Trinitätslehre auf dem Prüfstand — Brief XV. an Unitarier und Trinitarier: Das Fehlen eines Vatergottes im Alten Testament
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IV
Das Fehlen eines Vatergottes im Alten
Testament
Mit dem Begriff
„Vater“ als „Titel“ lässt sich noch viel schwerer so unbesorgt um historische
und literarische Zusammenhänge in der Schrift argumentieren. Es wurde vielfach
festgestellt, dass das Heidentum einen ausgeprägten Vaterbegriff, als
phallische Gottheit verstanden, und die Herrschaft der Väter als dessen Abbild,
kennt, und Israel sich mit dem Exodus gerade davon radikal trennt: im AT wird
Gott grundsätzlich nicht „Vater“ genannt. Auch wenn Juden sehr spät im
hellenistischen Umfeld und bis heute gelegentlich ebenfalls in Gebeten auch von
Gott als „Vater“ sprechen, findet sich dies im AT noch nicht. Diese Anrede und
Konstellation kommt erst mit Jesus fast „schwallartig“ ins Spiel. Davon später.
Der Pharao verstand
sich als einziger Mittler und Gottessohn auf einer Zwischenebene zwischen Volk
und Göttern, und glaubte, dass Gott als Vater nur mit diesem seinem Sohn, dem
König der Ägypter, ausschließlich nur mit ihm, der seine Herrschaft vollziehen
sollte, kommunizierte. Es war nicht vorstellbar, dass Gott auch mit anderen
sprach. Vielleicht haben die hebräischen Sklaven in Ägypten deshalb vollkommen
auf ihre Väter Abraham, Issak und Jakob vergessen. Denn mit ihnen hatte Gott
gesprochen und sogar gerungen, ein Gedanke, der in Ägypten undenkbar war.
Die
merkwürdige Abstinenz im AT von einem Gott als „Vater“ ist auffallend und
ungewöhnlich in einer Umwelt, die sich den Gott nicht anderes als einen
(phallischen, zeugenden) Vater vorstellen konnte, gerade in Ägypten in einem komplex
gedachten System von „Vater und Sohn“ (Sonnengott bzw Osiris-Horus) mit
universalem Anspruch:
In der
Ägyptologie und Theologie ist heute zwar — und das könnte Gerbers Theorie
bestärken — umstritten, ob die Pharaonen bzw Könige Ägyptens direkt als
„Götter“ aufgefasst wurden oder nur als Mittler zu Gott und in dem Sinn
„Gottessöhne“ (auch Gottestöchter) als „Amtsträger“, aber nicht dem Sein nach.[1]
Es spricht viel dafür, dass hier moderne Gedanken rückprojiziert werden von
denen, die diese Auffassungen vertreten. Die antike Denkweise unterschied noch
keine bloßen „Ämter“ vom Sein des Trägers. Der feine Unterschied liegt in der
Differenz zwischen „Beruf“ und „Berufung“: Modern gedacht kann man sehr wohl
Berufe ausüben, die nicht zu einem passen, man weist auf einem Stück Papier
aufgrund einer „Ausbildung“ nach, dass man „qualifiziert“ ist. Man kann den
Beruf auch ständig wechseln — das ist unerheblich.
Eine Berufung
aber ist etwas gänzlich anderes: in ihr verschmilzt Aufgabe mit Sein so tief,
in der tiefsten Tiefe mit dem Jawort Gottes zu diesem Menschen, dass niemand
darüber von außen über Papierstücke, die mehr oder weniger starre und
oberflächliche und befangene oder voreingenommene Meinungen ausweisen, urteilen
kann. Die biblischen Berufungen sind sehr häufig überraschend, weil der
gewöhnliche Mensch ausgerechnet diesen Mann, diese Frau niemals für den oder
die „Richtige(n)“ gehalten hätte für die Aufgabe.
Bei der
Berufung bezeugt alleine die Frucht des Wirkens, ob sie vorliegt. Im Wort
„Beruf“ steckt noch ein Hauch des alten und aus meiner Sicht wahren
Verständnisses der Berufung.
Ein Amt musste
einem Sein entsprechen oder eine Vollmacht mitliefern, das Amt tatsächlich zu
verkörpern, die manifest wurde. Mose bewies seine Berufung vor dem Pharao daher
nicht nur mit der Behauptung, er sei beauftragt vom Gott der Fronarbeiter. Die
Relevanz dieses Gottes musste sich erweisen. Daher die „Kunststücke“, die Mose
vorführte im Wettstreit mit den Magiern. Auch die Vollmacht Jesu erwies sich
zunächst in seiner Wundertätigkeit vor aller Augen. Auf die verstörte Frage
Johannes des Täufers, der im Gefängnis schmachtete, ob Jesus denn wirklich der
sei, den er erwartet hatte, antwortet Jesus ihm mit dem Verweis auf die Wunder:
„Geht hin und verkündet Johannes, was ihr
gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden
gereinigt, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird gute Botschaft
verkündigt!“
(Lk 7,22)
Man kann
sicher sagen, dass im Altertum eine göttliche Vermittlerrolle anders konnotiert
war als heute, wo man Mediatorenrollen funktional und „amtlich“ versteht und
die alte Idee, dass Geweihte tatsächlich ein Wesensmerkmal erhalten haben, in
den Hintergrund rückt.
Die
Königsrolle war nicht auf Zeit gedacht, sondern seinshaft: man wurde schon als
König geboren oder irgendwann in einem auch spirituell gedachten Akt dazu
erhoben und füllte das Königtum aus, solange man lebte. Königtum wird im
Orient, aber auch bei uns, solange wir Könige hatten, mit einer Salbung bzw
Weihe „übertragen“. Wir kennen noch aus der katholischen Kirche die
Überzeugung, dass man mit der sakramentalen Taufe (und Firmung) und
Priesterweihe durch die Chrisamsalbung und das Ritual selbst ein regelrechtes
„Wesensmerkmal“ eingeprägt bekommt: man ist danach mit einem anderen Sein
versehen als zuvor und kann dies auch nicht mehr verlieren, nur noch verraten. Der
Gläubige und in gesteigertem Maße der Priester erhält damit seinshaft Anteil am
Königtum Jesu Christi. Die Salbung der Könige hatte einen quasi-sakramentalen
Charakter, beteiligte auch sie in einer herausgehobenen Weise (Gottesgnadentum)
am Königtum Christi und war dem Prinzip nach unverlierbar.
