Fake Heavens V — Die Leuchtkörper an der Himmelsfeste
1.
Leuchtkörper — luminaria — me’orot
Wie bereits erwähnt, stellt uns der
Schöpfungsbericht der Genesis Sonne, Mond und Sterne als Leuchtkörper, als „me’orot“, also als Leuchten, die nicht Licht reflektieren, sondern selbst
spenden, dar. Noch die Vulgata übersetzte dieses Wort korrekt als „luminaria“ (von lat. „luminarium“). „Luminaria“ sind Lampen, Leuchten,
Leuchtkörper, dazu ausersehen, etwas zu bestrahlen, zu beleuchten oder zu
erhellen.
Ihr Ort ist ihnen von Gott „an“ der
Himmelsfeste zugewiesen worden. Ihre Aufgabe ist grundsätzlich, „ut luceant in firmamento cæli, et
illuminent terram“ (Gen 1, 15), dass „sie am Firmament des Himmels leuchten
und die Erde illuminieren.“
Wir kennen in den letzten
Jahrzehnten das neue artistische Metier des „Lichtkünstlers“. Im
Wikipedia-Artikel finden wir dazu folgende Charakterisierung:
„Zeitgenössische
Lichtkünstler arbeiten vor allem mit künstlichem Licht als Lichtquelle. Von
Lichtkunst kann nur dann
gesprochen werden, wenn der Einsatz von Lichtquellen ästhetischen Zwecken
dient. Das trifft in aller Regel nicht auf Installationen zu, deren Zweck es
lediglich ist, Gegenstände im Dunklen durch Beleuchtung sichtbar zu machen,
oder die einen profanen Zeichencharakter haben (wie die Farblichter in
Verkehrsampeln), sowie auf kommerzielle Leuchtreklame, die nicht den Rahmen
konventionellen Designs sprengt. Die meisten Werke der Lichtkunst benötigen zur
Entfaltung ihrer vollen Wirksamkeit die weitgehende Abwesenheit von natürlichem
(Tages-)Licht und von konkurrierenden künstlichen Lichtquellen.“[1]
Was den Genesis-Bericht betrifft, ist
kein Zweifel möglich: Die Beschreibung sagt uns, dass sie nicht irgendwo in
Lichtjahren Entfernung in einem „Affentempo“ auf geheimnisvollen Ellipsen- oder
Spiralbahnen herumschwirren (warum sollten sie das überhaupt tun?!) und dabei
auch nebenbei leuchten oder reflektieren, sondern allesamt fest am Firmament
stehen bzw von Gott befohlene Wege gehen müssen und dort ihre Aufgabe erfüllen,
nämlich die Erde hell zu machen. Ihre Wege, das Hin und Her, oder auch
Kreisbewegungen aller auf eine je eigene Weise, wurden von alters her am
Firmament gedacht und müssen nicht Ellipsen um die Erde oder die Sonne
bedeuten. In einer eindrücklichen und schlüssigen Weise analysiert das
äthiopische Henochbuch diese Wege — auf einer flächig gedachten Erde, die
umgeben ist von verschiedenen „Toren“, durch die die Gestirne ein und
ausschwärmen. Es gibt keinen Grund, ein solches Modell zu belächeln. Die „Leuchten
am Firmament“ sind funktional zu verstehen, aber auch „künstlerisch“, denn sie
illuminieren dieselbe Welt auf zwei prinzipiell unterschiedliche Weisen, und
diese beiden Weisen haben eine unendliche Zahl an jeweiligen
Ausgegestaltungsmöglichkeiten. Kein Tag auf dieser Welt wiederholt sich, was
die Beleuchtungsszenerie betrifft. Keine Nacht auf dieser Welt gleicht in ihrer
Illumination der anderen. Die Sonne und der Mond werden gleichberechtigt
benannt. Die Sonne ist etwas größer und alleinstehende Führerin des Tages, der
Mond ist etwas kleiner, aber von einem Heer an Sternen umgeben der Führer der
Nacht (Gen 1, 16). Die Sterne werden in der Schrift gelegentlich mit den
Heerscharen assoziiert, die Gott um sich herum hat. Sterne repräsentieren auch
Heilige.
„Qui
autem docti fuerint, fulgebunt quasi splendor firmamenti : et qui ad justitiam
erudiunt multos, quasi stellæ in perpetuas æternitates.“ (Dan 12, 3) — „Die aber verständig
sind, funkeln wie der Glanz des Firmaments : und die viele zur
Gerechtigkeit geführt haben, funkeln wie die Sterne in alle Ewigkeit.“
Und damit auch niemand diese
Ordnung missverstehe oder umdeute, wiederholt der Autor der Genesis sie noch
einmal abschließend in V 17 f: „Et posuit
eas in firmamento cæli, ut lucerent super terram, et præessent diei ac nocti,
et dividerent lucem ac tenebras.“ — „Und Gott setzte sie an das Firmament
des Himmels, damit sie über die Erde leuchten und dem Tag und der Nacht
vorstehen („praeesse“) und das Licht von
der Finsternis scheiden.“
Diese Stelle lässt erahnen, dass es
auf der Erde eigentlich gar keine absolute Finsternis mehr geben sollte, denn
auch die Nacht wird auf Geheiß Gottes und unter der Regierung des Mondes und
seiner vielen Sterne hell erleuchtet. Das ist ein außerordentliches und
merkwürdiges Phänomen: Obwohl ein Nachthimmel vollständig erleuchtet ist von
Myriaden von Sternen und dem oft fast stechenden Mondlicht, wirkt die
nächtliche Beleuchtung wie „heruntergedimmt“, aber glasklar. Das Mondlicht
scheint darüber hinaus kühlende Wirkung zu haben.[2]
Das Volk hat es allgemein mit dem Glanz des Silbers in Verbindung gebracht:
fein, kühl, „betagt“ oder sogar „ewig“.
Die Nacht mit dem Mond und den
Sternen stellt etwas wie eine Ahnung des kommenden Reiches Gottes dar. Gott
zeigt dem Abram den Nachthimmel und verheißt ihm geistliche Nachkommen in der
unzählbaren Menge der Sterne, die er am Nachthimmel sieht:
„Sieh
doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er
sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein.“ (Gen 15, 5)
Es deutet sich etwas von Gott
selbst an, zu dem der Mensch Ebenbild ist, dem Gott, der selbst nicht einfach,
sondern dreifältig ist und der „Jhwh
Z’wa’ot“ ist, im liturgischen Gebrauch und Schriftübersetzungen
transkribiert „Herr Gott Zebaoth“
oder „Deus Sabaot“ genannt.
Gelegentlich wird dieser Gottesname als „Herr der Mächte“, als „Pantokrator“,
„Herr der Heerscharen“ oder „Allherrscher“ übertragen.
Doch was bedeutet das?
Das hebräische „zawa“ ist das „Heer“, die „Armee“. Die moderne israelische Armee
heißt abgekürzt „zahal“, gebildet aus
„z’wa hahagana le Jisrael“ (Armee der
Verteidigung Israels). Der Mond mit seinen unzählbaren Sternen erinnert an
diesen Gott, der umgeben ist von unzählbaren Mächten, denen er befiehlt, ja,
die er manchmal auch in scheinbarer Abwesenheit („Neumond“) am Himmel stehen
lässt. Abram und Sarai sollen ebenfalls so viele Heerscharen an Nachkommen
haben und dabei Gott abbilden. Der Begriff des „Herrn der Heerscharen“ taucht im
Pentateuch noch nicht auf, sondern erst später, als die Verheißung an Abram und
Sarai sich erfüllte und aus ihnen Abraham und Sara gemacht hat. Es ist
interessant, dass Gott Sarai umbenennt in „Sara“
— ein hebräischer „Sar“ ist ein
Feldherr und General, der über ein Heer befiehlt. Die Metaphorik für Gott als
Befehlshaber über Heerscharen schließt hier konkret die Frau mit ein. Es kommt
nicht von Ungefähr, dass Gott dem Abram dies anhand des Nachthimmels vor Augen
führt, was er ihm verheißt und worin er ihm auch mitteilt, inwiefern er ihn und
mit ihm (denn Gott nennt ihn „Vater der
vielen“) wieder restauriert wird als Ebenbild Gottes.
In tiefer Nacht sehen wir Abram
hier, in seiner Frau unfruchtbar, es ist der Beginn der Heilsgeschichte aus
tiefer Finsternis und Lähmung durch die Sünde. Die Nacht aber hat Gott in
seiner Güte von Anfang an mit Myriaden von Lichtern übersät, uns zum Trost und
zur Aussicht darauf, dass diese nicht zählbare Licht-Kulisse aufgehen wird, bis
der Erlöser selbst als einer dieser Sterne ins Fleisch kommen würde:
17 Ich
sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern
geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel. Er zerschlägt Moab die
Schläfen und allen Söhnen Sets den Schädel. (Numeri 24, 17)
Man beachte dies: es ist nicht die Sonne, nicht der scheinbar
gleißend helle Tag, die Sinnbild der Verheißung sind, sondern die
„über-sternte“ Nacht. Engel und Menschen werden daher im AT immer wieder als
„Sterne“ bezeichnet. Wie in einem früheren Aufsatz bereits erarbeitet, stellt
das AT in mehrfacher Hinsicht eine radikale Absage an jeden Sonnenkult dar,
eine Ausgangslage, der die Kirche irgendwann leider Adieu gesagt und eine
ungute Vermischung erzeugt hat!
Die dringlichste Stelle im AT ist
die, an der im Sturz des Königs von Babel der Engelsturz des Satans beschrieben
scheint:
12 Ach,
du bist vom Himmel gefallen, du strahlender Sohn der Morgenröte. Zu Boden bist
du geschmettert, du Bezwinger der Völker.
13 Du
aber hattest in deinem Herzen gedacht: Ich ersteige den Himmel; dort oben
stelle ich meinen Thron auf, über den Sternen Gottes; auf den Berg der
(Götter-)versammlung setze ich mich, im äußersten Norden.
14 Ich
steige weit über die Wolken hinauf, um dem Höchsten zu gleichen.
