Die „Berliner Braune“ in
Chemnitz oder das #wirsindmehr bezahlter Strohhalme
In den letzten Tagen
äußerten die Mainstreammedien unendlich viel Verständnis für eine Band namens
K.I.Z., die in Chemnitz auf der inszenierten Großveranstaltung „gegen rechts“ auftrat
und dabei einen üblen Text sang. Das wackere „Aufstehen gegen rechts“ wurde
medienflächendeckend angepriesen, hinter tausend vorgehaltenen Händen aber kam
Unmut und Bestürzung darüber zutage, wie unter dem Banner „gegen rechts“ im
Grunde rechte Stilmittel und Methoden salonfähig gemacht werden.
Es ist fast
unmöglich, gegen die einhellig verbreitete Meinung, die in den Mainstreammedien
vorgetragen wird, jeder Kritiker habe eben nicht verstanden, dass die Texte der
besagten Band „Satire“ seien, sachlich anzukommen. All jene Leute aber wissen offenkundig
gar nicht, was eine Satire ist und verschanzen sich hinter einem Begriff, den sie niemals verstanden haben und
zweckentfremden. Aus meiner Sicht fand eine ähnlich verfehlte Debatte bereits
bei dem zotigen und persönlich beleidigenden Text Jan Böhmermanns gegen Erdogan
statt, der ebenfalls objektiv keine Satire war. Im folgenden Text geht es um
den Versuch einer Objektivierung, was eine Satire aus
literaturwissenschaftlicher Sicht sein kann und was nicht. Im wesentlichen muss
sie radikal verdeutlichen, dass sie eine Satire ist und niemals mit dem
Schmutz, den sie anprangert, verwechselt werden kann. Eine Satire muss spürbar
eine Vogelperspektive einnehmen und den Leser erheben. Tut sie das nicht, ist sie
nicht unterscheidbar von Hetzliteratur, Verleumdung und Propaganda oder auch
Aufruf zu Straftaten.
Die
Debatte hängt u.a. mit der ästhetischen Frage zusammen, ob man Form und Inhalt
voneinander abkoppeln kann, und ob jeder Musik- und Sprachstil jeden beliebigen
Inhalt transportieren kann, oder ob es nicht doch eine Korrelation sprachlicher
und musikalischer Mittel gibt, die nicht einfach austauschbar sind. Wir bewegen
uns hier auf schlüpfrigem Terrain, denn über die Leugnung der klassischen
aristotelischen Lehre von der Korrelation von Substanz und Akzidens ist es
möglich geworden, zB politisch rechte Inhalte unter der Larve des „gegen
rechts“ salonfähig zu machen. Genau das ist mE in Chemnitz geschehen.
Ich
versuche, mich mit dem Text „Ein Affe und
ein Pferd“ auseinanderzusetzen und beziehe mich dabei auf einen analytischen,
literarisch-philosophischen Text von Friedrich Schiller (s.u), der, anders als
die vielen ignoranten Schundliteratur-Versteher wusste, was eine Satire ist und
was nicht. Ein Blick in sachgerechte Überlegungen tut dringend not, also
versuche ich ihn — vielleicht wacht ja doch der eine oder andere auf und
erkennt, auf welch abscheulichem Niveau sich Deutschland erneut bewegt.
Das
Lied wurde von zahlreichen Fans mitgegrölt, von sehr vielen übrigens mit
erhobenem rechtem Arm (!) — wer es nicht glaubt, soll es sich ansehen und
überprüfen, was wohl daraus an Bildmaterial gemacht werden könnte, wenn einer
nur böse will: https://www.youtube.com/watch?v=q3pTH-s_lVY
— das sind „Hitlergrüße“ in Masse… oder
doch nicht…? Kann ein Hitlergruß satirisch sein? Auch bei vermeintlichen
„Rechten“? Oder einfach nur eine zum Gruß erhobene Hand? Doch diese kleine
Überlegung nur am Rande, versehen mit einer Mahnung zur Vorsicht…
Doch
zunächst das vollständige Zitat des angeblich satirischen Ergusses der Band
K.I.Z. in Chemnitz bei dem hochgelobten Konzert bei der Veranstaltung
#wirsindmehr am letzten Montag:
Ein Affe und ein Pferd
K.I.Z
Ich war in der Schule und habe nix
gelernt
Doch heute habe ich ei’n Affen und ein Pferd
Doch heute habe ich ei’n Affen und ein Pferd
Ich mach Mousse aus deiner Fresse
Boom verrecke
Wenn ich den Polenböller in deine Kapuze stecke
Die halbe Schule war querschnittsgelähmt von mei’n Nackenklatschern
Meine Hausaufgaben mussten irgendwelche deutschen Spasten machen
Gee Futuristic ich krieg Durchfall von die Bässe
Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse
Bullen hör’n mein Handy ab (spricht er jetzt von Koks)
Ich habe fünfzig Wörter für Schnee, wie Eskimos
Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt
Für meine Taten werd ich wiedergebor’n als Regenwurm
Sei mein Gast, nimm ein Glas von mei’m Urin und entspann dich
Zwei Huren in jedem Arm mit Trisomie einundzwanzig
Boom verrecke
Wenn ich den Polenböller in deine Kapuze stecke
Die halbe Schule war querschnittsgelähmt von mei’n Nackenklatschern
Meine Hausaufgaben mussten irgendwelche deutschen Spasten machen
Gee Futuristic ich krieg Durchfall von die Bässe
Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse
Bullen hör’n mein Handy ab (spricht er jetzt von Koks)
Ich habe fünfzig Wörter für Schnee, wie Eskimos
Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt
Für meine Taten werd ich wiedergebor’n als Regenwurm
Sei mein Gast, nimm ein Glas von mei’m Urin und entspann dich
Zwei Huren in jedem Arm mit Trisomie einundzwanzig
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich war in der Schule und habe nix
gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich reite durch die Stadt mit mei’m Affen
an der Leine
Hab ‘ne Kiste voller Gold und mach es regnen auf euch Schweine
