Dienstag, 5. September 2017

Fake Heavens (I) - Betrachtungen zur Flache-Erde-Diskussion



Fake Heavens
Betrachtungen zur aktuellen Flache-Erde-Diskussion

1. Wie kommt es, dass die Flache-Erde-Theorie in den letzten Jahren so viele Menschen ansprechen kann?

Seit einigen Jahren tobt im deutschsprachigen Internet eine Welten-Schlacht. In den USA existiert darüber hinaus auch eine entsprechende Debatte in verschiedenen Buch-Veröffentlichungen. Es ist, um es ein wenig simplifizierend zu sagen, die Schlacht zwischen „Flacherdlern“ und „Kugelerdlern“. Zunächst wird jeder, der damit konfrontiert wird, den Kopf schütteln und sagen: Aber das alles ist doch längst geklärt. Je mehr man sich mit der Sache befasst, desto klarer wird einem, dass tatsächlich an der omnipräsenten Kosmologie, die uns als die zweifellos wahre eingeprägt wurde, manches nicht stimmen kann. Wie in der Szene immer wieder zu hören ist von Menschen, ist es die Reaktion des Bewusstseins, dass das, was man uns sagte, schwergängig war, offenbar der eigenen Gestalt zuwider war, „irgendwie nicht passte“, und dass im Modell der Flachen Erde „alles plötzlich Sinn ergibt“ und man sich als Mensch auf einer so vorgestellten Erde besser einfinden kann.
Anders als viele unkritische Geister es tun, möchte ich diese Äußerungen unbedingt ernst nehmen. ME weisen sie auf ein Grundproblem der postmodernen Kosmologie hin.

Für mich stellt sich die Frage, ob es sachlich wirklich nur um zwei rein materiell erdachte Erdgestalt-Modelle geht, sondern nicht vielmehr um etwas ganz anderes. Die Erbitterung und Unzivilisiertheit, mit der insbesondere die heliozentrische „Mainstream“-Seite um sich schlägt, die als der monopolisierte „Marktführer“ und „evidenter Rechthaber“ doch gar nichts zu befürchten haben sollte, ist überraschend und macht hellhörig.
Eine zahlenmäßig immer noch kleine, aber anscheinend wachsende Gruppe von einflusslosen Menschen bezweifelt offen und hartnäckig, dass das hypothetische Weltbild, das uns seit ca. 500 Jahren, seit der legendären „kopernikanischen Wende“  mit zunehmender Einseitigkeit als das fraglos „Wahre“ im Gegensatz zum „Falschen“ (vergangener Zeiten und v.a. der Religionen) als zentraler Gegenstand einer „hohen Bildung“ vermittelt wird, zutrifft. Sie kann sich dabei auf eine Tradition des Zweifels und alternativer Modelle stützen, die die „Revolution“ des Heliozentrismus mit all ihren nie bewiesenen Prämissen und Behauptungen von Anfang an ablehnte. Im 19. Jh erreichte diese „alternative“ kosmologische Szene einen Höhepunkt. Im 20. Jh blieb sie bis zum 2. Weltkrieg lebendig, danach ging sie aus verschiedenen Gründen nieder und taucht seit einigen Jahren wieder erneut und mit neuen Möglichkeiten und Fragestellungen auf.

Warum aber gerade jetzt?
Im Zusammenhang mit den politischen Katastrophen und bekannt gewordenen Propagandalügen insbesondere vor einer Reihe von völkerrechtswidrigen Kriegen der letzten Jahrzehnte verfestigt sich in einigen Menschen, auch solchen, die sich mit kosmologischen Fragen nicht beschäftigen, der Verdacht, wir würden tagaus tagein belogen. Der arglose oder naive Glaube an angebliche oder wirkliche, im Sinne einer Erleuchtung über die Dinge verstandenen „Erkenntnisse“ der „Wissenschaft“ oder „wahre“ politische Nachrichten verliert seit Jahrzehnten an Boden und flieht entweder in einen Wissenschafts-Dogmatismus, der den Zweifel als Kapitulation eines komfortablen Lebensgefühls fürchtet, oder er bekriegt jedes Widerwort wie einen ideologischen „Feind“, den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gelte. Das Monopol auf die Verbreitung von Nachrichten, die zentrale Steuerung des Geldes und die einseitige Finanzierung der wirkmächtigen Informationsverbreitung liegt in so wenigen Händen, dass Misstrauen alleine schon vernünftigerweise angebracht sein sollte.
Ich bin überrascht darüber, dass so viele heute den inflationär gegen jede Alternativnachricht oder -theorie eingesetzten Totschläger von der „Verschwörungstheorie“ nachplappern, obwohl wir alle wissen, dass es seit Menschengedenken kleine und große Verschwörungen, Lügen und Verbrechen im Dienste „höherer Zwecke“ und naturgemäß auch deren Verschleierung gibt.
Es kann sachlich nur darum gehen, ob solche Versuche — im Falle von Ungereimtheiten in der offiziellen Darstellung — die Wahrheit herauszufinden, Argumente vortragen, die stichhaltig sind, die man bedenken sollte oder eben mit triftigen Gründen nicht.
Die Unsicherheit über das offiziell verbreitete Weltbild lässt bei den wacheren und skeptischeren Zeitgenossen wie in einem Dominoeffekt eine scheinbare „Wahrheit“ nach der anderen einstürzen. Vielen geht auf, dass nicht nur die während des Kalten Krieges dämonisierte, kommunistische Welt die Gehirne und Seelen programmiert hat („Gehirnwäsche“), sondern auch der Westen unter der Führung der USA dies tat und tut, und dies vermutlich viel geschickter und perfider. Das Vertrauen der Menschen wurde nachhaltig korrumpiert. Viele haben den Eindruck, sich in einer Lage zu  finden, in der ihnen dämmert, dass manches vielleicht noch einmal ganz von vorne durchbuchstabiert werden muss, weil die Wand, an die sich das korrupte System seit Jahrzehnten fährt, nicht mehr allzu fern sein dürfte.

Während noch meine Generation mit der hermetischen Vorstellung aufwuchs, man habe im finsteren Mittelalter geglaubt, die Erde sei eine „Scheibe“, von der man herunterfallen könne, und eine hämische und herablassende Haltung gegenüber solcher vormaliger „Unbedarftheit“ gleich mit erlernte, beeilen sich heutige Verfechter der „Wahrheit“ der heliozentrischen Theorie über das All, die sich zu einem quasireligiösen Dogma entwickelt hat, zu betonen, „gebildete“ Menschen hätten schon in der Antike und im Mittelalter „gewusst“, dass die „Erde eine Kugel“ sei. Die Beweislage für solche wissenschaftshistorischen Behauptungen ist allerdings mehr als dünn bzw eine Milchmädchenrechnung (s.u.). Es ist leicht erkennbar, dass mithilfe einer solchen Behauptung das Terrain der Zweifler noch mehr eingeengt werden soll, als es bereits eingeengt ist: nicht nur der heutige Mensch, sofern er seriös ist, „weiß“, dass „die Erde eine Kugel“ ist und „um die Sonne kreist“, sondern schon die Alten, sofern sie seriös waren, „wussten“ das. Man nimmt eine Rückprojektion heutiger Bewusstseinslagen in die ferne Vergangenheit vor, ohne zu berücksichtigen, dass alleine schon dieses Ansinnen unwissenschaftlich und absurd ist. Die Theorien der Antike sind begrifflich mit dem, was man heute denkt, nicht einfach identisch, selbst dann, wenn bestimmte Begriffe dem Anschein nach identisch im Spiel sind. Hinter Begriffen stehen Theorien, und nicht bloße Wörter, sondern deren Begriffs-Horizont ist alleine entscheidend für das Verständnis derer, die sie verwendeten. Die wissenschaftshistorisch begründete Süffisanz postmoderner Heliozentriker beruht schlicht und einfach auf geschichtlicher und naturphilosophischer Ignoranz.