15 Doch
in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen, in die äußerste Tiefe. (Jes 14)
Der „strahlende Sohn der
Morgenröte“ wurde in der Vulgata als „Lucifer“
übersetzt, als der „Morgenstern“ — von daher kommt die Engführung des Verständnisses
des Begriffes „Lucifer“ im späteren
Mittelalter. Die erwähnten „Sterne Gottes“ sind Engelwesen. Die Erzählung
spielt sich buchstäblich in dem Raum ab, der in der Schöpfungsgeschichte
vorgestellt wird.
Die Langatmigkeit und die
Wiederholungen der Ereignisse des vierten Schöpfungstages sagen uns, dass das,
was da beschrieben wird, unter keinen Umständen umgedeutet werden darf: so ist
es, wie beschrieben, und keinen Deut anders. Warum die Kirche sich darüber
hinweggesetzt hat, ist schwer zu verstehen.
Doch was wird uns noch gesagt über
die Gestirne?
2.
Himmelskörper als „horologium“ und „Zeit-Zeichen“
Leicht überliest man, dass bereits
der Schöpfungsbericht in V 14 uns sagt, die Gestirne seien „Zeichen“: „…dividant diem ac noctem, et sint in signa…“
— „…sie sollen Tag und Nacht scheiden, und sie sollen Zeichen sein…“. Im
hebräischen Text ist die Rede von „otot“,
von „Zeichen“. Ein „ot“ ist ein
Zeichen, das etwas anzeigt und im Zeichensein seinen Charakter hat. Die
Gestirne zeigen nach V 14 Zeiten („mo’adim“),
Tag und Nacht und Jahre an, aber sie sind im weiteren Verlauf der Heiligen
Schrift auch Vorzeichen und Warnzeichen für Apokalyptisches. Was die Vulgata
neutral als „tempora“ übersetzt,
birgt im Hebräischen einigen Zündstoff: „mo’ed“/“mo’adim“
— das sind zwar auch Festzeiten, aber es sind im wesentlichen gesetzte Fristen,
Termine für Versammlungen und Gerichtstage, Anzeiger der Heilszeit und des
Gerichtes. Vom selben Stamm wie „mo’ed“
kommt das Adjektiv „mu’ad“, das
„gewarnt“ bedeutet. Es zeigt sich in diesem Wort nicht ein Kreislauf der Zeiten
an, sondern im weitesten Sinne eine „sich erfüllende Zeit“, die nicht unendlich
gedacht wird ohne Sinn und Verstand oder als bloße Bewusstseinsverfassung des
Menschen angenommen wird, sondern als Zeitraum, als Vollzugsmedium, innerhalb
dessen Gottes „Drama“ abläuft, das sich in der Bewegung der Gestirne
mitvollzieht und „abzeichnet“. Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber
übersetzte diesen V 14 so: „Leuchten
seien… daß sie werden zu Zeichen, so für Gezeiten, so für Tage und Jahre…“.[3] Diese „Zeitzeichen“ der Gestirne sind
quasi eine Bühnenbeleuchtung und werden eines Tages abgeschaltet werden, wenn
alle aus dem Theater hinaustreten und seine Mauern abgebrochen werden.
Die „Zeit-Zeichen“ der Gestirne,
die „otot“, sind für das gesamte Äon
eine große, genial gestaltete „mechanische Uhr“, ein „horologium“, das liebevoll und prächtig gestaltet ist und
unermüdlich abläuft wie ein Werk, das aufgezogen wurde und abläuft. Aber es ist
nicht nur das. Es spricht am Ende durch den Ausbruch aus dieser Regelmäßigkeit
auch von der baldigen Ankunft des Menschensohns.
Der Apostel Paulus spricht im
Galaterbrief 4, 4 von der „Fülle der Zeiten“, der „plenitudo temporis“. Die „plenitudo
temporis“ spricht hier vom Heilsereignis der Geburt des Sohnes Gottes aus
einer Frau. Im Epheserbrief 1, 10 ist ebenfalls die Rede von der „plenitudo temporis“:
„9 … notum faceret
nobis sacramentum voluntatis suæ, secundum beneplacitum ejus, quod proposuit in
eo,
10 in dispensatione
plenitudinis temporum, instaurare omnia in Christo, quæ in cælis et quæ in
terra sunt.
„… er hat uns das Geheimnis seines
Wollens angezeigt, gemäß seinem Wohlgefallen, das er zur Verwaltung der Fülle
der Zeiten bekannt gemacht hat, um in Christus alles wieder aufzurichten, was
im Himmel und auf Erden ist.“
Die „plenitudo temporis“ ist „erfüllte Zeit“, „erfüllte Frist“, so wie
biblisch davon gesprochen wird, es sei „die Stunde“ für etwas „gekommen“ — fürs
Gebären vor allem, aber auch fürs Sterben oder auch für das öffentliche Wirken
Jesu auf der Hochzeit zu Kana (Joh 2, 4): „Nondum
venit hora mea.“ — „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“
Die „erfüllte Frist“ annulliert
tatsächlich die Zeit davor in ihrer Prozessualität. Was sich in ihr erfüllte,
ist zu seinem Ziel gekommen und lebt im erfüllten Ziel weiter. Sie selbst aber
als „Medium“ der Vergangenheit „ist nicht mehr“.
Diese dunkle und glückselige Ahnung
an das „Ewige“ kennt man aus der Art und Weise, wie wir musizieren und Musik
hören: Wir hören sie, obwohl sie sich prozesshaft entfaltet unter unseren
Händen, und in unserem Bewusstsein erscheint sie doch als „eines“, man hört am
Ende immer noch den Anfang und alles, was aus ihm folgte, und nichts in einem Musikstück
ergibt Sinn, das sich nicht zwingend vom ganzen her erschließen müsste, auch
dann, wenn wir dieses Ganze „noch nicht“ völlig „zu Ende“ gehört oder gespielt
haben. Haben wir es aber zu Ende gespielt oder gehört, ist das Stück nur eben
diese „eine“. Wir nehmen es nicht primär als etwas wahr, das gerade noch
erklingt und zugleich in der Vergangenheit läge, sondern als ewige Gegenwart.
Die Geburt Jesu, diese sich
erfüllende Zeit, wird durch Gestirnzeichen angekündigt. Nur ein Kriterium macht
einen Menschen zum Menschen: dass er von einer Frau geboren wird. Gottes
Annahme unserer Natur kann sich nur darin Ausdruck geben, dass er von einer
Frau geboren wird. Man hat daher Maria nicht zu Unrecht ebenfalls mit einem
Gestirn gleichgesetzt („stella maris“
— der Nordstern/Polaris bzw. Orientierungsstern der Schiffsleute und das
Zentrum, um den sich der gesamte Gestirnehimmel dreht). Es ist tatsächlich so,
dass die Heilsgeschichte und die Berufung des Menschen, an ihr mitzuwirken, in
dieser großen Rolle der Menschwerdung Gottes durch die Mithilfe der Frau ihre
Erfüllung findet. Die Geburt des Sohnes Gottes ins Fleisch findet wie die
Vision Abrams über seinen Nachkommen in der Nacht und unter Begleitung von
nächtlichen Himmelszeichen statt.
Wir alle kennen die Geschichte von
den Weisen aus dem Osten, die aufgrund einer nicht bekannten Quelle wussten,
dass ein göttlicher König im Heiligen Land zur Welt kommen würde, und reisten
diesem Himmelszeichen nach, bis es den genauen Ort des Kindes in der Krippe
anzeigte (Mt 2). Sie sehen den Stern zu Hause und machen sich unverzüglich auf
den Weg (V 2): „Vidimus enim stellam ejus
in oriente, et venimus adorare eum…“ — „Wir haben seinen Stern im Osten
gesehen, und kommen nun, ihn anzubeten.“ Aus dem Kontext ergibt sich, dass es
sich um einen Stern handeln muss, der erst aktuell „aufgegangen“ ist. Fast alle
deutschen Übersetzungen übertragen daher mit „Wir haben seinen Stern aufgehen
sehen…“. Zacharias preist den Herrn, nachdem seine Zunge gelöst wurde, weil nun
der verheißene „oriens ex alto“
kommt, der „Morgenstern aus der Höhe“ (Benedictus). Christus wurde mit diesem „Oriens ex alto“ identifiziert und in
der frühen Kirche daher auch „lucifer“
genannt (Morgenstern). Wir finden den Begriff in der Vulgata, die damit den
Morgenstern, an einer Stelle aber auch den Engel, der vom Himmel stürzte meint
(s.u., Jes 14, 12) oder einmal in den Petrusbriefen:
„Et
habemus firmiorem propheticum sermonem : cui benefacitis attendentes quasi
lucernæ lucenti in caliginoso donec dies elucescat, et lucifer oriatur in
cordibus vestris.“ (2. Petr 1, 19) — „Wir haben die noch sicherere Predigt
der Propheten: tut gut daran, sie zu beachten wie ein Licht einer Lampe in der
Düsternis, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgehen wird.“
Erst in der Literatur des hohen und
späten Mittelalters wird der Begriff „lucifer“
ausschließlich mit dem Satan identifiziert, nachdem sich in der Theologie
komplizierte Engellehren etablieren konnten, die nicht nur aus biblischen
Quellen stammen, was einige Verwirrung angerichtet hat: manche Evangelikale
glauben aus diesem Grunde, die Kirche bete im österlichen „Exsultet“ oder in der lateinischen Bibel den Teufel an.
Dass der „oriens ex alto“, der „lucifer“,
„aus dem Osten“ her kommt, als „Orientierungsstern“, gehört mit zur Bedeutung
des „oriens“. Er wird in der
römischen Antike gleichgesetzt mit der Venus, die einmal als Morgenstern,
einmal als Abendstern aufgeht, seltener auch mit der Sonne, also merkwürdig
doppeldeutig ist. Die Venus kündet in der Morgendämmerung den baldigen Aufgang
der Sonne und in der Abenddämmerung den Aufstieg des Mondes mit den vielen
Sternen. Sie kündet immer Licht und
alles Gestirnelicht — das Sonnen-, Mond- oder Sternenlicht. Sie weist uns
darauf hin, dass die Nacht nicht wirklich finster ist, weil Gott sie uns vom
Mond und Myriaden von Sternen erleuchten lässt, wie „heruntergedimmt“, damit
der Leib sich entspannen kann, aber ganz finster ist es nicht, es sei denn die
Wolken-Zeichen der Urflut bedecken den freien Blick ins Firmament. Es ist
buchstäblich so, wie der Psalmist es sang: „Auch
die Finsternis ist nicht finster vor dir, die Nacht leuchtet wie der Tag, wie
das Licht wird die Finsternis.“ (Ps 138/139)
Erst in der klaren Nacht erkennt
der Mensch handgreiflich, wo er steht und welche Hoffnung er haben darf. Der
helle Tag mag ihn über sich selbst und seine Lage blenden. Die Nacht lässt ihn
ahnen, worauf er hofft.
