Maria als Widerschein des Allerhöchsten in unserer Geschichte am Beispiel
Rastatts 1945
Einleitung
Im Buch Jesaja steht eine Vision,
die zu unserer Lage passt. Es ist, wenn man genauer hinsieht eine, „marianische
Vision“:
„Durch Umkehr und Rückzug werdet
ihr gerettet; in der Ruhe und in der Hoffnung wird eure Kraft sein. Aber ihr
habt nicht gewollt und gesagt: „So nicht, sondern auf Rossen werden wir
dahinfliegen“, deshalb werdet ihr fliehen, und: „Auf Rennpferden werden wir hinaufstürmen“,
deshalb sind es nun Rennpferde, die euch verfolgen.“
Wie viele Siege haben wir errungen
durch Umkehr und Gebet? Wie oft haben wir uns der Gottesmutter und Ihrer
mächtigen Fürsprache anvertraut und Hilfe erfahren? Und wie sehr haben wir das
heute - assoziiert mit einem
beispiellosen geistlichen Hochmut und Selbstvertrauen – abgewiesen?
Wir gedachten auf hohen strategischen
und politischen Rossen den geistlichen Sieg davonzutragen, doch inzwischen
fliehen wir aus dem eigenen Haus. Unser Land ist eine geistliche
Wüstenlandschaft geworden.
Generationen von Marienkindern im Südwesten
Auf der Website der Erzdiözese
Freiburg findet man einen Link zum Thema „Maria im Erzbistum Freiburg“.
Dort angekommen erfährt man, dass das heutige Gebiet eine glanzvolle Geschichte
mit der Gottesmutter hat. Es wurde 1821 aus Teilen der Bistümer Konstanz,
Straßburg, Mainz, Worms, Speyer und Würzburg gebildet, die alle eine lang
zurückreichende Verbindung zu Maria hatten.
Ich muss gestehen, dass diese
erhabene Präsenz der Gottesmutter in der Geschichte der Region für mich eine
Überraschung war, denn im heutigen „katholischen“ Leben im „schönsten Land in
Deutschlands Gau’n“ ist von einer besonderen Anhänglichkeit an sie überhaupt
nichts mehr zu spüren.
Wir hören das Echo dieser fernen
Zeiten, vorausgesetzt wir sind diesbezüglich nicht schwerhörig geworden. In regionalen
Ortsnamen klingt an, was Baden einmal war: „Madonnenländchen“,
Maria Bickesheim oder
Maria Linden. Der kleine Artikel auf der Website des Erzbistums offenbart
jedoch eine fast schwindelerregende Beziehung der Menschen dieses Landes zur
Mutter des Herrn schon in ältesten Zeiten: Fast 600 Kirchen und Kapellen stehen
unter dem Patrozinium der Gottesmutter, angefangen bei den Münstern in Freiburg
und Konstanz und aufgehört bei kleinen
Kirchlein in abgelegenen Weilern. Das Vorgängerbistum Konstanz war der Heiligen
Jungfrau geweiht, ebenso hatten sich die Stadt Straßburg und das Bistum Speyer
der Muttergottes anvertraut. Bei Speyer ist dies sogar schon für das 7.
Jahrhundert bezeugt. Das relativ junge Erzbistum steht ebenfalls unter dem
Patronat der Gottesmutter, das mehrfach erneuert wurde. In jeder Kirche findet
sich auch bei anderem Patron ein Marienaltar oder wenigstens eine Marienstatue.
Rosenkranzaltäre, Maria-Hilf-Kapellen, verschiedene bezeugte Marienwunder,
„Verträge“ mit der Gottesmutter in Notsituationen und viele Gnadenbilder
bezeugen die überreiche Marien-Kindschaft der Vorfahren.
Als Beispiel mag der Ursprung des
Wallfahrtsortes Maria Linden dienen:
„Ein Marienbild, das man in die Höhlung
eines Lindenbaumes gestellt hatte, wurde während einer Kriegszeit durch das
Zuwachsen der Baumrinde vor plündernd umherziehenden Scharen bewahrt. Als
Friede und Ordnung im Land wieder hergestellt waren, hörte ein Hirtenmädchen,
das in der Nähe seine Herde hütete, eines Abends einen lieblichen Gesang, der
aus dem Baum zu klingen schien. Nachdem sich dieses mehrmals wiederholte
erzählte das Kind seinem Vater davon. Dieser glaubte an einen Zauber und machte
sich daran, die Linde zu fällen. Kaum hatte er aber die Linde mit der Axt
berührt, fiel die Rinde, die bisher das Muttergottesbild verborgen gehalten
hatte, ab und das Marienbild schaute ihm entgegen. Diese wundersame Geschehen
verbreitete sich sehr schnell in der ganzen Gegend und das Volk strömte herbei,
das Wunder zu sehen und Maria in diesem Bilde zu ehren. Die Herren von Windeck
ließen eine Kapelle neben der Linde errichten, in der man die Statue
aufstellte.
Im Jahre 1484 erlaubt der Bischof von Straßburg, zu dessen Bistum damals
die Ortenau gehörte, daß dort "wo die Gottesmutter und Jungfrau Maria sich
durch Wunder bereits geoffenbart hat" eine Kirche erbaut werden dürfe. So
hat die Großherzigkeit und Spendenfreudigkeit der Pilger dem dreifaltigen Gott
(Hochaltar) und der Gottesmutter zu Ehren eine schönes Gotteshaus erbaut. Seit
diesen Anfängen sind viele Menschen zu diesem Gnadenort gewallfahrt und auch
heute vertrauen sie ihre Anliegen Maria, der Mutter des Lebens an.
