Samstag, 10. September 2016

Ideologie des Traditionalismus und Sedisvakantismus



Ideologie des Traditionalismus und Sedisvakantismus


Die krypto-sedisvakantistische „Priesterbruderschaft St. Pius X.“, im Volksmund „Piusbruderschaft“ genannt, nicht anders als ihre Brüder im Geiste, die unmaskierten Sedisvakantisten jeglicher Färbung, führt die zuspitzende Engführung der Theologie des 19. Jh, die ihren vorläufigen Höhepunkt im Pontifikat Pius X. erreichte, fort. Mag uns auch die FSSPX gerne glauben machen, sie sei um Gottes Willen alles, nur nicht "sedisvakantistisch", so kann man bei nüchternem Blick nur feststellen, dass sie sich von den Sedisvakantisten durch ihre Inkonsequenz und Widersprüchlichkeit noch negativ abhebt.

Kennzeichen dieser Engführung waren und sind ein päpstlicher Zentralismus und Monarchismus „mit der Brechstange“ und eine damit verbundene Gleichschaltung, die sich bis heute in der giftigen Polemik gegen den das germanische Eigenkirchenrecht, den Gallikanismus und den Josephinismus äußert. Im Volksglauben förderte und forderte Rom im 19. Jh unter Pius IX. die Idolisierung des Papstes, pseudo-mystische Bewegungen und die Idealisierung „der“ Scholastik, vor allem die Thomas von Aquins.

Ein besonders verwirrendes Kapitel dieser Ideologie ist die Instrumentalisierung der Marienverehrung für den Papstkult und ansonsten eine herbe und herablassende Zurückdrängung und Bevormundung der Frau in Kirche und Welt, dazu ein auffallender Antijudaismus, der nicht selten auch antisemitische Ausmaße annimmt und die unbestreitbare politische Option für den Faschismus.
Die im 19. Jahrhundert überschnappende Dämonisierung der Freimauerei[1] durch ultramontane Kräfte wird ohne jeden echten Beweis mitsamt allen längst entlarvten „Fakes“ ebenso weitertradiert wie daraus abgeleitete Verschwörungstheorien bezüglich einer „Neuen Weltordnung“, die man dem hintergründigen Treiben der (angeblich jüdisch dominierten) „Hochfinanz“ und dem Zionismus zuordnet, die wiederum von den USA aus „gesteuert“ würden.

In diesen Kreisen trifft man auf ein ideologisch geklittertes Geschichtsbild der Kirche, aber nicht nur in ihnen. Auch viele innerkirchliche konservative Kreise betreiben diesbezüglich eine kaum erträgliche Schönfärberei. Zu nennen wäre hier etwa das vorgeblich eine negative Kirchenkritik zurechtrückende, letztendlich aber doch idealisierende Büchlein über das angeblich so "fortschrittliche" und "frauenfreundliche" Treiben der Inquisition. Die teilweise grauenvolle Praxis älterer Zeiten, insbesondere durch Urteile der Inquisition und deren Überstellung der "Täter" an weltliche Gerichte, wird hier um einiger „Vorteile“ willen in einen pittoresk-stilvollen Bilderbogen umgeprägt. Die vielen öffentlichen Verbrennungen von Menschen erhalten so einen heimeligen Glanz... [2] Das ist Falschmünzerei und erinnert an die bekannte Verharmlosung der Verbrechen Hitlers mit dem Hinweis darauf, dass er doch so viel modernisiert und die Autobahnen gebaut habe. Auch der Hinweis darauf, man dürfe solche Dinge nicht mit den Augen unserer Zeit ansehen und beurteilen, muss angesichts der Schwere der verübten Taten abgewiesen werden. Ungerechte und grausame Hinrichtungen waren zu allen Zeiten ungerecht und grausam!

Der Zeitgenosse steht irritiert vor diesem Chaos. Die Lebenszeit eines normalen Sterblichen reicht kaum mehr aus, diesen Wirrwarr zu rezipieren und zu sichten, geschweige die Geister zu unterschieden. Man bräuchte mindestens 300 Lebensjahre, um hier einigermaßen klarzusehen.

