Meditationen über das Grundgesetz: Firnis der Zivilisation
"Die Zivilisation ist eine ganz dünne Kruste über einem Vulkan." (Ernst Cassirer)
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Es mehren sich die verstörten Stimmen im Land, die es nicht fassen können, wie innerhalb von einem Jahr ohne Wirksamkeit der verfassungsmäßigen Schutzmechanismen die Grund- und Freiheitsrechte in Deutschland nach dem Fiasko von 1933 erneut derart brutal beschädigt und verraten werden konnten und können. Nicht nur in der „alternativen Szene“, sondern auch vereinzelt im sogenannten „Mainstream“. So sagte der FDP-Abgeordnete Wolfgang Kubicki kürzlich in einem Interview:
„Ich finde es wirklich verblüffend, wie groß in Teilen der deutschen Bevölkerung die Sehnsucht nach Bevormundung ist. Jeder der darauf hinweist, unsere verfassungsmäßig verbürgten Freiheitsrechte so schnell wie möglich wiederherzustellen, wird dafür zum Teil auch noch beschimpft. Außerdem wird der Pandemiekrise von manchen mit der Behauptung begegnet, Recht und Gesetz seien völlig egal, wir müssten alles dem Gesundheitsschutz unterordnen. Was natürlich Unsinn ist.“1
Der fast totale Zusammenbruch der demokratischen, den Menschen- und Grundrechten verpflichteten Zivilisation erscheint manchen abrupt, manchen lange vorbereitet.
Ich würde sagen, dass beides zutrifft.
Der Untergang zivilisierten und respektvollen Umgangs miteinander ist aus meiner Sicht und Erfahrung eine notorisch lauernde Gefahr. Ich habe zeit meines Lebens mit nicht wenigen Menschen zu tun gehabt, die eine freiheitliche Gesellschaft zutiefst hassen. In aller Regel führen sie bestimmte Missstände und Misserfolge im Rahmen der Freiheit nicht auf das Verfehlen der Freiheit, ein Scheitern des einzelnen an sich selbst oder gar auf unfreie Systembildungen innerhalb der eigentlich freiheitlich konzipierten Gesellschaft zurück, sondern auf die Freiheit an sich.
Sie assoziieren mit Freiheit Zügellosigkeit und Willkür, Umständlichkeit, weil man über alles diskutieren müsse, und Unsicherheit. Sie glauben, das Richtige könne nur unter Zwang und Kontrolle gewahrt werden. Sie trauen dem anderen Menschen vor allem anderen das Schlechte zu und fühlen sich von ihm gefährdet. Sich selbst sehen sie als potenzielle Opfer der anderen an. Ihr Gesellschaftsbild ist notorisch gespalten in Gute und Böse. Dem Nebenmenschen wird nicht unter allen Umständen, auch bei unterschiedlicher Meinung, zunächst Wohlwollen entgegengebracht. Dafür hat man Schutzinstinkte gegenüber Schreihälsen und Gewalttätern aller Art, die man mit dem Label „Schwache“ versieht, deren man sich verteidigend erbarmen kann gegen die „Starken“, die man abwehren muss, gegen die man neidgetrieben agiert, obwohl sie in aller Regel liberal und freigebig, konstruktiv und rechtstreu sind. Diese unguten Instinkte habe ich überproportional häufig bei Christen erlebt. Daneben den Typus des Konservativen, der in seinen Nächsten stets nur gefährliche Sünder sieht, die in Schach gehalten werden müssen. Der „Schwache“ muss kontrolliert und domestiziert werden, den starken und unabhängigen Geist hasst man ebenso, weil er sich jeder inneren Kontrolle entzieht. Beide Typen treten natürlich auch bei den Juden oder säkular auf. Im Islam treffen wir v.a. letzteren Typus an. Natürlich gibt es in allen Religionsgruppen auch aufrechte, redliche und freiheitliche Menschen. Ich würde aber vermuten, dass sie jeweils in der Minderheit sind.
In gewissem Sinn bleiben die Freiheitshasser lebenslang kindisch und suchen nach einem Beschützer und Bestrafer, leben eine traumatische sado-masochistische Struktur aus, die sie nicht reflektieren können. Der damit verbundene Leidensdruck wird in immer neuen Projektionen auf je neu entdecktes „Bewährtes“, „Tradiertes“ oder wahlweise „Neues“, „Innovatives“, das wie alle neuen Besen bald enttäuscht wird und in der Verdächtigung der anderen als persönlichen oder generalisiert allgemeinen „Gefährdern“ entladen. Die massenhafte Anwesenheit solcher Menschen mitten unter uns ist den meisten, die seelisch gesünder und gereifter sind, aufgrund ihrer freieren inneren Haltung nicht wirklich bewusst oder sie unterschätzen die massive Anfälligkeit dieser Menschen für jede Art von totalitärer Instrumentalisierung und werden davon nun jäh überrascht.
Woran liegt diese in Deutschland weit verbreitete infantile und retardierte seelisch-geistige Verfassung?
Man war als Deutscher von den Obrigkeiten nach 1945 permanent daran gewöhnt worden, die Bedürfnisse irgendwelcher Minderheiten zu „schützen“. Ob die Anfälligkeit der Deutschen fürs Funktionärstum wirklich erst nach dem 2. Weltkrieg forciert wurde, wage ich zu bezweifeln.
Schon Hölderlin beschreibt das Volk als unmenschlich. Er lässt seinen Hyperion sagen: „Ich kann kein Volk mir denken, das zerrissner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, aber keine Menschen (…) ist das nicht, wie ein Schlachtfeld (…)“2
Es ist, wie er selbst schreibt, ein „hartes Wort“, aber dennoch sagt ers. Dieses „Funktionieren“ im System, diese Vorlagerung der Systemkonformität vor den Menschen und seine Faktizität, dieses „Hinterherdenken“ hinter den Machthabern und Anführern, das wie eine sichere Bank wirkt, den nötigen Windschatten für eine Selbstermächtigung zum Großtun bedeutet und die bekannte Obrigkeitshörigkeit erzeugt, klingt hindurch. Eine ungute deutsche Hinterseite, die sich verschanzt in Pflicht und Gehorsam und jeden hasst, der sein Menschsein frei lebt. Wobei Menschsein immer eine selbstdisziplinierte ethische Gestalt hervorbringt und keinen gesetzlosen Barbaren, wie nun sofort der Funktionärsgeist einwenden würde. Die Gesetzlosigkeit und Barbarei findet sich vielmehr aufseiten der Funktionäre, weil sie nicht nach dem Vorrang des Gesetzes des Menschlichen fragen.