Von einer berührenden und
hingebungsvollen Liebe zu und Hoffnung auf Maria zeugen viele persönliche
Stiftungen. Als Beispiel mag hier das Gnadenbild „Mutter der Heiligen Hoffnung“
- eine genaue Nachbildung des Gnadenbildes von Altötting - im Kloster Zoffingen
stehen:
„Seit dem Jahr 1654 wird Maria als "Mutter der heiligen
Hoffnung" im Dominikanerinnenkloster Zoffingen in Konstanz verehrt. Die
Statue ist eine genaue Nachbildung des Wallfahrtsbildes von Altötting und ein
Geschenk von Abraham Megerle, der - wenn man die Intentionen seines Lebens kurz
zusammenfassen will - von drei Leidenschaften beseelt war: der Liebe zu Maria
gemäß seinem Grundsatz: "Ama Mariam", der Liebe zum kleinen Kloster
Zoffingen während seiner Zeit als Priester und Kapellmeister am Dom zu Konstanz
1632 - 1639 und der Liebe zur Musik, von der die Zoffinger Klosterfrauen viel
profitierten.
Das Gnadenbild wurde am 24. Oktober 1654 feierlich in das Kloster
Zoffingen übertragen. Ein aus diesem Anlass gedruckter Gebetszettel zeigt ein
kleines Bild der "Mutter der hl. Hoffnung" auf dem auch der hl.
Dominikus und der Stifter A. Megerle, sein brennendes Herz in Händen haltend,
zu sehen ist.“
Es scheint dies jedoch alles
vergessen, beiseite geräumt, in die Abstellkammern des Glaubenslebens verbannt,
wenn es nicht ganz vernichtet wurde.
Was ist nur geschehen, dass all
dies verblassen und untergehen konnte?
Verbringt man seine Tage dennoch mit
Maria, um die Geheimnisse Christi zu kontemplieren, betet man den tradierten
Rosenkranz, besucht man die Orte, an denen sie verehrt wurde, geht einem ihre
unvorstellbare, unmöglich vom Menschen ersinnbare Gnadenrolle auf, entdeckt man
ihre leuchtende Spur im ganzen Land, findet man ihre Botschafter und Zeugen in
der Vergangenheit wie Sterne am Himmel. Ganze Nächte der Geschichte sind hell
wie der Tag von all ihren Söhnen und Töchtern.
Warum ist die Marienkindschaft so wichtig?
Es dämmert auf: „Non bonum esse“ sagt der Herr am
Anfang, „es ist nicht gut, dass der Mann alleine ist“. Der Schöpfer offenbart
uns damit Seine eigene trinitarische Struktur. Auch Er wollte nicht alleine
sein und zeugte aus sich selbst im Ursprung den Sohn. Im Sohn erkennt Gott sich
selbst von Ewigkeit her. So ist das „adiutorium
– die Hilfe“ des Mannes in der Schöpfungsordnung die Frau, und ist dem Mann
und den Nachkommen Zeichen für das das eigentliche „adiutorium“, von dem die Schrift spricht, nämlich den Sohn selbst: „Deus in adiutorium meum intende – Gott,
eile mir zu Hilfe“ flehen wir im Brevier täglich. Für den Sohn Gottes wurde
das All mit dem Menschen geschaffen und ging Ihm durch den Sündenfall verloren.
Er wollte aus Liebe das
zurückgewinnen, was Ihm gehört: uns! Er gedachte aus Liebe nicht ohne das
menschliche „adiutorium“ in Sein
Eigentum zu kommen, um uns zurückzugewinnen. Die Schöpfungsordnung ergibt, dass
nur eine Frau diesen Part einnehmen kann. Eine Frau, die aus Liebe mit
übernatürlichen Gnaden ausgestattet wurde, die sie befähigt haben, mit Gott den
Christus im Fleisch hervorzubringen. Diese Frau ist Maria. Wie man ein Ehepaar
nicht mehr trennen kann, – ein Dogma, das gerade in Rom gekippt wird (!) - ,
kann man auch Christus und Maria nicht mehr trennen. Wo Er ist, da ist auch sie,
wo sie ist, da ist auch Er.
Das ist der Grund, warum sie die
mütterliche Hoffnung der Gläubigen ist. Sie ist Mensch, genau wie wir, und sie
ist uns als erster bloßer Mensch auf dem Gnadenweg vorangegangen, den Gott uns
in Christus wieder zugedacht hat. Durch ihre Mutterschaft wollte Er Seine
Kinder zum Leben erwecken.
Warum ist dieses Wissen um die
mächtige Stellung der Gottesmutter am Herzen Christi verloren gegangen? Warum
wird es so regelmäßig verzerrt aufgefasst? Warum wird diesem kindlichen, von
Anfang an bezeugten Glauben unterstellt, er beraube den Sohn Gottes der Ihm
gebührenden Ehre, wo doch die Marienverehrung in der Geschichte die
nachweisbare Garantie für die Anbetung Christi war? Gerade auch hier in Baden?
Mit der Verbannung Mariens ist ganz offensichtlich und zweifellos auch der
Gottmensch Christus verbannt worden!
