Freitag, 10. April 2020

Fake Heavens IX: Über die Umkehrung von Himmel und Hölle

Fake Heavens IX: Über die Umkehrung von Himmel und Hölle

In der kopernikanisch „bereinigten“ Kosmologie, deren denkwürdige Wende wir bis heute unkritisch feiern, hat eine unerkannte Verkehrung von Himmeln und Unterwelten stattgefunden.

Am heutigen Karfreitag will ich dies ein wenig reflektieren.

Der uralte Geistesmensch in uns, sofern er noch nicht erstickt wurde, weiß mit Jakob, der eine Leiter gestellt sah zwischen Himmel und Erde, auf dem die Engel auf- und abstiegen, mit Kant, der trotz aller Skepsis das Sittengesetz in sich doch nur in Korrespondenz zu einem bestirnten Himmel über ihm geborgen sehen konnte und mit all diesen Nachtwesen, die den klaren Sternenhimmel wie ein Zelt über sich gespannt sehen und nicht anders können, als hinter ihm den Schöpfer zu loben, der dort oben seinen Sitz hat und unsere Behausung hier auf Erden immer noch zusammenhält, sie aber eines Tages abbauen wird und diesen Himmel zusammenrollen wird wie eine Zeltbahn, dass die Himmel über uns sind und das, was unter der Erde ist, ein ebenso unermesslicher Abgrund des Chaos.

Dieser tiefste Menschengeist weiß untrüglich darum, dass der Himmel oben ist, ja: dass die Himmel oben sind, und die Sprache zeugt unerbittlich davon, dass „von unten“ nichts Gutes, nichts Geordnetes kommt. Unten ist der Leviathan in den Meerestiefen, und dieses Tier musste den Jona nach drei Tagen wieder hergeben, ebenso wie den Christus. Wir wissen es alle, das gesunde Empfinden hat uns zögern lassen vor dem Hinabstieg in die Tiefen, hat uns weniger fasziniert als der Aufschwung in die Lüfte. Während das Meer weitgehend unerforscht ist bis heute, während wir nicht tiefer als wenige Kilometer hinab in die Erde kamen, schwingen wir uns Hunderte von Kilometern hinauf in die Höhe.
Der Druck, je tiefer wir hinabkommen, lastet alleine schon physikalisch immer schwerer auf uns, es ist nicht auszuhalten im tiefen Ozean, und das Leben der Grubenarbeiter, die ihr halbes Leben „unter Tage“ verbringen, wollten wir nie wirklich verstehen. Es graust uns, dahin allzu genau zu denken, über den Wolken aber vermuten wir grenzenlose Freiheit. Unten verlieren wir Horizont und Überblick, der Blick engt sich ebenso ein wie die Brust, oben weiten sich beide ins Unermessliche.

Im Urmodell der Welt ist der Blick zum Himmel stets der Blick zur Freiheit gewesen, zum ewigen Leben, zu aller Hoffnung und zu Gott. Die Hirten sahen an Weihnachten Himmel und Erde seltsam verschmolzen, voller Engel, deren Lobpreis lautete: „Ehre sei Gott in der Höhe“. In der Höhe. Genauso hatte es Zacharias gesagt, nachdem Johannes der Täufers geboren war, als er Gott pries mit den Worten, die barmherzige Liebe Gottes werde uns besuchen durch „ein aufstrahlendes Licht aus der Höhe“ (Benedictus). Ex hypsous, aus der Höhe. Nicht von unten, nicht von außen, sondern aus der Höhe, also von oben her. Der Christus wurde auferweckt und stieg hinauf ins Leben und wurde schließlich nach 40 Tagen in den Himmel aufgenommen, indem er vor den Augen der staunenden Jünger tatsächlich nach oben wegfuhr, wie es auch einst von Elia berichtet wurde. Jesus Christus fuhr nach oben und wurde von einer Wolke umfasst. Ebenso wird er wiederkommen, wurde den Jüngern von zwei Engeln im selben Augenblick gesagt. Das heißt: Jesus wird vom Himmel herab kommen. Oder anders gesagt: Das Zeichen des Menschensohns wird am Himmel erscheinen als ein Zeichen von oben her. Die Menschen, die ihm nicht geglaubt hatten und ihr Menschsein nicht auf ihn gegründet haben, werden sich in diesem Moment wünschen, von den Bergen und Hügeln bedeckt zu werden. Ihr Fluchtweg geht nach unten, hinab ins Reich des Todes. Welch eine furchtbare Situation.

