Sonntag, 1. September 2019

Fake Heavens VI - "Himmelsmechanik"

Fake Heavens VI — „Himmelsmechanik“


„Hobbes definierte das Denken als Rechnen. Das reine Denken des denkenden Ich, welches keine Gegenwirkung erfährt, sondern innerhalb des Selbstbewußtseins abläuft, ist gesetzmäßig und sein Ergebnis richtig; aber es ist weder wahr noch wirklich.
Wahr ist, was uns als Ideal im Gegensatz zu uns selbst vorschwebt oder die Übereinstimmung des Einzelnen mit Gott, und wirklich, was unser Geist durch gesunde Sinne wahrnimmt.
Alles Wahre und Wirkliche ist zwischen Gegensätzen.
Man wird einwenden: wie kommt es denn, daß die Voraussagungen der Wissenschaft, z.B. der Astronomie, durch die Erscheinungen des Sternenhimmels bestätigt werden?
Dieser Sternenhimmel ist von Instrumenten gemacht, er gehört nicht in die lebendige Natur, sondern ist Menschenwerk.
Der erstarrte, eigentlich tote Mensch, hat sich mit einer starren Natur umgeben, die nach Gesetzen abläuft, mit einem Mechanismus. (…)
Der produktive Mensch zerbricht Tempel in jedem Augenblick, wo er Neues schafft. (…)
Mit dem Neuen meine ich freilich keine technische Vervollkommnung, keine neue Organisation, keine wissenschaftliche Entdeckung.“

— Ricarda Huch, Entpersönlichung (1922)



Es ist ein eigentümliches Zitat Ricarda Huchs, das wir hier lesen, dessen zentrale Aussage die ist, dass der neuzeitlich aufgefasste „Sternenhimmel“, das kopernikanische System, nichts anderes ist als ein künstlich Hergestelltes und Erfundenes: wider die Sinne, die empirische Wahrnehmung und alle Erfahrung gerichtet wird die Behauptung aufgestellt, alles, was wir (hinsichtlich unserer kosmologischen Position) wahrnehmen, sei Sinnestäuschung, und als unschlagbarer Beweis gelten optische Instrumente, die doch eigentlich nichts anderes sichtbar machen, als wieder nur das, was das räumliche Sehen dem Prinzip nach wahrnimmt.
Mithilfe einer Technisierung des Sehsinns widersprachen die Propheten des modernen Weltbildes der Zuverlässigkeit des nicht technisierten Sehsinnes. Die Suggestion, die sie damit aufbauten, ist bei näherem Hinsehen absurd: Zunächst ist festzustellen, dass auch der Blick durch ein Teleskop nichts an der „täuschenden“ Perspektive des sinnlich wahrnehmenden Menschen ändert. Auch wenn ich durch das Teleskop schaue, wandern die Gestirne über den Himmel und ich befinde mich auf festem, ruhendem Grund als Beobachter. Das Teleskop fungiert nur als Zoom auf das, was die angeblich getäuschten Sinne wahrnehmen. Genau dieses Faktum wird uns seit langem vernebelt. Man tut so, als gehe es nicht um eine bloße Vergrößerung dessen, was man ohnehin, wenn auch nur undeutlich oder schwach, sinnlich wahrnimmt. Man tut so, als rücke das Teleskop die Perspektive zurecht, kehre sie förmlich um.
Bertolt Brecht lässt 1939 seinen „Galilei“ prahlen, er habe durch ein „Instrument“ das „unvorstellbare Glück“ gehabt, „ein Zipfelchen des Universums“, und er setzt in nicht sehr glaubwürdiger Bescheidenheit hinzu, es sei „nicht viel“, „näher (zu) besehen“. Es kann kein Zweifel bestehen, dass Brecht dem Galilei die arrogante Haltung einzeichnet, ein Mensch könne wie ein Gott „das Universum besehen“, ganz so, als gäbe es einen neutralen Beobachterpunkt, von dem aus dies möglich wäre. Die Zweifler in der Debatte lässt Brecht als bigotte Idioten auftreten, die den Einbruch der Wahrheit ins getäuschte Wahrnehmen und Denken fürchten, weil das Volk dies nicht verkraften könnte. Galileis Argumentation ist so dumm wie sie anmaßend ist:

„In diesen Nächten werden über ganz Italien Fernrohre auf den Himmel gerichtet. Die Monde des Jupiter verbilligen nicht die Milch. Aber sie wurden nie je gesehen, und es gibt sie doch. (…) Es sind nicht die Bewegungen einiger entfernter Gestirne, die Italien aufhorchen machen, sondern die Kunde daß für unerschütterlich angesehene Lehren ins Wanken gekommen sind.“[1]

Hier werden bei Brecht zwei Dinge vermengt, die nicht zusammengehören: Die Frage, ob man aus großer Entfernung alles scharf und genau sieht, hat nichts mit der unzulässigen Schlussfolgerung zu tun, dass das, was man schärfer oder weniger scharf dem Prinzip nach sieht, die grundsätzliche Perspektive auf die Dinge ändern müsste.
Anders gesagt: Wenn ich von einem Berg aus übers Land sehe, bleibt meine Perspektive auf das Land gleich, ich kann aber mit dem Fernrohr manches vergrößern, kann mir einige Hinterhofdetails heranzoomen, die ich ohne Instrument nicht sehen würde, und verlängere damit nur die Funktion meines natürlichen räumlichen Sehens. Der Blick durchs Fernrohr wird mich nicht dazu bringen, mich — beispielsweise — am Grund eines tiefen Loches zu wähnen, während das Land über mir schwebt.
Die zentrale kopernikanische Behauptung, das, was man wahrnehme, sei Folge einer Sinnestäuschung, wird logisch völlig unsinnig auf der Basis dieser „verfeinerten“ Täuschung „bewiesen“. Nur weil ich, um im Beispiel zu bleiben, in den Hinterhöfen abgestellte Fahrräder sehen kann, sobald ich durch mein Fernrohr sehe, ändert sich an der zuvor wahrgenommenen, prinzipiellen Ordnung der Dinge da unten im Tal nichts!
Alleine diese Brechtsche Argumentation ist — gemessen an einer wissenschaftlichen Methodik — in sich selbst absurd. Es ist die Vorstellung, man könnte als Mensch eine vollständig andere Wahrnehmung erschließen. Literarisch finden wir solche Gedanken bei Georg Büchner entfaltet, der seinen „Lenz“ durchs Gebirg streifen lässt, überwältigt von der Wahrnehmung der natürlichen Ordnung und doch in fundamentaler Opposition dazu, im Aufbegehren dagegen, sich dieser Ordnung ein- oder sogar unterordnen zu müssen, auf der Suche nach einem „Überblick“:

Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, daß er nicht auf dem Kopf gehn konnte. Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte, und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so naß, er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen, er begriff nicht, daß er so viel Zeit brauchte, um einen Abhang hinunter zu klimmen, einen fernen Punkt zu erreichen; er meinte, er müsse Alles mit ein Paar Schritten ausmessen können. Nur manchmal, wenn der Sturm das Gewölk in die Täler warf, und es den Wald herauf dampfte, und die Stimmen an den Felsen wach wurden, bald wie fern verhallende Donner, und dann gewaltig heran brausten, in Tönen, als wollten sie in ihrem wilden Jubel die Erde besingen, und die Wolken wie wilde wiehernde Rosse heransprengten, und der Sonnenschein dazwischen durchging und kam und sein blitzendes Schwert an den Schneeflächen zog, so daß ein helles, blendendes Licht über die Gipfel in die Täler schnitt; oder wenn der Sturm das Gewölk abwärts trieb und einen lichtblauen See hineinriß, und dann der Wind verhallte und tief unten aus den Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen wie ein Wiegenlied und Glockengeläute heraufsummte, und am tiefen Blau ein leises Rot hinaufklomm, und kleine Wölkchen auf silbernen Flügeln durchzogen und alle Berggipfel scharf und fest, weit über das Land hin glänzten und blitzten, riß es ihm in der Brust, er stand, keuchend, den Leib vorwärts gebogen, Augen und Mund weit offen, er meinte, er müsse den Sturm in sich ziehen, Alles in sich fassen, er dehnte sich aus und lag über der Erde, er wühlte sich in das All hinein, es war eine Lust, die ihm wehe tat; oder er stand still und legte das Haupt in's Moos und schloß die Augen halb, und dann zog es weit von ihm, die Erde wich unter ihm, sie wurde klein wie ein wandelnder Stern und tauchte sich in einen brausenden Strom, der seine klare Flut unter ihm zog.[2]

Wenn Lenz auf dem Kopf hätte gehen können, wie er es sich wünschte, wäre ihm der Himmel zu Füßen gelegen, die Erde wäre sein Himmel geworden. Vielleicht kann man sagen, dass das kopernikanische System den Himmel unter die Füße des Menschen bringen sollte im buchstäblichen Sinn: Der Himmel sollte sich unterwerfen, eine Proskynesis vor dem Menschen machen, ihm die Füße küssen, wie dies später Papst Paul VI. tat (s.u.).
In einer bösartigen Verdrehung der Tatsachen flüsterte man den Menschen bis heute ein, das alte Kosmosbild habe den Menschen unberechtigterweise als Zentrum der Schöpfung stilisiert, aber er müsse eben lernen, nur ein Staubkorn in einem unwirtlichen und riesigen All zu sein, ein Nichts, ohne Bedeutung und fern von einem Gott. Der Mensch nimmt sich seit Kopernikus einerseits als Störfaktor in der Natur wahr, andererseits als deren Gegner und Ausbeuter, projiziert diese Haltung aber auf den Satz „Macht euch die Erde untertan“ aus Gen 1, der selbstverständlich nirgends von Ausbeutung und Beherrschung spricht!
Die Wahrheit ist hier — entgegen solcher Propaganda — erheblich anders gelagert: Im alten Bild war zwar die Erde im Mittelpunkt des Kosmos, aber nicht der Mensch, sondern Gott alleine galt als ihr Schöpfer. Der Mensch sah sich geliebt und zur Verantwortung befähigt. Der verantwortungslose Umgang mit der Schöpfung seit der „kopernikanischen Wende“ hängt ursächlich mit ihr zusammen. Die Exzesse im Umgang mit der Natur begannen erst, als der Mensch sich nicht mehr im Zentrum der Schöpfung vor Gottes Angesicht wähnte.
In der Erzählung „Lenz“ scheint die Verdrehung der heiligen Ordnungen in einem wirren und kranken, verzweifelten und destruktiven Geist auf.
Büchners Lenz aber will genau diese Unterwerfung des Himmels nicht gelingen. Er verbeißt sich darein, gleitet immer wieder ab, findet sich leer vor, und es bleibt ihm das, was unsere moderne Zeit so knapp und zutreffend zeichnet: „Lenz starrte ruhig hinaus, keine Ahnung, kein Drang; nur wuchs eine dumpfe Angst in ihm, je mehr die Gegenstände sich in der Finsternis verloren. (…) Er schien ganz vernünftig, sprach mit den Leuten; er tat Alles wie es die Andern taten, es war aber eine entsetzliche Leere in ihm, er fühlte keine Angst mehr, kein Verlangen; sein Dasein war ihm eine notwendige Last. – So lebte er hin.“

Es stellt sich eine grundsätzliche Frage danach, ob ein Mensch aus der natürlichen sinnlichen Wahrnehmung einfach folgenlos aussteigen kann, ob es ihn nicht zerstören wird. Ich kann die Bedingungen meiner Wahrnehmungsfähigkeit nun einmal nicht sprengen. Die bigotten Zweifler in Brechts „Galilei“ sprechen insofern etwas aus, das man niemals in dieser Weise hätte lächerlich machen dürfen, vor allem nicht nach Texten wie dem „Lenz“, der schon 100 Jahre vor dem „Galilei“ die Folgen ausgemalt hat.
Kopernikus war sich offenbar dieser Problematik doch bewusst, denn er stützte seine Hypothesen nicht auf das Argument, mit Instrumenten sähe man, dass alles umgekehrt sei, sondern er floh in die Mathematik, die alleine den Zugang zur „korrigierten“ Deutung der bisherigen, auf die sinnliche Wahrnehmung gestützten, Weltsicht ermögliche.

