„Sine dubiis“ und der sinnlich erfahrbare Gott
Auf dem Internetforum
für katholische Lebensart („TheCathwalk“ https://thecathwalk.net/2017/02/18/sinedubiis-wir-gehen-mit-papst-franziskus/
) und dem Blog Davis Bergers („Philosophia perennis“ https://philosophia-perennis.com/2017/02/20/news-der-postkatholische-papst/amp/
) geht der Pingpongball in Sachen Franziskus, Papsttum und der Frage, was nun
die katholgetränkte und weihrauchschwangere Eigentlichkeitstradition ist,
heftig weiter.
Monatelang musste man rund um die
Familiensynode 2014/15 aufseiten der Konservativen, aber in der Kirche
Verbliebenen, die Prophezeiung vernehmen, bestimmt werde aber nun ein Papst
endlich mal so richtig häretisch werden und das Dogma der Dogmen (nach dem
allerheiligsten Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes versteht sich), nämlich
die Unauflöslichkeit der Ehe auflösen. Ich gebe zu, dass ich anfangs unter dem
Einfluss dieses Geheuls stand und selber so dachte.
Inzwischen habe ich viel gelesen
und viel gehört, viele Katholiken erlebt und mir die illustren Zeugnisse des
19. Jh angetan, Zeugnisse schlimmster Verlogenheit, Intriganz, Gefühllosigkeit,
Härte, Unbarmherzigkeit, sexueller Entgleisungen und brutalen Machtmissbrauchs gegen
alles, was sich weigerte, diese ultramontan—infallibilistischen, superfromm—wundersüchtigen
Pillen zu schlucken, die nicht nur Pius IX. sondern auch eine ausgesprochen
tätige Truppen fanatischer Vasallen, damals vor allem im Jesuitenorden zu
finden und unter den Neuscholastikern, unters Kirchenvolk wie eine Medizin
gegen die bösen Neuerer, „Freimaurer“ und „Modernisten“ brachten.
Die Wahrheit ist, dass die größten
Neuerer diese Fraktionsgenossen selber waren. Ihre Erfindungen sind so
verstiegen und so stark propagiert worden, dass viele Menschen nach zwei
Generationen nicht mehr wussten, dass das alles gar nicht zur Tradition der
Kirche gehört. Plötzlich gab es ein „ordentliches Lehramt“ und ein
„außerordentliches Lehramt, „Kathedralentscheidungen“, wobei bis heute unklar
ist, was eigentlich darunter fällt, es gab seit dem Beginn des 19. Jh ein
explosionsartiges Anwachsen von Erscheinungen, Eingebungen und Visionen, und
wundersamerweise bestätigten sie immer den Papst und nie dessen Mahner. Dass es
so etwas nie zuvor in der Kirche gegeben hatte, war den meisten gar nicht klar.
Alle Naslang erschien die Gottesmutter und tut das bis heute, als ob das zum
Bestand des überlieferten Glaubens gehörte, und in vielen Orten pilgert der
konservative Tross des wahren Glaubens zu ortseigenen Seherinnen, die natürlich
alle „papsttreu“ und „marianisch“ sind, wobei ein echter „Heiliger Vater“
ultramontan, infallibilistisch, autokratisch und irgendwie „pianisch“ sein
muss. Ich bin außerstande, dieses Treiben mit dem, was ich im Neuen Testament
lese, zusammenzubringen. Es ist, als wären das zwei völlig verschiedene
Religionen.
Das Ergebnis der Kampagnen,
Indizierungsverfahren, Hetzorgien, Gehirnwäschen und Erpressungsfeldzüge, die
ins Vaticanum I mündeten und aus ihm umso stärker wieder ausflossen, war die geradezu
magische Fetischisierung des Papstes, ein dazu instrumentalisierter Marianismus,
die erwähnte explodierende Erscheinungs— und Wundersucht und eine
Unterwerfungsmentalität, die dem rabiaten Islam alle Ehre hätte machen können
und ihn manchmal sogar toppt.
