Montag, 14. Januar 2019

Ein Zusatz zum Brief X an Unitarier und Trinitarier - Sterblichkeit, Auferweckung, Unsterblichkeit



Lieber Diskurspartner vom 12.1.2019 um 12.43 Uhr unten in den Kommentaren,

Zu der „Erweckungsfrage“ passt auch noch dieser Kommentar von gestern um 16.01 Uhr  https://zeitschnur.blogspot.com/2019/01/trinitatslehre-auf-dem-prufstand-brief.html?showComment=1547391707514#c5003172108034670111

Vor allem der Schlusspassus.

Vielleicht ist es wirklich dies: der Mensch war auch im guten Schöpfungsstand sterblich, nicht unsterblich, denn Unsterbliches (wie die Engel) kann niemals sterblich werden, sonst wäre es auch zuvor nicht unsterblich gewesen.Die eigentümliche Rede davon, dass der Satan und seine bösen Engel und die Menschen, die ihnen folgten, am Ende in einem Feuersee versenkt werden, sagt nicht, dass sie sich in Nichts auflösen, sondern auf ewig in einem brennenden, unruhigen Zustand verbleiben.
Man kann einwenden: Aber durch eine Transformation kann doch zB auch Unzerbrechliches zerbrechlich werden (etwa flüssiges Wasser, wenn es zu Eis wird).
Dagegen spricht: Unzerbrechlichkeit ist kein absoluter (ontologischer) Begriff, Unsterblichkeit ist dagegen ein ontologischer Begriff. Unsterbliches kann nicht ohne Verlust seines Seins sterblich werden — dh: es ist dann nicht mehr das, was es seinsmäßig war. ZB: ein Engel ist keiner mehr, wenn er sterblich ist.
Der Mensch aber ist immer noch Mensch, wenn auch verwundet. Daraus kann man schließen, dass er auch in Eden nicht unsterblich war.

Die „Erweckung“ zur Unsterblichkeit aus Sterblichem ist aber sehr wohl denkbar — eben durch diese „Neugeburt aus Geist und Wasser“ („neue Schöpfung“), wird so ja auch von Paulus ausführlich besprochen.
Die gefallenen Engel aber - das hat schon die Kirche festgestellt im Mittelalter - können als Unsterbliche nicht gerettet werden, sondern haben den Fall im „Rang“ des Unsterblichen auch zu einem unsterblichen Fall gemacht. Das meint Judas (Jud 6) mit seinem etwas merkwürdigen Satz über die Engel, die ihre Wohnstatt verlassen haben.
Es ist das Glück des Menschen, dass er sterblich fiel — so konnte er gerettet werden. Das Alte kann also sterben, und das Neue kann zur Unsterblichkeit auferweckt werden.
Bild im NT dafür ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt und "stirbt", dann erst "auferstehen kann" und Frucht bringen. Man muss hier einen intakten Samen voraussetzen, aus dem etwas generiert werden kann.

In dieser Logik ist dann nicht nur jede Rede von einer „unsterblichen Seele“ (gegenüber einem sterblichen Leib) hinfällig, sondern auch klar, dass die Auferweckung Jesu aus dem Tod tatsächlich der entscheidende Impuls für das Heilsgeschehen ist. Die Toten schlafen, so sagt es auch noch Jesus, in der Unterwelt, die Seele ist nicht irgendwie völlig wie vorher und der Leib verwest, es gibt hier nicht unsterbliche und sterbliche Anteile, sondern den sterblichen Menschen. Aber das "Sterbliche" bedeutet etwas anders, als wir es gemeinhin auffassen. Die Vorstellung ist eher so, dass die Toten vollständig noch da sind, auch ihr Leib, aber in einem Zustand, in dem sie de-vitalisiert verbleiben bis zur Auferstehung. 
Der Sündenpreis in der Genesis, dass die Menschen sterben müssen, könnte auch anders gedeutet werden: nicht dass der Mensch nun sterblich wird, sondern dass er in dieser de-vitalisierten "Kurve" hängenbleibt, vorher aber vielleicht ebenfalls verwandelt worden wäre, wenn der Plan Gottes in der guten Schöpfung geblieben wäre. Im Mittelalter dachten viele, Gott habe den Menschen sterblich gemacht, um ihn zu testen und für den Fall, dass er nicht standhält, dennoch retten zu retten (anders als die Engel).