Das derzeit gängige und „einzig wahre“ Bild vom Kosmos hat seinen absoluten „Sieg“ erst nach dem 2. Weltkrieg davongetragen und wurde seither über die ganze Welt verbreitet und zum Gegenstand der meisten Bildungsprogramme erhoben und zum Gipfelpunkt eines Erkenntnis- und Forschungsprozesses erklärt, der nicht mehr hinterschritten werden könne. Anders gesagt: So sehr man die „kopernikanische Wende“ für frühere Zeiten als Beweis für ein eigentlich doch unbegrenztes, evolutionäres Erkenntnismodell feiert, so sehr schließt man aus, dass eine solche Wende je noch einmal geschehen können sollte…
Überall tauchten suggestive Globusmodelle auf — in allen Schulen, in Firmen-Logos, auf Buchcovern, in Animationen und Skulpturen. Jedes Kinderzimmer soll durch einen von innen beleuchteten Globus bestückt werden. Entsprechende Billigaktionen bei Aldi und Lidl haben zu einer massenhaften Verbreitung dieses Spielzeugs beigetragen. Das absolut wahre, „wissenschaftliche“ Weltbild wurde seit der Nachkriegszeit in Klassenzimmern, Kinderfilmserien, selbst in die Comic-Literatur bis heute als die unumstößliche Wahrheit etabliert und in die Bewusstseinswelten heutiger Menschen von klein auf injiziert und durch einen seither massenhaft ausgebauten Literatur- und Filmbereich, das postmoderne Science Fiction-Genre, zu einem omnipräsenten Paradigma postmodernen Selbstverständnisses entwickelt.
Jeder kennt die Film-Serie „Raumschiff Enterprise“ aus den 60ern oder „Star Trek“. Seit 1961 erscheint wöchentlich im Groschenformat ein neues Abenteuer des Weltraumhelden „Perry Rhodan“. In der weltbekannten und in zahlreiche Sprachen übersetzten belgischen Comic-Serie „Tim und Struppi“ stellt gar eine Doppelausgabe („Reiseziel Mond“/“Schritte auf dem Mond“) von 1953/54 die damals noch ferne Mondlandung optimistisch so dar, als sei die für jedes Kind machbar und nur eine Reise in ein Nebenzimmer der Erde, das im wesentlichen unter denselben physikalischen Gesetzen stehe wie unser bekannter irdischer Lebensraum, und müsse nur etwas angereichert werden durch mitgebrachte irdische Utensilien wie zum Beispiel Atemluft, Nahrung und Wasser. In der Serie „Asterix“ wird immer wieder humoristisch die Angst des gallischen Häuptlings Majestix erwähnt, der „Himmel“ könne ihnen eines Tages „auf den Kopf fallen“. Und zeitgenössische Althistoriker, die sich die Mühe gemacht haben, all jene historischen Szenarien, die die Autoren der Serie darstellen, auf ihre „Richtigkeit“ hin zu prüfen, bestätigen ganz ernsthaft, dass selbst dieses Detail der Darstellung stimme: „Lange Zeit vor Asterix hatten tapfere Kelten eine Unterredung mit Alexander dem Großen. Der fragte sie, wovor sie sich fürchten. Die einzige Angst, versicherten sie dem Kriegsfürsten, sei, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte.“[1] Im Jahr 2005 erschien eine Ausgabe der Asterix-Serie mit dem Original-Titel „Le ciel lui tombe sur la tête“ („Der Himmel fällt ihm auf den Kopf“) und auf Deutsch unter dem Titel „Gallien in Gefahr“. Asterix und Obelix entdecken, dass Außerirdische eintreffen, woraus sich eine schräge Kampfsituation ergibt, die mit einem Vergessenzauber der Erdbewohner endet, ein Motiv, das sich auch in der Tim und Struppi-Folge „Flug 714 nach Sidney“ von 1968 findet. 
Selbstverständlich reisen auch Donald Duck und Mickey Mouse nach 1945 im Weltall herum, und es dürfte kaum einen Menschen unter 50 Jahren geben, der nicht die berühmten Star Wars-Filme und ihre Protagonisten kennt. Die Vorstellung, dass das All so ist, wie man es uns sagt, und von dieser Vorstellung aus fantastische Geschichten in die Geschichte zurück und voraus und dem Anschein nach „wissenschaftliche“ Meinungen und Überlegungen erzählt, prägt uns alle mehr oder weniger. Die Mutmaßung, in dem solcherart „gebauten“ Universum gebe es in den Wüsten des leeren, öden, so unsäglich plump materiell gedachten Alls ferne Galaxien und Paralleluniversen und vor allem fremde Wesen, „Aliens“, die mit uns Kontakt aufnehmen könnten oder unter deren Schutz wir seit langem stehen, wird eher anerkannt und geglaubt als die Frechheit der „Flat Earther“, das gesamte Kosmos-Konstrukt in Frage zu stellen.
Mit der postmodernen Kosmologie wird unterschwellig auch eine Bewusstseinswelt projiziert. Man hat einen bestimmten Strang astronomischer Hypothesen verabsolutiert und immer weiter ausgebaut, zum alleinigen, denkbaren und „erlaubten“ Ausgangspunkt akademischer Forschung positioniert und in einem halben Jahrtausend einen gigantischen, mithilfe einer „Himmelsmechanik“ neuzeitlichen „Turm von Babel“ aufgestellt, der im Rahmen dieser fest etablierten Wissenschaft nicht einmal mehr partiell hinterfragbar ist, weil er sonst insgesamt zusammenbrechen könnte. Die Frage, wo in einem solchen Konstrukt eigentlich ein Gott angesiedelt sein könnte, ist zu einer undenkbaren Abstraktion geworden, die gläubige Menschen in eine Distanz zu ihrem Glauben bringt, deren sie sich nicht bewusst zu sein scheinen. Ein großer Teil biblischer Aussagen verliert schlicht seinen konkreten Sinn, wenn man das moderne Kosmoskonstrukt für bare Münze nimmt. Kirchlicher Konservativismus hat sich darum auf das 6. Gebot und ein moralistisches Dauerlamento zurückgezogen, das aber wesentliche Problempunkte der Glaubenskrise nicht nur nicht sehen will, sondern sogar leugnet. Ein solch gewichtiger Grund der Krise liegt mE in der defensiven Kosmologie der Christen, die diesen Namen eigentlich gar nicht mehr verdient. Die Kirche, die doch sonst so vieles zu dogmatisieren müssen glaubte, das aus heutiger Sicht überflüssig erscheint, wie etwa die Papstdogmen, hat es versäumt, die Relevanz kosmologischer Fragen zu erkennen. An ihnen hängt aber, wie ich noch zeigen werde, für den Glauben unendlich viel. Und ich möchte die Kirche fragen, ob sie nicht doch an dieser Stelle etwas genauer hinsehen will. Sie war es, die von der Schöpfungswoche abwich und Zeitmessgeräte und –theorien einführte, die uns in eine unmenschliche Welt der Stechuhren und Vertaktungen geführt hat. Für Kalenderreformen brachte sie sogar das Opfer von Schismen.

Wer also gegen diese Kosmologie antritt mit Zweifeln, hat (noch) keine guten Karten, stehen doch Kirche und Welt in sonst so seltener Eintracht gegen ihn, und macht sich zum Narren. Es müsste entweder durch ein starkes Ereignis dieser „Turm“ mit einem Schlage entzaubert („debunked“) werden oder ein gigantischer Geist eine alternative Kosmologie vorlegen können, die es mit diesem jahrhundertealten Wissenschafts-Mythos so augenscheinlich aufnehmen kann, dass der übermächtige, gut bestallte Mainstream verstummen müsste. Für neue und ungewohnte Erkenntnisse hat man sich aus Angst vor der Entmythologisierung des modernen Kosmosmythos vollkommen verschlossen und tritt aggressiv um sich, sobald nur der geringste Versuch in diese Richtung unternommen wird. Nicht zu vergessen ist dieser Mythos militärisch und machtpolitisch gesehen ausgesprochen ergiebig.
In einem gewissen Sinn sind die postmodernen Zweifler Kinder, die wie in Andersen Märchen ausrufen: „Aber da ist doch gar nichts! Es ist alles Fake!“

2. Die Verteufelung der sinnlichen und eigenständigen Wahrnehmung

Die Situation spitzt sich allenthalben zu. Anhand der aktuellen politischen Vorgänge erleben wir, dass die etablierten Institutionen und Parteien, ohne dies auch noch zu verschlüsseln, alleine bestimmen wollen, was „Fake“ ist und was nicht. Die Behauptung seitens der Merkel-Regierung, das, was ihr widerspreche, sei „postfaktisch“, ist so dreist, dass man sich über die Bereitschaft immer noch so vieler wundern muss, das zu schlucken. In einer solch totalitären Atmosphäre lassen sich notwendige Debatten nur noch mit Mühe, unter Gefahren und grundsätzlich nicht mehr fair durchführen.
Es scheint, dass wir an dem Schlusspunkt von Andersens Märchen von des „Kaisers neuen Kleidern“ angelangt sind: der Herrscher merkt, dass der Glaube an den kaiserlichen „Fake“ im Volk bröckelt, aber anstatt aufzugeben und sich geschlagen zu geben, unternimmt er eine finale Anstrengung, um die Täuschung nun gerade erst recht zu verteidigen:
„Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: »Nun muß ich aushalten.« Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.“[2]

Unser postmodernes Selbstverständnis ist dogmatisch, wenn es um die wissenschaftliche Erkundung der Erde und des Alls geht:
Wer es wagt, einmal „gewonnene“ und damit „sichere“ Forschungsergebnisse und „Erkenntnisse“ zu bezweifeln, der kann nur verrückt, „beratungsresistent“ oder ein Spaßmacher sein. Es fällt an allen Publikationen und Statements zu diesem Thema seitens der etablierten Kosmologie ausnahmslos auf, dass sie schon in den ersten Sätzen die Meinungsgegner disqualifizieren, wobei Sätze wie dieser noch harmlos sind: „…it can be difficult to believe that the proponents actually take themselves seriously“[3]. Bevor man die Argumente und Fragen der „Flat Earther“ überhaupt neutral und seriös angeht, schickt man schon voraus, dass sie ohnehin nicht ernst zu nehmen seien. Auch dann, wenn „Mainstreamer“ auf Fragen , die von deren Seite gestellt werden, keine überzeugende Antwort finden, kontern sie in aller Regel mit einer expliziten oder impliziten Abwertung der Zurechnungsfähigkeit des Fragenden oder leugnen in autoritärer Art und Weise überhaupt die Berechtigung einer solchen Frage oder versteigen sich in immer neue, immer schrillere und abstrusere Behauptungen in der Sache, für die ich gleich einige Beispiele geben will.
Auch wenn der Diskussionsstil seitens der etablierten Wissenschaft etwas moderater ausfallen sollte, wird der Fragende immer damit ausgehebelt, dass er sich fälschlicherweise auf seine Sinne und Folgerungen aus seinen Sinneswahrnehmungen verlasse, während der „Fachmann“ „weiß“, dass es ganz anders sei, als man es sehe und erschließe, und die Welt nun mal nicht erkannt werden könne, wenn man sich auf das verlasse, was man auf der sinnlich-phänomenalen Ebene wahrnehme. Damit ist man immer schachmatt gesetzt. Mit diesem Argument müsste man alles noch so widersinnig Erscheinende glauben, ohne es selbst nachvollziehen zu können, weil ein erhabener Zirkel „Erleuchteter“ vorgibt, hier mehr zu wissen als der normale Mensch. Allerdings ist mit dieser Argumentationsfigur auch jeder visuelle Beweis der Gegentheorie obsolet. Man hat den Bogen überspannt, und es ist eine Frage der Zeit, wann er unter dieser Überspannung bricht. Die „Mainstreamer“ wenden vorerst die Truganfälligkeit der Sinne und alltäglichen Schlussverfahren nur auf die entsprechenden Zweifel oder Gegenbeweise ihrer Gegner an, und das bis hin zur Lächerlichkeit, während sie alles, was sie selbst mithilfe sinnlicher Bilder zu beweisen können glauben, für absolut trugresistent halten. Sie versichern dem Skeptiker, man könne eine gekrümmte Wasseroberfläche nicht wahrnehmen, wenn er sagt, sie erscheine ihm stets horizontal und ungekrümmt, reden uns aber ein, das verschwindende Schiff am Horizont versinke „wegen der Erdkrümmung“, obwohl inzwischen in ungezählten Filmaufnahmen nachgewiesen wurde, dass solche hinter der Erdkrümmung versunkenen Schiffe mit Leichtigkeit wieder herangezoomt werden können und das Verschwinden aller Dinge aus unserem Gesichtfeld an der Begrenztheit unserer Sehkraft und dem perspektivischen Sehen liegt. Das berühmte Foto Joshua Nowickis, das die Skyline von Chicago ca. 95 km entfernt von Michigan aus, also aus einer Entfernung klar und deutlich aufnehmen konnte, die wegen der Erdkrümmung nicht möglich sein dürfte, wurde von einem Metereologen in einer Fernsehshow als „Luftspiegelung“ erklärt.[4] Daraufhin fuhren einige Leute nach Michigan und führten in Echtzeit eine halbe Stunde lang vor, dass man Chicago unentwegt und ohne irgendeine Not aus näheren und kürzeren Distanzen von einem Boot aus ganz locker und ohne jede „Luftspiegelung“ fotografieren kann.[5]
Ein ähnliches Phänomen ist eine Tafel am Ufer des Bodensees in Konstanz, die dem Besucher erklärt, er könne nicht bis Bregenz sehen wegen des „Wasserbergs“, den die Erdkrümmung verursache. Zahlreiche Bürger aber haben mit eigenen Augen vom Seeufer in Konstanz die Uferpromenade in Bregenz gesehen. Eine Bürgerinitiative will diese Art postmoderner kosmologischer Volksverdummung entfernt sehen.[6] Es lässt sich leicht für jeden nachvollziehen, dass die behaupteten Sichtweiten „wegen der Erdkrümmung“ falsch sind. Mit ein wenig Nachdenken sollte jedem klar werden, dass alles, was man durch Heranzoomen sehen kann, nicht zugleich durch eine Erdkrümmung verdeckt sein kann. Man dürfte aber auch vieles von dem, was man ohne Not mit bloßem Auge erkennt, nicht mehr sehen können. So müsste die behauptete Erdkrümmung unmöglich machen, das Seeufer von Arbon oder Romanshorn (ca. 10—15 km) vom Seeufer in Friedrichshafen aus zu sehen. Man sieht das aber bei guter Sicht sogar mit bloßem Auge… Und es hat etwas durchaus Lächerliches, wenn jeder Hinweis auf die Unsinnigkeit der Erdkrümmungs-Prämisse mit immer neuen und absurderen Erklärungen wie „Luftspiegelungen“ oder „gekrümmtem Sehen“ oder überhaupt den unüberschaubaren „Dimensionen“ der Kugelgestalt der Erde und dergleichen abgeschmettert werden. Sagen wir es doch klar und deutlich: die Wissenschaft oder Pseudowissenschaft, sei sie geldschwer und mächtig wie sie will, hat sich gehörig verrannt!

