ausgesaugt hat,
nun einfach großzügig aufsaugen kann wie ein „Schwarzes Loch“, während in der
Welt nicht nur der Spiegel von Binnenseen, sondern auch der der Bevölkerung der
Krisen-Länder sinkt und sinkt, bis er ganz austrocknet. Der Einwurf Györkös’,
dass auf diese Weise Europa bald selbst destabilisiert sein wird, schien den
anderen vier Talkern keinerlei Beschwerden zu machen.
Ist die Globalisierung der Fehler?
Würde eine größere Abschottung der einzelnen Länder und Regionen, gerade der
schwächeren, helfen, den eigenen modus
vivendi zu finden?
Haben wir die Wahl, darauf zu
verzichten, den einheimischen Hähnchenhandel Westafrikas zu zerstören oder
einige EU-Hühnerfarmen in den Ruin zu stürzen – was werden wir da wohl
entscheiden? Ob die Probleme Westafrikas wirklich an einer Hähnchenkrise
hängen?
Alleine, dass wir eine Vorhut
sentimental-wohlwollender Leute in eine Talkshow einladen, die uns herzergreifend
und authentisch von den Problemen Afrikas erzählen, die einem verwöhnten
Westler so auffallen, aber keinerlei sinnvolle Analyse oder gar Lösung
anzubieten haben, sagt mir nur eines: Es geht mit dem, woran wir wirklich die
Schuld haben, mit den arabisch initiierten und mit den selbstverschuldeten
afrikanischen Verwirrungen und Verarmungen munter weiter.
Es gibt Armut auch bei uns und dies
wachsend. Aber dieses Faktum ist derzeit unter Tabu gesetzt. Schließlich haben
wir eine niedrige Arbeitslosenquote, wie uns so gerne erzählt wird. Dass die
Löhne teilweise kaum zum Mietezahlen ausreichen, wird dabei verschwiegen.
Ich habe jedenfalls noch nie
gehört, dass unsere „Polit-Macher“ je ein Flüchtlingsheim neben ihrer Villa
geduldet hätten. Sie werden uns im Zweifel auch von einem Anwesen auf einer
ansonsten menschenleeren, wie ein Hochsicherheitstrakt bewachten Ferieninsel
aus „regieren“ und uns diktieren, was wir zu ertragen haben. Zum Ausgleich
bekommen wir täglich ein paar Hähnchenschenkel gratis.