In Resten ist
etwas von diesem alten Denken also auch noch bei uns lebendig.
Es erscheint
mir darum als modern „betriebsblind“, wenn man heutige „Ämtervergaben“ auf alte
Verhältnisse rückprojiziert. Immer, wenn in irgendeiner Weise ein göttliches
Wesensmerkmal in einem Menschen offiziell und rituell beglaubigt manifest
gedacht wird, kann es sich nicht mehr nur um eine bloße, nüchterne Amtsvergabe eines
„Präsidenten“ oder „Chefs“ handeln.
Dafür möchte
ich einige Beispiele geben:
Amenophis I. (Regierungszeit
1525-1505 v. Chr.) wurde zweifellos posthum als Gott verehrt.[2]
Amenophis III. (14. Jh v. Chr.) hat zu Lebzeiten Opfer vor seinem
vergöttlichten Ich dargebracht. Hatschepsut bewies ihre königlich-göttliche
Legitimation dadurch, dass sie sich als Abkömmling des Gottes Amun Re und ihrer
menschlichen Mutter darstellte, also als direkt von Gott Gezeugte.[3]
Im Tempel von Deir el Bahari ließ sie ihre göttliche Geburt verewigen.[4]
Ein König wurde als Manifestation des Sonnengottes verstanden. Er ist (Adoptiv-)Sohn
des vorherigen Königs, der im Jenseits als Sonnengott ist und im Diesseits in
seinen Sohn „inkarniert“ agiert.[5]
Die Mittelstellung eines amtierenden Königs bedeutet nicht ein Weniger-sein dem
Sein nach oder „Untertänigkeit“ unter einen Vater im Jenseits, sondern eine
Rolle auf der Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits. Der regierende Pharao
ist auf der Schwelle das, was sein Vorgänger im Jenseits ist.[6]
Wenn man sagen will, der Pharao stehe im dreistufigen ägyptischen Modell dem
Sein nach zwischen dem Gott und der Diesseitswelt, dann geht man aber trotzdem
davon aus, dass er, im Jenseits endgültig vergöttlicht, vorher die noch nicht
vollständig aktual entfaltete Potenz zum Göttlichsein hatte.
In der Zeit
der Könige David und Salomo hatte sich diese gottkönigliche Idee in Ägypten sogar
noch verstärkt, an dessen Staatsspitze nicht nur
„ein Herrscher als Sohn und
Stellvertreter des Sonnengottes stand, wie es die übliche Konstruktion des
pharaonischen Sakralkönigtums vorsah, sondern (…) der Gott Amun selbst, der den
Staat durch Orakelentscheidungen regierte. Der weltliche Regent (…) diente als
Hohepriester des als König herrschenden Gottes. Im 8. Jahrhundert wurde das
System dahingehend verändert, dass an der Spitze des Gottesstaates nun eine
Prinzessin der in Tanis und später in Sais herrschenden Dynastie als
‚Gottesgemahlin’ stand. Die Gottesgemahlinnen waren als Gemahlin des Gottes
Amun zum Zölibat verpflichtet und bestimmten im Einvernehmen mit dem weltlichen
Herrscher ihre Nachfolgerin durch Adoption.“[7]
In der
Auseinandersetzung um die Trinitätslehre ist die Fortsetzung der Motive in der
Zeichnung der Gestalt Jesu auffallend: auch er gilt nach dem NT als einziger
„Mittler“, auch er ist nach dem NT „Sohn Gottes“ und gilt in der Trinitätslehre
aufgrund einer bestimmten Interpretation des Johannesprologs als „inkarnierter
König“, der posthum erhoben wird auf den Thron Gottes. Dass im Judentum jede solche Vorstellung, die
an „Ägypten“ erinnert, abgelehnt wird, kann man nachvollziehen. Mit dem
Judentum tut dies der Islam. Dass auch Unitarier im Christentum Bauchweh haben
bei einer Annäherung an ägyptische Vorstellungen, kann man ebenfalls
nachvollziehen. Aber auch wenn man die Idee einer „Inkarnation“ als
„unbiblisch“ verbannt, bezeugt die Schrift doch eine wunderbare Geburt Jesu,
die durch einen Schaffensakt Gottes durch den heiligen Geist, der Maria
umschattet, vollzogen wird. Über diesen Punkt muss noch nachgedacht werden.
Es ist unter
Trinitariern üblich, die Zeit des Alten Bundes „Zeit des Vaters“ zu nennen.[8]
Ihnen ist dabei völlig entgangen, dass gerade das AT ein ausgesprochen
zurückhaltendes Verhältnis zur Benennung Gottes als Vater aufweist. Die Männer
müssen vor dem Eintritt ins Heilige Land am Phallus beschnitten werden — ein
Symbol, könnte man meinen, diese väterlich-patriarchale Macht zu brechen. Die
alte abrahamitische Beschneidung der Männer als Bundeszeichen war ganz offenbar
nicht mehr vollzogen worden. Oder aber die Wüstenzeit sollte eine Zeit der
Reinigung einer ägyptischen Auffassung von Beschneidung sein, bei der Frauen
verstümmelt und in Lebensgefahr gebracht wurden. Anders als in Ägypten mit
seiner Beschneidung (die bis heute auch von den Christen und Muslimen dort fast
flächendeckend praktiziert wird!) lässt man Frauen im AT ganz unbeschnitten und
intakt.[9]
Auch wenn im
AT „Patriarchen“ berufen werden und die jüdischen Gelehrten zur Zeit Jesu
auffallend häufig von ihrem „Vater Abraham“ (erst in zweiter Linie von Gott als
ihrem Vater) sprechen (im AT noch nicht), was sowohl Johannes der Täufer als
auch Jesus (Lk 3,8; Diskussion in Joh 8) brüskieren (!), offenbart doch das AT
eine radikale Kritik am antiken Patriarchalismus, der direkte Folge der
orientalischen Religionen ist. Anders als in jeder anderen altorientalischen
Literatur spielen neben den „Patriarchen“ deren Frauen im AT Schlüsselrollen
oder werden sogar ohne Bezugnahme auf einen Ehemann ebenfalls berufen wie
Miriam, die nicht nur offenbar eigenständig ihren Bruder Mose nach seiner
Auffindung durch die Pharaonentochter auf dem Nil der eigenen Mutter als Amme wieder
zuführt, sondern auch von Gott zur Führung Israels in der Wüste mitberufen
wurde (Micha 6,4). Das ist im damaligen Kontext außergewöhnlich und durchbricht
bereits das patriarchalische Prinzip. Immer wieder tauchen Sätze und Szenen
auf, die ein „Problembewusstsein“ für die Ungerechtigkeit der Zurücksetzung der
Frau offenbaren, nicht zuletzt in Gen 3,16, das ausdrückt, dass die
Unterordnung der Frau nicht der ursprünglichen Schöpfungsordnung entspricht,
sondern Folge und Ausdruck der Sünde ist.