Im wesentlichen beruht daher die moderne Kosmologie auf einer Hypothese, die Sinnestäuschungen deklariert, und einem mathematischen Formelgebäude. Diese Flucht in mathematische Berechnungen, die auf die Leugnung der sinnlich wahrgenommenen Position des Menschen im Kosmos begründet werden, die man mit Wahrheit und Wirklichkeit verwechselte, ist das, was Huch als „reines Denken, welches keine Gegenwirkung erfährt“ bezeichnet. Logisch gesprochen mahnt sie hier an, dass solches Berechnen nichts weiter als eine Tautologie ist: man beweist die Wahrheit des eigenen Denkens mit reinem Denken. Nun kann aber reines Denken nie das Wirkliche, sondern allenfalls das Mögliche erfassen und in gar keinem Fall die Wahrheit über die Dinge, die wir außerhalb des Denkens vorfinden. Huch schreibt „Alles Wahre und Wirkliche ist zwischen Gegensätzen.“ Tautologien sind logisch gesehen immer wahr, aber sie können nicht verneint werden, lassen eben keinen Gegensatz mehr zu: „Wenn es regnet, dann regnet es“ ist unwiderlegbar, aber es ist andererseits eine leere Aussage. Ähnlich leer bleibt die moderne Astronomie, die die Verfeinerung ihrer Grundaussagen betreibt, damit aber immer nur auf der tautologischen Ebene bleibt. „Das kopernikanische System ist wahr, weil es wahr ist“… Es ist „wahr“, weil es einen theoretischen oder gar empirischen Einspruch („Gegensatz“) schlicht und einfach ausgeschlossen hat aus der Argumentation und nur solche Gedanken und Schlüsse zulässt, die auf seiner eigenen Prämisse beruhen. Es ist einigermaßen erstaunlich, dass dieser Umstand so gar niemandem in der Branche auffallen will.
Zu den arroganten Bemerkungen des Herrn Kopernikus zur Mathematisierung der Astronomie komme ich später. Jedenfalls war nicht nur Kopernikus, sondern ein Heer von fanatischen Nachfolgern unfähig zu erkennen, dass man mit mathematischen Berechnungen nicht eine äußere Wirklichkeit, sondern allenfalls Möglichkeiten erfassen, erst recht niemals „Wahrheit“ über die unsichtbaren Dinge erforschen kann. Die Wirklichkeit der Dinge lässt sich grundsätzlich nicht durch Berechungen erkennen, sondern ausschließlich durch gesunde Sinne! „Wahrheit“ dagegen kommt entweder im religiösen Bereich aus Offenbarung, im säkularen dagegen immer aus logischen Schlussfolgerungen — nicht aus bloßen Behauptungen!

Die moderne Astronomie mit ihrer Annahme, unsere Sinne täuschten uns, was den Blick in den Himmel betrifft, ist im Bereich der Wissenschaft absurd, ergäbe allenfalls Sinn als göttliche Offenbarung. Nun widerspricht aber — zumindest die christliche — göttliche Offenbarung niemals der Wirklichkeit, die wir sinnlich wahrnehmen! Sie offenbart stets das Unsichtbare, das wir überhaupt nicht sehen oder erschließen können.
Die Frage muss daher zugelassen werden, auf was sich die überraschende Arroganz der neuzeitlichen Astonomen und Kosmologen eigentlich gründet und worauf sie hinaus will? Durch die Behauptung, was wir am Himmel sehen, sei eine Täuschung unserer Sinne, werden normale Menschen außerhalb der Kaste von „Eingeweihten“ ausgeschlossen aus jeder Erkenntnis zur Sache und zu Mündeln der „Offenbarungen“ und Behauptungen der Astronomen. Dies erfüllt im wesentlichen die Kriterien einer Sekte und ist substanziell anti-aufklärerisch. Wissenschaft muss für den normalen Menschen nachvollzieh- und prinzipiell überprüfbar und generell falsifizierbar sein.

Mir scheint, je länger ich darüber nachdenke, dass sie in ihrer Weisheit allesamt zu Narren geworden sind, die ihren eigenen Gespinsten auf den Leim gehen wie Lenz im Gebirg. Dieser erfundene „Sternenhimmel“ ist, wie Huch schreibt, „Menschenwerk“, und stimmt bis heute keineswegs mit den empirischen Erfahrungen und schon gar nicht mit dem gewaltigen Himmelsgewölbe über uns überein, hat aber andererseits keinerlei Offenbarungswert, obwohl es sich bis heute als infallible Offenbarung aufspielt. Die großmäulige Rede des Brechtschen Galilei an seine Gegner fällt auf ihn und seinesgleichen zurück: „Die Kunde daß für unerschütterlich angesehene Lehren ins Wanken gekommen sind“ erschüttert seit der sektierischen Lehre des Kopernikus alle ihre Anhänger, denn niemand ist erbitterter unwillig, die einmal proklamierte Lehre zu revidieren als die Heliozentriker. Was sie andern abfordern, sind sie selbst nicht bereit zu leisten!

Niemand kann empirisch erfahren oder prüfen, dass das Gegenteil dessen, was er sieht, zutrifft, etwa dass die Sonne das Zentrum sei, um das die Erde sich dreht. Es handelt sich hier nicht um ein Vexierbild, das bei einigermaßen langem Anstarren plötzlich kippt und ein zweites, ganz anders Bild in den wahrgenommenen Maßen offenbart, sondern man wird grundsätzlich niemals am Himmel etwas anderes sehen, als das, was die Sinne ermöglichen, und dies erlaubt niemals, eine zentrale Sonne zu sehen und eine bewegte Erde! Den Sinnen ist die Erde fest, während die Sonne wandert. Selbst bei einem Vexierbild könnte niemand behaupten, nur eines der darin erkennbaren Bilder sei wahr, ein anderes dagegen nicht. Im gemalten Bild ist alles wahr, was darauf als Gemaltes zu erkennen ist. Aber es sagt uns nichts über die Wirklichkeit der Gegenstände, die es darstellt außerhalb ihrer Bildhaftigkeit.

Es ist daher völlig gleichgültig, ob manche Berechnungen dem Anschein nach mit dem Erfahrbaren irgendwie korreliert scheinen: das ist kein Beweis von der Wahrheit und Wirklichkeit dieser Korrelation, sondern nur ein Hinweis darauf, dass die Theorie dahingehend verfeinert wurde, dass sie Korrelationen von Sternenkonstellationen und Theorie aufweist. Damit ist aber die Theorie nicht bewiesen, damit hat man noch nichts anders „gesehen“,  sondern es ist nur künstlich eine Korrelation behauptet worden, die wegen der Ungreifbarkeit des Gegenstandes, der sich jedem Experiment entzieht, nicht weiter überprüft werden kann. Sofern es sich dabei um Wissenschaft handeln sollte, können im besten Fall tönerne Füße konstatiert werden.

Wann kam eigentlich die Obsession auf, wir müssten den Himmel, den Kosmos iS einer mechanischen Uhr, eines Apparates, einer Maschine verstehen, deren entfernte Eingeweide wir mithilfe von Fernrohren voyeuristisch beobachten und in die wir sogar hineinsteigen können, indem wir merkwürdige Fahrzeuge konstruieren, die den Wegen des Fernrohrs folgen? Und dies alles ohne zu bedenken, dass wir nicht außen, sondern innen stehen, eine distanzierte Außenschau prinzipiell verwehrt bleibt, und wir alleine schon deswegen unfähig zu objektiver Schau sind? Sicherlich war das bis 15. Jh vorherrschende „geozentrische Weltbild“ ebenfalls extrem mechanistisch, aber auch begrenzt erdacht. Der jesuitische Universalgelehrte und Anhänger der (geozentrischen) Kosmologie Tycho Brahes Athanasius Kircher prägte im 17. Jh den Satz "Numerus est regula et norma omnium" (in:  "Musurgia universalis" von 1650). Es ist auch Kircher, der sich in "Iter exstaticum coeleste" 1656 eine begleitete Raumfahrt ausdenkt, bei der er den Mond, die Sonne und Wandelsterne besucht und sich das Firmament erklären lässt.
Mir entsteht dabei der Eindruck, dass durch dieses geozentrische, ptolemäische Vorgängermodell überhaupt erst das mechanistische Denken aufkam, sich immer mehr im Sinne einer "prästabilierten Harmonie" verdichtete, und die „kopernikanische Wende“ weniger „Wende“ als radikale, aber in einem hochfahrenden Gestus die ins Unendliche verlängerte Fortsetzung dieses falschen, mechanistischen Ansatzes war und ist. Es ging gar nicht zentral um die Position der Erde im Kosmos, sondern darum, diesen Kosmos unendlich zu denken, wie dies konsequent und ebenfalls radikal Giordano Bruno tat. Dass innerhalb der „ptolemäischen“ Himmelsmechanik Unstimmigkeiten auftraten, führte weder Kopernikus noch sonst einen Heliozentriker zu einem Zweifel an dieser mechanistischen Auffassung, sondern wollte das unstimmige Konzept durch ein stimmigeres ersetzen, was allerdings nicht gelungen ist. Man kann in beiden Modellen relativ gut rechnen, im älteren in manchen Punkten sogar präziser. Daher wird heute nach wie in vielen Berechnungen der geozentrische Standpunkt eingenommen.[3]

Die absurde Szene in einem Film von Charlie Chaplin, in der er als Arbeiter im Getriebe einer Maschine verschwindet, durch deren Zahnrad-Windungen hindurchmanövriert wird und am Ende — rückwärts — wieder herauskommt, längst selbst in ein maschinell-mechanisches Bewegungsmuster gebannt, ist verwandt mit der Vorstellung, es könne eine „Raumfahrt“ geben.[4] Raumfahrt bedeutet, dass man in dieser riesigen All-Uhr herumfahren kann. Anders als in Chaplins Maschine sind die Zwischenräume des All-Getriebes größer, viel größer und nicht durch Zahnräder, sondern durch die mysteriöse Kraft der „Gravitation“ aneinander gebunden.[5] Diese gedachte Riesenhaftigkeit gibt uns die Suggestion ein, es gehe gar nicht um eine Mechanik, sondern unendliche, „kosmische“, oder gar „sphärische“ Freiheit und Formlosigkeit, trotz einer zugrunde liegenden, starren, in „Arbeit“ befindlichen Form. Die Vorstellung, dass ein paar Menschen in einer „Raumkapsel“ sitzen und in den unüberschaubaren Wüsteneien des kosmischen Vakuums und in vollkommener Finsternis dieses Fahrzeug navigieren, als befänden sie sich auf oder sogar in einem Ozean, wirkt bei genauerem Hinsehen schief: der Nautiker benötigt den Himmel über sich, feste Punkte, wie den Nordstern, die Venus, den Sirius oder den Leitstern der Plejaden als „stella maris“, als Orientierung, um nicht völlig in der Irre zu landen. Woran orientiert sich ein Astro-Nautiker? Hat er eine „stella coeli“? Oder stehen in diesem All Wegweiser, gibt es ein „Navi“ von der Erde aus gefunkt, nur: wie funktioniert das Funken bei solchen Entfernungen, wo doch Funkwellen nur eine sehr begrenzte Reichweite haben?! Selbst Wikipedia muss unumwunden zugeben, dass solche Reichweiten von Funksignalen äußerst klein sind und selbst auf der Erdoberfläche kaum störungsfrei im freien Raum funktionieren, geschweige denn in höheren Atmosphäreschichten, die sie irgendwann absorbieren, dämpfen, verzerren und depolarisieren. Wie bitteschön will man Hunderttausende von Kilometern draußen im All, zB vom Mond oder Mars aus, gestochen scharfe Bilder von diesem oder jenem zur Erde „senden“?! Und wenn das All so wäre, wie man es behauptet, wie schafft man es überhaupt, dort irgendwo sicher zu „landen“ und vor allem wieder zielsicher zurückzukommen auf die Erde? Und wie man mit hochsensiblen fotografischen Apparaten im „All“ oder auf dem Mond oder Mars mit seinen belastenden Umgebungsbedingungen, angefangen beim Hochvakuum und aufgehört bei irrsinnig niedrigen oder aber auch hohen Atmosphären-Temperaturen überhaupt noch fotografieren können will, hat mir bislang auch niemand plausibel und ohne blumig-dreiste Lügen erklären können.

In schauderhaften Weiten eines unendlichen Maschineninneren fühlen wir uns verloren, klein und gestaltlos, erleben uns aber andererseits als Götter, weil wir diese unendliche Weite ausgedacht haben, dabei mathematisch tatsächlich ins Paradoxe und damit Transzendente vorstoßen. Der dem Anschein nach auf mathematischem Formalismus beruhende Himmel führt in seiner unendlichen „Ausdehnung“ am Ende in dieselben Paradoxien („Paralleluniversen“), in die die Mathematik des Unendlichen den Mathematiker Georg Cantor schließlich ins Über-Unendliche geführt hat.
Im Paradox scheint die Grenze des Denkbaren auf, aber wir erkennen gerade sie — wie der Narr im Sprichwort „Dummheit und Stolz: auf einem Holz“ — in der Kosmologie nicht an. In der unendlich gedachten kosmischen Welt mit ihrer Mechanik haben wir die Entgrenzung unseres eigenen Denkens proklamiert, ohne zu begreifen, dass alles Mechanische oder mechanisch Gedachte ein förmlicher Gegenbegriff zu jeder Über-Unendlichkeit ist. Über-Unendliches oder gar Ewiges entzieht sich trotz formellen und mechanischen Denkbeginns jeder Mechanik und beginnt erst jenseits des Mechanischen und Formalisierten. Genau dorthin aber können wir mit diesen formellen Mitteln nicht mehr hindenken.

