Donnerstag, 9. April 2015

Bayerisch-mediales Heckenschützentum

Nachdem ich auf eine Programmbeschwerde gegen eine Sendung im bayerischen Rundfunk am 19.2.2015 bis heute zwar eine Eingangsbestätigung, aber keine inhaltliche Reaktion erhielt, stelle ich sie der Öffentlichkeit zur Verfügung, die mit ihren GEZ-Gebühren die Sendungen des öffentlich-rechtlichen  Rundfunks ja immerhin finanziert.

Dies war die fragliche Sendung:
http://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/sendung985688.html 
und dies war meine Beschwerde:



Programmbeschwerde zu „radioThema APO von christlich-rechts?“ auf BR 2


Am 19.2.2015 strahlte der BR eine Sendung aus, die ich mit großer Bestürzung gehört habe. Wie jeder weiß, der meine Texte kennt, bin ich selbst kritisch gegenüber mancher innerkatholischen „konservativen“ Position!
Aber diese Sendung ist beleidigend und verleumderisch für jeden Katholiken, der der überlieferten Lehre der Kirche anhängt!
Die Sendung verletzt wesentliche Kriterien, die einem öffentlich-rechtlichen Sender geboten wären, aufs Empfindlichste:
  • die Achtung vor den sittliche, religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen des anderen
  • den Ehrenkodex seriösen Journalismus’, der auf jeden Fall eine Verpflichtung zur sauberen Recherche enthält
 In dieser Sendung verrät bereits die Überschrift – ebenso wie die einer im gleichen Zeitraum ausgestrahlten Sendung über „ultrakonservative Christen“ am 17.2. im BR 2[1] und deren Aktivitäten, anhand derer die Verfasser der Sendungen, untermalt von treibender Elektro-Tabla-Horrorfilmmusik, sich „etwas zusammenbrauen“ sehen wollen – dass von vornherein feststeht, welche Weltanschauung auf jeden Fall nicht in Ordnung ist: nämlich die „konservative“, um nicht von der Schmuddelsteigerung „ultrakonservativ“ zu reden. Beiden wird die Nähe zu einer schimärisch gezeichneten „Rechten“ unterstellt, die alleine durch den undifferenzierten Begriff suggestiv in die Nähe der Nazis gerückt wird.
Von diesen „ultrakonservativen“ Positionen, die sich da angeblich „zusammenbrauen“, wird kein präzises, sondern eher ein „gefühltes“ Bild gezeichnet.
Ausgangspunkt ist dabei die Ansicht einiger Blogger, dass sich in Europa eine demografische Katastrophe anbahne (was allerdings statistisch zutreffend ist), ein Europa ohne seine christliche Kultur keine Zukunft haben könne und die natürliche Familie zerstört werde. Die Ansicht, dass Abtreibung Mord sei und eine moderne Kultur des Todes begründet habe, wird gleich zu Beginn vorgetragen, als sei dies eine völlig abwegige Ansicht. Dabei gilt Abtreibung in Deutschland nach wie vor als gesetzeswidrig und bleibt „nur“ straffrei, was sie ethisch aber nicht aus dem Loch der Straftat hebt… Dass diese Konstruktion ethisch auf schwachen Füßen steht, ist keineswegs nur ein „konservatives“, sondern ein logisches Problem.
„Konservativ“, also tendenziell „gefährlich“, sind alle, die gegen Abtreibung, gegen die Homoehe, gegen den Genderismus sind und vor einer Islamisierung Europas warnen. Na das ist ein Pauschalpaket!  Ist es „gefährlich“, wenn Menschen sich verbal äußern? Die Sendungsmacher liefern gleich eine dramatisierende Unterstellung nach: „bis jetzt“ sei man noch friedlich… Verzeihung: solche Rhetorik ist doch ohne konkreten Grund schlicht perfide!
Nun würde man eine eingehende Darstellung der diskutierten Themen erwarten – doch weit gefehlt.