Andererseits: warum wird dann auch von denen, die nicht glaubten, gesagt, sie würden für immer in Gottferne gequält in ihrer eigenen Unruhe?
Sie wollten doch mit dem Christus nicht auferstehen, blieben also einfach die Sterblichen, die wir waren. Warum verschwinden sie nicht einfach im Nichts, sondern leben als Gequälte weiter? Diese Qual nennt die Apokalypse den "zweiten Tod". 
Auch das spricht für meine obige Deutung: Bedeutet also der Tod am Ende gar nicht, dass man nicht mehr ist (wie man das landläufig versteht), sondern eher, dass man irgendwie in Chaos und Verzweiflung des de-vialisierten Zustandes ist, der nicht etwa "Ruhe" bedeutet, sondern im Gegenteil sinnlose Unruhe? Der erste Tod ist der Preis für den Fall, ein Zerfall, eine Art der lähmenden De-Vitalisierung, der aber als solcher ebenfalls "sterblich", also aufhebbar ist? Der zweite Tod wäre demnach der endgültige Fall für ewig, aus dem es kein Zurück mehr gibt, der nicht nur Lähmung, sondern ewiges Chaos bedeutet?

Was heißt also "sterben", wenn aus einem im ersten Tod Gestorbenen ein Wunderbareres, aber seinsmäßig doch Gleiches hervorgehen kann (es ersteht ja derselbe Mensch auf!)?
Es bedeutet eine wie immer zu definierende De-Vitalisierung eines "Ons". Es bedeutet nicht ein "Verlöschen" oder ein "im Nichts Verschwinden".

Natürlich kommt die Frage auf, ob nicht auch das unsterblich Gemachte erneut fallen kann (wie einst die Engel), also das Auferstandene. 
Müssen wir deshalb so lange warten, bis wir auferstehen, damit genau diese Gefahr nicht mehr entsteht?
Erhalten wir deshalb jetzt eine "Anzahlung", sind zwar schon eine "neue Schöpfung", aber noch im Wartestand, bis sich alles erfüllt, damit wir nicht aus der Erfülltheit fallen in diesem Äon? 
Erhalten wir erst dann den vollen "Lohn", wenn dieses Äon vorbei ist mit dem in ihm wirksamen Bösen?

Gibt uns die Aussage Pauli darauf Anwort, als er schreibt, der Christus würde am Ende, nachdem der Vater ihm alles übergeben hatte, dem Vater alles zurückgeben, seinen Platz neben dem Vater gewissermaßen wieder räumen, damit Gott alles in allem sein könne?

"27 "Denn alles hat er seinen Füßen unterworfen." Wenn es aber heißt, dass alles unterworfen sei, so ist klar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.

28 Wenn ihm aber alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei." (1. Kor 15)

Heißt das, dass der Vater tatsächlich einem Menschen risikohaft alles übergeben hat, um die Schöpfung zu retten, und in dieser vulnerablen Phase ein erneuter Sturz denkbar wäre, jedenfalls eine Getrenntheit vorliegt zwischen Gott und Schöpfung, die durch einen operationellen "Mittlermenschen" prozessual überwunden werden soll? Und erst die Zielerreichung (das Ende dieses Äons) künftig jeden erneuten Fall ausschließt, wenn eben dieser Mensch Gott alles zurückgegeben hat, auch dies in gewissem Sinn stellvertretend, als Mittler, für uns, die wir uns getrennt hatten und die Schöpfung an uns gerissen haben, als wären wir selbst der Schöpfer?

Wenn Gott alles in allem geworden ist - ist dann das ewige Leben erreicht und kann nie mehr verspielt werden?
Wie aber ist die Getrenntheit derer zu verstehen, die von ihm getrennt bleiben, weil es ihre Wahl war? Ist Gott in ihnen auch alles in allen? Das dürfte ausgeschlossen sein... Hier versagt unser Vorstellungsvermögen: daher dachten viele, es müsse am Ende eine Allversöhnung geben. Dagegen sprechen aber zahlreiche Stellen im NT. Bleibt dieser Feuersee in seiner sinnlosen Unruhe als ewiges Mahnmal in der Neuen Schöpfung stehen? So wie die Wundmale Jesu ja nicht einfach wieder zu glatter Haut wurden?