Um nachzuwesien,
wie kritisch schon das AT in dieser Frage ist, möchte ich ein Beispiel etwas
ausführlicher zeigen:
Gleich auf den
ersten Seiten der Genesis überrascht uns der Autor mit einer Erzählung, in der
die von Abraham und Sara sexuell missbrauchte und anschließend verstoßene
Sklavin Hagar mit ihrem Sohn Ismael in der Wüste ist, das Kind verschmachten
sieht und weinend zusammenbricht. Nun geschieht — ähnlich wie später bei Mose
und dem „Gott der Fronarbeiter“ etwas Außergewöhnliches: Gott wendet sich Hagar
zu und sagt ihr zu, sie und den Knaben zu retten. Er habe das Schreien des
sterbenden Knaben gehört. Sie solle ihn fest an der Hand nehmen, denn er, der
Gott, wolle aus ihm ein großes Volk machen. Gott habe, so heißt es, Hagar die
Augen geöffnet, so, dass sie plötzlich einen Brunnen sah und das Kind tränken
konnte. Gott sei mit dem Knaben gewesen, heißt es abschließend (Gen 21,9ff).
Doch dies war nicht die erste Ansprache Gottes an diese niedrige Frau. Sie war
als Schwangere wegen der Konkurrenzsituation zwischen ihr und ihrer „Herrin“
Sara, die noch kein Kind hatte, von jener auf die ausdrückliche Zustimmung
Abrahams hin so hart schikaniert worden, dass Hagar geflohen war. Sie rannte in
die Wüste zu einer Quelle und wurde dort von Gott angesprochen und aufgefordert,
zurückzugehen. Gott sagt ihr den Segen für ihr Kind zu, verheißt ihr ein großes
Volk, das er aus ihm machen wird, und auch hier kommt ein außergewöhnlicher
Satz, der von ferne schon an Marias Begegnung mit dem Engel Gabriel erinnert:
„Siehe, du bist schwanger und wirst
einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Ismael [„Gott hört“] geben,
denn der HERR hat auf dein Elend gehört.“ (Gen 16,11)
Diese
Begebenheit ist ungeheuerlich in der alten Weltordnung, in der ein Sklave
nichts war. Gott beauftragt hier eine Niedrige, Missbrauchte, hat Erbarmen mit
dieser Situation des Missbrauchs und der Demütigung und spricht mit einer
solchen Frau. Man halte die Haltung Abrahams dagegen, um zu erkennen, dass hier
eine Kritik formuliert wird: Abraham hatte die Frau der Willkür und dem Zorn
seiner eigentlich Frau Sara überlassen, war feige, knallhart, ja: herzlos, er,
der sie doch geschwängert hatte. Solange das Kind nicht sichtbar war, war sie
im völlig gleich. Erst in der späteren Szene, als Ismael schon da war, fragte
er Gott, was er tun soll, aber nicht wegen der Situation Hagars, sondern
deswegen, weil Ismael sein Sohn war. Gott durchbricht dieses damals — in einer
herzlosen patriarchalischen Welt normale — Verhalten Abrahams und wendet sich
dieser Frau zweimal direkt zu. Hagar scheint nicht zu wissen, welcher Gott es
ist, mit dem sie es zu tun hat und gibt ihm daher einen eigenen Namen. Sie
nennt ihn daher „El-Roi“, der „Mich Sehende“ und den Brunnen, an dem dies
geschah benennt sie ebenfalls nach diesem Gott „Brunnen des Lebendigen, der
nach mir schaut“ (Gen 16, 13f). Erstmals schimmert hier auf, dass der Gott, der
„Lebendige“ ist, der echte Gott, der, der auch auf die Geringsten sieht und
hört. Und Hagar ist es auch, die den Namen für das Kind im Auftrag Gottes weiß
und darum bestimmt. Der Patriarch Abraham muss das passiv annehmen.
Wer einmal
genauer hinhört, entdeckt eine Ungeheuerlichkeit um die andere in der Schrift.
Aufseiten
vieler Christen liegt hier mE eine Art „blinder Fleck“ vor, v.a. in der Postmoderne,
in der sie sich umlagert wähnen von einem „unbiblischen“ Feminismus. An der
Stelle möchte ich bemerken, dass ich die Begriffe „biblisch“ und „unbiblisch“
nur in Anführungszeichen gesetzt verwende. Die Begriffe sind kontaminiert,
verdorben von einem inflationären Gebrauch durch allzu viele Rechthaber, die
ihn als Kampfbegriff gegen ihre Meinungsgegner einsetzen. Damit kann ich nicht
ernsthaft argumentieren — Argumente müssen der Sache nach, entweder mit
einigermaßen plausiblen Schriftbeweisen oder auch logischen Schlussverfahren
dargelegt werden. Beides reicht aber nicht für ein tiefes Wortverständnis. Dinge
einfach als „biblisch“ auszugeben oder als „unbiblisch“ abzuschmettern
offenbart ein meistens unredliches und oft gewaltsames Umgehen damit, dass wir
alle Tastende und Irrende sind und nur Vorschläge machen können, wie man es
recht verstehen könnte. Wir haben alleine an dieser Untersuchung hier gesehen,
wie schwer es ist, mit den vielschichtigen und widersprüchlichen Aussagen in
den biblischen Büchern umzugehen.