Die Sendung kommt mit Schlagworten und wenigen, polemisch und teilweise sogar zynisch vorgetragenen (s.u.) rhetorischen Schachzügen mithilfe dreier einseitiger „Experten“ aus, die auch gleich noch im Falle Christiane Florins als „Opfer“ beleidigender „Hassmails“ von „rechts“ ausgewiesen wurden, die unterschwellig nun der gesamten „fundamentalistischen Szene“ zugeordnet werden. Ich kann aber jedem bestätigen, selbst als Autorin auch solche „Hassmails“ zu bekommen, und zwar von „Links und Rechts“.
Flugs wird auf diese Weise aber so dargestellt nur das nicht weiter differenzierte „fundamentalistische“ Lager als Hort von Hassmails und verbalen Schmähungen dargestellt. Das ist Hetzstil, tut mir Leid. Wer dies so präsentiert, will suggestiv die persönlich abgelehnte Position skandalisieren.
Die nicht nur „konservativen“, sondern sachlich-kritischen Standpunkte zum Genderismus werden weder vorgetragen noch wird überhaupt sachlich korrekt vorgetragen, was Gendermainstreaming ist. Mehrfach wird in geradezu dümmlicher Verkürzung behauptet, die Bundesregierung habe doch geschrieben, dass es dabei „nur“ um die „Gleichstellung von Mann und Frau“ gehe.
Nun ist der Genderismus eine Ideologie, die keineswegs „nur“ eine Gleichstellung von Mann und Frau anstrebt. Die Genderphilosophie nimmt die Setzung vor, dass die sexuelle Komplementarität, von der die gesamte Menschheit in allen Kulturen aufgrund der biologischen „Normalität“ hinsichtlich der Fortpflanzungsfähigkeit immer und überall ausging, ein bloßes soziales Konstrukt sei. Das Geschlecht gebe es gewissermaßen nicht wirklich, zumindest nicht als etwas, das ich an mir vorfinde und annehmen müsste. Die Genderphilosophie geht davon aus, dass das soziale Geschlecht das biologische Geschlecht gewissermaßen in sich aufhöbe, was die natürlichen Phänome ignoriert und ideologisch annullieren will. Die Genderideologie spricht dem Individuum das Recht und die Möglichkeit zu, es könne sein Geschlecht, das ja nur sozial existiere, lebenslang wandeln, befinde sich also auf einer Achse zwischen den zwei Extremen „männlich“ und „weiblich“ nach selbstbestimmter Entscheidung an der Position, die es sich aktuell jeweils wünscht. Die Rede von einem Entweder-Oder wird daher überall getilgt. Jeder Verweis auf das „extreme“ natürliche Geschlecht wird als politisch nicht mehr korrekt betrachtet. Erzwungene Sprachregelungen wie „Elter 1“ und „Elter 2“ auf Behördenvordrucken, Probleme mit der Beschriftung von WC-Türen und überhaupt einer Geschlechtertrennung beim Toilettengang und ähnliche Abstrusitäten sind doch inzwischen in aller Munde und sorgen für Lachstürme hinter vorgehaltener Hand.
Sämtliche „ultrakonservative“ Kritik an dieser Philosophie bezieht sich auf deren sachlich fragwürdige Prämissen ebenso wie auf deren Folgen für das politische und soziale Leben, die doch durchdacht und einem breiten Diskurs ausgesetzt werden sollten, bevor man sie installiert.
Aber was rede ich: die Autoren der BR-Sendung waren nicht willens oder nicht kompetent genug, etwas Sachhaltiges zu dem Thema zu sagen, obwohl sie andererseits zu den Themen erheblichen Meinungsdruck ausüben…
Am Gendermainstreaming üben sogar feministische Organisationen offene Kritik (vgl. dazu http://de.wikipedia.org/wiki/Gender-Mainstreaming). Und Medien, die gewiss nicht im Verdacht stehen, „ultrakonservativ“ zu sein, berichten über das Phänomen erheblich differenzierter als diese Sendung im BR – zum Beispiel der „Spiegel“: http://www.spiegel.de/spiegel/a-457053.html

