Adventus III
Gaudete – freut euch!
Freut
euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure
Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
Sorgt
euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit
Dank vor Gott!
Und
der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure
Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.
(Phil
4, 4-7)
Freuen wir uns?
Und überhaupt – was bedeutet hier
„sich freuen“?
Bestimmt nicht dieses Sich-Freuen,
dieses sentimentale, hedonistische, ichbetonte Sichfreuen unserer Tage,
womöglich noch charismatisch aufgeladen mit geistvermeintlichen Zuckungen und
kollektiver Freudenparanoia…
Die Freude, von der hier so
appellativ gesprochen wird, ist eingebettet in Dunkelheit.
So wie bei den Hirten auf dem Feld
in Bethlehem.
Siehe,
ich verkündige euch große Freude, hörten die armen Kerle, die nachts auf
den Weiden schliefen, bald selbst wie Schafe…
Man stelle sich das mal vor… man
schläft nachts im Freien auf der Weide, um einen herum das Schnauben und
Räuspern der Tiere, und plötzlich ist da der Himmel voll von… ja was
eigentlich, was ist das? Hey! Hey, Männer, was ist das!? Und dann diese
Botschaft –
So ein Hirte war vermutlich eine
der illusionslosesten Existenzen Israels. Glaube nicht, dass man so einen mit
Eiapopeia und religiösen Wahnideen aus dem Schlaf locken konnte. Auch nicht mit
Zungenreden, Lobpreis-Parties und ähnlichem Spektakel. Die Kerle waren müde und
rangen um jedes Quäntchen Energie. Vermutlich hätte man sie auch nicht mit
ästhetisch-liturgischem Firlefanz, „prachtvollen Messgewänder“, hierarchischem
Gedöhns, das angeblich den Himmel abbildet und seine Engelschöre, um die
wenigen kostbaren Ruhestunden bringen können.
Die Engelschöre, die sie hörten,
waren weder hierarchisch noch prachtvoll.
Ihre Gegenwart war so gegenwärtig,
dass es weder einer prachtvollen Verstärkung noch einer Hierarchie bedurfte.
Das Wirkliche, das unversehrte
Wirkliche kennt weder Hierarchie noch eine Verstärkung des defizitären Seins,
es ist so wie es ist, einfach, ganz einfach.
Das Hierarchische ist etwas zutiefst Irdisches, eine Krücke
für Seinsdefizite.
Es soll uns helfen, zu verstehen, dass Gott heilig ist, uns Krücken eine Krücken wiederum an Krücken...
Es ist eine Ordnung, aber sie hat keinen ontologischen Wert.
Es soll uns helfen, zu verstehen, dass Gott heilig ist, uns Krücken eine Krücken wiederum an Krücken...
Es ist eine Ordnung, aber sie hat keinen ontologischen Wert.
Die Hirten also sehen erst den
Engel des Herrn, der ihnen die bekannte Botschaft bringt „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren
wird…“ (Lk 2, 10), danach „die Menge
der himmlischen Heerscharen“, lateinisch „multitudo militiæ cælestis“ (Lk 2, 13).
Die Hirten sahen keine
Engelshierarchien, sondern einfach die
„Menge der (…) Heerscharen“. Und sie alle lobten einstimmig Gott. Und diese
Heerscharen waren „bei dem Engel“,
nicht unter ihm, nicht über oder neben ihm, sondern „cum angelo“. Alleine schon, dass die Hirten diese Erscheinung
hatten und nicht irgendwelche Hierarchen, spricht ebenfalls für sich.
Das sei nur mal nebenbei erwähnt
und allen reaktionären Katholiken ins Ohr geflüstert, die ein Seins-Defizit
verklären und damit das rein Irdische… wie im dritten Himmel nach dem Zeugnis des hl. Paulus "unaussprechliche Worte" gesprochen werden, die "kein Ohr je gehört hat", so sind auch die Beziehungsgefüge im Himmel ganz und gar unirdisch und nicht vergleichbar mit irdischen Ordnungen...
Die Überzeichnung des Hierarchischen zum Fetisch, wie sie sich in der Kirche schleichend und über Jahrhunderte weg angebahnt hat, ist antichristlich und bedeutet im Kern eine Total-Verirdischung des Himmlischen. Aus den visionären Engelsordnungen des AT und der Apokalypse kann niemand im Ernst schließen, was im Himmel wirklich ist. Gott ist ja auch kein alter Mann mit weißem Haar, nur weil ein Prophet ihn so im Gesicht geschaut hat.
Was war dem, der "nackt und bloß" und "in einem Krippelein lag", wohl das Hierarchische wert, ihm, dem einzigen, dem pompöse Huldigung gebührt hätte, der darauf so gar keinen, wirklich überhaupt keinen Wert legte?!
Und warum überging der Himmel in der Geburtsnacht die formellen hierarchischen Hirten und sprach reale Schaf-Hirten an, die jedermann als untauglich angesehen hätte als erste Adresse für die frohe Botschaft?
Die Überzeichnung des Hierarchischen zum Fetisch, wie sie sich in der Kirche schleichend und über Jahrhunderte weg angebahnt hat, ist antichristlich und bedeutet im Kern eine Total-Verirdischung des Himmlischen. Aus den visionären Engelsordnungen des AT und der Apokalypse kann niemand im Ernst schließen, was im Himmel wirklich ist. Gott ist ja auch kein alter Mann mit weißem Haar, nur weil ein Prophet ihn so im Gesicht geschaut hat.