In aller Regel
zieht das Patriarchat eine Göttinnenverehrung nach sich, um einen Ausgleich zu
schaffen, wenn es nicht völlig veröden will. Der etwas freakige, aber sehr
originelle Frank Engelmayer weist immer wieder darauf hin, dass das einst
fruchtbare und grüne Land der arabischen Halbinsel und Nordafrikas vor allem mit
dem Islam als einer extrem einseitigen, patriarchalischen Religion, die aber
einen Vatergott ablehnt (!) und das Weibliche tief herabwürdigt, endgültig desertifiziert
und heute nur noch eine erbarmungslose und lebensfeindliche Wüstenei ist. Diese
größtmögliche Abstraktion einer vaterlosen, aber dennoch patriarchalen oder
besser maskulin-aggressiven Struktur ist, wenn sie radikal umgesetzt wird,
unmenschlich in ihrer Wirkung. Tatsächlich weisen große Teile des heutigen
islamischen Herrschaftsbereiches buchstäblich eine Verödung und
Desertifizierung des Landes auf, wo einst Feuchtigkeit und grünes Land war.[10]
Engelmayer bezieht sich auf die These des Geografen James de Meo[11],
der die patristischen Kulturen als Ergebnisse des Desertifizierungsprozesses
ansieht. Bei Engelmayer wird der Zusammenhang auch umgekehrt erwogen.
In der
Rückschau von Jesus her wird manches im AT zugelassen um der Verhärtung der Menschen
willen (wie etwa das Recht des Mannes, seine Frau zu verstoßen und der Ehefrau
beliebig viele Mätressen und Nebenfrauen zuzumuten — nicht anders trieben es
die ansonsten verachteten Gojim), aber es erfährt mE bei genauem und
aufmerksamem Lesen sehr oft subtil eine Umwertung und trotz der Legitimation in
der Torah harte Kritik durch Propheten. Nicht erst Jesus stellt sich hinter die
Würde der Frau, sondern auch schon einige Propheten wie zB Mal’achi wie auch
die Schöpfungsaussage in Gen 2, dass der Mann der Frau folge (und nicht
umgekehrt), die Jesus selbst ausdrücklich als Argument gegen die
Verstoßungspraxis anführt (Mt 19,4ff); Mk 10,6ff). Bei aller Anpassung an den sozialen
Zeitgeist, der in den späteren Briefen des NT zum Ausdruck kommt, verweist doch
der Epheserbrief auch auf diese ursprüngliche Ordnung vor dem Fall (Eph 5,31).
Das Argument Gerbers,
ein Sohn müsse seinem Vater in Gottes Ordnung ja auch untertan sein, und darum
könne das so auch für Jesus gegenüber seinem Vater gelten, was bedeutet: darum
ist „Vater“ auch ein Herrscher-Titel
und Jesus dem Gott seinshaft
subordiniert, hält mE einer sorgfältigen und v.a abwägenden Untersuchung
schwerlich stand. Dieses Argument stolpert in die Falle eines schon im AT
kritisch abgewickelten Vaterbildes, das allerdings, wie eben dargelegt, aus den
Köpfen nicht herauszubekommen ist bis heute.
Daraus folgt
umgekehrt nicht, dass „Wesensgleichheit“ vorliegen müsse. Zwar ist ein Vater
mit seinem Kind immer wesensgleich unter irdischen Bedingungen. Viele
missverstehen das, weil sie „Wesen“ mit dem Charakter oder einer mentalen
Verfassung, Begabungen oder Aufgaben verwechseln. Dem Wesen nach sind alle
Menschen gleich, Mann und Frau, und genuin Eltern und Kinder: ein Mensch bringt
immer nur wieder einen Menschen hervor.
Um aber auf
Wesensgleichheit im Rahmen einer Metapher zu schließen (und es ist mit
Gewissheit eine Metapher, weil das, was wir unter Vaterschaft verstehen im
irdischen Sinn, auf den unsichtbaren Gott des NT buchstäblich nicht zutreffen
kann, bildhaft aber schon) bräuchte man wiederum validere Argumente und vor
allem einen vollständigen Einblick in die Sphäre Gottes, den wir nicht haben
können. Wenn man auf dieser philosophischen Ebene denken will, stellt sich die
Frage, wie die Schöpfung, die doch von Gott kommt, nicht sein Wesen in sich tragen kann … Der Denkansatz ist
vermutlich als solcher unpassend, um die Relation Gott-Schöpfung zu erkennen.
In diesem Rahmen kommt man kaum weiter und landet bei Formeln und Festlegungen,
die an irgendeiner Stelle immer wieder aufs Neue Widersprüche aufbrechen
lassen.
Die Kirche hat
sich diesbezüglich auf dogmatischer Ebene selbst belogen: Wenn sie 1215 auf dem
IV. Laterankonzil feststellt, dass alles, was wir analog (zur Schöpfung) über
Gott sagen können, ihm immer unähnlicher als ähnlich ist, dann war es eine
Grenzüberschreitung, überhaupt ein Gottesbild festzulegen — es ist dabei
gleich, ob trini-, bini- oder unitarisch. Sie hatte sich damals mit diesem
Lehrsatz gegen eine Aussage des Joachim von Fiore zur Trinitätslehre gewandt mit
genau diesem Argument. Joachim war der Meinung, wenn man die Dreifaltigkeit
Gottes annehme und sage, er zeige sich in drei „Hypostasen“ bzw „Personen“,
dann müsse man aber auch noch den Oberbegriff der Gottheit als vierte Größe
dazu denken, quasi eine Viereinigkeit, was er für Wahnsinn hielt und bei Petrus
Lombardus ausgedrückt sah. So wie etwa ein Volk aus Einzelpersonen bestehe,
dessen Volksbegriff aber unabhängig von den Einzelnen gebildet werden müsse,
weil er sich nicht selbstverständlich einfach so ergebe, nur weil mehrere
Personen irgendwo zusammenleben. Eine frühe mengentheoretische Debatte, könnte
man sagen, aber die Kirche wehrte dies ab, weil sie eine zu starke Analogie
Gottes zur Natur nicht anerkennen wollte. Wie hatte sie sich dann aber selbst
einst so weit vorgewagt mit ihren trinitarischen Definitionen, zuletzt auf
demselben Konzil 1215, auf dem sie endgültig feststellte, dass der Heilige
Geist auch aus dem Sohn gleichermaßen wie aus dem Vater durch Hauchung
hervorgehe, was die Ostkirche bis heute ablehnt?
