Man fragte mich, warum ich nichts zur "Frauenkrise" schreibe. Richtig - die gibt es auch, und sie wird in der Kirche von Anfang beschworen. Die Freiheit, die der Frau in Christus genauso zukommt wie dem Mann, war von Anfang an vielen - Männern und Frauen (!) - ein Dorn im Auge, und sie fanden tausend Gründe, diese Freiheit wieder zu untergraben und die Frau erneut zu versklaven, während sie dem Mann deren geraubte Freiheit aufs Konto überwiesen und ihn in manchen Rollen in bigotter Geste zum Götzen erhoben. Keine Rolle in der Kirche ist gefährdeter als die derer, die sich "Stellvertreter Christi" nennen - eine durchweg und prinzipiell nur vom Mann zu besetzende Rolle. Solche "Stellvertreter" beanspruchten so oft lieber die (auch noch missdeutete) Königsherrschaft Christi für sich als dessen Erhöhung am Kreuz. Solche überheblichen "Stellvertreter" treten auch der Frau gegenüber stets herablassend und hochmütig auf und ihre Haltung hat in der Kirche eine Mentalität geschaffen, die von Anfang an, langsam aber sicher, dem guten Samen konkurrierte.
Es gab aber daneben diejenigen Gläubigen, die unter der Einwirkung des Heiligen Geistes zu einer dienstbereiten Haltung bei Mann und Frau fanden, und dem Beispiel Christi nacheiferten, der Frauen genauso lehrte wie Männer und sich von nichts und niemandem, im schlimmsten Fall auch nicht von einer eifersüchtigen, machtgierigen Hierarchie davon abhalten lässt.
In dem Augenblick, in dem der Mensch den Kreuzweg verlässt und in diesem Äon mehr sein will, als der Herr, ist er ein Verräter und Gewalttäter, ein Wolf im Schafspelz, und hier spielt das Geschlecht keinerlei Rolle: wer immer so handelt, wirkt am "Geheimnis des Bösen" mit.
Wenn der Papst Franziskus mehrfach schon davon sprach, es müsse eine "Theologie der Frau" geschaffen werden, dann gebe ich ihm darin recht, allerdings kann diese Theologie der Frau, wenn sie nicht entgleisen will, nur marianisch ausgerichtet sein.
In der kommenden Zeit werde ich Ausschnitte aus meinem Text zur Frauenkrise abdrucken und beginne mit dem Anfang, dem ersten Kapitel:
Die Frauenkrise (I):
I. Die Frauenrolle - eine schizophrene Rolle
Die
Symbolik der Braut
Die Frau, wenn ein Mann von ihrem
Zauber berührt wird, ist ihm ein Heiligtum der Schönheit, der Anmut und Güte.
Sie ist gerade dann, wenn er im Glauben ist, sie zu lieben, für ihn unantastbar
und entrückt in eine Sphäre, zu der er keinen Zutritt haben kann ohne sie, ja:
zu der sie ihm der Schlüssel ist. Staunend steht er vor ihr, verwirrt
angesichts ihrer Potenzen als Himmelszeichen, Mutter, Schrein der Weisheit und
Braut…und zugleich ist sie ihm ein Spiegel dessen, was in ihm selbst steckt und
ohne sie nicht hervorgelockt werden kann.
Dies ist die natürliche Reaktion
eines unverdorbenen Mannes. Die Frau ist für ihn ein Wesen, das ihn mit sich
selbst und mit dem Göttlichen verbindet. Die Reaktion einer freien Frau ist
darauf nach abwägender Prüfung ein wertbewusstes Ja. Der Volksmund weiß, dass
nur sie ihn erhören kann, nicht aber er sie. Es ist die Frau, die sich zum Mann
herabneigen muss, sich dienstbar machen muss, wenn sie ihn nicht brüskieren
oder unsicher machen will. Eine Frau, die dem Mann nachstellt oder „ihn
anbetet“ wirkte von alters her lächerlich, in der verkehrten Rolle, ja: sogar
unweiblich. Es ist der Frauenwürde nicht angemessen, sich einem Mann
anzudienen.