Das vielgepriesene, ach so vertrauenswürdige, ins Totale übersteigerte päpstliche Lehramt hat selbst noch dem unbedarftesten Geist in den letzten 200 Jahren gezeigt, dass es in dieser Überhöhung so vertrauenswürdig nicht sein kann, denn es widerspricht sich, hält sich selbst nicht an seine „ordentlichen“ Feststellungen und stellt den Gläubigen vor quälende Rätsel, von denen einige wenige Beispiele genannt werden sollen:

  • Wenn noch Benedikt XIV. bestimmte, dass es nicht erlaubt ist, jüdische Kinder gegen den Willen ihrer Eltern zu taufen[3], weil dies dem von Gott gesetzten Naturrecht entgegenstehe, die Kirche aber unter Pius IX. dennoch gerade das tat, sogar gegen internationalen Protest, und Pius IX. einen solchen Jungen, den man seinen verzweifelten Eltern im Kirchenstaat geraubt hatte, selbst und widerrechtlich „adoptierte“, um aus ihm einen katholischen Priester zu machen, eine Art „Trophäe“ kirchlicher Überlegenheit über das Judentum[4] – dann weiß man nicht, was man als Gläubiger von einem solchen Papsttum halten soll… Katholiken rasten aber regelmäßig aus, sobald Eltern, die etwa auf einem „Home-schooling“ beharren, weil sie die Sexualerziehung, die ihren Kindern aufgezwungen werde, dramatisieren, die Kinder entzogen werden und schreien Zeter und Mordio. Erinnert man sie daran, dass die Kirche genau dasselbe unter anderem Vorzeichen, doch auch gemacht hat, leugnen sie das ab oder verharmlosen es. Der Vatikan führte diese widerrechtliche Praxis jedoch selbst noch nach dem 2. Weltkrieg fort.[5]
  • Oder – was ist davon zu halten, dass man mit dem Tridentinum die Unterdrückung der vielverzweigten Exemtionspraxis des Mittelalters, weil sie angeblich die Kirchenreform behindere, einleitete, dem entstehenden Jesuitenorden aber genau das, was man doch sonst beschneiden wollte, in einer fast grenzenlosen Weise zugestand, nämlich von den Diözesen unkontrolliertes Vagabundieren durch die gesamte Welt und alle damit verbundene Eigenmächtigkeit und Unterwanderung diözesaner Administration?
  • Oder – wie kommt es, dass nach dem Tridentinum Kastraten ihren großen Einzug in kirchliche Chöre hielten, allen voran in der cappella sixtina, wo doch die absichtliche Kastration von Knaben auch nach dem Kirchenrecht als Verbrechen galt, ganz zu schweigen davon, dass man mit dem damit verbundenen Konzept einer „übergeschlechtlichen“ oder „Engelsstimme“, mit dieser Erzeugung eines „homo tertii generis“ (eines Menschen des dritten Geschlechtes), wie man das auch damals nannte, wohl dem heute so vehement und hysterisch von katholischer Seite beklagten „Genderismus“ längst Vorläufermodelle geliefert hat, die an Zynismus kaum zu überbieten waren?[6]
    Und wie konnte es sein, dass die Kirche bis weit ins 19. Jh aufgrund der unkritischen Verhaftung an Thomas von Aquin lehrte, der Fötus im Mutterleib werde sukzessiv zur menschlichen Person, durchlaufe erst eine Pflanzen-, dann eine Tierseele und werde erst spät „menschlich“ beseelt? Und warum nahm man an, der männliche Fötus werde dabei schneller menschlich als der weibliche? Ja, ich weiß warum: weil Aristoteles das so gelehrt hat und Thomas dem Griechen mehr glaubte als der Hl. Schrift zu diesem Thema. Die Kirche tut heute angesichts der Abtreibungsproblematik so, als habe sie stets die Beseelung des Fötus mit der Zeugung gelehrt. Abtreibung war damals zwar nicht erlaubt nach dem Kirchenrecht, hatte aber noch nicht die Merkmale einer schweren Sünde. Ebenso hat die Kirche erst im 20. Jh allmählich und gegen vielen inneren Widerstand so etwas wie eine Gleichwürdigkeit der Geschlechter über die Lippen gebracht… Die Diskriminierung der Frau in der Kirche ging teilweise so weit, ihr sogar generell abzusprechen, ein Ebenbild Gottes zu sein. In den fraglichen Kreisen wird ein solches Denken unverkennbar aufrechterhalten. [7]
  • Wie ist es möglich, dass dieselben Leute, die dem Papst eine übermäßige Unfehlbarkeit zuschreiben (die allerdings nach dem Vaticanum I eine Irrlehre ist und bleibt) und dem Gläubigen im Geiste des Ignatius von Loyola eine Pflicht zum Kadavergehorsam aufnötigen, zugleich aber selbst keinerlei Achtung vor dem real existierenden Papst haben, sobald er ihrer Ideologie nicht folgt? Es ist möglich aufgrund der vielen Widersprüchlichkeiten päpstlicher Lehren – keine Frage! Warum aber wollte und will man nicht ein bescheideneres Modell päpstlicher Autorität akzeptieren? Tut der Papst, tut ein Konzil nicht, was diese Leute erwarten, wird er samt der Kirchenversammlung kurzerhand als ungültig oder heimlicher Freimaurer verleumdet – eine Strategie, die die Kirche im 19. und 20. Jh bereits sattsam und bis hin zur Lächerlichkeit vor allem in der sogenannten „pianischen Epoche“ durch ihre Päpste eingeübt hat.