Die Sterndeuter aus dem Osten sind
gewissermaßen der lebendige Beweis dafür, dass dieser Stern in einer auffallenden
oder astrologisch besonderen Konstellation
am Himmel stand, weil er im Osten aufging und im Osten, wo alles Licht
aufgeht, zuerst gesehen wurde und später nach Westen wanderte. Man hat oft
diesen Stern mit einem Kometen oder einem außergewöhnlichen zusätzlichen
Himmelsphänomen gleichgesetzt. Viele neuzeitliche Gelehrte haben schon
versucht, dieses Himmelsphänomen zurückzuverfolgen und konnten bis heute im
Rahmen des heidnisch-neuzeitlichen Weltbildes und Kalenders (!) nicht mit
Gewissheit und Übereinstimmung der politischen Rahmenbedingungen, die die
Evangelien nennen, rekonstruieren, was das gewesen sein könnte. Eine scheinbar
„normale“ Venuserscheinung wäre nichts Besonderes gewesen. Es gibt weder einen
bekannten Kometen noch eine Planetenkonjunktion, auf die zu diesem Zeitpunkt
die beschriebene Phänomenologie präzise zutreffen kann. Auch kennen wir keine
weiteren antiken Berichte über eine besondere Erscheinung (der Venus) zum
präzisen Zeitpunkt der Herrschaft des Herodes. Die Erscheinungen in den Jahren
vor und nach den Terminen, die das NT uns gibt, müsste uns dazu zwingen, diese
Termine zu korrigieren.
Vielleicht handelt es sich
tatsächlich um etwas, das nur die Sterndeuter gnadenhaft sehen konnten?
Die Sterndeuter berichten, dass sie
im Osten einen Stern hätten aufgehen sehen, der für sie nach ihren
Erkenntnissen bedeutet, dass in Israel ein göttliches Kind geboren worden sein
muss. Nach dem langen Weg nach Westen gehen sie zum König Herodes und den
Gesetzeslehrern der Juden und fragen nach, wo wohl der neue König sein könnte.
Man gibt ihnen den richtigen Ort, nämlich Bethlehem, an, weil man die Schrift
kennt, aber die Rabbis glauben selbst trotz aller Gelehrsamkeit nichts, und
Herodes hat nur Angst davor, dass der wahre König der Könige ihm den Rang
ablaufen könnte und schmiedet umgehend Mordpläne. Er erkundigt sich nach dem
genauen Zeitpunkt der Erscheinung des Sterns bei den Weisen. „Qui cum audissent regem, abierunt, et ecce
stella, quam viderant in oriente, antecedebat eos, usque dum veniens staret
supra, ubi erat puer. Videntes autem stellam gavisi sunt gaudio magno
valde.“ (V 9 f) — „Als sie den König hörten, machten sie sich auf, und
siehe, der Stern, den sie im Osten gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er
über dem Ort stehenblieb, an dem der Knabe war. Als sie aber den Stern sahen,
wurden sie von übergroßer Freude erfüllt.“
Sie hatten den Stern offenbar
einige Zeit lang nicht mehr gesehen. Die Gesetzeslehrer mussten aussprechen, wo
der Messias der Prophetie gemäß geboren werden würde und es den Heiden
bestätigen. Danach sahen die Weisen aus dem Morgenland den Stern wieder. Es
wird uns nicht berichtet, dass außer ihnen noch jemand diesen Stern
wahrgenommen hätte.
Wer war der Stern? Und wie kann ein
weit am Himmel entfernt stehender Stern exakt auf ein Haus in einem Dorf auf
der Erde zeigen?
War es vielleicht gar nicht die
Venus, sondern ein Stern, der bisher nicht in Erscheinung getreten war? Anstatt
nun dem Trugschluss zu verfallen, dann habe es ihn auch nicht gegeben und sei
eine Erfindung des Evangelisten oder ein subjektives „inneres Erlebnis“ der
Weisen, oder die Datierung der Geburt Jesu müsse falsch sein, die das NT uns
angibt, könnte man bedenken, dass der Stern vielleicht einmalig von Gott selbst
beauftragt worden war, aufzugehen, um diese Männer nach Bethlehem zu führen.
Ein kleiner, unbedeutender Stern in den Myriaden von Sternen am Firmament, der
nie aufgefallen war, wurde vielleicht für einen Augenblick, der aber die „plenitudo temporis“ bedeutete, in den
Vordergrund gerufen, nur berufenen Augen sichtbar, um diese wichtige Mission zu
erfüllen. Oder aber der Stern war wirklich die Venus, der Morgen- und
Abendstern, aber in einer für die Sterndeuter außergewöhnlichen
Sternenkonstellation, vom Rest der Gelehrten nicht beachtet?
Die Heidenchristen haben diesen
Stern im einfachen und innigen Glauben immer besonders geliebt, künstlerisch
ausgestaltet und in ihren Liedern besungen. Alle Kinder malten noch in meiner
Kindheit den Stall in Bethlehem und diesen wunderbaren großen Stern darüber.
Der Weihnachtsstern war und ist der besondere Stern der Heiden, die ins Heilige
Land gerufen wurden und nach dem Willen Gottes zeitgleich mit den Juden
erfassten sollten, dass die Erlösung nun zum Greifen nah gekommen war für die
ganze Welt, über die der Himmel ausgespannt ist. Der Stern von Bethlehem ist
das größte und schönste Himmelszeichen in der Heilsgeschichte. Manche setzen
diesen Stern mit dem Sternbild Jungfrau bzw. Maria gleich, weil sie es war, die
als Mutter des Erlösers ihm selbst vorausging. Verschiedentlich deutete man
diesen Stern als Wegweiser für die Heidenvölker analog zur Feuersäule, die die
Israeliten ins Gelobte Land führte.
Aber es gibt noch andere solche
Zeichen in der Heiligen Schrift, und die meisten davon sollen erst zukünftig
erscheinen. Doch sehen wir erst einmal in die Vergangenheit:
Die apokalyptische Schlacht
zwischen den Israeliten und einer Allianz mehrerer Kanaaniter-Könige, die Josua
10 berichtet, weist gleich mehrere Himmelszeichen auf. Der Einzug der
Israeliten ins Gelobte Land stellt eine wichtige Zäsur in der Heilszeit dar.
Gott habe selbst vom Himmel her Steine auf die Feinde geworfen, einen
Hagelsturm, sein Kampf mit himmlischen Steinen gegen die Kanaaniter sei
wesentlich umfangreicher gewesen als alles, was die Israeliten mit ihrem
kriegerischen Können vermocht haben. Josua habe Gott gebeten, sowohl die Sonne,
als auch den Mond etwa 24 Stunden lang still stehen zu lassen, was Gott einmal
in der Weltgeschichte auch gewährt habe, um diesen wichtigen Kampf zum guten
Ende zu bringen. Dem abendländischen Heidentum der frühen und späteren Neuzeit
gibt dieser Bericht Rätsel auf, denn in einem Weltbild, in dem Kugeln
umeinander kreisen und die Sonne womöglich der ruhende Mittelpunkt ist, und der
Mond um die Erde umläuft, ergibt dieser Bericht kaum Sinn. Stillstehen könnte
hier nur die Erde samt dem Mond. Es wird aber andersherum erzählt. Nur eine
flache Erde, über der Sonne und Mond in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander
ziehen, kann ein solches Phänomen plausibel machen. Andernfalls hätte hernach
der ganze Kosmos durcheinander sein müssen. Nur wenn die Erde Mittelpunkt des
Kosmos ist, ist dieses Ereignis vorstell- und nachvollziehbar. Den Autoren des
Textes, wie es vielfach geschieht, zu unterstellen, sie seien zu unbedarft
gewesen, um zu „wissen“, dass ein solcher Sonnen- und Mondstillstand unmöglich
sei, weil sie noch nicht „erkannten“, wie das All aussieht, ist unzulässig. Es
handelt sich um einen Bericht, der zwar poetisch verarbeitet ist, dessen
Faktenerzählung deswegen aber auf keinen Fall unterschätzt werden darf:
„12b
Sonne, bleib stehen über Gibeon und du, Mond, über dem Tal von Ajalon!
13 Und
die Sonne blieb stehen und der Mond stand still, bis das Volk an seinen Feinden
Rache genommen hatte. Das steht im «Buch des Aufrechten». Die Sonne blieb also
mitten am Himmel stehen und ihr Untergang verzögerte sich, ungefähr einen
ganzen Tag lang.
