Donnerstag, 17. Oktober 2024

Der Tod des Denkens und die Auferweckung des Gedankens

Der Tod des Denkens und die Auferweckung des Gedankens


"Die Erfahrung des Denkens bedeutet den Zusammenbruch von allem, was wir normalerweise als solches betrachten. Das Denken kann erst beginnen, wenn das, was wir für das Denken halten, beendet ist. Sowohl das alltägliche Delirium als auch die intellektuellen „akademischen Zitate“ sind Hindernisse für die Geburt des Denkens. Sie müssen abgeschafft werden. Das Denken entsteht im Moment des Wahnsinns oder der Absurdität, wenn die Rotation der Mechanismen des alltäglichen und wissenschaftlichen Bewusstseins plötzlich unterbrochen wird. Im Angesicht des Todes scheint das gut zu sein. Aber nicht für jeden. Das Pseudo-Denken schützt uns zuverlässig vor dem Tod, indem es sich mit unzähligen Instanzen, Ängsten, Berechnungen, Plänen und Hoffnungen (für Ärzte, Wunder, die Polizei, den gesunden Menschenverstand, die Wissenschaft und das „Licht am Ende des Tunnels“) gegen die Möglichkeit verbarrikadiert, ihn zu erleben. Alles ist dem Tod unterworfen, aber der Tod ist das Los der Auserwählten. Der Tod ist eng mit dem Denken verbunden. Der Gedanke wird nur im Angesicht des Todes geboren. Das, was frei und schrecklich im Angesicht des Todes geboren wird, wenn alles, was wir als „Gedanke“ hatten, zerstört worden ist - das ist der wahre Gedanke. Erst dann offenbart sich die Subjektivität, die sich sonst in den verfremdeten Feldern des verschwommenen Bewusstseins aufgelöst hat."


(Alexander Dugin)


Da ist was dran!

Die allerseits bekannte Denkverweigerung, die sich in Gedankenfestungen verbarrikadiert, wird hier gut charakterisiert.


Das, was Paulus "logismos" nennt, "Vernünftelei" oder "Pseudo-Gedanken", Sinnmechanik. Eigentlich alles Religiöse, auch das Polit-Religiöse.

Es wird deutlicher - aber versteht Dugin das selbst? - , dass "Glaube" nichts damit zu tun hat, jedenfalls nicht der Glaube, der Christus in den Tod und danach erst in die Auferstehung folgt.


Man beliebt heute ja ohne dieses "In-den-Tod-gehen" auferstehen zu wollen. Das ist zum Scheitern verurteilt. Die echte und wahre Taufe auf den Namen Jesu (wie das NT das nennt!) meinte genau das: die symbolische Bereitschaft, mit ihm zu sterben, um aufzuerstehen. So schrieb Paulus:


"3 Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? 4 So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. 5 Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der ⟨seiner⟩ Auferstehung sein; 6 da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sein soll, dass wir der Sünde nicht mehr dienen[1]. 7 Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen[2] von der Sünde. 8 Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden; 9 da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn." (Röm6)


Die Stelle übrigens widerspricht ausdrücklich und klar der Lehre, Christus sei "stellvertretend für uns gestorben"!


Der Gedanke des stellvertretenden Sühnetodes ergibt schon alleine deswegen keinen Sinn, weil wir ja allesamt trotz des Todes Christi sterben müssen wie eh und je auch alle vor Christus. Er starb also nicht "stellvertretend" für uns, sondern genauso wie wir, in seinem Fall aber mit der Verheißung, auferweckt zu werden. Niemand zuvor wurde in dieser Weise erweckt in einen unverweslichen Leib wie er!


Würden die Kirchen und Freikirchen ein wahres Evangelium verkünden, würden sie nicht weiterhin diese seltsame Lehre vom "stellvertretenden Sühnetod" festhalten, die eher eine mittelalterliche Idee ist als ursprüngliche christliche Auffassung. An der Stelle zeigt sich wieder einmal, dass die Protestanten, insbesondere die "bibeltreuen", absolut "kirchentreu" argumentieren und die Bibel offenbar genauso wenig ernstnehmen wie das die RKK in vielem tut bzw ja nicht tut.


Was uns diese Stelle sagt, bedeutet eigentlich ziemlich klar:

Er starb genauso wie wir, obwohl er es nicht verdient hätte aufgrund seiner Sündlosigkeit, seiner Ausnahme aus dem "kosmos" mit seinen verheerenden Implikationen, als einzigartiger Sohn Gottes. Es ist dabei kaum bedeutsam, welche Todesart einer stirbt, sondern DASS er überhaupt in dieser Weise einen Tod erleben muss, der zu Erstarrung, Leblosigkeit und Zerfall führt.