Finsternisse 2014
Ich aber muss mich, heute im Jahr
2014, in äußerster Finsternis zu Maria hintasten. Nicht nur die nachkonziliare
Kirche, sondern auch ein großer Teil der Konservativen und Traditionsliebhaber
weiß von Maria nicht nur nichts mehr, sondern degradiert Sie zu einer
gesichtslosen „Tochter-Sion-Funktion“, die man kaltherzig in den Karzer des
himmlischen Irgendwo verabschiedet hat, wie schon vor 500 Jahren mit der
heuchlerisch-frommen Begründung, man wolle „endlich“ Jesus zu Seinem Recht
verhelfen, und es gehe nicht an, dass Maria eine Art „verkleinerter Christus“
sei, wie Dr. Ratzinger es so unkorrigiert und im Gegensatz zu allem Päpsten vor
1958 bis heute in seiner „Einführung in das Christentum“ behauptet:
Der
rechtverstandene Sinn des Gotteszeichens der Jungfrauengeburt zeigt zugleich
an, welches der theologische Ort einer Marienfrömmigkeit ist, die sich vom
Glauben des Neuen Testamentes herleiten lässt. Sie kann nicht auf einer
Mariologie beruhen, die eine Art verkleinerter Zweitausgabe der Christologie
darstellt – zu einer solchen Verdoppelung gibt es weder Recht noch Grund. (…)
Als die wahre „Tochter Sion“ ist Maria Bild der Kirche, Bild des gläubigen
Menschen, der nicht anders als durch das Geschenk der Liebe – durch Gnade – ins
Heil und zu sich selbst kommen kann.“
Von Jesus ist nach diesen
entpersönlichenden Angriffen auf die Gottesmutter allerdings, außer in ein paar
Kreuzen im Disco-Stil oder andererseits einer manieriert-verknöcherten
Traditionalität, seither immer weniger zu hören und zu sehen.
Sie lassen sich nicht
auseinanderreißen, Jesus und Maria!
Gott wollte nicht ohne sie Mensch
werden und verband sich unwiderruflich in ihr mit unserem Fleisch. Wie jeder
Bräutigam es tut, wollte Er diese Frau zur Mutter Seiner Kinder machen.
Niemand, der an Ihn glaubt, der anders als durch sie geboren werden könnte! Der
Stolze aber wehrt den Weg ab, den selbst der Sohn Gottes, Jesus gerne gegangen
ist – den Weg „durch den Uterus“ Marias. Wer Marias erhabene Gnadenrolle eilfertig
und stets sprungbereit hart in Gegensatz zu ihrer Rolle als „ancilla Domini – Magd des Herrn“ setzt,
um sich möglichst schnell der Botschaft zu entledigen, die ihre Erhabenheit uns
zuruft, lehnt unweigerlich auch Ihn ab. Der Herr stürzt die Mächtigen vom Thron,
die Niedrige aber hat Er erhöht. Das sind Marias eigene Gedanken (Magnificat)!
Doch der hochfahrende verfinsterte
Geist unserer Tage kann dieses Geheimnis nicht ertragen und reagiert auf die
Verehrung Mariens, wie die Kirche sie tradiert, mit einer Art geistlicher
Epilepsie, verfällt in Zuckungen, bildet Schaum vor dem Mund und versteift im
schlimmsten Fall zum Seelenbrett.
Die moderne Form dieser Abwehr gegen
die Mutter des Herrn ist einerseits Ihre verkitschte Transformation zur sich
quasi masochistisch erniedrigenden „Dienerin“ (gerne auch als drohendes Lehrstück
gegen die moderne „emanzipierte“ Frau, der man einflüstert, sie müsse sich, um
sich vom Feminismus abzugrenzen, „wie Maria“ als „Niedrige“ betrachten, - als
ob die Tradition Maria nicht immer als Königin bekeannt hätte!). Man entkleidet
sie links wie rechts des biblisch bezeugten Sonnenkleides und verkleidet sie
zum hausbackenen Aschenputtel.
Andererseits ist die Gottesmutter zu
einem rosenbesteckten Popstar im Stile des Wolfs in den Kleidern der Großmutter
Rotkäppchens verbogen worden, dessen Verbindung mit dem Herrn ganz
offensichtlich abgebrochen ist. Zu solchen Marienpopstars wallfahrtet man in
Scharen und befolgt deren absurdes, politisch korrektes Dauergequassel
getreulicher als das, was die Kirche uns überliefert hat.
So bedeuten im Ergebnis beide
Tendenzen, also sowohl das gesichtslose, völkisch gedachte, so betont
„demütige“ Tochter-Sion-Konzept, als auch die Nachäffung der Gottesmutter in
einigen der nachkonziliaren Marienerscheinungen, wie sie uns die Tradition in
kirchlicher Anerkennung so niemals vorgestellt hat, düstere Zeichen für den
satanischen Angriff auf die Mutter des Herrn, von dem uns die Offenbarung ein
deutliches Bild gezeichnet hat.
Wie schon im Paradies zielt der
Angriff des Satans gegen die Frau nicht gegen den Mann, wie dies von
ultrakonservativer Seite in erschreckender und eitler Nachfolge des gefallenen
Adam kolportiert wird, sondern vielmehr direkt und unverblümt gegen den Sohn
Gottes.
Wer ist eigentlich die Gottesmutter?