Anti—Freimaurerhetze, Judenhass,
Royalismus um jeden Preis, Frauen—Bashing, Führerkult, die Förderung des
Faschismus, die Formalisierung und Erstickung des lebendigen Glaubens, die
endgültige Total—Sakramentalisierung und die Aushöhlung des Apostolats der
Laien waren das finstere Ergebnis dieses Ungeistes. Der Papst wurde zum Gott
auf Erden, und viele vergaßen darüber den wirklichen und wahren Gott. Man war
der Form halber fromm und tat viele Kniebeugen und Kreuzzeichen bei der
Eucharistiefeier, und doch nahm man den Herrn, der doch demütig, gewaltlos und
der „Letzte“ blieb, weniger in sich auf als die Ideologie eines hierokratischen
Machtanspruchs des Papsttums auf die Seelen. Ja, man identifizierte den
Anspruch Gottes auf uns Menschen, ohne mehr eine Differenzierung vorzunehmen, mit
dem Anspruch des Papstes und der Hierarchie auf die Seelen. Alsbald äffte die
Welt solchen Absolutismus in diversen Totalitarismen nach. Ohne Vaticanum I ist
wohl weder der Faschismus noch der sozialistische Totalitarismus denkbar. Der
berühmte Spruch von der Partei, die immer recht hat, vom Chef, der immer recht
hat, hatte sein Vorbild im Papst, der immer recht hatte, einfach deswegen, weil
er recht hatte.
Nun haben wir erlebt, dass aber
Päpste kamen, die den übersteigert—autoritären Wahnsinn des 19. Jh oder noch Pius
X. im 20. Jh nicht weiterführen wollten. Das begann gleich nach Pius X.
mit Benedikt XV., der, samt den Kardinälen Rampolla und Gasparri, prompt als
heimlicher in die Kirche eingeschleuster Freimaurer gehandelt wurde. Beweise
blieb man für solche Unterstellungen grundsätzlich schuldig. Aber bis heute
wird der Unsinn weitergetragen und dem Traditionsnachwuchs eingeträufelt wie
ein Gift, das nicht mehr neutralisiert werden kann. Den total auf diese alten
Gespenster und ihre Ideologien eingeschworenen Klerikern und Gläubigen stockte
der Atem: das konnte ja dann nur der Antichrist sein, wenn ein Papst von diesem
Gift nichts hielt oder sich irgendwie öffnete für das total—tabuisierte und
dämonisierte methodische Denken der Gegenwart…
Auf den Gedanken, dass die, die sie
zuvor überhaupt durch ihren a—katholischen Anspruch in solche Gewissensnöte
gebracht hatten, vielleicht viel eher der Antichrist oder schlicht falsche
Lehrer gewesen sein könnten, kamen all diese braven Leute bis heute nicht.
Ein kurzer Streifzug durch die
Kirchen— und Theologiegeschichte hätte ihnen zeigen müssen, dass dem Papsttum
nicht das zukommen kann, was das 19. Jh behauptet hatte. Stimmte das Papstbild
des Vaticanum I, müsste man sagen, dass die Kirche erst in der Neuzeit
gegründet wurde und mit der alten Kirche nichts zu tun hatte, deren
Papstgeschichte über lange Zeiten eine einzige Katastrophen—, Macht— und
Intrigengeschichte war. Ganz zu schweigen davon, dass man eine Verbindung zu
ihrem Gründer und Herrn ohnehin nur noch schwer zu erkennen vermochte, wenn man
sich dieses hochmütige und eitle, gewalttätige Hierarchengeklüngel ansah, das
vor allem erst einmal sich selbst zu verherrlichen gedachte, bevor es auch nur
einmal den Namen Jesu aussprach.