Johann Georg August Wirth (1798 - 1848), ein Freiheitskämpfer des Vormärz, wurde nach den Zeugnissen seines Sohnes Max oft von genau diesem deutschen Funktionärstyps in Gestalt etwa eines Bierbrauers bedroht mit den Worten: „Sind Sie der Wirth, welcher es wagt, unserer gnädigen Obrigkeit den Gehorsam aufzukündigen?“ Und Wirth kontert mit einem Satz, der auch heute wieder unter Bedrohung gesagt werden muss: „Ich bin es, der die verfassungsmäßigen Rechte der Bürger gegen willkürliche Verletzung verteidigt.“ Ich sehe förmlich Anselm Lenz vor mir auftauchen, der genau diesen Kampf seit einem Jahr unerschrocken und heldenhaft in Berlin führt. Man hat das Gefühl, das alles spreche von den heutigen Auftritten brutaler Polizisten in Berlin und den vielen Blockwarten, die sich zum Vollstrecker der Willkür machen wie dieser Bierbrauer, denn er sagt, parasitär von der Arroganz der Obrigkeit zehrend, deren Autorität er sich hier anmaßt: „Sie werden das künftig bleiben lassen!“ Natürlich endete das Wortgefecht zur Schande des Brauers und zur Ehre Wirths.3
Auch Heinrich Heine lässt in seinem langen Gedicht „Deutschland. Ein Wintermärchen“ von 1844 einen deutschen Mitreisenden ganz im Sinne dieser menschlichen Dumpfheit sagen:
„Der Zollverein“ - bemerkte er -
„Wird unser Volkstum begründen,
Er wird das zersplitterte Vaterland
Zu einem Ganzen verbinden.
„Er gibt die äußere Einheit uns,
Die sogenannt materielle;
Die geistige
Einheit gibt uns die Zensur,
Die wahrhaft ideelle -
„Sie gibt die innere Einheit uns,
Die Einheit im Denken und Sinnen;
Ein einiges Deutschland tut uns not,
Einig nach Außen und Innen.“4
Die ersehnte Einheit, verstanden als ein „Lockstep“ der vielen in einem politischen Konstrukt, und eben nicht als eine echte liberale Verfassung, deren Gemeinsinn die Eigentümlichkeit des Individuums als den Samen des gemeinsamen Erfolges ansieht, scheint durch Kampf für das Unum, nicht etwa für die Freiheit oder das Recht, erreicht werden zu sollen, wie wir gleich auch vor allem bei den Führern der Grünen heute sehen werden.
J. G. A. Wirth formulierte damals, dass die Zensur, die angeblich einheitsstiftende, das Symbol für Gesprächsverweigerung, Arroganz und Unterdrückung der Vielfalt, der „Fluch Deutschlands“ sei. Wir sind wieder soweit wie damals. „Wahrlich die Zensur ist der Fluch Deutschlands: denn sie dient nur dazu, alles Große, Schöne und Edle zu stören; sie ist das Mittel, im feigen Hinterhalte die Kämpfer für Recht und Wahrheit niederzuwerfen und einer finsteren Gewalt, die vor dem öffentlichen Urteile zittert, noch ein kurzes Dasein zu fristen.“5
Was hier auf die im 19. Jh zunächst erst noch zu findende nationale Einheit projiziert wird, wird heute globalistisch in ein Welt-Unum verlängert und spiegelverkehrt wahrgenommen. So schrieb der grüne Spitzenpolitiker Robert Habeck 2016 in seinem Blog folgende Sätze, die heute geradezu lächerlich verdreht wirken, weil die Ängste, die er vor den angeblichen „Rechtspopulisten“ schürt, nun, nach fünf Jahren von seinesgleichen inzwischen mehr als erfüllt werden:
„Die Erfolge der Rechtspopulisten sind auch eine Reaktion auf die liberale, offene – grüne – Gesellschaft. Um diese Gesellschaft zu bewahren, um sie wieder stärker werden zu lassen, müssen wir mehrheitsfähig werden. Das werden wir nicht durchs Rechthaben, sondern indem wir uns in Haltung und Argumentation als Fürsprecher der Gesellschaft verstehen. Wenn wir das nicht hinbekommen, geht es uns wie den Demokraten in den USA. Der amerikanische Traum von Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung ist auf die Formel gebracht „e pluribus unum“ – Aus vielen Eins. Er heißt aber auch umgekehrt, die Vielfalt in einem zu bewahren. Für die progressiven Kräfte lautet der Befund, dass sie ihre Mehrheitsfähigkeit zu verlieren drohen. Die Niederlage der Ostküsten- und Westküstenliberalen in den USA, der global ausgerichteten, gebildeten Eliten hat auch eine Botschaft für die Grünen, für uns. Wenn wir uns nur auf uns selbst konzentrieren, schießen wir uns ins Abseits. Wenn wir nicht mehrheitsfähig werden, dann verlieren wir am Ende alles. Wenn wir uns nur an unser Milieu richten, haben wir keine Chance. Wir müssen um „Unum“ kämpfen.“6
Inzwischen kämpfen große Teile der AfD, die Liberalen der FDP und wenige Linke um den Erhalt der Freiheit des Individuums, während die Grünen ganz maßgeblich von wenigen abgesehen, die CDU (die „Werteunion“ ausgenommen), die SPD und das Gros der Linken genau das „Unum“ erzwingen wollen, von dem auch Heines deutscher Spießer spricht, und dies mithilfe von „Zensur“ und Gleichschaltung alias „Einheit nach Innen und Außen“, diesmal nicht mehr nur national, bei Heine eine frühe Benennung künftiger Totalitarismen. Genau solche Zensur erleben wir derzeit wieder breit, auf dass alle für den heldenhaften Weltkrieg gegen eine Pandemie eingeschworen werden, die durchaus den Tod auf dem Feld vorhersieht. Nur an Corona selbst, „an oder mit“, darf nicht einfach mal so frei gestorben werden, es sei denn man hat die Krankheit durch die Impfung7 und exzessiven, erzwungenen Maskenmissbrauch erworben8 – dann ist es ebenfalls ein Heldentod.