5 Kommentare:

  1. Ein kurzer Hinweis:

    Die Schöpfungsgeschichte geht nicht davon aus, dass der Mensch per se ontologisch unsterblich sei. Vielmehr bedarf er der Zufuhr der Frucht vom Baum des Lebens. Dem entspricht die Aufforderung Jesu, seinen Leib zu essen und sein Blut zu trinken. Er selbst bezeichnet sich als "das Leben", was im Kontext und nach der Wortbedeutung nur das "Leben aus Gott" bzw. nur "göttliches Leben" sein kann. Womit wir wieder bei der Göttlichkeit Jesu wären. "Sterben" bedeutet also in diesem Zusammenhang, getrennt von Gott, der das wahre Leben ist, getrennt zu sein.

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    1. Das entspricht in mancher Argumentation dem, was ich ja sagte: Ein Unsterblicher kann nicht sterblich werden. Das wäre logischer Unsinn. Unsterblich heißt, dass ein Wesen nicht sterben kann. Es unsterblich zu "machen" würde heißen, dass es zu einem anderen Wesen verwandelt wird. Natürlich könnte man sich das spielerisch auch durchdenken, ob der Mensch wesenhaft verändert worden sein könnte.

      Aber hier kommt man in Gefilde, in denen unsere Vernunft versagt.

      Ich habe allerdings den Eindruck aus der Genesis, dass Gott den Menschen sterblich schuf, weil es dort heißt:

      "...seht der Mensch ist geworden wie unsereins, er erkennt Gut und Böse...dass er jetzt nicht die Hand ausstreckt, auch vom Baum des Lebens nimmt,davon isst und ewig lebt!" (Gen 3,22)

      Diese Symbolik legt nahe, dass der Mensch zuvor weder von dem einen noch dem anderen Baum gegessen hatte. Das Verbot hatte nur den Baum der Erkenntnis betroffen. Es ist dies eine Wahlgeschichte: Hier lege ich Dir zwei Möglichkeiten vor - die eine oder die andere, aber die eine tu nicht, weil sie Dich sterben lässt.

      Offenbar rührte der Mensch zunächst diese Wahl nicht an - bis die Schlange zu Eva kam.

      Mit einem Essen vom Baum des Lebens nach der Verkostung vom Baum der Erkenntnis wäre der Mensch vermutlich in dem Zustand, den der Genuss vom einen Baum hervorgerufen hatte, "eingefroren", "ewig" geworden: also ewig vernichtet. Aus Mitleid treibt Gott den Menschen hinaus aus dem Garten, damit er nicht seinen Zustand eigenmächtig zu einem ewigen macht. Gott will ihn wieder hinausführen aus diesem "Ägypten".

      Die Auferweckung Jesu aus dem Tod, die er nicht selbst macht, sondern die der Vater vollzieht, ist die Verwandlung zur Unsterblichkeit aus der Reinheit, die der Mensch durch seine Wahl ausgeschlossen hatte. Wie nun der Schritt von diesem einmaligen Ereignis mit Jesus zur Frucht für alle wird, ist nicht vernünftig erklärbar, man kann es nur gedanklich umkreisen. Die Neigung der alten Kirche nach ihrer Verstaatlichung, das alles mithilfe philosophischer Spekulationen "definieren" zu wollen, ist ziemlich vermessen. In jedem Fall ist aber das Essen und Trinken des Lebens Jesu ein geistiger Vorgang, genauso wie die "Ströme lebendigen Wassers", die vom Christgläubigen ausgehen, nicht als aus ihm quellendes buchstäbliches Wasser gemeint sind, sondern als eine Geisteskraft. Erst die Vermischung mit spätantiken Praktiken der Mysterienkulte brachte dieses sinnliche Missverständnis hervor, mit dem wir heute in der Absurdität angelangt sind.

      Ich denke aber, hier versagt unser Erkennen und Wissen: wir ahnen allenfalls, was sich hier vollzogen hat. Wir können uns niemals vorstellen in diesem Leib, was hier geschehen ist. Wir ahnen aber immerhin soviel, dass wir Jesu "Schlüsseltat" bzw die Schlüsseltat des Vaters im Verbund mit ihm für uns annehmen, ergreifen können in der Hoffnung, durch dies eines Tages, wie Jesus verwandelt zu werden zum ewigen Leben. Ob Jesus "wesensgleich" mit Gott ist oder nicht, können wir absolut nicht wissen! Und man muss fragen, ob das überhaupt wichtig ist für die Antwort, die wir auf die Erscheinung Jesu Christi geben müssen. Schon das rein irdische Denken kommt an Grenzen und landet in Paradoxien, die nicht mehr auflösbar sind (zB in der Mathematik) - und im Glauben meinen wir, wir müssten Dinge definieren, in die wir gar keinen Einblick haben und die mehr als paradox sind?!