Und nun haben wir nach dem Wahn,
Benedikt XVI. habe noch einmal den „alten Glanz“ des 19. Jh und seiner Träume
von der „Papstgeschichte“ zurückgebracht, diesen Franziskus, diese
Quasselstrippe, diesen relaxten und temperamentvollen Argentinier mit
italienischen Wurzeln, dem all dieser Popanz von Anfang an sichtlich auf den
Keks ging. Zugegeben — er befremdete uns erst mal, uns, die wir gewohnt sind,
diese abendländischen Geistesmenschen in ihren Zobeln und roten Schühchen zu
sehen, als hinge davon die ewige Seligkeit ab. Und ein Papst ohne Tiara — o
weh: der Glaube bricht zusammen… dabei ist die Tiara kein Glaubenszeichen,
sondern ein weltliches Herrschaftssymbol — nichts weiter.
Benedikt hatte so oft gesagt, dass
er sich dabei nicht wohlfühle. Er wollte kein „Heiliger Vater“ sein, weil nur
Gott unser Vater sei und Jesus das doch ausdrücklich gesagt hatte — aber das
überhörten unsere Konservativen geflissentlich. Was juckt sie, was Jesus gesagt
hat, wenn es in der Tradition so schön heimelig ist und so kuschelig und
vertraut. Dass auch Benedikt (nicht anders als Franziskus) bis zuletzt davon
sprach, dass viele Ehen wohl keine sakramentalen Ehen seien, weil die
erforderliche Intention dazu gefehlt habe — die aufgewühlte Menge der
Konservativen hörte davon nichts, obwohl er es laut sagte. Auch sprach er von
„Entweltlichung“ und Rückzug, von der Andersheit des wahren Gottes, der nicht
mit der Macht dieser Welt zusammenpasse — es verhallte im Wind.
Während wir wehklagten, weil
Benedikt sich zurückgezogen hat, und die buntesten Verschwörungstheorien sich
um sein Verschwinden rankten, während alte Freimaurer—Schundromane und Gerüchte
aus den Vatikankellern fröhliche Urständ feierten, übersahen wir, dass Benedikt
mit seinem Rücktritt auf seine Weise ebenfalls das Papsttum total—entzauberte.
Und nun starteten nach vielem
Lamento der Konservativen ebenfalls Konservative eine Kampagne für Franziskus, nachdem der Weihbischof
Schneider mit dem heroischen Namen Athanasius aus Kasachstan und Kardinal Burke
langatmige Belehrungen über die Ehe herausgegeben hatten und Burke mit drei
anderen zusammen einige „Dubia“ an dem nachsynodalen Schreiben „Amoris
laetitia“ an Franziskus verfasst hatten, die der einfach ignoriert hatte etc.
etc.
„Sine dubia“ nennen sie die
Kampagne und werben für Unterschriften. Das falsche Latein wurde dann
schließlich Gott sei Dank in korrektes Latein korrigiert: „Sine dubiis“. Was
ist der Inhalt dieser Kampagne pro Franzisco? Eigentlich vor allem dies,
nämlich endlich endlich mit dem Franziskus—Bashing aufzuhören unter den
Konservativen und endlich wieder zum Papst zu stehen, weil er doch der Papst
ist und der Fels, und ein richtiger Katholik schießlich romtreu sein muss und
papstreu, wo der Papst doch mit quasi—magischer Unfehlbarkeit aufgeladen ist
und gerade Franziskus mit seiner Barmherzigkeit doch eigentlich ein solches
Gottesgeschenk ist.
Nun muss ich zugeben, wie ich es ja
auch im Kommentarbereich auf „TheCathwalk“ darlegte, dass ich in der fraglichen
Sache „Amoris laetitia“ tatsächlich „pro—francisco“ zustimme, nicht aber in
ihrer Begründung.