Heine beschreibt eine unheimliche Begebenheit, die man als eine Vision auf den künftigen Faschismus – einen globalen Faschismus deuten kann. Zunächst erwähnt er, dass Napoleon einen Dämon gesehen habe vor jedem wichtigen Schritt, einen „roten Mann“. Heine erzählt, auch er habe oft, wenn er schrieb, einen „vermummten Gast/ unheimlich hinter (sich) stehen“ sehen. Dieser dunkle Mann habe in seinem Umhang ein Richtbeil getragen. Jahrelang hatte er ihn nicht mehr gesehen, solange er außerhalb Deutschlands war. Doch nun, zurück im Rheinland zu Köln, stand der Maskierte wieder da und verfolgte ihn ruhig und schattenhaft auf einem Spaziergang. Der Dichter dreht sich irgendwann abrupt um und fordert den Verfolger auf, zu erklären, was er wolle. Er reflektiert die eigene deutsche Rolle satirisch und dialektisch:
„Ich treffe dich immer in der Stund,
Wo Weltgefühle sprießen
In meiner Brust und durch das Hirn
Die Geistesblitze schießen ...“
Der dunkle Geselle bleibt gelassen und erklärt, er sei „kein Gespenst der Vergangenheit“, sondern der praktische Vollstrecker der Gedanken des Dichters. Über Jahre verwandle er dessen Gedanken in Wirklichkeit.
„Du bist der Richter, der Büttel bin ich ...“
Und nun folgt der Schatten auf den nationalen und globalen Faschismus, der damals noch nicht im Gespräch, aber als destruktives und tückisches Schreckgespenst im Dichter gespiegelt wird:
„Dem Konsul trug man ein Beil voran,
Zu Rom, in alten Tagen.
Auch du hast deinen Liktor, doch wird
Das Beil dir nachgetragen.
„Ich bin dein Liktor, und ich geh
Beständig mit dem blanken
Richtbeile hinter dir – ich bin
Die Tat von deinem Gedanken.“9
Der Liktor im alten Rom, der den Amtsträger als Diener begleitete, ihm dabei vorausging, und als Ausweis seiner Befugnisse und seines Status, ein Rutenbündel, die „fasces“ über seiner linken Schulter trug, aus dem ein Beil hervorschaut, wurde das Bild künftiger Faschismen und der Bündelung korporativer Gewalt gegen das Volk, dem man vorgaukelt, es sei Bestandteil der Herrschaftsbündelung. Das Zusammenbinden, die Vereinheitlichung des Bündels, symbolisiert das politische „Unum“, die „Einheit“ und ihre physische Richtergewalt, ein schauerliches „ius vitae necisque“. Die merkwürdige Wendung in Heines Bild, bei der dieser Liktor ihm nicht voraus, sondern hinterhergeht, lässt eine verschleierte Machtdemonstration, etwas Geheimbündisches assoziieren, macht den Liktor zu einem Getriebenen seiner eigenen Widersprüche. Er stellt hier die dunkelste Seite des Deutschen dar.
Nach einem ironischen Exkurs über weiche, deutsche „Federbetten“ und das „Luftreich des Traumes“, in dem die Deutschen die „Hegemonie“ haben, versinkt der Dichter in tiefen Schlaf. Hier begegnet ihm wieder sein schwarzer Verfolger, mit dem er eine gespenstische Wanderung durch Köln bis in den Dom macht, wo er die Gerippe der heiligen drei Könige besucht und verflucht. Mit blutendem Herzen sieht er, wie das Beil des schwarzen Liktoren die Gerippe zerschlägt: „Blutströme schossen aus meiner Brust,/ Und ich erwachte plötzlich“. Zuvor hatte der träumende Heine mit dem bereits austretenden Herzblut Haustürpfosten markiert wie einst die Israeliten ihre Türpfosten mit dem Blut eines geschlachteten Lammes markiert hatten, damit der Würgeengel in Ägypten an ihrem Haus vorbeigehe. Sobald Heine ein Haus markiert hatte, ertönte von fernher ein Sterbeglöckchen. In der surrealen Szene wird die Problematik spürbar, dass Altes und Neues nicht einfach voneinander zu scheiden sind und jede Markierung des Erhaltenswerten den sofortigen, unberechenbaren und ungerechten Tod an anderer Stelle provoziert … Eine tiefe Skepsis gegen alles Eifern und jegliche Radikalität der physischen Gewalt klingt an und die hohe Anforderung an eine wirkliche Erneuerung der Dinge.
Später in Hamburg lässt sich der Dichter von der Göttin Hammonia die deutsche Zukunft voraussagen. Er darf in einen Zauberkessel hineinsehen, in dem die magischen Kräfte brauen. Heine soll den Kopf hineinstecken, dann sehe er, was auf Deutschland zukomme. Miasmen, übelster Gestank schaudert ihm entgegen. Er sagt, er verrate nicht, was er gesehen habe, aber
„Entsetzlich waren die Düfte, o Gott!
Die sich nachher erhuben;
Es war, als fegte man den Mist
Aus sechsunddreißig Gruben. ---10
Möglicherweise spiegelt sich hier die Erinnerung an die Legende von den 36 Gerechten, auf denen die Welt stehe, und deutet deren Verderben, eine unsägliche Gewalt und Finsternis in Deutschland und der ganzen Welt an, die von niemandem mehr getragen wird und unter der Knute eines destruktiven Unum kollabiert, standen doch die 36 Gerechten stets auch für Vielfalt und Dezentralität. Hannah Arendt, wie Heine aus jüdischem Hause, schrieb mehr als 100 Jahre später:
„Die alte jüdische Legende von den 36 unbekannten Gerechten, die immer da sind und ohne deren Anwesenheit die Welt in Scherben fiele, sagt letztlich darüber etwas aus, wie notwendig solch ‚edelmütiges‘ Verhalten beim normalen Gang der Dinge ist. In einer Welt wie der unseren, in welcher die Politik in einigen Ländern es längst nicht mehr bei anrüchigen Seitensprüngen beläßt, sondern eine neue Stufe der Kriminalität erklommen hat, hat jedoch die kompromißlose Moralität plötzlich ihre alte Funktion, bloß die Welt zusammenzuhalten, verändert und ist zum einzigen Mittel geworden, mit dem die eigentliche Realität – im Gegensatz zur von Verbrechen entstellten und im Grunde nur kurzlebigen Faktizität – erkannt und planvoll gestaltet werden kann.“11
Sechsunddreißig Gruben voller Miasmen anstelle von sechsunddreißig Gerechten bestimmen die Zukunft, und Deutschland als Hegemonialreich der Lüfte zentral im Geschehen?