Ist eine Frau nicht nackt, dann beschmeiss ich sie mit Scheine
Macht sie sich dann nackt, dann beschmeiss ich sie mit Steine
Ich schwänz die Schule, weil die Straße meine Mami war
Bitch ich bezahl Urlaub nach Taka-Tuka-Land und Zanzibar
Wenn wir wieder da sind, Vierer mit Tommi und Annika
Vom Speed sieht uns’re Pisse, mittlerweile aus wie Sangria
Eva Herman sieht mich, denkt sich, was’n Deutscher
Und ich gebe ihr von hinten, wie ein Staffelläufer
Ich fick sie grün und blau, wie mein kunterbuntes Haus
Nich alles was man oben reinsteckt kommt unten wieder raus
Hab ‘ne Kiste voller Gold und mach es regnen auf euch Schweine
Ist eine Frau nicht nackt, dann beschmeiss ich sie mit Scheine
Macht sie sich dann nackt, dann beschmeiss ich sie mit Steine
Ich schwänz die Schule, weil die Straße meine Mami war
Bitch ich bezahl Urlaub nach Taka-Tuka-Land und Zanzibar
Wenn wir wieder da sind, Vierer mit Tommi und Annika
Vom Speed sieht uns’re Pisse, mittlerweile aus wie Sangria
Eva Herman sieht mich, denkt sich, was’n Deutscher
Und ich gebe ihr von hinten, wie ein Staffelläufer
Ich fick sie grün und blau, wie mein kunterbuntes Haus
Nich alles was man oben reinsteckt kommt unten wieder raus
Ich war in der Schule und habe nix gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich war in der Schule und habe nix
gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich rasiere mein Äffchen und lass es
anschaffen
Tret so lange auf dein Kopf bis vier und drei acht machen
Die Missgeburt vom Jugendamt wird sich eine Kugel fangen
Meine Eltern sind seit neun Jahren im Urlaub, Mann
Durch meine Nasenlöcher seh ich mein Hirn
Und führe Selbstgespräche um den BND zu verwirr’n
Wir sind Taka-Tuka Ultras, scheißen auf Disneyland
Ich trag die Nike Shox mit eingenähter Kinderhand
In der Schule hatte ich eine eins im Tiere quäl’n
Nach meinem Uppercut kannst du dein Arsch ohne Spiegel seh’n
Ich hoff, dass ihr bald alle abhaut in die Staaten
Zum Geburtstag wünsche ich mir, dass ihr aufhört zu atmen
Tret so lange auf dein Kopf bis vier und drei acht machen
Die Missgeburt vom Jugendamt wird sich eine Kugel fangen
Meine Eltern sind seit neun Jahren im Urlaub, Mann
Durch meine Nasenlöcher seh ich mein Hirn
Und führe Selbstgespräche um den BND zu verwirr’n
Wir sind Taka-Tuka Ultras, scheißen auf Disneyland
Ich trag die Nike Shox mit eingenähter Kinderhand
In der Schule hatte ich eine eins im Tiere quäl’n
Nach meinem Uppercut kannst du dein Arsch ohne Spiegel seh’n
Ich hoff, dass ihr bald alle abhaut in die Staaten
Zum Geburtstag wünsche ich mir, dass ihr aufhört zu atmen
Ich war in der Schule und habe nix
gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Ich war in der Schule und habe nix
gelernt
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Doch heute habe ich eien Affen und ein Pferd
Ein Pferd und einen Affen
Ein Pferd und einen Affen
Ratatatatat wer will was machen
Songwriter: Gerrit Wessendorf / Kevin
Thomas / Maxim Druener / Nico Seyfrid / Tarek Ebene
Songtext von Ein Affe und ein Pferd ©
Budde Music Publishing GmbH
***
Man tut diesen
Text, nachdem er viele entsetzt hat, nun als „Satire“ ab und profitiert davon,
dass es in der Literaturwissenschaft angeblich keine eindeutige, eingrenzende
Definition von „Satire“ gibt. Dabei ist Satire nicht etwas Grenzenloses, eine
vorhandene literarische Diskussion über deren Merkmale lässt nicht alles zu, und
vor allem ist nicht jeder Klospruch und nicht jeder vulgäre, hasserfüllte
Ausfall eine Satire. Ganz so einfach sollte man es sich nicht machen.
Wer diesen Text
als das nimmt, was er aussagt, hat — wenn es nach dem betulichen Statement vieler
Mainstreammedien geht — etwas ganz Wesentliches nicht verstanden.
Fein: Aber liebe
Leser, kommt bitte in der Realität an! Mit dieser Nutzung des Begriffs Satire
für ungeklärte und objektiv unkenntliche Zwecke sollte man sich über Leute, die
den „Hitlergruß“ oder vielleicht einfach nur einen Gruß mit erhobenem Arm wie
die Fans von K.I.Z. ebenso wie der angebliche „rechte Mob“ machen, auch nicht
mehr aufregen, denn auch sie könnten vielleicht aus rein satirischen Gründen diese
Geste machen. Warum im einen Fall bräsig und verbissen ernst, im anderen Fall
dagegen für jeden braunen Dreck offen, solange er sich als Satire der Bräune
ausgibt!?
Das Niveau der
„literarischen“ Debatte ist bereits im freien Fall ins Bodenlose. Und dies
forciert diesmal nicht die schimärische „Rechte“, sondern die Community
spießiger Schönredner alles dessen, was so tut, als gehe es „gegen rechts“. Man
agitiert mit braunen Methoden „gegen rechts“ und realisiert es nicht mehr —
oder etwa doch?
Stell Deinen
Äußerungen voran, Du setztest ein Zeichen „gegen rechts“, was immer das sein
soll, baue ein paar Stichworte ein, und schon kannst Du sagen und machen, was
Du willst. Ich fühle mich an diese Straßengangs erinnert, die jemanden halbtot
prügeln und sein Weinen mit der zynischen Frage beantworten: „Hast du was, was
gibt’s hier zu plärren — wir haben Dich nur gestreichelt!“ oder diese
Vergewaltiger, die der verstörten Frau sagen: „Das wolltest du doch,
durchgevögelt werden, du Schlampe!“ Auch das ist selbstverständlich durch die
Satire gedeckt, vorausgesetzt, die Gang war nicht „rechts“.