Franziskus hat sich nicht
missverständlich ausgedrückt — wer das Schreiben „Amoris Laetitia“ gelesen hat,
muss das zugeben. Er bekräftigt die objektive Dogmatik, will aber überhaupt
erst einmal so etwas wie eine pastorale Praxis im Umgang mit einem
zeitgenössischen Problem einiger Gläubiger entwickelt sehen. Wie ich schon
schrieb, war die Kirche in früheren Zeiten mehr als lax, wenn es um die
Ehemoral ging, vor allem bei den Hochgestellten. Jedes Museum zeigt uns das
verbreitete Huren— und Ehebruchsleben unserer ach so christlichen Fürsten und leider
auch oft Kleriker, und ich wüsste nicht, dass es deswegen Aufstände gegeben
hätte. Jedenfalls nicht aufseiten der Hierarchie. Franziskus scheint die reale
Eheproblematik vieler Katholiken ernstnehmen zu wollen, ohne die Betroffenen
deshalb wie rohe Eier an beinharter Objektivität zu zerklopfen, die überdies ja
so leicht nicht zu klären ist, eben weil viele Ehen nicht in der rechten
Intention zustande gekommen sein dürften. Ihm steht vor Augen, dass nach so
vielen Jahrhunderten der Entleerung des persönlichen Glaubens, nicht zuletzt
durch die zu starke Formalisierung und den anschließenden Abfall in der
Säkularisation und die Unglaubwürdigkeit des Klerus und seiner sexuellen
Exzesse, die Gläubigen überhaupt erst wieder herangeführt werden müssen an so etwas
wie einen persönlichen Glauben, ein Verständnis des Sakramentalen, das sie
nicht nur als passive und unterworfene Empfänger, sondern auch als Spender
eines Sakramentes erzieht, nämlich ganz zentral des Ehesakramentes, und ein
Ergreifen ihres Apostolats aufgrund des Ergriffenseins, das ihnen auch die
Hierarchie nicht diktieren kann.
All die Fragen, etwa die, ob das,
was die Deutschen Bischöfe in ihrer unsäglichen Oberflächlichkeit aus „Amoris
Laetitia“ machen, angemessen ist, stehen im Raum, aber die vier Dubia—Kardinäle
haben den Papst angegriffen und nicht die oberflächlichen Bischöfe, und genau
das verstehe ich nicht.
Dass die an Franziskus gerichteten
„Dubia“ der vier Kardinäle zwar samtweich, devot, ja sogar papalistisch
schleimig formuliert sind, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie
inhaltlich unverschämt sind. Sie unterstellen nämlich, nach diesem
nachsynodalen Schreiben stehe die überlieferte Lehre in Frage. Franziskus wird
aufgefordert, mit Ja und Nein auf diese Fragen zu antworten. Die vier Männer
führen sich auf wie Richter — und das als eigentliche Konservative, die doch
eigentlich sonst immer die Papsttreue zum Ausweis des rechten Glaubens gemacht
hatten. Und nota bene: angeblich darf doch den Papst niemand richten und wanken
kann er doch angeblich auch nicht, weil er der Fels ist, auf dem die Kirche
steht.
Ich gebe den Cathwalkern recht,
gegen den Strich recht, denn es ist seltsam, plötzlich die Papsttreue
aufzugeben mit all ihren autoritären und absolutistischen Implikationen, an
denen man Generationen angeblich progressiver Kleriker zerdeppert hat, wenn man
nur solange papsttreu bleibt, solange der Papst einer bestimmten Ideologie die
Stange hält, als ob der Glaube eine Ideologie wäre. Aber die Cathwalker argumentieren
überhaupt nicht in der Sache, sondern mit reinem Papstglauben. Und das kann ja
wohl in einer ernsthaften Diskussion nicht sein.
Immerhin ist das Schisma der
Traditionalisten und Sedisvakantisten ja eine logische Folge aus dem Papst—Popanz,
den die Päpste des 19. und frühen 20. Jh aufgebaut haben. Ich finde, dass man
diese Leute verstehen kann: ihr braver Schützengrabenglaube auf den
windgegerbten „Felsen“ Pius IX. und X. kann gar nicht anders, als in Franziskus
(und nicht nur ihm) ein Monster zu sehen… Dass freilich dieser Felsenglaube,
der eher auf Menschen als auf Christus setzt, in sich ein uneingestandener und
wohl auch unerkannter Glaubensabfall ist, ist diesen Menschen als notwendiger
Gedanke durch drohende Denk—Tabus völlig ausgeredet worden, und wehe denen, die
dieses Desaster zu verantworten haben. Dennoch: Traditionalisten, ihr seid
aufgerufen, endlich selbst zu denken und endlich umfassend zu prüfen und Eure
Vorurteile in Frage zu stellen! Informiert euch endlich umfassend und lest
nicht nur die immer gleiche einseitige (Hetz—)Literatur der ultramontanen und
neuscholastischen Fraktion!