Was war dem, der "nackt und bloß" und "in einem Krippelein lag", wohl das Hierarchische wert, ihm, dem einzigen, dem pompöse Huldigung gebührt hätte, der darauf so gar keinen, wirklich überhaupt keinen Wert legte?!
Und warum überging der Himmel in der Geburtsnacht die formellen hierarchischen Hirten und sprach reale Schaf-Hirten an, die jedermann als untauglich angesehen hätte als erste Adresse für die frohe Botschaft?
Eingebettet in Dunkelheit ist die
himmlische Freude auch bei Paulus. Er muss es gleich zweimal sagen: Freut euch!
Doppelt gesagt wirkt besser. Doppelt gesagt offenbart, dass der Appell ein
paradoxes Intervenieren ist. Es gibt nämlich, menschlich, gesehen, keinen Grund
zur Freude. Düster sieht es aus. Das alles, was da um uns herum ist.
Freuen – warum?
„Ich
ermahne Evodia und ich ermahne Syntyche, einmütig zu sein im Herrn. Ja, ich
bitte auch dich, treuer Gefährte, nimm dich ihrer an! Sie haben mit mir für das
Evangelium gekämpft, zusammen mit Klemens und meinen anderen Mitarbeitern. Ihre
Namen stehen im Buch des Lebens.“ (Phil 4, 2).
Wir freuen uns, weil der Erlöser
gekommen ist und weil wir im Buch des Lebens stehen dürfen wie Syntyche und
Evodia, die sich gerade nicht eins sind und von Paulus ermahnt werden, sie, die
doch seine engen Mitarbeiterinnen waren und eben – im „Buch des Lebens“, im „liber
vitae“ stehen.
Unser Problem ist heute, dass wir
nicht nur nicht einmütig sind, sondern förmlich Einmütigkeit ohne den Herrn
suchen und umdeuten. Man müsse irgendwie mit den anderen einmütig sein oder mit
dem Papst uns so weiter – und schon sei die Kirche gerettet.
Pustekuchen – so gerade zerfällt
die Einmütigkeit, die unanimitas!
Und genau diese Einmütigkeit in
Christus hat die Kirche seit Jahrtausenden immer wieder abgelenkt auf die
Einmütigkeit mit Menschen, und wenn sie zehnmal angeblich Stellvertreter
Christi sind – das allein weist sie nicht als rechtgläubig aus.
Was immer ist, mit der Menge der
himmlischen Heerscharen sollen wir Gott loben. Nur das macht einig.
Solange wir auf uns starren und
unsere Richtungskämpfe, driften wir auseinander.
Evodia und Synthyche, geschätzte
Mitarbeiterinnen des Apostels, und nun sind sie nicht mehr einmütig in Christus. Der „treue Gefährte“ wird
gesandt, sie wieder in Christus zu einen, nicht in sich selbst, er hat hier
nicht mal einen Namen… so sehr geht es um Christus, der als „der Herr nahe ist“.
Unserer Hierarchie ist der Herr
schon lange nicht mehr nahe, schon seit über 150 Jahren nicht mehr. Wie sonst
sollte man begreifen, dass sie sich in den Mittelpunkt gestellt hat und den
Herrn so behandelt hat, als käme er nie mehr wieder?
„Der
Herr ist nahe“, egal, was geschieht.
Und dann ist die Rede von „eurer Güte“, die allen Menschen „bekannt werden soll“.
Mir wird da schwarz vor Augen – von
der Kirche hat man so viel Finsteres kennengelernt, zuletzt den Missbrauch von
Kindern und Jugendlichen und auch Erwachsenen. Auch wenn er ungerecht
aufgeblasen worden sein sollte in den Medien, ist er doch eine Tatsache und
eine Schande. Evodia und Syntyche und ihre Reibereien waren Peanuts verglichen
mit diesen Widerlichkeiten…
Und doch verkündet sie immer noch,
selbst wenn die Finsternis sie schon halb hat, die Botschaft, die einst die
Hirten erfuhren, gegen den Strich und zu ihrer eigenen Schande verkündet sie
immer noch die Botschaft.
Warum sollte sonst Paulus den Trost
aussprechen, dass der „Friede Gottes“
selbst die Seinen „bewahren wird in der
Gemeinschaft mit Christus Jesus“, und dies auch noch über „alles Verstehen“ hinaus, wenn nicht
unser Problem immerzu dies ist, dass wir nicht verstehen, nicht fertig werden
mit unserer Unzulänglichkeit des Verstehens und am liebsten aufgeben wollten?
Trotz dieser Ausgangslage, trotz
des defizitären Seins leben wir schon im Sosein in Christus, ohne es genau
erfassen zu können. Zu diesem Sosein gehört seine Nähe, deren wir nur schwer
gewahr sein können.
Was wenn er so nahe ist, dass er
uns durchdringt, durchdringen will und wir auseinanderstreben, weg von ihm und
weg von denen, die er durchdringt?
Woher soll ich wissen, dass das
alles so ist?
Woher weiß ich, wann und wo es so
ist?
Das eben ist die versprochene „Bewahrung der Herzen und Sinne“.
Wir können es nicht ermessen, was
mit uns und unter unserer eifrigen Mithilfe geschieht.
Unsere Mithilfe ist aber kein
Machenwollen, dieses unsägliche Machenwollen, das wir seit Jahrhunderten in der
Kirche kennen, erst als Hybris der Hierarchie, in Backstein gemeißelt im
Vaticanum I, nun als Aktionismus aller Christgläubigen, frisch aufgebrüht und
längst ranzig geworden im Vaticanum II.