Wer ist eigentlich die
Gottesmutter? Sie ist die, die auserwählt war, den Herrn ins Fleisch zu
bringen. Sie ist die, in der Gott sich aus reiner Liebe und Gnade uns gleich
gemacht hat, denn nur Gleiches kann miteinander fruchtbar sein. Damit mich hier
niemand falsch versteht: Wir wissen, dass nicht wir von uns aus Gott gleich
sind! Aber wir haben nicht das Recht zu behaupten, Gott könne nicht aus Gnaden
sich selbst uns gleich machen und uns zu sich erheben. Denn letztere Behauptung
wird oft in heuchlerischer Demut vorgetragen, verbirgt aber unschwer den
Unwillen, sich auf Gottes wunderbare und heilige Absichten mit uns überhaupt
einzulassen.
Was ist geschehen, dass selbst
Personen, die sich für traditionsverbunden halten, die Außerordentlichkeit
dieses Privilegs nicht mehr erfassen und im Gegenteil sogar bekämpfen?
Wissen wir nicht mehr, dass an
dieser Privilegierung vonseiten Gottes und am freien Ja der Heiligen Jungfrau
unsere große Hoffnung und die „conditio
et reformatio substanziae humanae dignitatis – die Begründung und
Wiederherstellung des Wesens der menschlichen Würde“
liegt?
Wissen wir nicht mehr, dass dem
Vollzug der Menschwerdung Christi auf Seinen eigenen Wunsch hin das „Fiat“ des
bloßen Menschen, also Mariens, ebenso vorausgehen musste, wie zuvor Sein Wille
vorausgehen musste, uns zu erlösen? Haben wir vergessen, dass hier eine
Vermählung stattgefunden hat, die das Jawort beider benötigt, um gültig zu
sein? Ist uns entfallen, dass die Metapher der Heiligen Schrift für die Ehe das
„Ein-Fleisch-Werden“ ist, das auf Erden nicht mehr zerrissen werden kann? Es
ist schwindelerregend, wie hoch uns Gott veranschlagt! Und es ist noch
schwindelerregender, wenn man sieht, welchen unendlichen Preis Er für unsere
Errettung gezahlt hat – alleine dieses letztgenannte Faktum müsste uns doch
wachrütteln und mit einem Schlage die erhabene Rolle der Gottesmutter erkennen
lassen!
„Tu,
ad liberandum suscepturus hominem non horruisti Virginis uterum. – Du, geboren,
um den Menschen zu befreien, bist nicht zurückgeschaudert vor dem Uterus der
Jungfrau.“ (Te Deum)
Die besondere Befähigung der Frau,
mit ihrem göttlichen Samen gemeinsam der Schlange den Kopf zu zertreten, ist in
der Genesis von Anfang an bezeugt. Merkwürdiges Indiz für diese Situation ist
auch das unbeachtete Detail, dass Jesus alle seine männlichen Jünger berufen
musste, es aber andererseits ausschließlich Männer waren, die sich Ihm entgegen
stellten. Seine Jüngerinnen jedoch finden wir ohne formellen Berufungs-Akt in
Seiner Nachfolge. Sie sind einfach da, so, als ob die prinzipielle Berufung des
weiblichen Geschlechtes für den Menschensohn ohnehin schon vorgelegen hätte. An
der (Leidens-)Geschichte Jesu ist buchstäblich keine einzige Frau negativ
beteiligt – im Gegenteil! Selbst die heidnische Frau des Römers Pilatus wusste
durch eine Traumvision, wer Jesus Christus war und wollte ihren Mann davon abhalten,
Ihn zu verurteilen. Dafür sind es die Frauen, die bewusst und willentlich mit
Ihm bis unters Kreuz gehen, während die Apostel und die Jünger vollkommen
versagt haben – von einer Ausnahme
abgesehen: Johannes.
Das größte Geheimnis ist und
bleibt, dass Gott sich in einer Frau, in Maria, die Er sich besonders
vorbereitet hat, mit unseren Fleisch verbunden hat und dies der Initialpunkt
für das Sühnopfer des Gottmenschen an unserer Stelle und den Prozess der
Verähnlichung des Menschen mit Ihm werden sollte.
Mit der dogmatischen Präzisierung
der Trinität musste „zwangsläufig“ auch die erhabene Gnadenrolle der
Muttergottes definiert werden.
Und immer, wenn die Trinität in
irgendeiner Weise angegriffen wurde, ist Maria auf den Plan getreten. Ob der
Islam vor den Toren stand mit seiner ausdrücklichen Leugnung und Bekämpfung der
Heiligen Dreifaltigkeit, ob häretische Sekten und Irrlehrer samt ihren Heeren
das Land erschüttern wollten – Maria trat immer deutlicher als die dafür
Zuständige in Erscheinung. So bekennt auch der Hl. Pius X., dass die
allerseligste Jungfrau und Gottesmutter die Überwinderin aller Häresien war und
ist.
Wie ein mächtiger und leuchtender Unterstrom ist Maria im Glauben der Kirche
offenbar geworden. Je massiver das „mysterium
iniquitatis - das Geheimnis des Bösen“ sich durchsetzte, von dem es heißt,
es werde immer offenbarer (2. Thess. 2, 7), desto vernehmlicher begegnete auch
die Gottesmutter gläubigen Seelen und griff auf deren Bitten und Flehen ins
Geschehen ein. Das Lehramt hat dieser Erscheinung Marias zuvorkommend die Türe aufgehalten.
