Mittwoch, 29. Oktober 2014

Marienfried 1946

Hymnus an die Heilige Dreifaltigkeit






Heil dir, ewiger Herrscher,
lebendiger Gott, all­zeit Gewesener,
furchtbarer und gerechter Richter,
immer gütiger und barmherziger Vater!
Dir wer­de neu und allezeit
Anbetung, Lobpreis, Ehre und Herrlichkeit
durch deine sonnengehüllte Tochter,
unsere wunderbare Mutter!
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Heil dir, geopferter Gottmensch,
blutendes Lamm, König des Friedens,
Baum des Lebens,
du unser Haupt,
Tor zum Herzen des Vaters,
ewig aus dem Lebenden Geborener,
in Ewigkeit mit dem Seienden herrschend!
Dir werde neu und allezeit
Macht und Herrlichkeit und Größe und Anbe­tung und Sühne und Preis
durch deine makellose Gebärerin,
unsere wunderbare Mutter!
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 Heil dir, Geist des Ewigen,
allzeit Heiligkeit Strömender,
seit Ewigkeit wirkend in Gott!
Du Feuerflut vom Vater zum Sohn,
du brausender Sturm,
der du wehest Kraft und Licht und Glut
in die Glieder des ewigen Leibes,
du ewiger Lie­besbrand,
gestaltender Gottesgeist in den Leben­den,
du roter Feuerstrom
vom Immerlebenden zu den Sterblichen!
Dir werde neu und allezeit
Macht und Herrlichkeit und Schönheit
durch deine sternengekrönte Braut,
unsere wunderbare Mutter!
 



Dienstag, 21. Oktober 2014

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - Gedanken nach der Synode im Oktober 2014



Mit dem Rücken zur Fahrtrichtung oder andersherum



Auch wenn Bergoglio alias F. nun samt seinen ins Rennen geschickten Handpuppen, dem Kasperl, dem Seppl und dem Krokodil, auf dieser „Familiensynode“ einen Dämpfer erhalten hat – na und?
Die Konservativen und Traditionalisten reiben sich wieder mal hämisch die Hände, wie sie dies auch bei Benedikt und seinem Motu proprio „Summorum pontificum“, seiner Rede von der „Entweltlichung“ und anderen gut klingenden Äußerungen so ausgiebig taten. Oder sie klammern sich an das aktuell-synodale Verfehlen der Zweidrittelmehrheiten bei vorhandener einfacher Mehrheit für progressive Auflösungen der Ehelehre wie an einen Strohhalm: Uff, Gott sei Dank, noch ist Rom nicht ganz verloren. Dass die Bigband des gekaperten und sinkenden Schiffs noch ein paar gerade Takte zu spielen weiß, sollte man schwerlich als Hoffnungszeichen ansehen.
Auf zur nächsten Runde, les jeux sont faits! Und: was interssiert uns 2015 das dumme Geschwätz von 2014? De nouveau – Messieurs dames, faites vos jeux!
Diese Scheinkirche, dieser Wolf in den herrlichen Gewändern der Braut Christi, ist eine Spielbank, ein riesiges Roulettespiel, bei dem am Ende alle Suchtspieler immer nur verlieren können. Die Spieleinsätze, Millionen lebendiger Seelen, werden bereits offen in der Hölle verwaltet. So oder so – auch wenn die Aufstellung auf dem Schachbrett Progressive, konservative Modernisten und schizophrene papsthörig-papstungehorsame Traditionalisten vorsieht. Merkmal all dieser Spielfiguren ist, dass sie sich um sich selbst und um ein sinnloses, leeres Zentrum drehen und die absurde Rolle, die ihnen immanent ist, in einer beispiellosen Torheit bis zum bitteren Ende durchfechten.
Die Progressiven labern seit Jahrzehnten mit ihrer altbackenen Ikone Karl Rahner von der „drängenden Zeit“, die konservativen Modernisten leicht verfremdet und etwas pathetischer von den „Zeichen der Zeit“, die Traditionalisten dagegen setzen seit über 150 Jahren einen kindischen Kontrapunkt mit der sinnleeren Formel, dass sie „reaktionär“ seien. Merkmal aller ist jedoch, dass sie sich – die einen bewusst und gewollt, die anderen unbewusst - historisch definieren. Sie sind nichts weiter als Spielfiguren in ein und demselben historischen Spiel. Die einen spielen die Rolle der als Revoluzzer kostümierten Spießbürger, die andern die Rolle der als Spießbürger kostümierten Spießbürger, und die letzten, die Statisten, die sich im Größenwahn des kleinen Geistes für das Zünglein an der Waage halten (an welcher Waage überhaupt?), spielen ein Bataillon angeknackster, standunfähiger „standhafter Zinnsoldaten“.
Auch die Selbstzuschreibung „Tradition“ bei den Traditionalisten offenbart, dass man nicht zuerst dem Herrn und der Wahrheit, sondern einem historischen Kostüm verpflichtet scheint. Wer, wie es in der Offenbarung heißt, „den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten“ (Off. 12, 17) will, kann sich nicht als „die Tradition“ bezeichnen, denn das, woran er festhält, ist nichts Historisches, sondern etwas Objektives, Logisches, Ewiges. Der ungeklärte, zunächst rein geschichtskulturelle Begriff „Tradition“ animiert dazu, allen möglichen historischen, teilweise sogar irrigen und sündhaften Ballast mit der objektiven Glaubenshinterlage zu verwechseln. Wer aber wagt, sich selbst ohne Bevollmächtigung und anmaßend „ewig“ oder „objektiv“ zu nennen? Und dies unter dem quälenden Mangel eines funktionsfähigen Lehramtes, das die regula fidei proxima bietet, eben diese objektive Übersetzung der immer gleichen Lehre, der regula fidei remota, ins Hier und Jetzt?
Die Lefebvristen samt ihren manierierten Fortsetzungen wie Bischof Williamson spielen zwar unter vorgeschützter Anerkennung des Papstes selbst Lehramt, aber sie drücken sich doch drumherum, schonungslos auszusprechen, was sie sich angemaßt haben. Sie formulieren die regula fidei proxima, obwohl dies niemandem zustünde als dem Papst, dessen Lehren sie aber nicht anerkennnen, obwohl sie ihn als Spielfigur sehr wohl in seiner Rolle anerkennen. Der Papst spielt seine Rolle als Lehramt und Fels Petri, und „die Tradition“ liefert ihm den Inhalt, obwohl er ihn ausschlägt. Wie soll auf diesem Irrsinn Segen liegen? Sie nennen sich daher lieber euphemistisch und etwas dumpf „die“ Tradition, die Vernichtung aller anderen Ansprüche, die Tradition zu erforschen und zu leben, inklusive. Aber damit wird auch ungewollt auf den Tisch gebracht, um was es geht: man hängt an den Requisiten der Kirchengeschichte mehr als man Herrn selbst. Und so nimmt es auch nicht wunder, dass eines Tages in „der“ Tradition immer weniger die Rede von der Gottesmutter war, deren Zeichen so mächtig angeschwollen war bis in die Mitte des 20. Jh hinein, und auf wundersame Weise verschwand damit auch Jesus Christus aus den Gedanken. Man hat sich aufs reine Politisieren und Moralisieren verlegt. Der Kampf um die "Messe aller Zeiten" hat sein Gesicht verloren. Es ist das Gesicht der lebendigen Person Jesus Christus.
Manche Heilige der vergangenen Jahrhunderte sprachen einfach von „Marienkindern“, denen, die zu dieser Frau gehören, die das Kind geboren hat, von der an derselben Stelle in der Offenbarung die Rede ist. Was tun aber unsere Traditionalisten? Sie setzen sich in die Fortschrittsblase wie in ein Karussellkütschlein, und dies wacker mit dem Gesicht nach rückwärts und bilden sich ein, damit sei es getan. Auf dem engstem Raum ihres Karusselwägelchens eingepfercht, der katholischen Weite verlustiger als alle anderen, erfinden sie die Tradition einfach neu und schwören ihre Anhänger durch eine strenge Literaturauswahl darauf ein, nur nicht selbst etwa das depositum fidei ein wenig zu durchforsten. Was sie sich selbst anmaßen, verbieten sie den anderen. Hauptsache, man feiert dabei die „Messe aller Zeiten“, „heiligt sich“ und trauert den Irrtümern und Missständen der guten alten Zeit nach, die man inzwischen bunt und schön angemalt hat, jedenfalls in den unteren Stockwerken. So wie die DDR-Staatsratsvorsitzenden ihre ausländischen Gäste im Panzerwagen durch derart im Parterre aufgeputzte Straßen defilieren ließen und alles taten, um ihnen den Blick über die Erdgeschosse hinaus nach oben, in die vergammelten oberen Etagen mit den gähnenden Fensterlöchern, zu verwehren…
Wenn einer den Traditionalisten sagt: Hey, Leute, auch ihr fahrt in dieselbe Richtung wie alle andern auch, schlagen sie ihn tot.
Nur – es fährt niemand vor und niemand zurück! Sie fahren allesamt im Kreis, die einen im Wahn fortzuschreiten, die andern im Wahn, tapferen reaktionären „Widerstand“ zu leisten. Dass dieser „reaktionäre“ Widerstand schon vor Jahrzehnten ein verbrecherisch-katholisches Zombietum in Form faschistischer Führerkulte hervorgebracht hat, aber keineswegs den Erhalt des wahren Glaubens an Jesus, übertünchen sie mit weiterer Geistesverengung. Einstmals noch auf dem „Monarchietrip“ begnügte man sich inzwischen mit Generälen und Diktatoren, deren Verbrechen man damit entschuldigte, dass die Roten ja schließlich noch schlimmer gewesen seien. Der Zweck heiligte wieder einmal die sündhaften Mittel. Ist man dann aber so weit weg von den Roten, den Grünen, den Islamisten, den bösen Zionisten und Freimaurern, denen man genau jene Doppelmoral vorwirft? Und am meisten: hat uns Jesus nicht gewarnt davor, zu glauben, in der Welt irgendwo den Christus zu finden? „Hier ist Christus, da ist Christus“ wird es heißen, wir aber sollen diesen Stimmen nicht glauben und nicht folgen.
Welcher Wahn ist nun der „bessere“?
Zeitgeist ist beides!