Die Frage nach der Homoehe und einem Adoptionsrecht Homosexueller wird nicht einmal präzise genannt in der Sendung. Davon handeln die derzeitigen Proteste vonseiten der „Konservativen“ und „Fundamentalisten“ aber doch!
Die „Ultrakonservativen“ werden wie Personen hingestellt, die generell und in unethischer Weise Homosexuelle ablehnten.
Nun hätte ein Blick in die entsprechende Literatur ausgereicht, um dies differenziert zu verstehen und darzulegen.
Die Gründe, warum Menschen Bedenken gegenüber einer Gleichstellung homosexueller Beziehungen mit einer klassischen Ehe haben, sind vielfältig. Und nicht alle dieser Bedenken entspringen automatisch rechtradikalem Gedankengut!
Dass in einer immer noch stark christlich geprägten Gesellschaft die ursprüngliche christliche Position vertreten werden darf und soll, die von der Schöpfungsordnung ausgeht, im übrigen sogar – was die Beteiligung von Mann und Frau am Schöpfungsakt Gottes betrifft - von den Muslimen genauso geteilt wird, sollte in einer Demokratie doch „normal“ sein, ohne dass man als eine politische „Gefahr“ diskriminiert wird!
Hinzu kommt, dass niemand bisher fundiert und wissenschaftlich vernünftig und neutral über Homosexualität geforscht hat! Niemand konnte zeigen, woher diese Neigung oder Orientierung überhaupt kommt. Solange dies im Dunkeln bleibt, muss man die Vorbehalte aller überlebensfähigen Zivilisationen, die wir von alters her kennen, wenigstens ernst nehmen. Die Scheu vor der Homosexualität entsprang u.a. langen und komplexen Erfahrungen der Menschheit. Müssen wir wirklich das Rad neu erfinden?
Die Kirche hat Mitgefühl und Respekt vor homosexuell empfindenden Personen gefordert, aber darauf hingewiesen, dass keine wissenschaftlichen und sachlichen Ergebnisse hinsichtlich des Phänomens vorliegen, also auch keine voreiligen, weitreichenden Schlüsse gezogen werden dürfen! Insbesondere die Frage nach den Folgen für die Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Gemeinschaften aufwachsen, sind nicht neutral und sozialwissenschaftlichen Kriterien entsprechend beforscht worden. Um diese Frage zu beantworten, bedürfte es groß angelegter Langzeitstudien, für die sich die Politik jedoch keine Zeit nehmen will. Es ist nicht „ultrakonservativ“, wenn man an solche unverantwortlichen Vorgehensweisen Fragezeichen setzt. Damit nimmt man auch keinem Homosexuellen irgendwelche „Rechte“. Denn erstens es gibt kein „Recht auf Kinder“. Und zweitens ist ein Homosexueller aufgrund der Phänomenologie seines Standes natürlicherweise nicht fruchtbar. Es ist also sein Stand selbst, der ihn kinderlos sein lässt und nicht die „Gesellschaft“. Insofern besteht keinerlei drängender Handlungsbedarf in dieser Frage.