„Doch dieser deutsche Zukunftsduft
Mocht alles überragen,
Was meine Nase je geahnt -
Ich konnt es nicht länger ertragen ---
Mir schwanden die Sinne ...“
Erkennen wir uns wieder? Als Grab der 36 Gerechten mit unserem Zensur- und Einheitswahn, mit der Gründlichkeit eines halluzinatorischen Wahns, in dem ein fiktives Böses ausgerottet werden soll, solange, bis alles untergegangen ist? Ist es nicht das, was wir wieder hören, die Rede von „zero Covid“, der totalen „Ausrottung des Virus“, erst dann können wir wieder normal, als hätten wir nicht seit Menschengedenken mit winterlichen Grippen gelebt ohne all den Irrsinn an „Maßnahmen“, Kampfhandlungen „en guerre“, wie Macron sagte, eines Krieges, der gegen die angeblichen Wirte des Virus geführt wird, faktisch gegen die gesamte Menschheit. Das ist so wahnwitzig, so geisteskrank wie bösartig, zeugt von einem inneren Unfrieden sondergleichen, einem Misstrauen ins Leben und bietet den perfekten Thronsaal für psychopathische Politkarrieristen und tyrannische Geister. Ja, es sind derzeit wieder schaurige geistige Miasmen, die alle freiheitsliebenden Menschen in Deutschland erdulden.
Hören wir diese älteren Zeugnisse deutscher Autoren, haben wir kaum Anlass zu glauben, was wir derzeit erlebten, sei unerwartet und abrupt. Offenbar gehen wir seit mindestens 200 Jahren an einem Abgrund der Barbarei entlang und sind durchaus nicht zum ersten Mal abgestürzt. Oder besser gesagt: haben uns stürzen lassen, die Befehle des Luftschlosses umsetzend, schwanzwedelnd, selbst geistlos und ohne Bewusstsein als Menschen, wie Hölderlin beklagte. Vielleicht als dumpfe Liktoren im Auftrag unsichtbarer Mächte, über die wir niemals kritisch nachdenken wollten.
Doch was ist zuletzt geschehen im Land und wahrscheinlich nicht nur hier?
Wenn es zunächst um nachvollziehbare Problematiken ging, etwa politisch Verfolgte, Opfer des NS-Regimes oder tatsächlich von Ausländerfeindlichkeit Betroffene, verschob sich die Aufmerksamkeit immer mehr auf alle möglichen Problemfelder, deren Substanz in einem allgemeinen „Diskriminierungs-Opfer-Täter“-Wischiwaschi stets zugunsten des von vornherein als „Opfer“ Präsentierten bestand. In jedwedem deklarierten „Opfer“ sollte man den verfolgten Juden sehen, als hätte der NS-Staat nicht Millionen anderer Menschen genauso ermordet … deren Opfer-Schema wurde sorgfältig unterdrückt, so sehr, dass sehr häufig die Opfer der Nationalsozialisten nun erneut Opfer der angeblichen Antifaschisten werden.
Mancher Ausländer etwa, der in Konflikte wegen ganz anderer Dinge mit den Behörden kam, schob seine gerechte strafrechtliche Verfolgung auf „Diskriminierung“. Opfer der Gewalttätigkeit durch Migranten haben dagegen keinerlei Anwälte im gesellschaftlichen Bewusstsein. Die Autorin weiß wovon sie spricht, selbst aus einer Familie mit Opfern durch das NS-Regime stammend, musste sie sich gerade jüngst von einem ihr vollkommen unbekannten Afrikaner in Telefonterror seit Wochen als „deutsche Fotze“ beschimpfen lassen. In einem umgekehrten Szenario wäre die Hölle losgetreten worden …
Fälle, in denen etwa Abschiebungen verfügt wurden, die tatsächlich als sachlich fragwürdig anzusehen waren, wurden in einem linkspopulistischen Impuls nicht einem erst noch zu untersuchenden Versagen der Behörden zugerechnet, sondern einer allgemeinen Fremdenfeindlichkeit, die den Betroffenen zum geborenen Opfer stilisierte. Dass er Opfer eines Justizirrtums sein könnte wie es jedem geschehen kann, zieht man nicht in Betracht.
Eine ähnliche Dialektik tat sich hinsichtlich der Frau in der Gesellschaft auf: So sehr es zutrifft, dass sie jahrhundertelang zurückgesetzt wurde aufgrund ihres Geschlechtes, so wenig ist jeder Konflikt eines Mannes mit einer Frau Folge frauenfeindlicher Einstellungen. Man vermengte dies je nach Bedarf immer stärker, blendete es aber in politisch unerwünschten Fällen systematisch aus, etwa wenn echte Frauendiskriminierung wiederum bei Zugewanderten geschah und geschieht. Auch die mir zugefügte Ehrverletzung als Deutsche und als Frau, wird gesellschaftlich abgewiegelt, weil der Migrant per se als Opfer gilt und mein Deutschsein, das qua Geburt mit „Tätersein“ assoziiert wird, auch dann, wenn man einer einstmals verfolgten Familie entstammen sollte, in diesem Fall den Opferstatus als Frau annulliert. Es wird sogar der konkrete Familienhintergrund annulliert zugunsten der allgemein-fiktiven deutschen Identität. Was in unserer Kultur intern kulturbedingt überwunden werden muss, darf in der Kultur der Zugewanderten bestehen, ja, es muss sogar geschützt werden, aus „Kultursensibilität“, wie man sagt. Man kommt in seichteste Gewässer, denn hier stoßen Diskriminierungsfelder an Diskriminierungsfelder und fressen sich gegenseitig auf. Opfer werden in noch ungünstigeren Fällen als dem meinen an einem Punkt in Haftung genommen dafür, um an anderer Stelle nicht zum Opfer zu werden. Eine Frau mit Migrationshintergrund etwa muss sich häusliche Diskriminierung als Frau beispielsweise antun lassen, damit sie nicht einer Kulturdiskriminierung ihres Volkes Vorschub leistet. Dass man Frauen unter diesen Umständen faktisch immer vorschreibt, was sie als Frau jeweils zu wollen haben, wird völlig ignoriert. Dabei macht es im Ende kaum einen Unterschied, ob man nun zum abhängigen Hausfrauendasein oder zum auf dem Markt ausgebeuteten Karriereweib verdonnert wird. Mit Freiheit hat beides nichts zu tun.