Wer irgendwann
einmal ein Germanistikstudium durchlaufen hat, reibt sich die Augen. Okay, es
gibt keine zwingende Definition von „Satire“, aber Merkmal Nummer 1 einer
Satire muss stets sein, dass sie so geschrieben ist, dass sie eindeutig und unzweifelhaft
als Satire erkennbar ist — wie anders sollte man sie sonst von Hetze,
Verleumdung und „Hatespeech“ abgrenzen können? Die Verspottung des Schocks beim
Hörer mit der Straßengangbemerkung „Was willst du, hast du was?“ ist mehr als
zynisch. Denn Sprache verletzt ebenso wie ein Faustschlag, und ich habe das
Recht, nicht jede Zotigkeit, jeden verbalen Hassausbruch und jede Entgleisung
als legitim hinzunehmen. Und ich lasse mich nicht damit erpressen, dass es doch
„gegen rechts“ geht und deshalb eine „gute Sache“ sein muss. Meine Welt ist
differenzierter, und meine Erfahrungen sind oft schon verstörend gewesen. Die Schwarzweißwelt
des ewigen Spießers bildet nicht die Realität ab, die ich kenne. Dabei ist es
nicht wichtig, ob der Spießer sich selbst auf der weißen oder schwarzen Seite
verortet, sondern dass er überhaupt ein solches Bild als „real“ annimmt. Wir
bewegen uns leider seit einigen Jahren öffentlich fast nur noch auf einem
solchen Niveau des „ewigen Spießers“ und werden von Spießern regiert. Ob eine Sache
gut ist, entscheidet sich nicht daran, ob sie vorgibt, „gegen rechts“ zu sein,
sondern aus sich selbst heraus.
Wer Bücher
verbrennt, verbrennt auch Menschen, sagte man zu recht. Aber wer verbal
Menschen ermordet, „grün und blau fickt“, „Fehlgeburten frisst“, „Messer in
Journalistenfressen rammt“ und Sarrazin den Tod wünscht, wie das in diesem Text
ausgesprochen wird, hat die Hemmschwelle für diese Dinge weit herabgesetzt.
Diese Regel gilt nicht nur dann, wenn „rechte“ Gewaltsprüche herausgeschrien
werden, sondern auch dann, wenn sie angeblich „gegen rechts“ sind. Ich habe
keinerlei Zweifel daran, dass ein Teil der Personen, die solche Lieder grölen,
sobald man sie in Kriegen und Folterkammern loslässt, auch solche Taten
begehen. Oder nicht heimlich schon zuvor. Ein psychisch gesunder bzw ethisch
gefestigter Mensch hat einen natürlichen Abscheu davor, solche Texte auswendig
zu lernen oder auszusprechen. Nicht umsonst stellte Jesus fest: „Wer seinen
Bruder als Narren bezeichnet, hat ihn getötet!“ Der unkritisch und
ungefilterte, unreflektiert herausgekotzte Gedanke befreit nicht von der möglichen
Tat, wie heute viele meinen, sondern geht ihr zwingend voraus.
Man muss sich
also als ethisches Wesen vor sprachlichen Abgründen hüten, auch dann, wenn man sich
in einer Satire ergeht. Die Geister, die man so ruft, wird man nie mehr los.
Und das gilt für rechts wie links und was auch immer.
Schiller stellte
die Satire (als Klage über einen Mangel an Natürlichem) der Elegie (als Lob des
Natürlichen) gegenüber (Über naive und
sentimentalische Dichtung). Schiller stellt das Nicht-Geniale, Dümmliche oder
auch literarisch Dumpfe als geschmacklos und Grenzen nicht (an-)erkennend dar:
„Naiv muß jedes wahre Genie sein, oder es ist keines. Seine Naivetät allein macht es zum Genie, und was es im Intellektuellen und Aesthetischen ist, kann es im Moralischen nicht verleugnen. Unbekannt mit den Regeln, den Krücken der Schwachheit und den Zuchtmeistern der Verkehrtheit, bloß von der Natur oder dem Instinkt, seinem schützenden Engel, geleitet, geht es ruhig und sicher durch alle Schlingen des falschen Geschmackes, in welchen, wenn es nicht so klug ist, sie schon von weitem zu vermeiden, das Nichtgenie unausbleiblich verstrickt wird.“
Oder:
„Dadurch allein legitimiert es sich als Genie, daß es durch Einfalt über die verwickelte Kunst triumphiert. Es verfährt nicht nach erkannten Principien, sondern nach Einfällen und Gefühlen; aber seine Einfälle sind Eingebungen eines Gottes (alles, was die gesunde Natur thut, ist göttlich), seine Gefühle sind Gesetze für alle Zeiten und für alle Geschlechter der Menschen.
Den
kindlichen Charakter, den das Genie in seinen Werken abdrückt, zeigt es auch in
seinem Privatleben und in seinen Sitten. Es ist schamhaft, weil die Natur dies immer ist; aber es ist nicht decent, weil nur die Verderbniß
decent ist.“
Wir kommen der Sache sehr nah. Das wirklich Geniale und Echte ist schamhaft, aber nicht dezent. Es wird deutlich, ohne ins Vulgäre, Pornografische und Sprachkriminelle abzustürzen. Würde diese Band K.I.Z. wirklich etwas von Satire verstehen, hätte sie sich anders geäußert. Von der sprachlichen Minderqualität dieses Textes will ich dabei gar nicht reden.
Man wird hier vielleicht einwenden wollen, dass
aber doch behäbige Sehnsucht nach Harmonisierung fade und verlogen sei, auch
gerade dann, wenn sie literarisch oder im Gewande sonstiger Künste daherkommt.