Man könnte endlos fortfahren, solche Fragen zu stellen…
Wen wundert es also, wenn zahlreiche liebenswerte Menschen, einfache Gläubige, nicht selten sogar Personen, die nach vielen postmodernen Wirrungen zurückkehren zur Kirche und glauben, nun seien sie wieder „daheim“, in jähes Entsetzen verfallen, wenn sie die Zustände erleben, die in der Kirche herrschen und denen einer Räuberhöhle gleichkommen, auf die Verheißungen des Traditionalismus und Sedisvakantismus hereinfallen?
Sie lassen sich gutwillig einspannen für den unlauteren Kampf dieser Leute, in aller Regel ohne eine blasse Ahnung davon zu haben, wie verlogen und a-historisch all die Argumente dieser Bewegungen sind und wie unvereinbar vor allem deren theologische Position, die den Anspruch auf das angebliche „depositum fidei“ erhebt, mit der realen dogmatischen Lehre ist, wenn man sie einmal ausführlicher und nicht immer nur aus zweiter, traditionalistischer Hand, studiert.

Spät geht einem ein Licht auf, dass man bei den Traditionalisten und Sedisvakantisten nicht weniger als in der sogenannten „Amtskirche“ für politische und häretische Zwecke missbraucht wird. Geködert wird man dort über die Liturgie, die tatsächlich würdiger gefeiert wird als weithin in der „normalen“ Kirche.
Die „Amtskirche“ erstickt indessen auf ihre Weise an der inzwischen 1700 Jahre währenden Verquickung mit der weltlichen Macht. Die Rolle des Outlaws will sie in ihrem Machtdrang nicht wieder annehmen. Sie verrät in Europa lieber den gekreuzigten Herrn, als dass sie mit ihm den Kreuzweg ginge. Sie will mitherrschen, mitreden, mitregieren, gleich wer da am Ruder ist… Man muss aber erkennen, dass die Traditionalisten und Sedisvakantisten auch nichts anderes wollen. Sie gehen nur etwas weiter und wollen darüber hinaus noch mitbestimmen, wer weltlich zu regieren hat, nämlich jemand, der aus ihrer Sicht berechenbar und dirigierbar ist. Und das tun sie mit allen Bandagen, denn sie sind historisch verstrickt in verschiedene faschistische Regime.