Unweigerlich schiebt sich mir die Geschichte vom Propheten Jona ins Gesichtsfeld:
Nachdem Jona endlich nach Ninive ging, selbstverständlich ohne Glauben, dass man dort aussteigen könnte aus dem Karussell der Sünde, weil er selbst mitfuhr (!), geschah etwas Unerhörtes:
Zuerst horcht das Volk auf (Jona 3, 5), zerreißt seine Kleider und fastet. Dann erreicht den König das Geschehen und auch er tut Buße. Der König weitet die Buße auf alles aus, was lebt, sogar auf Rinder und Ziegen! Es ist unglaublich: der König befiehlt tatsächlich, auch Tiere in Bußgewänder zu kleiden. Der König befiehlt allen, vom Unrecht abzulassen!
Es ist echte Buße: man hofft, Gott könnte seinen glühenden Zorn wieder zurücknehmen, von dessen Vorhandensein offenbar alle überzeugt waren, wenn man sich total in den Staub wirft vor IHM, vor dem niemand ein Wort weiß!
Der einzige Unbußfertige ist …Jona!
Selbstgerecht und hämisch setzt er sich auf den Berg, um dem Spektakel des Gottesgerichtes zuzuschauen. Er, der sich auf der sicheren Seite wähnt, ist am Ende derjenige, der die schlimmste innere Verwirrung aufweist.
Die Anmaßung und Halsstarrigkeit im Buch Jona liegt nicht bei den Sündern, sondern bei dem, der der Meinung ist, er sei als einziger gerecht – beim Propheten selbst!
Bestürzend ist der letzte Satz des Buches Jona, denn in diesem Satz wird deutlich, dass Gott die Menschen so sehr liebt, und dass alle eigentlich sein Eigentum sind und der Verlust sogar der Tiere durch die Sünde IHM einen unendlichen Schmerz zufügt:
„Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der mehr als 120 000 Menschen leben, die nicht einmal rechts und links unterscheiden können – und außerdem so viel Vieh?“ (4, 11)
Das ist das letzte Wort Gottes.
Das ist das Wort „Jesus“, der „Gott-mit-uns“, der Immanuel, der in sein Eigentum kommt, um es wiederzugewinnen und dabei nicht zurückschaudert vor dem Uterus der reinen Frau, um sich mit uns so eng zu verbinden, wie es gar nicht auszudenken ist!
Das letzte Wort des Propheten ist jedoch:
„Ja, es ist recht, dass ich zornig bin und mir den Tod wünsche!“ (4,9)
Die Gestalt des Jona birgt die Tragik unser Tage in sich. Der Prophet ist auch heute der, der am meisten verirrt ist!
Die Frage nach der Buße aber steht im Raum: zwar tönen die Fatimakritiker ständig, dazu bräuchte man keine Marienerscheinung, um zu wissen, dass Buße das einzige und letzte Heilmittel sei.
Aber sagen wir es doch offen – diese Tönespucker brauchen es deswegen nicht, weil sie ohnehin nicht Buße tun wollen – ob mit oder ohne Erscheinung. Insofern haben sie natürlich recht.
Faktum aber ist, dass weder diese Großsprecher noch sonst einer offen und ehrlich vor aller Augen seine „Kleider zerreißt“, so wie das Volk von Ninive damals und sein König, niemand ruft „ich habe gesündigt“ (sondern: die Freimauerer, die Progressiven, die anderen, die Frauen, die Juden, die Modernisten und Demokraten, „der“ Westen, die Homos und die Genderer – ja, die alle sind das Sammelbecken der Sünde, aber wir halten dagegen „die“ Tradition hoch…welch eine grauenhafte Entstellung wahrer katholischer Gesinnung!), niemand leistet Sühne oder spräche gar davon. Wie man überhaupt kaum etwas von Glaube, Hoffnung, Liebe hört.
Das ist aber das einzige, was aussteht: eine allgemeine Buße, so wie in Ninive! Und wenn es die andern nicht tun, dann eben ich alleine!
War es nicht das, wozu Maria aufrief?
Und warum, wenn man das auch ohne ihren Appell sowieso auch so wusste und weiß – warum tut man es dann nicht, sondern irrt weiter auf den bösen Wegen? Und dies seit 100 Jahren, in denen immer verheerendere Dinge passieren?
Ein tiefes Problem der Traditionalisten liegt in ihrer Fixierung auf Pius X. Er wurde von Pius XII. heiliggesprochen, aber dennoch beschleichen mich viele Zweifel an seinem Handeln. Ein guter Baum, so heißt aus dem Munde Jesu, muss auch gute Früchte tragen. Die strategischen Maßnahmen Pius X. aber sind total ins Leere gelaufen. Er starb ohne den Erfolg, den er hätte haben müssen, wenn dieser Baum wirklich so fraglos recht gehandelt hätte. Man kann der Frage nicht ausweichen: was nützen administrative und zwanghafte Maßnahmen wie der „Antimodernisteneid“, wenn man doch selbst analysiert hat, dass ein Modernist jeden Meineid schwört? Warum ließ sich Pius X. nicht warnen vom Wort Jesu, dass die Rede des wahren Jüngers immer „Ja“ oder „Nein“ sein solle? Die Strategie Pius X. war aber – bei sicherlich bester Absicht – totalitär: er wollte dem, der eigentlich „Nein“ sagen würde, durch ein erpresstes „Ja“ das „Nein“ wie einen Stuhl unterm Hintern wegziehen. Wir wissen, dass dieser Eid eiskalt geschworen wurde – egal aus welchem Mund. Bei einer klaren Begleitung angehender Priester hätte man auch ohne diesen Klamauk leicht erkennen können, wo der einzelne Seminarist steht!
Ich frage aber hypothetisch: Was wäre geschehen, wenn Pius X.  anstelle von wirkungslosen Strategien eine allgemeine Buße ausgerufen hätte? Vor allem unter Seminaristen?
Hätte sich nicht leichter die Spreu vom Weizen getrennt?
Faktum ist jedenfalls, dass kurz nach seinem Pontifikat durch die Muttergottes in Fatima der Bußaufruf geschah, den er verfehlt hatte, der aber weiterhin nicht in Erwägung gezogen wurde. Jeder setzte auf seine eigene Weisheit bis zum heutigen Tag.
Was heute in Fatima geschieht, hat mit diesem ursprünglichen Aufruf ja nichts zu tun.
Die Gottesmutter hat uns aber erklärt, dass nur noch drei Heilmittel helfen: der Rosenkranz, die Sühnesamstage, die Russlandweihe.
Muss es nicht merkwürdig berühren, dass Maria dies sagte, nachdem Pius X. das Rosenkranzgebet, das sein Vorgänger Leo XIII. so intensiv empfohlen hatte, bereits wieder „zurückfuhr“?
Hier stehen viele, sehr viele Fragen im Raum, die man ungeniert stellen können muss, ohne von Traditionalisten totgeschlagen zu werden.
An ihnen könnte vielleicht sehr viel hängen.