Immer wieder lästert der Sendungstext über die von Christen und „Rechten“ als „Meinungsdiktatur“ beklagte Situation in der zeitgenössischen politischen und medialen Landschaft, bestätigt aber durch ihren eigenen Hetzstil das beklagte Faktum geradezu perfekt.
Das ist in der Tat eine schwere Verletzung demokratischer Grundrechte und qualifiziert diese Sendung als das, was sie anderen so vollmundig vorwirft: nämlich „demokratiefeindlich“ zu sein.

Bestürzend ist der Zynismus, mit dem die OBJEKTIVE WELTWEITE Christenverfolgung abgetan wird. In allen weltlichen, auch „linken“ Medien können wir es doch lesen und hören, dass die Zahl der verfolgten Christen täglich wächst. Die Sendung stellt dies jedoch hin, als sei es eine „Erfindung“ der „Ultrakonservativen“. Das ist perfide und zynisch!
In Syrien, im Irak bzw. dem IS, in Saudi-Arabien, im Sudan, in Pakistan, in Ägypten – um nur einige zu nennen, werden Christen ermordet, schikaniert, ihre Kirchen angezündet, ihre sozialen Einrichtungen geschleift, Frauen – ja insbesondere Frauen (!) – werden angeklagt, wenn sie konvertieren oder gar einen Christen heiraten, zum Tode verurteilt, christliche Frauen werden unter Gewaltandrohung gezwungen, den Schleier zu tragen. Hass und Terror sind Alltag in allen islamischen Ländern. Und natürlich sind nicht die einzelnen muslimischen Menschen schuld! Nach der Charlie Hebdo-Demo in Paris wurden in Niger in aller Stille unzählige Kirchen zerstört: der liberale Westen lässt sich seine Freiheit also inzwischen von den Christen brauner Hautfarbe bezahlen, die an seiner Statt gestraft werden im Namen einer Religion, deren Konto man vor lauter politischer Korrektheit nicht überprüfen darf… vielmehr werden die Opfer auch noch als bloße „Erfindungen“ geschmäht. Wie großspurig geht eine Sendung wie die im BR über diese grausamen Ereignisse hinweg… http://www.zeit.de/news/2015-01/19/niger-45-kirchen-in-nigers-haupstadt-niedergebrannt-19130803
All das sind keine Erfindungen, sondern objektive Zahlen und Fakten. Über die Verfolgungslage der Christen in der Welt berichten gemäßigte, „mittige“ Medien, wie z.B. hier: http://www.welt.de/politik/ausland/article136091215/Wo-der-Hass-auf-Christen-besonders-gross-ist.html
Die Sendungsmacher stellen die Zahlen von „Open Doors“ auf eine suggestive Weise als unglaubwürdig hin, beweisen allerdings nicht, wieso diese Zahlen nicht glaubwürdig sein sollten! Was nicht sein kann das nicht sein darf! Ist das seriöser Journalismus?
Es ist in jedem Fall eine Verletzung der Sorgfaltspflicht jedes seriösen Journalismus!
Stattdessen machen sich die Autoren der Sendung lustig über die Sorge westlicher Christen um die verfolgte Christenheit auf anderen Kontinenten sprechen von „angeblich“ verfolgten Christen. Dabei sprechen doch alleine die hohen Flüchtlings- und Opferzahlen verfolgter Christen ihre eigene Sprache! Nach einem Bericht des Journalisten Klaus Blume vom 15.2.2015 ist in Berlin inzwischen die Dreifaltigkeitskirche komplett eine Gemeinde geflüchteter, konvertierter Christen aus islamischen Ländern mit Hunderten von Mitgliedern. Und sie wurden selbst hier in Asylantenheimen teilweise von Muslimen als Apostaten schikaniert. Alles Erfindungen der „Ultrakonservativen“? Wie kann man die Augen vor fremdem Leid nur so kaltschnäuzig verschließen!
An einer Stelle führen sie als Argument an, schließlich würden die Christen nicht beachten, dass die meisten, die durch den Islam getötet würden, Muslime seien, was ein geradezu rassistisches Argument ist!
Machte das etwa die Sache „harmloser“, wenn mit islamischen Parolen noch mehr Muslime als Christen ermordet und schikaniert würden?
Die Autoren der Sendung verwischen davon abgesehen die Differenz zwischen Kriegs- und Terroropfern und Opfern gezielter ethnischer oder religiöser Verfolgung! Wenn in Paris wegen Charlie Hebdo auch Juden und Muslime ums Leben kamen, ging es dabei nicht drum, Juden und Muslime zu töten! Hier ging es um „Rache“ an CH in Form eines „Amoklaufs“, dessen Opfer naturgemäß wahllos sind. Das ist also etwas anderes als die Verfolgung einer bestimmten Religion. Wie sind solche erschreckenden inhaltlichen und journalistischen Abstürze in die totale Begriffsverwirrung beim bayerischen Rundfunk nur möglich!?
Ausgeblendet wird auch, dass vom Islam gemäß Scharia nur der Muslim ausdrücklich verfolgt werden darf, der vom Glauben abgefallen ist. Kein Muslim verfolgt einen rechtgläubigen Muslim als Muslim!
Dementsprechend leben in Europa viele vom Glauben abgefallene Ex-Muslime unter Polizeischutz. Ist das auch nur eine „Erfindung“ der „Ultrakonservativen“?
Auch die spärlichen Hinweise auf die historischen Beziehungen zwischen dem Abendland und dem Islam sind parolenhaft und nicht sachhaltig. Die Auseinandersetzungen zwischen dem Abendland und der islamischen Welt sind nicht vom Himmel gefallen und haben eine lange, sehr lange Geschichte. Immerhin standen muslimische Heere fast 1000 Jahre lang an den Grenzen Europas in Eroberungsabsicht. Bevor man, wie das in der Sendung geschieht, dem Hinweis darauf „Verzerrung“ unterstellt, sollte man vielleicht doch mal ein Geschichtsbuch aufschlagen, am besten vielleicht sogar die Quellen ansehen… In Baden zeugen heute noch viele Kirchen vom Ringen mit dem Islam – wie oft war die Muttergottes angerufen worden, die Türken doch abzuwehren, und dankbar leistete man ihr Gelübde, baute ihr Altäre und Wallfahrtskirchen, da sie geholfen hatte? Wie geschichtsvergessen muss man sein, um dies als „fundamentalistische“ Verzerrung dazustellen?  

Unters Messer der Sendung kommen neben verschiedensten privaten Bloggern auch einige altgediente Journalisten und Autoren und freie Schriftsteller, die im Gegensatz zu dieser Sendung mit sachhaltigen Argumenten aufwarten können, wie Matussek, ein weiterer Journalist vom Deutschlandfunk, dessen namen ich nicht „abgespeichert“ habe und katholische Autoren wie Kuby, Küble oder Kelle. Sie werden als „vernetzt“ dargestellt, womöglich noch als „naiverweise“ mit der politischen „Rechten“. Das ist nichts Geringeres als eine Verschwörungstheorie!
Es ist nicht in Ordnung, dermaßen schlecht recherchierte und tendenziöse, verleumderische und angesichts der weltweiten realen Verfolgung und Ermordung vieler Christen menschenverachtende Sendungen mit öffentlichen Mitteln auszustrahlen! Ich bin nicht damit einverstanden!               

Hanna Jüngling am 5.3.2015