Monsignore Lefebvre war geistiger Zögling der faschistischen „Action française“, die von Pius X. hofiert und deren Gründer samt seinem Werk von diesem „Antimodernismus-Papst“ gesegnet wurde, als er dessen Mutter eine Privataudienz gewährte.[8] Pius XI. dagegen verurteilte ihre Irrlehren als unvereinbar mit dem katholischen Glauben (auch das soll einer verstehen – diesen Widerspruch!). Pius XII. nahm diese Verurteilung 1939 teilweise wieder zurück.
Lefebvre blieb Pius X. und dem Gedankengut der „Action française“ treu. Auch interessierte ihn kaum, dass sein Vater während der Vichy-Zeit in einem Konzentrationslager ermordet wurde, weil er Widerständlern geholfen hatte.[9] Lefebvre war und blieb Pétain-Anhänger und genehmigte sich als Bischof selbst die öffentliche Wallfahrt an dessen Grab, an dem er ihn um Fürsprache bat für das laizistische Frankreich – ein unerlaubter Akt, denn Pétains Seligsprechung ist mehr als nur weit entfernt…[10]

Der durchschnittliche, zeitgenössische und meist harmlose FSSPX- oder Sedisvakantisten-Anhänger hat in aller Regel keinerlei Ahnung von all diesen Dingen und will sie auch nicht haben. Er will sich träumend in würdigen Hl. Messen wohlfühlen können. Man kann das natürlich verstehen, aber recht ist es nicht, denn diese Hl. Messen finden nicht im luftleeren Raum statt, sondern im Rahmen eines häretischen und schismatischen Vereins, der mit verdecktem Visier knallharte politische Ziele verfolgt.

Noch schlimmer ist es um die Exponenten der FSSPX samt der konkurrierenden Sedisvakantisten bestellt, denn sie wissen ganz genau, welchem Ungeist sie sich verschreiben. Sehenden Auges führen sie die unselige Verstrickung der Kirche mit antisemitischen, faschistischen und reaktionär-ultramontanen „Traditionen“ fort, als wäre das immer ein Dogma gewesen und sei nun leider aufgegeben worden. Zu dieser „Tradition“ gehört auch ein spezifischer Erscheinungskult um Fatima, verschiedene Seherinnen des 18. und 19. Jh, die von der Kirche teilweise schon lange vor dem Konzil abgelehnt wurden und die Selbstzuschreibung, der „heilige Rest“ des neuen Israel zu sein, den Gott nun aus der „neurömischen Afterkirche“ herausgelöst habe. Der zweite schismatische Bischof nach dem Vaticanum II, Bischof Ngo Dinh-Thuc, der nach dem Konzil viele unerlaubte Priester- und Bischofsweihen durchgeführt hat – vor dem Konzil war er während der Herrschaft seines Bruders Bischof von Hue, dem Zentrum massiver Ausschreitungen des südvietnamesischen Herrscher-Clans gegen wehrlose Zivilisten… Wie tief war er verstrickt in diese schweren Verbrechen und wie tief hing er mit der unseligen, autokratischen Regierungszeit seines Bruders Ngo Dinh-Diem samt des Ngo-Familien-Clans zusammen, die sich durch Zynismus und Gewalt auszeichnete und selbst durch die Ermordung des Präsidenten auf Betreiben der Amerikaner endete? Uns ist eine Einsicht in die vietnamesischen Quellen aufgrund der Sprachbarrieren unmöglich, sofern sie überhaupt möglich wäre.

Keiner der Ideologen dieser Bewegungen stellt sich aber der Problematik, dass er faktisch protestantisch und antipapistisch ist. Eine fiktive Papstschwärmerei, der gewissermaßen kein realer Papst genügen kann, um sich daraufhin mehr oder weniger offen vom Papst loszusagen, ist wertlos.