Damit ist unfreiwillig vonseiten der etablierten Wissenschaftsmeinung zugestanden, dass die Skeptiker und „Verschwörungstheoretiker“ eine unangenehme Wahrheit aussprechen: tatsächlich wird der „normale Mensch“ ausgeschlossen aus einer Überprüfung dessen, was man uns da als „Erkenntnis“ zu glauben heißt. Das Monopol auf die Wahrheit hat dieser Argumentation nach die besagte Handvoll Eingeweihter, die sich darauf versteht, anders zu denken und zu erkennen als ein Mensch es seiner „uneingeweihten“ Conditio gemäß tun kann. Eine pseudowissenschaftliche Herrenrasse von Physikern samt all ihren eifrigen Trabanten hält sich für prädestiniert, all jene Untermenschen zu belehren und zu dominieren, die die Welt anders zu sehen belieben und dabei auch noch — auf ihre sinnliche Alltagserfahrung verweisend — diskutieren wollen.
Der Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der Phänomene, Hypothesen und mithilfe von ganz und gar im Sinnlichen steckenden Messinstrumenten und der Bewertung der Messungen wird dabei aus der realen sinnlichen Erkenntnisfähigkeit des Menschen so ausgeklammert, als könne man sich auf so etwas wie „reine Abstraktion“ zurückziehen. Symptomatisch dafür ist, dass man, wenn man etwa auf Wikipedia physikalische Begriffe eingibt, dieselben weder verständlich noch ausführlich genug in klaren Worten erklärt, sondern nach drei erklärungsunfähigen Sätzen endlose Formelkolonnen präsentiert bekommt, die auch ein Normal-Physiker kaum verstehen dürfte, handelt es sich doch um ein bloßes Skelett vermuteter Korrelationen, deren Geltungsbereich nicht abgegrenzt wird: das All „ist“ so ein Kontingent an abstrakten Formeln geworden, das man mithilfe hypothetischer „Kräfte“ zusammenhält, die den Anschein haben, auch jenseits des oder sogar ohne den Menschen im Kosmos immer und überall Geltung zu haben. Dass diese Kräfte wiederum zahlreiche Absurditäten hervorrufen, wie man an der Debatte über den Begriff der „Gravitation“ nachzeichnen kann, verkompliziert die Debatte immer weiter.[7]
Es ist beschämend, aber leider typisch, dabei den vollkommen berechtigten Zweifel des Fragenden nach der Legitimität und Glaubwürdigkeit einer solchen Art von „Luft“-Wissenschaft als Ausdruck von geistiger Verwirrung herabzuwürdigen. Man lässt sich im Gestus der Herablassung des Kaisers auf solche „fruchtlosen Diskussionen“ nicht gerne ein,  — weil man keine Antworten hat — , vermeint aber dennoch immer weitere Machtworte darüber sprechen zu sollen, denn die eigene Existenz und Zurechnungsfähigkeit stehen auf lange Sicht dabei eben doch mehr in Frage als die der unbefangenen Frager, die man für verrückt erklärt, bevor man ihre Anliegen überhaupt geistig nachvollzogen hat. Andernfalls müsste man in einen fairen Diskurs eintreten ohne Berührungsängste.
„Luft“-Wissenschaft nenne ich es deshalb, weil erst die phantastische heliozentrische Kosmostheorie ohne irgendeine zwingende Notwendigkeit erfunden wurde und in Prozessen endloser Nachbesserungen und Zusatzbehauptungen die Unstimmigkeiten und Fragen, die sich in der Folge ergaben, „korrigiert“ oder „angereichert“ wurden, dabei immer neue Probleme aufwarfen und -werfen und sich möglicherweise in eine nicht mehr kaschierbare Haltlosigkeit manövriert hat, die man wie der nackte Kaiser mit umso heftigerer Leidenschaft aufrecht hält. Man hat zahllose Hobbyastronomen in die spannende kopernikanische Fortsetzungsstory hineingelockt, von früh auf mit dem Kosmos-Kinderteleskop konditioniert und dazu gebracht, in der Logik und im Horizont des pseudowissenschaftlichen Groschengenres zu leben, als sei das die wirkliche Welt „da draußen“, in deren „Mechanik“ man nun eingeweiht werde. Vielleicht lässt sich auch von daher erklären, warum ganz besonders diese Amateur-Gemeinde mit einer so geballten Aggressivität auf jede Infragestellung reagiert. „Postmodern Cosmology debunked“ — ein Alptraum für den vorwiegend männlichen Zeitgenossen, der auf diese Weise in der Fiktion der Teilhabe an handfester Erleuchtung sein Selbstbewusstsein aufhängen konnte.
Das grundsätzliche Problem der modernen Physik, Astronomie und Naturphilosophie für den „User“ ist doch tatsächlich und nachvollziehbar folgendes (und nicht nur für diese Fachgebiete!):
„Do we possess adequate knowledge to trust without doubt what an apparent expert is telling us, or do we have little alternative in the majority of cases but to take them at their word? Besides the photographs from space or a schoolroom globe, how do you really know that the earth is a sphere?”[8]

Im Ergebnis heißt das, dass die Kosmologie unserer Tage uns mit derselben absolutistischen Herablassung aufgezwungen wird, wie die Weltdeutung der Kirche in früheren Tagen, die jeden zum Teufel schickte, der Zweifel an ihren Urteilen und Bildern anmeldete, seien die Zweifel berechtigt oder unberechtigt, und im Falle hartnäckiger geistiger Eigenständigkeit für Bücher- und Menschenverbrennungen sorgte. Man geht heute freilich etwas gepflegter vor, aber im Kern wagt kaum jemand, aus dem babylonischen Turmgebäude der modernen Astro-Physik auszubrechen, weil er oder sie schlicht und einfach um den eigenen sozialen Status fürchtet. Kein postmoderner Wissenschaftsmythos ist derart aggressiv bewacht wie dieser.

3. Trotz postulierter Unanschaulichkeit arbeitet man mit vulgären Bildbeweisen

Es ist interessant, dass der Siegeszug der gängigen Kosmologie in den Köpfen der Völker nicht durch falsifizierbare Argumente (wie das bei echter Wissenschaft der Fall sein müsste), sondern durch Bilder erfolgte und erfolgt: Man führte den Menschen nach einigen Erkundungsflügen während der 60er Jahre endlich auf dem gesamten Erdkreis am 11. Juli 1969 eine amerikanische Live-Mondlandung („Apollo 11“) vor, die weltweit im Fernsehen übertragen wurde und der weitere Apollo-Missionen folgten, und verbreitet seither dieses bekannte Bild von der „blauen Murmel“, das vom Mond aus geschossen worden sei. Trotz behaupteter zahlreicher weiterer Mondmissionen kann man uns nichts anderes als immer denselben Typus eines kärglichen, blauen Kugelbildes der Erde liefern. Die verschiedenen Versionen weichen voneinander ab und sind mehrfach als Zeichnungen entlarvt worden.[9] Ebenso schickt die militärische Großmacht, die selbstverständlich auch die Macht über alle Bilder hat, wie wir in den verheerenden Kriegen der letzten Jahrzehnte erkennen mussten, und dabei vor Betrug und Täuschung niemals zurückscheut, wenn sie Dinge, die in ihrem Interesse sind, glaubhaft machen will, Sonden auf den Mars oder sonst wohin ins All und sendet uns punktgenau so gestochen scharfe Fotos, dass sie an die Animationen der Science Fiction-Filme aus Hollywood-Produktionen erinnern. An der Echtheit dieser Bilder sind mehr als berechtigte Zweifel aufgekommen und vielfach von Personen vorgetragen worden, denen man nicht vorwerfen kann, sie seien Wirrköpfe (vgl. Anm. 9). Ihre Argumente sind triftig und nicht einfach mit autoritären Schmähungen zu widerlegen. Man zeigt uns Filme über real startende Raketen, dann gibt es immer einen „Cut“, und ab dann sehen wir nur noch CGI-Bilder, billige Computeranimationen, die immer den gleichen alten Käse wiederholen. Man gibt sich nicht einmal die Mühe, uns mit neuen Fake-Bildern zu unterhalten… Hinzukommt, dass selbst jedes echte Foto und jede Fotomontage ohnehin immer zweifelhaft bleiben müssen, weil sie eine Reduktion des Seienden auf zweidimensionale Clips vornimmt. Gerade Bilder beweisen am wenigsten! Sie bilden einen winzigen Ausschnitt von was auch immer ab und können niemals eine ganze Kosmologie „beweisen“. So können einige Autoren überzeugend aufzeigen, dass die Mondlandungsfilme der NASA und viele andere angebliche Bilder Filmstudioaufnahmen und Outdoor-Aufnahmen in der amerikanischen Wüste gewesen sein müssen.[10]
Auf einer massenpsychologischen Ebene sollte mithilfe von Bildern in den Menschen die Überzeugung genährt werden, es sei alles so, wie man es uns erzählt, wobei hier die Problematik einer — wie behauptet — völlig irreführenden sinnlichen Wahrnehmung plötzlich keinerlei Rolle mehr spielt.
Die wenigsten sind in der Lage, diese Paradoxie zu erfassen. Zuvor noch als sinnlich Wahrnehmende aus dem Rennen geschlagen, weil alles, was den Kosmos betrifft, sinnlich nicht wahrgenommen werden könne ohne zu irren, füttert man dieselben Entmündigten nun mit CGI-Bildern von Wettersatelliten, Weltraumsonden und Landungen auf fernen Gestirnen, um zu beweisen, dass „zweifelsfrei“ feststeht, was sie uns sagen. Wie Besessene klammern sich die Betrogenen an den visuellen Devotionalien der Weltraumindustrie fest als bedeute deren Verlust ein Ausgesetztsein unter Dämonen und Gespenstern.