Spätestens bei diesen Gedanken dämmert auf, dass das neuzeitliche Weltbild so abstrus wie größenwahnsinnig, so idiotisch und kindisch wie deprimierend und engstirnig ist. Die menschliche Intelligenz ermöglicht einen distanzierten Blick auf jegliche Hypothese oder Meinung, verweigert sich der Totalvereinnahmung durch eine vom menschlichen Geist behauptete Realität. Der vernünftige Geist hört niemals auf zu prüfen, bezweifelt dem Prinzip nach alles, was Menschen je gedacht haben, stellt unentwegt die Frage: „Ist es wirklich so, wie wir dachten, wie wir es gesagt bekommen haben?“ oder: „Was nehmen wir denn wirklich wahr?“
Vor nichts hat dieses Fragen Halt gemacht.
Nur eine Sache wurde immer mehr verhärtet und in den Bereich des Unbezweifelbaren gerückt: die Annahme, das kopernikanische System sei die einzig wahre und wirkliche Basis für jedes weitere kosmologische oder astronomische Nachdenken.
So stolz wir waren, das angeblich so verkehrte und irrige Weltbild der Alten überwunden zu haben, weil die permanente Modernisierung und Überholung der Paradigmen einen evolutionären Prozess der Erkenntnis, Wissenschaft und Höherentwicklung der Menschheit garantiere, so sehr lügen wir uns über unseren Zustand etwas in die Tasche:

Wir entwickeln iS echter Paradigmenwechsel tatsächlich seit 500 Jahren fast gar nichts mehr weiter. Wir sind erstarrt in einem mechanistischen Denken. Und wir haben innerhalb dieser mechanistischen Weltauffassung alle darin möglichen „Revolutionen“, alle „Umschwünge“ vollzogen. Wir sind am Ende. Es geht nicht mehr weiter. Wir haben unsere Möglichkeiten im Bereich des Mechanistischen ausgeschöpft, wie es aussieht.
Das Ende der Wissenschaft wurde seit ca. 100 Jahren durch einen sanften und unmerklichen Übergang in die Wissenschaftsfiktion, die „Science-fiction“ übertüncht.
Faktisch leben wir nach wie vor inmitten der Maschinen, die schon seit Jahrhunderten existieren und haben deren dominante Realität zwar verfeinert, aber niemals überschritten, vor allem aber verlängert ins Phantastische.
In unseren zeitgenössischen Märchen, Mythen und Fiktionen ist und bleibt alles maschinell aufgefasst, selbst das Magische und Geistige, und die Vorstellung, dass der Kosmos völlig anders ist, als man es uns von Kindheit an eintrichtert, treibt uns zu heftiger, fanatischer Abwehr, die sich psychologisch schwer spontan verstehen lässt:

Warum löst es solche Aggressionen aus, wenn Menschen bezweifeln, dass die Erde eine Kugel ist und es ein unendlich großes „All“ gibt, in dem weitere Kugeln in einem Vakuum wie auf einem Kinderkarusell oder Murmelbahnen umeinandersausen, und dies alles selbstverständlich in einem irrsinnigen Tempo? Warum erträgt der postmoderne Mensch den Gedanken nicht, dass es weder diese Erdkugel noch dieses mechanistisch verstandene All geben könnte und manche Vorstellung der ganz Alten vor und jenseits des Hellenismus vielleicht doch näher an der Wirklichkeit ist?

Warum hat er keinerlei Hemmungen, die Existenz Gottes zu bezweifeln, beißt sich aber mit Zähnen und Klauen am kopernikanisch-heliozentrischen Weltsystem fest?!
Und warum hat auch Youtube im Rahmen seiner neuesten Zensurmethoden und Index-Attitüden neben politisch nicht korrekten oder besser gesagt kritischen und vermutlich tatsächlich wahrheitsnahen Kanälen auch solche ins Visier genommen, die etwa für ein Flatearth-Modell argumentieren?[6] Wer hat eigentlich etwas zu verlieren, wenn Menschen nicht mehr an das kopernikanische System glauben? Warum schießt man mit Kanonen auf vermeintliche Spatzen?
Und warum sind viele in der Trutherszene so verblendet, dass sie sich ungeprüft einreden lassen und unhinterfragt nachplappern, die Flatearth-Bewegung sei absichtlich zur Lächerlichmachung der gesamten Wahrheitsbewegung implementiert worden und helfen mit, den Kosmoswahn zum unhinterfragbaren Dogma zu betonieren?
Befürchtet der postmoderne Mensch, nachdem er nun jahrhundertelang alle anderen Paradigmen abgestoßen hat wie Ballast und aufgestiegen ist in seine enge, totalitäre Fiktion von „Wissenschaft“, eine reine Tautologie, im kosmo-gigantischen Maßstab freilich, er könnte sich nicht nur auf dem Scherbenhaufen seiner Irrtümer befinden, sondern dabei auch noch nackter und ärmer, leerer und entmenschter sein als jede Generation vor ihm?
Warum dieser Hass, diese Abwehr gegen all jene, die bezweifeln, dass der Kosmos so ist, wie man ihn uns vor Augen stellt?

Auf die zahlreichen, selbst innerhalb des mechanistisch-physikalischen Denkens vorliegenden Widersprüche und Absurditäten der dogmatischen Kosmologie habe ich teilweise in den vorigen Aufsätzen hingewiesen, teils tun dies kompetent andere Zweifler. Angefangen bei der angeblichen Erdkrümmung, die rechnerisch nicht übereinstimmt mit der Wirklichkeitserfahrung, die jeder einfache Mensch selbst prüfen könnte, wenn er den Mut dazu hätte, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, und aufgehört bei Fragen, die niemand beantworten kann, etwa die, wie eigentlich die angebliche „Gravitation“ bzw „Anziehung von Massen“, eine Kraft, die die Züge der Zentripetalkraft einerseits und des Magnetismus andererseits zu vereinen scheint, sich bei dem behaupteten irrsinnigen Tempo der Himmelskörperbewegungen vollziehen können soll, ohne dass die Fliehkräfte aufgrund der mechanisch unverbundenen Beziehung der Körper (es existieren keine Ketten oder Seile, die sie materiell verbinden) immer überlegen blieben? Jedes in Drehung befindliche Kinderkettenkarussell überwindet sichtbar die Kraft dieser angeblichen „Gravitation“. Im ptolemäischen Modell glaubte man, die rotierenden Körper befänden sich auf durchsichtigen Kugelschalen und blieben deshalb auf ihrer „Bahn“. Die kopernikanische Wende musste nun ohne Kugelschalen begründen, warum diese Rotationen stabil stattfinden.
Die Gondeln bleiben im Karussell nicht wegen einer „Gravitation“, die es auf sie ausübt, zentripetal um den Mittelpunkt geordnet, sondern wegen der Ketten. Löste man die Ketten, flögen die Gondeln linear und tangential zum Flugkreis davon. Dass sie irgendwann wieder zu Boden fallen würden, liegt wiederum nicht an der „Gravitation“ vom Erdmittelpunkt aus, sondern schlicht daran, dass sie schwerer als Luft sind. Wären sie leichter als die Luft, flögen sie in den Himmel davon, solange, bis sie in dünnere Luftschichten kämen, in denen sich wieder die Schwere der Gondel bemerkbar machen würde, „Gravitation“ hin oder her! Wir erleben ebenso, dass Dinge, die leichter als Wasser sind, niemals ohne Deformation oder Beschwerung absinken, sondern auf der Wasseroberfläche schwimmen — keine „Gravitation“ der Welt hätte je die Kraft sie weiter an den Boden des Gewässers zu ziehen. Die Idee einer „Gravitation“ ergibt im empirischen Erfahrungsbereich keinerlei Sinn, weil sie permanent in willkürlich-unberechenbarer Stärke auftreten müsste, was nicht nur das mechanistische Denken, sondern auch den gesunden Hausverstand sprengt: „Gravitation“ als hin und her leckende, züngelnde Kraft, die mal mehr mal weniger Druck ausübt auf die Körper, die sie an sich ziehen will…

In diesem Erfahrungsbereich genügte der Begriff der Schwere, der nicht mit einer behaupteten „Anziehung“ vonseiten anderer Körper her vermengt wird.
Dass die „Schwere“ dabei tatsächlich nach wie vor ein Mysterium ist und bleibt, nicht anders als das Licht, steht mir vor Augen.
Im All, als Hochvakuum konzipiert, würden unsere von den Ketten gelösten Karussellgondeln einfach davontaumeln. Im künstlich auf der Erde erzeugten Vakuum würden sie so schnell abwärts sinken müssen wie jeder andere, — auch erheblich leichtere — Gegenstand. Im All behauptet man Schwerelosigkeit, aber wissen wir das wirklich? Nur weil der nächste attraktive Körper zu weit weg ist, bleibt unsere Gondel „schwerelos“? Das glaube ich erst, wenn man es mir eindeutig und unzweifelhaft im Experiment „vor Ort“ zeigen kann. Aber wir wissen, dass genau dies unmöglich ist und bleibt!
Wo ist im All Oben und Unten? Es gäbe für die Gondel jedenfalls keinerlei Grund, zurückzukommen zu ihrem Karussell, da die Verbindung zwischen Karussell und Gondel alleine aufgrund der Kette bestand.
Die Frage nach der Schwere der Dinge bzw der Erfahrung, dass sie nach unten fallen, könnte auch mit anderen Erklärungsansätzen beantwortet werden, etwa den inzwischen ebenfalls verdrängten und lächerlich gemachten Äthertheorien, die noch bis ins 20. Jh immer wieder neu durchdacht wurden.[7] Unterscheidungen zwischen „Masse“ (Trägheit eines Körpers) und „Gewicht“ (Anziehungsstärke eins Körpers durch die behauptete Gravitation) wurden erst dann notwendig, als man sich das Kosmosmodell ausgedacht hatte, von dem wir gelehrt bekommen, dass es infallibel und niemals mehr falsifizierbar sei. Schaut man einmal nicht durch diese Brille, sehen wir nur, dass Körper unter bestimmten umgebenden Bedingungen „Schwere“ aufweisen. Alle komplizierten Überlegungen, die folgten, bauen bereits auf den Prämissen der modernen Kosmologie auf, bewegen sich im Rahmen des vorgegebenen Modells, folgen also nicht empirischen Phänomenen, sondern Theorien.

Die Frage, warum eigentlich das Karussellzentrum sich dreht, wäre damit ebenfalls nicht beantwortet, und ein Jesuitenpater namens Georges Lemaître hat der Welt zu Beginn des 20. Jh erklärt, dass dieses In-Bewegung-gesetzt-Sein der Kugeln im Kosmos Folge eines angeblichen „Urknalls“ sei. Mit einem gewaltigen Stoß wurde ein Anfangsetwas von einem gigantischen Queue angestoßen, und seither driften die Teilchen auseinander. Die rein philosophische Behauptung, es handle sich dabei über kurz oder lang immer um Kugeln, wusste man wiederum mit der „Gravitation“ zu erklären. Kopernikus gab — selbstentlarvend — kund:

„… Ich bin wenigstens der Ansicht, dass die Schwere nichts Anderes ist, als ein von der göttlichen Vorsehung des Weltenmeisters den Theilen eingepflanztes, natürliches Streben, vermöge dessen sie dadurch, dass sie sich zur Form einer Kugel zusammenschließen, ihre Einheit und Ganzheit bilden. Und es ist anzunehmen, dass diese Neigung auch der Sonne, dem Monde und den übrigen Planeten innewohnt …“[8]

Es ist allzu leicht erkennbar, dass hier einer eine reine Hypothese ohne jeden weiteren Beweis aufstellt und für bare Münze nimmt: sein Gott soll es angeblich so den Dingen „eingepflanzt“ haben. In Wahrheit hat Kopernikus es samt einigen antiken Philosophen den Dingen so eingepflanzt, ob sie wollen oder nicht.
Die Forscher, auf die man meint, sich heute alleine beziehen zu sollen, haben allesamt auf diesen Hypothesen aufgebaut, ohne je einen Beweis dafür zu liefern, dass ihre Prämissen überhaupt zutreffen. Empirische Anschauung gibt es dazu aufgrund der überdimensionalen Maße, in denen hier gedacht wird, nicht.

Wir wissen, dass es noch niemals gelungen ist, ein echtes Perpetuum mobile zu bauen, und die Frage, warum diese angeblichen, „eingepflanzten“ Bewegungen der Dinge sich nicht irgendwann wieder erledigen, in einen Ruhezustand münden, wird nicht beantwortet, sondern unter Verweis auf gigantische und unüberblickbare Zeiträume schlicht umgangen. Die Urknalltheorie ist nichts weiter als eine faule, aber dreist-elefantöse Ausrede. Man erzählt uns etwas von Jahrmillionen, in denen sich das Universum angeblich ausdehnt und irgendwann wieder zusammenzieht oder auch nicht. Der menschlichen Phantasie ist gewiss keine Grenze gesetzt.