Immer wieder wurde gefragt, was man allen abverlangen kann in einem Gemeinwesen, und wo man Vielfalt zulassen muss. Versuche einer differenzierten Klärung, zum Beispiel im Konzept der „Leitkultur“ (Bassam Tibi), wurden mit Begriffen wie „deutsche Leitkultur“ (Friedrich Merz) oder „Multikulti“ (grüner Neusprech) gekontert und gegeneinander aufgefahren, als gäbe es nichts, was außerhalb denkbar wäre. Eine sachlich angemessene und fruchtbare Debatte wurde vor allem durch die mediale Berichterstattung und die skandalöse Instrumentalisierung der Themen durch sämtliche Parteien mit Ausnahme der FDP, die als einzige bei problematischen anderen Einstellungen durchweg für freie Bürgerrechte und Bürgerpflichten für alle stand, verhindert. Als schließlich Thilo Sarazzin (SPD) mit den alten zynischen Heilgiften der englischen Eugeniker und technokratischen IQ-Studien in „Deutschland schafft sich ab“ aufwartete, war das Geschrei groß – eine echte Auseinandersetzung fand indes nun erst recht nicht statt. Die Gesellschaft spaltete sich immer mehr, man igelte sich in seinen Wagenburgen ein und verlernte gänzlich, niveauvoll und lösungsorientiert zu streiten. Weder wurde anerkannt, dass ein Problem vorliegt, das benannt und analysiert werden muss noch war auch nur eine Seite bereit, von ihrer Ignoranz und Rechthaberei abzulassen. Der Debattenraum wurde nicht nur immer enger, sondern auch immer vulgärer. Alles originelle Denken und Argumentieren wurde bekriegt und untergepflügt mithilfe von Verleumdung und vorsätzlicher Verzerrung dessen, was tatsächlich vorgetragen worden war. Die Feindbilder wurden zementiert, und insbesondere das Merkel-Regime ist eine Zeit der Stigmatisierung aller, die nicht auf Kanzlerlinie tanzen. In einer geradezu monströs-narzisstischen Manier hat diese Kanzlerlinie aber keinerlei Konsistenz. Die Kanzlerin ist ein lebendes Kippbild, mal sieht man A, mal nonA, aber immer verlangt sie alternativlose Gefolgschaft. Es ist schizophren und krankmachend.
Merkels verfassungswidriger und forcierter, großspurig erlaubter Zustrom von Millionen Migranten, nachdem ihre Flüchtlings-Politik im Vorfeld völlig versagt hatte und an den eigenen Widersprüchen und Fehlleistungen erstickt war, konnte nach Jahrzehnten der Unschärfe, Polemik und moralischen Erpressung der politischen Gegner dann überhaupt nicht mehr sachlich diskutiert werden. Übles Fernsehgekeife, dümmlich-infantiles „Refugees welcome“-Geplänkel im „Wir gegen rechts“-Modus, postwendend folgende, faktisch-totale Gleichgültigkeit der Teddybärwerfer und „Bahnhofsklatscher“ gegenüber den vielen in Deutschland Gestrandeten, die bald extrem häufig mit Kapitalverbrechen straffällig wurden, stellten sich unter den Scheinheiligenscheinen ein. Die Zugewanderten wurden offenkundig als Spielmasse narzisstisch gestörter Deutscher missbraucht und reagierten entweder mit Depression, Zorn oder Gewalttätigkeit. Die Deutschen erwiesen sich als willfährige, großkotzige Willkommensfunktionäre , aber keine Menschen, wie Hyperion es schreiben würde („Wir schaffen das!“ Und nach üppigem Gelage: „Wir sind die reichste Nation der Welt, da müssen wir helfen!“) … Wäre man Mensch, verstünde man, dass die, die kommen, auch lebendige Menschen, Einzelmenschen sind, wüsste man, dass man niemals auf einmal mehrere Millionen Fremde als Menschen menschlich aufnehmen kann. Die Fremden wurden vorsätzlich angeworben, mit Billigung der Politik nach Europa geschafft und vielfach um ihr ganzes kleines Vermögen für die Reise gebracht, auf der viele umkamen. Es verschwanden Migranten-Kinder in großer Zahl, die Zwangsprostitution in den Multikulti-Bordellen wuchs wundersamerweise sprunghaft nach oben, aus allen Nachbarländern reisten Männer zum bunten Vögeln nach Deutschland, aber da hatten sich die Deutschen längst wieder abgewandt von den Objekten ihrer narzisstischen Selbstbespiegelung.12 Die Drogengaben der Mindcontrolfabriken für ein erhobenes Einheitsgefühl mussten offenbar immer mehr erhöht werden. Die Halbwertszeit der Wirkung verblasste gar zu schnell.
Fortan galt jedenfalls: Wer sich profilieren wollte, machte sich zum Mentor neu entdeckter „Opfer“ gesellschaftlicher Diskriminierung. Man legte Menschen in bestimmten persönlichen Problemsituationen nahe, sich vor allem anderen als Opfer einer Diskriminierung anzusehen, anstatt ihre Situation ehrlich und umfassend zu klären. Eine sachliche Auseinandersetzung fand auch hier immer weniger statt. Es wurden einfach Behauptungen und Dogmen gesetzt. Ein Beispiel ist die Entwicklung des Umgangs mit Homosexualität. So sehr es zu begrüßen war, dass man diese Menschen nicht mehr kriminalisierte wie zu früheren Zeiten, so wenig ist der Verlauf der Entwicklung nach der Liberalisierung und Abschaffung der entsprechenden früheren Gesetze sachlich angemessen weitergegangen. Das Empfinden der vorigen Gesellschaft, dass Homosexualität „irgendwie“ nicht natürlich und darum auch nicht gut sei, dass sie dem Betroffenen langfristig zum Problem werden könne, an dem nicht einfach „die Gesellschaft“ schuld ist, ist nicht gekoppelt an die Frage, ob man Homosexuelle kriminalisiert oder schikaniert. Es kann dies miteinander verwuchern, bedeutet aber dennoch zwei unterschiedliche Fragestellungen. Noch als ich meine Psychiatrie-Prüfung an der Universität im Jahr 1996 machte, galten Homosexualität und Transsexualität als weitgehend nicht wissenschaftlich valide untersuchte und verstandene sexuelle Anomalien.13 Die inzwischen erfolgte totale Gleichstellung der Betroffenen nicht auf der Ebene des Bürgers im Staat, der den Schutz der Grundrechte genießt und sein Leben leben kann, sondern mit der traditionellen Ehe und Heterosexualität basiert ausschließlich auf einer ideologisch, nicht sachlich begründeten Kehrtwende. Es gibt weder ein Grundrecht auf Ehe noch auf Elternschaft bzw Kinder, ebenso wenig übrigens wie es ein Grundrecht auf Gesundheit gibt. Sorgfältige Studien existieren immer noch nicht. Eine sexualethische Diskussion, die philosophischen und wissenschaftlichen Kriterien genügen würde, erfolgte ebenfalls nicht. Vor allem die Frage, was es für die Entwicklung von Kindern in homosexuellen Beziehungen bedeutet, eben keine