4. Die Realität medialer Illusionen

Mit Orson Welles Hörspiel „Krieg der Welten“, das am Vorabend zu Halloween 1938 ausgestrahlt wurde, und bei dem ein Angriff Außerirdischer simuliert wurde, offenbarte erstmalig ein Medien-Experiment, dass man große Teile einer Zuhörerschaft glauben machen konnte, das, was medial vermittelt wurde, sei buchstäblich wahr, obwohl es ein reiner „Fake“ ist. Spätestens seit diesem Experiment sollte jedem klar sein, dass wir alle mithilfe eines geschickten Samplings von Informationen getäuscht werden können. Zum damaligen Zeitpunkt spielten Bilder noch keine große Rolle. Es gelang durch eine gezielte Kombination von Text und musikalischen Signalen, eine gigantische Täuschung zu inszenieren. Wir wissen, dass etwa die Nationalsozialisten mit ähnlichen medialen Täuschungen operierten. Warum also sollte dies, um ein Vielfaches verfeinert, nicht auch heute so eingesetzt werden?
Viele halten dem entgegen, es sei aber doch nicht möglich, dass so viele Menschen wissentlich in eine Riesen-“Verschwörung“ verstrickt sein könnten.
Darauf ist zu erwidern: Von „wissentlich“ ist nicht die Rede — auch Mitarbeiter und Zuarbeiter bewegen sich in der Täuschung und bringen im vollen Ernst, es sei so real, wie sie glauben, ihre Leistungen. Das taten auch deutsche Soldaten und Kriegsberichterstatter in der Meinung, es sei so wahr, wie sie es sahen… Der 8. Mai 1945 war für viele ein Tag echter Desillusionierung trotz eines verlorenen Krieges. Filme wie Bernhard Wickis „Die Brücke“ von 1959 beschreiben diese Verfassung in damaligen Menschen. Es ist doch leicht erklärbar, dass sich Menschen problemlos in abgeschlossenen geistigen Systemen bewegen, ohne je in Frage zu stellen, ob das System überhaupt wahr ist. Selbst gut sichtbare Beweise für die Illusion reichen nicht aus, diese Menschen „aufzuwecken“. Es müsste, wie schon gesagt, eine massive und existenzielle Infragestellung durch ein Ereignis oder eine Gruppe wirksamer, hartnäckiger Zweifler auftreten, um diesen hermetischen Bewusstseinskäfig zu erschüttern. Anders ließen sich die zahlreichen funktionstüchtigen Sekten und abgeschlossenen politischen Systeme nicht erklären, die irgendwann entzaubert und historisch gut belegt worden sind… Ob die Mitarbeit an der Inszenierung einer Täuschung also beabsichtigt oder bereits aus einer Verblendung der „Herolde der Täuschung“ heraus geschieht, ob solche Inszenierungen irgendwann Selbstläufer werden und ihrer Eigendynamik folgen — all das ändert am Ergebnis nichts: wir leben in einer Illusion oder besser: wir sollen in einer Illusion leben. Und auf einer solchen Illusion können in der Tat ganze Geisterstädte aufgebaut werden!

Hinzu kommt ein gewichtiges Faktum:
Die Kundschafter unserer Tage sind nicht mehr der Gemeinschaft, für die sie einst auszogen, um Kunde zu sammeln, verpflichtet. Unsere Nachrichtengeber und Herolde drängen sich uns ungefragt im Dienste der Nachrichtenmacher auf. Sie sind nicht von uns beauftragt und recherchieren nicht frei. Ganz offen spricht man von „embedded journalists“. Warum sollten solche „eingebetteten“ Autoren, Filmemacher und Wissenschaftler nicht auch sonst überall unterwegs sein? Sind wir wirklich davon überzeugt, dass diese „Einbettung“ nur in der Kriegsberichterstattung geschieht oder verlangt werden kann? Glauben wir im Ernst, — wie viele das tun — , dass die in unserer Jugend „erlaubte“ infantile Renitenz der linken Bewegung in den 60er und 70er Jahren als Maßstab und Präzedenzfall für eine echte Infragestellung der Macht grundsätzlich bis in alle Ewigkeit angesehen werden kann? Anders: Will man daraus schließen, dass unser System jegliche Renitenz zulassen würde oder je zugelassen hätte?
Wir wollen nicht glauben, dass es so sein könnte. Wir wollen aufgrund unserer scheinbaren Konsumfreiheit nicht annehmen, dass außer Konsum nichts mehr frei ist… Wir erliegen dem Wahn, wer sich adipös essen kann und sexen darf bis zum Umfallen, der könne nicht belogen werden in den Dingen des Lebens, die am Ende alleine zählen. Wir haben gelernt, alles an andere zu delegieren und ihrer Führung zu überlassen. Obwohl immer mehr kritische und frei denkende Journalisten, Autoren und Forscher aus ihren langjährigen Stellen gedrängt werden, weil sie ihren Nachrichten- und Auftraggebern nicht gehorchen und sich — aus ihrer Sicht — nicht korrumpieren lassen wollen, schaffen wir es nicht, uns von unserem kindlichen Glauben an die Vertrauenswürdigkeit derer, die kommen, um uns Illusionen zu bringen, zu verabschieden.
Die Nutzung von Bild- und Filmmaterial zu Propagandazwecken wurde in den 30er Jahren, als das Hörspiel Orson Welles ausgestrahlt wurde, in Deutschland weiter erforscht und erstmalig in großem Umfang angewendet. Die Reichsregierung inszenierte mithilfe von Bildern psychologische Realitäten. Wer etwa Leni Riefenstahls Film „Der Tag der Freiheit. Unsere Wehrmacht“ von 1935 ansieht, kann sich schwerlich der Suggestivkraft dieses Episodenfilms über die Stärke, Menschlichkeit und Hoffnungsfreude der Wehrmacht entziehen — ich bin mir sicher, dass die Zuschauer 1935 diese Bilder 1:1 in ihr Bewusstsein aufnahmen. Nicht anders dürfte es sich bei der Dokumentation Riefenstahls über den Reichsparteitag 1933 unter dem irreführenden Titel „Sieg des Glaubens“ verhalten. Ich möchte dabei anmerken, dass diese Filme künstlerisch den albernen Weltraumfilmen unserer Tage weit überlegen sind. Noch suggestiver wirkt der berüchtigte Film „Der ewige Jude“ von 1940, an dem Leni Riefenstahl nicht beteiligt war, der das „wahre“ Leben und Denken der Juden zeigen soll, ohne die „Zivilisationsmaske“ der deutschen Juden, auf die sich gewöhnliche Deutsche vielleicht damals hätten beziehen können. Auch hier wird mit der Figur gearbeitet, dass die eigenen Sinne uns täuschen und wir einer Aufklärung seitens Erleuchteter bedürfen.
Und obwohl wir um all diese historischen Missbräuche wissen, glauben die Menschen unserer Tage dennoch jedem noch so schlecht gemachten Unsinn eher, als dass sie dessen Infragestellung als legitim betrachten würden… Die Deutschen waren damals nicht imstande, sich von diesen Fiktionen abzugrenzen. Erst ganz spät gingen einige dazu über, „Feindsender“ zu hören, aber sie verkannten vermutlich, dass auch diese Sender Fiktionen waren und gezielt zur Beeinflussung deutscher Zuhörer gemacht wurden.
Optische Eindrücke aber stellen in einer Welt weit entwickelter Bild- und Filmtechnik am schnellsten und vollkommen diskursfrei erwünschte Einstellungen in den Betrachtern her. Mag der Zeitgenosse der 30er Jahre Bildern gegenüber noch insofern Skepsis entgegengebracht haben, als er nicht gewohnt war, von Bildern ständig berieselt zu werden und eine tägliche Information über Filmmaterial noch nicht kannte, so hat sich die Betrugsanfälligkeit des heutigen Menschen durch die 24- hours-a-day-Berieselung durch zahlreiche Fernsehkanäle wesentlich verstärkt. Damit soll nicht behauptet werden, dass alles Gefilmte verlogen ist, sondern dass durch geschickte Montage Filme trügerische Welten vorgaukeln können und diese Möglichkeit seit den 30er Jahren auch gezielt eingesetzt wird, nicht zuletzt in der Werbefilm-Industrie.
Der Rückbezug auf die Nachprüfbarkeit der Behauptungen aufgrund einer eigenen Wahrnehmung bzw der Möglichkeit, „sich ein eigenes Bild zu machen“, wird uns wie bereits dargelegt, mehr und mehr abgesprochen.
Wahr ist, was man uns als wahr präsentiert. In der Illusion der Informiertheit und Gebildetheit wird uns die Möglichkeit geraubt, selbst zu entscheiden, was wir für wahr halten können und wollen. Die Zeit ist soweit voran geschritten, dass mit visuellen Illusionen ganze Wahlkämpfe gestaltet werden. Der französische Präsidentschaftskandidat der Sozialisten, Jean-Luc Melenchon, ließ sich während eines Wahlkampfauftrittes im Februar 2017 in Lyon zeitgleich über ein Hologramm auf einer Bühne in Paris sehen und begeisterte auch dort seine Zuschauer.[11]

Zugleich aber hat sich die Teilhabe „einfacher Menschen aus dem Volk“ an weit entwickelten Techniken, wie etwa sehr guten Kameras, oder der noch nicht geraubten Möglichkeit, sich im Internet frei zu äußern und frei Geäußertes zu rezipieren, selbst Nachrichtenkanäle oder Blogs aufzubauen, wie ein großes Fenster geöffnet.
Die wenigsten Menschen haben trotz alledem die Kraft und den Willen, sich umfassend mit dem wirklichen Diskussionsstand auseinanderzusetzen und glauben resignierend denen, die medial dominant als die „Fachleute“ (im heutigen Jargon meist als „Experten“) vorgestellt werden. Zumindest die deutsche Bundesregierung hat am schwarzen Freitag der Demokratie am 30. Juni 2017 im Windschatten der angesichts verschwindend geringen Interesses völlig belanglosen Frage, ob Homosexuelle heiraten dürfen oder nicht, die wesentlich gravierendere Frage der freien Meinungsäußerung durch einen einschränkenden Gesetzentwurf dem Bundestag vorgelegt, der den Entwurf gleichgültig (mit Ausnahme der Linken) abgenickt hat.[12] Die Schleifung der im Grundgesetz garantierten Grundrechte durch die Bundesregierung ruft inzwischen im Ausland Argwohn und Besorgnis hervor. Polen hat nach Zeitungsberichten am 31. August 2017 angekündigt, an den Generalsekretär des Europarates einen Antrag auf eine Diskussion über den Zustand der Meinungsfreiheit in Deutschland zu stellen.[13]