Wer nicht bittet, bekommt nicht.
Das Vaticanum I und II haben verlernt, Bitten zu sprechen. Echte Bitten.
Bitten sind seither ultimative
Ansprüche an den Himmel.
Und genau deswegen werden sie uns
nicht gewährt.
„Betend
und flehend mit Dank vor Gott“ sollen wir unsere „Sorgen“ bringen.
Damit sind echte Sorgen gemeint,
nicht das politische Blabla katholischer Funktionäre.
Die echten Sorgen…
Ja, wir haben echte Sorgen. Das
nächste Jahr wird kein gutes, und wir alle wissen es. Die Schönfärber haben
darum Hochkonjunktur. Man glaubt ihnen bis zum nächsten Mord, bis zum nächsten
Terrorakt. Die finsteren Mächte sind losgelassen.
Und doch: „Zu jeder Zeit“ sagte Paulus, sollen wir uns freuen. Das ist keine
Durchhalteparole, sondern eine Freude ohne das Seins-Defizit, die alleine auf
das alles übersteigende Sein Christi baut, ja, sich förmlich in sein Sein
hineinziehen lässt, schon hier und jetzt, trotz allem und im Vertrauen darauf,
dass dort absolute Sicherheit ist gegen die Finsternis.
Möge sie „allen, die guten Willens sind“, wie der Engel einst sagte, zuteil,
diese Freude!
Sehr gut, genau um diese Seinsdefizite geht es bei den Hierarchien und das Bild mit den Krücken, die man faktisch für das gesunde Bein hält, das finde ich sehr zutreffend.
AntwortenLöschenIch denke dass Tolkien im "Herr der Ringe" genau dieses Problem in der Gestalt des Denetor beschrieben hat.
Denetor ist Statthalter und als er merkt, der dem er die Statt hält, der kommt, da dreht er durch und auch weil er vorher, in Selbstüberschätzung in den Palatir (diesen seltsamen Stein) geschaut hat.
Ich finde immer Tolkien hat hier das Drama des Papsttums sehr gut bechrieben.
Vielen Dank für die Reaktion. Allerdings meinte ich, dass wir alle unter diesem Seinsdefizit leiden.
AntwortenLöschenDas biblische Bild dafür ist das erstorbene Sinnesorgan. Man hat es, aber es erfüllt nicht seinen Dienst.
Deshalb lässt Jesus dem zweifelnden, vielleicht verzweifelten Johannes dem Täufer, seinem Vetter, der im Kerker liegt, sagen: "Blinde sehen, Lahme gehen..."
Es ist das Zeichen des Menschensohnes, DASS die erstorbenen Sinne plötzlich wieder "funktionieren".
Und von Maria sagt man, sie sei "lumen caecis", ein Licht den Blinden, das diese Blinden auch sehen können.
Mir fällt in der Beschäftigung mit dem Islam immer mehr auf, dass sich im katholischen Denken ebenfalls zunehmend eine geradezu infantile Verirdischung vollzogen hat, und dies zuerst in der reaktionären, jesuitischen Variante nach der Reformation. Man schloss von menschlichen Machtkonstellationen auf Gott...
In der grünen Religion stellt man sich das Paradies als eine einzige Sex- und Fressorgie vor und glaubt im Ernst, dass das gewisse Buch wörtlich und genauso, in diesen menschlichen Worten, aus dem Mund Gottes stammt, der folglich nur eine menschliche und wirre Sprache haben kann und keine Himmelssprache kennt.
Die katholische Wahnidee, der Himmel bestehe aus monarchischen Hierarchien und werde in den Hierarchien der Kirche abgebildet, ist islamisch gefärbt und ebenso infantil. Ich habe im NT in der Tat noch nie auch nur eine Spur von so etwas gelesen, sondern sogar ausdrücklich viele Warnungen davor, einem solchen Denken zu verfallen.
Wenn Paulus im dritten Himmel "unaussprechliche Worte" gehört hat, dann gibt es im Himmel auch nicht das alberne Oben und Unten irdischer Machtkonstellationen. Dass es das so nicht gibt, dafür zeugt alleine schon die Inkarnation des Sohnes Gottes.
Im Übrigen findet sich, wie gesagt, dies nirgends in der Schrift, auch dann nicht, wenn irgendwelche Engelsordnungen beschrieben werden, die ja doch merkwürdig unscharf bleiben und nicht zwingend auf eine Hierarchie hinweisen. Es gibt auch Ordnungen, die jenseits eines Machtgefälles zu denken sind.
Es wird etwa auch stets übersetzt, Gott "herrsche". In der lateinischen Bibel aber steht nicht das Wort für "herrschen" oder "beherrschen" (dominare), sondern immer und ausschließlich "regnare" (regieren) und noch viel eher "regere" (leiten).
Auch weist das Bild vom "Leib Christi" auf eine mystische Einheit hin, die keine Hierarchie im herkömmlichen Sinn kennt. Zwar ist das Haupt immer der Lenker, aber ein Haupt ohne Glieder gibt es nicht. Es wäre absurd, in meinem eigenen Leib eine "Hierarchie" anzunehmen.
Diese Haupt-Rolle kommt im übrigen ja nur Christus zu. Aber wenn das kleinste Glied am Leib, an Seinem Leib, leidet, leidet genauso das Haupt und kann es nicht verwehren. Ein einliniges "Von oben nach unten" kennt daher kein realer Leib.
Alles irdische "Haupt" soll an Christus erinnern, IST aber nicht selbst ein Haupt wie er, sondern nur Glied.