Mit der kopernikanischen Idee, man sähe alles verkehrt herum, erläge einer beständigen Sinnestäuschung, wurden die die tiefen Überzeugungen des archaischen Menschen in uns schwer erschüttert.

Wer heute in den Himmel hoch sieht, glaubt, es gäbe da kein wirkliches „Oben“, auch wenn wir das fälschlicherweise so annehmen, sondern ein „Draußen“, das schauerliche, finstere und unendlich weite, luftleere „All“, das „Universum“, aus dem Aliens einbrechen können ebenso wie Meteoriten und uns niedermachen oder schwer treffen können.
Es gibt nur Drinnen und Draußen: innerhalb der Erdatmosphäre und außerhalb, dazu den radial und erstickend auf einen Punkt zulaufenden innersten Kern, den niemand gesehen hat, niemand erforscht und niemand erkannt hat, eine Fiktion der Nichtigkeit, der Zentralisation im Chaos der unendlichen finsteren Weiten auf einem mathematisch gedachten Punkt, zusammengehalten durch eine ominöse „Gravitation“, Anziehung von „Massen“, die auch noch keiner gesehen, geschweige denn in ihren Prämissen je bewiesen hätte, von der aber jedermann fachsimpelt, unfähig zu begreifen, dass (elektro-)magnetische Wellen immer auch aus völlig anderen Gründen vorhanden sein könnten. Man ist erstarrt in einer bizarren Fiktion, in der man sich gefiel, alles auf den Kopf zu stellen.

Das „Draußen“, das man eigentlich als „Oben“ wahrnimmt, ist in Wahrheit als Hölle gestaltet, als „Unten“, in Korrespondenz zum erstickenden Zentralpunkt des „Erdinneren“, das ein einziger quälender Punkt sein soll: ein endloses Vakuum, leer, erstickend, tödlich, übersichtlich bestückt von leuchtenden oder reflektierenden Gesteinsbrocken, die herumirren, zusammengehalten durch die Macht ihrer bloßen materiellen Massen. Das Draußen ist totale Geistlosigkeit. Der Himmel, das Oben wurde zur Hölle gemacht und mit SciFi-Leben bestückt, den Fantastereien überhitzter Gehirne, die sich der Erde gegenüber ebenso verweigern wie dem, der über ihr thront und alles hält, der Katechon. Die Engel wurden so entsorgt oder in den Machtbereich des Außen bzw Unten verrückt. Man unterscheidet nicht mehr Dämonen von guten Engeln oder von Aliens. Alles ist ins eins geschmolzen, und was immer es ist: es ist nicht und darf nicht „von oben“ sein.

Und alle machen sie das mit, alle: die Großen und Kleinen, die Agnostiker und Atheisten, die Wissenschaftler und die Ungebildeten, ebenso wie alle Kirchen. Sogar fundamentalistische Christen springen so oft dem Zweifler an dieser vollkommenen Umkehrung aller Dinge, dem, der sie erinnert daran, wo Gott ist, und von woher der Christus wiederkommen wird, mit dem nackten Hintern ins Gesicht und machen ihn nieder nach allen Regeln der Kunst.

Diese Verkehrung der eigentlichen Ordnungen, des eigentlichen Himmelsgefüges, innerhalb dessen „die Erde fest gegründet ist“, wie uns das Alte Testament einst sagte, ist ein wahrhaftiges Karfreitagsgeschehen. In dieser Verkehrung der Ordnungen wurde der Katechon beiseite gedrängt, der, der alles zusammenhält und auf dessen hin Wort alles bestand hat. Er wurde beiseite gedrängt, nun kann der Leviathan aus dem Meer, aus der unermesslichen Tiefe des „Unten“ hervorkommen, das „Tier“, von dem uns die Offenbarung berichtet, angerufen und heraufbeschworen durch den Menschen der „anomia“, der Unordnung, der Gesetzlosigkeit, der nun den Platz dessen einnehmen soll, durch den alles Bestand hat.
Es wird nicht gelingen, aber der „homo iniquitatis“, der Chaosmensch, wird nicht davon ablassen, aus dem Chaos mithilfe des Leviathan eine neue Ordnung schaffen zu wollen, bis die „Säulen der Erde“ wirklich wanken werden..