Zur allgemeinen Verwirrung darüber, was Fakten, „Fake News“ oder „Bullshit“ sind, kommen zahlreiche Störmanöver. Teilweise befinden sich viele Flach-Erdler selbst im Morast abstruser esoterischer Ideen, oder es werden gezielt vonseiten der Mainstream-Physik Internetauftritte simuliert, die Kritiker des heliozentrischen Modells auf eine Stufe mit den Gläubigen esoterischer Abstrusitäten, fanatischer Veganer oder extremistischer evangelikaler Gruppen stellen wollen.
Damit soll das Anliegen überhaupt diskreditiert werden. Wieder andere „Truther“ befürchten, dass durch die Flache-Erde-Szene ihre Anliegen, wie etwa die Entlarvung des Betrugs vom 11. September 2001, diskreditiert werden könnten und verspinnen sich ihrerseits in haarsträubende Ängste und vor allem haltlose Unterstellungen.[14]
Es ist unabhängig von dieser Verwirrung die Frage nach der Gestalt der Erde während des „heliozentrischen Zeitalters“ immer gestellt worden und dies von klugen und teilweise renommierten Köpfen, wie ich noch zeigen werde. Sachlich gesehen ist es gleich, ob Personen, die über die Möglichkeit einer Flachen Erde nachdenken, Veganer, Evangelikale oder Esoteriker sind. Sachlich gesehen interessiert nur, ob sie etwas Wichtiges zur Diskussion stellen.

Es ist jedenfalls bemerkenswert, mit welchem Engagement selbst Jugendliche, Schullehrer, Hobbyastronomen und anonyme Personen auf Internetforen auf diejenigen eindreschen, die in Erwägung ziehen, dass die Erde vielleicht doch eine andere Gestalt hat, als man es uns sagt und das Mainstream-Modell vom Kosmos eine einzige, wenn auch faszinierende Fiktion sein könnte.
Es geht hier in keinem Fall mehr nur um ein wissenschaftliches Modell, sondern um einen quasireligiösen Rahmen, der zusammenbrechen könnte, einen Fetisch des inzwischen kollektiven Bewusstseins und ganz offenbar um einen wichtigen Baustein in der Hand der Mächtigen. Ohne diese Annahme ist nicht verständlich, warum man die Infragestellung des heliozentrischen Modells mit einem solchen „Shitstorm“ beantwortet wie es geschieht.

5. Le silence éternel de ces espaces infinis m’effraie.[15] — Gibt es das All außerhalb unseres Bewusstseins ?

Blaise Pascal sprach obigen denkwürdigen Satz aus, den ich ein bisschen genauer ansehen will. Er schrieb diesen Gedanken im Rahmen einer Auseinandersetzung mit dem Atheismus und schon unter dem Eindruck auf, das kopernikanische Weltbild sei wahr, auf. Zuvor stellt er die Frage, warum er gerade zu dieser Zeit und an diesem Ort in einer „unendlichen Weite der Räume“ sei, von denen er „nichts weiß und die von mir nichts wissen“. Er fragt, warum er dann jetzt und hier überhaupt sein sollte.[16] Pascal weist uns auf ein psychologisches und auch logisches Problem hin. Menschliches Selbstbewusstsein in Zeit und Raum wird absurd oder schlicht nichtig, wenn man annimmt, dass diese Räume und Zeiten unendlich oder mindestens unbekannt sein sollen. In einem „Raum“, dessen Grenzen niemand kennt, oder der per definitionem unbegrenzt sein soll, verliert der Raumbegriff für den Menschen außerhalb seiner kleinen Welt seinen Sinn. Ein Raum ohne Koordinaten kann nicht vermessen werden, er ist absurd. Alleine schon aufgrund dieses Sachverhaltes ist alles Schwadronieren über kosmische Strecken, etwa von der Erde zum Mond oder zum Mars oder zur Sonne oder gar fernen Galaxien völlig unmöglich. Wir erleben, dass es in der gelehrten Diskussion dabei auf ein paar Milliarden Kilometer stets gar nicht ankommt. Auch „Höhenpunkte“ scheinen keinerlei reale Rolle zu spielen. Es befindet sich alles in einem vagen Irgendwo, von dem man uns aber gestochen scharfe Bilder liefert, als hätte man sie eben mal per Telepathie dort mit einer teuren Kamera geschossen. Das Konstrukt eines „Raumes im Raum“ durch den Menschen bliebe immer nur ein irdisches Konstrukt, eine Spiegelung aus seelischen Abläufen, die keinen objektiven Wahrheitswert für das „Außen“ aufwiese. Was sollen Kilometer im unendlichen Raum außerhalb der Erde sein? Und wie schafft man es, in diesem Außenraum eine gezielte Strecke zu überwinden? Mithilfe von Hokuspokus streut man den Menschen über diese elementaren Fragen Sand in die Augen. Warum sollten sich die Gestirne überhaupt im Raum so bewegen wie behauptet? Wo ist Oben und Unten? Glücklicherweise hat man uns eine schräg aufrecht stehende Erdachse gelassen, die uns die Illusion von Oben und Unten erhält. Unter der Annahme, dass wir und andere Gestirne uns bewegen und da draußen keinen fixen Anhaltspunkt, auch nicht die Sonne, die ja ebenfalls mit rasender Geschwindigkeit um ein Zentrum kreisen soll, haben, ist es mathematisch unmöglich, gewiss bestimmen zu wollen, wer sich wie im Verhältnis zu den anderen „sicher“ und in welcher Weise bewegt und ob man sich überhaupt selbst bewegt. Es sind alles Spekulationen. Woher also die vorgegebene „Sicherheit“? Und überhaupt: warum sollten sich die Gestirne da befinden, wo sie von Astrophysikern platziert werden und sich so bewegen, wie man es ihnen unterstellt? Was bringt sie dazu, sich so wie behauptet zu bewegen? Und warum, ohne je zum Stillstand zu kommen? Eine verschwiemelte Gravitationshypothese, angereichert von der Urknalltheorie, zur Behebung dieser Schwierigkeiten in der Argumentation hat es bis heute nicht geschafft, geklärt oder gar nachgewiesen zu werden, obwohl man darüber so redet, als sei das eine unstrittige Sache. Und welcher Mensch, der noch alle Tassen im Schrank hat und nicht lebensmüde ist, setzt sich unter solch vagen Umständen in ein Raumfahrzeug und fährt zum Mond? Woher weiß man, ob das, was man irdisch als physikalisches Gesetz „entdeckt“, unbegrenzt da draußen auch gilt? Wie will man ein Hochvakuum mit seinem behaupteten ja real mörderischen Unterdruck auf Dauer ausgleichen können, wo doch die Menschenversuche der Nazis gezeigt haben, was mit Menschen unter nur halb so gewaltigen Druckverhältnissen geschieht, „Raumanzug“ hin oder her, noch dazu wenn diese Raumanzüge eine derart alberne Konsistenz haben, wie man es uns erzählt? Dieser Unterdruck ist doch kein Peanut, sondern extrem lebensfeindlich und verschlingend. Selbst auf der Erde fallen stählerne Tanks aufgrund solchen Drucks einfach in sich zusammen. Wie also sollen Raumschiffe und Raumanzüge diesem Druck tage-, wochen- oder monatelang standhalten? Wie will man unter Temperaturen von angeblich 150 Grad Celsius auf der Tagseite des Mondes mehrere Tage auf der Mondoberfläche verbracht haben und dabei fotografiert haben? Man erzählt uns nun, Hitze oder Kälte im Vakuum fühle sich anders an als in der Erdatmosphäre — aha: es scheint darüber umfangreiche Erfahrungen zu geben? Wie soll überhaupt erklärt werden, dass dieses Hochvakuum des Alls die materiellen Gestirne nicht einfach in sich hineinzieht wie all die Marshmallows und Schaumküsse, die man im Schulunterricht unter eine Vakuumglocke setzt, unter der sie sich elefantös aufblasen und irgendwann platzen? Warum bleibt die gasförmige Atmosphäre der Erde bei einer nicht messbaren oder nur schwachen Gravitation so brav bei der Erde und löst sich nicht einfach in diesem Unterdruck des Vakuums auf? Newtons Behauptung von der Massenanziehung ist bis heute nicht bewiesen und eine bloße fantastische Idee geblieben…
Zuerst war das Konstrukt, und alle damit verbundenen Probleme löst die geheimnisvolle „Gravitation“… ein mysteriöser Begriff von „Masse“ und „Schwere“… Gravitation ist eine reine Fiktion der menschlichen Seele, die sich Gott als einen Weltenbaumeister mit Winkel und Zirkel vorstellt, also im Klartext: wie einen Menschen oder noch genauer wie einen Mann, dessen „Himmelsmechanik“ der irdische Mann glaubt einfach nachzeichnen zu können. In Wahrheit aber ist es nichts als eine narzisstische Projektion. Die Tatsache, dass ein wie immer gedachtes „All“ unseren Geist immer übersteigt, erfordert, um hier eine „wahre“ Vorstellung über den Kosmos zu erhalten, zwangsläufig eine Offenbarung Gottes, die dem Menschen andeutet, in welchen Zusammenhang er gestellt ist. Der Versuch, sich den Kosmos selbst auszudenken und dabei vorauszusetzen, der eigene erdachte Bauplan müsse zwangsläufig auch der des Schöpfers sein, sofern man überhaupt noch einen Gedanken an den Schöpfer verschwenden will, mündet unweigerlich in der Absurdität.
Es wird deutlich, dass es eine Kosmologie nie ohne den Menschen und sein Selbstbewusstsein geben kann, andererseits aber eine Ausklammerung der Wahrheits- und Objektivitätsfrage, die nicht alleine an den Menschen gebunden sein kann, dazu führt, dass die Kosmologie außerhalb göttlich offenbarter Inspiration des Geistes zwangsläufig zur blanken Fiktion wird.
Auch wenn die Wahrheitsfrage als unabhängig vom Menschen und seiner subjektiven Verfasstheit gesehen werden muss, kann man sich doch das All nicht so vorstellen, als könne man es so „erforschen“, als gäbe es in ihm keinen Menschen und als wäre es nicht der Mensch, der sich hier einen Reim auf das macht, was seine Möglichkeiten weit übersteigt.
Bei aller (teilweise seitens der Heliozentriker von außen absichtlich gestreuter) Verwirrung, die man in der „Flat Earther“-Szene antrifft, muss zugestanden werden, dass der Enthusiasmus vieler „Flat Earther“ sich aus der Wiederentdeckung ihrer freien und einzigartigen Wahrnehmung speist, der Wiederentdeckung ihrer ungetrübten Sinne und der Erprobung ihres freien Denkens über die Dinge ohne die lähmenden Krücken einer Wissenschaft, die auf einfachste Rückfragen keine einfache Antwort mehr geben kann und sich selbst damit überflüssig gemacht hat. Befreiend ist die Theorie von der Flachen Erde aber auch deswegen, weil sie religiöse Offenbarungstexte wie die Bibel mit einem Schlage wieder aussagekräftig und geheimnisvoll macht, wo sie zuvor von Theologen mit dem Rücken zur Wand hilflos und gewunden und nicht schlüssig verteidigt oder sogar aufgegeben werden musste. Es ist haarsträubend, welche Pirouetten die Theologie seit Jahrzehnten dreht, um aus dem Schriftwort herauslesen zu wollen, dass in ihm jede neuzeitliche Behauptung bereits im Kern „eigentlich“ vorgezeichnet sei. Das betrifft nicht nur die Frage nach der Gestalt der Erde und des Kosmos, sondern auch die nach der Entstehung der Welt, die Katastrophengeschichte und das Ziel der Heilsgeschichte.
Im Grunde überholen diese einfachen Menschen mit den Schwingen ihrer natürlichen Erkenntnisfähigkeit die etablierte Wissenschaft, die sich in einer gut finanzierten, abstrusen Erstarrung eingerichtet hat, ein Millionenheer an Hofschranzen unterhält und doch ihre stürzenden Könige nicht konservieren kann.
Nicht zuletzt beweisen all jene Weltraum-„Techniken“ und Kugelerdebeweise der Schulbücher, hinter denen man sich verschanzt, gar nichts: sie alle würden auch in einem Modell der Flachen Erde funktionieren, denn der Raum über der Flachen Erde, der „Dom“ oder die „Kuppel“ ist ebenfalls tausende von Kilometern hoch und ließe Satelliten, Flugzeuge und hoch fliegende Sonden genauso zu wie in einem Globusmodell. Erdumrundungen per Schiff und Flugzeug funktionieren auch auf einer flachen Erde.