Das
Denkproblem wäre hier hinsichtlich einer Rangordnung zwischen Vätern und Söhnen:
Wenn die
Vater-Sohn-Relation metaphorisch gemeint ist, gilt für sie kaum „alles“, was
diese Relation im irdisch-sozialen Kontext meinen kann. Metaphern, auch
Gleichniserzählungen, wollen immer nur einen bestimmten Aspekt des
Bildvergleiches hervorheben.
Um ein —
heidnisch-patriarchales — Herrschaftsverhältnis auszudrücken hätte es genügt,
ein Herr-Knecht-Verhältnis zu skizzieren. Einer mag einwenden, dass Jesus sich
aber doch in den NT-Texten eindeutig als „gehorsam“ erweise. Wir assoziieren
damit automatisch „Untertänigkeit“ in einem ganz bestimmen hierarchischen Sinn,
etwa so: Er ist sowieso untergeordnet und „Gehorsam“ heißt, dass er diese
Subordination auch anerkennt und nicht — wie der gefallene Mensch sonst — dagegen
aufbegehrt. Hinter einer solchen Auffassung steht der unreflektierte Glaube,
man müsse überall nur das Aufbegehren gegen den eigentlich niedrigeren Rang
wittern und entlarven. Es ist ein wahrhaft absurdes Argument, denn auch die,
die sich berufen glauben zum höheren „Rang“ offenbaren nichts anderes als
Herrschsucht. Die quälende Reibung an Rängen selbst muss Folge der Sünde sein —
die Vielfalt der lebendigen Phänomene sollte aus sich selbst heraus stabil und
gerecht sein und nicht durch Herabsetzung oder Erhebung der einen unter bzw
über die anderen. Es ist doch wiederum Folge der Herabsetzung, dass der
Herabgesetzte unter dem Dirigat eines anderen nicht mehr das sein kann, was er
ist und dagegen entweder aufbegehrt oder in einem Akt der Autoaggression seinen
Dominator rechtfertigt, um die Lage seiner Ohnmacht erträglicher zu machen. Ein
Priesteramtsanwärter sagte einmal zu mir: „Ich verstehe nicht, dass niemand
heute mehr anerkennen will, dass es Leute gibt, die über ihm stehen…“ (Er ging
davon aus, dass er dazu berufen ist, über anderen als Hochwürden zu stehen, war
20, ich mehr als doppelt so viele Jahre alt…)
Dazu muss aber
angemerkt werden, dass „Untertänigkeit“ vielleicht in dem Verständnis, das wir
davon haben, irreführend ist. Es heißt zwar immer wieder, Jesus habe sich
selbst zum Sklaven gemacht, aber er ist
kein Sklave. Er nahm diese teuflische Rangordnung der Welt auf sich, stammte
aber nicht daher. Alle Versuchungen, Aufforderungen oder Gelegenheiten, in
diesem Rangsystem die Macht zu übernehmen, lehnte er ab und das NT benennt sie mehrfach
als satanisch (Mt 4; Lk 4; Mk 1,12; Mt 16,23).
Wir müssen
umdenken: Man kann sehr wohl jemandem gehorchen, dem man wesenhaft nicht
untergeordnet ist, in dem Sinn, dass man ihm zuliebe und weil man ihm seinen
Wunsch erfüllen will, auf ihn hört: „Gehorchen“ heißt eigentlich „(auf
jemanden/etwas) hören“, ähnlich wie das Wort „Vernunft“ von „vernehmen/hören“
kommt. Man tut, was man vernommen hat, wenn man es aus Einsicht vertreten kann.
Das bedeutet: Aus Jesu „Gehorsam“ kann man nicht schließen, dass er dem Wesen
nach subordiniert war. Und vielleicht erinnern wir uns noch an die Formulierung Gottes an Hagar, an Mose, der das Elend dieser Menschen "gehört" hat, der es gesehen hat, der sich in seinem Handeln davon bestimmen lässt, dass auch er auf das hört, was sie rufen und schreien und stöhnen - nicht weil er ihnen "untergeordnet" wäre, sondern ganz einfach weil er sie liebt. Und weil er gerecht ist und in bestimmten Situationen die Ungerechtigkeit durchstößt, wo es heilswirksam sein kann für alle.
Wenn die Vater-Sohn-Relation
jedoch in irgendeiner Weise auch buchstäblich gemeint ist, ist sie in jedem
Fall seinshaft aufzufassen und wird
darum einer irdischen Sozialordnung sowieso enthoben. Der Sohn ist dann — wie
beim Pharao — im Diesseits die Manifestation des Vaters und darum mit ihm auf
der Seinsebene identisch, nur „an einem anderen spirituellen Ort“. Gänzlich anders
und „unägyptisch“ ist dann aber die Folge der Auferweckung und Aufnahme in der
Himmel und Platznahme zur Rechten des Vaters, genauso wie die Aussicht, dass
alle, die sich auf diesen Jesus berufen, mit ihm auferweckt und erhoben werden:
das gab es in Ägypten nicht!
Es ist darüber
hinaus die Frage, was Ordnung Gottes und was menschliche, der Sünde geschuldete
(Un-)Ordnung ist. Leider unterscheiden viele Christen das nicht voneinander. In
der Sphäre Gottes muss man mit Maßen und Ordnungen rechnen, von denen wir nicht
einmal die leiseste Ahnung haben. Auch deswegen ist es für uns unmöglich, hier
irgendetwas zu „definieren“ oder festzulegen.