Warum also sollten in rasendem Flug und gleichzeitigen Mehrfachrotationen Himmelskugeln überhaupt beieinander bleiben und nicht weggeschossen werden durch die gewaltigen Kräfte, die sich aus ihrem Tempo und ihren Rotationen ergeben?
Wir glauben im Ernst, wir könnten mit einer lächerlichen Rakete oder einem „Raumschiff“ aus dem „Anziehungsbereich“ der Erde hinausgelangen, glauben aber zugleich, die ungleich viel größeren mechanischen Kräfte der behaupteten Rotationen könnten trotzdem die Planeten und ihre Trabanten, die Sonnen und ihre Systeme nicht auseinandertreiben. Bis heute kann niemand erklären, warum die angebliche „Anziehungskraft“ der Sonne auf die Erde letztere zwar mit einer gewaltigen Macht auf einer Umlaufbahn halten kann, zugleich aber zu schwach ist, die gasförmigen und flüssigen Dinge auf der und um die Erde herum „abzusaugen“. Diese Anziehungskraft müsste die Erde langsam, aber sicher, „auseinandernehmen“, erst die leichten, dann die schwereren, schließlich die schweren und miteinander verbundenen Dinge abteilen und zu sich ziehen. Da die Erde nicht aus einem Guss ist und viele ihrer Elemente und materiellen Dinge nur locker aufeinandergesetzt sind, wäre dies die unweigerliche Folge der behaupteten Anziehungskraft der Sonne, gegen die die Erdanziehung selbst nicht ankommen könnte. Man will uns freilich weismachen, die Anziehungskraft der Sonne und die der Erde wögen sich gewissermaßen, was die flüchtige, gasförmige und sich frei ins All ausdünnenden Atmosphärenschichten und freistehende Gegenstände auf der Erde betrifft, auf. Man präsentiert uns mystische Gleichungen mit griechischen Zeichen und schüchtert den gesunden Hausverstand ein, den man zugleich vom täglichen Blick in den Nachthimmel so sehr entwöhnt, dass die meisten Menschen der westlichen Welt keinerlei sinnliche Beziehung zum bestirnten Himmel mehr haben und ihn vollkommen ausgetauscht haben durch künstliche Beleuchtung einerseits und NASA-Simulationen andererseits. Nur noch in fernab liegenden ländlichen Gegenden kann man einen echten Nachthimmel bestaunen. Der postmoderne Mensch ist außerstande, das, was man ihm über den Kosmos daherfabuliert noch mit einer eigenen Wahrnehmung abzugleichen.
Die Tatsache einer Sicht auf die nächtliche Welt und ihren Himmel durch künstliche Beleuchtung, scheint dagegen fast wie ein Sinnbild der Überblendung der Natur durch ein mechanistisches Konstrukt von Natur zu sein.
Und überhaupt: warum führt die „Anziehungskraft“ von Himmelskörpern nicht dazu, dass Gegenstände immer näher zu ihnen gezogen werden, bis sie auf ihnen „landen“? Warum gibt es einen Annäherungsgrad, der die Anziehung beendet und den kleineren Gegenstand dazu zwingt, ab sofort, aus der linearen Annäherung in eine stabile „Umlaufbahn“ einzumünden? Man kann diese Behauptungen, die mit blumigen Erklärungen gerne reich aufgeschäumt werden, nicht in einem einzigen physikalischen Experiment darstellen!

Die hartnäckig vertretenen, angeblich wissenschaftlichen und unbezweifelbaren Legenden über den Kosmos sprengen jedoch alltägliche Erfahrung und Rechnung, sobald einer sich die Mühe eigenständiger Blicke in die Höhe und unabhängiger Gedanken dazu erlaubt.
Diese Tatsache ist so einfach, wie sie erbittert ausgeblendet und lächerlich gemacht wird, sobald einer sie benennt. Die mehr manipulative und rhetorische als vernünftige Strategie, das kopernikanische und heliozentrische Kosmosmodell durchzusetzen, begann schon mit der arroganten Art und Weise, mit der Kopernikus jeden, der ihm widersprach, ad personam niedermachte. Diese unzivilisierte Art und Weise beschrieb ohne weiteren Kommentar, aber entlarvend auch Alexander von Humboldt, den ich hier etwas länger zitieren will:

„Es ist eine irrige und leider! noch in neuerer Zeit sehr verbreitete Meinung, daß Copernicus aus Furchtsamkeit und in der Besorgniß priesterlicher Verfolgung die planetarische Bewegung der Erde und die Stellung der Sonne im Centrum des ganzen Planetensystems als eine bloße Hypothese vorgetragen habe: welche den astronomischen Zweck erfülle die Bahn der Himmelskörper bequem der Rechnung zu unterwerfen, »aber weder wahr noch auch nur wahrscheinlich zu sein brauche«. Allerdings liest man diese seltsamen Worte in dem anonymen Vorbericht, mit dem des Copernicus Werk anhebt und der de Hypothesibus hujus operis überschrieben ist; sie enthalten aber Aeußerungen, welche, dem Copernicus ganz fremd, in geradem Widerspruch mit seiner Zueignung an den Pabst Paul III stehen. Der Verfasser des Vorberichts ist, wie Gassendi in seinem Leben des großen Mannes auf das bestimmteste sagt, ein damals in Nürnberg lebender Mathematiker, Andreas Osiander: der mit Schoner den Druck des Buches de Revolutionibus besorgte und, ob er gleich keines biblischen Scrupels ausdrücklich Erwähnung thut, es doch für rathsam hielt die neuen Ansichten eine Hypothese und nicht, wie Copernicus, eine erwiesene Wahrheit zu nennen.
Der Gründer unseres jetzigen Weltsystems (…) war durch seinen Muth und die Zuversicht, mit welcher er auftrat, fast noch ausgezeichneter als durch sein Wissen. Er verdiente in hohem Grade das schöne Lob, das ihm Kepler giebt, wenn er ihn in der Einleitung zu den Rudolphinischen Tafeln »den Mann freien Geistes« nennt; » vir fuit maximo ingeno et, quod in hoc exercitio (in der Bekämpfung der Vorurtheile) magni momenti est, animo liber.« Da, wo Copernicus in der Zueignung an den Pabst die Entstehung seines Werkes schildert, steht er nicht an, die auch unter den Theologen allgemein verbreitete Meinung von der Unbeweglichkeit und der Centralstellung der Erde ein »absurdes acroama« zu nennen und die Stupidität derer anzugreifen, welche einem so irrigen Glauben anhingen. »Wenn etwa leere Schwätzer (ματαιολόγοι), alles mathematischen Wissens unkundig, sich doch ein Urtheil über sein Werk anmaßen wollten durch absichtliche Verdrehung irgend einer Stelle der heiligen Schrift ( propter aliquem locum scripturae male ad suum propositum detortum), so werde er einen solchen verwegenen Angriff verachten! Es sei ja weltbekannt, daß der berühmte Lactantius, den man freilich nicht zu den Mathematikern zählen könne, recht kindisch ( pueriliter) von der Gestalt der Erde gesprochen und diejenigen verhöhnt habe, welche sie für kugelförmig halten. Ueber mathematische Gegenstände dürfe man nur für Mathematiker schreiben. Um zu beweisen, daß er, von der Richtigkeit seiner Resultate tief durchdrungen, kein Urtheil zu scheuen habe, wende er sich aus einem fernen Erdwinkel an das Oberhaupt der Kirche: auf daß es ihn vor dem Biß der Verläumder schütze, da die Kirche selbst von seinen Untersuchungen über die Jahreslänge und Mondbewegungen Vortheil ziehen werde.« Astrologie und Calender-Verbesserung verschafften der Sternkunde lange allein Schutz bei der weltlichen und geistlichen Macht, wie Chemie und Botanik zuerst nur der Arzneimittellehre dienten.
Die kräftige, aus der innersten Ueberzeugung hervorbrechende, freie Sprache des Copernicus widerlegt hinlänglich die alte Behauptung: er habe das System, das seinen unsterblichen Namen führt, als eine dem rechnenden Astronomen bequeme Hypothese; als eine solche, die wohl auch unbegründet sein könne, vorgetragen. »Durch keine andere Anordnung«, sagt er begeistert, »habe ich eine so bewundernswürdige Symmetrie des Universums, eine so harmonische Verbindung der Bahnen finden können, als da ich die Weltleuchte ( lucernam mundi), die Sonne, die ganze Familie kreisender Gestirne lenkend ( circumagentem gubernans astrorum familiam), wie in die Mitte des schönen Naturtempels auf einen königlichen Thron gesetzt.  Auch die Idee von der allgemeinen Schwere oder Anziehung (appetentia quaedam naturalis partibus indita) gegen den Welt-Mittelpunkt ( centrum mundi), die Sonne, aus der Schwerkraft in kugelförmigen Körpern geschlossen, scheint dem großen Manne vorgeschwebt zu haben: wie eine denkwürdige Stelle des 9ten Capitels im ersten Buche der Revolutionen beweist.“[9]

Humboldt drückt sich fein aus, aber es kommt deutlich ein Zweifel zum Ausdruck über den Mann, der „mehr Mut und Zuversicht als Wissen“ gehabt habe… Dies ist umso bedeutsamer, als uns eine Aussage Humboldts überliefert ist, die vollends den tiefen Zweifel des Naturforschers über das neuere astronomische Weltbild beweist, den er aber im fanatischen Klima bezüglich der Kosmologie nicht wagte, öffentlich auszusprechen:

„Das habe ich auch längst gewußt, daß wir noch keinen Beweis für das copernikanische System haben, aber es als Erster anzugreifen, würde ich nie wagen. Stoßen Sie nicht in dieses Wespennest; Sie werden sich nur den Hohn der urtheilslosen Masse zuziehen. Erhebt sich einmal ein Astronom von Namen gegen die heutige Anschauung, so werde auch ich meine Beobachtungen mittheilen, aber als Erster gegen Ansichten aufzutreten, die der Welt lieb geworden sind, verspüre ich nicht den Muth.“[10]

Die Zweifler verstummten allerdings niemals vollkommen. Bis weit ins 19. und 20. Jh hinein meldeten sie sich zu Wort und erhielten Zuspruch von vielen Geistesgrößen ihrer Zeit.
Die objektive Fragwürdigkeit des modernen Modells wurde aufgrund ihrer rechnerischen und physikalischen Unstimmigkeiten im 19. Jh von Dr. Carl Schöpff in Vorlesungen benannt.[11] Heute stellt man den Autor als Autor obskurer Horrorgeschichten dar, der in jedem Fall keine Kompetenz gehabt haben kann, sich zu den Thematik sachlich vernünftig zu äußern.[12] Es lohnt sich jedoch, seine Schriften zum Thema zu lesen.
Unser Eingangszitat von Ricarda Huch aus dem Jahr 1922 hält uns vor Augen, dass noch vor weniger als 100 Jahren die größten Köpfe ihrer Zeit sehr wohl erfassten, dass die „wissenschaftliche“ Astronomie tautologisch in der Natur nur das durch „Berechnungen“ das wiederentdeckt, was sie zuvor in sie hineinprojiziert hat.
Es müsste einleuchten, dass der Himmel über uns überhaupt nicht wissenschaftlich erkennbar ist, sondern ungestraft und leicht zu missbrauchende Projektionsfläche von Spekulationen, tautologischen Berechnungen und Phantastereien ist.
Faktum ist und bleibt:
Ob mit oder ohne Teleskope welcher Stärke auch immer, wir sehen nichts außer Lichtphänomenen, die sich über unserer Standfläche mit einem räumlichen Anschein drehen. Weder wissen wir, was das für Lichter sind, woher genau sie stammen, warum sie leuchten, warum sie ihre Bahnen ziehen und in welche Tiefen hinein sie gruppiert sind und ob sich das, was wir sehen, überhaupt so verstehen lässt und nicht auf Gründen beruht, von denen wir nichts wissen. Es gäbe dafür tausend andere Erklärungsideen, aber man hat sich auf eine, die noch dazu so sehr hinkt, versteift, verweigert ein Vorwärtskommen in der Frage und versteigt sich in immer fantastischere Behauptungen, tritt aber tatsächlich seit Jahrzehnten auf der Stelle, nachdem die in den späten Sechzigern des 20. Jh inszenierte Mondlandung der USA bereits bis in Einzelheiten hinein ziemlich genau in den Jahren 1953 („Objectif lune“) und 1954 („On a marché sur la lune“) bei Hergés „Tim und Struppi“ („Tintin“) als Comic beschrieben worden war. Trotz großartiger Ankündigungen und gigantischer Haushalte für die NASA scheint es bei der Mondmission geblieben zu sein, und dies immer unglaubwürdiger. Die „Raumsonden“ und „Raumstationen“ können schlichte stationäre, zB an Ballons aufgehängte Satellitensyteme in hoher Höhe sein — niemand von uns kann es prüfen, aber es ist in jedem Fall möglich und nicht ausgeschlossen. Die immer wieder selben, „spacigen“ Fotomontagen von Satelliten mit ausladenden Sonnenkollektoren sind keine echten Fotos oder Filme, sondern Animationen, und jeder müsste das auch sofort erkennen können, so schlecht und fantasielos sind sie zusammengestoppelt. Es ist heute kein Problem mehr, solche Montagen in gängigen Bildbearbeitungsprogrammen zu entlarven.[13]

Warum wird die Frage, wieso dieses Thema eigentlich dermaßen wichtig ist, dass es solche Abwehrreaktionen auslöst, mit einem so erbitterten Tabu belegt?
Warum sollte dieses kopernikanische System niemals falsifizierbar sein, wo doch sonst alles als falsifizierbar gilt?
Warum wird es so angesehen, als habe Gott es vor 500 Jahren ein paar Propheten eingegeben und befohlen, man dürfe es niemals mehr und um keinen Preis je prüfen oder gar ablehnen? Und warum krallt sich das Volk daran fest wie an einer Droge?
Was hängt an diesem Modell?
Cui bono?
Ganz offenkundig meinen die, die der ganzen Menschheit dieses Modell aufzwingen, dass es grundlegend für die kollektive Bewusstseinsbildung sei und ein System des Fühlens und Denkens stabil halten soll, das denjenigen, die es so vehement und diktatorisch vertreten, es als dringende Grundlage für ihre herrschsüchtigen Pläne benötigen.
Das sollte einen erst recht störrisch machen und in Distanz halten zu all dem NASA-Hokuspokus, der im Chor der weltweiten „Weltraumbehörden“ den Ton angibt, dabei aber seit Jahrzehnten nur große Töne spuckt und keinerlei handfeste Ergebnisse vorzuweisen vermag. Nach der medial groß angelegten Inszenierung angeblicher Mondlandungen ist praktisch nichts mehr passiert. Das großmäulige Geschwätz damaliger Machtträger wirkt nach einem halben Jahrhundert Stillstand abgestanden, größenwahnsinnig und lächerlich, und es wird immer wieder erkennbar, dass es offenbar schon damals peinlich wirken konnte:

„Der Mensch, dieses Geschöpf Gottes, offenbart sich uns – noch mehr als der geheimnisvolle Mond, im Mittelpunkt dieses Unternehmens. Er offenbart sich uns als Riese. Er offenbart sich uns als göttlich, nicht an sich, sondern in seinem Anfang und in seiner Bestimmung. Ehre dem Menschen, Ehre seiner Würde, seinem Geist, seinem Leben!“ (Paul VI., Angelus am 13. Juli 1969)

Ein einfacher Gärtner hatte am Tag der Landung am 21. Juli 1969 zum späteren Kardinal Schönborn lachend gesagt:

„Glaubt doch nicht den Medien!"