Dem stimme ich vorbehaltlos zu und verweise auf
Schillers feine Unterscheidung zwischen Dezenz und Schamhaftigkeit. Ein echtes
Genie und ein ethischer Charakter muss per se schamhaft sein, aber dies ohne
falsche Rücksichten. Gerade Schiller verstand es, tief eindrückliche, herzzerreißende
Szenen zu beschreiben, ohne dabei vulgär oder schamlos zu werden. Der wahre
Dichter wird das Bodenlose und Kriminelle immer in seiner Tragik kenntlich
machen und sich weder moralisierend drüber stellen noch sich dessen Duktus so
weit zu eigen machen, dass er davon nicht mehr unterscheidbar ist. Ein wahrer
Dichter wird die Gratwanderung zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde gewinnen, der
Stümper dagegen wird eines Tages aus der Rolle des Mr. Hyde nicht mehr
herauskommen. Und ich fürchte, genau dies ist dieser Band K.I.Z. und der
gesamten hysterischen Szenerie „gegen rechts“ anzulasten.
Man wird sagen: ja, aber das liegt doch im Auge des
Betrachters, und gerade Schiller polemisierte doch gegen all jene Biedermänner,
die vor notwendiger Deutlichkeit zurückwichen und einem falschen Begriff des
Natürlichen und Harmonischen frönten.
Gewiss, ganz gewiss!
Aber nicht jeder verbale Ausfall kann sich damit
rechtfertigen. Es geht um eine unverhohlene literarische Aufnahme der
Wirklichkeiten, aber sie kann, solange es sich um Literatur handelt, nicht
ausfallend, geschmacklos oder — im wahrsten Sinne des Wortes — zweideutig
werden und den Leser im Unklaren über ihr Ziel lassen. Solche Bands samt der
inszenierten, bis zum Erbrechen selbstgerechten „Gegen-rechts-Community“ sind
doch gerade das, was Schiller so verortet (!): tugendlose, veräußerlichte, gut
abgerichtete Marionetten einer pathetischen, moralistischen Verführung (im
Unterschied zu reflektierten Kritikern!). Schiller gibt solchen behäbig
Klagenden, in diesem Falle wären es also unsere #wirsindmehr-Agitatoren — mit
auf den Weg:
„Sorge vielmehr dafür, daß du selbst unter jenen Befleckungen rein, unter jener Knechtschaft frei, unter jenem launischen Wechsel beständig, unter jener Anarchie gesetzmäßig handelst. Fürchte dich nicht vor der Verwirrung außer dir, aber vor der Verwirrung in dir; strebe nach Einheit, aber suche sie nicht in der Einförmigkeit; strebe nach Ruhe, aber durch das Gleichgewicht, nicht durch den Stillstand deiner Thätigkeit. Jene Natur, die du dem Vernunftlosen beneidest, ist keiner Achtung, keiner Sehnsucht werth. Sie liegt hinter dir, sie muß ewig hinter dir liegen. Verlassen von der Leiter, die dich trug, bleibt dir jetzt keine andere Wahl mehr, als mit freiem Bewußtsein und Willen das Gesetz zu ergreifen oder rettungslos in eine bodenlose Tiefe zu fallen.“
Übertragen auf K.I.Z. heißt das: diese Band will angeblich etwas anprangern, bleibt aber selbst von der Befleckung, die sie förmlich herausspeit, keineswegs frei, denn sie macht sich vollständig mit ihr gemein. Es ist ein Stockholm-Syndrom auf höherem Level: man hasst (wenn es denn überhaupt so ist!) seine Peiniger und verfällt doch mit innerer Zustimmung deren vergewaltigendem Geist und gebiert ihnen zahlreiche Kinder.
K.I.Z. tut genau das, was Schiller als einen Fall „in eine bodenlose Tiefe“ nennt, denn
diese Band ergreift nicht mit „freiem
Willen das Gesetz“, sondern stellt sich ausdrücklich und freiwillig dazu in
äußerste Ferne. Im besten Fall kann man diesen Text als eine Art kitschig-morbide
Blutrache ansehen.
Doch halt! wird mir jemand, der auch Schiller
gelesen hat, entgegenhalten, das berücksichtigt aber doch auch Schiller, indem
er sagt:
„Die Dichter sind überall, schon ihrem Begriffe nach, die Bewahrer der Natur. Wo sie dieses nicht ganz mehr sein können und schon in sich selbst den zerstörenden Einfluß willkürlicher und künstlicher Formen erfahren oder doch mit demselben zu kämpfen gehabt haben, da werden sie als die Zeugen und als die Rächer der Natur auftreten. Sie werden also entweder die Natur sein, oder sie werden die verlorene suchen.“
Den spröden Sucher und „Rächer“ beschreibt Schiller wie die jungfräuliche Göttin Diana in den Wäldern, die seltsam unempfindlich und — sagen wir es postmodern — so gar nicht kuschelig, gar nicht willfährig und eben nicht auf ihre möglichst öffentlich bewiesene Entjungferung bedacht ist, weil sie meint, nur dann sei sie echte Frau, sondern unnahbar und tief hinter einer uneinnehmbaren äußeren Schale verborgen.
Aber gerade Diana wird niemals vulgär, verliert nie
die Scham, denn die erhabene, nicht preisgegebene Jungfräulichkeit rettet sie
vor dem Fall ins Bodenlose, vor dem Fall in die Abhängigkeit politischer
Zuhälter. Ich musste bei dem Text der Band spontan an all jene politisch
wirksamen Sekten denken, die die Perversion des Guten zum göttlichen Mysterium
auf dem Weg in eine messianische Wirklichkeit propagieren (etwa bei der
Zelebration der Verbrennung des „Mitgefühls“ im Bohemian Grove, an dem die
Eliten der westlichen Welt teilnehmen). Mir standen die tatsächlich
geschundenen und „grün und blau
gefickten“ Jugendlichen und Kinder etwa vor Augen, die unter größter
Scheinheiligkeit und Vorschützung guter Zwecke fürs Leben gezeichnet werden.