Viele Menschen
(nicht nur Christen) identifizieren den „kosmos“ (das System) der gefallenen
Welt mit Gottes Ordnungen. Das Missverständnis wird scheinbar gerechtfertigt
durch einige Aussagen in neutestamentlichen Briefen, die auf das damals gängige
Bild der sozialen Ordnung sowohl im Heidentum als auch im Judentum Bezug nehmen
und in einigen klaren Hinweisen offenbar im Hinblick darauf argumentieren, in
der heidnischen Umwelt möglichst auf sozialer Ebene keine Unruhe zu stiften, um
das wichtigere Amt der Evangelisierung nicht zu behindern. Wie in Gal 3,26-29
ausgesprochen, gelten die sozialen Rangunterschiede zwischen Juden und
Griechen, Sklaven und Freien, Frauen und Männern „in Christus“ nicht mehr. Sie
sind aufgehoben. Wenn dann doch aufgefordert wird, Herren (auch Vätern) und
Ehemännern „untertan“ zu sein, kann dies nur als Rücksichtnahme auf die soziale
Realität gewertet werden und nicht als „Gottes Ordnungen“. Dieses Motiv wird
besonders deutlich in den Worten des Apostels Petrus, die unter folgender,
zusammengefasster Überschrift stehen: „Unterwerft
euch um des Herrn willen jeder menschlichen Ordnung.“ (1 Petr 2,13)
Anschließend folgen die „Haustafeln“. All diese Unterordnungsappelle sind
„menschliche Ordnungen“ im System dieser Welt, das noch eine Gnadenfrist zur
Errettung vieler hat.
Es werden im
NT immer wieder einige Sichtweisen des zur Zeit Jesu verschobenen Bildes
aufgegriffen, das aber den tatsächlichen Aussagen im AT ganz offen widerspricht,
etwa die Behauptung, nur der Mann sei Ebenbild Gottes (1 Kor 11,7) oder nur Eva
sei verführt worden (1 Tim 2,14). Beide Aussagen sind nicht vereinbar mit Gen 1-3,
auch Gen 5, die Mann und Frau gleichwertig als Ebenbild zeichnen, und zwar ohne
Rangfolge, und Adam sogar als den Hauptverantwortlichen des Sündenfalls
darstellen, weil Gott ursprünglich ihm das Gebot direkt zur Bewahrung gegeben
hatte und er freiwillig und ohne Not — nicht einmal die Not einer verbalen
Verführung — dagegen verstoßen hat und
noch dazu Gott danach, wesentlich stärker und dreister als Eva, feige und
aufsässig gegenübertritt und es wagt, nicht nur die Frau, sondern v.a. Gott
verantwortlich zu machen für den eigenen Fall. Die entsprechenden NT-Stellen
sind identisch mit den Argumenten, die damals im Judentum herrschten.
Es gehört
einiges dazu, den Befund aus Gen 3 so zu verzerren, wie das zur Zeitenwende
üblich war, und auch im NT an den genannten Stellen (aber nicht generell!) behauptet
wird. Alle möglichen „Erklärungen“ seitens konservativer Ausleger, etwa dass
Eva hätte „still sein müssen“ und mit der Schlange nicht hätte sprechen dürfen,
sind hineingesponnen in den Bibeltext: dort steht nichts dergleichen, wie auch
im gesamten AT nirgends steht, dass Frauen schweigen müssten und im übrigen weder
schweigend dargestellt werden noch fürs Reden generalisiert je kritisiert
worden wären. Selbstverständlich reden Frauen im AT genauso wie im NT, und
Paulus hat in seinen zahlreichen Grußadressen an Frauen, seiner Hochachtung vor
Apostelinnen und Diakoninnen, die er sogar selbst sandte wie die Diakonin
Phoebe, die er mit seinem Brief nach Rom sandte, absolut nicht den Eindruck
erweckt, als teile er diese zeitgeistigen Auffassungen.
Dieses
Beispiel tragisch-missverstehender Lesart ist gut, um die Problematik
„biblischer“ Argumentation zu zeigen: heutige konservative christliche Vertreter
der Zurücksetzung der Frau nehmen einseitig Bezug auf diese damals, zur Zeit
Jesu allgemein übliche Behauptung über die Stellung der Frau und ordnen sie,
die doch nur Ausdruck sozialer Realität ist, den grundlegenden Aussagen der
Genesis über. Eine redliche Argumentation müsste die widersprechenden
NT-Stellen am ursprünglichen Text des AT prüfen und nicht umgekehrt den alten
Text anhand neuerer Meinungen verzerren.
Redlichkeit
würde auch beinhalten, Jesu Vorbild als maßgebend anzusehen gegenüber einigen
eigentümlichen und missverständlichen Briefstellen. Es wäre richtiger zur Kenntnis
zu nehmen, dass Jesus durchweg mit Frauen gesprochen hat wie mit Männern und
sie auch über theologische Fragen reden ließ (im damaligen Judentum und bei den
orthodoxen Juden bis heute ein Unding!) — er hat offenbar nichts gewusst von
einem „göttlichen“ Gebot, dass Frauen „schweigen“ und „in aller Stille lernen“
oder gar „ihre Männer zu Hause fragen sollen“.
Er hat sicher
berücksichtigt in seinem Berufungsverhalten, dass die ganze Umwelt,
insbesondere das römische Recht, aber auch jüdische Zusatzgesetze es so praktizierten.
Da es ihm auch hinsichtlich seines eigenen Königtums nicht um einen politischen
Umsturz ging, muss man seine Zurückhaltung hinsichtlich aller möglichen
politischen und sozialen Probleme von daher verstehen. In seinem persönlichen Verhalten
hat er aber durchweg diese politische Realität übergangen und teilweise sogar
brüskiert.
Er selbst
sprach Frauen ebenso an, wie er sich von ihnen ansprechen ließ, und dies
unabhängig von einem bevormundenden Mann (Frauen mussten immer einen Vormund
haben), und unterstützte sogar, dass auch eine Frau die theologische
Kontemplation der angeblich gottgewollten Frauenrollenarbeit vorzieht (Lk
10,38ff).