Die alte abendländische Formel "von Gottes Gnaden" ("Dei gratia") war die einzig richtige Beschreibung des Königtums!
Wo ist sie geblieben - v.a. auch in der Kirche?
Haben wir je gehört, dass der Papst oder die Kleriker sich als Diener von Gottes Gnaden selbst bezeichnet hätten?
Auch wenn es vielen reaktionären Katholiken nicht passt, aber das NT sagt uns etwas anders:
„Den Mächtigen widersteht Gott, doch den Niedrigen schenkt ER seine Gnade.“ (1 Petr 5,5)
es ist so schwer sich schriftlich allumfassend auszudrücken, auch und weil uns die einigende Denkhermeneutik weitgehend abhanden gekommen ist
LöschenBetrachtet man die Situtation der Menschen und das Sein Gottes, so kommt man darauf, dass dieses Seinsdefizit eine allüberall anzutreffende Geschichte ist.
Genauso wie man allüberall eine, wie auch immer geartete, und teilweise sehr krude daherkommende Sehnsucht anzutreffen ist, danach, dass es irgendwo, irgendwann einmal "gut" sein wird.
(was wir in unserer Zeit und unseren Breitengraden gerade lernen können ist, dass dieses "gut sein" aber nicht in dieser Welt erreicht werden kann, wenn Sie z.B Texte aus den 20ern lesen, was als gutes Leben angestrebt wird, so haben wir das für weite Schichten längst erreicht, von Zentralheizung, über Zahnarzt, Arzt, hin zu frischem Obst und Bildung frei und leicht zugänglich für alle, und dennoch ist es nicht gut! Ich meine das weder zynisch noch in dem Stil, dass all diese Dinge verkehrt seien, das überhaupt nicht, aber in dem Sinn, dass wir all im Grunde wissen, diese Erde ist nicht der Ort unserer (und jetzt fehlt mir das Wort, weil sie alle so abgelutscht sind) sagen wir endgültigen Bestimmung.
Daher ist ja dieses Seinsdefizit, ja der Grund, warum Christus hat kommen müssen, weil wir es nämlich aus eigener Kraft nicht schaffen, dieses unser Defizit aufzufüllen.
Das Problem ist nun, und wenn ich Ihre Ausführungen so Revue passieren lasse, scheint das Problem schon, viel, viel älter zu sein, dass wir genau damit Schwierigkeiten haben.
Sie merken es doch an jeder Beerdigung, die Person da im Sarg, die kommt doch bestimmt in den Himmel und sollte die Person im Sarg so schlimm gewesen sein, dass alle Umstehenden und der Pastor es wissen, so können wir uns doch nicht vorstellen, dass sie in der Hölle schmoren soll.
Ich denke, wir können uns das ewige Sein, nur als optimales irdisches Sein vorstellen, und wissen, dass 20000 Jahre Dauerparty im Grunde die Hölle ist, weswegen wir uns gar nichts mehr vorstellen wollen.
Ich vermute die reine Reduzierung des Heilswirkens Gottes auf das irdische, auf das die Kirche sich hat reduzieren lassen und was sie wohl selber auch mit angestoßen hat, hat uns vergessen lassen, dass wir eben für das wahrhaft Wahre (Gott) kein Sinnesorgan mehr haben, oder wenn eins, das ganz schlecht funktioniert, wir sind hier blind und zwar so blind, dass wir es fast gar nicht mehr merken.
Es ist nun das Wesen des Christentums, dass der Mensch erlöst worden ist, erlöst von sich selber, von seiner Gebundenheit an das Irdische, aber der moderne Christ, denkt doch: Also Sünde, das gibt es nicht mehr, ich, ich bin doch gut, ich bin sogar so gut, dass ich helfe, ich schmeiß meine alten Klamotten nicht weg, nein ich spende sie!
Es geht hier nicht um den Sinn von dem sozialen Tun, dass ist eine extra Baustelle, aber darum, dass der Mensch sich selber nicht, und seinen Nächsten auch nicht, als erlösungsbedürftig erfährt, dann ist und wird aber Christus selber überflüssig.
Und wenn Sie sich so ortsübliche Fürbitten anhören, so erkennen Sie erschreckt, dass es darin um alles mögliche geht, aber nicht um Erlösung, deren Subtext ist doch so "Lieber Gott, es geht mir gut, das ist auch gut so, weil ich doch so gut bin, nun gibt es aber Leute, denen geht es nicht so gut, und wenn ich nun für die bitte, so werde ich noch viel besser, also lieber Gott, schick denen, denen es nicht so gut geht, wen, der ihnen hilft, (aber bitte nicht mich), aber ich spende da auch was von meinem Überfluß für, dann kannst du mit diese Hilfe auch noch auf mein Guthabenkonto anrechnen!"
Um es in diesem Bild auszudrücken, wir erkennen alle gar nicht mehr, dass unser Konto, vor Gott, prinzipiell im Minus ist.
hier die Fortsetzung,
Löschenes ist nun unser Dilemma, dass wir das Göttliche nicht denken können,weil uns das Organ dafür fehlt, es aber irgendwie doch immer wieder versuchen zu denken, weswegen die Kulturen und Religionen immer wieder versuchen das Göttliche in den Griff zu kriegen, bestimmen zu können, eben Magie anzuwenden, zu wissen, was nur zu glauben ist usw
Betrachtet man die Angelegenheit bei Licht, wird klar, warum Christus hat kommen müssen, weil nur Er Gott ist!