Diese Mischung aus moralischem Getue und dem Auskotzen solcher Gedanken und
Taten sollte jeden stutzig machen: Das alles ist kein Spiel! Was empfindet
einer, der „grün und blau gefickt“
wurde gegen seinen Willen, wenn er solche „Lieder gegen rechts“ hört? Bevor man
sich ereifert über „rechte“ Menschenjagden, die bisher nicht bewiesen wurden,
sollte man all jene beweinen, die wirklich nach einem Tritt in den „Bauch deiner Frau“ zur „Fehlgeburt“ und „gefressen“ wurden — das ist bitterste politische Realität, zu der
einer Frau Merkel nichts einfällt. Die Vorgänge auf der Kölner Domplatte
erinnern immerhin an solche Szenarien — nicht anders als die sexuellen
Übergriffe katholischer Geistlicher auf Kinder und Frauen. Macht eine solche
Band in moralischer Hinsicht wirklich etwas anderes? Oder verschanzt sie sich
in einer Dialektik, die wie in einem Spiegelkabinett Opfer zu Tätern macht und
umgekehrt und am Ende alles zu Tätern nivelliert, die sich gegenseitig kein
Auge mehr aushacken? Ich habe längst den Eindruck, dass ein beträchtlicher Teil
des Volkes das Gefühl hat, von einer solchen Meute unserer zum Liktorenbündel
zusammengeschlossenen Eliten für etwas angegriffen zu werden, was diese Meute
sich selbst zugesteht und öffentlich zelebriert, ohne dass noch irgendeiner sie
dafür zur Rechenschaft ziehen könnte. Die „Rechten“ sind so zur
Projektionsfläche des eigenen Abgrundes, bei vielen vielleicht sogar des
eigenen Unbewussten geworden. Natürlich stellt sich die Frage, wem eine solche
Musik mit solchen Texten dient und ob sie Auftraggeber hat. Vor allem, wenn
ausgerechnet ein solcher Schund in Chemnitz aufgefahren wird im Interesse der
Regierung, großzügig unterstützt von globalen Großkonzernen, die sinnigerweise
ein braunes Zaubergetränk erfunden haben, das es nun als Freibier“ gibt,
ironischerweise „braune Soße“ also „gegen rechts“, stellen sich Fragen.
Doch was, frage ich Dich, lieber Leser, um wieder
auf Schiller zu kommen, liegt wohl an Suche nach verlorener Natur in diesem
Text verborgen, den die Band mitsamt ihren grölenden Fans in Chemnitz „gegen
rechts“ förmlich „herausgerotzt“ hat, verborgen? Es wäre eine Umfrage wert
unter denen, die im Publikum diesen Text auswendig skandiert haben… Ob da wohl
einer für die verlorene natürliche Harmonie eine Lanze brechen würde oder gar
mit diesem idealen Begriff überhaupt etwas anfangen kann? Objektiv jedenfalls
kommt die Sehnsucht nach einer solchen Harmonie nicht zum Ausdruck. Das
Literarische ist jedoch keine Projektionsfläche für die Assoziationen dumpfer
Willkür und Verlogenheit. Gerade dafür ist es ungeeignet. Ich kann immer nur
mit dem umgehen, was gesagt wurde und mit den Mitteln, die gewählt wurden. Es
gibt auch Leute, die ins Horst-Wessel-Lied sakrale Andacht projizieren. Man
muss auf dem Teppich bleiben und die Vernunft nicht auslöschen! Der Hang der
Zeitgenossen zum Ungefähren und Fabulierten nimmt täglich zu.
Doch was schreibt Schiller über die „Satire“?
„Satirisch ist der Dichter, wenn er die Entfernung von der Natur und den Widerspruch der Wirklichkeit mit dem Ideale (in der Wirkung auf das Gemüth kommt Beides auf Eins hinaus) zu seinem Gegenstande macht. Dies kann er aber sowohl ernsthaft und mit Affekt, als scherzhaft und mit Heiterkeit ausführen, je nachdem er entweder im Gebiete des Willens oder im Gebiete des Verstandes verweilt. Jenes geschieht durch die strafende oder pathetische, dieses durch die scherzhafte Satire.“
Erneut frage ich: Was ist in dem Text von K.I.Z. das „Ideale“? Wenn etwa eine Hassphantasie die Vergewaltigung Eva Hermans imaginiert, dann mag man nicht glauben, dass dies im Kontrast zu — ja, zu was eigentlich genau? — stehen soll. Eva Herman ist beliebtes Hassobjekt der Mainstreammedien und vor allem „Linken“ und gilt als „rechts“ (ob sie es ist, steht auf einem ganz anderen Blatt!). Ob auf einer Großveranstaltung „gegen rechts“ das „Grün- und Blauficken“ der angeblich „rechten“ Journalistin lediglich ironisch gemeint ist?! Das mag glauben, wer will — aber naheliegend ist es wahrlich nicht! Läge hier wirklich eine Satire vor, müsste das, was als Verlust angeprangert werden soll, deutlich erkennbar sein. Auch dann, wenn es nicht direkt ausgesprochen wird — es müsste klar und deutlich evoziert werden! Ist es aber nicht! Verlust aller guten Geister wird hier nicht angeprangert, sondern gefeiert!
Die Band K.I.Z. ist schlicht und einfach
literarisch auf unterstem Niveau und sumpft sprachlich im Kriminellen. So oder
so. Ob sie nun der Gewalt frönt oder das Leid an der Gewalt in der postmodernen
Welt missglückt, unfreiwillig feiernd, beklagen sollte. Warum ausgerechnet
solche Tiefschläge des „Kulturlebens“, sofern man davon hier überhaupt
ernsthaft reden kann, auf eine politisch gewollte und inszenierte, von Firmen
wie Coca Cola und Flixbus aufwändig unterstützt, aufgefahren werden, um wieder
mal die durch unsere Regierung verordnete, propagandistische „Flagge gegen
rechts“ zu schwenken, kann ich nur als insgeheimen Wunsch, rechtsradikales
geistiges Niveau dialektisch auf dem Weg der verdammenden Hofierung salonfähig
zu machen, auffassen. Sagen wir es doch ungeschminkt: was diese Band sprachlich
absondert, ist auf dem klassischen rechtsradikalen Niveau und trägt dessen
Duktus. Und nichts anderes, basta!