Der Weg zu der Situation, die wir heute vorfinden in und um die Kirche, ist 2000 Jahre lang.
Je mehr man sich vertieft in die Geschichte, desto klarer wird einem, was Jesus meinte damit, als er sagte, das Himmelreich sei wie ein Acker, auf dem der Feind böse Saat aussäe. Gutes und Böses ist in der Kirche so verwirrt und verwuchert ineinander, dass niemand das mehr auseinanderdividiert bekommt. Jesus sagte daher, niemand solle das (vermeintliche) Unkraut ausreißen, um nicht den guten Weizen mit auszureißen. Mit dem ausgehenden Mittelalter hielt sich die Kirche überhaupt nicht mehr an diese Warnung. Sie bespitzelte die Gehirne und verbrannte auf dem Scheiterhaufen, wer nicht ihr Spiel – besser gesagt das Spiel der Machthaber in ihr – spielte. Und noch das großspurige Auftreten Pius X. missachtet Jesu Warnung aufs Gröbste. Dieser Mann bildete sich ein, er könne das Böse mit der Wurzel ausreißen, und er tat es, indem er sich selbst als „Vater par excellence“, dem man blind gehorchen müsse, den Gläubigen aufdrängte, den Klerikern einen zusätzlichen, ideologischen Treueeid abzwang, der die Loyalität zu Christus gegen die zur Kirche ausspielte. Man erpresste in den Herzen eine totale Identifikation des Papstes mit Christus und gestand ihnen keinerlei Distanznahme für den Notfall mehr zu - ein Wahnsinn, der sich bitter gerächt hat! [11] Fortan musste man sich vorspiegeln, dass Christus und alles, was in der Kirche manövriert wurde, identisch sei. Ausweichmöglichkeiten waren scheinbar nicht mehr gegeben. Es ist klar, dass diese ungesunde Strategie nicht dauerhaft gelingen konnte.
Die Geister, die sich in einem solchen Kesseltreiben als Agenten und Antreiber wohlfühlen, waren selbstverständlich zutiefst verwirrt, als die Kirche oder das, was sie mit „der“ Kirche identifizieren wollten, dennoch in sich zusammensank wie ein Gebilde aus Staub. Der Chefkonstrukteur des vatikanischen Spitzelapparates („sodalitium pianum“) unter Pius X., Benigni, wandte sich „frustriert“, weil Benedikt XV. und Pius XI. diesen unwürdigen Stil so nicht weiterzuführen gedachten, schließlich ganz dem Faschismus zu und wurde glühender Mussolini-Anhänger. Wen wundert es…

Anhänger der Traditionalisten und Sedisvakantisten aber sollten sich klarmachen, wem sie folgen. Diese Bewegungen sind keine Alternative zu den verheerenden Zuständen in der Kirche, sondern deren polare Hypostase.
Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns in Buße und Gebet der Mühe und Anforderung zu stellen, alle diese einzelnen Fragestellungen genau zu durchdenken und zu erforschen und dabei weder einer trägen Flucht in Schwärmereien noch einem Hang zur unlauteren Apologetik zu verfallen.