zweigeschlechtige Identiätsentwicklung zu erhalten, die, wie man doch bislang stets glaubte, für die gesunde und ausgewogene Ich-Entwicklung unerlässlich sei, wurde standhaft nicht in Langzeitstudien und vor allem nicht neutral und ergebnisoffen beforscht, ähnlich wie wir es jetzt bei den überstürzt erzeugten Impfstoffen erleben. Die Kinder werden ohne Forschung, ob es ihnen gut tut, von homosexuellen Adoptiv-Eltern erzogen zu werden, einem Risiko ausgesetzt. Auch hier wird ein Menschenversuch gesellschaftlich erpresst und gesetzlich verankert, ohne die Bedenken dagegen ernstzunehmen oder gar abzuwägen. Ein anhaltender bürgerlicher Protest gegen die Einführung der „Homo-Ehe“ und vor allem eben das damit einhergehende Adoptionsrecht aufgrund der entwicklungspsychologischen Bedenken im Interesse der Kinder, aber auch eine Verletzung der inneren Überzeugungen vieler aufgrund der jahrtausendealten Tradition und der natürlichen Evidenz, dass „Ehe“ immer als Bund zwischen Mann und Frau angesehen worden war, wurde medial und politisch diskriminiert, ignoriert, oft regelrecht verhetzt, teilweise sogar versuchsweise (aber erfolglos) kriminalisiert, obwohl er ausdrücklich nicht gegen die allgemeinen Persönlichkeitsrechte der Betroffenen gerichtet war.14 Es ging dem öffentlichen Protest um Verhältnismäßigkeit und Angemessenheit, um eine saubere Trennung von Grundrechten und persönlichen Wünschen ohne grundrechtliche Fundierung, nicht um eine Restauration früherer Zustände. Tatsächliche Drohungen und strafrechtlich relevante Anfeindungen gegen Homosexuelle aus radikalen religiösen Kreisen vor allem auch der Migranten mit islamischem Hintergrund ließ man dagegen völlig unbeachtet und verharmloste sie. Auch hier wird wieder mit zweierlei Maß gemessen: Die offene Bedrohung eines Mannes etwa, weil er homosexuell empfindet oder auch lebt durch solche fanatischen Kräfte, ist etwas, das er zu ertragen hat, weil die „Kultursensibilität“ für den, der ihn bedroht mehr wert ist als sein Recht darauf, nicht diskriminiert zu werden. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit mag dabei gewahrt bleiben, nicht aber seine Ehre. Kommt aber sachliche Kritik an einer unzulässigen Analogiesetzung der heterosexuellen mit einer homosexuellen Relation, wird blindlings gefeuert.
Die völlig evidente Tatsache, dass die Elternschaft nicht in das Wesen einer homosexuellen Beziehung gehört, weil sie aufgrund der natürlichen Gegebenheiten biologisch unfruchtbar bleiben muss, wurde zunehmend abgewiegelt und schließlich sogar marginalisiert und geleugnet. Mit einem reduzierten, biotechnokratischen Glaubenseifer behauptete man, da könne man Abhilfe schaffen. Die Probleme durch diese „Abhilfen“ zogen ethische weitere Dramen nach sich, etwa die der Praxis homosexueller Männer, eigene Kinder dadurch zu schaffen, dass einer von beiden im Ausland ein Kind durch eine Leihmutter austragen lässt, da solche menschenverachtende Vorgehensweise hier immer noch verboten ist. Die bloße Erwähnung der natürlichen Phänomenologie der Homosexualität als einer grundsätzlich unfruchtbaren Sexualität, wurde als „Diskriminierung“ empfunden oder damit in eins gesetzt, dass es ja schließlich auch heterosexuelle Paare gebe, die keine Kinder bekämen. Offenbar wurde es zunehmend unmöglich zu verstehen, dass dieses Paar aber dem Prinzip der Natur nach fruchtbar sein könnte, auch wenn es im Einzelfall zur schmerzlichen Kinderlosigkeit kommen kann, etwa so, wie es Menschen gibt, die blind sind, deren Auge deswegen aber dennoch prinzipiell und singulär dafür geschaffen wurde, zu sehen. Eine zunehmende Begriffsverwirrung und Sprachverwahrlosung griff um sich. Und vor allem wurde jede andere Meinung zu einem Thema sofort als persönlicher Angriff gewertet und gejagt, sobald man Mehrheiten für die eigene Vorstellung aufbringen konnte.
Ebenso trieb die ideologische, politisch, aber nicht wissenschaftlich fundierte Genderisierung von Sprache und Gesellschaft absurde Blüten, so sehr die Autorin ganz sicher hinter der Gleichwürde der Geschlechter steht und die rechtliche Gleichbehandlung von Mann und Frau vollkommen unterstützt. Wenn etwa jede Stellenanzeige für „männlich, weiblich, divers“ ausgeschrieben werden muss, frage ich mich, warum man den Zusatz dann nicht einfach weglässt. Das wäre doch der einfachste Weg, jede Überbetonung des Geschlechtlichen zu vermeiden. Stattdessen gibt man der Geschlechtlichkeit einen geradezu plakativen Raum mithilfe solcher Strategien. Welcher Begriff überhaupt dem „Geschlecht“ noch zugrunde liegen soll, wenn er nicht in der natürlichen Biologie wurzeln darf, ist nicht mehr fassbar. Der Begriff des Geschlechtes beruht doch einzig und alleine auf der Fortpflanzungsfähigkeit und nichts anderem! Konsequent wäre an sich nur die totale Aufhebung alles Geschlechtlichen, was ja andererseits auch sprachlich bereits umgesetzt wird. Da man aber an der Realität scheitert, in der immer noch jedes Kind von einer Frau und definitiv nicht von einem Mann oder einem sonstigen Diversen geboren werden muss und viele Menschen nicht bereit sind, ihre geschlechtliche Identität natürlicherweise aufzugeben, wie zB ebenfalls die Autorin dieser Sätze, die auch Mutter ist, kam man nicht umhin, nun einen schizophrenen Wackelkurs zu fahren, der an Absurdität kaum zu überbeiten ist. Mich deucht, das Geschlechtliche sei noch nie dermaßen überstrapaziert und verkrampft dauerproklamiert worden.
Ähnlich absurd wirken Todesursachen wie „an oder mit Corona verstorben“. Vor allem dann, wenn man nicht auch sagt „an oder mit Krampfadern verstorben“, „an oder mit Haarausfall verstorben“, „an oder mit einer Haushaltsleiter verstorben“, „an oder mit wirtschaftlichem Bankrott verstorben“ etc. Nur das Phantom „Corona“ schafft es, sich jeder anderen Todesursache mitursächlich zu assoziieren, ein Phänomen, das freilich in der Realität in dieser exponierten Weise nicht auffindbar ist. Frei nach Pinocchio, der sich die kalten Hände an einem an die Wand gemalten Kamin wärmt: „Wer Phantasie hat, braucht keine Kohlen“.
Wir leben immer mehr in Wahnwelten und wärmen uns am künstlichen Feuer der abstrusen Einfälle irgendwelcher Public Opinion-Klempner.