Hören wir noch einmal Schiller:
„In der Satire wird die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als der höchsten Realität gegenüber gestellt. Es ist übrigens gar nicht nöthig, daß das Letztere ausgesprochen werde, wenn der Dichter es nur im Gemüth zu erwecken weiß; dies muß er aber schlechterdings, oder er wird gar nicht poetisch wirken. Die Wirklichkeit ist also hier ein nothwendiges Objekt der Abneigung; aber, worauf hier alles ankömmt, diese Abneigung selbst muß wieder nothwendig aus dem entgegenstehenden Ideal entspringen. Sie könnte nämlich auch eine bloß sinnliche Quelle haben und lediglich in Bedürfniß gegründet sein, mit welchem die Wirklichkeit streitet; und häufig genug glauben wir einen moralischen Unwillen über die Welt zu empfinden, wenn uns bloß der Widerstreit derselben mit unserer Neigung erbittert.“
Was wird wohl im Gemüt derjenigen erweckt, die solche brutalen und hasserfüllten Texte skandieren, brüllen, grölen? Mit Frei-Cola durch einen Milliardenkonzern aus den USA und Freifahrscheinen durch ein Busunternehmen aus München in der Hand wird die nach Chemnitz mit allen Mitteln beförderte „Wirsindmehr“-Masse, die ohne diese Antriebshilfen wohl kaum angereist wäre, und sich brav, in aller staatshörigen Spießigkeit „zusammengerottet“ hat (um den braunen Jargon unserer Regierung gegen die trauernden Chemnitzer mal an der Stelle anzubringen, wo er nicht weniger angebracht wäre), wird der Hass, die Polarisierung zwischen angeblichen „Rechten“ und selbsternannten „guten“ Mitte-Linken angeheizt.
Warum werden so viele nicht mehr stutzig, wenn eine
sichtlich autokratische Regierung dem Volk sagt, wen es als politische Gefahr
anzusehen hat und wen nicht? Und diese Frage muss auch dann gestellt werden,
wenn die als gefährlich dargestellten Bewegungen tatsächlich gefährlich sein
sollten. Gefährlich ist vielmehr eine politische Macht, die angibt, von wem man
sich fernzuhalten habe, ganz einfach weil sie objektiv an der Macht ist und
objektiv Macht hat, die verhetzte Seite dagegen nicht oder in weitaus
geringerem Maß. Als inzwischen etwas Ältere erinnere ich mich dabei immer an
die bestellten und bezahlten „antifaschistischen Demonstrationen“, die die
maoistische Regierung Chinas regelmäßig durch die Straßen Pekings und anderer
großer Städte paradieren ließ… Die Sache war für jeden Außenstehenden
lächerlich, für die Zelebranten dagegen ein kitschig-heiliger Ernst. Ist es
jetzt wirklich ein anderes Szenario?
Ja: was wird im Gemüt derjenigen erweckt, die solche brutalen Texte grölen, denen eben nicht „schlechterdings das Ideal der höchsten Realität entspringt“?!
Ja: was wird im Gemüt derjenigen erweckt, die solche brutalen Texte grölen, denen eben nicht „schlechterdings das Ideal der höchsten Realität entspringt“?!
Ich wünschte, wir hätten eine lautstarke künstlerische Szene, die sich kritisch mit den derzeitigen Zuständen im Land auseinandersetzt, dies aber nicht „gegen rechts“, sondern schlicht und einfach, um es mit Schiller zu sagen: in aller „Naivetät“ vernünftig und unverstellt, ohne diese Barrieren im Kopf, die uns sofort abchecken lässt, ob das, was wir „echt“ empfinden, nicht womöglich für rechts oder links gehalten werden und uns schaden könnte.
Das Schlimmste in diesem Land ist derzeit, dass
jede wirklich freie Meinungsäußerung sich aus dem einen oder anderen Grund kein
Gehör mehr verschaffen kann. Entweder wird es sofort als „rechts“ oder „links“
verhetzt, oder man ist schlicht unfähig geworden, Sprache auf einem komplexen
Niveau zu verstehen und einem anderen in aller Gelassenheit erst einmal
zuzuhören und nicht nur, wie es die Geheimdienste tun, die Rede eines anderen
nach den Stichworten durchzuscannen, anhand derer man ihn sofort in die Ecke
gefährlicher „Nazis“ oder „linker Gewalttäter“ drängen kann.
Die Hysterisierung unseres Landes müsste, wenn wir uns noch retten wollen, sofort aufhören, und die Vernunft müsste mit ihrem Tross an Schamhaftigkeit, Deutlichkeit, Klarheit, Tugendhaftigkeit (in einem philosophischen Sinne!), Freiheit und Tapferkeit, aber auch Menschenliebe und Respekt vor dem Feind oder dem für einen Feind Gehaltenen einziehen auf unseren Straßen und Gehirnwindungen und vor allem in unsere Herzen. Ich gebe es offen zu: mir scheint, dass es zu spät ist.
Bands wie K.I.Z. schüren den hysterischen Geist,
aber nichts brauchen wir gerade jetzt mehr als Besonnenheit und Ehrlichkeit. Nichts
kann einen aufrechten Menschen mehr erschüttern als der dümmlich-dreiste
Auftritt eines Herr Seibert im Auftrage einer Regierungschefin, die
autokratisch handelt und sich dem Volk nicht mehr stellt. Wir wissen alle, dass
das nicht mehr lange gut geht und derzeit alle Chancen, die Lage vernünftig
auszugleichen, systematisch verspielt werden. Ich habe die Befürchtung, dass
dies absichtlich geschieht, denn andernfalls müsste ich die Akteure für hoffnungslos
verblödet, abgehoben oder sogar geisteskrank halten. Um die tragischen Akteure
einigermaßen zu ehren, muss ich eher Politstrategie annehmen. Und nach den
vielen Merkwürdigkeiten, die uns zeigten, wie die Geheimdienste selber massiv
verstrickt sind in die rechtsradikale Szene (NSU-Prozesse, NPD-Personaldecke) und
sogar den Islamismus (Anis Amri war als V-Mann im Gespräch, die Ungereimtheiten
des Berliner Attentats werden vielfach in der alternativen Szene analysiert
etc.), vermutlich auch den Linksradikalismus, muss man ohnehin sehr vorsichtig
sein mit einer Lagebeurteilung in Chemnitz. Eines nur ist sicher: die
Bevölkerung ist unschuldig und macht sich einfach nur Sorgen, wie es jeder
seelisch gesunde Mensch, der Mitgefühl und Angst hat, empfindet! Dafür muss
sich niemand verhetzen lassen und erst recht nicht rechtfertigen!