14 Weder
vorher noch nachher hat es je einen solchen Tag gegeben, an dem der Herr auf
die Stimme eines Menschen gehört hätte; der Herr kämpfte nämlich für Israel.“ (Jos
10, 12)
Die Herrschaft Gottes über die
Sonne und den Mond zielt hier darauf ab, dass Israel sich angesichts dieser
Ereignisse darüber vergewissern darf, dass der mächtige Gott auf seiner Seite
steht, denn niemandem sonst gewährte der Schöpfer diese Machtdemonstration. Erneut
setzt sich diese Stelle eindringlich gegen jegliche Verehrung der Gestirne,
insbesondere der Sonne, als Gottheit ab.[4]
Es gibt überhaupt keinen Grund, die
Wahrheit und buchstäbliche Richtigkeit dieser Erzählung anzuzweifeln. Es ist so
Jahrhunderte und Jahrtausende lang tradiert worden, ohne dass sich einer daran
gerieben hätte. Warum sollten Menschen früherer Zeitalter uns an Realismus
unterlegen sein? Es wird als Wunder, als singuläres Ereignis beschrieben und
zeugt alleine schon dadurch von einem völlig normalen Wirklichkeitssinn, der
solcherlei Dinge eben im Normalfall ausschließt. Ähnlich ist es mit der
Jungfräulichkeit Mariens, die heute hartnäckig und nahezu panisch geleugnet
wird, obwohl sie zentrales Bekenntnis der Kirche immer war: warum sollte diese
Information falsch sein, wo doch der Evangelist Lukas die Jungfrau Maria selbst
dem Engel Gabriel sagen lässt, sie verkehre doch nicht mit Männern und könne
darum auch nicht schwanger werden, worauf der Engel ihr eine singuläre,
außerordentliche Situation ankündigt. Auch hier zeugt die Beschreibung doch von
einem gesunden Realitätsbewusstsein, das sogar ausgesprochen kritisch gegenüber
Wundern oder Aberglauben wirkt. Nach den Gesetzen der Logik ist es unmöglich,
eine singuläre Abweichung von allgemeiner Erfahrung auszuschließen. Wenn
Jungfrauen ohne Mann nicht schwanger werden, kann doch eine entsprechende
Allaussage niemals garantieren, dass nicht doch eines Tages eine Ausnahme
geschieht, die Allaussage aber grundsätzlich weiterhin gilt. Allerdings
widerspricht es jeder Logik, etwas zu behaupten und zur Allaussage zu machen,
das buchstäblich im „luftleeren Raum“ hängt und keinerlei empirische oder
philosophische Begründung aufweisen kann, die zwingend oder notwendig ist.
Warum sollte also diese Erzählung
des Stillstands der Sonne und des Mondes nicht gelten, nur weil vor 500 Jahren
plötzlich einige kamen und behaupteten, es sähe da draußen im „Weltraum“ ganz
anders aus, ohne das je bewiesen zu haben? Das eine ist die lebendige Erfahrung
der Israeliten mit Gott, die sie tradieren, das andere eine reine Theorie ohne
jede Erfahrung und Nachweis, der man nach dem Motto „Was nicht sein kann, das
nicht sein darf“ unterpflügt, was einem nicht passt und was man damit
vielleicht annullieren will. Wir mögen unsere Phantastereien über das All
tausendmal zeichnen, in Computeranimationen und Hollywoodfilmen vor Augen
stellen und einer hybriden „Wissenschaft“ immer weiter ausmalen — es gibt nicht
eine einzige, jedem Menschen mit Gewissheit verfügbare Erfahrung über dieses
„moderne“ Weltbild, auch keine außerordentliche und singuläre…. Die Erfahrung
führt notorisch bis heute ein anderes Bild vor Augen. Warum die Skepsis gegen
einmalig Bezeugtes und daneben diesen blinden Glauben an nie Erwiesenes?
Die Sonne sollte mitten am Tag
stehenbleiben, damit die Lichtverhältnisse für den Kampf optimal bleiben. Sie
konnte nur dann stillstehen, wenn mit ihr auch der Mond stillsteht. Die
Abhängigkeit besteht also nicht in einer Art „Emanation“ von der Sonne als dem
Herrschergestirn über die Erde hin zum Trabanten Mond, sondern zwischen den
gleichberechtigten und voneinander wechselseitig abhängigen Gestirnen Sonne und
Mond, die der Erde und ihrer Illumination dienen.
Die Reaktion der Kirche auf Galilei
war seltsam „oberflächlich“ und typisch jesuitisch: wir glauben nicht aus
Überzeugung in der Sache, sondern weil die Kirche es (vermeintlich) schon immer
so vorgetragen hat. Der Widerstand gegen die neuen kosmologischen Lehren
geschah nicht aus einer intensiven Auseinandersetzung in der Sache, sondern um
des bereits eingeschlagenen dogmatischen Wegs willen, der ein offenes Abweichen
von der Lehre, die Kirche könne sich nicht irren, und alles, was sie einmal
festgelegt habe, müsse um jeden Preis gelten, zunächst nicht erlaube. Kardinal
Bellarmins SJ Reaktion auf Galilei war im Grunde opportunistisch. Seine
Argumentation gegen Galileis „Hypothesen“ (diese Sprachregelung verlangte die
Kirche in der Sache zu recht), ist ein reines Autoritätsargument: Wenn in der
Heiligen Schrift hier etwas anderes steht und das Trienter Konzil die
Irrtumslosigkeit der Schrift dogmatisch festgelegt hat, kann man hier nicht
plump das Gegenteil dessen behaupten, was die Schrift überliefert. Die Frage war
nicht, ob Menschen damit möglicherweise in der Sache einem Irrtum verfallen,
sondern ob die Glaubwürdigkeit der Hierarchie geschmälert werden könnte. Ebenso
habe die Kirche sich auf die Bindung an die übereinstimmende Auslegung der
Kirchenväter festgelegt, und es sei daher nicht möglich, eine Sache völlig neu
aufzurollen. Auf den Einwand, es handle sich hier möglicherweise gar nicht um
eine Glaubensfrage „ex parte obiecti“,
antwortet er, es handle sich aber um eine Glaubensfrage „ex parte dicentis“ , habe doch schließlich der weiseste Mensch auf
Erden, Salomo, es auch so gesehen, dass die Sonne einem Lauf folge und nicht
die Erde, also müsse es so auch wahr sein, einfach nur darum, weil es so
überliefert sei. Es ist mit den Händen zu greifen, dass der Jesuitengelehrte
sich gegenüber der Sachfrage verweigert, solange nicht gesichert ist, dass die
Kirche sich nicht in Widersprüche verwickelt und darum Glaubwürdigkeit einbüßt.
Der Rückzug auf eine Glaubensfrage „ex
parte dicentis“ ist bereits die Vorhut für eine Umdeutung des in der
Tradition Gesagten.
Man wird als Leser den Verdacht
nicht los, dass Kardinal Bellarmin SJ, der also keinerlei Anstrengung
unternahm, die Frage in der Sache zu untersuchen, durch den Verweis auf bloße
Wortlaute und Autoritätsargumente zurückrudert oder das, was er dem Anschein
nach verwirft, in Wahrheit sofort unterstützen würde, wenn es für den
Machtanspruch der Kirche gefahrlos geschehen könnte.[5]
Bellarmin soll vielmehr sogar die neue Lehre insgeheim unterstützt haben
insofern, als er dazu anregte, sie aus dem Stand der bloßen Hypothese zu holen
und nachzuweisen. So blieb auch das Ergebnis des Prozesses gegen Galilei im
Ungefähren: Man warf ihm nicht vor, was
er lehrte, sondern dass er es nicht beweisen konnte.[6]
Die späteren Aktivitäten insbesondere des Jesuitenordens, dessen vornehmstes
Fachgebiet nach der Theologie von Anfang die Astronomie war (!), zeugen
jedenfalls nicht von einer ernsthaften Bindung an die Überzeugungen der Alten,
sondern von dem Versuch, die neue Lehre zu belegen und voranzutreiben. Der
ultramontane Machtrausch des Ordens nach seiner Wiederzulassung infolge des
Wiener Kongresses trieb neben dem alten jesuitischen Projekt der
Verabsolutierung des Papsttums wie zuvor schon die moderne Kosmologie voran. Einige
der neueren Hypothesen (wie z.B. die Urknalltheorie) gehen auf Jesuiten zurück —
freilich ohne wissenschaftlich saubere Beweise (nach wie vor) und ohne
Rücksicht auf die Schriftüberlieferung in ihrem Wortlaut. Es werden vielmehr
gigantische Tautologien erzeugt, und sehr viele Menschen sind intellektuell
nicht mehr in der Lage, diese Mogelpackung zu durchschauen. Es ist für „normale
Leute“ unmöglich geworden zu unterscheiden, ob es sich um ernsthafte, handfeste
astronomische Theorien handelt, für die triftige phänomenale Gründe sprechen,
oder um eine geniale Science Fiction-Installation. Und nicht nur das. Es waren
auch die Jesuiten, die diese neuen Lehren in alle Welt trugen und zum
Gegenstand der „Mission“ machten. So wurden Heidenvölker in einem nur geringen und
hochumstrittenen Umfang christianisiert, aber insgesamt erfolgreich von ihrer
einheimischen Kosmologie abgebracht.[7]
Der in der Sache eindeutige Schriftbefund wurde seitens der Jesuiten auf verschiedenen
Wegen bekämpft. Ein Weg bestand in der Relativierung des Schriftwortes als
Reaktion auf das protestantische „Sola-scriptura“-Prinzip. Sie unternahmen
bereits im 17. Jh einige Anstrengungen, um das Schriftwort nach eigenem
Gutdünken jeweils als bloße „Meinung“ anzusehen und holten sich dadurch
Zensuren durch verschiedene theologische Universitäten ein, etwa Löwen und Douai.
So stimmten Jesuiten in der Schriftkritik mit Luther überein, indem sie
apokryphe Schriften der Septuaginta als nicht direkt vom Hl. Geist inspiriert
behaupten, hierin aber weitergingen und diese Meinung auch auf den Kernbestand
der Schrift, etwa bei historischen Büchern, übertrugen.[8]
Beistand erhielten sie von dem katholischen französischen Exegeten Richard
Simon, der im 17. Jh als erster die „historisch-kritische“ Bibelexegese in großem
Umfang betrieb. Diese Methode erlaubt eine willkürliche Bewertung biblischer
Sachverhalte, solange man echte oder auch nur dem Anschein nach echte Argumente
dafür vorbringen kann. Der Text und seine Überlieferung wird dadurch in seiner
Autorität erheblich zurückgestuft. Im Falle der Jesuiten rückte an die Stelle
des relativ sicheren Textbefundes oder einer handfesten, schriftlich fixierten
Auslegungstradition die päpstliche Unfehlbarkeit in der Lehre. Man hat
protestantischerseits vermutlich niemals begriffen, dass der
nachtridentinische, jesuitisch geprägte Katholizismus nicht nur die Schrift,
sondern auch die überlieferte, fixierte Tradition beiseite rückt und nur noch
das „leibhaftige“ Traditionsprinzip, im Papst inkarniert, anerkennen will. Die
häufige evangelische Polemik gegen das alte Traditionsprinzip verfehlt insofern
vollkommen die Problemlage, zumal die Schrift ja selbst Ergebnis tradierten
Glaubens war und ist. Bei genauerem Hinsehen kann man erkennen, dass das
alleine auf den Papst fixierte unfehlbare Traditionsprinzip der neueren protestantischen
Auslegungswillkür, die vorerst noch dem Anschein nach jedem einzelnen
überlassen wird, entspricht. In beiden Fällen wird eine objektive, „materielle“
Grundlage des Glaubensgutes relativiert und einer Subjektivierung und
scheinbaren „Vergeistigung“ überlassen, die im einen Fall als „derzeitig gerade
absolut“ („regula fidei proxima“), im
anderen Fall als „derzeitig gültig“ behauptet wird, hier freilich anders
gefärbt. Man sagt, man sehe etwas „heute“ so. Nicht anders aber ist das
Papstprinzip gelagert, wenn auch in anderen Kostümen. Die Tatsache einer
manchmal unsicheren Textüberlieferung wird in beiden Fällen so überbewertet,
dass die Suggestion erzeugt wird, man könne folglich den Texten als Offenbarungsgrundlage
nicht gewiss vertrauen.