Dennoch erliegt der Versuchung das Göttlichen auch unter die eigene Fuchtel zu kriegen, das Göttliche in den Griff zu kriegen auch die wahre Religion, wie wir alle sehen und wissen.
Für mich ganz persönlich stellt sich angesichts der Lage, die so ist wie sie ist und das nicht erst seit gestern, die Frage:
Glaube ich, dass Gott, trotz allem seine Kirche lenkt und leitet?
Und ja das glaube ich.
Und dann glaube ich auch, dass er weiß wie wir uns verirren werden, in die Irre führen lassen, weil jeder Führer in die Irre ist nur dann erfolgreich, wenn er genug Leute hat, die ihm folgen und dann glaube ich auch, dass er uns nur so arg uns verirren lässt, dass wir noch zurückkönnen.
Dazu bedarf es aber der Umkehr, und wie sollen wir umkehren, wo wir doch uns selber für das Maß aller Dinge und die Guten halten? Das ist das Problem unseres WellnessChristentums.
Wobei die Umkehr ja auch, so wie ich Gott kenne, mit einem Kreuzweg verbunden sein wird, und damit habe wir heutigen ja auch so unsere Probleme.
Davon nochmal abgesehen, scheint sich mir in der Kirche das Drama des alten Israels zu wiederholen.
Das Volk jahrtausendelang von Gott auf die Stunde der Geburt Jesus erzogen, vorbereitet, versagte in wesentlichen Teilen, als es soweit war, bis auf einige wenige, Maria als vollkommenste, Johannes der Täufer, wenige halt.
Und dennoch vollzog sich trotz oder mit dem Versagen das Heilshandeln Gottes in der Welt.
Von daher: Ja es ist schlimm, aber es ist nicht besonders originell was geschieht.
Es ist für die Frommen eine Glaubensprüfung, eines sehr harte!
Vielen Dank für die Überlegungen.
LöschenOb er seine Kirche führt? Ja natürlich, aber er führt nicht jeden darin, der sich selbst und/oder anderen ein Führer sein will ohne den notwendigen Respekt vor dem eigentlichen Lenker im Himmel.
Ich bin nicht ganz davon überzeugt, dass Gott sich uns nicht weiter verirren lässt, als dass wir nicht zurückkönnten.
Es gibt auch Verstockungen, in die sich Menschen manövrieren, aus denen sie nicht mehr hinausgelangen. Immer wieder berichtet uns das auch die Hl. Schrift.
Vielleicht kann man es anders sagen: Es sind lichte Momente, Gnadenzeiten, in denen wir zurückkönnen. Schlagen wir sie bewusst aus, und dies immer wieder, sind sie unwiederbringlich verloren. Und irgendwann ist vielleicht auch ein Ende erreicht. Ich weiß es nicht.
Was das Drama betrifft, das sich wiederholt:
Inzwischen bin ich tief davon überzeugt, dass mit der Frau aus der Apokalypse, die auf dem "Tier" reitet und "mit allen Königen der Erde gehurt hat", tatsächlich die sichtbare Kirche ist. Oder ein Teil dieser sichtbaren Kirche. Der andere Teil ist die apokalyptische Frau /Maria. Diese beiden Frauen sind hier in der Vision getrennte Phänomene. In der Realität aber überlagern sich diese beiden Gestalten.
Das passt auch zur Beschreibung Jesu des Reiches Gottes als eines Feldes, auf dem Unkraut und Weizen miteinander aufwachsen.
Die protestantische Meinung, weil das so ist, könne es keine Kirche als Institution geben, ist absurd - auch Israel ist eine Institution und genauso von Gott gewollt. Ebenso die Kirche. Der Mensch braucht Institutionen. Es geht ja auch nicht ohne Ehe und Familien. Wenn man protestantisch konsequent denkt, müsste man dann auch die Ehe abschaffen.
Aber jede Überhöhung und Vergötzung der sichtbaren Kirche, die noch mitten in der Unkraut-Weizen-Problematik steckt, war eindeutig falsch. Und insofern ist die traditionalistische Haltung zu kritisieren, die genau das behauptet, dabei aber nicht begreift, dass sie einer reaktionär-ultramontanen Ideologie folgt, die auf Ignatius zurückgeht und sich im 19. Jh endgültig durchsetzen konnte (Vaticanum I/Pius IX.).
Katholische Reaktionäre geraten ja regelmäßig in Schnappatmung, wenn sie ihr hierarchisches Prinzip irgendwie in Frage gestellt sehen und unterstellen den progressiven, ihnen sei es nur darum zu tun, die Hierarchie abzuschaffen und das Petrusamt.
Diese armen Irren haben nicht begriffen, dass gerade die Progressiven nichts mehr verfestigen als die Macht der Hierarchie und v.a. des Papstes. Gerade jüngst las ich ein Interview mit Kardinal Kasper, in dem er nach der künftigen Rolle des Petrusamtes gefragt wird:
"Das Petrusamt wird sich zwar quantitativ zurücknehmen müssen, (...) weil man nicht alle konkreten Fragen in Rom entscheiden kann. Aber es wird qualitativ an Bedeutung zunehmen als aktives Symbol der Einheit." (Die Tagespost vom 14. Juli 2016, S. 5)
Was heißt das konkret?
Es heißt, man wird die Stellung des Papstes weiterhin charismatisch überzeichnen. Das ging in der Tat los mit Pius IX.