6. Was haben die heidnische Antike und das darauf fußende christliche Mittelalter „gewusst“?

Es kann hier nicht der Ort sein, in aller Ausführlichkeit auszubreiten, was die heidnische Antike über den Kosmos dachte. Im Gegensatz zu heute lag zu früheren Zeiten kein verbreitetes „allein gültiges Modell“ vor. Es gab eine Vielfalt an spekulativen Modellen, von denen sich die der heidnischen Gelehrten aus einer bestimmten antiken Annahme ergaben und ohne sie nicht verstehen lassen. Diese Annahme befasste sich mit der Verteilung der Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther) im Kosmos, mit der Art, wie sie ineinanderspielten und wie der Kosmos in diesem Ineinanderspiel insgesamt geformt sein könnte. Es waren vor allem anderen Überlegungen, die mehr oder weniger Deduktionen aus naturphilosophischen Axiomen waren und theoretisch auf spekulativen Vollkommenheitslehren basierten.
Für Interessierte möchte ich auf die Dissertation „Sphaera terrae — das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution“ verweisen, die Karl Anselm Vogel 1995 in Göttingen vorgelegt hat. Der Autor geht darin auch auf die antiken heidnischen Kosmologien ausführlich ein und führt vor Augen, dass sie aus einer vollkommen anderen Denkwelt stammen und niemals als „Beweis“ für die Richtigkeit unserer eigenen Ideen angeführt werden können. Vogel hebt hervor, was im 19. Jh in der akademischen Szene noch jeder wusste: wenn die Alten von einer „sphärischen“ Form der Erde oder des Kosmos ausgingen, meinten sie damit nicht, dass die Erde mit ihren Land- und Meeranteilen ein einziger materieller „Ball“ unter anderen „Bällen“ in einem Vakuum sei. Die Alten entwarfen nicht einfach nur eine materielle „Himmelsmechanik“, wie dies seit der „kopernikanischen Wende“ der Fall ist. Ja, man könnte vielleicht zugespitzt sagen, dass diese kopernikanische Revolution darin bestand, die Kosmologie intentional vollständig zu materialisieren und zu mathematisieren, für eine spirituelle und naturphilosophische Auffassung langfristig unbrauchbar zu machen. Kopernikus sprach tatsächlich jedem „Uneingeweihten“ das Recht ab, in sein Mysterium einzutreten. Und „eingeweiht“ konnten nur Mathematiker und Astronomen sein. Alle anderen, es sei denn, sie stimmten ihm zu, hielt er für „leere Schwätzer“[17]. Diese Haltung, heute betulich als „Angst vor Spott“ ob der ungewohnten neuen Lehren gewertet, offenbart nüchtern betrachtet eine bemerkenswerte Arroganz und legt tatsächlich den Eindruck nahe, diese „revolutionäre Astronomie“ entstamme einem Medium oder Zirkel besonders Erleuchteter, die etwas „wissen“, worein nie zuvor Menschen Einblick hatten, obgleich es sich doch nur um ein reduktionistisches, mathematisierendes Konstrukt handelte. Es wäre verfehlt, solche Andeutungen eigener Erhabenheit nicht ernstzunehmen. Es bleibt unklar, woher die heliozentrischen Astronomen ihre Selbsteinstufung als besonders Erleuchtete nahmen. Die Zielrichtung eines solchen Ansatzes will die Kosmologie um nichts weniger als ihre spirituelle Grundlage erleichtern und alleine auf die Füße totaler Berechenbarkeit mit Zirkel, Winkel, Fernrohr und Formeln beschränken.