Doch dieser Unterstrom, den schon
verschiedene häretische Bewegungen seit Jahrhunderten zu ersticken suchten,
wurde mit dem Vaticanum II jäh storniert. Kurz vorher hatte Maria in einer
Erscheinung noch einmal ausgesprochen, wofür sie steht. Sie teilte 1946 der
jungen Bärbel Ruess folgendes mit:
„Mein Zeichen ist im Erscheinen. So
will es Gott. Nur meine Kinder erkennen es, weil es sich im Verborgenen zeigt,
und geben dem Ewigen deswegen die Ehre. Meine Macht kann ich der großen Welt
heute noch nicht offenbaren. Ich muss mich mit meinem Kinde zurückziehen. Im
Verborgenen will ich Wunder an den Seelen wirken, bis die Zahl der Opfer voll
ist. An euch liegt es, die Tage der Dunkelheit abzukürzen (…) Wählt
euch mein Zeichen, damit der Dreieinige bald von allen angebetet und geehrt
werde.“
Marias erhabene Rolle wurde jedoch
mit dem Vaticanum II bis zur Unkenntlichkeit gestutzt zu einer rein natürlichen
und gesichtslosen Rolle. Danach verstand man Maria nicht mehr, vergaß sie
entweder ganz oder ließ sie in der Art eines Zombies wiederauferstehen. Damit
war der Satan ins erhabene Brautkleid der Kirche geschlüpft.
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Schwarze Madonna in der Maria Einsiedelner Kapelle in Rastatt |
Mulier amicta sole – die Frau umkleidet mit der Sonne
Das ganze Land Baden ist
beispielhaft für das Abendland voll von Spuren jahrhundertealter
Marienkindschaft. Man ehrte die Mutter des Herrn und sie war es, deren Präsenz
in der Kirche den kindlichen Glauben ermöglichte, von dem Jesus spricht:
„Nisi
conversi fueritis et efiiciamini sicut parvuli, non intrabitis in regnum
caelorum. – Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie Kinder, werdet ihr
nicht in das Himmelreich eintreten.“ (Mt. 18,3)
Jesus, von dem es heißt, Er sei die
Sonne, hat ihr sich selbst als Ehrenkleid angezogen. Die Frau, mit der Sonne
umkleidet, steht uns als die vor Augen, die als Größte aller bloßen Menschen
schon erreichen durfte, was uns zugedacht ist: die vollkommene Verklärung und
Gleichgestaltung mit Christus! Aus allen Menschen herausgehoben ist sie
allerdings durch ihre gnadenhafte Rolle als Miterlöserin und
Gnadenvermittlerin. Darin kann ihr kein Sterblicher je gleich werden.
Dieses Ehrenkleid erhält aber nur
der, der mit vollem Herzen und immer wieder aufs Neue „Fiat“ dazu sagt. Mahnend
steht uns der Mann vor Augen, der ohne dieses Kleid auf dem himmlischen
Hochzeitsmahl erscheint und vom Bräutigam hinausgeworfen wird. Wir wissen, dass
jede schwere Sünde diesen Glanz in uns sofort auslöscht. Das „Fiat“ des
Marienkindes bedeutet daher die radikale Absage an die Sünde und die äußerste
Anstrengung, von ihr loszukommen, um der Gnade nicht entgegenzuwirken.
Intravit autem rex, ut videret discumbentes, et vidit ibi
hominem non vestitum veste nuptiali et ait illi: “Amice, quomodo huc intrasti, non habens vestem nuptialem?”.
At ille obmutuit. Tunc dixit rex
ministris: “Ligate pedes eius et manus et mittite eum in tenebras exteriores:
ibi erit fletus et stridor dentium”. Multi enim sunt vocati, pauci vero electi ” – (Mt. 18,
11-14)
Als aber
der König eintrat, um die zu Tisch Gelagerten anzusehen, erblickte er dort
einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitgewand bekleidet war und sagte ihm:
„Freund, wie kannst du so hier erschienen und kein Hochzeitsgewand anhaben!“
Und darauf schwieg jener. Da sagte der König zu den Dienern: „Bindet seine Füße
und Hände und werft ihn in die äußerste Finsternis: dort wird sein Heulen und
Zähneklappern.“
Denn viele
sind berufen, wenige aber erwählt.
Maria ist unsere Mutter, die uns
zeigt, wie man das Hochzeitsgewand empfängt und lebenslang trägt. Auf tausend
Bildern sehen wir sie, wie sie umgeben ist von den goldenen Strahlen des ewigen
Glanzes.
Aber sie ist nicht nur von diesem
Glanz umstrahlt!
Unweigerlich muss ich auch an die Geschichte
des Mose denken, der auf dem Berg Sinai in die Wolke eintreten darf, in der
sich Gott verborgen zeigte. Wenn Mose herauskommt und zu den Israeliten tritt,
geht von ihm ein solcher Glanz aus, ein Widerschein der Herrlichkeit Gottes,
dass er sein Gesicht verhüllen muss, damit die Israeliten ihn überhaupt
ertragen können.
Qui
videbant cutem faciei Moysi resplendere, sed operiebat ille rursus faciem suam,
donec ingressus loqueretur cum eo. (Ex. 34, 35) – Sie sahen, wie die
Gesichtshaut Moses widerstrahlte, aber jener verhüllte sein Gesicht rückwärts,
bis er (wieder) eintrat, um mit Ihm zu reden.