Was Paulus da schreibt, bedeutet doch recht klar folgendes:

Wer sich im Namen Jesu taufen lässt, hängt seine eigene Verweslichkeit und seinen bevorstehenden Tod gewissermaßen in den Tod Christi hinein und hofft, deshalb mit ihm auferstehen zu können.

Natürlich ist Jesus in einem gewissen Sinn "vorausgestorben", damit man ihm nachsterben kann, dem eigenen Tod einen Sinn in seinem Tod geben kann. Dieser Sinn ist die Hoffnung auf Auferweckung. Der Sinn ist nicht, dass er stellvertretend gestorben wäre, weil sein Tod der war, den wir verdient hätten, denn den müssen wir ja sowieso sterben. Da er nicht im Tod geblieben ist, kann man auch theologisch kaum vertreten, dass er diese Komponente, des verdienten Im-Tod-Bleiben-Müssens stellvertretend getragen hätte. Das hat er doch offenbar gar nicht, weil genau das ihm doch erspart blieb und er auferweckt wurde!


Es ist möglich, dass durch diese verzerrte Theologie der Kirche auch der Einspruch des Islam erst einen Sinn ergibt:


"„Und weil sie sprachen: ‚Wir haben Christus Jesus, den Sohn Marias, den Gesandten Gottes getötet!‘ – Aber sie haben ihn nicht getötet und haben ihn auch nicht gekreuzigt […] vielmehr hat Gott ihn zu sich erhoben.“ (Sure4,157f)


Nun kann es sein, dass die Koranexegese diesen Satz auch verzerrt auffasst. Hinter dem Satz könnte sehr wohl stehen, dass der jüdische Anspruch, diesen Jesus getötet zu haben, auf ein arabisches oder aramäisches (christliches) Widerwort trifft, das besagt: Nein, das konntet ihr nicht, denn Gott hat ihn erhoben zu sich, was die Auferweckung und Himmelfahrt zusammenführt in eine knappe Formel. Übrigens: der "Muhammed" ist der "Erhobene". Darum glauben manche Forscher, hinter diesem Titel (kein Eigenname!) verberge sich eigentlich der Christustitel des östlichen Christentums (Ohlig et.al.).


Dieses "Sie haben ihn nicht gekreuzigt" wird damit erklärt, dass sie einen anderen für ihn kreuzigten, was gnostischen Überlieferungen entspricht, die behaupten, man hätte Simon von Kyrene an seiner Stelle gekreuzigt.

Nun kann es aber sein, dass in diesem Koranvers eine eigentlich andere Skepsis überliefert ist, nämlich die, dass Gott seinen Tod gebraucht hätte als "Sühneopfer" oder als Stellvertretertod oder etwas in dieser Art. Vielleicht steht hinter dieser Überlieferung vor allem dies: Es gibt kein stellvertretendes Opfer! Also: Er ist für unsere Sünden in DIESEM Sinn gestorben, weil wir sonst hätten sterben müssen. Noch einmal: Erstens müssen wir nach wie vor sterben, zweitens ist das Charakteristikum dieses Sterbens, dass es zur Erstarrung führt und ein lebendiger Prozess unterbrochen und zurückgeworfen wird auf das "Zurück in die Erde".

Und diesen Tod hat Christus in der Tat NICHT erduldet, weil er nicht im Grab bleiben konnte, die Erde wollte ihn nicht, weil er doch eben nicht in der Logik der Sünde stand und in der Erstarrung nichts zu suchen hatte wie unsereins, also die Sünder.

Es sieht doch eher so aus, als würde gerade diese Sache, dass er nicht im Tod bleiben konnte und durfte, auch nicht musste, das ist, was für uns entscheidend zur Erlösung ist. Wir dürfen seither uns mit diesem Christus in den Tod begeben in der Hoffnung, dort nicht bleiben zu können auf Dauer. Der Einspruch des Islam mag seinerseits verzerren oder etwas missverstehen, aber er deutet darauf hin, dass auch diese Kirchenlehre - diese "Machtkirchenlehre" - Grund für die Trennung des Islam vom Christentum ist (neben einigem anderen wie der Trinitätslehre). Der Islam mag unrecht haben in seiner Behauptung, Christus könne nicht gekreuzigt worden sein, aber er trifft doch einen wunden Punkt bzgl. der Lehre vom stellvertretenden Sterben, das an sich unmöglich ist. Niemand kann für einen anderen sterben, so, dass dieser GAR nicht sterben müsste, allenfalls als Aufschub, aber darum scheint es im NT nicht zu gehen! Dieses "Für-uns-sterben" Christi meint, dass er diesen Weg überhaupt mit uns auf sich nahm, um den Weg frei zu machen für Auferstehung. Und damit ist immer noch vieles ein Mysterium!


Dugin trifft daher einen ganz zentralen Punkt:

Alles muss sterben, unsere unausgegorenen, triebhaften Gefühle genauso wie unsere versklavten Gedanken, die stets Systemen unterworfen sind, die tote Gebilde sind.