Wenn man also bedenkt, dass das
Hauptproblem des 16. und 17. Jh, das in der Kirche verhandelt wurde, nicht die
neue Kosmologie selbst war, sondern deren vermutlich prinzipielle
Unbeweisbarkeit, dann lässt dies aufhorchen. Es ist dieser Umstand
offenkundiger Unaufrichtigkeit, der mich an dieser Stelle vor der Kirche
zurückweichen lässt. Die Kirche hätte es demnach bei einer „Nichtbeteiligung“
an der Debatte belassen müssen. Sie tat es aber nicht, sondern trieb langfristig
selbst den Abfall von dem voran, was sie wie ein Stachel im Fleisch in ihren
eigenen alttestamentlichen und frühchristlichen Traditionen Lügen straft.
Alleine, dass ihr einziges Interesse war, wie man den Widerspruch ohne
Autoritätsverlust den Menschen unterjubeln könne, erregt Abscheu in mir. Es hat
eben den Anschein, dass die Kirche nicht nur defensiv reagierte, sondern selbst
die neuen Lehren hervorbrachte und einfließen lassen wollte ins Glaubensgut. Das
Urteil Pierre Leichs über die „Causa Galilei“ entbehrt aus meiner Sicht nicht
der Tragikomik:
„Bis
Galileis Dialogo vom Index Librorum Prohibitorum
gestrichen wurde, dauerte es bis zum Jahr 1835. Die Galilei-Akten wurden 1880
unter Leo XIII. geöffnet, doch entstanden zunächst nur tendenziöse Publikationen.
Immerhin anerkannte dieser Papst Galileis Argumente über die Beziehung von
Wissenschaft und Offenbarung der Bibel, doch ein bleibender Schaden im
Verhältnis von Ratio und Religio war längst entstanden.“[9]
Die Sache verhält sich andersherum,
denn Galilei war es, der nicht aufgrund einer „ratio“, sondern aufgrund einer Voreingenommenheit, die man in
einem gewissen Sinn als „religio“
bezeichnen kann, seine kosmologischen Behauptungen aufstellte. Es war ja gerade
die Problematik, dass er seine Meinungen ebenso wenig beweisen konnte wie die
Kirche dies bei der biblischen Überlieferung vermochte, die in seinem
Inquisitionsprozess verhandelt wurden. Es steht hier also nicht „ratio“ gegen „religio“, sondern „religio“
gegen „anti-religio“, aber „religio“ ist beides!
Es bleibt die Frage im Raum stehen,
warum es der Kirche so wichtig war und ist, dass die Menschen nicht an die
Kosmologie glauben, die aus der Schrift und den vorzeitlichen Überlieferungen
aller Völker hervorgehen. Warum legte sie es langfristig darauf an, den
Menschen abzuschneiden von der Überlieferung der Urzeit, die nicht weniger
plausibel ist als die moderne Kosmologie, dabei aber den Vorteil hat, von
jedermann empirisch nachvollzogen werden zu können, wohingegen die neuzeitliche
Astronomie einer Geheimlehre gleichkommt, die nur für Eingeweihte erfahr- und
erkennbar ist. Es ist bizarr, dass die ganze Welt sich dies gefallen lässt und
bereitwillig glaubt, was objektiv so zweifelhaft ist wie kaum etwas anderes in
diesem Leben.
Doch zurück zu den Gestirnen als
„Zeichen“ für apokalyptische Ereignisse in der Heiligen Schrift:
Von „kosmischen“ Zeichen ist nicht
nur die Geburt Jesu gekennzeichnet, sondern auch sein Tod. Die letzten drei
Stunden vor seinem Tod, als er am Kreuz hing, waren mitten am Tag verfinstert:
„A sexta autem hora tenebræ factæ
sunt super universam terram usque ad horam nonam.” (Mt 27, 45) —
“Von der sechsten bis zur neunten Stunde aber brachen Finsternisse über die
gesamte Erde herein.”
Es ist merkwürdig, dass fast alle
deutschen Übesetzungen das „super universam terram“ („über die gesamte Erde“)
als „über das ganze Land“ übertragen und damit den Eindruck erwecken, das sei
nur in Israel zu sehen gewesen. Die lateinische Formulierung zumindest lässt
keinen Zweifel darüber, dass diese Finsternis auf der ganzen Erde einbrach. Und
das mitten am Tage (von Mittag bis drei Uhr nachmittags). Sonnenfinsternisse
dauern niemals so lange. Man stellte Spekulationen an, welche natürlichen
Ursachen diese Himmelsphänomene hervorgerufen haben könnten und kann es bis
heute nicht erklären. Dabei steht das kopernikanische Weltbild ganz besonders
und unerbittlich im Weg. Manche meinen, es war eine ziemlich dunkle Tagzeit,
so, wie es düster wird bei einem Unwetter. Das mag man daraus schließen, dass
nach dem Tod Jesu um 15.00 Uhr ein schweres Erdbeben geschah. Bei diesem
Erdbeben spalteten sich Felsen, und Gräber öffneten sich und gaben die bereits
entschlafenen Heiligen heraus. Sie wurden in ganz Jerusalem gesehen. Das
„Wetter“ ist hier also mehr als nur ein gewöhnliches Unwetter, und die
„Finsternisse“ ausgerechnet zur Mittagszeit, wenn es natürlicherweise nach
aller Erfahrung am hellsten ist, weisen auf eine außergewöhnliche Schwächung
der Sonne hin. Lukas bestätigt dies: „Et
obscuratus est sol.“ (Lk 23, 45) — „Die Sonne wurde verdunkelt.“
Dieses Zeichen konnte also wie der
Sonnen- und Mondstillstand bei Josua und der Stern von Bethlehem bis heute von
niemandem zweifelsfrei aus den natürlich Abläufen der Gestirne, die wir beobachtet
haben, erklärt werden.
Wir erkennen daraus vor allem
eines: die Gestirne gehorchen dem Befehl ihres Schöpfers und reagieren auf das,
was geschieht zwischen Himmel und Erde.
Wenn die „ganze Schöpfung in Wehen seufzt bis heute“ (Röm 8, 22), dass unsere
„Kindschaft offenbar wird“, die Hoffnung
der Christen, dann ist es nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Sonne, als
der Sohn Gottes am Kreuz starb, in Erschütterung und Trauer nicht mehr scheinen
konnte. Mit seinem Tod wich das Licht aus ihr, die doch all ihr Licht von ihm
bezieht, weil er derjenige ist, „durch
den alle Dinge geschaffen sind im Himmel und auf Erden“ (Kol 1, 16).
Es stehen für das Ende der Zeiten
noch eine ganze Reihe dramatischer Himmels- und Gestirnezeichen aus. Es ist
notwendig, sich die apokalyptischen Voraussagen der Heiligen Schrift, die noch
nicht erfüllt sind, genauer anzusehen.
3.
Die Gestirne am Ende der Tage
Die eindeutigsten und
unzweifelhaftesten Aussagen dazu sind uns von Jesus selbst überliefert.
Die synoptischen Evangelien geben
uns die Endzeitreden Jesu kurz vor seinem Tod wieder.
25 Es
werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde
werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des
Meeres.
26 Die
Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den
Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
27 Dann
wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und
Herrlichkeit. (Lk 21)
Im Markus-Evangelium führt der Herr
diese Zeichen an den Gestirnen genauer aus. Er sagt eine große Not hervor, „wie es noch nie eine gegeben hat, seit Gott
die Welt erschuf, und wie es auch keine mehr geben wird“ (Mk 12, 19).
Später sagt er:
24 Aber
in jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der
Mond wird nicht mehr scheinen;
25 die
Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert
werden.
26 Dann
wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und
Herrlichkeit.
27 Und
er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier
Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Nahezu wortgleich berichtet
Matthäus (Mt 24, 29ff).
Hier stoßen uns im Hinblick auf die
Gestalt der Erde gleich mehrere Dinge auf:
1. Wenn Sterne vom Himmel fallen
werden, dann ergibt das keinen Sinn, wenn man sich vorstellt, die seien
Millionen Lichtjahre entfernt und womöglich um ein Vielfaches größer als die
Erde. Es ergibt auch keinen Sinn, sich darauf herauszureden, es müssten dann
eben Meteoritenschauer sein. Damit ist nicht zu rechnen, denn wenn die Sterne
vom Himmel fallen, dann wird man sie anschließend am Himmel vermissen. Indirekt
bestätigt wird dies durch Off 8:
10 Der
dritte Engel blies seine Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel; er
loderte wie eine Fackel und fiel auf ein Drittel der Flüsse und auf die
Wasserquellen.
11 Der
Name des Sterns ist Absinth - Wermut - . Ein Drittel des Wassers wurde Absinth
und viele Menschen starben durch das Wasser, weil es bitter geworden war.
12 Der
vierte Engel blies seine Posaune. Da wurden ein Drittel der Sonne und ein
Drittel des Mondes und ein Drittel der Sterne getroffen, sodass sie ein Drittel
ihrer Leuchtkraft verloren und der Tag um ein Drittel dunkler wurde und ebenso
die Nacht.