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  2. Das Problem mit "Ein Unsterblicher kann nicht sterblich werden." besteht darin, was wir unter "sterblich" und "unsterblich" verstehen. Von Gott her gedacht ist m.E. alles "unsterblich", das Gottes unvergängliches Leben in sich trägt. Nichts und niemand ist also ohne dieses Leben per se ontologisch unsterblich. Insofern kann auch ein Wesen. welches zunächst das göttliche Leben in sich hat und es dann verliert, sterblich werden.

    Was das aber konkret bedeutet, ist in der Tat schwer zu sagen. Ich gehe jedoch in Übereinstimmung mit dem Neuen Testament davon aus, dass dies ein sehr "miserabler Zustand" ist. Es könnte aber sein, dass auch dieser Zustand durch Gottes Gnade nach einer gewissen Zeit beendet sein wird.

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    1. Wenn das so wäre, wie Sie es gedanklich zeichnen, was heißt dann "Wenn...werdet Ihr sterben." Gott sagt an der Stelle sogar "An dem Tag, an dem ihr davon esst".

      Nun geschieht aber das nicht, sondern die beiden Menschen nehmen sich "ungeschützt" (nackt) wahr.

      Vor der Sintflut werden sie immer noch Hunderte von Jahren alt. Dann geschieht dieses merkwürdige Treiben, dass die "Göttersöhne" Menschentöchtern beiwohnen und "Riesen" mit ihnen zeugen, also eine Art Mischwesen (Gen 6). In diesem Zusammenhang sagt Gott: "Mein Geist soll nicht für immer im Menschen bleiben, weil er auch Fleisch ist; daher soll seine Lebenszeit 120 Jahre betragen." (Gen 6,3)

      Das klingt doch so, als habe Gott das "Quantum" an leben noch einmal entscheidend verkürzt. Die Aussicht am selben Tag zu sterben, an dem vom Baum gegessen wurde, hat er wohl selbst aufgehoben und gar nicht konsequent durchgeführt bis dato.
      Vielleicht ist es bedeutsam, dass der einzige vorsintflutliche Mensch, der nach Adam und Eva seinen Weg konsequent und vollständig mit Gott geht, Henoch, einfach weggenommen wird.

      Mir erscheint aber auch die neutestamentliche Stelle, bei der es heißt, dass das "Entschlafen" nicht identisch ist mit dem "Verwandeltwerden", dass "Sterben" iS von "Entschlafen" nicht dasselbe ist wie das "Nichtverwandeltwerden" (deren Auferweckung) derer, die verloren gehen.

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  3. Wie gesagt, besteht das Problem darin, was mit "sterben" gemeint ist. Etwas "stirbt" ja mit dem Sündenfall, nämlich die Gemeinschaft mit Gott und zwischen Mann und Frau wird gestört/zerstört. Oder was wäre, wenn mit "ihr werdet sterben" die Einleitung des biologischen Sterbeprozesses gemeint ist, die an diesem Tage beginnt?

    Aus Gen. 6,3 entnehme ich, dass es tatsächlich der innewohnende Geist Gottes ist, der auch die biologische Uhr steuert. Wenn Jesus am Kreuz sagt: "In Deine Hände befehle ich meinen Geist", dann steht dahinter das gleiche Verständnis, was das Menschsein Jesu betrifft.

    Wovor wir uns hüten sollten, ist eine moderne (natur)wissenschaftliche Bedeutung in diese Aussagen hinein zu legen. Damit wird man diesen alten Texten nicht gerecht. Und trotzdem ist das natürlich verlockend. Man weiß ja heute, dass der Mensch tatsächlich ab seiner Geburt langsam stirbt, auch wenn es bis zum biologischen Exitus noch 100 Jahre oder länger dauern kann. Und dies, obwohl Altersforscher davon ausgehen, dass die Faktoren, die das Altern und Sterben voranbringen, nicht so ablaufen müssten.

    Aber wie auch immer: Gott begrenzt einerseits offensichtlich unser biologisches Alter bzw. läßt dies zu; es scheint aber so zu sein, als würde er dann, wenn er vom "Sterben" spricht oder im Gleichnis vom verlorenen Sohn, wo er sagt: "Dieser war tot." oder wenn Paulus davon spricht, dass der unerlöste Mensch "tot in seinen Übertretungen" ist, sich nicht auf den biologischen Tod bezieht, sondern auf die fehlende innere Beziehung zu ihm.

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