Um die Stimmung anzuheizen und die Menschen moralisch dazu zu bewegen, an die künftige Mondlandung zu glauben, hatte Paul VI. beim selben Angelus gesagt:

„Wissenschaft und Technik manifestieren sich hier auf eine so unvergleichliche, komplexe und mutige Weise, dass sie einen Höhepunkt ihrer Eroberungen erreichen und andere ahnen lassen, von denen heute selbst die Phantasie noch nicht träumen kann. Und was am überraschendsten ist, ist zu sehen, dass dies keine Träume sind. Science Fiction wird Realität!“[14]

Warum wird es als bewusstseins- und systemstabilisierend angenommen?
Eines ist klar: Wenn dieses System eines Tages nicht mehr die Basis unseres Selbstverständnisses wäre, müssten viele andere Meinungen und postmoderne Dogmen ebenfalls fallen, v.a. das einer mechanistischen Auffassung der gesamten Welt und des Lebens. Nicht zuletzt ist diese Kosmologie die Basis der Evolutionstheorie und all ihrer Deviationen im Bereich der Geisteswissenschaften.

Mit vollem Recht schrieb der Herausgeber in seinem Vorwort zu „Die Widersprüche in der Astronomie“ 1869:

„Man hat aus Beobachtungen Theorien abstrahirt, welche die Beobachtung erklären sollen, aber in der That gar nichts erklären, weil die Beobachtung die Theorie bestätigen soll, und mithin gedeutet und präparirt wird, wie sie für die Theorie brauchbar ist. Man hat die Mechanik als eine abstrakte Wissenschaft in die Astronomie eingeführt, ohne im mindesten zu prüfen, ob man denn wirklich am Himmel mit Mechanik und mechanischen Gesetzen zu thun hat.[15]

Gewiss erinnert die Drehung des gesamten Sternehimmels an das Spiel eines Horologiums, an ein Wetterhäuschen, an das Ineinander von Kugelschalen, wie auch immer. Und als Sinnbild mag man solche „Systeme“ spielerisch nachbilden. Ob es sich aber überhaupt um uns bekannte materielle Vorgänge handelt und ob wir sie überhaupt zur Gänze wahrnehmen können, wissen wir nicht und können wir nicht wissen.
Wir sind angewiesen auf den sich drehenden Sternenhimmel, um Zeit und Orientierung im Raum zu gewährleisten, und nicht anders wurde der Himmel von alters her natürlicherweise aufgefasst, „genutzt“ und respektiert in seinem Geheimnis.
In der alten Überzeugung, es gebe das „Oben“ (Himmel) als Sitz der Götter, die Erde als Sitz des Menschen und das „Unten“ als Ort des Todes, spiegelte sich das Wissen um das Mysterium da oben über unseren Köpfen, das eine Zwischenzone bildet zwischen der Physis und einer geistigen und lichtvollen Welt, in der die mechanisch aufgefassten „Naturgesetze“ weder gelten noch überhaupt irgendeine Bedeutung haben können. Überirdische Ordnung kann per definitionem keinen irdischen Gesetzen folgen, und letztere gehören eher der Unterwelt an als der Erde selbst. Echte und makellose Vitalität ist so sehr real, dass jede Rede von mechanischen „Gesetzen“ den, der sie so herabwürdigt, zu Fall bringt und in die Unterwelt treibt, eine Welt, die er sich selbst mechanistisch als „Himmel“ kreiert hat.
Die kindische Welt des kopernikanischen „Weltraumes“ ähnelt jedenfalls mehr eine Hölle als einem Himmel, ist finster, leer und kalt und beschäftigt nun seit einem halben Jahrtausend Heerscharen von „Wissenschaftlern“, die man so abgerichtet hat, dass sie ihr ganzes Leben lang nur tautologische Berechungen anstellen und sich in den Gespinsten ihrer eigenen, niemals realisierten Erfindungen verstrickt haben und geistig so geschwächt werden, dass sie diesen einfachen Umstand nicht mehr erkennen.

Jeder muss selbst wissen und hat die Wahl, wo er sich da verortet.





[1] Bertolt Brecht: Leben des Galilei. Frankfurt 1982, 27. Auflage: edition suhrkamp. S. 49
[2] Georg Büchner: Lenz (1839). Online https://gutenberg.spiegel.de/buch/lenz-422/1
[3] Dies beschreibt selbst der entsprechende Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Geozentrisches_Weltbild
[4] Charlie Chaplin „Modern Times“ von 1936. Der Film nimmt die mechanistische Auffassung des Lebens aufs Korn und zeigt mehrfach ironisch gebrochen dessen Verbindung mit einer ebenso mechanistisch verstandenen Wirtschaft auf.
[5] Über die Riesenhaftigkeit der gedachten Zwischenräume schrieb Alexander von Humboldt in seiner Darlegung der Wissenschaftsgeschichte, die sich revolutionär gab, mit einer gewissen Distanziertheit in „Der Kosmos. Band II“ (1847). Er nennt diese Zwischenräume „Himmelsräume“.
[7] Zuletzt die Lorentzsche Äthertheorie (entwickelt von Hendrik Antoon Lorentz und Henri Poincaré)
[9] Alexander von Humboldt: Der Kosmos. Band II (1847). Kapitel 16
[10] Zitiert nach Carl Schöpff: Die Widersprüche in der Astronomie wie sie bei der Annahme des Copernikanischen System entstehen, bei der entgegengesetzten aber verschwinden. Berlin 1869: Verlag von Eduard Beck. S. 3
[11] Carl Schöpff: Die Erde steht fest. Beweise, daß die Erde sich weder um ihre Achse noch um die Sonne dreht. Vorlesung gehalten in Berlin. Zweite Auflage. Berlin 1853 (Erstauflage): Albert Sacco
[13] Sehr genaue Angaben macht dazu bezüglich der Mondlandung folgende Website: https://www.hist-chron.com/atmosphaerenfahrt/22_mondfotos-ohne-mondfotograf-fotomontagen.htm Der Autor antwortet damit auf den dümmlichen Wikipedia-Artikel über „Verschwörungstheorien zur Mondlandung“ https://de.wikipedia.org/wiki/Verschw%C3%B6rungstheorien_zur_Mondlandung , der von vielen einfach nachgeplappert wird, ohne sich mit den Fakten zu konfrontieren, die die Fragwürdigkeit der Mondmissionen inzwischen längst entlarvt haben.
[15] A.a.O, S. XV

Dienstag, 13. August 2019

Die Pilatusfrage „Was ist Wahrheit?“

Die Pilatusfrage „Was ist Wahrheit?“


Die „relative“ Wahrheit — Küchenphilosophie

In der Küchenphilosophie, der man weithin frönt, scheint man sich darüber einig zu sein, dass Wahrheit ein relativer, eigentlich sogar überflüssiger und anwendungsunsicherer Begriff sei: Niemand kennt sie, niemand hat sie je gesehen, viele Dinge sind undurchsichtig, und jeder hat schon erlebt, dass er Dinge für wahr hielt, die dann doch ganz anders waren.
Wir pochen jedoch alle plötzlich auf die Wahrheit, sobald es ans Eingemachte geht. Jemand unterstellt uns etwas, jemand behauptet etwas, das anders war, jemand sagt vor Gericht unter die Eid nicht die Wahrheit — plötzlich wissen wir sehr gut, was Wahrheit in einem praktischen Sinn ist, wo wir zuvor aus einem bequemen Pragmatismus heraus großzügig die Wahrheit an die Relativität jeglicher Tatsächlichkeit verkaufen wollten.
Die erbitterte Propaganda über angebliche oder wirkliche Fake News und die Lügenpresse beweisen einmal mehr, dass wir uns etwas in die Tasche lügen und sehr wohl allesamt einen scharfen, wenn auch unbewussten und unreflektierten Wahrheitsbegriff haben.
Vor allem, wenn wir die Wahrheit nicht anerkennen wollen, obwohl wir sie erkennen, flüchten wir in die Ausflucht, Wahrheit könne ja niemand „absolut“ wissen — dabei ist Wahrheit in sich selbst ein absoluter Begriff, ebenso wie „Lüge“, „Reinheit“, „Falschheit, „Tugend“, „Licht“ oder „Gott“. Wahrheit kann ebenso wenig nur ein bisschen wahr sein wie Reinheit ein bisschen unrein sein könnte. Und Gott ist niemals nur halb Gott, sondern immer ganz Gott, sonst ist  er nicht Gott. Und wer hätte je Licht gesehen, das nicht leuchtet („schwach leuchten“ ist dabei immer noch „leuchten“ und nichts anderes!).


Wahrheitstheorie: Logik und Erkenntnis

In der Philosophie hat man sich insbesondere in der Neuzeit den Kopf darüber zerbrochen, welche Wahrheitstheorie sich aufstellen lässt, ohne dabei in Nöte zu kommen und sich an Sätzen wie „Ich lüge“ abgearbeitet, weil der, der ihn sagt, folglich die Wahrheit sprechen müsste, indem er ihn sagt, durch die globale Reichweite seiner Aussage aber nicht im Sinne von „minus mal minus ist plus“ im Reich des Wahren landen kann, sondern weiterhin gelogen haben müsste, weil er, wenn er durch diesen Satz ausdrückt, dass er die Wahrheit sagt, eben wieder gelogen haben muss, weil er doch eben sagt, er lüge.
Tarski hat solche Sätze aus der formalen Sprache verbannt. Wenn wir so anfangen, können wir aufhören zu denken!
Ein Satz dieser Struktur ist ein hübsches Spiel mit dem Widersprüchlichen und den Antinomien, aber es ist fraglich, ob solche Sätze im Ernst überhaupt sinnvoll je gesagt werden können oder gesagt werden. Wer zugibt, dass er lügt, wird in aller Regel den Sachverhalt eingrenzen, über den er gelogen hat, etwa wenn einer bereut, seine Mutter belogen zu haben und ihr gesteht „Ich habe, als ich gestern p sagte, gelogen. Bitte verzeih mir“. Die Bitte um Verzeihung oder eine reuige Geste werden die Eingrenzung der Lüge noch befestigen. Es wäre nicht begründbar, dem Pönitenten deshalb zu unterstellen, dass er immer lügt. Und es ist logisch schlicht unmöglich, immer zu lügen. Darum wird der Satan zwar als „Vater der Lüge“ charakterisiert, aber ihm wird bescheinigt, dass er durchaus als „Engel des Lichts“ auftritt. Das heißt: Nicht alles, was er sagt, ist eine „axiomatische“ Lüge, sondern die Relationen, die er suggeriert, führen zur Lüge und Falschheit.