Im ursprünglichen Empfinden aller
Menschen lebt das Bewusstsein, dass wenigstens einmal im Leben diese
ehrfürchtige Art des Umgangs miteinander zelebriert werden sollte, um sie nie
mehr zu vergessen und daran das spätere Eheleben zu korrigieren.
Die Braut wird geschmückt wie eine
Himmelskönigin, sie verdient nur die feinsten und erhabensten Stoffe und
Schmuckstücke, sie wird in vielen Riten der Welt gesalbt, ihre Hände und Füße
werden kostbar bemalt. Und in den meisten Religionen ist die kurze Zeit vor der
Hochzeit für sie eine Zeit religiöser Betrachtung und Versenkung. In keiner
anderen menschlichen Gestalt scheint spontan Erhabenheit und
Gottebenbildlichkeit mehr auf als in der Gestalt der Braut. Man umkleidet sie
mit Würdenträgergewändern, wie sie sonst nur Priester tragen würden, denn sie
ist, selbst wenn sie niemals Kinder haben sollte, Tabernakel des Lebens,
leibliche und geistige Formerin der Nachkommen, Hüterin der Menschheit, ein
Geheimnis in Menschengestalt. In manchen Hochzeitsriten der Völker wird sie
sogar – anders als der Bräutigam - regelrecht gekrönt.
Sie entrückt den, der ihr begegnet;
glanzerfüllt ragt sie über alle anderen, auch über den Bräutigam, hinaus, der
sein ganzes Glück an ihr aufrichtet, und sie verzaubert alle, die sie sehen,
hören, riechen, spüren, förmlich in den Himmel hinein. Schwerelos tanzen ihre
Gäste, allen voran der selige künftige Gemahl, die Zeit bleibt stehen und
weicht der Ewigkeit, die Farben verlöschen nicht und die Nacht wird zum Tag.
„Mutter
Erde“?
Der Mann ist diesen Riten
entsprechend das, was seine Frau ausdrückt. Ein Mann, sagt uns die Genesis,
hängt seiner Frau an, nicht umgekehrt, und Jesus wiederholt diesen Vers
eindringlich als das, was ursprünglich von Gott gedacht war. Der heilige Paulus
tut dasselbe, und wir alle wissen in unseren Herzen, dass dies die Wahrheit
ist, die ursprüngliche und einzige Wahrheit über die Frau, wie Gott sie schuf.
Adams Reaktion, als er erwachte und
Eva erblickte, ist nur so recht zu verstehen. Seine Verwirrung und
Überraschung, ein Wesen zu sehen, das ihm ähnelt, Bein von seinem Bein und
Fleisch und von seinem Fleisch ist, und ihm zugleich nicht ähnelt, hat einen Grund. Denn die Frau ist nicht mehr aus der
groben Erde direkt geschaffen, wie der Mann und alles andere, was in der
Schöpfung ist, sondern sie ist in einem gewissen Sinn dieser groben,
natürlichen Erdhaftigkeit bereits entrückt, mehr als alle anderen Geschöpfe.
Nur die Frau kann im biblischen Kontext Himmelszeichen sein, eben weil sie
bereits vom Schöpfer her eine „sublimierte“, an das Übernatürliche gemahnende
Gestalt hat. Man nennt das weibliche Geschlecht deshalb auch weltweit „das
schöne Geschlecht“. Schönheit, Anmut, Güte – es sind Wesenszüge des Schöpfers,
die in der Frau besonders aufscheinen.
Sie hebt sich durch dieses eine und
entscheidende Merkmal aus allen anderen geschaffenen Wesen heraus:
Sie ist im alttestamentlichen
Kontext aus der bereits geformten Materie geschaffen, weist eine eigenartige
Ferne zur „Mutter Erde“ auf, gerade die Frau. Gerade sie ist nicht menschliches Ausgangsprinzip (das
ist der Mann), sondern krönende Veredelung des Menschseins aus dem Mann heraus.