Wir haben jetzt exakt noch ein Jahr Zeit bis zur Fortsetzung der Synode, diese von Maria empfohlene Buße zu üben, wenn schon das Papsttum inzwischen völlig versagt hat.
Werden wir dieses Jahr für dieses einzig wirksame Heilmittel nutzen?

© Hanna Maria Jüngling

Montag, 13. Oktober 2014

Marianische Gedanken III - Mulier amicta sole






Maria als Widerschein des Allerhöchsten in unserer Geschichte am Beispiel Rastatts 1945


Einleitung

Im Buch Jesaja steht eine Vision, die zu unserer Lage passt. Es ist, wenn man genauer hinsieht eine, „marianische Vision“:

“ In conversione et quiete salvi eritis; in silentio et in spe erit fortitudo vestra. Et noluistis et dixistis: “Nequaquam, sed super equis fugiemus”, ideo fugietis et: ‘Super veloces ascendemus’, ideo veloces erunt, qui persequentur vos." (Jes. 30, 15f)

„Durch Umkehr und Rückzug werdet ihr gerettet; in der Ruhe und in der Hoffnung wird eure Kraft sein. Aber ihr habt nicht gewollt und gesagt: „So nicht, sondern auf Rossen werden wir dahinfliegen“, deshalb werdet ihr fliehen, und: „Auf Rennpferden werden wir hinaufstürmen“, deshalb sind es nun Rennpferde, die euch verfolgen.“

Wie viele Siege haben wir errungen durch Umkehr und Gebet? Wie oft haben wir uns der Gottesmutter und Ihrer mächtigen Fürsprache anvertraut und Hilfe erfahren? Und wie sehr haben wir das heute  - assoziiert mit einem beispiellosen geistlichen Hochmut und Selbstvertrauen – abgewiesen?
Wir gedachten auf hohen strategischen und politischen Rossen den geistlichen Sieg davonzutragen, doch inzwischen fliehen wir aus dem eigenen Haus. Unser Land ist eine geistliche Wüstenlandschaft geworden.

Generationen von Marienkindern im Südwesten

Auf der Website der Erzdiözese Freiburg findet man einen Link zum Thema „Maria im Erzbistum Freiburg“.[1] Dort angekommen erfährt man, dass das heutige Gebiet eine glanzvolle Geschichte mit der Gottesmutter hat. Es wurde 1821 aus Teilen der Bistümer Konstanz, Straßburg, Mainz, Worms, Speyer und Würzburg gebildet, die alle eine lang zurückreichende Verbindung zu Maria hatten.
Ich muss gestehen, dass diese erhabene Präsenz der Gottesmutter in der Geschichte der Region für mich eine Überraschung war, denn im heutigen „katholischen“ Leben im „schönsten Land in Deutschlands Gau’n“ ist von einer besonderen Anhänglichkeit an sie überhaupt nichts mehr zu spüren.
Wir hören das Echo dieser fernen Zeiten, vorausgesetzt wir sind diesbezüglich nicht schwerhörig geworden. In regionalen Ortsnamen klingt an, was Baden einmal war: „Madonnenländchen“[2], Maria Bickesheim[3] oder Maria Linden. Der kleine Artikel auf der Website des Erzbistums offenbart jedoch eine fast schwindelerregende Beziehung der Menschen dieses Landes zur Mutter des Herrn schon in ältesten Zeiten: Fast 600 Kirchen und Kapellen stehen unter dem Patrozinium der Gottesmutter, angefangen bei den Münstern in Freiburg  und Konstanz und aufgehört bei kleinen Kirchlein in abgelegenen Weilern. Das Vorgängerbistum Konstanz war der Heiligen Jungfrau geweiht, ebenso hatten sich die Stadt Straßburg und das Bistum Speyer der Muttergottes anvertraut. Bei Speyer ist dies sogar schon für das 7. Jahrhundert bezeugt. Das relativ junge Erzbistum steht ebenfalls unter dem Patronat der Gottesmutter, das mehrfach erneuert wurde. In jeder Kirche findet sich auch bei anderem Patron ein Marienaltar oder wenigstens eine Marienstatue. Rosenkranzaltäre, Maria-Hilf-Kapellen, verschiedene bezeugte Marienwunder, „Verträge“ mit der Gottesmutter in Notsituationen und viele Gnadenbilder bezeugen die überreiche Marien-Kindschaft der Vorfahren.
Als Beispiel mag der Ursprung des Wallfahrtsortes Maria Linden dienen:

Ein Marienbild, das man in die Höhlung eines Lindenbaumes gestellt hatte, wurde während einer Kriegszeit durch das Zuwachsen der Baumrinde vor plündernd umherziehenden Scharen bewahrt. Als Friede und Ordnung im Land wieder hergestellt waren, hörte ein Hirtenmädchen, das in der Nähe seine Herde hütete, eines Abends einen lieblichen Gesang, der aus dem Baum zu klingen schien. Nachdem sich dieses mehrmals wiederholte erzählte das Kind seinem Vater davon. Dieser glaubte an einen Zauber und machte sich daran, die Linde zu fällen. Kaum hatte er aber die Linde mit der Axt berührt, fiel die Rinde, die bisher das Muttergottesbild verborgen gehalten hatte, ab und das Marienbild schaute ihm entgegen. Diese wundersame Geschehen verbreitete sich sehr schnell in der ganzen Gegend und das Volk strömte herbei, das Wunder zu sehen und Maria in diesem Bilde zu ehren. Die Herren von Windeck ließen eine Kapelle neben der Linde errichten, in der man die Statue aufstellte.
Im Jahre 1484 erlaubt der Bischof von Straßburg, zu dessen Bistum damals die Ortenau gehörte, daß dort "wo die Gottesmutter und Jungfrau Maria sich durch Wunder bereits geoffenbart hat" eine Kirche erbaut werden dürfe. So hat die Großherzigkeit und Spendenfreudigkeit der Pilger dem dreifaltigen Gott (Hochaltar) und der Gottesmutter zu Ehren eine schönes Gotteshaus erbaut. Seit diesen Anfängen sind viele Menschen zu diesem Gnadenort gewallfahrt und auch heute vertrauen sie ihre Anliegen Maria, der Mutter des Lebens an.[4]