© by Hanna Maria Jüngling


[1] Der Höhepunkt dieser Dämonisierung, die von ultramontanen Kräften und v.a. der SJ vorangetrieben wurden, geschah im sogenannten „Taxilschwindel“ und dem in Trient inszenierten, päpstlich unterstützten „Anti-Freimaurer-Kongress“ 1896, auf dem der Hochstapler Léo Taxil den informellen Vorsitz innehatte und die Kirche mit einem gigantisch-inszenierten Schwindel an der Nase herumführte.
[2] Hans Conrad Zander : Kurzgefasste Verteidigung der Heiligen Inquisition. Gütersloh 2007. Diese Thesen machte sich damals medienwirksam Gloria von Thurn und Taxis zu eigen. Ein Interview mit ihr vom 14.5.2007 auf  http://www.kath.net/news/16748, abgerufen am 10.9.2016
[3] Benedikt XIV. « Postremo mense » 1747, Kapitel 4 , vgl. DH 2552
[4] « Weit über die jüdische Welt hinausgehende Empörung verursachte in Bologna der Fall des jüdischen Jungen Edgardo Mortara (1852-1940), den eine bei der Familie Mortara beschäftigte christliche Dienstmagd getauft hatte, weil sie der Meinung war, das kränkliche Baby werde bald sterben. Mehrere Jahre später erfuhr die Inquisition in Bologna, das noch zum Kirchenstaat gehörte, von dieser Nottaufe und berichtete den Vorfall nach Rom, woraufhin der inzwischen siebenjährige Edgardo mit Wissen des Papstes von der Polizei nach Rom entführt wurde und dort in kirchlichen Internaten aufwuchs. Pius IX. selbst adoptierte den Jungen, der bald die priesterliche Laufbahn einschlug. Beim Katholikentag in Würzburg (1893) rühmte sich der Priester Edgardo Pio Mortara - den Papstnamen hatte er inzwischen seinem Namen beigefügt - als "Schützling Pius' IX.", der "auf eine ganz besondere Weise" sein Vater geworden sei.“ Vgl. Georg Denzler: „Die Tradition bin ich.“ in: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt 1. September 2000 Nr. 35/2000, online verfügbar: http://www.georgdenzler.de/Die_Tradition_bin_ich.html (abgerufen am 10.9. 2016)
[5] „Nach dem Krieg sei Papst Pius XII gebeten worden, jüdische Kinder, die in katholischen Einrichtungen versteckt und deren Eltern ermordet worden waren, an ihre Familien zurückzugeben. Der Vatikan sandte eine Antwort an den damaligen Nuntius Roncalli in Paris, dem späteren Papst Johannes XXIII. Papst Pius XII verfügte, jene Kinder, die ohne Wissen und Einverständnis ihrer ermordeten Eltern getauft worden seien, nicht an ihre jüdischen Angehörigen auszuliefern. So verlor das jüdische Volk weitere Mitglieder, obgleich sie den Massenmord durch die Nazis überlebt hatten.“, nachzulesen in folgendem Bericht vom 15. November 2008 auf n-tv http://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Attacke-gegen-den-Vatikan-article35272.html (10.9.2016)
[6] Paul Münch : Homines tertii generis. Gesangskastraten in der Kulturgeschichte Europas. In: Essener Unikate 14/2000, S. 58 ff
[7] Vgl. Hanna Jüngling: Der Mantilla Wahn – Ist die Frau kein Ebenbild Gottes? Blogartikel vom 26. Januar 2015 auf http://zeitschnur.blogspot.de/2015/01/der-katholische-zombie-ii-der-mantilla.html
[8] Vgl. Ernst Nolte : Die Action française 1899 – 1944. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Jahrgang 9 (1961), Heft 2, S. 124 ff, Verbindung der A.F. mit der Kirche ab S. 144
[9] BERNARD TISSIER DE MALLERAIS: Marcel Lefebvre. Die Biographie. Aus dem Französischen von Irmgard Haberstumpf. Sarto Verlag, Stuttgart 2008. 760 Seiten, 29 Euro, Buchbesprechung „Der Unbewegliche“ vom 17. Mai 2010 in der Süddeutschen Zeitung, abgerufen am 10.9.2016 http://www.sueddeutsche.de/kultur/neue-biographie-marcel-lefebvre-der-unbewegliche-1.492668-2
[10]  https://bibliothequedecombat.wordpress.com/2014/08/10/hommage-de-mgr-lefebvre-au-marechal-petain/, abgerufen am 4.12.2014: „C’est pourquoi, persuadés que vous pouvez désormais intercéder pour nous auprès de Dieu, avec tous les saints et saintes de la patrie, nous vous supplions de venir au secours de la France, que vous avez si bien servie, pour qu’elle retrouve l’esprit dont vous l’avez animée au temps de la grande épreuve. (…) Adresse au Maréchal Pétain par Mgr Lefebvre (13 avril 1987 à l’Ile d’Yeu) »
(„Deshalb, überzeugt davon, dass Sie von nun an bei Gott für uns eintreten können, mit allen männlichen und weiblichen Heiligen des Vaterlandes, flehen wir Sie an, zum Schutz Frankreichs einzutreten, dem Sie so gut gedient haben, damit es den Geist wiederfinde, von dem Sie in der Zeit der großen Prüfung beseelt waren.“)

