Sonntag, 17. Juli 2016

Sonntagsgedanken - Konnte die Kirche den Fürsten der Welt in diesem Äon unbeschadet ablösen?

In welcher Nachfolge steht die sichtbare, hierarchische Kirche nach dem Selbstverständnis, das in ihr seit mindestens einem Jahrtausend zwar niemals dogmatisch, aber eben doch faktisch in zahlreichen Äußerungen und Einrichtungen dominant werden konnte?

Steht sie in der Kreuzesnachfolge, die bedeutet, dass der Hierarch seine natürlichen Interessen als Mann unter Sünde und auch die vermeintlich "natürlichen", politischen Interessen der Kirche als irdischem Institut vollkommen aufgibt, um den gekreuzigten Herrn sichtbar zu machen?

Wollen diese Männer wirklich, wie Johannes der Täufer, immer mehr verschwinden, damit Christus in ihnen groß und in den Sakramenten objektiv aufscheint und unerschütterliches Zeichen der Treue Gottes ist - aber als der, der in dieser Welt gerade nicht um Macht kämpfte, sondern sein Leben dahingab, um viele zu erlösen, als Opfer? Als das Lamm Gottes?
Christus, der hier nirgends einen Ort hatte, an den er sein Haupt betten konnte?

Ist die Kirche Braut, also wirklich weiblich, in dem Sinne, dass sie gebeugt wird und sich beugen lässt unter die Hand sündhaften maskulinen Dominanzstrebens, das diese verlorene Welt und ihren Fürsten zeichnet, weil Christus, selbst als Mann ins Fleisch gekommen, sich genauso unter die Hand des dominanten Mannes beugen ließ, wie es der Frau als Sündenfolge angesagt war? Er enttäuschte und brüskierte die Erwartungen der damaligen Hierarchie und sogar seiner männlichen Jünger, aber er erfüllte die der Frauen, die ihn ohne spezielle Berufungsgeschichten ganz dicht und wie selbstverständlich umlagerten.
War und ist es nicht ganz so, wie es uns das Protoevangelium der Genesis angekündigt hat?


Wissen wir, dass die Hierarchie der Kirche eine Verfremdung jeder irdischen Hierarchie sein müsste, denn Maria, die Braut, das Weibliche, steht in der Logik des Fürsten der Welt, der die Frau hasst, weil Gott sie an erster Stelle in Feindschaft zu ihm gesetzt hat, unter, philosophisch gesprochen außerhalb und geistig gesprochen über dem Hierarchischen?
Der Herr stellte sich als Mann auf die Seite der Frau in diesem Äon, er nahm ihre "passive Rolle" ein.

Oder erlagen viele der Hirten bis heute dem Wahn, sie müssten als Männer den Fürsten der Welt in diesem Äon ablösen, ja: beerben oder gar mit dessen eigenen Waffen schlagen? Und immer wieder und immer mehr haben diese Männer ihn tatsächlich abgelöst und beerbt und mit seinen Waffen bekämpft - doch zu welchem Preis? Und: haben sie ihn damit wirklich geschlagen? Meinten sie wirklich, sie könnten etwas erreichen, dem der Herr sich doch einst in der Wüste verweigert und was er dem Petrus in dramatischen Worten abgesagt hatte, als er aus seinem ersten Jünger für Momente den Satan sprechen hörte? Der irdische Acker der civitas Dei steht jedenfalls heute zweifelsfrei und schmerzlich voller Unkraut, wie es uns angekündigt wurde.

Das Streben vieler in der Kirche nach Ablösung des Fürsten der Welt in der irdischen Macht ist die tiefste Ursache unserer Verwirrung in ihren mannigfachen, unübersichtlichen Spielarten.

Ist dies ein Aspekt des Geheimnisses des Bösen, das immer mehr offenbar werden soll?