Deswegen ist aber nicht das Fühlen oder Denken an sich verkehrt, es bedarf der Auferstehung aus dem Tod.

Und genau dieses Nadelöhr will niemand durchschreiten. Man will sich den Bußweg sparen, und genau deshalb wird alles so weitergehen wie bisher. Und eine falsche Buße in einer abstrusen Theologie wird dasselbe Ergebnis haben bzw hat es vor unseren Augen sowieso.


https://www.geopolitika.ru/de/article/anmerkungen-zum-denken

Montag, 2. September 2024

Neuer Titel erschienen! "Herodes oder Die Apokalypse der Repräsentationen" von Hanna Jüngling

 Neuer Titel erschienen: "Herodes oder Die Apokalypse der Repräsentationen"



Herodes

oder

Die Apokalypse der Repräsentationen

von Hanna Jüngling
Zeitschnur Verlag
Walzbachtal
385 Seiten, 440g
Format 20,5 x 13,5cm
ISBN 978-3-940764-2
9-4
Ladenpreis
23,00 € 

 

Erhältlich auf Nachfrage, in Buchhandlungen und auf Booklooker:

Booklooker

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Ich habe gerade ein neues Buch veröffentlicht, das für unsere Zeit und eine Schau über die komplexen Probleme hinaus betrachtet, interessant sein könnte.


Es trägt den Titel „Herodes oder Die Apokalypse der Repräsentationen“ und enthält eine theologisch und philosophisch begründete Kritik dessen, was ich als „Repräsentations-Ideologie“ bezeichne.


Ausgangspunkt meiner Überlegungen war ursprünglich ein Exposé und ein Vorwort von dem Theologen Helmut Waldmann zu einem geplanten Werk, das vermutlich den Titel „Petrus und die Herodianer“ getragen hätte, wenn er es fertiggestellt hätte. Ich habe leider keinen Kontakt mehr zu Waldmann herstellen können und vermute, dass er gar nicht mehr lebt.

Das Exposé finden Sie hier: https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/43986/pdf/antichrist.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Das Vorwort finden Sie hier: https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/43994/pdf/vorwort.pdf?sequence=1&isAllowed=y


Meine Gedankenführung bewegt sich allerdings in neue Richtungen. Ich habe mich genauer mit der Gestalt des Königs Herodes auseinandergesetzt, dem „System“, das er entwickelt hat und stieß auf die interessante Tatsache, dass er ein judaistisches (nicht mehr wirklich jüdisches) MultiKulti-Reich unter der Schirmherrschaft der Römer errichtet hat. Selbst Edomiter erfüllte er damit die Prophezeiung des Stammvaters Isaak über Jakob (Israel) und Esau (Edom), dass Esau das Joch Jakobs von sich werfen und nun seinerseits (in dessen Gewand) herrschen würde. Herodes hatte das ambitionierte, aus den Makkabäeraufständen hervorgegangene, erstmals nach Jahrhunderten wieder politisch selbständige Hasmonäerreich beerbt und fortgesetzt. Ähnlich wie der heutige zionstische Staat Israel war bereits dieses Hasmonäerreich ein Versuch, das Reich für Israel ohne messianische Legitimation wiederherzustellen. Da Juda aber nicht Israel, sondern nur Nachfahre des Südreiches des zerbrochenen salomonischen Israels ist, wurde damals wie heute sowohl bei den jüdischen als auch christlichen Denkern und Gläubigen ausgeblendet, dass die alten Verheißungen für Israel nur dem ganzen Israel gelten (den „beiden Häusern Israels“, wie es heißt).
„Efraim“, das Nordreich, das im 8. Jh vChr durch die Assyrer in den Norden deportiert wurde und von da aus wahrscheinlich nach Europa einströmte und nach den Worten Jeremias sogar Gottes „Erstgeborener“ ist, wurde und wird bis heute systematisch ausgeblendet, verdeckt und vonseiten der Juden sogar geleugnet: Es sei „irgendwie“ in ihnen „aufgegangen“ und werde durch sie „repräsentiert“. Dass diese zehn Stämme irgendwo geblieben sein müssen und eine sehr große Zahl haben dürften,
die die der Juden weit übersteigt (!), wollen weder Juden noch Christen bedenken. Dabei wird noch dazu übersehen, dass die Juden heute vielleicht nicht einmal mehr Nachfahren des Stammes Juda sind, sondern aus dem herdoianischen Gemisch stammen, mithilfe dessen Herodes ein neues Israel hatte schaffen wollen.


