(Die Leseproben zum Thema "Frauenkrise" sind immer nur Ausschnitte aus einem umfangreicheren Text!)
3. Kopfbandagen statt Brautkorne
Die, die aufgrund der göttlichen
Verfügung an der Front im Kampf gegen den Satan steht, soll um nahezu jeden
Preis von diesem Kampf abgehalten werden. In welche Systeme immer man die Frau
hineinreißt, sie dienen allesamt diesem einen Zweck: die Feindschaft der Frau
zum Bösen umzudeuten zu einer besonderen und numinosen, „wesenhaften“ Nähe zum Dämonischen
und Bösen. In diesem Trachten sind sich die Propagandisten von rechts und links
mehr oder weniger einig. Alles ist erlaubt, nur nicht diese eigenständige
Fürsprecher- und Mittlerrolle der Frau. Sie soll vom Mann dominiert werden,
egal wie, und eine Emanzipation, die darauf abzielt, die Frau der Gestalt des
Mannes genau anzugleichen, schenkt der Frau sicher viele Freiräume und hält sie
vor allem nicht grundsätzlich für einen Mindermenschen, verlangt aber dennoch
eben die Angleichung an den Mann und dessen Dominanzgehabe, das sie nun
kopieren soll. Man kann solche Emanzipation aus diesem Grund als eine besonders
subtile Spielart maskuliner Dominanz ansehen. Der moderne, im Grunde utopische Genderismus
basiert auf Vorüberlegungen Herbert Marcuses und glaubt, dieses letzte
Hindernis einer unechten „Emanzipation“ der Frau beseitigen zu können. Der Mann
trägt der Frau auf, eine weibliche Revolution zu beginnen… Und wieder ist er es, der die Richtlinien vorgibt, als
wäre er Gott und müsste die Welt neu erschaffen und neue Aufträge erteilen –
diesmal an eine Frau, die sich gefälligst in seinem Sinn zu befreien hat.
Gehen wir solchen Spielarten dieser
maskulinen, subtilen Dominanz im (kirchen-)historischen und kulturellen Prozess
doch ein wenig nach:
3.1. Die Frau als Fetisch
männlicher Ehre
Die „Ehrbegriffe“ der meisten Kulturen
kranken daran, dass die Frau eben gerade keine eigene Ehre hat, sondern als
„Ehrfunktion“, ja als Fetisch, als eine neurotische Projektionsgestalt maskuliner
Moraldefizite missbraucht und erpresst wird. Sie ist ein leerer Spiegel, ein
Objekt ohne eigene Würde, eine Art Barbie-Puppe, die von der Familie zwanghaft an-
und ausgezogen, auf verschiedene Weisen verschleiert und unsichtbar gemacht wird.
Sie wird vielerorts legal geschlagen, mit tausend Tabus belegt, in Tüchern
förmlich mumifiziert und bandagiert, vor allem und bezeichnenderweise ihr Kopf,
an der freien Körperbewegung gehindert, im Haus eingesperrt, in weiten Teilen
der Erde an den Genitalien beschnitten und rechtlich wie ein Mündel behandelt,
sprich: zurückgesetzt, abhängig gemacht und sozial gelähmt. Archaische
Skulpturen („Venusfigurinen“[1])
von weiblichen Gestalten haben oft keinen Kopf bzw. kein Gesicht, keine Hände
und keine Füße, sind nur Leib-Maschine, und ihr Modell erinnert an die aristotelischen
Lehren, auf die Thomas von Aquin zurückgreift, aber auch das so sektiererisch
erzwungene Kopftuch der Frau im Islam und leider auch bei vielen Juden, den
Orthodoxen und zunehmend unter traditionalistischen Katholiken. Wenn so oft in
frommen Texten wohlmeinend darauf abgehoben wurde, der Mann sei das „Haupt“,
die Frau das „Herz“, dann verlegt auch diese Rede das Frausein unbewusst in den
Rumpf und ist viel zu simpel, um das auszusagen, was sie ist oder sein soll.
Um jeden Preis will man eine
„Arbeits- und Rollenverteilung“ definieren, die angeblich „Schöpfungsordnung“
sei, bringt dabei aber nur Klischees zustande. Der Schöpfer hat nun einmal auch
der Frau nicht nur einen Rumpf mit Herz und Unterleib, sondern einen Kopf, Arme
und Beine wie dem Mann gegeben! Und: der Schöpfer sprich auch beim Mann stets
das Herz an, das er ihm genauso eingepflanzt hat!
Die Kopfbandage der Frau ist Symbol
für die Verneinung ihrer Eigenständigkeit. Das normative Verständnis der neutestamentlichen
Aussage, der Mann sei „Haupt der Frau“,
so, als hätten Frauen vom Schöpfer keinen oder nur einen minderwertigen oder
überflüssigen Kopf erschaffen bekommen, führt zur Verneinung des Kopfes der
Frau, der dennoch objektiv auch ein Haupt ist und genauso konstruiert ist wie
der Kopf des Mannes.
Es ist auffallend, dass von frühen
Kirchenschriftstellern an bis hin zu modernen Interpreten der Schöpfungsbericht
und die Sündefallerzählung unter Zuhilfenahme zahlreicher Annahmen gedeutet
werden, die sich im Schrifttext nicht finden. Man bedient sich zur
Interpretation entweder antiker Philosophen oder antiker Mythologie und hat aus
dem, was die Genesis berichtet, ein monströses Gebilde gemacht, das für die
Frau ausschließlich negativ, für den Mann aber konsolidierend ist.