Wenn also Mose, der doch ein Sünder
war, durch die empfangene Gnade, mit dem Herrn von Angesicht zu Angesicht reden
zu dürfen, zu dessen äußerem Widerschein wurde, wie viel mehr erst die ohne
Erbsünde empfangene Mutter des Herrn, die ihm nicht nur gegenüberstehen durfte,
sondern mit der Er sich total verband und ein Fleisch wurde! Sie ist der
klarste und hellste Widerschein Seiner Herrlichkeit bis in die tiefsten Tiefen
ihres Herzens hinein!
Zu dieser Überzeugung der Kirche
passt auch die Begebenheit aus dem Jahr 1946 in Marienfried, die vom örtlichen
Geistlichen, Bischof Graber aus der benachbarten Diözese und vielen geistlichen
Personen zwar sofort als echte Erscheinung empfunden und lebenslang unterstützt
und verbreitet wurde, vom zuständigen Ortsbischof jedoch leider niemals nach
den vorgeschriebenen Protokollen untersucht wurde. Bärbel Ruess hatte drei
Begegnungen mit der Muttergottes, denen sie teilweise wegen dieses enormen
Widerscheins der göttlichen Herrlichkeit nicht standhalten konnte:
„Diesmal trug die Frau keinen
Schleier. Ihr dunkles Haar war in der Mitte gescheitelt; wie von Licht
beleuchtet glänzte ihr Antlitz. Ihre Augen strahlten. Gewand und Mantel waren
weiß wie Schnee.
Bei (dieser) zweiten Erscheinung war Bärbl geblendet von ihrem Glanz, so dass
sie wegschauen musste. Sie ertrug den Glanz nicht. Bei der dritten und letzten
Erscheinung geschah in Bärbel selbst das Wunder: Jetzt hielten ihre Augen den
Glanz aus.“
Ähnlich wird uns auch die
Erscheinung der Muttergottes von Fatima beschrieben:
„Als die Heilige Jungfrau (…)
sprach (…) öffnete sie ihre Hände und erteilte uns zum zweiten Mal den
Widerschein dieses unermesslichen Lichtes. In diesem sahen wir uns wie
eingetaucht in Gott.“
Je finsterer die Seelen werden,
desto stärker schrecken sie vor dieser strahlenumgebenen Frau zurück. Nichts
ist störender – auch bei scheinbarer Rechtgläubigkeit – als diese Frau. Es ist
daher nicht verwunderlich, dass weltweit ein satanischer Kampf nicht nur gegen
„die“ Frau – Maria - , sondern gegen das ganze weibliche Geschlecht geführt
wird, sein Charisma und seine Würde mit allen Mitteln zerstört, aufgelöst oder
aber erniedrigt wird. Dies geschieht auf vielfältige Weise, und nur wenige
erfassen, was Gott sich gedacht hat, als Er nicht nur für den Mann, sondern
sogar für sich selbst eine „Hilfe“ erschaffen hat, der Er solche Gnaden
zugedacht hat, wie dies in Maria aufstrahlt. Der Neid des Satans auf die Frau war
schon im Paradies auf dem Plan und scheint mit der Verdrängung der Gottesmutter
aufs Neue den Sieg davonzutragen. Am schlimmsten ist dabei, dass viele Frauen
selbst sich der Würde, die ihnen in Maria geschenkt ist, berauben, indem sie deren
höchste Würde leugnen, um sich einem destruktiven Frauenbild anzudienen, gleich
ob dies sich aus verkommen-erotischen, herablassend-geistlichen oder eiskalt
berechneten politischen Quellen speist.
Wenn wir die Gestaltung der
Gottesmutter in der abendländischen Kunst betrachten, fallen ihre Schönheit,
ihre Stille, aber auch ihre erhabene und tatkräftige Reife auf. Sie ist alles,
nur kein Symbol der „Passivität“, zu dem besonders frauenkritische oder
esoterisch angehauchte Traditionalisten sie herabwürdigen wollen.
Die Gottesmutter ist der Inbegriff
des Menschen, der sich ganz Gott anheimgestellt hat und auf schnelle Rosse (s.
Einleitung) und hochfahrende Kalküle, auf den „Willen des Fleisches“ und den
„Willen des Mannes“ (Joh. 1, 13) gar nichts gibt. Sie ist der Inbegriff tätiger
Stille.
Es gibt keine größere Aktivität der
Seele, als beständig das marianische „Fiat“ nicht nur mit den Lippen zu
bekennen, sondern auch handelnd umzusetzen!
Zu Bärbl Ruess sagte die
Gottesmutter im Jahre 1946:
„Christus ist deshalb so unbekannt,
weil ich nicht bekannt bin. (…) Die Welt wurde meinem unbefleckten Herzen
geweiht, aber die Weihe ist vielen zur furchtbaren Verantwortung geworden. Ich
verlange, dass die Welt die Weihe lebt!“
„Ich verlange, dass sie Welt die
Weihe lebt!“ Maria steht nicht für Passivität und Allversöhnung, denn das
bedeutete ohne Hochzeitsgewand zum himmlischen Mahl zu kommen, sondern für
maximale Aktivität echten Glaubens und wahrer Hingabe an Christus.
Dies ist das Hochzeitsgewand, das
Sonnenkleid, das Ehrenzeichen derer, die erwählt sind!
Ein Beispiel der Marienvergessenheit: Rastatt
So oft also hatten sich in den
langen Jahrhunderten die Menschen hierzulande der mächtigen Fürsprache der
Gottesmutter anvertraut. Und sie hatten es auch noch getan, als sie in großer
Not waren, während des 2. Weltkrieges, zwei Jahre, bevor die Gottesmutter
gegenüber Bärbel Ruess beklagte, dass man sie vergessen habe.