Christus ist der Herr — nicht der
Papst und nicht die hier nicht um ein Fiat gefragte Sekundantin Maria, die sich
vermutlich windet im Himmel angesichts ihres Missbrauchs für diese irdischen papalistischen
Machtzwecke!
Sagen wir es anders: Wer auf den
Papst starrt und ihn mit Jesus identifiziert, der muss zwangsläufig so oder so
irre werden am Glauben.
Es muss eine Nummer kleiner gehen
mit dem Petrus, so wie im Neuen Testament: Ja, er ist der Erste und soll den
Felsen repräsentieren, aber er ist weder Christus noch ontologisch dessen
Stellvertreter. Er ist „vicarius“, und ein Vikar ist immer ein Schüler und
Lehrling, nie der Meister!
Ob nun aber das Gegenschreiben des
Herrn Maximilian Krah auf David Bergers Blog der Sache gerecht wird? Angenehm
ist bei ihm, dass er wenigstens den unsachlichen Papalismus der Cathwalker
ablehnt. Aber er sieht nicht, dass er auf der Basis seines offen zugegebenen Lefebvrismus
den Papalismus aus logischen Gründen nicht ablehnen darf, denn die Pius—Ideologie
des Erzbischofs Lefebvre ist ultramontan—infallibilistische Ideologie des 19.
Jh minus Papst. Das ist in sich unsinnig. Man muss sich schon entscheiden. Die
eigenmächtig—anmaßende Papst— und Konzilskritik des Msgr. Lefebvre hätten
„anständige“ Ultramontane des 19. Jh nicht einmal mit der Beißzange angefasst! Mag
auch Krah sich erzürnen über Franziskus Klimawandelgeschwätz und seine
sentimentalen Gesten gegenüber echten oder vermeintlichen Flüchtlingen — all
solchen Blödsinn taten Päpste seit mindestens 1000 Jahren. Wer es nicht glaubt,
sollte halt mal ein wenig in die Geschichte eintauchen. Mir persönlich ist
dabei das Gerede des F. noch tausendmal lieber als päpstliche Hexenbullen,
Frauenbashing, Mätressenwirtschaft, Gegenpapsttum, Kriegshetze,
Selbstbeweihräucherung, dumpfe Einmischung in die Naturwissenschaft und die
Erlaubnis, fremde Völker auszurauben und alles, was sich bei drei nicht hat
taufen lassen, auf den Sklavenmärkten zu verkaufen. Sorry, Brüder und
Schwestern, aber man sollte mal die Kirche im Dorf lassen. Glaubensaufweichung
gibt es nicht erst seit heute!
Zu dem Themenkomplex wäre natürlich
sehr viel mehr zu sagen, als es hier möglich ist, und wer regelmäßig meine
Texte liest, weiß ungefähr, worauf ich hinauswill. Ich plädiere eher für einen
Weckruf in Richtung Kenntnisnahme der historischen Realität der Kirche!
Aber vollends irritiert hat mich
dann bei Krah sein Schlusspassus mit dem unvermeidlichen Lefebvre—Sektenbekenntnis
und der Satz
„Die
Wiedergewinnung des Glaubens gelingt sicher – sicher! – nicht durch Aufweichung
der Lehre. Sie gelingt nicht durch Enzykliken zum Klimawandel und auch nicht
durch geschwätzige Interviews. Sie gelingt allein durch die Wiederherstellung
des Kultes. Die Existenz Gottes muss im Kult sinnlich erlebbar werden.“
Aha… Gott „sinnlich erfahrbar“…
meine Güte, ja, da haben wir es wieder — die Totalveräußerlichung des 19. Jh,
den Glaubensabfall von rechts!
Gott sinnlich erfahrbar!