Wenn wir philosophisch über Wahrheit reden, meinen wir nicht, dass ein Sachverhalt als bloßes Axiom als wahr beurteilt werden kann, sondern wir analysieren, ob Schlussverfahren zu Wahrheit führen oder nicht, in welchen Relationen von Sätzen wir Wahrheit bestimmen können und wo nicht. Wir beurteilen im wesentlichen Schlussverfahren und gehen von dem aus, was nachvollziehbar der Fall ist. Das, was der Fall ist, drücken wir in den Sätzen p, q aus, in Existenz- und Allaussagen. Relationale Aspekte werden über Prädikatenlogik und weitere Verfahren bestimmt.
Wollten wir jeden Satz p oder q hinterfragen in dem Sinne, ob er überhaupt wahr sei, könnten wir nicht mehr miteinander kommunizieren. Wir setzen die Wahrheit von p und q voraus, wenn wir darüber reflektieren, in welchen Relationen wir von p und q wahr reden können. In aller Regel verlassen wir uns auf die Evidenz der Wahrheit bestimmter Prämissen. Manche Evidenzen sind ohnehin objektiv nicht hinterfragbar. Etwa der Satz einer menschlichen Person „Ich wurde geboren“. Wir können bezweifeln, dass er 1987 geboren ist oder in Heidelberg, aber wir können, solange er vor uns steht, nicht ohne weiteres bezweifeln, dass er geboren ist. Der Satz "Ich bin vom Himmel gefallen" oder "Mich hat der Klapperstorch gebracht" würden im Ergebnis den Begriff "Mensch" auflösen. Es gäbe nach einer solchen Logik keine Menschen mehr, weil sie von Engeln, Geistern oder Meteoriten begrifflich nicht mehr unterscheidbar wären.
Zugrunde liegt dem Satz "Ich wurde geboren" die Existenzaussage, dass es den Menschen gibt. Darauf fußt die Allaussage "Alle Menschen werden geboren". Wenn wir bezweifeln wollten, dass der Satz "Ich bin geboren" wahr ist, müssten wir bestreiten, dass alle Menschen geboren werden oder, dass X ein Mensch ist. Und wir können nicht bezweifeln, dass er, wenn er Mensch ist und alle Menschen geboren werden, an einem Ort zu einer bestimmten Zeit geboren ist. Die Aspekte von Ort und Zeit gehören zum Geborenwerden hinzu. Zur Sicherung der Aspekte konkretes Geburtsjahr oder konkreter Geburtsort haben wir ein System der Zeugnisse und Quellen erschaffen, die uns einigermaßen darüber versichern sollen, was der Fall ist (etwa durch Geburtsurkunden, Taufregister etc.). Die bloße Angewiesenheit auf das Zeugnis anderer hinsichtlich vieler Tatsachen kann nicht dazu berechtigen, nun alles als fraglich oder "relativ" anzusehen. Nur wenn in den Relationen der kommunizierten Dinge und Zeugnisse über die Dinge untereinander Unstimmigkeiten auftauchen, haben wir einen hinreichenden Grund zum Zweifel an der Wahrheit einer Behauptung. Vorher nicht.
Der alte Rechtsgrundsatz „In dubio pro reo“ zeigt auf, dass wir ins Barbarische und Paranoide abrutschen, wenn wir außerhalb triftiger Gründe Wahrheit bezweifeln, wo sie evident scheint.
Mit diesem Satz wird oft umgekehrt unredlich jongliert, wenn man notwendige Revisionen eines geglaubten Faktums verhindern will.
Hier ist Vorsicht in mehrere Richtungen nötig.
In jedem Fall sollten sich alle Küchenphilosophen, die Leuten mit guten Argumenten und einem Vorsprung an Wissen vorwerfen, sie seien "arrogant" oder hielten sich für "unfehlbar", zurückhalten:
Überheblich und arrogant ist stets die Ignoranz, die sich nicht die Mühe zur Wahrheitsfindung machen will und mit einem oberflächlichen "Es gibt eh keine absolute Wahrheit" jede ernsthafte Gedankenarbeit diffamiert.
Dass natürlich die Entlarvung der Ignoranz und der Fehlschlüsse schmerzlich für den ist, der mit ihnen aufgetrumpft hat, ist ein psychologischer Aspekt, der für die Wahrheit der Dinge und Beziehungen der Dinge untereinander irrelevant ist. 

Die typischen Fragen philosophisch interessierter Jugendlicher wie etwa „Woher weiß ich, ob das, was du rot nennst, nicht das ist, was ich grün nenne“, in dem Falle also jede Rede von Farben als grundsätzlich wahrheitsunfähig annimmt, weil wir nicht wissen, ob wir alle denselben Sinneseindruck meinen, führt schnell ins Nichts. Niemand kann das lösen, und wir erkennen eines reiferen Tages, dass es hinsichtlich der Wahrheit gleich ist, ob wir dieselbe sinnliche Erfahrung haben. In diesem Sinne mag Wahrheit tatsächlich „relativ“ sein, dass X bei „rot“ etwas anderes wahrnimmt als Y, nur wissen es beide nicht voneinander, können es nicht wissen, aber dennoch reden sie jeweils von einer stabilen Relation zwischen sinnlicher Farbwahrnehmung und Begriff.
Relevant ist, dass wir einen Farbbegriff haben, den wir teilen und mit Hilfe dessen wir wahre oder falsche Aussagen machen können. Ob wir haargenau dieselben Empfindungen dabei haben, spielt hinsichtlich der Wahrheit keine Rolle.
Wir erkennen, dass Wahrheit nicht einfach nur ein abstrakter Begriff ist, sondern in einem gedanklichen (subjektiven) und sozialen (intersubjektiven) Akt aus der lichthellen objektiven Welt in die Mitte der Menschheit gestellt wird. Dass wir die vollständige Wahrheit aller Dinge nicht erfassen können, lässt natürlich nicht den größenwahnsinnigen Schuss des Küchenphilosophen zu, dass deshalb alle Dinge „relativ“ seien.
Die Wahrheit ist immer die Wahrheit. Auch wenn wir nur Teile von ihr erkennen, sind sie doch, wenn sie wahr sind, tatsächlich absolut wahr, ebenso wie das Licht, das wir von der Sonne erhalten, nicht für X ein anderes ist als für Y, sondern immer dasselbe, absolute Licht, auch wenn wir subjektiv nuancierte Wahrnehmungen davon haben sollten. Das Licht verliert dadurch nicht seinen objektiven Charakter! Sofern es sich um dasselbe Licht handelt, kann es im wesentlichen bei X nicht zu Erfahrungen führen, die denen bei Y widersprechen.

Die oft aufgeworfene Frage, ob diese Objektivität nur Ausdruck unseres Bewusstsein sein und an sich gar nicht einem „Außen“ an sich selbst existieren könnte, beantworte ich für mich abschlägig: Wenn wir dies annehmen wollten, müssten wir klären, inwiefern wir überhaupt dazu kommen, miteinander über etwas zu reden und dabei der hartnäckigen Illusion erliegen, wir wüssten, worüber wir gemeinsam reden. Wir können eines aufgrund der Tatsache schließen, dass wir uns überhaupt verständigen können, schon einmal eines schließen, nämlich dies, dass es neben dem Individualbewusstein auch ein Allbewusstsein (Intersubjektivität) der Menschheit gibt. Den Ausschluss eines Außen, das auf unser Bewusstsein zurückwirkt und auf das wir zurückwirken, kann man nicht problemfrei begründen. Vielmehr legt die Relation von Indivualbewusstein und Allbewusstsein nah, dass es auch ein menschheitsindividuelles Allbewusstsein in Relation zu einem menschheitsübersteigenden Allbewusstsein geben könnte. Dabei müsste gefragt werden, wo die Trennlinien der verschiedenen Bewusstseinsebenen liegen, die wir doch empirisch erfahren. Wenn Wittgenstein seinen Tractatus mit dem Satz begann "Die Welt ist alles, was der Fall ist", und ihn schloss mit dem Satz "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen", dann meint dies, dass die bloße Tatsache, dass wir sinnvoll von etwas reden, Faktizität bereits voraussetzt. Wittgenstein weist immer wieder darauf hin, dass wir Sätze verstehen, ohne dass uns einer erklärt hat, wie man einen Satz versteht. Man kann daher nur von Dingen reden, der der Fall sind. So ist der Schlusssatz nicht normativ aufzufassen, sondern analytisch: Man soll nicht, sondern man "muß" schweigen, kann also nicht anders, als zu schweigen über das, wovon man nicht sprechen kann. Ich verstehe Wittgenstein so, dass es ihm gleich ist, ob wir meinen, es gäbe ein Außen außerhalb unser oder ob alles Projektion unseres Bewusstseins sei. Darüber können wir spekulieren bis ans Ende der Tage, ohne hier zu einer Erkenntnis vorzudringen, die mehr als bloßes Spekulieren bliebe. Übertragen auf die Wahrheitsfrage bedeutet das, dass auch hier nicht die Dinge an sich selbst unwahr sein können, sondern die Relationen, in die wir sie sprechend stellen. Es ist vollkommen sinnlos, darüber zu streiten, ob es "den" Gott gibt, denn wir sprechen von ihm, seitdem es Menschen gibt. Von Bedeutung ist, ob wir in wahren oder falschen Relationen von ihm sprechen. Jemand kann sagen: "Aber du kannst doch eine Geschichte erfinden, also ist sie nicht wahr." Ich denke, das ist ein Fehlschluss: was erfunden wird, ist nicht unwahr, sondern erfunden. Allerdings würde die Diskussion über das Erfinden von Welten hier zu weit führen, hat aber schon Ansatzpunkte erhalten (s.o.). Nur soviel sei gesagt: Entweder einer kennzeichnet eine Geschichte als "erfunden", dann ist sie als erfundene Geschichte wahr. Oder er behauptet, sie sei genauso "wirklich" geschehen. Unwahr ist hier nur die Behauptung, sie sei wirklich so geschehen. Das berührt nicht die Tatsache, dass wir von Erfundenem sprechen können. Auch Erfundenes ist als solches wahr, solange es als erfunden gekennzeichnet ist. Mehr als dem Zeugnis der Apostel etwa müsste man hier mancher "Wissenschaft" vorwerfen, dass sie auf Erfindungen beruht. es ist nämlich auf einer logischen Ebene etwas erheblich anderes, ob jemand sagt "Ich bezeuge p oder q, weil ich es selbst gesehen/gehört etc. habe" oder ob jemand sagt "Ich stelle mir p oder q vor, weil es mir so gefällt". Wenn also Maria Magdalena bezeugt "Ich habe den Herrn (als Auferweckten) gesehen", dann ist das glaubwürdiger als wenn Kopernikus sagt "Die Erde ist rund, weil die Kugel die vollkommenste Gestalt ist. Ebenso alle anderen Himmelskörper.":
Maria hatte ein reales Erlebnis, von dem sie zeugt. Kopernikus dagegen legt theoretisch fest, welche geometrische Form vollkommen sei und zieht daraus den Schluss, deshalb müssten alle Himmelskörper diese Gestalt haben. Es ist evident, dass der kopernikanische Schluss unsinnig, unzulässig und unlogisch ist. All seine Prämissen, etwa was die "vollkommene Form" sei, sind willkürlich und nicht absolut begründbar, geschweige denn dass damit bewiesen wäre, dass Himmelskörper überhaupt materielle Körper sein müssen (wir sehen definitiv nur Lichtphänomene, die theoretisch auch körperlos sein könnten!). Wir sind in den letzten 500 Jahren aber so verblendet worden, dass wir diesen sehr einfachen Sachverhalt nicht mehr erkennen: Kopernikus erfindet etwas, das er als "Wirklichkeit an sich" ausgibt. Maria hat etwas erlebt und erfahren, das sie bezeugt. Die Wahrscheinlichkeit der wahren Aussage liegt objektiv mehr bei Maria als bei Kopernikus! Davon unberührt bleibt, dass man in der kopernikanischen Fiktion natürlich weiter erfinden kann - das sei unbenommen, aber "wahr" ist all das nicht außerhalb der Erfindung, die als Erfindung wahr ist, nicht als Wirklichkeit. Es ist interessant, dass die Verheißung Jesu nicht auf der Entfaltung von Lehrsätzen auf der Basis von Zeugnissen galt, sondern der lebendigen Erfahrung des Glaubens ("Heiliger Geist"), die jeder selbst machen kann. Die kirchliche Festlegung auf Dogmen sagt nur eines, dass man nämlich - wie Kopernikus und seine Nachfolger - im Rahmen einer Erfindung weiterfabuliert haben könnte.


Wahrheit und Unfehlbarkeit

Unser Weltbild ist hinsichtlich der eigenen Kultur einfach: Erst war da die Kirche, die behauptete, sie sei „im Besitz“ der Wahrheit und machte die Untertanen, die Herde unmündig. Man begann schon hier, Unfehlbarkeitsanspruch mit Wahrheitsfähigkeit notorisch zu verwechseln.
Dann kamen schubweise die Reformation und dann die Aufklärung und befreiten die Menschen von der erzwungenen, verlogenen oder verzerrten "Wahrheit". Zunächst setzten die Reformatoren der verdorbenen "Wahrheit" des päpstlichen Lehramtes das gereinigte wahre Gotteswort des „sola scriptura“ entgegen und die Freiheit des Christenmenschen, diese Wahrheit eigenständig zu erkennen. Später kamen die Aufklärer und verlegten die Wahrheitserkenntnis in die Vernunft des mündigen Bürgers: Sapere aude! Wage zu wissen/zu erkennen! Ein solcher Leitspruch setzt voraus, dass es etwas zu erkennen und zu wissen gibt, das sich nicht pauschal einem geführten Allbewusstsein unfehlbar mitteilt, sondern dem Individualbewusstsein als Baustein des Allbewusstseins, das aber im Extremfall — wie im reformatorischen Denken — unabhängig sein kann. Hierbei geht es immer ausschließlich um die Relationen zwischen den Dingen, nicht um die Wahrheit der Dinge an sich selbst.