Waldmann nun sah in der Kirche diesen herodianischen Ansatz fortgesetzt, ebenso wie beim nachchristlichen Judaismus. Die Frage nach Efraim stellte allerdings auch er nicht.
Seiner These nach war von Anfang an das Antichristliche in die Performance der Kirche eingezeichnet, weil die Apostel selbst herodianisch dachten und empfanden. Jesus Christus habe dies gewusst und vorhergesehen. Denn Jesus erschien genau zu diesem Zeitpunkt, als das Hasmonäerreich nach 150 Jahren Mord und Totschlag scheiterte und in ein herodianisch-judaistisch-edomitisches Gegenreich verwandelt worden war, das römische Gewalt perfekt für seine eigenen Zwecke zu nutzen verstand. Herodianismus ist – so wiederum meine Beobachtung – so konfiguriert, dass er auch ohne Staat jedes Staatswesen unterwandern oder infiltrieren kann, gewissermaßen als „mobiler Über- oder Unterstaat im Staat“. Vorbilder dafür liefern manche Gestalten und Szenerien des Alten Testamentes bereits. Handelte es sich dort um eine fundamentale Staatskritik seitens der Propheten, die in jeder Staatlichkeit, jedem Fürstentum Abgötterei sahen (Jesus steht in dieser Tradition, als er in der Wüste ablehnt, ein solcher Fürst zu werden, gleich ob ober- oder unterirdisch!), machte der Herodianismus daraus eine Tugend und untergrub systematisch alle Staatlichkeit sowohl aufseiten des Judaismus als auch aufseiten der Kirche. Waldmann glaubte, dass Gott das Kaiserreich diesem religiösen Moloch als Korrektiv entgegengestellt habe. Von dieser Idee bin ich mit einigen Gründen eher weniger überzeugt, weil die kasierliche Macht auf denselben Prinzipien beruht wie die kirchliche und eine Verdoppelung zwar ein In-Schach-Halten erzeugen kann, aber keinen F
rieden oder gar Gerechtigkeit. Die Hoffnung, ausufernde Macht durch Institutionen oder Gesetze zu kontrollieren, hat sich in unseren Tagen wieder einmal gründlich zerschlagen ...


Der Aufbau einer kaum mehr zu kontrollierenden Herrschaft bedurfte einer grundlegenden Vorstellung, die aus den patriarchalen Ideologien des Zweistromlandes und Ägyptens kam: Menschen seien dazu ausersehen von den Göttern, andere zu „repräsentieren“, d.h. sich an deren Stelle zu setzen, deren Wesen zu dominieren oder sogar zu rauben, sie in Unmündigkeit zu stoßen und zu steuern, zu kontrollieren und deren Kräfte auszusaugen für eine egregoriale und idolatrische Selbstdarstelluung.


Die Grundfigur dieser Ideologie findet sich in der zerrüttet-hierarchisierten Geschlechterbeziehung und greift von dort aus über in sämtliche Beziehungen zwischen Menschen in sozialen Kontexten. Wie sehr Jesus dies dekonstruierte, wie sehr er es brüskierte, unterlief und verweigerte, ist mir selbst erst anhand dieser Arbeit zu Bewusstsein gekommen.


Waldmanns gedankliche Konsequenz, dass die Kirche von Anfang an antichristlich gewesen sein muss, viel mehr als der Judaismus selbst, der allenfalls antikirchlich ist (!), ist radikal, kann aber von mir geteilt und bestätigt werden. Und auch dies, dass Jesus das wusste und geschehen ließ.


Dass jeder einzelne Christ damit vor eine enorme innere Zerreißprobe gestellt wurde, ist die logische Folge. Alles, was sich kirchenhistorisch ereignet hat und ereignet, ist im Grunde unter diesem Verdikt zu sehen: Sie konnte nicht vermeiden, dennoch Kunde zu bringen von Jesus Christus, dem „Anti-König“, dem „Anti-Helden“ am Kreuz, unterlief aber seine zentrale Botschaft von der kommenden und bereits angebrochenen „basileia tou Theou“ beständig und in erbitterter Gegenwehr durch Umdeutung, Leugnung oder Vereinnahmung in einer Repräsentationsideologie spezifisch christlicher Art. Diese innere Spannung konnte nicht anders als die Kirche immer tiefer zu spalten. Auch das ist logisch, und niemand wird leugnen können, dass es auch das ist, was wir vor Augen sehen und erleben. Sie wird vermutlich zerbrechen müssen, aber das ist nicht ihr Ende.


Die Hoffnung kann daher kaum auf diesem Prozess in der Kirche und im Judaismus selbst beruhen, sondern auf dem Wachsen des „Steines, der nicht von Menschenhand gelöst“ wurde und all die Machtgebilde zerstäubte und selbst doch wuchs und wuchs, bis unmerklich der ganze Erdkreis auf dem Fundament dieses Steines stehen wird. Mit dieser Vision des Königs Nebukadnezar aus dem Buch Daniel endet das Buch dennoch hoffnungsfroh.

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 Hanna Jüngling, September 2024