Uns ist überliefert,
dass die männlichen Jünger darüber verwundert waren (Joh 4,27), sich aber eine
Infragestellung dieses (ungewöhnlichen) Verhaltens „verkniffen“. Im Fall der
Salbung Jesu durch eine unbegleitete, unabhängig agierende Frau waren die
Jünger jedoch verärgert über deren Verhalten und vor allem darüber, dass Jesus
dieses Verhalten nicht nur nicht behinderte, sondern sogar lobte (in allen
Evangelien, zB Mt 26,1-16). Diese Frau tat dabei das, was den „Messias“ symbolisch
buchstäblich auch seitens der Menschheit wirklich zum „Gesalbten“ qualifizierte:
sie salbte ihn mit kostbarem Öl. Auch dies ist eine Ungeheuerlichkeit, wenn man
es genau bedenkt, ähnlich ungeheuerlich wie die Begegnung Moses mit dem „Gott
der Fronarbeiter“.
Diese Überlegungen
sind wichtig im Hinblick auf die folgende Reflexion darüber, wie der Gott im AT
denn tatsächlich dargestellt wird, wenn nicht als „Vater“, wie man damals Väter
verstand. Was nach langer Vater-Abstinenz in der Vater-Sohn-Beziehung zwischen
Gott und Jesus erkennbar wird, wird die daran anschließende Frage sein.
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[1] Das
wird auf Wikipedia mit Literaturangaben so referiert: https://de.wikipedia.org/wiki/Pharao
[2] Er
wurde als Schutzgott in der Ramessidenzeit und danach noch Jahrhunderte
verehrt. Sethos I. ließ für ihn einen Tempel bauen. Baker: Encyclopedia of
the Egyptian Pharaohs. Band 1, London 2008, S. 38
[4] Im
Hatschepsuttempel auf der ersten Terrasse und dem zweiten Portikus: „Der zweite
Portikus besteht linksseitig aus der Punthalle, in der die Wandmalereien eine
Handelsexpedition nach Punt im neunten Regierungsjahr der
Hatschepsut (entweder nach Helck: ca. 1459 v. Chr. oder nach Krauss: ca. 1471
v. Chr.) darstellen und rechts aus der Geburtshalle, in der die göttliche
Geburt der Hatschepsut dargestellt ist.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Totentempel_der_Hatschepsut
[7] Jan
Assmann: Exodus. Die Revolution der Alten Welt. München 2019: C.H. Beck. S. 70
[8]
Zurückgehend auf die Drei-Zeitalter-Lehre des Joachim von Fiore, die, ausgehend
von Augustinus, der die dreigliedrige Struktur auch im Wesen des Menschen
wiedererkennen wollte, diese trinitarische Struktur auch in der Schöpfung
insgesamt aufzuspüren gedachte, etwa in der (Heils-)Zeit.
Diese Idee wird heute wieder besonders aufgegriffen.
So schreibt zB die evangelische Theologin Sabine Pemsel-Maier: „Denn die neuere Theologie setzt nicht
länger beim innergöttlichen Leben Gottes und auch nicht bei einer
philosophisch-spekulativen Reflexion über das Verhältnis von Dreiheit und
Einheit an, sondern bei der Offenbarung der Dreieinigkeit in der
Heilsgeschichte. Ein solches Vorgehen ist insofern berechtigt, als das
christliche Bekenntnis zur Dreifaltigkeit gerade nicht aus philosophischer
Spekulation erwachsen ist, sondern in der Offenbarung Gottes in der Geschichte
gründet: Der Gott, an den Christen glauben, erschließt sich im Verlauf der
Heilsgeschichte als dreifaltiger Gott, im Alten Bund als Vater, im Neuen Bund
in seinem Sohn, durch die ganze Geschichte hindurch im Geist.“
Ein sedisvakantistischer
Priester schreibt auf seinem Blog, dass diese Lehre bedenkenswert und schon von
Heiligen und Lehrern zuvor immer wieder mit dem Segen des Lehramtes
aufgegriffen sei und führt einige Beispiele an: https://antimodernist.net/2014/06/10/die-drei-zeitalter/
[10] Dass
Arabien vor der Islamisierung ein fruchtbares, grünes Land gewesen sein muss,
belegen zahlreiche archäologische Funde. https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/arabien-zauberreich-zwischen-den-welten-100.html
Frank Engelmayer äußerte seine Theorie immer wieder in mündlichen Aussagen, zB hier https://www.youtube.com/watch?v=K9XsovccGJo wo er Thesen von James de Meo referiert
Frank Engelmayer äußerte seine Theorie immer wieder in mündlichen Aussagen, zB hier https://www.youtube.com/watch?v=K9XsovccGJo wo er Thesen von James de Meo referiert
[11] Nach
Reich: Neue Forschungen zur Orgonomie, hrsg. v. James DeMeo und Bernd Senf,
Zweitausendeins, Frankfurt 1997
@zeitschnur:
AntwortenLöschenWie bewerten Sie dann Stellen wie etwa Jes 63,16:
כִּֽי־אַתָּ֣ה אָבִ֔ינוּ כִּ֤י אַבְרָהָם֙ לֹ֣א יְדָעָ֔נוּ וְיִשְׂרָאֵ֖ל לֹ֣א יַכִּירָ֑נוּ אַתָּ֤ה יְהוָה֙ אָבִ֔ינוּ גֹּאֲלֵ֥נוּ מֵֽעֹולָ֖ם שְׁמֶֽךָ׃
Hier ist Gott doch klar als „unser Vater“ angesprochen!
In folgendem Artikel werden auch die (wenigen) alttestamentlichen Stellen besprochen, an denen Gott als Vater bezeichnet wird:
https://www.communio.de/inhalte.php?jahrgang=2015&ausgabe=1&artikel=3
Zunächst: bitte keine hebräischen Zeichen hier - Google setzt das zu schlecht um. Die Jesajastelle ist sehr schwierig, auch sprachlich. Es ist so oft nicht ganz klar, wer spricht, aber es in jedem Fall ein apokalyptischer Text, der für das Ende der Zeiten gedacht ist. Es ist die Beschreibung einer grenzenlosen Einsamkeit der Rufer, wie sie auch hinsichtlich der allerletzten antichristlichen Tage bzgl. der Heiligen vorausgesagt werden, die um dieser Heiligen willen verkürzt werden, damit sie nicht abfallen und verführt werden.