Wenn jemand mit festen Überzeugungen auftritt, wird er der „Arroganz“ geziehen und der „Intoleranz“ und des Hochmuts, denn der Mainstream hat festgelegt, dass es keine Wahrheit geben kann und daher jeder, der doch an sie glaubt, nur mit spitzen Fingern angefasst werden kann. Man unterstellt einem, der klare Überzeugungen hat und sie auch sehr gut begründen kann, er halte sich für unfehlbar.
Das ist einer der fatalsten Fehlschlüsse, die man sich denken kann! Wer von etwas überzeugt ist, hält nicht sich selbst für unfehlbar, sondern das, was er glaubt, für gewiss wahr. Wer sich selbst für unfehlbar hält, fragt logischerweise nicht danach, ob etwas wahr ist! Man muss daher der Kirche vorwerfen, dass sie im tiefsten Grunde an der Wahrheit nicht interessiert ist. Aber wir erleben in unseren Tagen etwas, das der Arroganz der Kirche (und nur einem, der nicht nach der Wahrheit der Dinge fragt, sondern sich selbst Unfehlbarkeit attestiert, kann man berechtigt "Arroganz" vorwerfen!) ähnelt:

In der propagandistischen Verkürzung der realen Fragen und Probleme in unserem Gemeinwesen auf die Frage, ob der, der sich dazu äußert, womöglich „rechts“ sei, sobald er noch halbwegs vernünftige, logische, eigenständige und konkrete Gedanken äußert, und vor allem anderen der „Kampf gegen rechts“ das aller-aller-aller-Wichtigste sei — in dieser propagandistischen Verkürzung hängen die verwirrten Zeitgenossen intellektuell sehr schnell ab und ziehen sich zurück in die ihnen verbliebenen Schneckenhäuser und sondern brav ab, wovon sie glauben, es sei in der Grauzone dessen, was andere leicht „annehmen“ können. Es geht nur noch ums Überleben in der Meute derer, die Meinungen kreieren und sich zum Anführer des Meinens aufschwingen.
Aber herrje — flugs hat ein primitiver und diktatorischer Wahrheitsbegriff im Windschatten geleugneter Wahrheit Einzug erhalten: Wahr ist alles, was keinen abweichenden Wahrheitsanspruch formuliert, also: willfährig gegenüber der Macht ist.
Der, der dem die Stirn bietet und nach Wahrheit sucht, wird als „arrogant“ diffamiert. Es ist wie in alten Zeiten, in denen niemand das Recht hatte, selber zu denken…

Dass eine solche Tendenz zu einer erschütternden Entpersönlichung und Degradierung der Individuen zu Sprechpuppen der Angst führt, erfassen sie selbst nicht mehr. Ihre Verwirrtheiten, Aggressionen und Frustrationen wachsen (denn sie sind nicht dazu geschaffen, solche Puppen zu sein und spüren das wenigstens noch dem Instinkt nach!), und die Massenmedien liefern ihnen täglich immer wieder neu und penetranter den „Feind“, an dem sie sich dann entladen können: den „Rechten“, diesen bösen Kerl, der verantwortlich für den Klimawandel, Rassenhass, Tierquälerei und alle Morde und Gewalttaten ist, die gerade er eben nicht begangen hat. Logisch?

Man hat mit ein bisschen Abständigkeit und Selbstbewusstsein den Eindruck, auf einem Narrenschiff zu fahren. Deutschland im Wahn. Wieder mal. "Wer nicht hüpft, ist ein Nazi", skandierte eine Einpeitscherin in Chemnitz 2018, nachdem Flüchtlinge einen Einheimischen auf offener Straße ermordet hatten. "Wer nicht hüpft, ist für Kohle", brüllen nun die kindlichen Klimahysteriker 2019. Das Weltbild könnte kaum infantiler sein. Für was man wohl 2020 hüpfen muss, um zu beweisen, dass man weder Nazi noch Kohlefreund ist?
Das Ausmaß an Irrsinn ist kaum zu überbieten, aber genau dies wird aus allen Rohren in die Öffentlichkeit geschossen, und der brave Bürger, auch viele mit Magister- und Doktortiteln und Diplomen, weichen vor diesem offenkundigen Unfug zurück und stellen ihre insgeheimen Zweifel eher in Frage als dieses närrische Treiben. "Wer nicht hüpft und springt" - die Botschaft ist klar: Wer nicht nach der Pfeife derer tanzt, die nun die "Wahrheit" befehlen, darf geschmäht werden.

Jaja, wer weiß schon, was „wahr“ ist? Gibt es überhaupt eine „Wahrheit“? Und wer hat das Recht, sie auf welche Weise zu sagen? Der Fall ist klar: was uns die Medien sagen und die „Elite“, das ist absolut wahr bzw unfehlbar. Wehe dem, der widerspricht, der „Nazi“, der Ketzer, der „Leugner“ (ein Begriff, der Bände spricht!).


Truther und Wahrheitsbewegung

Kommen wir auf den Teppich: Die Wahrheit ist nun mal die Wahrheit, und das Sprichwort weiß seit Jahrhunderten, wer sie leugnet und vor allem wann:

„Sage dem Narren die Wahrheit, und er wird dich hassen!“

Und:

„Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst.“

Dem verzweifelten Kampf um die Wahrheit, der v.a. im Internet durch eine wachsende Trutherszene ausgefochten wird, geht voraus, dass wir seit Ewigkeiten belogen wurden und dieses Faktum immer leichter nachweisbar ist eben durch die Digitalisierung und die neueste Forschung. Die gefälschten Geschichtsbilder lassen sich aufgrund der erschlagenden Quellen nicht mehr als „Revisionismus“ abschmettern. Der Blödsinn vom menschengemachten Klimawandel wird von Heerscharen hochdotierter Professoren mit mehr als gravierenden Gründen bezweifelt, auch wenn das PIK in Potsdam behauptet, die Debatte darüber „sei beendet“. Wer immer noch glaubt, es seien sich aber 97% über die angeblich beendete Debatte darüber „einig“, lügt entweder oder er ist unsäglich dumm — auch hier ist Quellenlage erschlagend groß. Man kommt heute so viel schneller an Informationen und Quellen — drei Mausklicks, und wir sind da, wo wir früher über mühsame Fernleihe wochenlang auf einen einzigen Artikel in einem Sammelband warten mussten. Die Eliten kontern damit, das seien eben alles Fake News — klar, was ihnen widerspricht, muss gelogen sein … „der Chef hat immer recht“. Oder „Der Papst ist unfehlbar“. Wir sahen vor der Sommerpause, dass unsere Kaiserin zittert, als würde sie von einem Geist geschüttelt, aber ihr Sprecher sagt, es gehe ihr bestens — was auch sonst: wers nicht glaubt, ist für Fake News. Und vor allem: was wir sehen, kann nicht wahr sein. Wahr ist ausschließlich, was man uns sagt und was wir nicht überprüfen können. Auch logisch — wer nicht hüpft, ist der Feind.

Der verzweifelte Kampf einiger „Aufgewachter“ offenbart uns eines sehr genau: wir leben seit Jahrhunderten in einer grandiosen Lüge, wurden verheizt in verlogenen Kriegen und Glaubens- und Grabenkämpfen. Man teilte uns „Wahrheit“ mit, die Lüge war und schwor eine ganze Kultur auf ein Gebäude ein, das auf dem schlüpfrigen Grund der Lüge aufgebaut wurde.

Vielleicht kann es nicht anders sein, vielleicht gibt es Kultur nur auf Sand gebaut? Wäre es anders, müsste eine Kultur ewig bestehen. Tut aber keine — bisher sind noch alle grandios untergegangen. Der Untergang wurde stets eingeläutet durch eine Wahrheitsbewegung, das Ausmaß der Lüge war zu groß geworden, hat die Kultur selbst an den Abgrund geführt. Der Hass gegen die „Truther“ entspringt dem Wissen, dass genau sie es sind, die den Laden noch schneller abstürzen lassen, denn er ist in seiner Verlogenheit nicht haltbar und in der Entlarvung natürlich erst recht nicht.


Das Wahrheitsopfer des Pilatus und die messianische Königsherrschaft der Wahrheit

Die Frage nach der Wahrheit spielt in einer alten Geschichte eine besondere Rolle:

Der römische Statthalter Pontius Pilatus, der sich in Pälastina ein schönes Machtviertel aufgebaut hat, in die kaiserliche Blutlinie eingeheiratet hat (seine Frau ist Tochter des Kaisers Tiberius) und eigentlich nicht einmal so verkehrt zu sein scheint, hat einen Dialog mit dem von der wütenden Meute der religiösen Machthaber der Juden angeklagten Jesus, auf den ich gleich zu sprechen kommen werde.
Die jüdischen Jerusalemer Ratsleute hatten kein Recht, selbst Todesurteile zu fällen und zu vollstrecken, und lieferten Jesus deshalb der römischen Besatzungsmacht in Judäa aus. Pilatus, dem die Hetzjagd gegen den politisch vollkommen bedeutungslosen Jesus völlig schnuppe ist, schickt den Angeklagten zu Herodes, dem Tetrarchen u.a. über Galiläa, der Region, aus der Jesus stammt. Pilatus und Herodes waren Konkurrenten und Feinde (Lk 23,12).
Die politische Lage kann man als „Feinddreieck“ bezeichnen:

Die drei Machtzentren bilden ein instabiles, sensibles Machtgefüge und spielen sich unentwegt gegeneinander aus und instrumentalisieren sich gegenseitig. Es ist ein gespannter politischer Zustand, in dem sowohl Herodes als auch Pilatus ständig befürchten müssen, dass Volksaufstände ausbrechen. Die Juden brüten Aufstände aus, die später, nach der Sache mit Jesus, ungebremst ausbrechen. Keiner der Beteiligten kann sich eine geradlinige Haltung leisten und jongliert hin und her zwischen den Fronten. Es ist ein Kriegszustand im Frieden, und alle drei buhlen strategisch um die Gunst des fernen Kaisers in Rom.

Die Erscheinung dieses Jesus erregt zuerst die jüdische Oberschicht, ihre Gelehrten und die Priesterschaft. Schon mit 12 Jahren war der Knabe im Jerusalemer Tempel aufgefallen durch überragende Intelligenz. Danach hielt er sich still und tauchte als 30jähriger plötzlich auf und scharte Menschen um sich, die ihn als Wundertäter, Rabbi, Messias, Sohn Gottes und Gerechten verehrten. Obwohl er ein soziales Nichts war und ist und blieb, strahlt er königliche oder sogar göttliche Autorität aus. Das treibt die jüdischen Gelehrten auf die Palme und sie beginnen ihn auf eine niederträchtige Weise, die mit Lug und Trug, falschen Zeugen und Verleumdungen operiert, zu verfolgen. Neben zahlreichen nur für Juden relevanten Anklagen (zB der Gotteslästerung) bringen die Juden das Gerücht auf, er sei ein politischer Aufrührer gegen Kaiser und Reich. Die römische und galiläische Macht sah bis darin keinerlei Problem in dem geistvollen und vollmächtigen Heiler und Rabbi. Jesus war ihnen so hoch wie breit. Er reicht nicht im entferntesten in ihre Höhen. Denken sie.
Doch nun sind sie provoziert, denn angeblich zielt die Strahlkraft Jesu gegen ihre Macht.
Pontius Pilatus schickt den Gefangengenommenen zu Herodes, der zufällig gerade in Jerusalem weilt. Herodes hat von Jesus gehört und war neugierig, ihn einmal ein Wunder tun zu sehen oder intelligente Dispute mit ihm zu führen. Doch Jesus schweigt und bleibt untätig vor ihm. Herodes zeigt ihm daraufhin die Verachtung dessen, der glaubt, einen Scharlatan entlarvt zu haben, hängt ihm ein Prunkgewand um und schickt ihn an Pilatus zurück. Seither, heißt es, waren Pilatus und Herodes keine Konkurrenten mehr…

Pilatus ist ein nüchterner Mann, der sehr wohl einen klaren Blick für die Wahrheit hat, die in diesem Fall lautet: es ist ein Komplott gegen Jesus seitens des Sanhedrin, und alle Anklagen gegen ihn, die Pilatus oder das Reich betreffen könnten, sind Lüge. Genau das sagt er dem Sanhedrin ins Gesicht (Lk 23,13ff). Doch die Meute, die — aus Sanhedrinleuten und ihren Claqueuren zusammengestoppelt — vor Pilatus steht, fordert hartnäckig die Todesstrafe am Kreuz für ihn. Sie fordern die Herausgabe eines wirklichen Mörders und Aufrührers (Bar Abbas) und den Tod dessen, an dem weder Herodes noch Pilatus eine Schuld finden konnten.

Im Johannes-Evangelium (Joh 18) wird uns nun der berühmte Dialog zwischen Pilatus und Jesus überliefert, in dem Pilatus die Wahrheit strategisch opfert für seinen Scheinfrieden. Auf Jesu Aussage, er sei gekommen, Zeugnis für die Wahrheit abzulegen, reagiert Pilatus mit der kurzen Frage, was Wahrheit sein soll, deren Antwort er nicht hören will:

33 Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? 
34 Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? 
35 Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? 
36 Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. 
37 Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. 
38 Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit? 
Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus.

Der Dialog der beiden ist surreal. Sie reden grandios aneinander vorbei. Pilatus spricht von einem weltlichen Königtum, von Macht und Vorrang. Jesus von etwas Überweltlichem, das sich in die Welt hinein durch ihn manifestieren kann. Pilatus weicht zurück, er kann es nicht hören, will es nicht hören, hat vielleicht sogar resigniert.
Aus dem verwirrten Gespräch leuchtet aber doch etwas hervor, das meist übersehen wird:

Das Königtum Jesu wird assoziiert mit der Wahrheit. Dieses Königtum stammt nicht aus dieser Welt. Logisch wird damit ausgesprochen, dass es aus dieser Welt keine Herrschaft der Wahrheit gibt. Jesus sieht sich als Zeuge der ganzen Wahrheit, und genau darin besteht auch sein Königtum. Es erhebt ihn über all die eifernden Gestalten, die für ihre Macht faktisch die Lüge zum Lebenselixier erhoben haben und sich täglich mehr damit dopen und vergiften.