Das ultimative „Opfer“ des Jahres 2020 ist der „Risikopatient“, für dessen Überleben um wenige Lebenstage unbedingt eine gesamte Volkswirtschaft geschreddert werden muss und die Gesundheit der Jungen und der Arbeitenden. Niemand muss derzeit mehr geschützt werden als Omi und Opi, jedenfalls wenn es um eine Atemwegsinfektion „an und mit Corona“ geht, die allerdings auch die meisten Alten locker überleben, wenn man sie nicht gerade an Beatmungsmaschinen hängt oder mit Masken quält oder vollpumpt mit einer sinnlosen und gefährlichen Übermedikation und dauerverängstigt. Zum Rundum-sorglos-Paket der Omis gehört das elende einsame Verenden aus Rücksichtnahme, die Vorenthaltung von Sterbebegleitung, die liturgische Panik durch ARD und ZDF samt den Privatsendern und das heilige Sakrament der Impfung, das inzwischen so zahlreiche Todes- und Krankheitsopfer unter Heimbewohnern fordert, dass man nur noch von einem menschenverachtenden Zynismus reden kann. Der Risikopatient kann gerne abkratzen – es darf aber nicht Corona sein, denn vorher muss man an ihm noch Geld mit lebensgefährlichen Tests, Masken und Impfungen, am besten auch Beatmung und teuren Medikamenten verdienen. Wenn ich hier auf den Straßen diese vielen Omis und Opis an ihren Rollatoren herumwackeln sehe, fast alle im FFP2-Modus, schweratmend und unsicher auf den Beinen, böse Blicke auf mich schießend, weil ich in Freien, unter liebstem Sonnenschein, 10m entfernt und im übrigen gerade pumperlgesund keine Maske trage, könnte ich schreien: Wer sagt diesen armen Menschen endlich, dass sie dieses verdammte Folterinstrument abnehmen sollen, endlich mal wieder frei durchatmen und anschließend gesunden sollen?! Was haben sie eigentlich die verganenen 80 Jahre getan? Ihren Atem gefiltert wie ihren Morgenkaffee? Was ist das für eine Generation, die sich mit Kindereien und Ammenmärchen gegen ihre Ernährer aufbringen lässt, vollgesogen mit Angst um ihr kleines bisschen Leben? Es fällt schwer, eine geistig so desolate ältere Generation zu achten, man muss an sich halten über so viel Unmündigkeit. Die Maskenpflicht ist insbesondere für Leute ab 60 Jahren und unter 21 Jahren einfach nur als kriminell einzustufen. Weil sich die Atmung des älteren und sehr jungen Menschen am besten nicht stören lassen sollte – allein: Gerade die Alten tragen mit besonderer Inbrunst dieses Beschleunigungswerkzeug auf ihren Tod hin, oder was hatten sie gedacht? Dass man einfach mal so ständig den Atem blockieren kann ohne krank zu werden? Wenn ich diese Menschen schwanken und wanken sehe, offenkundig kreislaufgestört, dies aber mit ingrimmigem oder kindischem Fiduzialglauben an ihro gottselige Hochwohlgeborenheit zu Berlin, dann könnte ich verzweifeln. Diese Generation war nicht nur vater- sondern auch offenkundig mutterlos angesichts dieses Desasters. Alexander Mitscherlich sah nur die Hälfte.
Was zuvor in Satire-Romanen, Kinderbüchern, Fantasy-Erzählungen, Märchen, dystopischen Horror-Filmen und Science Fiction-Thrillern vorkam, ist gesellschaftliche Phantom-Wirklichkeit geworden.
Wir spüren, dass all das schon lange auf dem Grat eines kriminellen Abgrundes und einem Versacken vieler Bürger in den Traumwelten der Netflixserien und PC-Spiele, aber auch der abendlichen Seichtshows im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gefährlich wankte. Man kann behaupten, dass ein Großteil der Menschen in einer virtuellen Realität ohne irgendwelche stabilen Verankerungen in Tradition, Glaube oder einer persönlichen Reifeentwicklung lebt.
Unter Merkel trieb dieser groteske Zirkus Sumpfblüten, die kaum mehr zu überbieten sind. Und diese Frau ist es auch, die unseren Grundrechten den entscheidenden Todesstoß versetzt hat. Die alte Generation hält diese duckmäuserisch-mafiose Gouvernante dabei – nach meinen Erfahrungen - offenbar häufig für den Inbegriff mediokrer, weiblich-grauer Besonnheit, die dem Mann den Boden unter den Füßen wegzieht, ohne dass er es realisiert, modernisiert um einen schlecht sitzenden Hosenanzug. Die Borniertheit verkennt allerdings die Patin und ihr mafioses Prinzip, von dem Gertud Höhler wenigstens der grundsätzlichen Phänomenologie nach sprach.15 Die veraltete Gesellschaft hat es nie zur Freiheit der Geschlechter gebracht, aber die Weggabelung des Ressentiments hat es in die falsche Abzweigung hin erreicht.
Wolfgang Kubicki sagte zutreffend: „Wir brauchen Menschen, die vordenken und nicht anderen nur hinterherlaufen. Das ist doch auch ein Ergebnis von 16 Jahren Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel – dieses Einschläfern der Bevölkerung, dieses moralische Verächtlichmachen von abweichenden Meinungen und Fragestellungen.“
Aber es geht ja nicht nur um andere Meinungen. Nicht jedes Geschwätz verdient es tatsächlich, als eine Meinung bezeichnet zu werden, denn Meinungen müssen auch gut begründet werden, bevor sie diskursfähig sind, und genau daran hapert es besonders den sogenannten „Eliten“. Es geht essentiell auch darum, überhaupt zu einer eigenständigen und reifen Urteilsfähigkeit zu kommen, woran der Großteil der Bürger scheitert, ja, nicht einmal Interesse zu haben scheint und deshalb leichte Beute für diese pathologischen Eliten ist, die die Menschen derzeit – narzisstisch gespiegelt – wie kranke und lahmende Beutetiere verschlingen können. Das Gespräch mit Kubicki betrifft über weite Strecken die geplanten Coups der Bundesregierung und der Landesmedienanstalten, die Pressefreit und Meinungsfreiheit im Netz noch weiter zu kontrollieren als es im NetzDG schon so empörend grundgelegt wurde..