Ein „Hinunterfegen eines Drittels
der Sterne liest man auch in Apk 12. Dort fallen die Sterne durch eine heftige
Schwanzbewegung des Drachen:
3 Ein anderes Zeichen erschien am Himmel und siehe, ein Drache, groß und
feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen
Köpfen.
4 Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf
die Erde herab.
In gar keinem Fall darf man hier
also von einer bloßen Häufung von Sternschnuppen und „Meteoriteneinschlägen“
ausgehen.
2. Die Beschreibung der Erscheinung
des Menschensohnes in den Wolken am Himmel, die von allen gesehen wird, lautet
folgendermaßen: „Alle Völker werden
jammern und klagen und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit
auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“ (Mt 24, 30) Wenn der
wiederkommende Herr von allen gesehen werden kann, kann die Erde keine Kugel
mit „Antipoden“ und „Down-Under“ sein. Sie muss flächig angelegt sein. Nur so
ist eine Sicht aller auf ihn möglich.
3. Da übereinstimmend überliefert
wird, dass Jesus die von ihm „Auserwählten
aus allen vier Windrichtungen zusammenführen (wird), vom Ende der Erde bis zum
Ende des Himmels“ (s.o.), dann ist die Erde so angelegt, dass es Sinn
ergibt, sie flächig und von einem Flächenzentrum her in vier Richtungen hin zu
strukturieren. Auf einer Kugel kann es nur bedingt „Windrichtungen“ geben. Es
mag dort Winde geben, die man in bestimmten Kugelabschnitten verorten kann,
aber sie geben keine Vierzahl der „Richtungen her“. Die Problematik einer Kugel
ist, dass es auf ihr keine wirklichen Richtungen geben kann, kein echtes Oben
und Unten und: vor allem kein „Ende der
Erde“ und erst recht kein „Ende des
Himmels“. Die Formulierung lässt viel eher ein Bild entstehen, bei dem das
Ende der Erdfläche mit den Zeltenden des Himmel zusammenstößt, und dieser Ort
das äußerste Ende der Erde (von einem Mittelpunkt der Fläche aus gesehen) und
des unteren Himmels bedeutet.
4. Jesus sagt, die „Kräfte des Himmels“ würden „erschüttert werden“.
Aufgrund seiner Zuordnung dieser
Kräfte zu den Gestirnen muss man annehmen, dass er meint, dass die
althergebrachten Gestirneläufe, die im Alten Testament vielfach sogar als
Garanten der ewigen Güte und Macht Gottes sind (Jer 31, 35; Job 38, 33; Jer 33,
25f) am Firmament durcheinander gebracht werden. Diese Rede ergäbe keinerlei
Sinn im heliozentrischen Kugelmodell. In der gängigen Astronomie und Kosmologie
werden ja unentwegt Sensationen im All angenommen, ohne dass dies eine
besondere Auswirkung haben kann, ist doch dieses All viel zu gigantisch
gedacht. Fast jede „Erschütterung“ wird ausgelagert in Millionen Lichtjahre
Entfernung. Das einzige, was man als „Gefahr“ evoziert, ist der Zusammenstoß
des „Planeten Erde“ mit anderen Gestirnen, etwa Kometen oder Asteroiden, aber
genau dies wird niemals geschehen, weil die Erde kein Planet ist und nicht in
einem unendlichen Raum herumfliegt. Alle militärischen Mächte wissen das sehr
genau, auch wenn sie die Menschheit immer wieder in Atem halten mit entsprechenden
Szenerien und Verängstigungen. Es ist ein mediales Spiel von Gerüchten und
Dementis, das keiner mehr ernst nimmt.
Es gibt nur eine reale Gefahr, und
die besteht darin, dass der Mensch durch seine himmelschreienden Sünden das
Gefüge des Firmamentes durcheinander bringt.
In Off 8 wird genauer
ausgesprochen, was mit der Erschütterung der Kräfte gemeint ist: Bei den vier
ersten Posaunen wird ein Drittel der Leuchtkraft der Gestirne verloren gehen.
Zuvor stürzen „Feuer und Hagel“ vom
Himmel ins Meer und vernichten ein Drittel der Lebewesen darin, ein „großer Stern“ fällt wie „eine Fackel“ in die frischen Gewässer,
in „Flüsse und Quellen“, also das
geordnete, lebendige Wasser und vernichtet ein Drittel aller darin lebenden
Tiere. Die Menschen sterben an diesem verseuchten Wasser. Es ist unsinnig, sich
einen solchen Vorgang auf einem Erdball vorzustellen. Auf einer Erdfläche aber
ist es leicht denkbar, dass mit einem solchen Sternensturz die zentrale Zufuhr
des frischen Wassers zerstört wird, die irgendwo unter unseren Füßen sein
könnte. Wir erinnern uns, dass im Garten Eden „ein Strom“ entspringt, der die ganze Welt bewässert, und sich in
vier Hauptströme verzweigt, von denen einer der „Euphrat“ ist (Gen 2, 10 ff). Man kann aus dieser Schöpfungserzählung
entnehmen, dass die gesamte Frischwasserzufuhr von einem einzigen großen
Unterstrom aus der Urflut herrührt. Bestätigt wird diese Sicht durch Salomo,
der schrieb: „Alle Flüsse fließen ins
Meer, das Meer wird nicht voll. Zu dem Ort, wo die Flüsse entspringen, kehren
sie zurück, um wieder zu entspringen.“ (Kohelet 1, 9) das „Meer“ ist hier
die „Quelle“ der Flüsse. Das bedeutet, dass Salomo davon ausgeht, dass die
Meere sich aus einer großen Urquelle speisen, aus der auch die Quellflüsse sich
speisen. Es würde also genügen, einen der Hauptströme empfindlich zu treffen
und damit dieses „Drittel der Menschen“ zu verseuchen. Vom Euphrat ist auch bei
der Ausgießung der Zornschalen die Rede: „Der
sechste Engel goss seine Schale über den großen Strom, den Eufrat. Da trocknete
sein Wasser aus, sodass den Königen vom Aufgang der Sonne der Weg offen stand.“
(Off 16, 12) In der Größenordnung Edens wäre damit ein Viertel des frischen
Wassers annulliert. Von den restlichen drei Hauptströmen würde einer verseucht.
Bei der Beschreibung der „Zornschalen“ in Kap. 16 wird in V 8
geschaut, dass die Sonne durch die Ausgießung einer Zornschale viel stärker
brennt als zuvor und die Menschen versengt und sie schwere Verbrennungen
davontragen werden von ihrem Schein. Da diese Steigerung ihrer Leucht- und
Brennkraft nach der Einbuße um ein Drittel geschieht, kann man sich hier nicht
auf die oft prognostizierte Entwicklung der Sonne im heliozentrischen Modell berufen.[10] Nach einem gewaltigen Erdbeben, das schwerer
sein wird als alle Erdbeben je zuvor, werden „gewaltige Hagelbrocken, zentnerschwer“ vom Himmel fallen (V 21).
Es müssen unvorstellbare Vorgänge in der Luft und am Firmament geschehen, um
solche großen Eisstücke von oben herabzuwerfen. Dass Gott allerdings einen
großen Vorrat an Hagel für das „tempus
hostis“, „Zeit der Drangsal“, wie
die Einheitsübersetzung 2016 überträgt, eigentlich
aber die „Zeit des Widersachers/“Reichsfeindes““,
also die Endzeit, vorbereitet und gelagert hat, sagt uns bereits das Alte
Testament im Buch Job:
22 Bist du zu den Kammern des Schnees gekommen,
hast du die Kammern des Hagels gesehen,
23 den ich für Zeiten der Drangsal aufgespart, für den Tag des Kampfes und
der Schlacht? (Job 38)
Martin Buber überträgt diese Stelle
mit den Worten:
„Bist
du zu den Speichern des Schnees gekommen
Und
hast die Speicher des Hagels besehn,
die
für die Frist der Drangsal ich sparte, f
für
den Tag des Kampfes und der Kriegschaft?“[11]
In der Erzählung über Josuas Eroberung
des Gelobten Landes haben wir bereits davon gehört, dass Gott selbst aus diesem
Vorrat Hagelbrocken auf die dämonischen Völker herabwarf (Jos 10, 11). In Gen
15, 16 werden insbesondere die Amoriter als moralisch verkommenstes Volk
benannt. Die schweren Gräuel der Amoriter erwähnt auch 1. Kön 21, 26, denen
sich der israelitische König Ahab aufgrund des Einflusses seiner heidnischen
Frau Isebel ergeben hatte. Ihre gnadenlose Vernichtung durch Josua hängt mit
dieser Dämonie der Abgötterei zusammen und grausamen Praktiken, wie etwa der,
die eigenen Kinder durch Feuer gehen zu lassen.
In Jesus Sirach 46, 5 wird Bezug
genommen auf dieses für Israel starke Erlebnis, dass Gott selbst im Kampf gegen
die Dämonie Hagelbrocken vom Himmel stürzen ließ:
„Er
rief den Höchsten, den Mächtigen an, als ihn die Feinde ringsum bedrängten; und
der große Herr erhörte ihn mit Hagelkörnern von gewaltiger Kraft.“
Der grausame Kampf um das Gelobte
Land war nicht einfach nur eine schnöde Landnahme, sondern ein Kampf gegen die
Finsternis, die ganze Völker erfasst und verdorben hatte.
Die Offenbarung knüpft hier an die
apokalyptische Tradition des Alten Testamentes an, in der es um den Kampf um
Licht und Finsternis geht. In der zukünftigen Auseinandersetzung aber vertritt
niemand mehr auf Erden das Licht mit einer realen Streitmacht.
Die „Frist der Bedrängnis“, das
Ereignis der „Enge“, der „Bedrängnis“ oder auch des „Widersachers“, die „et-zar“, kann im Hebräischen das Wort „zar“ entweder als Ereignis und Zustand
der Bedrängnis auffassen oder personal im Sinne einer Frist, einer Zeitspanne,
einer begrenzten Phase des „Bedrängers“
oder „Feindes“.