LöschenWenn man Zeugnisse des 19. Jh liest, wo etwa Priester, die in Rom vorbeikommen und den Papst, v.a. Pius IX., sehen "dürfen", hysterische Anfälle bekommen, wenn sie dessen "Christusausstrahlung" wahrnehmen, ganz so, als sei er selbst Christus, dann erinnert mich das peinlich und auch eklig an die Hysterie, mit der im 20. Jh viele auf Popstars reagierten.
Das heutige spezielle Übel, das nicht nur mit der allgemeinen Untreue vieler Hirten zusammenhängt, sondern auch mit einer medial ins Unermessliche gesteigerten "Stellvertreter-Christi"-Rolle, die als Integrationsfigur aufgebaut wird, "als sei sie Christus selbst" (was sie aber nun mal NICHT IST!) und "Einheit" stiften soll - das wirft Schatten auf eine antichristliche Zuspitzung, die uns bevorsteht. es hat ja durchaus realistische Gründe, wenn schon mittelalterliche Theologen befürchteten, dass der Papst oder ein Kaiser der Antichrist sein würden - Luther griff da jahrhundertealte Ängste auf und überzeichnete sie institutionell - dennoch kommt eben keine menschliche Gemeinschaft ohne Obrigkeit aus. Nur - diese Obrigkeit ist ein Nichts und hat den Untertanen nichts voraus außer größere Verantwortung und darum auch größere Gerichtdrohung vor dem ewigen Richter.
Thomas v. Aquin war der Meinung, Fürsten erhielten im Himmel größeren Lohn als Untertanen. Nun denn – das werden wir sehen, ob das so ist.
Ich weiß nur, dass Jesus oft sagte: Die Ersten werden die letzten sein.
Gewiss sind die Talente unterschiedlich verteilt. Aber es müsste ein außergewöhnlicher, weltgeschichtlich sehr seltener Glücksfall sein, wenn Fürsten einmal treu und ohne Falsch ihrer Aufgabe nachgekommen sind. Jeder Historiker weiß, wenn er die Quellen studiert, dass das Fürstenhaus in aller Regel auch der Hort der Sünde war und ist. Nicht umsonst auch singt Maria: Er stößt die Mächtigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. (…) Die Reichen lässt er leer ausgehen.
Warum sich also in der Kirche, unterstützt etwa durch Thomas, dieser heidnische Kult um die Mächtigen, die Hierarchen erneut ausbilden konnte – alleine das erscheint mir schon antichristlich insofern, als es den Antichristen vorbereiten half und hilft.
In einem Punkt aber halte ich ältere Modelle für wirklich besser:
Es ist das Bild vom „Landesvater“, vom „Pater“ oder auch „Papst“ als Vater. Diese buchstäbliche Auffassung ist die einzige Hilfe, um vielleicht nicht in der Falle der Macht zu tappen.
Nur der irdische Vater (auch die Mutter natürlich) ist am wenigsten in Gefahr, trotz Autorität, zum Antichristen und Ausbeuter zu werden. Auf die eigenen Nachkommen nimmt man am ehesten noch Rücksicht. Auch da liegt natürlich vieles im Argen, aber die Haltung, die man als Vater oder Mutter hat, ist am besten: Man will für sich nichts, für die Familie alles, für deren Fortkommen, denn man wird eines Tages angerufen, während die Nachkommen weiterleben.
Mir ist aber bewusst, dass auch früher dieses Modell nur von wenigen ernst genommen wurde. Alle Vaterschaft, schriebt Paulus, leite sich vom Vater im Himmel her. Reaktionäre haben das gleich mal dazu missbraucht, Väter zu vergötzen. So soll es aber nicht sein, denn andererseits sagt Jesus selbst, wir sollten „niemanden auf Erden Vater nennen“, weil es nur einen Vater gibt, nämlich den im Himmel.
ebenfalls Danke für die Antworten.
LöschenIch denke mit dem: sich nur so arg verirren lassen, dass man den Rückweg noch finden kann.
Das meine ich ganz wörtlich, Betonung auf kann, nicht muss, oder gar wird.
Es bedeutet überhaupt keinen Heilsautomatismus, oder gar die leere Hölle oder dergleichen.
Dennoch glaube ich, dass prinzipiell immer ein Umkehren, ein sich Umdrehen, ein sich ausrichten auf den Herrn möglich ist, solange noch Atem im Menschen ist.
Nur und auch das ist nicht zu leugnen, wird es immer schwerer, je mehr man sich verrennt.
Die klassischen Bekehrungen, aus dem frommen Kitschroman auf dem Totenbett, dürften sehr, sehr selten sein.
Ich sehe auch ein, dass diese Idee, angesichts der ehemals christlichen Landstriche im Nahen Osten und in Nordafrika, die nun seit über 1000 Jahren unter der strengen Knute Allahs leben und eben anscheinend den Weg zurück genau nicht mehr finden, irgendwie naiv und gar zu dumm daher kommt.
(Man macht sich das alles m.E. meist viel zu wenig klar, aber fast alle früheren großen Heiligen angefangen mit den Aposteln, über die Heerscharen christlicher Märtyrer, über die Wüstenväter und die frühen Kirchenlehrer, bis hin zu so populären Gestalten wie dem Heiligen Nikolaus, lebten, wirkten, starben und sääten den Glauben, dort wo der Islam nun schon lange das Sagen hat.)