Man kann sich von einem Standpunkt des tiefen Glaubens aus gewiss sein, dass tatsächlich die „Kräfte des Himmels“, wie Jesus sagte, durch dieses unermüdlich verkehrte Bild der Dinge in den Herzen „erschüttert werden“, die Gestirne „ihren Schein verlieren werden“ und Sterne vom Himmel herabfallen werden — wie sollten sie das übrigens tun können, wenn sie da draußen in riesenhaften Entfernungen zur Erde herumeiern, wie man uns erzählt? Ihre Masse müsste nach gängiger Theorie mit einem Male ins Riesenhafte wachsen — oder die der Erde, und wer vermag einen solchen intern gedachten Unsinn zu glauben? Es wird uns nicht gesagt, woraus sie bestehen, die Sterne, und was dann materiell herabfallen wird, aber es wird herabfallen — nicht „einfallen“.

Christen sei daher zugerufen, darüber nachzudenken, sich zu besinnen, aufzuwachen aus dem Schlaf einer Verkehrung ihres Bewusstseins, sich zu erheben aus der Narkose einer Vorstellung, die nicht nur wissenschaftlich auf tönernen Füßen steht und immer irrsinnigere, fiktionale Züge annimmt, sondern auch — ohne vernünftige Not — wesentliche Grundfesten des Glaubens auf den Kopf gestellt und unverständlich gemacht hat. Nicht zuletzt gehört gewiss eine angemessene Kosmologie mit zu dem Öl, das die klugen Jungfrauen im Gleichnis Jesu mitgenommen haben. Wenn wir uns wichtige Teile unseres Zu-Gott-Seins haben nehmen lassen und glaubten, darauf auch gerne verzichten zu können, könnte uns genau dieses Element fehlen, um die kommende Finsternis durchzustehen. Jeder lasse sich anregen, darüber ganz für sich nachzudenken, ob etwas dran sein könnte an dem, was ich schreibe.


Donnerstag, 9. April 2020

Hörbuch: Ricarda Huch, Michael Bakunin und die Anarchie (1923) - IV

Hörbuch: Ricarda Huch, Michael Bakunin und die Anarchie (1923) - IV

Lesung

Kapitel IV:

Russische Einflüsse auf Bakunin


Ricarda Huch Bakunin IV

Zeit für Literatur, Zeit für eine Beschäftigung mit historischen, politischen Entwürfen.

Die promovierte Historikerin, Schriftstellerin und Philosophin Ricarda Huch (1864-1947) ist zu Unrecht weitgehend vergessen.

Sie wird im weitesten Sinn der "Konservativen Revolution" der 1. Hälfte des 20. Jh zugerechnet und war eine der wenigen, die sich deutlich und ausdrücklich von den Praktiken des NS-Staates distanzierte.

Ihr Interesse am Konzept der "Anarchie" ist nur scheinbar ein Widerspruch zu ihrer grundsätzlich eher konservativen Tendenz.
"Anarchie" ist nicht "Chaos", wie durch den Sprachgebrauch suggeriert wird, sondern die Idee, dass das, was alle angeht, von allen in einem Geflecht freier und privatrechtlicher Beziehungen begriffen und gestaltet wird.

Im Kapitel IV beschreibt sie, welche Gemeinschaftsformen und Staatsideale in Russland zu Bakunins Zeit lebendig und in der Diskussion waren.

Hörbuch: Ricarda Huch, Michael Bakunin und die Anarchie (1923) - III

Hörbuch: Ricarda Huch, Michael Bakunin und die Anarchie (1923) - III

Lesung

Kapitel III:

Der Einfluss deutscher Romantik auf Bakunin

Ricarda Huch Bakunin III

Zeit für Literatur, Zeit für eine Beschäftigung mit historischen, politischen Entwürfen.

Die promovierte Historikerin, Schriftstellerin und Philosophin Ricarda Huch (1864-1947) ist zu Unrecht weitgehend vergessen.

Sie wird im weitesten Sinn der "Konservativen Revolution" der 1. Hälfte des 20. Jh zugerechnet und war eine der wenigen, die sich deutlich und ausdrücklich von den Praktiken des NS-Staates distanzierte.