Wie war das: Wir leben hier im
Glauben, nicht im Schauen? Wir erleben hier Gott sinnlich — ach ja, wo steht
das? Wunder gefällig? Kleines Visiönchen? Ätherische Strahlen um den
Kommunionkelch? Bluttränen aus den Augen der Holzmadonna? Wundersame
Krankenheilungen? Bilokationen, seit dem 19. Jh hoch im Kurs, oder Stigmata,
der Kirche der ersten 1000 Jahre völlig unbekannt?!
Das alles ist doch weit weg vom
Glauben, wie er überliefert ist in der Schrift und bei den Vätern und den
Mystikerinnen des Mittelalters!
Darum geht es also: um den sinnlich
erfahrbaren Gott, und wenn wir den wieder hergezaubert haben durch den
restaurierten „Kult“, dann, ja dann wird der aufgeweichte Glaube wieder „fest“?
War der Glaube nicht aufgeweicht, als man ihn in einem kranken Papalismus
erstarren ließ und total formalisierte und sakramentalisierte und die Laien
entmündigte? Naja, da war er vielleicht eher verhärtet… Kann es nicht sein,
dass nach Jahrzehnten dieser Gewaltkur der Versuch des Vaticanum II, hier
einiges wieder zurechtzurücken, einfach zu spät kam? Wieso sollte blühender
Glaube wegen dieses Konzils einfach zusammenbrechen? Das Vaticanum II hat
einfach nur entlarvt, dass das Gebäude morsch und hohl geworden war, erstarrt
in seinem Autoritäts— und Unterwerfungswahn. Und der Traditionalist, auch Herr
Krah, schlägt den Boten, weil er die Botschaft nicht hören will. Der Bote aber
war in diesem Fall das Vaticanum II.
Ob man nun letzteren Wahn ganz an
sich selbst ohne weitere Bezugnahmen aktivieren will, wie die Cathwalker, oder
dessen ästhetische Seite mitsamt der ultramontanen Ideologie des 19. Jh,
allerdings unter Subtraktion des Papstwahns, denn der passt logisch nicht mehr
zum Hier und Jetzt, wenigstens soweit ist Herr Krah „aggiorniert“ — es sind
beides die Seiten einer und derselben falschen Münze.
Beide wollen mit Falschgeld
erkaufen, was selbst mit Echt—Geld nicht zu bezahlen und zu erreichen ist.
Lest doch den Johannesprolog: „Nicht
aus dem Willen des Fleisches“, „nicht aus dem Willen des Mannes“ werden die
Kinder Gottes geboren, sondern… ja: das müsst ihr selber lesen. Ihr Alte—Messe—Besucher,
müsstet es doch wissen, was da steht!
Ob Franziskus davon so weit weg
ist?
Benedikt jedenfalls spricht von
Franziskus nur gut…
Es ist vielleicht zu früh, den
Pontifikat Franziskus zu beurteilen. Und es ist zu früh, den Benedikts zu
beurteilen.
Wir sind Kinder einer Umbruchszeit
und sollten auf Jesus blicken und ihn fragen, was wir tun sollen. Er hat doch
immer Zeugen und Zeuginnen erweckt, oft auch, wenn die Hierarchie nichts mehr
bezeugte. Na und?
Er ist doch der Herr, und auf ihn
kommt es an, und er erweckt bekanntlich selbst aus Steinen Kinder Abrahams!
Sehr interessanter Artikel!
AntwortenLöschenDa spricht durch die Autorin der Geist des Protestantismus, gegen una sancta catholica et apostolica Ecclesia
AntwortenLöschenEs stimmt einfach nicht, was da geschrieben ist; es ist eine äußerst amateurhafte klischeehafte Sichtweise der Sache, formal gut geschrieben aber eben ohne plausibilität; for more information please follow den Vortrag des insiders:https://www.youtube.com/watch?v=uCEyYsJjwvU&t=2394s LG
Ach so, nach sine kommt Ablativ und das haben die auch vergessen? Smile.
AntwortenLöschen