Auch wenn man sich das eine oder
andere Detail für sich genommen im Rahmen des kopernikanischen Modells
vorstellen könnte, ist es doch insgesamt in dessen Rahmen nicht denkbar —
alleine die Frage, wie ein Drittel der Myriaden von Sternen, wenn man annimmt,
sie stellten eigene Galaxien und Sternenheere dar, die fast unendlich weit
entfernt sind, einfach so plötzlich verschwinden, nicht mehr leuchten bzw in
ihrem Schein abgeschirmt sein sollten und/oder auf die Erde stürzen sollen ist
nicht beantwortbar. Nur in einem flächig angelegten Modell, über dem sich das
Himmelszelt mit den Firmamentgestirnen wölbt, ist diese Beschreibung
vorstellbar und sinnvoll.
Die Zerrüttung der Ordnungen am
Firmament korrespondiert der Zerrüttung durch die Sünde bei den Menschen. Je
weiter die Menschheit, je weiter vor allem die Fürsten sich von den Ordnungen
Gottes in ihren Herzen und Taten entfernen, desto gefährdeter ist die kosmische
Ordnung:
1
Alle Bewohner des Landes sollen zittern; denn es kommt der Tag des HERRN, ja,
er ist nahe,
2 ein Tag des Dunkels und der Finsternis, ein Tag der Wolken und Wetter
(…)
10…
der Himmel erbebt; Sonne und Mond verfinstern sich, die Sterne halten ihr Licht
zurück.
11 Und der HERR lässt vor seinem Heer seine Stimme erschallen; ja, überaus
zahlreich ist sein Heer, ja, gewaltig groß ist der Vollstrecker seines Befehls.
Ja, groß ist der Tag des HERRN und voll Schrecken. Wer kann ihn ertragen?
(Joel 2)
Das Gericht, der „Tag des Herrn“, geht einher mit der
Offenbarwerdung der Folgen menschlicher Untaten im Himmelsgefüge:
7 Wenn dein Leben erlischt, will ich den Himmel bedecken und seine Sterne
verdüstern. Die Sonne decke ich zu mit Wolken, der Mond lässt sein Licht nicht
mehr leuchten.
8 Deinetwegen verdunkle ich alle die strahlenden Lichter am Himmel und
lege Finsternis über dein Land - Spruch GOTTES, des Herrn. (Ez 32)
Die Bosheit des Menschen ruft den
Regress in den chaotischen Zustand des ungezähmten „t’hom“, der tödlichen Urflut hervor. Diesmal zeigt er sich nicht
am unkontrollierten Einbruch in die Erde, sondern an der Auflösung der
festgefügten „Pfeiler“ der Erde (Job
38, 6):
10 Die Sterne und Sternbilder am Himmel lassen ihr Licht nicht leuchten.
Die Sonne ist dunkel bei ihrem Aufgang und der Mond lässt sein Licht nicht
scheinen.
11 Dann werde ich am Erdkreis die Bosheit heimsuchen und an den Frevlern
ihre Schuld. Dem Hochmut der Stolzen mache ich ein Ende und erniedrige die Hoheit
der Tyrannen.
12 Die Menschen mache ich seltener als Feingold, die Menschenkinder rarer
als Golderz aus Ofir.
13 Darum werde ich den Himmel erzittern lassen und die Erde wird beben,
weg von ihrem Ort, wegen des Grimms des HERRN der Heerscharen am Tag seines
glühenden Zorns. (Jes 13)
Ein letzter Hinweis gilt dem
berühmten Bild in Apk 12. Dort heißt es:
1 Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne
bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf
ihrem Haupt.
2 Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.
3 Ein anderes Zeichen erschien am Himmel und siehe, ein Drache, groß und
feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen
Köpfen.
4 Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne vom Himmel und warf sie auf
die Erde herab. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte; er wollte
ihr Kind verschlingen, sobald es geboren war.
5 Und sie gebar ein Kind, einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter
weiden wird. Und ihr Kind wurde zu Gott und zu seinem Thron entrückt.
6 Die Frau aber floh in die Wüste, wo Gott ihr einen Zufluchtsort
geschaffen hatte; dort wird man sie mit Nahrung versorgen, zwölfhundertsechzig
Tage lang.
Ich möchte die zahlreichen
traditionellen Spekulationen über diese Stelle nicht vermehren. Jede mögliche
Deutung, etwa die auf die Kirche oder auf Maria oder die „Tochter Zion“ klemmen
an irgendeiner Stelle und sind unstimmig. In unserem Zusammenhang interessiert
nur die Zuordnung der Leuchtkörper des Himmels zu dieser Erscheinung. Die „zwölf Sterne“ auf dem Haupt der Frau
legen eine Deutung nahe, die an die Bildsprache anderer Diademe in biblischen
Prophetien anknüpft, bei denen verschiedene „Hörner“ oder „Köpfe“ beschrieben
werden. Sie bedeuteten demnach Personen. Man kann in jedem Fall eines aus
diesem Bild entnehmen: Sonne und Mond sind dieser Frau dienstbar: die Sonne ist
ihr Gewand, der Mond, etwa als Sichel vorgestellt, ist ihr „Schnabelschuh“. Die
alttestamentliche Entmythologisierung des Gestirnglaubens erfährt hier einen
Höhepunkt, denn die Gestirne sind dienstbare Wesen auch dem bräutlichen
Menschen. Das Bild der Frau mit den zwölf Sternen, die wie ein Kranz um ihr
Haupt gelegt sind, erinnert auch an den alttestamentlichen Traum Josefs:
„Er
hatte noch einen anderen Traum. Er erzählte ihn seinen Brüdern und sagte:
Siehe, ich träumte noch einmal: Und siehe, die Sonne, der Mond und elf Sterne
warfen sich vor mir nieder. (Gen 37, 9)
Aus dem Kontext geht dort hervor,
dass mit den elf Sternen seine elf Brüder gemeint waren. Wer Sonne und Mond
sind, bleibt im Dunkeln. Die Zuordnung von „Sternen“ zu identifizierbaren
Personen wird jedoch auch hier deutlich.
In der Bildsprache bedeutet der
Kranz ein Ehrenzeichen oder eine Krone: die zwölf Sterne gereichen der Frau zur
Ehre und garantieren ihre Reinheit.
Die Hinwegfegung eines Drittels der
Sterne durch den Drachen kann anknüpfen an die Aussage Jesu, es würden die realen
Sterne auf die Erde fallen, aber auch andeuten, dass ein Drittel der Engel mit
dem Satan gestürzt ist. Und weiter kann damit auch ausgesagt sein, dass ein
Drittel des Menschengeschlechtes verloren ist und sich willentlich gegen den
wahren Gott stellt.
4.
Sterne als Engel, Geister und Heilige
Aber auch in einem weiteren Zusammenhang,
der eher die Bedeutung des „Sterns“ als Bezeichnung eines Engels oder Heiligen
meint, wird in der Apokalypse 9 gesprochen:
1 Der
fünfte Engel blies seine Posaune. Da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf
die Erde gefallen war; ihm wurde der Schlüssel zu dem Schacht gegeben, der in
den Abgrund führt.
2 Und
er öffnete den Schacht des Abgrunds. Da stieg Rauch aus dem Schacht auf, wie
aus einem großen Ofen, und Sonne und Luft wurden verfinstert durch den Rauch
aus dem Schacht.
3 Aus
dem Rauch kamen Heuschrecken über die Erde und ihnen wurde Kraft gegeben, wie
sie Skorpione auf der Erde haben.
4 Es
wurde ihnen gesagt, sie sollten dem Gras auf der Erde, allen grünen Pflanzen
und allen Bäumen keinen Schaden zufügen, sondern nur den Menschen, die das
Siegel Gottes nicht auf der Stirn haben.
5 Es
wurde ihnen befohlen, die Menschen nicht zu töten, sondern nur zu quälen, fünf
Monate lang. Und der Schmerz, den sie zufügen, ist so stark, wie wenn ein
Skorpion einen Menschen sticht.
6 In
jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, aber nicht finden; sie werden
sterben wollen, aber der Tod wird vor ihnen fliehen.
7 Und
die Heuschrecken sehen aus wie Rosse, die zur Schlacht gerüstet sind; auf ihren
Köpfen tragen sie etwas, das goldschimmernden Kränzen gleicht, und ihre
Gesichter sind wie Gesichter von Menschen,
8 ihr
Haar ist wie Frauenhaar, ihr Gebiss wie ein Löwengebiss,
9 ihre
Brust wie ein eiserner Panzer; und das Rauschen ihrer Flügel ist wie das
Dröhnen von Wagen, von vielen Pferden, die sich in die Schlacht stürzen.
10 Sie
haben Schwänze und Stacheln wie Skorpione und in ihren Schwänzen ist die Kraft,
mit der sie den Menschen schaden, fünf Monate lang.
11 Sie
haben als König über sich den Engel des Abgrunds; er heißt auf Hebräisch Abaddon,
auf Griechisch Apollyon.
12 Das
erste Wehe ist vorüber. Siehe, noch zweimal wird das Wehe kommen.
Es ist eine merkwürdige Stelle. Sie
erinnert an den Engelssturz im Buch Jesaja (s.0.), als vom Stern „Lucifer“ gesprochen wird, dem „Sohn der Morgenröte“, der abgestürzt
ist. Die dämonischen Wesen, die aus dem Schacht hervorquellen, zu dem dieser „Stern“ den „Schlüssel“ hat, haben einen „König“,
den „Engel des Abgrundes“, der auch „Apollyon“ heißt. Apollyon, wenn er den
Gott Apollon meint, ist sowohl der „Zerstörer“ (Gott de Todes und der Pest),
als auch der Sonnengott, der Gott der Musik, der Dichtung, der Fruchtbarkeit
und Viehherden. „Abaddon“ ist für die
Juden der „Zerstörer“, der Todesengel bzw ein Höllenkreis.[12]
Wir haben gesehen, dass die Heilige
Schrift die Vorstellung kennt, bei den Sternen handle es sich um personhafte Wesenheiten.