Romano Guardini stellt ja nicht umsonst schon 1951 in "Das Ende der Neuzeit" die Frage ob der Mensch nicht dämonische Kräfte hervorgerufen hat, die er nicht mehr beherrscht, sondern die ihn beherrschen und er sagt an mehreren Stellen, dass es für eine einmal christliche Gesellschaft nicht geht, einfach in die Zeit davor, also in den vorchristlichen, heidnischen, Zustand zurück zugehen, sondern, wenn eine solchen Gesellschaft das Heidnische wählt, als bewusste Ablehnung Christ, sie nicht in den vorherigen, irgendwie unschuldigen heidnischen Zustand zurückfällt, sondern mehr oder minder alles ins dämonische kippt.
Guardini ist übrigens ein ganz denkender Denker, also kein alter, frommer Mann, der einem mit "Angriffen" und dummen Geschichten nervt.
Also langer Rede kurzer Sinn, ich sehe schon alle Einwände, aber ich weigere mich prinzipiell anzunehmen, dass Christi Kreuzestod vergeblich war, von daher, versuch ich zu glauben, dass Gott einen Weg auch für uns hat, wie wir ganz am Ende zu ihm gelangen können.
Es ist ein doppeltes, einerseits seh ich, wie der Glaube aus dem letzten Loch zu pfeifen scheint und ein langer Prozess zu Ende zu kommen scheint, der vom Standpunkt des Glaubens sehr negativ ist, ich seh auch, dass die meisten Menschen in ihrer Ungläubigkeit und ihrem Agnostizismus recht zufrieden sind und halt von der kölnschen Tröstung "es ist noch immer jud jejange" eher weniger, aber wie gesagt, prinzipiell glaube ich, dass Christi Kreuztod nicht vergeblich war, und deshalb jeder Seele das Heil angeboten wird, und jede Seele irgendwann einmal ein definitives Ja oder Nein sprechen muss. Das nicht anzunehmen würde bedeuten anzunehmen, dass es Menschen gibt, die nicht aus dem Willen des Schöpfers geboren worden sind und für die Christus nicht gestorben ist.
Kann das so schwer sagen, aber wenn ich anfange zu denken, die Menschheit als Ganzes könne aus der Hand Gottes fallen, so werd ich depressiv, was natürlich kein Argument ist, aber wenn die Lage der Dinge so ist, dass kein Mensch mehr gerettet werden kann, dann sind wir soweit, dass diese Zeit dann abgekürzt wird und das Ende der Welt da ist.
Es geht hier um die Spannung nach einer individuellen Dahingegebenheit und einer kollektiven.
LöschenWenn also, wie Guardini im Gefolge Donoso Cortes meint, ein christliches Volk abfällt vom Glauben, sich nie wieder erholen kann, dann ist das ohne eine individuelle Verworfenheit der Kollektive nicht denkbar.
Nun hätte ich ja prinzipiell daran große Zweifel, weil vor Gott ja keine Kollektivschuld gilt.
Aber andererseits ist es eine Tatsache, was Sie beschreiben, dass tatsächlich ehemals christliche und abgefallene Völker nicht wieder aufgestanden sind. Mission ist in ihnen nahezu unmöglich, so verhärtet sind die Herzen, so versteinert die Gehirne und so brutal der Widerstand der Nachfolge"religion". Es ist überhaupt diese totale geistige Erstarrung insbesondere der islamischen Welt seit 1000 Jahren (!) ein echtes Phänomen. Und immer, wenn sich Menschen aus dieser eisernen Zwangsjacke dort erheben wollen, empfangen sie kollektiv nach kürzester Zeit einen um so schlimmeren Rückschlag. Mir tun sie unendlich leid.
Aber was soll man daraus sschließen?
Dass Gott all diesen vielen verlorenen Seelen keine Chance mehr gibt, weil ihre Väter vom wahren Glauben abgefallen sind? Denn das sind ja genau die Länder, von denen Guardini und Donoso Cortes real sprechen. Und die Perfidie dieser Religion ist, dass sie ihren Glaubensabfall als "Rekonstruktion des wahren Glaubens" ausgibt und allen anderen den Abfall unterstellt, ähnlich, wie unsere derzeitigen Linksfaschisten und -populisten jeden, der nicht ihrer Meinung ist, undifferenziert und pauschal als "Rechtspopulisten" diffamieren und inzwischen sogar schon Boykottlisten führen gegen all jene, die sie verhetzen.
Die eigentlichen Abfaller also tricksen mit einer aufgeblasenen Scheinfrömmigkeit gegen die, die wirklich fromm sind.
Nun habe ich aber all diese Auswüchse auch unter den allerfrömmsten Katholiken erlebt, die teilweise von einem fanatischen Muslim zumindest mental kaum zu unterscheiden sind. Es gab aber auch Zeiten, da wurde dieses Pack mörderisch und schleifte andere auf Scheiterhaufen. Und genau das würde diese giftsprühende Klientel auch heute wieder tun, wenn sie es könnte. Meine Erfahrungen unter Katholiken sind diesbezgl. katastrophal. Und ich bezweifle, dass man sich dann damit herausreden kann, dass man aber die "Lehre der Kirche" geglaubt hat und deshalb besser dasteht als Muslime. Man war zwar ein Teufel auf Erden, aber getauft und regelmäßig beim Beichten...
Sie sehen, liebe Ester, dass ich schwanke, nicht weiß, was ich denken soll... Anders gefragt: war denn bei uns das Kollektiv wirklich gläubiger als etwa in islamischen Ländern? Verwirft Gott Leute, die es nicht besser wussten, - und nach Jahrhunderten des Abgefallenseins weiß man es nicht besser als die alten Heiden!? Und was tut er mit Leuten, die zwar "christlich" bleiben, sich aber in vielem als bewusste und schwere Sünder positionieren?