Von einer berührenden und hingebungsvollen Liebe zu und Hoffnung auf Maria zeugen viele persönliche Stiftungen. Als Beispiel mag hier das Gnadenbild „Mutter der Heiligen Hoffnung“ - eine genaue Nachbildung des Gnadenbildes von Altötting - im Kloster Zoffingen stehen:

„Seit dem Jahr 1654 wird Maria als "Mutter der heiligen Hoffnung" im Dominikanerinnenkloster Zoffingen in Konstanz verehrt. Die Statue ist eine genaue Nachbildung des Wallfahrtsbildes von Altötting und ein Geschenk von Abraham Megerle, der - wenn man die Intentionen seines Lebens kurz zusammenfassen will - von drei Leidenschaften beseelt war: der Liebe zu Maria gemäß seinem Grundsatz: "Ama Mariam", der Liebe zum kleinen Kloster Zoffingen während seiner Zeit als Priester und Kapellmeister am Dom zu Konstanz 1632 - 1639 und der Liebe zur Musik, von der die Zoffinger Klosterfrauen viel profitierten.
Das Gnadenbild wurde am 24. Oktober 1654 feierlich in das Kloster Zoffingen übertragen. Ein aus diesem Anlass gedruckter Gebetszettel zeigt ein kleines Bild der "Mutter der hl. Hoffnung" auf dem auch der hl. Dominikus und der Stifter A. Megerle, sein brennendes Herz in Händen haltend, zu sehen ist.“[5]

Es scheint dies jedoch alles vergessen, beiseite geräumt, in die Abstellkammern des Glaubenslebens verbannt, wenn es nicht ganz vernichtet wurde.
Was ist nur geschehen, dass all dies verblassen und untergehen konnte?
Verbringt man seine Tage dennoch mit Maria, um die Geheimnisse Christi zu kontemplieren, betet man den tradierten Rosenkranz, besucht man die Orte, an denen sie verehrt wurde, geht einem ihre unvorstellbare, unmöglich vom Menschen ersinnbare Gnadenrolle auf, entdeckt man ihre leuchtende Spur im ganzen Land, findet man ihre Botschafter und Zeugen in der Vergangenheit wie Sterne am Himmel. Ganze Nächte der Geschichte sind hell wie der Tag von all ihren Söhnen und Töchtern.

Warum ist die Marienkindschaft so wichtig?

Es dämmert auf: „Non bonum esse“ sagt der Herr am Anfang, „es ist nicht gut, dass der Mann alleine ist“. Der Schöpfer offenbart uns damit Seine eigene trinitarische Struktur. Auch Er wollte nicht alleine sein und zeugte aus sich selbst im Ursprung den Sohn. Im Sohn erkennt Gott sich selbst von Ewigkeit her. So ist das „adiutorium – die Hilfe“ des Mannes in der Schöpfungsordnung die Frau, und ist dem Mann und den Nachkommen Zeichen für das das eigentliche „adiutorium“, von dem die Schrift spricht, nämlich den Sohn selbst: „Deus in adiutorium meum intende – Gott, eile mir zu Hilfe“ flehen wir im Brevier täglich. Für den Sohn Gottes wurde das All mit dem Menschen geschaffen und ging Ihm durch den Sündenfall verloren.
Er wollte aus Liebe das zurückgewinnen, was Ihm gehört: uns! Er gedachte aus Liebe nicht ohne das menschliche „adiutorium“ in Sein Eigentum zu kommen, um uns zurückzugewinnen. Die Schöpfungsordnung ergibt, dass nur eine Frau diesen Part einnehmen kann. Eine Frau, die aus Liebe mit übernatürlichen Gnaden ausgestattet wurde, die sie befähigt haben, mit Gott den Christus im Fleisch hervorzubringen. Diese Frau ist Maria. Wie man ein Ehepaar nicht mehr trennen kann, – ein Dogma, das gerade in Rom gekippt wird (!) - , kann man auch Christus und Maria nicht mehr trennen. Wo Er ist, da ist auch sie, wo sie ist, da ist auch Er.
Das ist der Grund, warum sie die mütterliche Hoffnung der Gläubigen ist. Sie ist Mensch, genau wie wir, und sie ist uns als erster bloßer Mensch auf dem Gnadenweg vorangegangen, den Gott uns in Christus wieder zugedacht hat. Durch ihre Mutterschaft wollte Er Seine Kinder zum Leben erwecken.
Warum ist dieses Wissen um die mächtige Stellung der Gottesmutter am Herzen Christi verloren gegangen? Warum wird es so regelmäßig verzerrt aufgefasst? Warum wird diesem kindlichen, von Anfang an bezeugten Glauben unterstellt, er beraube den Sohn Gottes der Ihm gebührenden Ehre, wo doch die Marienverehrung in der Geschichte die nachweisbare Garantie für die Anbetung Christi war? Gerade auch hier in Baden? Mit der Verbannung Mariens ist ganz offensichtlich und zweifellos auch der Gottmensch Christus verbannt worden!

Finsternisse 2014

Ich aber muss mich, heute im Jahr 2014, in äußerster Finsternis zu Maria hintasten. Nicht nur die nachkonziliare Kirche, sondern auch ein großer Teil der Konservativen und Traditionsliebhaber weiß von Maria nicht nur nichts mehr, sondern degradiert Sie zu einer gesichtslosen „Tochter-Sion-Funktion“, die man kaltherzig in den Karzer des himmlischen Irgendwo verabschiedet hat, wie schon vor 500 Jahren mit der heuchlerisch-frommen Begründung, man wolle „endlich“ Jesus zu Seinem Recht verhelfen, und es gehe nicht an, dass Maria eine Art „verkleinerter Christus“ sei, wie Dr. Ratzinger es so unkorrigiert und im Gegensatz zu allem Päpsten vor 1958 bis heute in seiner „Einführung in das Christentum“ behauptet:

Der rechtverstandene Sinn des Gotteszeichens der Jungfrauengeburt zeigt zugleich an, welches der theologische Ort einer Marienfrömmigkeit ist, die sich vom Glauben des Neuen Testamentes herleiten lässt. Sie kann nicht auf einer Mariologie beruhen, die eine Art verkleinerter Zweitausgabe der Christologie darstellt – zu einer solchen Verdoppelung gibt es weder Recht noch Grund. (…) Als die wahre „Tochter Sion“ ist Maria Bild der Kirche, Bild des gläubigen Menschen, der nicht anders als durch das Geschenk der Liebe – durch Gnade – ins Heil und zu sich selbst kommen kann.[6]