Wenn nun einer sofort einhaken will, um zu sagen „Na siehst du, Jesus sagt es also auch: In dieser Welt kann es keine absolute Wahrheit geben!“, so hat derjenige nicht genau zugehört. Jesus sagt gerade das nicht! Es gibt die Wahrheit, und er steht in dieser Welt für sie als Zeuge ein. Es gibt sie immer und ewig, aber die Frage ist, ob sie in dieser Welt durchdringt. Ob sie das tut, liegt trotz allem an den Menschen. Jesus sagt nicht, es könne hier keine „absolute Wahrheit“ geben — doch es kann, sonst wäre er nicht ihr Zeuge! Er sagt vielmehr, dass es keine Zeugen für die Wahrheit gibt, die ihm gleichkommen.
Fraglich ist also nicht die Wahrheit, sondern ob sie gehört werden will, denn eindeutig sagt Jesus, dass diejenigen, die „aus der Wahrheit“ seien, „seine Stimme hören“. Wenn in dieser Welt Menschen „aus der Wahrheit“ sein können, ist es ein Fehlschluss, aus den Worten Jesu ableiten zu wollen, es könne hier keinen „absoluten“ Zugang zur Wahrheit geben.
Jesus trennt hier wie in einem Vorschein auf das Gericht diejenigen, die der Wahrheit nachgejagt sind, mit aller Kraft nach ihr gesucht haben („aus der W. sind“) wie dem höchsten und heiligsten Gut und denen, die für ihren Vorteil in dieser Welt die Lüge zum Normalfall erklärt haben, über den angeblich nur Arrogante meinen urteilen zu dürfen.
Der in Bedrängnis geratene Pilatus sagt daher, ganz in der Logik der gekrönten Wahrheitsabstinenz (wie immer man seine Aussage weiter auffassen will): „Was ist Wahrheit?“

Doch immer noch wirkt die Wahrheit in Pilatus. Er lässt Jesus danach zwar geißeln, will ihn aber nicht verurteilen. Die Juden machen vor seinem Palast einen Aufstand, weil sie den arroganten Wahrheitsmann tot sehen wollen. Pilatus bricht zusammen, als sie ihm mit folgendem Satz (Joh 19,12) drohen:

„Wenn du ihn freilässt, bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich als König ausgibt, lehnt sich gegen den Kaiser auf.“

Pilatus setzt sich auf seinen Richterstuhl und hält den Juden ein letztes Mal vor, seltsam hellsichtig, als habe er begriffen, dass dies wirklich der Messias der Juden ist (V14+15):

„Da ist euer König.(…) Euren König soll ich kreuzigen?“

Und nun sagen die Hohenpriester den verhängnisvollen Satz, der vordergründig das Ende Jesu, langfristig aber ihr eigenes bedeutete:

„Wir haben keinen König außer dem Kaiser.“

Das Feinddreieck hat sich wieder zusammengefunden: alle sind Freunde des Kaisers und schütteln sich gegenseitig die Hände: prima, dass wir uns einigen konnten, denn was eine Mehrheit richtig findet, muss ja schließlich irgendwie wahr und gut sein. Und der Tod des einzigen, der von Wahrheit spricht, schweißt die Lügner zu einer scheinbaren Einheit zusammen.

Aber wir wissen, dass dies nur Vordergrund war: Keiner dieser Lügner überlebte noch lange. Pilatus war ein gebrochener Mann, zumal die Tochter des Kaisers Tiberius, die seine Frau war, ihm, während er auf dem Richterstuhl saß, eine Nachricht hatte senden lassen, er solle Jesus nicht verurteilen, weil er „unschuldig“ sei. Sie hatte einen Alptraum, in dem ihr dies offenbart worden war. (Mt 27,19)

Es ist übrigens auch Matthäus (Mt 27,18), der uns überliefert, dass Pilatus die Wahrheit sogar extrem gut kannte:

„Er wusste nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte.“

Die weltliche Geschichtsschreibung berichtet, dass Pilatus nur wenige Jahre nach Jesu Hinrichtung im Jahr 36 von Tiberius durch einen Legaten abgesetzt und nach Rom beordert worden sei. Tiberius starb aber, bevor er in Rom ankam. In den kirchlichen Legenden wird gelegentlich gesagt, dies sei u.a. wegen des ungerechtfertigten Todesurteils über Jesus geschehen. Es gibt nur wenige Quellen zu den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben worden waren, aber im Vordergrund stand der Vorwurf der Selbstbereicherung. Pilatus soll im Jahr 39 Selbstmord aufgrund kaiserlichen Drucks begangen haben. Am bekanntesten ist die Geschichte in der Goldenen Legende, Pilatus habe sich, verbannt durch Caligula nach Vienne, das Leben genommen und ruhe am Grund des dortigen Pilatus-Sees.

Nicht länger überlebte Herodes Antipas. Auf Drängen seiner unrechtmäßigen Gattin Herodias, um deretwillen Johannes der Täufer ermordet worden war, reiste er im Jahr 39 nach Rom, um sich bei Caligula für den Königstitel zu bewerben, stolperte dort aber über verschiedene schwerwiegende Anklagen, wurde nach Lugdunum in Südgallien verbannt und starb dort nicht lange danach.

Wie es dem jüdischen Volk erging, ist bekannt: um das Jahr 70 herum wurde Jerusalem von den Flaviern erobert, der Tempel zerstört, das Volk zerstreut. Einen Hohen Rat gab es nicht mehr, das Priestertum wurde überflüssig, weil es keine Tempelopfer mehr geben konnte, die Stammtafeln wurden vernichtet. Einige noch folgende jüdische Aufstände konnten nichts mehr erreichen, und das Heilige Land war verloren. Was danach vom jüdischen Volk übrigblieb, hat mit dem alten kaum mehr etwas zu tun, sowohl genetisch als auch religiös. Die meisten heutigen Juden sind Aschkenasim, die genetisch Europäer sind. Ein großer Teil der Thora war nicht mehr realisierbar, ist ohne Opferstätte und geistliches Zentrum. Das rabbinische Judentum, das sich angeblich um 100 n. Chr. in Jabne sammelte, leistete im wesentlichen eine Umdeutung der Thora zu einer opferlosen Religion. Der Mythos vom rein gebliebenen Judentum, das sich angeblich so bruchlos habe halten und behaupten können, ist nicht sehr überzeugend, wenn man etwas genauer hinsieht. Das heutige Judentum st eine andere Religion als das bis zur Zerstörung des Tempels, das aber auch damals schon durch das Diasporajudentum und babylonische Einflüsse sehr verfremdet und vermischt worden war.

Die zentrale Frage des Pilatus nach der Wahrheit, die er sehr wohl kannte, wie uns bezeugt ist, aber nicht anerkannte, ist Signum des Untergangs.

Gesellschaften und Kulturen, die auf Lug und Trug fußen, haben keine Überlebenschance.
Sie überziehen sich selbst mit Krieg, denn der Tod der Wahrheit ist der Beginn des Krieges und Untergangs.
Natürlich vergehen immer wieder mal ein paar Jahre, bis die Folgen spürbar werden, aber sie werden spürbar. Niemand soll sich da etwas vormachen.

Und es steht die Frage im Raum, was man als Gut, das in einer solchen Kultur noch zukunftsfähig ist, herausdestillieren kann. Es kann sein, dass es nichts oder fast nichts ist.
Ausgenommen sind ausschließlich geistige Güter einzelner Menschen der Geschichte, wenn sie die Wahrheit anerkannt und gesucht haben.

Pilatus steht als mahnendes Beispiel vor unseren Augen, aber ich habe den Eindruck, dass er moralisch unzählige Etagen über den heutigen Lügnern und Taktierern steht, die, ohne mit der Wimper zu zucken, Millionen opfern, und danach ihre Krokodilstränen abdrücken. Verglichen mit den Schreckensgestalten, die uns regieren, hatte Pilatus wenigstens noch Hemmungen, bevor er wissentlich die Wahrheit leugnete und das Unrecht ebenso wissentlich tat. Immerhin: er log dem Volk nicht dreist ins Gesicht und beschimpfte es nicht hemmungslos, wie das heute üblich ist.

Jesus, so wird uns überliefert, sah prophetisch die Verwüstung seines Landes vor Augen. Niemand wollte das glauben — die Mauern schienen fest, die Lichter leuchteten, das Essen ging nie aus. Der Alltag funktionierte doch — was will man mehr?
Die wenigsten rechnen heute ernsthaft damit, dass in kürzester Zeit auch unser Land eine Wüste werden könnte. Die neue Justizministerin Lambrecht hetzt daher nun passgenau gegen all jene, die sich auf einen solchen Fall vorbereiten, dessen Wetterleuchten doch spürbar ist und von den Eliten selbst ausgesprochen wird, als „Rechte“: „Prepper, die einen Tag X herbeifantasieren.“ https://www.youtube.com/watch?v=0fz60HdUM5A (bei ca. min 1:58). Diese Dame ist offenbar so desorientiert oder desinformiert (was bei einer Ministerin dasselbe ist!), dass sie nicht mitbekommen hat, dass das Volk doch zum Preppen von der Regierung aufgefordert wurde: https://www.welt.de/politik/deutschland/article197510203/Blackout-und-Hitzewellen-Wie-die-Deutschen-sich-vorbereiten-sollten.html Wieso aber sollte eine Bundesbehörde zum preppen auffordern, wenn sie nicht an einen Tag X dächte? Und was will die logisch schwachbrüstige oder schlicht verlogene Ministerin eigentlich damit sagen? Dass auch die Bundesregierung „rechts“ sei?!
Frisst die absurde deutsche Revolution des 21. Jh allmählich ihre Kinder vor laufender Kamera?
Diese weitere katastrophale Besetzung eines Ministeriums wird an dem Tag, an dem der Laden zusammenbricht, womöglich behaupten, sie habe immer gewarnt vor dem Tag X… Und es wird dann sicher auch wieder die Narren geben, die meinen, man könnte hier nicht wissen, was die Wahrheit ist.
Ich denke unwillkürlich an 1934, als Goebbels eine große Aktion gegen „Miesmacher und Kritikaster“ startete, also jene, die spürten, was auf Deutschland zukommen würde und recht behalten haben.


Die Wahrheit ist der Antagonismus zum Gesetz

Die Juden erkannten den Zeugen der Wahrheit aufgrund ihrer Gesetzesverhaftetheit nicht. Das Gesetz verklagt den Menschen, aber es verhilft niemals zur Wahrheit als Lebenselixier!
„Auctoritas, non veritas facit legem“, schrieb Hobbes einst. Ich würde diesen zynischen Spruch korrigieren in „potestas, non veritas facit legem“. Denn, wie neulich hier im Blog dargelegt, hat echte „auctoritas“ keine „potestas“ bzw sie braucht sie nicht. Jesus hatte „auctoritas“, aber keine „potestas“. Und Gesetze machte er nicht, denn er war Zeuge der „veritas“, die tatsächlich keine Gesetze macht. Nur Ungerechtigkeit schafft Gesetze und letztere offenbaren allezeit immer nur eines: die Ungerechtigkeit, die Lüge, den bevorstehenden Untergang. Eine „Wahrheit“, die es nötig hat, sich mithilfe von Gewalt (also Gesetzen) Geltung zu verschaffen, ist schwerlich wahr.
Wir ersticken heute in Gesetzen, weil wir die Wahrheit nicht anerkennen und mit ihrer Hilfe austreiben.
Bis heute weiß niemand, nach welchem Gesetz die Richter Israels richteten. Es heißt etwa von Deborah, dass sie unter einem Baum Rechtssachen verhandelte. Es gab keinen Codex — außer einigen Thoragesetzen vielleicht, aber die regelten v.a. rituelle Gesetze und weniger die für den Alltag. Es heißt, die Frau sei Prophetin gewesen (Ri 4), und sie war erfolgreich und gottesfürchtig.
Auch die Art, wie im frühen Mittelalter Recht gesprochen wurde, ist nicht codifiziert. Erst im 13. Jh geschieht ein Codifizierungsprozess und damit die Einleitung übelster Zustände. Hexenjagden, Inquisition und grausame Folter sind erst dann massenhaft überliefert.

Wo Wahrheit herrscht, sind Gesetze überflüssig. Wo Wahrheit herrscht, sind Gewalt, ja letztlich sogar ein Staat oder Fürst überflüssig.

Jeder kann hier für sich alleine weiterdenken und sich fragen, wo wir stehen.
Ein bloßer politischer Aktionismus von rechts oder links greift zu kurz.

Es tut mir leid, wenn ich damit einige enttäusche, die ihre Hoffnung auf eine dieser Bewegungen setzen. Ich befürchte, dass sie ihre Kraft verschwenden, aufs falsche Pferd setzen, tiefschürfende Menschen im Panikmodus bezichtigen, sie würden „Scheindebatten“ führen, seien zu „theoretisch“, aber all diese Rhetorik wird nicht helfen, denn sie finden auf einem sinkenden Schiff statt, dem niemand mehr befehlen kann, dass es wieder auftaucht. Der beanstandeten "Scheindebatte" korrespondiert der Scheinpragmatismus.