Nicht nur der Vergleich der unzählbaren Sterne mit einer unzählbaren
Nachkommenschaft Abrahams legt dies metaphorisch nahe, sondern die
Identifikation der „b’ne elohim“, der
„Göttersöhne“ mit Sternen. Immer wieder lesen wir eine direkte Verknüpfung von
Sternen mit Göttersöhnen, der „Entourage des Allmächtigen“ im Himmel:
6 Wohin sind ihre
(der Erde) Pfeiler eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
7 als alle
Morgensterne jauchzten, als jubelten alle Gottessöhne? (Job 38)
Im Jesajabuch wird uns der Gott
vorgestellt als der Heerführer, der die zahllosen Sterne alle mit Namen kennt
und befehligt:
Hebt
eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat diese Gestirne erschaffen? Der
vollzählig herausführt ihr Heer, er ruft sie alle beim Namen. Wegen seiner
Fülle an Kraft und mächtiger Stärke fehlt kein einziges. (Jes 40, 26)
Dies bestätigt Psalm 147, 4: „Er bestimmt die Zahl der Sterne und ruft
sie alle mit Namen.“
Einerseits entmythologisiert die
Schrift die Gestirne und unterwirft sie radikal dem Befehl des Schöpfers. Sie
sind dienstbare Gehilfen der Schöpfungsordnung und Stabilität des Himmels und
der Erde. Andererseits entpersonalisiert sie sie aber nicht in derselben
radikalen Weise. Es bleibt für uns in diesem Äon wohl offen, wer oder was sie
in Wahrheit sind. Eines aber ist gewiss: sie sind im Kontext der gesamten Schrift
nicht das, was man uns in der modernen Kosmologie erzählt.
[1]
Wikipedia-Artikel zum Stichwort „Lichtkunst“, abgerufen am 16.11.2017: https://de.wikipedia.org/wiki/Lichtkunst
[2] Der
experimentelle Nachvollzug des kühlenden Mondlichtes geschieht derzeit sehr
häufig und wird immer wieder bestätigt, als Beispiel sei dieses Blog zitiert: https://exitmatrixnet.blogspot.de/2016/11/mondlicht-kuhlt.html
(6.11.2017). Aber bereits die Alten sprachen vom „kühlenden Mondlicht“ — es ist
keine neue Entdeckung. Etwa besingt dieses Phänomen ein provençalisches
Schifferlied:
„Es löscht das Meer die Sonne aus,
Kühlendes Mondlicht ist erwacht,
Der gold'ne Adler läßt sein Haus
Müde dem Silberschwan der Nacht….“
Kühlendes Mondlicht ist erwacht,
Der gold'ne Adler läßt sein Haus
Müde dem Silberschwan der Nacht….“
[3] Die
fünf Bücher der Weisung. Verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz
Rosenzweig. Darmstadt 1984, S. 10
[4] Vgl.
dazu meinen Artikel „Sol invictus 2.0 — Das Licht und die Sonne“ (2017),
abrufbar hier: http://zeitschnur.blogspot.de/2017/08/sol-invictus-20-das-licht-und-die-sonne.html
[5] Die
Auseinandersetzung wird beschrieben bei Graf Paul von Hoensbroech, Der
Jesuitenorden. Eine Enzyklopädie aus den Quellen zusammengestellt und bearbeitet.
1. Band A—J. Leipzig 1926. S. 458 — Die von mir beschriebene Haltung seitens
Kardinal Bellarmins kommt in einem Brief an Foscarini vom 12.4.1615 zum
Ausdruck.
[6] „In der
katholischen Kirche hatten sich offenbar die Kräfte durchgesetzt, welche die
Frage nicht zum Glaubensinhalt machen wollten. Im Gegensatz zum Gutachten wird
nicht mehr von „Häresie“ gesprochen und die Lehre von der Bewegung der Erde
wird nicht für „irrig im Glauben“ gehalten, sondern nur noch als
„schriftwidrig“ bezeichnet. Galilei wird auf Befehl des Papstes schon am 26.
Februar 1616 von einem der höchsten Kirchenvertreter, Kardinal Roberto
Bellarmin, mit dem Inhalt des Dekrets persönlich bekannt gemacht. Dieser
Bellarmin hatte ein Jahr zuvor geäußert, das Copernicanische System sei als Arbeitshypothese
dem ptolemäischen System möglicherweise überlegen – nur könne seine Bezeichnung
als erwiesene Tatsache nicht toleriert werden.
Der Streitpunkt im späteren Prozess wird sein, ob ihm von Bellarmin verboten wurde, die Copernicanische Lehre zu behaupten oder ob ihm nur das Dekret mitgeteilt wurde. Da sich die Dokumente widersprechen, konnte dieser Punkt bereits damals nicht wirklich geklärt werden.“ Pierre Leich: Die schwierige Beziehung zwischen von Ratio und Religio: Der Inquisitionsprozess gegen Galileo Galilei. November 2010. Abgerufen auf https://www.theologie-naturwissenschaften.de/startseite/leitartikelarchiv/galileo-galilei.html (8.11.2017) Evangelische Akademie im Rheinland Bonn, Verantwortlich Dr. Frank Vogelsang, Red. Dr. Andreas Losch
Der Streitpunkt im späteren Prozess wird sein, ob ihm von Bellarmin verboten wurde, die Copernicanische Lehre zu behaupten oder ob ihm nur das Dekret mitgeteilt wurde. Da sich die Dokumente widersprechen, konnte dieser Punkt bereits damals nicht wirklich geklärt werden.“ Pierre Leich: Die schwierige Beziehung zwischen von Ratio und Religio: Der Inquisitionsprozess gegen Galileo Galilei. November 2010. Abgerufen auf https://www.theologie-naturwissenschaften.de/startseite/leitartikelarchiv/galileo-galilei.html (8.11.2017) Evangelische Akademie im Rheinland Bonn, Verantwortlich Dr. Frank Vogelsang, Red. Dr. Andreas Losch
[7]
Beispielhaft ist dafür das Wirken der Jesuiten in China. Bereits 1582 reiste
Matteo Ricci SJ nach China und wirkte dort als Mathematiker und Astronom. Am
bekanntesten ist uns heute Adam Schall von Bell SJ, der 1618 nach China gesandt
wurde und dort m Kaiserhof bereits die abendländische Astronomie einführte,
zunächst noch nach der Lehre Tycho Brahes, bald aber kopernikanisch und in
Kooperation mit dem Protestanten Johannes Kepler. Wegen der doktrinären
Religionsvermischung („Akkomodation“) durch die Jesuiten und
Auseinandersetzungen mit den Dominikanern über diese Frage im 18. Jh wurde der
Orden durch Rom angewiesen, diese Vermischung zu unterlassen. Daraufhin wurde
der Orden 1722 aus China ausgewiesen. Jegliche Akkomodation wurde nach
fortgesetzter Widersetzlichkeit der „Kompagnie“ 1744 von Benedikt XIV.
verboten.
[8] Über
die gezielte Herabsetzung biblischer Überlieferung seitens der Jesuiten vgl.
Johannes Huber: Der Jesuiten-Orden nach seiner Verfassung und Doctrin,
Wirksamkeit und Geschichte. Berlin 1873. S. 236 ff Der Autor beschreibt dort,
wie die Jesuiten, um ihre Lieblingsdoktrin, nämlich die Unfehlbarkeit des
Papstes und seine Universalherrschaft, zu begründen, Schrift und Tradition
gegenüber der Lehre vom „Felsen“ zurücktreten, die allerdings auf bloße reine
Fiktionen und gefälschte Dokumente gesetzt wurde. Nicht nur Luther fügte der
Schrift je nach ideologischer Absicht Worte hinzu oder wertete sie ab, sondern
auch aus der Societas Jesu geschah dies nachweislich und gravierend. Die
vergleichsweise „nebensächliche“ Frage der Kosmologie stand daher aus der Sicht
der SJ auf so wackeligen Beinen, dass es nur darum gehen konnte, sie möglichst elegant
aufzulösen und zu ersetzen durch eine neuere Lehre. Die protestantische
„Bibelkritik“ des 19. Jh hatte in Wahrheit ihren Vorläufer und Ideengeber
bereits in katholischen Vorläufern außerhalb und vor allem innerhalb des
Jesuitenordens.
[9]
A.a.O.
[10] Demnach
soll die Sonne den in ihr befindlichen Wasserstoff verbrennen, um relativ
kontinuierlich zu leuchten. Wenn er verbraucht ist, soll sie sich aufblähen und
anschließend ihre Gasschichten abstoßen („planetarischer Neben“) und in sich
zusammensacken. Dies alles soll frühestens in 500 Millionen Jahren beginnen.
Immer wieder gehen darüber Berichte durch die Medien, etwa hier https://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/forschung/article107152298/Und-wann-explodiert-die-Sonne.html
(Hamburger Abendblatt vom 6.9.2017), abgerufen am 21.11.2017. Oder hier http://www.focus.de/wissen/weltraum/odenwalds_universum/frage-von-frauke-bruesemeister-was-passiert-wenn-die-sonne-explodiert_aid_303314.html
(Focus vom 23.5.2008), abgerufen am 21.11.2017.
[11] Die
Schriftwerke, verdeutscht von Martin Buber. Darmstadt 1984, S. 333
[12] Das „Anchor Bible Dictionary“ von 1992 führt dazu aus:
„APOLLYON. The Greek name, meaning "Destroyer," given
in Revelation 9:11 for "the angel of the bottomless pit" (in Hebrew
called Abaddon), also identified as the king of the demonic "locusts"
described in Revelation 9:3-10...In one manuscript, instead of Apollyon the
text reads "Apollo," the Greek god of death and pestilence as well as
of the sun, music, poetry, crops and herds, and medicine. Apollyon is no doubt
the correct reading. But the name Apollo (Gk Apollon) was often linked in
ancient Greek writings with the verb apollymi or apollyo, "destroy."
From this time of Grotius, "Apollyon" has often been taken here to be
a play on the name Apollo. The locust was an emblem of this god, who poisoned
his victims, and the name "Apollyon" may be used allusively in
Revelation to attack the pagan god and so indirectly the Roman emperor
Domitian, who liked to be regarded as Apollo incarnate.” Diese Information und weitere interessante Details zum
Thema sind zu finden auf https://philologos.org/bpr/files/a009.htm,
abgerufen am 22.11.2017.