Von Jesus ist nach diesen entpersönlichenden Angriffen auf die Gottesmutter allerdings, außer in ein paar Kreuzen im Disco-Stil oder andererseits einer manieriert-verknöcherten Traditionalität, seither immer weniger zu hören und zu sehen.
Sie lassen sich nicht auseinanderreißen, Jesus und Maria!
Gott wollte nicht ohne sie Mensch werden und verband sich unwiderruflich in ihr mit unserem Fleisch. Wie jeder Bräutigam es tut, wollte Er diese Frau zur Mutter Seiner Kinder machen. Niemand, der an Ihn glaubt, der anders als durch sie geboren werden könnte! Der Stolze aber wehrt den Weg ab, den selbst der Sohn Gottes, Jesus gerne gegangen ist – den Weg „durch den Uterus“ Marias. Wer Marias erhabene Gnadenrolle eilfertig und stets sprungbereit hart in Gegensatz zu ihrer Rolle als „ancilla Domini – Magd des Herrn“ setzt, um sich möglichst schnell der Botschaft zu entledigen, die ihre Erhabenheit uns zuruft, lehnt unweigerlich auch Ihn ab. Der Herr stürzt die Mächtigen vom Thron, die Niedrige aber hat Er erhöht. Das sind Marias eigene Gedanken (Magnificat)![7]
Doch der hochfahrende verfinsterte Geist unserer Tage kann dieses Geheimnis nicht ertragen und reagiert auf die Verehrung Mariens, wie die Kirche sie tradiert, mit einer Art geistlicher Epilepsie, verfällt in Zuckungen, bildet Schaum vor dem Mund und versteift im schlimmsten Fall zum Seelenbrett.
Die moderne Form dieser Abwehr gegen die Mutter des Herrn ist einerseits Ihre verkitschte Transformation zur sich quasi masochistisch erniedrigenden „Dienerin“ (gerne auch als drohendes Lehrstück gegen die moderne „emanzipierte“ Frau, der man einflüstert, sie müsse sich, um sich vom Feminismus abzugrenzen, „wie Maria“ als „Niedrige“ betrachten, - als ob die Tradition Maria nicht immer als Königin bekeannt hätte!). Man entkleidet sie links wie rechts des biblisch bezeugten Sonnenkleides und verkleidet sie zum hausbackenen Aschenputtel.
Andererseits ist die Gottesmutter zu einem rosenbesteckten Popstar im Stile des Wolfs in den Kleidern der Großmutter Rotkäppchens verbogen worden, dessen Verbindung mit dem Herrn ganz offensichtlich abgebrochen ist. Zu solchen Marienpopstars wallfahrtet man in Scharen und befolgt deren absurdes, politisch korrektes Dauergequassel getreulicher als das, was die Kirche uns überliefert hat. [8]
So bedeuten im Ergebnis beide Tendenzen, also sowohl das gesichtslose, völkisch gedachte, so betont „demütige“ Tochter-Sion-Konzept, als auch die Nachäffung der Gottesmutter in einigen der nachkonziliaren Marienerscheinungen, wie sie uns die Tradition in kirchlicher Anerkennung so niemals vorgestellt hat, düstere Zeichen für den satanischen Angriff auf die Mutter des Herrn, von dem uns die Offenbarung ein deutliches Bild gezeichnet hat.
Wie schon im Paradies zielt der Angriff des Satans gegen die Frau nicht gegen den Mann, wie dies von ultrakonservativer Seite in erschreckender und eitler Nachfolge des gefallenen Adam kolportiert wird, sondern vielmehr direkt und unverblümt gegen den Sohn Gottes.

Wer ist eigentlich die Gottesmutter?

Wer ist eigentlich die Gottesmutter? Sie ist die, die auserwählt war, den Herrn ins Fleisch zu bringen. Sie ist die, in der Gott sich aus reiner Liebe und Gnade uns gleich gemacht hat, denn nur Gleiches kann miteinander fruchtbar sein. Damit mich hier niemand falsch versteht: Wir wissen, dass nicht wir von uns aus Gott gleich sind! Aber wir haben nicht das Recht zu behaupten, Gott könne nicht aus Gnaden sich selbst uns gleich machen und uns zu sich erheben. Denn letztere Behauptung wird oft in heuchlerischer Demut vorgetragen, verbirgt aber unschwer den Unwillen, sich auf Gottes wunderbare und heilige Absichten mit uns überhaupt einzulassen.
Was ist geschehen, dass selbst Personen, die sich für traditionsverbunden halten, die Außerordentlichkeit dieses Privilegs nicht mehr erfassen und im Gegenteil sogar bekämpfen?
Wissen wir nicht mehr, dass an dieser Privilegierung vonseiten Gottes und am freien Ja der Heiligen Jungfrau unsere große Hoffnung und die „conditio et reformatio substanziae humanae dignitatis – die Begründung und Wiederherstellung des Wesens der menschlichen Würde“[9] liegt?
Wissen wir nicht mehr, dass dem Vollzug der Menschwerdung Christi auf Seinen eigenen Wunsch hin das „Fiat“ des bloßen Menschen, also Mariens, ebenso vorausgehen musste, wie zuvor Sein Wille vorausgehen musste, uns zu erlösen? Haben wir vergessen, dass hier eine Vermählung stattgefunden hat, die das Jawort beider benötigt, um gültig zu sein? Ist uns entfallen, dass die Metapher der Heiligen Schrift für die Ehe das „Ein-Fleisch-Werden“ ist, das auf Erden nicht mehr zerrissen werden kann? Es ist schwindelerregend, wie hoch uns Gott veranschlagt! Und es ist noch schwindelerregender, wenn man sieht, welchen unendlichen Preis Er für unsere Errettung gezahlt hat – alleine dieses letztgenannte Faktum müsste uns doch wachrütteln und mit einem Schlage die erhabene Rolle der Gottesmutter erkennen lassen!
„Tu, ad liberandum suscepturus hominem non horruisti Virginis uterum. – Du, geboren, um den Menschen zu befreien, bist nicht zurückgeschaudert vor dem Uterus der Jungfrau.“ (Te Deum)
Die besondere Befähigung der Frau, mit ihrem göttlichen Samen gemeinsam der Schlange den Kopf zu zertreten, ist in der Genesis von Anfang an bezeugt. Merkwürdiges Indiz für diese Situation ist auch das unbeachtete Detail, dass Jesus alle seine männlichen Jünger berufen musste, es aber andererseits ausschließlich Männer waren, die sich Ihm entgegen stellten. Seine Jüngerinnen jedoch finden wir ohne formellen Berufungs-Akt in Seiner Nachfolge. Sie sind einfach da, so, als ob die prinzipielle Berufung des weiblichen Geschlechtes für den Menschensohn ohnehin schon vorgelegen hätte. An der (Leidens-)Geschichte Jesu ist buchstäblich keine einzige Frau negativ beteiligt – im Gegenteil! Selbst die heidnische Frau des Römers Pilatus wusste durch eine Traumvision, wer Jesus Christus war und wollte ihren Mann davon abhalten, Ihn zu verurteilen. Dafür sind es die Frauen, die bewusst und willentlich mit Ihm bis unters Kreuz gehen, während die Apostel und die Jünger vollkommen versagt haben – von einer Ausnahme abgesehen: Johannes.

Das größte Geheimnis ist und bleibt, dass Gott sich in einer Frau, in Maria, die Er sich besonders vorbereitet hat, mit unseren Fleisch verbunden hat und dies der Initialpunkt für das Sühnopfer des Gottmenschen an unserer Stelle und den Prozess der Verähnlichung des Menschen mit Ihm werden sollte.
Mit der dogmatischen Präzisierung der Trinität musste „zwangsläufig“ auch die erhabene Gnadenrolle der Muttergottes definiert werden.
Und immer, wenn die Trinität in irgendeiner Weise angegriffen wurde, ist Maria auf den Plan getreten. Ob der Islam vor den Toren stand mit seiner ausdrücklichen Leugnung und Bekämpfung der Heiligen Dreifaltigkeit, ob häretische Sekten und Irrlehrer samt ihren Heeren das Land erschüttern wollten – Maria trat immer deutlicher als die dafür Zuständige in Erscheinung. So bekennt auch der Hl. Pius X., dass die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter die Überwinderin aller Häresien war und ist.[10] Wie ein mächtiger und leuchtender Unterstrom ist Maria im Glauben der Kirche offenbar geworden. Je massiver das „mysterium iniquitatis - das Geheimnis des Bösen“ sich durchsetzte, von dem es heißt, es werde immer offenbarer (2. Thess. 2, 7), desto vernehmlicher begegnete auch die Gottesmutter gläubigen Seelen und griff auf deren Bitten und Flehen ins Geschehen ein. Das Lehramt hat dieser Erscheinung Marias  zuvorkommend die Türe aufgehalten.
Doch dieser Unterstrom, den schon verschiedene häretische Bewegungen seit Jahrhunderten zu ersticken suchten, wurde mit dem Vaticanum II jäh storniert. Kurz vorher hatte Maria in einer Erscheinung noch einmal ausgesprochen, wofür sie steht. Sie teilte 1946 der jungen Bärbel Ruess folgendes mit:

„Mein Zeichen ist im Erscheinen. So will es Gott. Nur meine Kinder erkennen es, weil es sich im Verborgenen zeigt, und geben dem Ewigen deswegen die Ehre. Meine Macht kann ich der großen Welt heute noch nicht offenbaren. Ich muss mich mit meinem Kinde zurückziehen. Im Verborgenen will ich Wunder an den Seelen wirken, bis die Zahl der Opfer voll ist. An euch liegt es, die Tage der Dunkelheit abzukürzen (…) Wählt euch mein Zeichen, damit der Dreieinige bald von allen angebetet und geehrt werde.“[11]

Marias erhabene Rolle wurde jedoch mit dem Vaticanum II bis zur Unkenntlichkeit gestutzt zu einer rein natürlichen und gesichtslosen Rolle. Danach verstand man Maria nicht mehr, vergaß sie entweder ganz oder ließ sie in der Art eines Zombies wiederauferstehen. Damit war der Satan ins erhabene Brautkleid der Kirche geschlüpft.