Die badische Stadt Raststatt sollte
im 2. Weltkrieg, ähnlich den anderen größeren Städten des Landes wie Karlsruhe,
Mannheim, Gaggenau, Pforzheim oder Bruchsal durch alliierte Luftangriffe zu
großen Teilen zerstört und um unzählige Menschenleben gebracht werden.
Wenn wir jedoch heute durch Rastatt
kommen, finden wir dort eine strahlende barocke Altstadt mit einer großen Schloss-Anlage
und erhabenen Kirchen ohne jegliche Zerstörung vor. Dem Nachgeborenen mag dies
unbedeutend erscheinen, aber selbst mir, die ich als Kind noch Bombenlücken
erlebt habe, die man immer noch nicht schließen hatte können, erscheint dies
spontan ungewöhnlich für eine oberrheinische Stadt. Noch dazu dann, wenn man
weiß, dass sie eine strategisch exponierte Stellung hatte und Hochburg der
Nationalsozialisten war. Zum Jahresbeginn 1945 wurde ein berüchtigte Major zum
Verantwortlichen für die Gesamtverteidigung ernannt. Er war bereit, bis zum
letzten Mann zu kämpfen und Rastatt der Vernichtung zu übergeben, wenn er dies
nicht durchsetzen konnte.
Der damalige Stadtpfarrer Emil
Schätzle, der ein glühender Marienverehrer war und später ein kleines Büchlein
über „Die Wallfahrt zur weinenden Muttergottes von Endingen“, geschrieben hat,
die er als Ruheständler mitbetreute, regte noch 1944 gemeinsam mit den anderen
Pfarrern in Rastatt an, eine formelle Bitte an die Gottesmutter auszusprechen,
die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren und im Gegenzug dazu ein Gelöbnis
anzunehmen, das für ewige Zeiten versprach, das Rosenkranzfest durch
Sakramentenempfang (Hl. Beichte und Hl. Kommunion) zu feiern, ein Almosen nach
Vermögen zu geben und die Rosenkranzkönigin und die Rosenkranzgeheimnisse
hochzuschätzen und den Nachkommen für alle Zeiten von diesem Gelöbnis zu
erzählen und sie zur Einhaltung der Versprechen anzuleiten.
Dieses Gelöbnis wurde heimlich,
aber dennoch von zahlreichen Rastatter Katholiken während der Rosenkranzandacht
am Rosenkranzfest, dem zweiten Oktobersonntag 1944, abgelegt. Die Gestapo
durfte davon nichts erfahren. Die Nazis hatten die vollständige Zerstörung der
Stadt bereits als Preis für ihren Fanatismus eingeplant. Man hätte keinen Tag
mehr zögern dürfen mit der Ablegung des Gelübdes, denn danach waren die Tage
gezeichnet von Sirenengeheul, hastigem Aufsuchen der Keller mehrfach täglich
und tief fliegenden Jagdbombern über der Stadt. Zerstört wurden nur
administrative Gebäude der Nazis und Straßen, die von ihnen häufig benutzt
wurden. Viele Bürger waren in die Gebirge evakuiert worden, unter anderem auch
Agnes Feldhaus geb. Schnurr, die damals 4 Jahre alt war und uns heute diese
Geschichte vom Rastatter Gelöbnis bezeugt und der Muttergottes zuliebe dem
Vergessen entreißen will. Dennoch war sie „zufällig“ mit ihrer Mutter am Tag
des Großangriffs am 7. Januar 1945 in Rastatt und erlebte den Abwurf von ca.
tausend schweren Fliegerbomben von 2726 t Sprengstoff mit, die von 99 Bombern auf
die Innenstadt geworfen werden sollten. Der Abwurf dieser Geschosse hat jedoch
kein einziges Ziel in der Altstadt erreicht und kaum Menschenleben gefordert. Alle
Bomben waren trotz wolkenlosen Himmels und scharfer Sicht auf den unbewohnten Röttererberg
gefallen, der auf zeitgenössischen Luftaufnahmen gespenstig durchlöchert wirkt,
so sehr wurde er zersiebt von den vielen Bombenkratern. Die katholische
Bevölkerung überlebte zu 97%. Man konnte diesen Bombenabwurf kilometerweit
beobachten, sah dunklen Qualm und riesige Feuersäulen. Der Himmel erschien den
Menschen in umliegenden Dörfern blutrot. Es ist bis heute unerklärlich, wie so
viele schwere Bomben bei bester Sicht alle ihr Ziel verfehlen konnten… Zur
selben Stunde fand auch ein Angriff auf die südlicher gelegene, etwas kleinere
badische Stadt Achern statt: 31 Bomber warfen 115 t Sprengstoff ab, und Achern
wurde zu 75% zerstört und forderte unzählige Menschenopfer. Überraschend ist zudem,
dass der gefürchtete nationalsozialistische Major auf der Badener Brücke mit
seinem Sportauto bei offenem Verdeck dahinflitzend im April 1945 von einem
Geschoss der Alliierten so schwer getroffen wurde, dass er als eines der
wenigen Rastatter Kriegsopfer kurz darauf starb…
Das Gottvertrauen, das vor dem
Gelöbnis am 1. Oktober 1944 aus der Sonntagspredigt Pfarrer Schätzles spricht,
ist bestürzend realistisch:
„Die Bedingung des Gelübdes lautet:
Sofern der Herr der Welt, Jesus Christus, auf die Fürsprache der Gottesmutter,