Allen vor allem durch Berlin selbst geschürten Grabenkriegen entgegen möchte ich daran erinnern, dass der Ausgangspunkt der Chemnitzer Unruhe nicht rechte Gewalt oder dergleichen war, sondern ein grausamer Mord an einen Mann, der selbst Migrationshintergrund hatte und über dessen brutale Auslöschung viele, sehr viele Chemnitzer zutiefst erschüttert sind. Dass unsere Regierung es allem Anschein nach wieder einmal schaffte, aus dieser zutiefst menschlichen Regung über eine Straftat, die mutmaßlich eben nicht von „Rechten“, sondern von arabischen Illegalen begangen wurde (was aber wie alle Attentate der letzten Jahre erst noch genau zu prüfen wäre, was man uns leider schuldig bleibt…), einen ihrer propagandistischen Präzedenzfälle zu schaffen, widert mich als Bürgerin dieses Landes an. Mäßigender Einfluss wäre hier, wenn es mit rechten Dingen zugehen würde, angebracht gewesen, Einfühlsamkeit und ein offener Diskurs. Es ist immerhin zu loben, dass der Ministerpräsident Sachsens ebenso wie der Verfassungsschutzpräsident Maaßen die pauschale Hetze und die Lügen, die seitens der Regierung über Chemnitz und seine erschütterte Bevölkerung verbreitet wurden, dementiert haben. Maaßens hatte in der BILD gesagt: "Es liegen dem Verfassungsschutz keine belastbaren Informationen darüber vor, dass solche Hetzjagden stattgefunden haben." Das ist ein klarer Satz! Man ist sich in den Mainstreammedien und bei den einschlägigen „Gegenrechts“-Schreiern wie Ralf Stegner natürlich einig: Damit spielt der Herr Maaßen „den Rechten“ in die Hände. Was aber, wenn das, was er sagt, ausnahmsweise mal die Wahrheit sein sollte? Die Wahrheit interessiert diese Hetzer allerdings niemals, wehe der Wahrheit, die die albernen Kulissen des schönen Antirechtsbühnenbildes aufschieben könnte! „Wahrheit“ ist, wenn es nach Stegner und Co gehen sollte, faktisch zur „Hatespreech“ geworden. Weitere Argumente in der Sache fehlen stets. Man zeigt uns dickleibige, glatzköpfige Demonstranten, die irgendwo auf einer Straße gehen, und schreibt drunter: „Ausschreitungen bei der Pro-Chemnitz-Veranstaltung am 27. August“ (Tagesspiegel https://www.tagesspiegel.de/politik/chemnitz-wie-maassen-und-kretschmer-hass-und-hetze-relativieren/23008364.html ).
Mit Verlaub: Ich sehe da keine „Ausschreitung“, sondern nur vulgäre Typen marschieren — darf man
das nicht mehr oder nur dann, wenn man stonewashed-links oder mittig oder
behauptet nicht-rechts ist? Und wer sagt mir, wer da wirklich marschiert? Das
können auch verkleidete V-Männer sein. Sie dürfen sich ja per Gesetz inzwischen
„szenetypisch“ verhalten. Jeder
einigermaßen nüchterne Bürger hat inzwischen innere Distanz und weiß genau,
dass all diese Bilderfluten, die man uns als „Beweise“ zeigt, auch
Theaterbilder sein können. Mit Recht galten sie vor Gericht niemals als echte
Beweismittel. Bilder stehen in ihrem Wert noch unter gekauften Zeugen. Faktum
aber ist, dass auf dem besagten Bild einfach nur ein paar unsympatische Männer gehen…
Mit der Wahrheit also, denn was der Herr Claaßen sagt, könnte immerhin die Wahrheit sein, auch wenn sie nicht ins hysterische „Weltbild gegen rechts“ passt, „spielt man den Rechten in die Hände“? Im Klartext: diese Medien würden lügen, um den Rechten, diesem Pappkameraden der Hysterie, ans Bein zu treten, ja noch schlimmer: um eine angebliche so riesige rechte Szene weiterhin beschwören zu können, auch dann, wenn es sie in der Monstergröße wirklich gar nicht gibt?!? Ich muss immer an einen Neuaufguss der McCarthy-Ära denken. Wir erleben derzeit eine „second brown scare“…wie damals regierungsgeschürt… Und für dieses wahnhafte, hysterische Ziel, opfert man gerne auch mal den Ruf einer ganzen Stadtbevölkerung? Dass irgendwelche Schreiberlinge und Propagandisten in eigener Sache irgendwelche Urteile in die Welt hinauskrakeelen — so what, es herrscht Meinungsfreiheit, kein Problem.
Dass aber die, die uns regieren, jede Besonnenheit
vermissen lassen und nicht sorgsam prüfen, bevor sie Beschuldigungen und
Verurteilungen ganzer Bevölkerungsteile zum Amüsement der restlichen, noch
halbwegs vernünftig gebliebenen Welt herausposaunen, selbstverständlich mit dem
Pathos des Saubermanns — das erfüllt inzwischen den Tatbestand nicht nur
womöglich der Volksverhetzung seitens der Regierung, was zu prüfen wäre in
besseren Tagen, sondern vor allem des astreinen Politkitsches. Saul Friedländer
hat einst den engen Zusammenhang zwischen Kitsch und Tod als einem „wollüstig
hinreißenden Phänomen unserer Zeit“ herausgearbeitet. Was derzeit in diesem
Lande seitens der Eliten geschieht, ähnelt diesem Kitsch stilistisch: man suhlt
sich in einem vermeintlich gerechten Kampf gegen einen Gegner, den man selbst
geschaffen hat. Der ostdeutsche „rechte Mob“ ist die Tontaube unserer Eliten. Seit
meiner Kindheit in den 60ern und 70ern höre ich mir das hysterische und
wachsende Gegröle „gegen rechts“ an. Es sind Jahrzehnte vergangen, aber das,
was unser Land zerstört, ist nicht „rechts“, sondern kommt aus den
Verstrickungen unserer Regierungen, seien sie konservativ, liberal oder
sozialdemokratisch oder grün („rechte“ Regierungen hatten wir glücklicherweise
nicht!) in den militärisch-industriellen Komplex, der uns interessanterweise
durch „antifaschistisch“ herumheulende Grüne wie der seinerzeitige
Außenminister Fischer dazu gedrängt hat, inzwischen wieder munter illegale
Kriege zu führen. Wer sind die wahren „Rechten“? Auch Ursula von der Leyen,
wenn mal wieder ein riesiger Waffendeal in den Orient verhandelt wird?
