Wo ist die Natur? - Tagebuch einer Suche
Mistelbaum
Mistelbaum
Ein Windfauch
und die Luft knistert von Blättern. Der Uferweg an der Pfinz erhält einen
gelbroten Teppich. Ich radle langsam. Die Wolken hängen mir ins Gesicht.
Eselsgrau.
Ein Windfauch,
wieder. Die Blätter treibts aufwärts. Ein Heer von Regentropfen reibt sie auf. Eine
Himmelsfront. Unten Efeu flaschengrün, die Weidenkronen schüttelts, Birken
spenden Taler. Grünspan. Irgendwo formt sich ein Krummeck Himmelsblau.
Ein Windfauch,
einer gebiert den andern. Ich schau nach oben. Im kahlen Weidengeäst erscheinen
sie, so viele Mistelbälle, der Blattfall gibt sie frei. Vergessen der Weg, der Mythenzauber
hat mich im Bann. Mein Fahrrad schlingert in den Graben, zu Ende die Luftfahrt.
Ich stürzte nicht: Ein Engel fing mich auf.
18.11.2019 (Am
Uferweg zwischen Berghausen und Söllingen)
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