der unsere Stadtpfarrgemeinde und unsere Stadt geweiht ist, unsere Heiligtümer
und unsere Heimatstadt in dieser Kriegsnot verschont, sind wir gewillt, das
Rosenkranzfest für alle Zukunft besonders feierlich zu gestalten, dabei im
Stande der Gnade zum Tisch des Herrn zu kommen, Rosenkranzkönigin und
Rosenkranzgeheimnisse hochzuschätzen und das Möglichste zu tun, dieses Fest als Fest der Errettung mit seinem ganzen Inhalt unseren Nachfahren als ein heiliges
Kleinod zu übergeben (…) Wir tun das, was wir nach der Errettung als Gelöbnis
halten wollen, jetzt schon, wie wenn wir unsere sichere Errettung schon in den
Händen hätten. (…)“
Rastatt war, was die mächtige
Fürsprache Mariens betrifft, wie das katholische Baden überhaupt, kein
unbeschriebenes Blatt. Von weitreichendem Segen war das Wirken des Markgrafen
Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655 – 1707), genannt „Türkenlouis“, der große Verdienste
in der Abwehr der Türken und der Bekämpfung der islamischen Bedrohung erwarb, und
seiner Gemahlin und Witwe, der Markgräfin Sibylla Augusta (1675 – 1733), die
nach seinem Tod die Regierungsgeschäfte weiterführte. Sie war es, die tiefreligiös
eine reiche Bautätigkeit auch zugunsten der Frömmigkeit entfaltete und unter
anderem sowohl 1707 in Schlackenwerth als Dank an die Gottesmutter für die
Heilung einer Sprachstörung ihres kleinen Sohnes als auch 1715 in Rastatt eine
Einsiedlerkapelle nach dem Vorbild der Kirche Maria Einsiedeln in der Schweiz,
diesmal als Dankeschön an die Gottesmutter für die Beendigung des Spanischen
Erbfolgekrieges mit dem „Rastatter Friedensschlusses“ von 1714 erbauen ließ. In
dieser Rastatter Einsiedlerkapelle steht eine Schwarze Madonna, ein Gnadenbild
von 1714, das die Gottesmutter umgeben von goldenen Blitzstrahlen darstellt.
Auf dem Giebel außen schwebt die Staue der Immaculata mit ausgebreiteten Händen
auf einer Mondsichel. Die Rastatter Einsiedlerkapelle steht etwas erhaben über
der Stadt.
Die Zeugin des furchtbaren
Bombenangriffs auf die Stadt erzählte mir, dass ihr, als sie vor einigen Jahren
bei der Einsiedlerkapelle stand und aufschaute zum Bild der Unbefleckten und
dann auf die Stadt sah, dieser schreckliche und doch so segensreiche Tag am 7.
Januar 1945 vor Augen trat. Sie sah es vor sich, wie die Gottesmutter von dort
oben aus ihren Schutzmantel über Rastatt gebreitet hatte und es selbst war, die
die Bomben abgelenkt hatte. Solange Pfarrer Schätzle in Rastatt wirkte, wurde
das Gelöbnis treulich eingehalten. Nachdem er 1959 die Stadt verließ und die
Ereignisse auf dem Vaticanum II ihr Übriges dazu taten, vergaß man, wie
wunderbar man gerettet worden war und begann, das Gelöbnis immer weniger
einzuhalten. Heute ist es vergessen. Agnes Feldhaus wurde ins Herz gegeben,
wieder daran zu erinnern. Unter großen Schwierigkeiten hat sie eine kleine
Broschüre herausgegeben, in der sie das Rastatter Gelöbnis durch ihren persönlichen
Zeugenbericht schriftlich fixiert. Leider stößt die wunderbare Errettung der
Stadt Rastatt bei den ansässigen katholischen Laien und Klerikern nach wie vor
auf wenig Interesse. Man will auf schnellen Rossen dahinfliegen…
Der kindliche Glaube, der notwendig
wäre, um auch noch nach einigen Jahrzehnten ein auf ewige Zeiten versprochenes
Gelöbnis einzuhalten, ist leider nicht mehr so einfach zu entfachen unter den
Umständen des Glaubensabfalls, der seit 50 Jahren initiiert wurde und vom
Kirchenvolk teils freudig, teils in falsch-oberflächlicher Unterwürfigkeit
aufgegriffen worden ist.
Mit dem Erscheinen der Broschüre
über das Rastatter Gelöbnis ist trotz allem das Eis des Schweigens über die
wunderbare Hilfe der Gottesmutter gebrochen. Möge dieses Eis doch allerorten
aufbrechen, damit wir wieder zurückfinden zu unserem Herrn, der uns so teuer
erkauft und geliebt hat und der uns
nichts Geringeres schenken will als die Erhebung in die Verähnlichung mit
Christus, die Er uns als Seiner Braut von Anfang an zugedacht hatte.
Mulier
amicta sole, die Frau umkleidet von der Sonne, ist das sichere
Bundeszeichen für diese große Hoffnung der Christenheit.
Copyright by Hanna Maria Jüngling
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Agnes
Feldhaus: Das Rastatter Gelöbnis. Die wunderbare Errettung Rastatts im Zweiten
Weltkrieg. Jestetten 2014. Miriam Verlag
Die Broschüre kann bei Interesse
bei mir kostenlos zzgl. Versandkosten bezogen werden.