Ihr Interesse am Konzept der "Anarchie" ist nur scheinbar ein Widerspruch zu ihrer grundsätzlich eher konservativen Tendenz.
"Anarchie" ist nicht "Chaos", wie durch den Sprachgebrauch suggeriert wird, sondern die Idee, dass das, was alle angeht, von allen in einem Geflecht freier und privatrechtlicher Beziehungen begriffen und gestaltet wird.

Im Kapitel III beschreibt sie v.a. Alexander Herzen, sein Denken und seine Beziehung zu Bakunin.

Dienstag, 7. April 2020

Hörbuch: Ricarda Huch, Michael Bakunin und die Anarchie (1923) - II

Ricarda Huch, Michael Bakunin und die Anarchie (1923)

Lesung

Kapitel II:

Michael Bakunins Vaterhaus und Jugend


Hörbuch Ricarda Huch Bakunin II

Zeit für Literatur, Zeit für eine Beschäftigung mit historischen, politischen Entwürfen.

Die promovierte Historikerin, Schriftstellerin und Philosophin Ricarda Huch (1864-1947) ist zu Unrecht weitgehend vergessen.

Sie wird im weitesten Sinn der "Konservativen Revolution" der 1. Hälfte des 20. Jh zugerechnet und war eine der wenigen, die sich deutlich und ausdrücklich von den Praktiken des NS-Staates distanzierte.

Ihr Interesse am Konzept der "Anarchie" ist nur scheinbar ein Widerspruch zu ihrer grundsätzlich eher konservativen Tendenz.
"Anarchie" ist nicht "Chaos", wie durch den Sprachgebrauch suggeriert wird, sondern die Idee, dass das, was alle angeht, von allen in einem Geflecht freier und privatrechtlicher Beziehungen begriffen und gestaltet wird.

Im Kapitel II beschreibt sie die Familie und das Land, aus denen Bakunin stammte.

Hörbuch: Ricarda Huch, Michael Bakunin und die Anarchie (1923) - I

Ricarda Huch, Michael Bakunin und die Anarchie (1923)

Lesung

Kapitel I:

Russlands Beziehungen zur europäischen Geschichte

Hörbuch Ricarda Huch Bakunin I


Zeit für Literatur, Zeit für eine Beschäftigung mit historischen, politischen Entwürfen.

Die promovierte Historikerin, Schriftstellerin und Philosophin Ricarda Huch (1864-1947) ist zu Unrecht weitgehend vergessen.

Sie wird im weitesten Sinn der "Konservativen Revolution" der 1. Hälfte des 20. Jh zugerechnet und war eine der wenigen, die sich deutlich und ausdrücklich von den Praktiken des NS-Staates distanzierte.

Ihr Interesse am Konzept der "Anarchie" ist nur scheinbar ein Widerspruch zu ihrer grundsätzlich eher konservativen Tendenz.
"Anarchie" ist nicht "Chaos", wie durch den Sprachgebrauch suggeriert wird, sondern die Idee, dass das, was alle angeht, von allen in einem Geflecht freier und privatrechtlicher Beziehungen begriffen und gestaltet wird.

Im Kapitel I beschreibt sie die historische Situation, in die der russische Anarchist Bakunin hineingeboren wurde.


Montag, 23. März 2020

Neuerscheinung im Zeitschnur Verlag - Ein Genuss für Lyrik- und Tibetfreunde

Neuerscheinung im Zeitschnur Verlag 

Ein Genuss für Lyrik- und Tibetfreunde


Nach Amdo
Am Rande Tibets
von Rudolf Häfele
Zeitschnur Verlag Karlsruhe
mit zahlreichen farbigen Zeichnungen des Autors
73 Seiten, 130g
Format 20,5 x 13,5cm
ISBN 978-3-940764-24-9
Ladenpreis 14,00 €
Dies ist die zweite Auflage des zauberhaften Lyrikbandes "Nach Amdo", der 2010 erschienen ist und nun in einer gründlich überarbeiteten und erweiterten Neuauflage vorgelegt wird. Ein Genuss für alle Freunde Tibets. 
Aus dem Bändchen als Leseprobe:

Nachwort zur 2. Auflage

Als ob man in einen Mondstein hineinsähe

Der Zeitschnur Verlag hat nun, zehn Jahre nach dem ersten Erscheinen, die Gedicht-Sammlung „Nach Amdo“ von Rudolf Häfele noch einmal aufgelegt. Der alte Bestand wurde teilweise erweitert, teilweise reduziert. Wie die Erstveröffentlichung ist auch die zweite ein poetischer Reisebericht. Bereits der Band von 2010 enthielt Tuschzeichnungen vom Autor. Wir haben davon einige weggenommen und neue Bildmotive integriert, die auf inzwischen entstandenen Aquarellen und Linoldrucken Häfeles beruhen. Aus der alten Sammlung nahmen wir das Kapitel „Palästina“ heraus und setzten dem Kapitel „Nach Amdo“ noch weitere Texte hinzu. Der Reiseweg führt nun von zuhause nach Peking (China), dann nach Amdo (Westtibet), schließlich hoch in den Himalaya, verweilt dort einige Zeit, geht weiter nach Kaschmir (Indien) und zurück in die Heimat.

Die im Nachwort von 2010 bereits formulierten Gedanken gelten heute nach wie vor, auch wenn der Dalai Lama sich aus seinen politischen Ämtern zurückgezogen hat, die politische Lage in China sich verändert hat und nun auch die höchste Weltregion inzwischen — bei Bestand der alten Probleme —  vermehrt unter dem Bann des enthemmten Globalismus steht und die Solidarität mit diesem Land sich seither in Luft aufgelöst hat.

Der Blick des Autors in die Welt erinnert an den Blick in einen transparenten Mondstein. Es liegt ein Glanz über den Dingen, der von weither kommt. Rudolf Häfele taucht tief ein in Räume hinter, unter, über oder „ in“ den Landschaften. Man weiß nicht: Kommen sie aus seinem Bewusstsein oder formen sie es erst? Er bringt sie in Sprache und trägt sie auf seinem Weg mit sich wie ein inneres Amulett. Alles manifestiert sich in gebrochenem Licht, in leuchtenden Farben und dann wieder völliger Transparenz. Finsternis, die ohne Zweifel wirken und herrschen will, wird in der kolorierenden Reflexion aufgelöst.

Es bleibt zu erwähnen, dass Rudolf Häfele mit seiner Poetikgruppe „WortRose“ seit 2010 zwei weitere Bändchen im Scribo Verlag in Steinenbronn veröffentlichen konnte. Es handelt sich um die Lyrik-anthologien „Europa: Bilder | Gedichte“ von 2012, herausgegeben von Götz Gußmann, und „Die Elemente. Gedichte“ von 2018. Beide Büchlein erschienen in der lyrischen „Kleinen Reihe“ des Verlags als Band 13 und Band 55.

Hanna Jüngling 
Karlsruhe, im März 2020
+++

 

 

 

 


Sonntag, 22. März 2020

Hörbuch Jens Peter Jacobsen "Die Pest in Bergamo" (1881)

Hörbuch Jens Peter Jacobsen "Die Pest in Bergamo" (1881)

https://youtu.be/Be4b88DwYfA

Anlässlich der Situation, die man uns auf der ganzen Welt glauben macht, ein Blick in die Literatur. 

Es gibt schon lange die sogenannte Pestliteratur, also die literarische Verarbeitung von Seuchenszenarien in der Geschichte. Bekannt das "Decamerone" aus dem wahrscheinlich 14. Jh, in dem sich 10 Adlige, die aus Florenz auf ein Landschloss geflohen sind, täglich Geschichten erzählen, bis sie nach 10 Tagen (!) wieder zurück in die Stadt gehen.

Zu dieser Literatur zählt auch die Erzählung "Die Pest in Bergamo" des dänischen Autors Jens Peter Jacobsen (1847-1885) von 1881. Jacobsen ist ein heute leider nur mehr wenig gelesener Autor, der nichtsdestoweniger einen wesentlichen Einfluss auf zahlreiche deutsche Schriftsteller und Dichter genommen hatte wie Rainer Maria Rilke oder Thomas Mann. Arnold Schönbergs Gurrelieder sind eine Vertonung der Vorlage Jacobsens.

Die Erzählung beschreibt sensibel die tiefe, emotionale Verfassung einer Bevölkerung, die einer Epidemie ausgesetzt ist.

Hier eine Lesung des Textes von Hanna Jüngling vom 22.3.2020

Textvorlage: Jens Peter Jacobsen: Sechs Novellen. Leipzig (Ausgabe wahrscheinlich aus den 1920er Jahren). Autorisierte Übersetzung von M. von Borch. Reclams Universalbibliothek Nr 2880. S. 76-86