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Hanna Jüngling: Kosmisches Ei im Kraichgau |
Frühling ... Summen, Schmelzen, Leuchten ...
Ich sitze an meinem Riesenstein, dem Findling mit der Schale. Heute ist sie gefüllt wie ein Weihwasser behälter. Im Radio faseln sie wieder einmal von drohender Dürre. Der Ort hinter mir heißt Dürrenbüchig.
Die Glocken schlagen sechs Uhr abends. Eigentlich ist es fünf Uhr. Menschengemachter Zeitwandel.
Der blühende Raps strahlt die Sonne an, räumlich, in tausend gelben Wellenlinien. Am Feldrand eine alte Eiche.
Die Ferne ist verstaubt, hellgrün, blassgelb, rosig, raumtief.
Daran hat sich nichts verändert. Man müsste sie verbrennen, verschmoren, die Erde, und selbst dann käme sie wieder zu sich.
Die Sonne zürnt. Wenn ich ihr das Auge nähere, zerfällt ihr Blick in zwei blendende, rollende Lichter. Wehe dem, der glaubt, er könne gegen sie antreten! Aber auch sie tut ihren Dienst wie es zugesichert war am Ararat.
Am Karfreitag verlor sie für Stunden ihr Licht.
Wann wird sie in unseren Tagen den Befehl des Allerhöchsten ausführen und dunkeln?
Die ägyptische Finsternis, drei Tage lang, Umnachtung, von der es heißt bei Zefanja (1,15), dass sie wiederkommt am Tag des Zorns, wie weit ist sie entfernt?
Choschekh afelah, dreitägige Finsternis. Die Sonnenhasser werden ihre verdunkelte Sonne noch erhalten. Die Geistesfinsternis ist ihnen jetzt schon sicher.
Aber hier zürnt sie über dem Land über den Frevlern, die ihr ihre Wege vorschreiben wollen und ihre Stärke. Ja, zürne nur, Schwester Sonne! Leuchte, scheine, gleise, strahle, wirf dein Licht ins Rapsfeld und auf meine Stirn und meine Brust. Was muss geschehen, dass ein Land verdorrt unter dir?
Ich will nicht mit dem Feuer spielen. Ich will es annehmen in seiner Schönheit, was sich zeigt. Erbarmungslose Strahlen - wem sind sie zugedacht?
Wenn ich die Dinge empfinge, ganz still und leicht, Schwester Sonne, Bruder Mond mit dem Sternenheer, ohne all diese Falschmünzen dazwischen, ohne alles Sprühen der Pfuscher und Lästerer.
Kommen lassen.
Empfangen.
Entgegennehmen mit Dank. Reichtum erfahren und nicht haben ...
Die Füße am Boden.
Den Kopf in den Lüften.
Vom Äther gehalten, der alles bewegt und formt.
Mitgehen, mitsummen wie die Bienen im Raps.
Summen. Was lässt sie summen, die Insekten?
Sie träumen von Blüte zu Blüte. Der Äther führt sie fort, und sie flirren in ihm mit. Deshalb summen sie.
Vögel schwirren.
Wir atmen.
Ein Schwingen der Druckverhältnisse.
Ganz fein, der Leib pulsiert.
Der Wind kräuselt im Gras, es zittert mit, alles nur mininmal gespannt. Selbst im Sturm gibt es keine Überspannung, dieses Menschengemachte, Kranke, der Raub der Maschine, der Effizienz, der Ausbeute, nicht eine Ernte, nein: Abtrotzen.
Meine Haare machen es wie das Gras. Der Wind wird stärker, die Haare glitzern, die Sonne spielt mit: rotgolden meine Strähnen, gleisend die Sonne, selbst die leichten Graufäden leuchten.
Es sind heilige Räume.
Wir verstehen sie kaum mehr.
Ich las von einem, der im Netz einen Tempel der Erleuchtung errichten will, damit sich Wesenheiten über die Künstliche Intelligenz mitteilen können. In Algorithmen gebrochene Strukturen aus einer großen Kristallstruktur.
Die Welt vor mir - ist das eine Kristallstruktur?
Was ist ein Stein?
Ein Bote aus einer Überwelt?
Oder ein Mysterium?
Braucht Licht kristalline Flächen, um sichtbar zu werden?
Es braucht das Auge ...
Ist das Auge ein Kristall?
Faßbarkeit wieder - die faßbare geomatrische Struktur, wenns denn so stimmt.
Scheitert doch die gesamte Naturwissenschaft am Äther.
Der Äther ist das "Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken", passt in keine Formel.
Und weil sie ihn nicht einfangen konnte, sagte sie trotzig, es gebe ihn nicht.
Das Gras glitzert und zittert in Wind und Sonne, dazwischen eilen Hummeln, geführt vom himmlischen Navigator.
Was wissen wir schon.
Es schlug siebenmal. Es ist sechs Uhr.
Hanna Jüngling
Ostern 2025 (20. April 2025)
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