Dieser ganze mediale Blödsinn „gegen rechts“ ist reinster Kitsch und bedeutet „gegen die Bevölkerung und ihre authentischen Äußerungen“ — mehr nicht. Was wirklich „rechts“ ist, unterfliegt das Radar des manipulierten Bewusstseins. Und genau so kommt es auch, dass unterirdische Texte wie die der Band K.I.Z. als leuchtende Vorbilder angeblich doch ganz eindeutiger und selbstredend auch gelungener Satire nicht als das erkannt werden, was sie sind: geistige Brandstiftung. Aber der deutsche Saubermann, beflissen „gegen rechts“, hat gelernt, dass er sofort seinen Seitenscheitel nachziehen und Bekenntnisse abgeben muss, wenn ihm aus dem Off souffliert wird, dass er jetzt „den Rechten nicht in die Hände spielen darf“.
Ich komme noch einmal zurück zu Schiller. Er
spricht deutlich davon, dass nicht alles, was von sich behauptet, es sei
Satire, auch wirklich Satire ist. Er weist darauf hin, dass Scheinsatire eine „rein sinnliche Quelle“ haben kann, ein „rein materielles Interesse“, aus dem
natürlich auch nichts Besseres fließt, als das, was da herausgerotzt wird:
„Dieses materielle Interesse ist es, was der gemeine Satiriker ins Spiel bringt, und weil es ihm auf diesem Wege gar nicht fehl schlägt, uns in Affekt zu versetzen, so glaubt er unser Herz in seiner Gewalt zu haben und im Pathetischen Meister zu sein.“
Das beschreibt sehr gut unsere Lage: man versucht, Gewalt über uns zu erlangen durch Scheinethik und Scheinsatire. Wie Schiller an anderer Stelle in seinem Text sagt, hat der „Zuchtmeister der Verkehrtheit“ es geschafft, das Terrain zu beherrschen, wo man die Poeten verdrängt und marginalisiert hat. Dass er allem wirklich Künstlerischen entgegensteht, versteht sich. Und auch von daher sollte es nicht wundern, dass ein solcher verbaler Schmutz nun als moralisches Hilfsmittel gegen was auch immer bemüht wird.
„Aber jedes Pathos aus dieser Quelle ist der Dichtkunst unwürdig, die uns nur durch Ideen rühren und nur durch die Vernunft zu unserm Herzen den Weg nehmen darf. Auch wird sich dieses unreine und materielle Pathos jederzeit durch ein Uebergewicht des Leidens und durch eine peinliche Befangenheit des Gemüths offenbaren, da im Gegentheil das wahrhaft poetische Pathos an einem Uebergewicht der Selbstthätigkeit und an einer, auch im Affekte noch bestehenden Gemüthsfreiheit zu erkennen ist.“
Hier aber, in unserem Fall, sabbert der Schmutz aus dem Schmutz über den Schmutz. Erhebend ist das nicht. Eine geistige Höhe ist weit und breit nicht erkennbar. Nur sie wäre in der Lage, echte Appelle an Frieden und Maß zu geben.
„Wenn uns der Geschichtsschreiber Tacitus den tiefsten Verfall der Römer des ersten Jahrhunderts schildert, so ist es ein hoher Geist, der auf das Niedrige herabblicke, und unsere Stimmung ist wahrhaft poetisch, weil nur die Höhe, worauf er selbst steht und zu der er uns zu erheben wußte, seinen Gegenstand niedrig machte.“
Wir werden zu nichts erhoben von dieser Regierung und den „Künstlern“ ihrer Wahl, sondern wir werden frustriert und zu Zynikern erzogen von diesem morbiden Staat und seinen Zombies an der Spitze. Angesichts suggerierter „Nazis“, „gegen“ die man grölt, macht man uns mental zu Nazis. D.h.: mich nicht. Ich mache das nicht mit. Ich werde niemals zum rotbraunen, regierungskonformen Nazi, nur um einer verkommenen Schicht an Autokraten zu beweisen, dass ich kein Nazi bin. Ich lehne jede Herrschaft anderer über mich ab auf dieser Welt, jede! Und ich lehne es ab, dass meine Mitmenschen beherrscht und ausgebeutet werden. Ich bin ein freier Mensch mit freien Gedanken, die ich mir nicht rauben lasse, auch nicht durch gewiefte Manipulationen und tägliche mediale Erpressungen.
Für die, die es immer noch nicht kapiert haben: Man
sollte die unter die Lupe nehmen, die faktisch und zweifellos an der Macht sind,
Herrschaft über uns ausüben und uns ohne unser Einverständnis in Kriege
treiben, unser erwirtschaftetes Vermögen aufgrund ihres Gewaltmonopols verschleudern
und zum Diebesgut machen und durch Waffenhandel skrupelloser Unternehmer und
staatlicher Verkäuferinnen ganzen Völkern schaden und Millionen Menschen auf
eine ungewisse, zynische Wanderschaft nötigen, nachdem sie ihnen ihre Heimaten
zur Hölle gemacht haben — hier wäre echter Handlungsbedarf. Auf deren billige
„Haltet-den-Dieb-Strategie“ sollte wirklich kein vernünftiger Bürger mehr
hereinfallen.