LöschenWas nützt uns ein allerchristlichster Kaiser, wenn auch er seine Frau(en) verstößt, ermorden lässt, ganze Völker anschlachtet, weil sie sich nicht schnell genug christianisieren ließen? Beruhte deren "Glaube" wirklich auf "Glauben"? Oder auf Opportunismus und Angst - nicht anders als im Islam?
Von Petersdorff führte ja den reformatorischen Abfall gerade im sächsischen Kerngebiet als Mittelpunkt auf diese gewaltsame Christianisierung zurück...
Hier laufen also viele Linien durcheinander. Ich glaube an Gottes Gerechtigkeit und bezwiefle gelegentlich irgendwelche kirchlichen Meinungen über diese Dinge. es ist einerseits sehr ernst für jeden Menschen, und das darf niemand verschweigen oder betulich schönfärben, andererseits kennt doch nur Gott das Herz.
Sagen wir mal so, es ist im Grunde ein fast unerträgliche Spannung die wir auszuhalten haben, einfach weil das Königtum Christi nicht von dieser Welt ist, wir uns aber dennoch in dieser Welt zu bewähren haben.
AntwortenLöschenVersuchen wir uns mal an den Völkern abzuarbeiten.
Gerade die Schrift bezeugt die Existenz und das kollektive Schicksal von Völkern auf eine Art, die einem fast wütend macht.
Da werden z.B Moab und Amon immer und immer wieder verflucht, wegen der Umstände der Zeugung ihrer Gründerväter.
Wütend macht es einem, weil man doch irgendwie denkt, dafür können die doch gar nichts, was soll denn das?
Dennoch, und deshalb habe ich dieses Beispiel gewählt, gibt es zum Beispiel die Moabiterin Ruth, die einfach gut und loyal ist, auf eine ganz reine, edle Art und schlussendlich eine der wenigen Frauen ist, die im Stammbaum Jesu, deshalb auch Erwähnung finden.
Das andere ist der Amoniter Achior, aus dem Buch Judith, der, obwohl Häuptling der Amoniter, gegenüber dem Holofernes Gottes Treue zu seinem Volk bekundet, wie sich die Obersten von Betulia es sich genau nicht trauen.
Es gibt auch im NT genug Stellen, die von der Existenz der Völkern, ihrem Schicksal und dem Gericht über sie ausgehen, so beauftragt Jesus seine Apostel: Geht zu allen Völkern, macht alle Menschen zu meinen Jüngern, so steht es in der Einheitsübersetzung, entspricht unserer Art zu denken, (Matth 28,19) nur die Interlinearübersetzung gibt genau das nicht her, da heißt es "macht zu Jüngern alle Völker" wie es in älteren Bibelübersetzung auch übersetzt wurde.
Auch heißt es in Offb 22, dass die Völker geheilt werden sollen.
Meiner Ansicht nach gibt es die Völker, Nationen, Stämme und Familien, die mehr sind, als die Summe ihrer Mitglieder, Einheiten, die dem Menschen gemäß sind.
Nur hat der Mensch diese Einheiten entweder absolut gesetzt, überhöht oder dämonisiert so dass man gar nicht mehr richtig weiß, wie richtig damit umgehen.
Dabei sind diese Einheiten, genauso wie der Mensch in seiner Leib-seelisch-körperlichen Verfasstheit, die er nun mal hat, eben Wege die er gehen soll, um über die Wege hinaus, eben zu Gott zu kommen.
Heute ist der Heilige Johannes vom Kreuz, der lehrt die Nacht des Glaubens, den Zustand vor der Gottesbegegnung, wo gar nichts mehr ist, nix Gefühl und sich alle Begriffe als untauglich erweisen.
Das kann man auch auf unser Problem anwenden, auch auf das Problem der Regierung, je näher wir zu Gott kommen um so weniger braucht es all das, aber um an den Punkt zu kommen, wo ich überhaupt zu Gott hinkommen kann, muss ich all das durchleben, durchsteigen, übersteigen.
Wir heutigen haben nun ein großes Problem, wir sind alle viel zu schlau und viel zu gebildet, deshalb meinen wir, obwohl wir noch gar nicht an dem Punkt angelangt sind, wo sich die Dämmerung der Nacht des Glaubens ankündigen könnte, meinen wir dennoch schon da zu sein und das ist fatal.
Ein Bild, vergleichen wir Begriffen, Pflichten, Verfasstheiten, Hirachien mit einem Bergwald, und Gott mit dem Gipfel des Berges, so muss man nun durch den Wald hindurch um zum Gipfel zu gelangen. Die Mystiker und Theoretiker erzählen nun, dass es da wo man in die Nähe zum Gipfel kommt keine Bäume mehr gibt, also geht man, schlau wie man ist, hin, fällt alle Bäume im weiten Umfeld und weist nun nach, dass man am Gipfel sein müsse und weil wir uns alle auf die Argumentationsart der Moderne haben festnageln lassen, fällt uns wenig dagegen ein.
hat man früher den Fehler gemacht die Bäume absolut zusehen und darüber das Ziel ganz vergessen, gar Leute versucht zu hindern sich auf den Weg zu machen, so macht man heutzutage eigentlich den ähnlichen Fehler, indem man behauptet schon angekommen zu sein.
Mir scheint das sowieso der große Fehler unserer Zeit zu sein, dass man sich selber als schon erlöst, und sogar in der Position dem lieben Gott sagen zu müssen, was er alles falsch gemacht hat, sieht.