LöschenDiese Stelle ist wie gesagt eine der ganz wenigen. Ich denke aber, dass sich die Theologie darüber auch einig ist, von einigen Leuten abgesehen, die nur gernre das hören wollen, was ihnen passt.
In diesem Sinne halte ich auch den Schwienhorst-Schönberger-Artikel für gänzlich unaufrichtig. Ich hatte den auch in meiner Literaturliste. Durch Ignorieren biblischer Befunde braucht man natürlich auch keine Quellen angeben. Gott wird definitiv im AT tausende Male als JHWH benannt, ebenso als Elohim etc., als Vater erst ganz spät, dort nicht im selben Ton wie bei Jesus und nur ganz selten (ca. 20 Mal), teilweise auch in der besonderen Stellung zum König.
Die weiblichen Bezüge sind dagegen häufiger, allerdings habe ich im letzten Artikel von gestern ja dargelegt, in welchem Sinn ich das verstehe.
Der springende Punkt ist, dass Gott sich im AT nirgends als Vater offenbart. Wie ich dargelegt habe, kennt das gesamte Heidentum den zeugenden Vatergott als Urbild aller Patriarchen.
LöschenDer, der sich im AT schrittweise annähert an die Menschen, sagt von sich niemals, dass er ein Vater sei. Das gibt ja auch Schwienhost-Schönberger zu. Nur geht er der Erkenntnis aus dem Wege, dass diese nichtväterliche Offenbarung von Gott selbst kommt. Das Vaterbild war schlicht und einfach pervertiert worden. Nur deshalb tritt Gott anfangs nicht als Vater auf. Erst in Jesus Christus offenbart er sich als Vater, dort aber im Bezug auf einen "nasir", einen Besonderen, einen Ausgesonderten, der würdig war, als Sohn den Vater zu zeigen.
@zeitschnur
AntwortenLöschen„Zunächst: bitte keine hebräischen Zeichen hier“ Gut, ich werde mich daran halten, obwohl ich kein Freund von Umschriften bin!
Dass Gott sich im AT nicht als Vater offenbart, sondern nur an wenigen Stellen von Menschen so genannt wird, gebe ich gerne zu.
Was Sie über die weiblichen Bezüge schreiben, ist außerordentlich interessant und anregend. Wenn ich trotzdem kritische Anfragen stelle, dann ist das lediglich ein Zeichen dafür, dass ich bezüglich derartiger Zusammenhänge mit dem Denken noch nicht fertig oder vielfach noch am Anfang bin.
Ich erlaube mir noch, zwei Übersetzungen von Jes 63,16 zu bringen:
1. „Denn Du (bist) unser Vater! Abraham nämlich will nichts von uns wissen und Israel kennt uns nicht! Du, JHWH, (bist) unser Vater, unser Erlöser, von Ewigkeit her (ist) Dein Name!“
2. „Denn Du (bist) unser Vater! Abraham nämlich will nichts von uns wissen und Israel kennt uns nicht! Du, JHWH, (bist) unser Vater, ,unser Erlöser von Ewigkeit her‘ (ist) Dein Name!“
Damit sind die Übersetzungsmöglichkeiten natürlich nicht erschöpft, denn wie Sie sagen: Die Stelle ist (wie vieles Andere im AT) schwierig!
Ich gebe Ihnen zwar recht damit, dass es besser lesbar ist auf Hebräisch, aber erstens können das die meisten Leser dann nicht entziffern, zweitens gibt Google das irgendwo schlecht wieder, drittens habe ich (und viele, die Hebräisch können), kein hebräisches Schreibprogramm. Man kann dann nur herauskopieren aus dem Text, zB bei der Deutschen Bibelgesellschaft, wo man den gesamten Text der Biblia Hebraica studieren kann (für alle Interessierten hier der Link: https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/biblia-hebraica-stuttgartensia-bhs/lesen-im-bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/2/320001/329999/ch/7b8c7c58139f6f7e42d84a18fcf45e81/, und das gelingt mal mehr mal weniger gut, aber man kann aktiv nichts auf Hebräisch schreiben, muss dann also wieder zur Umschrift greifen. Dasselbe Problem habe ich mit Griechisch. Dann also gleich alles in Umschrift.
LöschenBei Jesaja 63: Das mit dem "unser Vater" sprechen die Sprecher dem JHWH zu, er sagt das nicht von sich selbst. Vers 16b:
Löschen"Atta JHWH awinu goalenu me'olam schmecha."
Hören wir Buber:
"Du selber bist unser Vater,
Unser-Löser-seit-Urzeit dein Name!"
Er fasst es also so auf wie Ihre zweite Version.
Aber ergibt dem ganzen einen Erkenntnissinn, der vielleicht neu ist: Nicht Abraham ist ihr Vater, nicht Israel (Jakob) ist es, denn diese können den Sprechern nicht helfen. Was der Mensch auf "Väter" baute ist auf Sand gebaut. denn nur einer ist der Vater, nämlich Gott. das geht in die Richtung, die Jesus später radikalisiert, dass nämlich niemand mehr von den Kindern Gottes "Vater" genannt werden darf, weil es nur einen Vater gibt: JHWH.
Das deutet sich zwar bei Jesaja an, wenn man es so lesen will, aber wie viel die Juden davon begriffen haben, offenbaren die einschlägigen Debatten zwischen ihren gelehrten und Jesus. Sie berufen sich alle auf Abraham als ihren Vater.
es ist in jedem Fall bei Jesaja ein prophetischer Text, indem die Rufenden gewissermaßen herbeisehnen, dass sich der wirklich wahre Vater endlich als der Sie-Erlösende zeigt, der "Goel", das ist der Beistand, der Anwalt, an anderen Schriftstellen als "Eser" (Hilfe, Beistand - in Gen 2 Name der Frau als "eser" des Mannes) vorgeschattet. Der Goel ist einer, der freikauft und beschützt. Der Bezug ist hier wohl v.a. der Exodus, der schon bei Abraham anfängt, der aus Haran ausziehen soll und auszieht. Ein Goel ist dem Bedeutungsfeld nach aber noch "gefährlicher" als ein bloßer Beistand, er kann auch als "Rächer" verstanden werden.
Pardon für die vielen Tippfehler!
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