Schwarze Madonna in der Maria Einsiedelner Kapelle in Rastatt

Mulier amicta sole – die Frau umkleidet mit der Sonne

Das ganze Land Baden ist beispielhaft für das Abendland voll von Spuren jahrhundertealter Marienkindschaft. Man ehrte die Mutter des Herrn und sie war es, deren Präsenz in der Kirche den kindlichen Glauben ermöglichte, von dem Jesus spricht:

„Nisi conversi fueritis et efiiciamini sicut parvuli, non intrabitis in regnum caelorum. – Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eintreten.“ (Mt. 18,3)

Jesus, von dem es heißt, Er sei die Sonne, hat ihr sich selbst als Ehrenkleid angezogen. Die Frau, mit der Sonne umkleidet, steht uns als die vor Augen, die als Größte aller bloßen Menschen schon erreichen durfte, was uns zugedacht ist: die vollkommene Verklärung und Gleichgestaltung mit Christus! Aus allen Menschen herausgehoben ist sie allerdings durch ihre gnadenhafte Rolle als Miterlöserin und Gnadenvermittlerin. Darin kann ihr kein Sterblicher je gleich werden.
Dieses Ehrenkleid erhält aber nur der, der mit vollem Herzen und immer wieder aufs Neue „Fiat“ dazu sagt. Mahnend steht uns der Mann vor Augen, der ohne dieses Kleid auf dem himmlischen Hochzeitsmahl erscheint und vom Bräutigam hinausgeworfen wird. Wir wissen, dass jede schwere Sünde diesen Glanz in uns sofort auslöscht. Das „Fiat“ des Marienkindes bedeutet daher die radikale Absage an die Sünde und die äußerste Anstrengung, von ihr loszukommen, um der Gnade nicht entgegenzuwirken.

Intravit autem rex, ut videret discumbentes, et vidit ibi hominem non vestitum veste nuptiali et ait illi: “Amice, quomodo huc intrasti, non habens vestem nuptialem?”. At ille obmutuit.  Tunc dixit rex ministris: “Ligate pedes eius et manus et mittite eum in tenebras exteriores: ibi erit fletus et stridor dentium”.  Multi enim sunt vocati, pauci vero electi ” – (Mt. 18, 11-14)

Als aber der König eintrat, um die zu Tisch Gelagerten anzusehen, erblickte er dort einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitgewand bekleidet war und sagte ihm: „Freund, wie kannst du so hier erschienen und kein Hochzeitsgewand anhaben!“ Und darauf schwieg jener. Da sagte der König zu den Dienern: „Bindet seine Füße und Hände und werft ihn in die äußerste Finsternis: dort wird sein Heulen und Zähneklappern.“
Denn viele sind berufen, wenige aber erwählt.

Maria ist unsere Mutter, die uns zeigt, wie man das Hochzeitsgewand empfängt und lebenslang trägt. Auf tausend Bildern sehen wir sie, wie sie umgeben ist von den goldenen Strahlen des ewigen Glanzes.
Aber sie ist nicht nur von diesem Glanz umstrahlt!
Unweigerlich muss ich auch an die Geschichte des Mose denken, der auf dem Berg Sinai in die Wolke eintreten darf, in der sich Gott verborgen zeigte. Wenn Mose herauskommt und zu den Israeliten tritt, geht von ihm ein solcher Glanz aus, ein Widerschein der Herrlichkeit Gottes, dass er sein Gesicht verhüllen muss, damit die Israeliten ihn überhaupt ertragen können.

Qui videbant cutem faciei Moysi resplendere, sed operiebat ille rursus faciem suam, donec ingressus loqueretur cum eo. (Ex. 34, 35) – Sie sahen, wie die Gesichtshaut Moses widerstrahlte, aber jener verhüllte sein Gesicht rückwärts, bis er (wieder) eintrat, um mit Ihm zu reden.

Wenn also Mose, der doch ein Sünder war, durch die empfangene Gnade, mit dem Herrn von Angesicht zu Angesicht reden zu dürfen, zu dessen äußerem Widerschein wurde, wie viel mehr erst die ohne Erbsünde empfangene Mutter des Herrn, die ihm nicht nur gegenüberstehen durfte, sondern mit der Er sich total verband und ein Fleisch wurde! Sie ist der klarste und hellste Widerschein Seiner Herrlichkeit bis in die tiefsten Tiefen ihres Herzens hinein!
Zu dieser Überzeugung der Kirche passt auch die Begebenheit aus dem Jahr 1946 in Marienfried, die vom örtlichen Geistlichen, Bischof Graber aus der benachbarten Diözese und vielen geistlichen Personen zwar sofort als echte Erscheinung empfunden und lebenslang unterstützt und verbreitet wurde, vom zuständigen Ortsbischof jedoch leider niemals nach den vorgeschriebenen Protokollen untersucht wurde. Bärbel Ruess hatte drei Begegnungen mit der Muttergottes, denen sie teilweise wegen dieses enormen Widerscheins der göttlichen Herrlichkeit nicht standhalten konnte:

„Diesmal trug die Frau keinen Schleier. Ihr dunkles Haar war in der Mitte gescheitelt; wie von Licht beleuchtet glänzte ihr Antlitz. Ihre Augen strahlten. Gewand und Mantel waren weiß wie Schnee.[12] Bei (dieser) zweiten Erscheinung war Bärbl geblendet von ihrem Glanz, so dass sie wegschauen musste. Sie ertrug den Glanz nicht. Bei der dritten und letzten Erscheinung geschah in Bärbel selbst das Wunder: Jetzt hielten ihre Augen den Glanz aus.“[13]

Ähnlich wird uns auch die Erscheinung der Muttergottes von Fatima beschrieben:

„Als die Heilige Jungfrau (…) sprach (…) öffnete sie ihre Hände und erteilte uns zum zweiten Mal den Widerschein dieses unermesslichen Lichtes. In diesem sahen wir uns wie eingetaucht in Gott.“[14]