Vogel fasst seine Analyse antiken Verständnisses, unter Verweis auf die einschlägige Fachliteratur, für das Heidentum so zusammen:
„Erdgloben hat es in der Antike kaum gegeben. Wenn ein griechischer oder römischer Kosmograph von einer sphaera sprach, so meinte er in aller Regel einen Himmelsglobus oder eine Armillarsphäre.
Die zahlreichen erhaltenen antiken Globusdarstellungen, so hat zuletzt Pascal Arnaud nachgewiesen, zeigen keine Erdgloben, sondern verweisen auf die Himmelskugel als Symbol der Weltherrschaft.“[18]
Aus der antiken Diskussion geht hervor, dass auch aufseiten derer, die in der Spätantike wie Ptolemäus (2. Jh) Erde und Wasser auf einer fortlaufenden Oberfläche annahmen, alternativ die Vorstellung einer gemeinsamen Erd-Wasser-Oberfläche der Lebenswelt als „sphaera“ oder eine flächig angelegte Lebenswelt des Menschen unter einem gekrümmten, kugelförmigen Himmel existierten wie bei Lactantius (4. Jh), der es aus methodischen Gründen ablehnte, aufgrund von Deduktionen aus unbewiesenen Prämissen widersinnige Folgerungen zu ziehen, wie es die heidnischen Philosophen seiner Meinung nach tun. Er sieht von diesen Prämissen als unnützem Ballast ab und stützt sich auf die unmittelbare Wahrnehmung und Alltagserfahrung, betrieb also so etwas wie eine streng phänomenologisch ausgerichtete Naturphilosophie.[19] Ptolemäus wollte im Rahmen heidnischer sphärischer Idealvorstellungen allerdings auch eine möglichst wenig spekulative Theorie entwickeln, hielt sich mit zu weit gehenden Folgerungen zurück, und dürfte derjenige sein, der sich aufgrund der „Unbeständigkeit und Unklarheit der Materie“ alleine an die Mathematik halten wollte. Ptolemäus scheint den bewohnten Erdkreis im Süden für umschließend begrenzt zu gehalten, also selbst noch keine rundum bewohnte Erdkugel angenommen zu haben.[20]
Die Frage nach „Antipoden“, also einer Rundum-Sphäre, wurde nur mit äußerster Vorsicht ausgesprochen, weil die Erfahrungen fehlten. Die „Unterseite“ der Erdsphäre hielt man mehrheitlich für unbewohnbar, weil sie der häufigen Vermutung nach unter Wasser sei. Welche genaue Vorstellung Ptolemäus von einem „Globus“ gehabt hat, ist also nicht ganz klar, da er die Erdmaterie für unbeständig hielt.
Aristoteles (4. Jh v. Chr.) hatte die Elementsphären einzeln abgehandelt, schloss aber aus der Annahme, dass der innerste Elementbereich, nämlich die Erde, als sphärischer Körper vergleichsweise unvollkommen geformt, im bereits vollkommener geformten Wasser aufgehoben sei, dessen Oberfläche gekrümmt sein müsse, wenn er annehme, dass die Erdsphäre bereits — wenn auch unvollkommen — gekrümmt sei, ebenso die perfektere Kugelgestalt des Himmels und noch mehr vollkommen die des Feuers, das alles umschließe. Die ewige Bewegung der Himmelskörper und der Zusammenhalt des Ganzen werde durch das fünfte Element, den Äther, ermöglicht. Es handelt sich insgesamt zweifelsohne um eine rein spekulative Idealvorstellung und nicht um ein „Wissen“.[21]
Die Wölbung oder Krümmung war also dabei nicht die Erdoberfläche im heutigen Sinn, sondern der über der Erde ausgespannte Himmel und das Feuer um diesen Himmel bzw. die Wassersphäre über der Erdsphäre oder die Erde als imperfekte sphärische Gestalt, die auf oder in der Wassersphäre schwamm. Die Sphären stellte man sich wie ineinandergeschachtelte Kugelschalen vor. Das „Kugelschalendenken“ meint, dass die Elementsphären ineinander und übereinandergeschoben seien und sich so gegenseitig durchwirkten. Ein solches Ineinander war in einer sphärischen Form am leichtesten vorstellbar und wurde aus diesem Grund allein so vorgestellt. Die Begründung von gekrümmten Oberflächen hat mit der modernen Annahme einer materiellen Kugelerde folglich überhaupt gar nichts gemein.
Vogel fasst zusammen:
„Globen konnten somit allenfalls der sphärischen Abbildung der begrenzten Ökumene, der pädagogischen Erläuterung der räumlichen Zusammenhänge auf der Sphäre oder der Darstellung symmetrischer Konzeptionen dienen. Für das festgefügte Bild eines Globus in modernem Sinne fehlte sowohl in der griechischen wie in der römischen Antike das empirische Fundament.[22]
Scheinbare Verfechter einer (Element-)Erdkugel, wie etwa Plinius d.Ä. (Zeitgenosse Jesu) traten — das nur am Rande — mit einer auf buchstäblich nichts gründenden Arroganz auf und schmähten alle, die ihnen nicht zustimmen wollten, als „Ungebildete“, aber auch diese Vorstellung einer Erdkugel meint nicht unseren heutigen Globus, sondern eine verworrene Idee von einer kugelförmigen Landmasse, die irgendwie und geheimnisvoll in die Wassersphäre eingelassen sei, etwa wie ein schwimmender Lehmklumpen, dessen eine Hemisphäre aus dem Wasser hinausragt, dessen andere Hemisphäre aber nicht betretbar, weil unter Wasser sei. Himmel und Ozeane sah er als Räuber an, die einen großen Teil der Erdsphäre „gestohlen“ haben.[23] Die gelegentlich auftretende Hypothese, auch die Wasser müssten gekrümmt sein, konnte kein antiker Gelehrter empirisch begründen, und man muss sich immer wieder klarmachen, woher sie überhaupt kommt, denn selbst Plinius formuliert den Satz:
„Daß tatsächlich eine Kugel entsteht, ist wunderbar, angesichts der so großen Flachheit des Meeres und der Felder.“[24]
Er drückt hier selbst aus, dass das, was messbar und wahrnehmbar ist, offenbar einer Idealvorstellung unterworfen wird, von der er glaubt, sie müsse aus philosophischen Gründen angenommen werden (vgl. das aristotelische Modell). Eine andere Begründung für diese Hypothese liefert er nicht, konnte er nicht liefern, denn die Ausdehnung der Meere war damals nicht bekannt. Es handelte sich demzufolge auch hier um kein „Wissen“, sondern eine reine Spekulation auf der Basis von bestimmten philosophischen Prämissen.
Die Frage nach dem Ineinander von Erde und Wasser, jeweils als eigenständige „sphaera“ gedacht, bestimmte in der Folgezeit das gesamte Mittelalter, sofern es sich auf die heidnische Antike zurückbezog und wurde teilweise mit mystischen Emanationsmodellen verbunden, auf die ich hier aber nicht eingehen kann.
Auf das vergleichsweise „a-spirituelle“ ptolemäische Modell kam man in großem Stil erst im 15./16. Jh zurück, als es Mode wurde, sich auf antike Quellen zu stützen und in ihnen Erkenntniserweiterungen zu suchen.
Ich möchte eine interessante Debatte im orientalischen Bereich zitieren, die uns Vogel vorstellt. Die Muslime gingen dabei von denselben heidnischen Denkern aus wie die abendländischen Christen, konnten aber deren Gedankenwelt — wie viele Christen — nicht mit der göttlichen Offenbarung über die Schöpfung verbinden. Es ist bemerkenswert, dass auch in der islamischen Debatte diejenigen, die sich für „gebildet“ hielten stets diejenigen waren, die die philosophische heidnische Grundlage der Kosmologie für wahrer hielten, als die religiöse oder eine an der unmittelbaren Wahrnehmung orientierte, obwohl es keine empirischen Gründe dafür gab. Die heidnische Sphären-Ideologie scheint auf viele eine ungemeine Faszination ausgeübt, einen „Gelehrten-Snobismus“ erzeugt zu haben…. Dem Gläubigen, auch dem islamisch Gläubigen, aber war sie häufig suspekt, weil sie vielleicht zu sehr in ein Geheimnis hineinsprechen will, das doch nur dem Schöpfer selbst gebührt.
Der islamische Historiker Rasid ad-Din Fadlullah (13. Jh) beschreibt, wie Theologen mit Naturphilosophen über die Erdgestalt in seinem Beisein diskutierten:
„Einige Honoratioren stellten die Frage: 'Woher nehmen die Gelehrten ihre Kenntnis von der Kugelgestalt der Erde, während wir mit unserem Auge doch wahrnehmen, daß es auf der Erde Berge, Hügel und Abgründe gibt? Der größte Teil der Erde ist doch, wie wir sehen, eben und flach. Doch die Philosophen glauben, daß die Erde kugelförmig ist. Ihr Ausdruck von der Erdkugel und ihre Annahme, daß sie in Kugelgestalt erschaffen worden sei, ist alles andere als richtig und zutreffend, läßt sich nicht verstandesmäßig begreifen, kann nicht gebilligt werden und widerspricht auch der religiösen Tradition. Wir fragten sie des öfteren nach dem Sinn . Aber sie konnten keine Antwort und keine Erklärung geben, die für den Verstand annehmbar war und von der Natur der Sache her gebilligt werden konnte.“[25]
Die Argumente der Gelehrten für eine Kugelgestalt erscheinen vorschnell, etwa wenn sie sagen, man könne sich andernfalls nicht erklären, warum die Sonne nicht zugleich überall aufgeht. Es ist mehr als verständlich, wenn die Seite der islamischen Theologen sich mit so schwachen Argumenten nicht abspeisen lassen wollte. Aber auch bei den islamischen Gelehrten, die sich auf die Grundlage der antiken Kosmologen stellten, wurde zwischen der Erd- und der Wassersphäre unterschieden, und damit ist deren Spekulation mit modernen Vorstellungen nicht einfach gleichzusetzen. Die Gestalt der Wassersphäre bleibt auch bei ihnen im Dunkeln.
Das christliche Mittelalter vollzieht im wesentlichen einerseits die antike Konzeption nach, andererseits die biblische Gesamtaussage zur Beschaffenheit der Welt. Auf die christliche Kritik an der heidnischen Konzeption werde ich in einem gesonderten Kapitel zu sprechen kommen.
Verbreitete Vorstellungen von einem „kosmischen Ei“, wie sie bei Hildegard von Bingen ausführlich dargelegt werden[26], fasst ein Gedicht aus dem „Lucidarius“, einer volkssprachlichen Enzyklopädie des 12. Jh zusammen:
„Der Meister sprach: 'Diese Welt ist rund,
und wird vom umlaufenden Meer umschlossen,
darin schwebet die Erde
wie der Dotter im Ei, im Weißen.“[27]
Die Erdsphäre ist hier „wie eine Kugel“ in die wilde Sphäre der Fluten geworfen und schwimmt darin herum.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass die sphärische Gestalt der einzelnen Elemente keiner realen oder empirischen Erfahrung geschuldet war, sondern der philosophischen Prämisse, die Elemente seien sphärisch getrennt voneinander und durchwirkten sich — wie die empirische Erfahrung der Durchmischung der Elemente zeigte — auf eine geheimnisvolle Weise eben doch. Diese Prämisse konnte am ehesten mit der bildhaften Vorstellung ineinander geschobener Kreise erklärt werden. Der im Äther gehaltene Fixsternhimmel bedeutete in diesem Modell ein ebenfalls kugelschalenförmiges himmlisches Ambiente um das „innerste“ irdische Element, das im Prinzip ruhend vorgestellt wurde. Warum man überhaupt meinte, sich die Beschaffenheit der Dinge über ein so eigentümliches Modell, das die Elemente erst separiert, um sie anschließend als zusammengefügt anzusehen, zu erklären, ist für uns heute schwer rekonstruier- oder nachvollziehbar.
Das Motiv, sich eine vollkommenere Form des Seienden in Kugelgestalt vorzustellen, begegnet etwa auch in Platons „Symposion“, in dem der ursprüngliche Mensch als „Kugelmensch“ beschrieben wird. Er stellt einen „Doppelmenschen“ dar mit zwei entgegengesetzt ausgerichteten Köpfen, vier Händen und Füßen und einer entweder sonnenhaften („männlichen“), erdhaften („weiblichen“) oder mondhaften („androgynen“/eine Hälfte weiblich, eine männlich) Beschaffenheit vor. Wegen ihrer Gottgleichheit und Stärke wurden die Kugelmenschen von den Göttern geteilt in zweibeinige und einköpfige Wesen. Die Wunden verschloss der Sonnengott Apollon. Die Sehnsucht nach der vollkommenen Gestalt ist Ursprung der erotischen Liebe und treibt die Menschen in inniger Umarmung zueinander.
Auch in diesem Mythos taucht die Vorstellung auf, dass die Kugelgestalt die vollkommene, perfekte Gestalt sei.
Es handelte sich also bei solchen „Kugeltheorien“ der Alten um ein völlig anderes, eher virtuell-spekulatives Modell als das ausschließlich real-materialistische Modell, das wir heute annehmen.

In einem gewissen Sinn ist die Meinung, alle Himmelskörper müssten eine Kugelform haben, eine vulgäre Ableitung aus dem alten Modell der Elemente-Kugel-Schalen, für die aber — man muss es immer wieder betonen — kaum eine empirische Erfahrung zwingend oder überhaupt sprechen kann. Die berühmten drei „Beweise“ des Aristoteles für eine gekrümmte Erdsphäre (a. verschwindende Schiffe am Horizont/b. südliche Sternbilder, die man im Norden nicht sieht/c. runder Erdschatten auf dem Mond) treffen nicht zu oder sind leicht, wie bereits gezeigt, auf andere Weise zu erklären. Auch die gerne zitierte Berechnung des Erdumfangs durch Eratosthenes (3. Jh v. Chr.), die so vorgestellt wird, als sei sie von unseren Prämissen ausgegangen, geht eben nicht von einer Kugelerde nach unserem Verständnis aus, auf der die Wasser- und Erdsphäre eine Oberfläche bilden, sondern dem in der Antike gängigen Elementemodell.
Es ist, als hätte man die Prämissen, die überhaupt zu der Annahme geführt haben, der Kosmos habe eine sphärische Form, eliminiert, dessen Kugelideal aber nun ohne die zugrunde liegende Theorie beibehalten, obwohl ohne das philosophische Gerüst zu dieser Annahme eigentlich gar nichts mehr dafür zwingend spräche.