Evas Schuld wird geradezu dämonisch
aufgeblasen, teilweise sogar unter Zuhilfenahme der ungeheuerlichen Behauptung,
sie habe einen „Pakt“ mit dem Satan geschlossen, um die Herrschaft des Mannes (!)
zu stürzen, oder sei mit dem Bösen sogar identisch. Die Schuld Adams legt man,
so wie er es bereits im Garten Eden Gott entgegenhalten wollte, der Frau zur
Last. Er ist das arme Opfer, die Frau die böse Täterin: „Cherchez la femme!“
Jeder nüchterne Blick ins
Weltgeschehen kann den vernünftig denkenden Menschen angesichts solcher
Unterstellungen nur den Kopf schütteln lassen über soviel Ignoranz und
Perfidie.
Viele heutige Katholiken aus den
verschiedenen konservativen Lagern reflektieren die Überlieferungen, auf die
sie da zurückgreifen, nicht nüchtern, sie forschen nicht, sondern deuten
schwärmerisch, und es ist eine weitere Tatsache, dass ein großer Teil unter
ihnen nicht erst heute, sondern offensichtlich von Anbeginn an einerseits
ungeordneten antifeministischen bzw. frauenkritischen Reflexen folgt oder sich dem
ebenfalls ungeordneten Herrschaftsanspruch des selbstmitleidigen, unbußfertigen
Mannes an die Fersen hängt. Das dienende Vorbild Christi gerade für den Mann
ist erneut an der „duritia cordis“ (Mt.
19, 8) des Herzens des Mannes abgeprallt. Kritik an einem falschen Feminismus müsste
daher tiefschürfend, vernünftig und vor allem gerecht erfolgen.
In den Augen dieser durch die
Narrative der integralistischen und „antimodernistischen“ Bewegung des 19. und
frühen 20. Jh geprägten Kreise hängt das ganze Glück der Welt und des Himmels
daran, dass es irdische Hierarchien gibt, dass es ein Oben und ein Unten gibt
und prinzipiell eine unkritisch für „natürlich“ gehaltene Machtfülle des Mannes
wie ein Heiligtum gehätschelt wird, weil andernfalls die Welt untergeht.
Solcher Traditionalismus weist Eva eine initiale und aktive Schwerst-Sünde zu. Adams
Sündenfall ist in der Lesart solcher Geister eine passive, mindere und nur
abgeleitete Schuld: das numinose „Weib“ hat sich mit dem Satan verbündet und
reißt den harmlosen und überrumpelten Mann mit in die Sünde. Hören wir uns doch
einmal eine solche abscheuliche Tirade aus Klerikermund an, denn ich rechne
damit, dass man meine Feststellungen für „übertrieben“ halten wird. Das Zitat
ist trotz seiner Länge nur ein kleiner Teil der Tiraden des Autors, dessen
Werke stets mit einem „Imprimatur“ versehen wurden:
„Der
Baum der Menschheit sollte durch das revolutionäre Sündengift des Weibes derart
widergöttlich durchseucht werden, daß er unfähig würde, die Edelfrucht des
Christkönigs zu tragen. (…) Satan
appelliert an die Eitelkeit des Weibes: Du wirst gleich einer Göttin!
Eine Angebetete! Die Erste statt der Zweiten! Das schmeichelt der Frau. Die
Frau ist nach göttlicher Weltordnung Gehilfin des Mannes. Die Zweite. Ihre
Größe soll darin bestehen, das zu sein, was Gott will, daß sie sei. Die
Mitwirkende, nicht die Führende. Das verlangt Demut. (…) Die Sünde Luzifers
bestand darin, daß er nicht der Zweite sein will neben Christus dem Ersten.
Diese Gesinnung, mit welcher die Revolution im Himmel ihren Anfang genommen,
soll nun durch die Schlange auch in die Frau hineingetragen werden. Die Frau
soll im Paradies das erste Wort führen. Die Frau soll auf Erden der Mittelpunkt
werden, um den sich alles dreht. Die Erste statt der Zweiten! Damit nimmt die
Revolution auf Erden ihren Anfang. Ihr Ursprung aber ist luziferianisch. Der
Feminismus ist luziferianisch. Er geht auf Satan zurück. (…)Wenn man die
Menschheit unfehlbar in den Abgrund treiben will, dann muß man nur nach
luziferinischem Vorbild das Weib versinnlichen und vergöttern durch schamlose
Mode und radikale Frauenrechtlerei. Umgekehrt, wenn man die Menschheit retten
will, muß man die Frau retten, das heißt demütig und rein, marianisch machen. Die Rettung der Frau das große Christkönigsproblem!“
[2]
[1] Vgl.
Bilder hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Venusfigurinen
(16.4.2016)
[2]
Dieser Text stammt von dem bei Traditionalisten sehr beliebten radikalen
Integralisten und Prälaten Robert Mäder (1875-1945) in „Maria siegt!“ von 1935:
http://immaculata.ch/verlag/maeder/maria_siegt_001.htm
(13.4.2016)
Was gefällt Ihnen an dem Mäderschen Text eigentlich nicht? Er beschreibt doch ganz anschaulich unsere heutige Situation: überall da, wo Frauen inzwischen in Verwaltung und Regierung/Politik angekommen sind, bricht das reinste Chaos aus. Gefühl statt Sachverstand, Beleidigtsein anstatt mit sachlicher Kritik umgehen.
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