Die Konzeption des Weiblichen in der Genesis widerspricht daher fundamental und
diametral der heidnischen Vorstellung, die Frau sei näher an der Erde als der
Mann bzw. stelle selbst so etwas wie die Erde dar. Nein! Die Genesis entwirft
eine gerade umgekehrte Sicht: die Frau trägt zwar alle Menschenkinder in sich,
aber sie ist der Erde bereits ein Stückchen mehr als der Mann enthoben. Das
Wesen der Mutterschaft ist nicht irdisch, vulgär und sexuell zu verstehen,
sondern aus der veredelten Leiblichkeit in die geistige Weite des Himmels
weisend hin zu dem, der der eigentliche Schöpfer aller Menschen ist.
Veredelte
Erdhaftigkeit als Himmelzeichen
Ihre Erschaffung erfolgte nicht generativ, wie die aller
Nachkommen des ersten Menschenpaares, sondern durch Gottes Hände direkt und
ohne Zutun dessen, von dem sie genommen wird. Sie ist die Inthronisation des
Menschen in der Schöpfung – der letzte Akt Gottes, bevor er von seinen Werken
ruhte und den Menschen als Mann und Frau
mit der Königsherrschaft über die Erde beauftragte. Mit der Erschaffung der
Frau erst gewinnt der Mensch Erfüllung und Ziel. Erst als sie geschaffen war,
gebot der Herr, die Erde zu beherrschen.
Hier wird an der einzigen Stelle in
ungefallenen Schöpfung, davon gesprochen, dass der Mensch – als Mann und Frau
(!) – „beherrschen“ soll („dominari“).
Nur an dieser Stelle wird ein positives Soll ausgesprochen, wenn es um das „dominari“ geht: es ist ein echtes
imperativisches Soll, das hier erlassen wird: „dominamini“ („beherrscht!“) sagt der Herr, und der Imperativ
plural zeigt uns, dass er nicht nur den Mann damit beauftragt. Anschließend
sagt Gott exakt, was er dem Menschen übergibt: die Fische, die Vögel und die
Landtiere. Diesen Tieren und dem Menschen sind die Pflanzen als Nahrung
gegeben.
Warum steht an dieser Stelle nicht „regnare“, wie sonst das Regieren
genannt wird im Kontext Gottes, sondern ein
„dominari“? Ich glaube, dass
es mit der Sündenfallerzählung zusammenhängt. Der Autor der Genesis wollte
damit anzeigen, dass der Mensch am Ende das Tier, dessen klügstes, nämlich die
Schlange, sich dem Satan zur Verfügung gestellt hat, um den Menschen zu Fall zu
bringen, wirklich „dominari“ wird,
besser gesagt die Frau und ihr „Same“. Das einzige Wesen, das unterworfen
werden soll, ist das Tier um der Schlange willen. Folgerichtig nennt auch die
Apokalypse den „homo iniquitatis“,
den „Menschen des Verderbens“, den Antichrist, „Tier“ und seinen Auftraggeber „Drachen“:
„bestia“ und „draco“. Eine negative Unterwerfung der Natur unter den Menschen
ist damit aber kaum gemeint.
Mit der Frau hat Gott das, was er
schaffen wollte, besiegelt. Und nicht nur das – er wartete mit diesem letzten
Akt, bis Adam diesen Akt herbeisehnte wie nichts anderes auf der ganzen Welt…
das Paradies ohne Eva war ihm kein vollkommen bestücktes Paradies, obgleich es
tatsächlich sehr wohl vollkommen, rein und gut war… Die Welt wurde ihm erst vollständig mit ihr, obwohl der Welt
nichts mangelte.
Adam ersehnte die Frau aus einer
Liebesfähigkeit hraus, die entfernt auf die Liebe hinweist, mit der auch
Gottvater den Sohn zeugte und gebar. Ich wage nicht, dies allzu sehr
auszuführen, aber dennoch muss ich bekennen, dass mich diese Erzählung in
Genesis 2 ferne, wie in einem blinden Spiegel, geheimnisvoll und diesem Äon
verborgen an die dreifaltige Gottheit erinnert.
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Bis hierher bin ich 100% d'accord und kann die Fortsetzung kaum erwarten! Und: solche Texte in "katholisches.info" zu posten, bedeutet PERLEN VOR DIE SÄUE ZU WERFEN ...
AntwortenLöschenMichael Koppe, Mittenwal