Je finsterer die Seelen werden, desto stärker schrecken sie vor dieser strahlenumgebenen Frau zurück. Nichts ist störender – auch bei scheinbarer Rechtgläubigkeit – als diese Frau. Es ist daher nicht verwunderlich, dass weltweit ein satanischer Kampf nicht nur gegen „die“ Frau – Maria - , sondern gegen das ganze weibliche Geschlecht geführt wird, sein Charisma und seine Würde mit allen Mitteln zerstört, aufgelöst oder aber erniedrigt wird. Dies geschieht auf vielfältige Weise, und nur wenige erfassen, was Gott sich gedacht hat, als Er nicht nur für den Mann, sondern sogar für sich selbst eine „Hilfe“ erschaffen hat, der Er solche Gnaden zugedacht hat, wie dies in Maria aufstrahlt. Der Neid des Satans auf die Frau war schon im Paradies auf dem Plan und scheint mit der Verdrängung der Gottesmutter aufs Neue den Sieg davonzutragen. Am schlimmsten ist dabei, dass viele Frauen selbst sich der Würde, die ihnen in Maria geschenkt ist, berauben, indem sie deren höchste Würde leugnen, um sich einem destruktiven Frauenbild anzudienen, gleich ob dies sich aus verkommen-erotischen, herablassend-geistlichen oder eiskalt berechneten politischen Quellen speist.
Wenn wir die Gestaltung der Gottesmutter in der abendländischen Kunst betrachten, fallen ihre Schönheit, ihre Stille, aber auch ihre erhabene und tatkräftige Reife auf. Sie ist alles, nur kein Symbol der „Passivität“, zu dem besonders frauenkritische oder esoterisch angehauchte Traditionalisten sie herabwürdigen wollen.
Die Gottesmutter ist der Inbegriff des Menschen, der sich ganz Gott anheimgestellt hat und auf schnelle Rosse (s. Einleitung) und hochfahrende Kalküle, auf den „Willen des Fleisches“ und den „Willen des Mannes“ (Joh. 1, 13) gar nichts gibt. Sie ist der Inbegriff tätiger Stille.
Es gibt keine größere Aktivität der Seele, als beständig das marianische „Fiat“ nicht nur mit den Lippen zu bekennen, sondern auch handelnd umzusetzen!
Zu Bärbl Ruess sagte die Gottesmutter im Jahre 1946:

„Christus ist deshalb so unbekannt, weil ich nicht bekannt bin. (…) Die Welt wurde meinem unbefleckten Herzen geweiht, aber die Weihe ist vielen zur furchtbaren Verantwortung geworden. Ich verlange, dass die Welt die Weihe lebt!“[15]

„Ich verlange, dass sie Welt die Weihe lebt!“ Maria steht nicht für Passivität und Allversöhnung, denn das bedeutete ohne Hochzeitsgewand zum himmlischen Mahl zu kommen, sondern für maximale Aktivität echten Glaubens und wahrer Hingabe an Christus.
Dies ist das Hochzeitsgewand, das Sonnenkleid, das Ehrenzeichen derer, die erwählt sind!

Ein Beispiel der Marienvergessenheit: Rastatt

So oft also hatten sich in den langen Jahrhunderten die Menschen hierzulande der mächtigen Fürsprache der Gottesmutter anvertraut. Und sie hatten es auch noch getan, als sie in großer Not waren, während des 2. Weltkrieges, zwei Jahre, bevor die Gottesmutter gegenüber Bärbel Ruess beklagte, dass man sie vergessen habe.

Die badische Stadt Raststatt sollte im 2. Weltkrieg, ähnlich den anderen größeren Städten des Landes wie Karlsruhe, Mannheim, Gaggenau, Pforzheim oder Bruchsal durch alliierte Luftangriffe zu großen Teilen zerstört und um unzählige Menschenleben gebracht werden.
Wenn wir jedoch heute durch Rastatt kommen, finden wir dort eine strahlende barocke Altstadt mit einer großen Schloss-Anlage und erhabenen Kirchen ohne jegliche Zerstörung vor. Dem Nachgeborenen mag dies unbedeutend erscheinen, aber selbst mir, die ich als Kind noch Bombenlücken erlebt habe, die man immer noch nicht schließen hatte können, erscheint dies spontan ungewöhnlich für eine oberrheinische Stadt. Noch dazu dann, wenn man weiß, dass sie eine strategisch exponierte Stellung hatte und Hochburg der Nationalsozialisten war. Zum Jahresbeginn 1945 wurde ein berüchtigte Major zum Verantwortlichen für die Gesamtverteidigung ernannt. Er war bereit, bis zum letzten Mann zu kämpfen und Rastatt der Vernichtung zu übergeben, wenn er dies nicht durchsetzen konnte.[16]
Der damalige Stadtpfarrer Emil Schätzle, der ein glühender Marienverehrer war und später ein kleines Büchlein über „Die Wallfahrt zur weinenden Muttergottes von Endingen“, geschrieben hat, die er als Ruheständler mitbetreute, regte noch 1944 gemeinsam mit den anderen Pfarrern in Rastatt an, eine formelle Bitte an die Gottesmutter auszusprechen, die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren und im Gegenzug dazu ein Gelöbnis anzunehmen, das für ewige Zeiten versprach, das Rosenkranzfest durch Sakramentenempfang (Hl. Beichte und Hl. Kommunion) zu feiern, ein Almosen nach Vermögen zu geben und die Rosenkranzkönigin und die Rosenkranzgeheimnisse hochzuschätzen und den Nachkommen für alle Zeiten von diesem Gelöbnis zu erzählen und sie zur Einhaltung der Versprechen anzuleiten.
Dieses Gelöbnis wurde heimlich, aber dennoch von zahlreichen Rastatter Katholiken während der Rosenkranzandacht am Rosenkranzfest, dem zweiten Oktobersonntag 1944, abgelegt. Die Gestapo durfte davon nichts erfahren. Die Nazis hatten die vollständige Zerstörung der Stadt bereits als Preis für ihren Fanatismus eingeplant. Man hätte keinen Tag mehr zögern dürfen mit der Ablegung des Gelübdes, denn danach waren die Tage gezeichnet von Sirenengeheul, hastigem Aufsuchen der Keller mehrfach täglich und tief fliegenden Jagdbombern über der Stadt. Zerstört wurden nur administrative Gebäude der Nazis und Straßen, die von ihnen häufig benutzt wurden. Viele Bürger waren in die Gebirge evakuiert worden, unter anderem auch Agnes Feldhaus geb. Schnurr, die damals 4 Jahre alt war und uns heute diese Geschichte vom Rastatter Gelöbnis bezeugt und der Muttergottes zuliebe dem Vergessen entreißen will. Dennoch war sie „zufällig“ mit ihrer Mutter am Tag des Großangriffs am 7. Januar 1945 in Rastatt und erlebte den Abwurf von ca. tausend schweren Fliegerbomben von 2726 t Sprengstoff mit, die von 99 Bombern auf die Innenstadt geworfen werden sollten. Der Abwurf dieser Geschosse hat jedoch kein einziges Ziel in der Altstadt erreicht und kaum Menschenleben gefordert. Alle Bomben waren trotz wolkenlosen Himmels und scharfer Sicht auf den unbewohnten Röttererberg gefallen, der auf zeitgenössischen Luftaufnahmen gespenstig durchlöchert wirkt, so sehr wurde er zersiebt von den vielen Bombenkratern. Die katholische Bevölkerung überlebte zu 97%. Man konnte diesen Bombenabwurf kilometerweit beobachten, sah dunklen Qualm und riesige Feuersäulen. Der Himmel erschien den Menschen in umliegenden Dörfern blutrot. Es ist bis heute unerklärlich, wie so viele schwere Bomben bei bester Sicht alle ihr Ziel verfehlen konnten… Zur selben Stunde fand auch ein Angriff auf die südlicher gelegene, etwas kleinere badische Stadt Achern statt: 31 Bomber warfen 115 t Sprengstoff ab, und Achern wurde zu 75% zerstört und forderte unzählige Menschenopfer. Überraschend ist zudem, dass der gefürchtete nationalsozialistische Major auf der Badener Brücke mit seinem Sportauto bei offenem Verdeck dahinflitzend im April 1945 von einem Geschoss der Alliierten so schwer getroffen wurde, dass er als eines der wenigen Rastatter Kriegsopfer kurz darauf starb…
Das Gottvertrauen, das vor dem Gelöbnis am 1. Oktober 1944 aus der Sonntagspredigt Pfarrer Schätzles spricht, ist bestürzend realistisch:

„Die Bedingung des Gelübdes lautet: Sofern der Herr der Welt, Jesus Christus, auf die Fürsprache der Gottesmutter, der unsere Stadtpfarrgemeinde und unsere Stadt geweiht ist, unsere Heiligtümer und unsere Heimatstadt in dieser Kriegsnot verschont, sind wir gewillt, das Rosenkranzfest für alle Zukunft besonders feierlich zu gestalten, dabei im Stande der Gnade zum Tisch des Herrn zu kommen, Rosenkranzkönigin und Rosenkranzgeheimnisse hochzuschätzen und das Möglichste zu tun, dieses Fest als Fest der Errettung mit seinem ganzen Inhalt unseren Nachfahren als ein heiliges Kleinod zu übergeben (…) Wir tun das, was wir nach der Errettung als Gelöbnis halten wollen, jetzt schon, wie wenn wir unsere sichere Errettung schon in den Händen hätten. (…)“[17]

Rastatt war, was die mächtige Fürsprache Mariens betrifft, wie das katholische Baden überhaupt, kein unbeschriebenes Blatt. Von weitreichendem Segen war das Wirken des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655 – 1707), genannt „Türkenlouis“, der große Verdienste in der Abwehr der Türken und der Bekämpfung der islamischen Bedrohung erwarb, und seiner Gemahlin und Witwe, der Markgräfin Sibylla Augusta (1675 – 1733), die nach seinem Tod die Regierungsgeschäfte weiterführte. Sie war es, die tiefreligiös eine reiche Bautätigkeit auch zugunsten der Frömmigkeit entfaltete und unter anderem sowohl 1707 in Schlackenwerth als Dank an die Gottesmutter für die Heilung einer Sprachstörung ihres kleinen Sohnes als auch 1715 in Rastatt eine Einsiedlerkapelle nach dem Vorbild der Kirche Maria Einsiedeln in der Schweiz, diesmal als Dankeschön an die Gottesmutter für die Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges mit dem „Rastatter Friedensschlusses“ von 1714 erbauen ließ. In dieser Rastatter Einsiedlerkapelle steht eine Schwarze Madonna, ein Gnadenbild von 1714, das die Gottesmutter umgeben von goldenen Blitzstrahlen darstellt. Auf dem Giebel außen schwebt die Staue der Immaculata mit ausgebreiteten Händen auf einer Mondsichel. Die Rastatter Einsiedlerkapelle steht etwas erhaben über der Stadt.
Die Zeugin des furchtbaren Bombenangriffs auf die Stadt erzählte mir, dass ihr, als sie vor einigen Jahren bei der Einsiedlerkapelle stand und aufschaute zum Bild der Unbefleckten und dann auf die Stadt sah, dieser schreckliche und doch so segensreiche Tag am 7. Januar 1945 vor Augen trat. Sie sah es vor sich, wie die Gottesmutter von dort oben aus ihren Schutzmantel über Rastatt gebreitet hatte und es selbst war, die die Bomben abgelenkt hatte. Solange Pfarrer Schätzle in Rastatt wirkte, wurde das Gelöbnis treulich eingehalten. Nachdem er 1959 die Stadt verließ und die Ereignisse auf dem Vaticanum II ihr Übriges dazu taten, vergaß man, wie wunderbar man gerettet worden war und begann, das Gelöbnis immer weniger einzuhalten. Heute ist es vergessen. Agnes Feldhaus wurde ins Herz gegeben, wieder daran zu erinnern. Unter großen Schwierigkeiten hat sie eine kleine Broschüre herausgegeben, in der sie das Rastatter Gelöbnis durch ihren persönlichen Zeugenbericht schriftlich fixiert. Leider stößt die wunderbare Errettung der Stadt Rastatt bei den ansässigen katholischen Laien und Klerikern nach wie vor auf wenig Interesse. Man will auf schnellen Rossen dahinfliegen…
Der kindliche Glaube, der notwendig wäre, um auch noch nach einigen Jahrzehnten ein auf ewige Zeiten versprochenes Gelöbnis einzuhalten, ist leider nicht mehr so einfach zu entfachen unter den Umständen des Glaubensabfalls, der seit 50 Jahren initiiert wurde und vom Kirchenvolk teils freudig, teils in falsch-oberflächlicher Unterwürfigkeit aufgegriffen worden ist.

Mit dem Erscheinen der Broschüre über das Rastatter Gelöbnis ist trotz allem das Eis des Schweigens über die wunderbare Hilfe der Gottesmutter gebrochen. Möge dieses Eis doch allerorten aufbrechen, damit wir wieder zurückfinden zu unserem Herrn, der uns so teuer erkauft  und geliebt hat und der uns nichts Geringeres schenken will als die Erhebung in die Verähnlichung mit Christus, die Er uns als Seiner Braut von Anfang an zugedacht hatte.

Mulier amicta sole, die Frau umkleidet von der Sonne, ist das sichere Bundeszeichen für diese große Hoffnung der Christenheit. 

Copyright by Hanna Maria Jüngling
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Agnes Feldhaus: Das Rastatter Gelöbnis. Die wunderbare Errettung Rastatts im Zweiten Weltkrieg. Jestetten 2014. Miriam Verlag
Die Broschüre kann bei Interesse bei mir kostenlos zzgl. Versandkosten bezogen werden.


[1] Wolfgang Hug: Maria im Erzbistum Freiburg. Auf http://www.erzbistum-freiburg.de/html/maria_im_erzbistum_freiburg.html  abgerufen am 11. Oktober 2014
[2] Diesen Begriff prägte der Heimatschriftsteller Hermann Eris Busse für die katholischen Regionen Nordbadens aufgrund der vielen Bildstöcke und Beziehungen zu Maria in der Volksfrömmigkeit. http://de.wikipedia.org/wiki/Madonnenl%C3%A4ndchen abgerufen am 12.10.2014
[3] Ein inzwischen verwaister Wallfahrtsort bei Karlsruhe, dessen Geschichte kaum genauer zu erfahren ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Bickesheim abgerufen am 12.10.2014
[4] http://www.maria-linden.de/, abgerufen am 12.10.2014
[5] Sr. Martina Amrhein OP: Gnadenbild Mutter der Heiligen Hoffnung, auf: http://www.erzbistum-freiburg.de/html/gnadenbild_mutter_der_heiligen_hoffnung.html, abgerufen am 12.10.2014
[6] Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum. München 2005 (5. Auflage). S- 263
[7] Quia respexit humilitatem ancillae suae (…) quia fecit mihi magna qui potens est, et sanctum nomen eius… der die Niedrigkeit seiner Magd angeschaut hat (…) der hat mir Großes getan, der mächtig ist, und Sein Name ist heilig…
[8] Ein solcher Wallfahrtsort ist Medjugorje.
[9] „Deus, qui humanae substantiae dignitatem mirabiliter condidisti, et mirabilius reformasti… beten wir im Messkanon bei der Mischung des Weines
[10] Pius X. „Ad diem illum laetissimum“ 1904, XVI
[11] Lisl Gutwenger: Die Seherin von Marienfried. Stein am Rhein 1997. Christiana-Verlag, S. 65
[12] Lisl Gutwenger: Die Seherin von Marienfried. Stein am Rhein 1997. Christiana-Verlag, S. 57
[13] Lisl Gutwenger: Die Seherin von Marienfried. Stein am Rhein 1997. Christiana-Verlag, S. 80
[14] Gérard Mura/Martin A. Huber: Fatima Rom Moskau. Durch die Weihe Russlands zum Triumph Mariens. Stuttgart 2010. Sarto Verlag, S. 18
[15] Lisl Gutwenger: Die Seherin von Marienfried. Stein am Rhein 1997. Christiana-Verlag, S. 57
[16] Agnes Feldhaus: Das Rastatter Gelöbnis, Jestetten 2014, S. 26 f
[17] Agnes Feldhaus: Das Rastatter Gelöbnis, Jestetten 2014. Miriam Verlag, S. 8