Warum hielt man also an der Vorstellung von „Kugeln“ und folglich auch „Kugeloberflächen“ fest? In einer gewissen Weise ist es Zufall oder auch der Stolz dessen, der sich besonders gelehrt dünken will:
Wesentlicher Impuls für diese Ausrichtung auf heidnisch-antike Quellen war hinsichtlich der Astronomie und Geografie, dass seit dem 15. Jh durch die umfangreichen Entdeckungen neuer Kontinente die alte Vorstellung der Erdsphäre, die vielleicht doch Antipoden aufweisen könnte, zusammen mit der Mode, die heidnische Antike zum Zwecke einer geistigen „Wiedergeburt“ als behauptete (aber nicht bewiesene) „überlegene“ Erkenntnisquelle zu nutzen, dann in die Richtung führte, an deren Endpunkt wir heute stehen.
Die anschließende Auseinandersetzung ab dem 16. Jh um ein geo- oder heliozentrisches Modell, die zu diesem Zeitpunkt beide von denselben sphärischen Gestirngestalten ausgingen, ist dem Anschein nach zugunsten des Heliozentrismus entschieden worden. Der Kampf um ein geozentrisches Modell, das im übrigen, — entgegen der vorschnellen und sich selbstüberschätzenden Meinung des Kopernikus, — eine bessere, und eben keine schlechtere Berechungsgrundlage lieferte als das heliozentrische Modell, ist in Wahrheit nur unterdrückt, aber nicht abgerissen und wurde von renommierten Autoren wie etwa Johannes Schlaf bis weit ins 20. Jh hinein fortgeführt, um von den Verfechtern eines Flache-Erde-Modells an dieser Stelle erst gar nicht zu reden. Schlaf veröffentlichte hochinteressante geozentrische Schriften, und bis zum heutigen Tag gibt es neben den Flach-Erdlern geozentrisch orientierte Kreise, die sich auf den Heliozentrismus mit guten Gründen nicht einlassen wollen.[28]
Herablassend und großspurig meint die allgegenwärtige, etablierte Community der Heliozentriker, Urknallgläubigen und Schwarze-Löcher-Mystiker, die nicht davor zurückscheuen, ihre eigenen Phantasien über eine gottfreie Entstehung des Universums „nachmachen“ zu wollen („Cern“), die ihre Prämissen aber in keinster Weise beweisen kann, dafür aber mit immer neuen und teilweise immer abstruseren Theorien die Ungereimtheiten und Widersprüche ihres Modells „nachbessert“, die älteren und alternativen Modell abtun zu können.[29]
Allein: Es ist nicht aller Tage Abend.
Robert Schadewald referierte in Artikeln und in seinem posthum erschienen Buch „The Plane Truth“, dass nach Aussage des Vorsitzenden der International Flath Earth Research Society, Charles Johnson, in einem Interview 1980, Präsident Roosevelt (1882 - 1945) aufgrund der immer deutlicher werdenden Unhaltbarkeit des heliozentrischen Kosmosmodells vorgehabt hätte, wenn er zum ersten Weltpräsidenten gewählt worden wäre, nach dem Krieg einen Schnitt zu machen und die Massen darüber aufzuklären, dass die Erde flach, unglücklicherweise aber darüber gestorben sei. Die im gleichen Jahr gegründete UNO habe sich aber noch als Logo die Karte der Flachen Erde gegeben, was eine unstrittige Tatsache ist.[30] Roosevelt starb im April 1945, im Juni 1945 kam es zur Gründung der UNO.[31]
Wie immer — das alles wäre genauer zu untersuchen, was allerdings keine leichte Sache werden dürfte, denn Johnsons umfangreiche Materialsammlungen sind bei einem nicht geklärten Brand, den er selbst für Brandstiftung, also ein Verbrechen hielt, alle vernichtet worden.[32]

Faktum ist, dass die Entwicklung sich so vollzogen hat, wie sie es tat.
Kann man daraus aber schließen, dass sie so notwendig, wahrhaftig oder optimal verlief? Es gibt keinen Grund, alles, was sich einmal mit Macht durchgesetzt hat, mit der Wahrheit zu verwechseln, wenn so viele Ungereimtheiten im Spiel sind.
Bleiben wir also kritisch und wachsam.

(Eine Fortsetzung mit der genaueren Betrachtung biblischer und außerbiblischer christlicher Kosmologie folgt demnächst)

[1] Urs Willmann: Asterix bei den Historikern. In: „Die Zeit“ 40/2001. Abgerufen auf http://www.zeit.de/2001/40/200140_asterix.xml/komplettansicht am 2.9.2017
[2] Hans Christian Andersen: Des Kaisers neue Kleider. In: Sämmtliche Märchen. Leipzig 31[um 1900], S. 264
[3] Mick West: Review: Flat Earth — The History of an Infamous Idea — Christine Garwood, September 2016. Bloartikel auf https://www.metabunk.org/review-flat-earth-the-history-of-an-infamous-idea-christine-garwood.t7950/ am 2.9.2017
[4] Nowickis Website zeigt dieses Foto und andere wunderbare Fotografien https://joshuanowicki.smugmug.com/Looking-toward-Chicago-from-Mi/ ,  abgerufen am 3.9.2017. Die Fernsehshow kann hier angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=aLlNKy5j_O8&t=30s
[5] Eine Filmaufnahme dieses Experiments kann hier angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=o37t6iBS_q4, abgerufen am 3.9.2017
[6] Informationen dazu auf dem Blog der Konstanzer Seekönigin http://seekoenigin.blogspot.de/2012/08/der-sagenhafte-wasserberg-oder-schlu.html, abgerufen am 3.9.2017. Bürgerinitiative Flacher Bodensee hier: https://drive.google.com/file/d/0B6Lq6lD8Nfgra3RRVmhpMXZFU3c/view, abgerufen am 3.9.2017
[7] Jochen Kirchhoff: Räume, Dimensionen, Weltmodelle. Impulse für eine andere Naturwissenschaft. Klein Jasedow 2007 (2. Auflage). Dort v.a. ab S.96
[8] Mick West, a.a.O.
[9] Über die Maßstabs-Fehler in den angeblichen Erdfotos etwa hier: https://www.pinterest.de/dmmacy71/earth-which-picture-is-real/, abgerufen am 3.9.2017. Die nachweisbare Herkunft der Bilder aus CGI—Technik ist in zahlreichen Publikationen aufgezeigt worden:
„Der US-amerikanischer Physiker und gegenwärtige Berater für Wissenschaft und Technologie bei US-Präsident Barack Obama John P. Holdren, räumt in diesen Video ein, daß es sich bei den NASA- und ISS (Internationale Space Station) Bildern von der Erde lediglich um computergenerierte Modelle (CGI - Computer Generated Imagery, mittels 3-D-Computergrafik erzeugte Bilder, im Bereich der Foto und Filmproduktion) handelt, die aus Einzelbildern zu einer Komposition zusammengefügt werden und verweist gleich zu Anfang auf das erste Foto der gesamten Erde, die "Blue Marble", die 1972 bei der Apollo Mission geschossen worden sein soll.
Desweiteren räumt John P. Holdren ein, das die NASA bis heute nicht über ausreichende Kapazitäten und Equipment verfügt und daß es sich bei den zahllosen Veröffentlichungen der Bilder von der Erde, lediglich um makellos zusammengefügten Modelle handelt, die beispielsweise auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen, wie etwa der Klimareligion, Verwendung finden.
Zum Schluß verweist er auf das Weltraum-Projekt "Deep Space Climate Observatory", abgekürzt DSCOVR, mit dem es nun auch der NASA möglich sein soll, die Erde aus dem Weltraum zu fotografieren, was allerdings mit den ersten Bildern aus Juni 2015 und den Aufnahmen von der Rückseite des Mondes gründlich schief gelaufen ist. Denn auch dort sehen wir nur Computer-Modelle.“ https://flache-erde.info/nasa-iss-erdbilder-cgi-computergrafiken/ , abgerufen am 3.9.2017
[10] Gerhard Wisnewski: Lügen im Weltraum. Von der Mondlandung zur Weltherrschaft. Rottenburg 2010
[11] „Mit einem Technik-Trick wollte er seiner Konkurrenz die Show stehlen: Der linke Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Melenchon hat seinen Wahlkampfauftakt gleichzeitig in Lyon und Paris absolviert. In Lyon stand er tatsächlich auf der Bühne, in Paris als Hologramm.“ Nachricht im „Spiegel“ vom 7.2.2017, abrufbar auf http://www.spiegel.de/video/jean-luc-melenchon-hologramm-auftritt-in-lyon-und-paris-video-1741032.html, abgerufen am 3.9.2017
[12] Das verfassungswidrige „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“. Selbst die regierungskonforme „Zeit“ kommentierte damals zynisch, mit dem Gesetz werde man „mal kurz den Rechtsstaat (…) outscourcen“. http://www.zeit.de/digital/internet/2017-06/hasskommentare-netzdg-bundestag-gesetz-verabschiedet, abgerufen am 3.9.2017
[15] Blaise Pascal: Pensées I. Edition présentée, établie et annotée par Michel Le Guern, Professeur à l’Université Lyon II. Paris 1977 Gallimard. S. 161 (Fragment 187) — « Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume macht mich schaudern. »
[16] Blaise Pascal: Pensées. Heidelberg 1978, S. 114
[18] Vogel, S. 81
[19] Vogel, S. 74
[20] Vogel, S. 83 f
[21] Aristoteles: Über das Himmelsgebäude. Hg. von Carl Prantl. München 1857. S. 107 ff
[22] Vogel, S. 87
[23] Vogel, S. 52 f
[24] Vogel, S. 54
[25] Vogel, S. 104 f
[26] In „Scivias“, 1. Buch 3. Schau „Mensch und Kosmos“
[27] Vogel, S. 151
[28] Der naturalistische Dichter Johannes Schlaf (1862-1941) schrieb mehrere astronomische Bücher zur Verteidigung des geozentrischen Modells. Am bekanntesten ist wahrscheinlich „Die Erde, nicht die Sonne, das geozentrische Weltbild“ von 1919
[29] Ein Beispiel für solche diskursschwache Großspurigkeit ist etwa der Artikel von Holger Dambeck auf http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/religioese-astronomie-und-sie-bewegt-sich-doch-nicht-a-720007.html vom 2.10.2010 unter dem Titel „Und sie bewegt sich doch nicht“.
[30] “The world ruling power was to be right here in this country.  After the war, the world would be declared flat and Roosevelt would be elected first president of the world.  When the UN Charter was drafted in San Francisco, they took the flat-earth map as their symbol.” In: Robert Schadewald. The Plane Truth. Posthum 2015 als Ebook, Chapter 9: Johnson and Johnson: Two witnesses.
[31] An anderer Stelle schreibt Schadewald folgendes: „Nevertheless, Johnson contends that this nearly happened right after World War II, not for the U.S. alone, but for the entire world. Consider the United Nations: "Uncle Joe (Stalin), Churchill, and Roosevelt laid the master plan to bring in the New Age under the United Nations," Johnson discloses with confidence. "The world ruling power was to be right here in this country. After the war, the world would be declared flat and Roosevelt would be elected first president of the world. When the UN Charter was drafted in San Francisco, they took the flat-earth map as their symbol." Why declare the world flat? Johnson responds that a prophesied condition for world government (Isaiah 60:20) is that the "sun shall no more go down." This could be fulfilled by admitting that sunrise and sunset are optical illusions. The UN did adopt for its official seal a world map identical with the one on Johnson's office wall. But Franklin Roosevelt died coincident with the UN's birth, and the other imminent events described by Johnson never came about.”
Robert Schadewald: The flat-out truth. In: Science Digest 1980.
[32] Dies berichtet Eric Dubay in seinem Film „Geschichte der flachen Erde“ ab h/min 1:25 https://www.youtube.com/watch?v=3LYWTwaDdq8, abgerufen am 5.9.2017