Er bekräftigt: „Meinungsfreiheit darf nicht eingeschränkt werden, es sei denn die Grenze zu kriminellen Handlungsweisen wurde überschritten. Jeder, der das anders sieht, steht nicht auf dem Boden unseres Grundgesetzes. Bereits im NPD-Urteil des Bundesverfassungsgerichts wurde erklärt, selbst wenn Meinungen eklig und schwer zu ertragen sind, müssen sie nicht nur geduldet werden, sondern sind in einem breiten Meinungsspektrum auch gewünscht. Denn nur aus der Fülle der Meinungen könne etwas Konstruktives erwachsen. Wer das eingrenzen will, verstößt gegen das Grundgesetz und demokratische Grundwerte.“
Er bestätigt eine Angst der Parlamentarier, überhaupt noch offen ihre Meinung vorzutragen aus Angst vor Denunziation und Ächtung und sieht die Hauptverantwortung dafür bei Merkel:
„Das hat etwas mit der Politik der asymmetrischen Demobilisierung von Angela Merkel zu tun. Man könnte den Eindruck gewinnen, die Kanzlerin hätte es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen mental einzuschläfern. Unter dieser Bräsigkeit leiden wir derzeit in der politischen Auseinandersetzung.“
Der Fairness halber muss man sagen, dass zu diesem Horrorszenario durchaus immer zwei Seiten gehören. So wie es schon immer war in diesem Land. Wenn der Bierbrauer im Vormärz sich ohne jede Not zum Sprachrohr des autoritären Willkürregimes macht, so wie dies heute ebenfalls vielfach geschieht, ist nicht nur der Fürst schuld an den Zuständen. Welche Achtung soll ich vor Abgeordneten haben, die nicht nur zu dumm, sondern auch zu feige sind, eine missliebige oder originelle Meinung zu vertreten, wenn sie denn eine haben sollten. Wes das Herz voll ist, geht bekanntlich der Mund über, aber wo nichts ist, kann auch nichts vertreten werden. Aber wir drehen uns im Kreis – das ist diese Mentalität, die sich im notorischen „Opfer“ spiegelt und darin Täter wird, ohne es zu realisieren, ein Feigling und Verräter.
Gewiss suggeriert das verfassungsfeindliche und faschistoide Merkelregime den Bürgern Ohnmacht und Ausweglosigkeit durch ihre zwanghaft-dümmliche Formel von der „Alternativlosigkeit“ (Es gibt immer mindestens eine Alternative!) und der entsprechenden, narzisstischen Double Bind-Strategie, mit der sie den Bürgern entweder Rätsel aufgibt oder ständiges Gedankenschlingern. Ich habe viel mehr den Eindruck, dass die tiefe Psychopathologie vieler Bürger in diesem Jahr ausgebrochen ist, und dies die eigentliche Seuche ist. Ein seelisch zu großen Teilen krankes Volk wird von offenkundigen PsychopathInnen regiert. Der gesunde Menschenverstand und jeder Respekt im Umgang miteinander scheint abrogiert. Ich fühle mich wie auf einem Narrenschiff, das immer mehr die Züge eines Gespensterschiffs annimmt.
Auch wenn ich pessimistisch bin, weil mir klar ist, dass diese ausgebrochene Pathologie so schnell nicht geheilt werden kann, wenn es denn überhaupt noch geht, möchte ich daran mitwirken, dass wir uns neu und nun erst wirklich freiheitlich formieren können. Die bevorstehenden Unruhen und Verwerfungen sind für die Wachsamen und um Objektivität Bemühten schon zu spüren.
Wahren wir die Gelassenheit, wenn es uns möglich ist. Denn eines ist ganz sicher: Dieser Unfug, der derzeit zelebriert wird, mit ritueller Inbrunst und einer bestürzenden Realitätsvergessenheit, kann keinen Bestand haben.
Ich wünsche mir, dass der Weg zum Zusammenbruch des Wahns kurz ist, ein Ende mit Schrecken.
"Die Zivilisation ist eine ganz dünne Kruste über einem Vulkan." Dieser Satz stammt von Ernst Cassirer und wurde schon zuvor ähnlich von vielen formuliert. Ich hoffe, dass diese dünnen Kruste nicht gänzlich zusammenbrechen wird, befürchte es aber.
Die Reue wird im besten Fall sehr lang werden.
1https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/wolfgang-kubicki-im-te-interview/
2Friedrich Hölderlin: Hyperion oder der Eremit in Griechenland. Zürich 1941. S. 224f
3Michael Krausnick: Johann Georg August Wirth. Eine Biografie. Vorkämpfer für Einheit, Recht und Freiheit. Mannheim (Wellhöfer Verlag) 2011. S. 66
4Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Frankfurt a.M. (insel taschenbuch) 1983. S. 17
5a.a.O., S. 61
6Robert Habeck Blog: Wir müssen um das Unum kämpfen. 9. November 2016. Link: https://www.robert-habeck.de/texte/blog/wir-muessen-um-unum-kaempfen/
7Eine Sammlung von Berichten in regionalen Massenmedien über Komplikationen und Tode nach den Impfungen, darunter auch viele durch die Impfung erst erzeugte Erkrankungen an Covid19: https://corona-blog.net/tote-im-zusammenhang-mit-der-covid-impfung/
8Dazu die ausführliche und gut belegte Studie von Prof. Dr. Arne Burckhardt: Pathologie des Maskentragens. Die Maske: „Devil in Disguise“ - heimlicher Pandemiebetreiber? Reutlingen, März 2021. Digitalisat: https://www.epochtimes.de/assets/uploads/2021/03/Pathologie-des-Maskentragens-Prof.-Dr.-A.-Burkhardt-Reutlingen.pdf
9a.a.O., S. 28ff
10a.a.O., S. 84
11Hannah Arendt: Frieden oder Waffenstillstand im Nahen Osten? In Hannah Arendt: Israel, Palästina und der Antisemitismus, Wagenbach. Berlin 1991, S. 39–75, S. 68
12Manfred Paulus: Menschenhandel und Sexsklaverei. Organisierte Kriminalität im Rotlichmilieu. Promedia 2020
13Vgl. Rainer Tölle: Psychiatrie. Einschließlich Psychotherapie. Berlin Heidelberg: Springer, 10. Auflage 1994, S. 132 ff
14Als Beispiel mag der Umgang mit der katholischen Autorin Gabriele Kuby stehen, deren Anliegen zu keinem Zeitpunkt die angebliche Diskriminierung der Schwulen oder Transen war, sondern der auch grundgesetzlich garantierte besondere Schutz der Ehe und der Heterosexualität, weil nur sie Nachkommen hervorbringen kann und das Recht und Bedürfnis der Kinder unbedingt mitbedacht werden muss.
15Gertrud Höhler: Die Patin. Zürich 2012
Firnis. Geduldet. mehr nicht. Bisher.
AntwortenLöschenJetzt nicht mehr.
Die an das alte Ägypten glauben, ersehnen das neue Zeitalter:
https://gloria.tv/post/F4ju2NM7899M3fQn6opKP7FQR