[11] Man vergleiche die gehäuften polemischen und hämischen, teilweise martialischen Wendungen in den entsprechenden Enzykliken Pius X., vor allem in „Pascendi“, die selbstzuschreibende Nennung als „Vater par excellence“, dem man absoluten Gehorsam schulde:  Ansprache Pius X. vom 19. 11. 1912, zitiert nach Otto Weiß: Der Modernismus in Deutschland. Regensburg 1995. S. 52

Donnerstag, 8. September 2016

Die Gottesmutter und Johannes der Täufer



Die Gottesmutter und Johannes der Täufer

Gedanken zu Mariae Geburt (8. September)

Wegbereiter des Herrn: eine Frau und ein Mann

Das Festdatum für „Mariae Geburt“ am 8. September ist Berechnungsgrundlage für das Hochfest der „Unbefleckten Empfängnis“ am 8. Dezember. Die beiden Feste hängen untrennbar miteinander zusammen. Die Kirche feiert das heutige Fest spätestens seit dem 7. Jh in Ost und West.

Aber bevor ich nun etwas wiederhole, was alle Welt sowieso schon weiß, möchte ich erzählen, wie sehr ich eine Verbindung sehe zwischen der Gestalt Johannes des Täufers und der Gottesmutter, die beide eine wunderbare Geburt erlebt haben.

Liebfrauenkirche Trier
Die makellos empfangene künftige Gottesmutter, die von der Erbsünde von Gottes Gnaden Vorauserlöste, kommt zur Welt. Und mit ihrer Geburt, ähnlich wie einige Jahre später mit der wunderbaren Zeugung und Geburt Johannes des Täufers, sind die wesentlichen Zeichen gesetzt, die der Ankunft des Erlösers wie zwei gewaltige Gestirne vorausgehen.

Zwei Menschen, eine Frau und Mann, werden in überragender Weise dem Herrn den Weg bereiten. Die Frau geht dabei wiederum dem Mann voraus. Aber nicht nur das: sie überdauert ihn auch weit in die neue Ordnung, ins „Neue“ hinein. Doch fangen wir mit dem Mann an, denn er repräsentiert das „Alte“:

Der Rufer in der Wüste: Johannes der Täufer

Ein Mann soll dem Herrn den Weg bereiten, wie uns überliefert ist. Ein „Rufer in der Wüste“ ist er, die „vox clamantis in deserto“ - welch ein Bild!

„Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.“ (Joh 1, 6)

„Jochanan“, latinisiert „Johannes“, das bedeutet „Gott ist gnädig“. Während die wunderbare makellose Zeugung Mariens und ihre darum auch wunderbare Geburt zunächst ganz im Verborgenen bleiben, wird die Geschichte des Täufers ausführlich berichtet. Zu Recht, denn in ihm geschieht ein Abschluss, der Abschluss des geisterfüllten Prophetentums im Alten Bund. Johannes Geburt ist wie ein nahes Echo das Zeichen einer gnadenhaften Geburt, das sich in Christus erfüllen wird. Als Greise zeugten ihn seine bis dahin unfruchtbaren Eltern. Der Vater Zacharias wurde wegen seines Unglaubens ob dieses Wunders durch den Engel Gabriel zum Verstummen verurteilt:

„Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Aber weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen, wenn die Zeit dafür da ist, sollst du stumm sein und nicht mehr reden können bis zu dem Tag, an dem all das eintrifft.“ (Lk 1, 19 f)

Die Mutter Elisabeth aber, die ohne Schwierigkeit glaubte, durfte im Heiligen Geist das erste Christuszeugnis unter den Menschen aussprechen, - sie gab es für den ungeborenen Gottessohn ab - , als sie als Schwangere, den „Rufer in der Wüste“ in sich tragend, von der werdenden Gottesmutter Besuch erhielt:

„Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ (Lk 1, 41 ff)

Dem ungläubigen und sich verweigernden Zacharias wurde angesagt, in wessen Kraft sein Sohn, den er Johannes nennen sollte, dem gesalbten des Herrn vorausgehen würde:

„Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen.“ (Lk 1, 17)

Später würde Jesus eine Identität oder Analogie Johannes des Täufers mit Elija bestätigen:

„Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll.“ (Mt 11, 14)

Und:

„Ich sage euch aber: Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer sprach.“ (Mt 17, 12 f)

Elija erscheint mit Mose auf dem Berg Tabor im Gespräch mit dem Herrn „verklärt“, wie es gerne übersetzt wird, oder, wie es eigentlich heißt, „in majestate“, „in Herrlichkeit“, als Jesus mit einigen Auserwählten dorthin geht. Es ist schwer vorstellbar, dass Gott einen Menschen, der bereits bei Gott ist, wieder im Fleisch erscheinen lassen sollte. Die Rede vom „Geist“ und von der „Kraft Elijas“ weist eher auf eine Identität mit Eigenschaften und Vollmachten Elijas hin.

Der „Rufer in der Wüste“ geht dem Herrn in allem voraus, ist wie eine Zusammenfassung alles alttestamentlichen Prophetentums, das auf Christus hinweist und sein Auftreten und Schicksal im auserwählten Volk wie einen langen, „vorausgehenden“, oder besser rückwärts weisenden Schatten wirft. Ein Schatten zurück in lange Jahrhunderte des Altertums, denn der Erlöser, das Licht vom Licht, der „oriens ex alto“, der „Morgenstern aus der Höhe“, fällt von der Ewigkeit her, aus dem ewigen Licht Gottes, von vorne und von oben her auf den einsamen Rufer.
Als Zacharias später doch glaubt und den Herrn preist, bestätigt er, was der Engel Gabriel ihm abgesagt hatte (Lk 1, 78).

Kein Mensch auf Erden ist größer als Johannes-Elija, sagt uns der Herr, und doch wird im Himmelreich noch der Kleinste ihm überlegen sein (Mt 11, 11f). Und Johannes bestätigt dies: „Me autem oprtet minui“: „Mir gebührt es aber zu verschwinden“ (s.u.). „Minui“ heißt „verschwinden“, „schwinden“, „schrumpfen“. Welcher Mann, auch welcher Mann in der Kirche, ist bereit zu einer solchen Haltung? War der Mann nicht auch in der Kirche stets eher dazu geneigt, dieses „Verschwinden“ einseitig der Frau abzuverlangen, aber sinnigerweise nicht etwa dem Herrn gegenüber, sondern sich selbst (!) gegenüber?

Wie sehr muss man Johannes lieben für seine Demut! Johannes selbst vollzieht das Verstummen seines Vaters im Glauben nach. Er predigt das kommende Reich Gottes und ruft zur Buße auf. Und er kündigt das Ende des „alten“ Prophetentums, ja, er kündigt auch das Ende jedes maskulinen Anspruchs der Quasi-Göttlichkeit und Dominanz an. Er sei nicht wert, dem, der da kommt, die Schuhriemen zu öffnen (Mk 1, 7), sagt er, und das meint er nicht in rhetorischer Bescheidenheit und demonstrativer Demut, sondern in der ganzen Härte, die diese Worte ausdrücken. Es ist eine Selbsteinschätzung eines wahrhaft geisterfüllten Mannes, die ihresgleichen sucht:

„Ich bin nicht der Messias, sondern nur ein Gesandter, der ihm vorausgeht.
Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihn hört, freut sich über die Stimme des Bräutigams. Diese Freude ist nun für mich Wirklichkeit geworden.
Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“ (Joh 3, 28 ff)

Johannes geht als der „schrumpfende Mann“, als der „verstummende Mann“[1] den Weg des Wegbereiters und Beiseite-Treters. Seine Geste ist die, dem Herrn Platz zu machen. Er gibt sich hin wie einer, der ein Hindernis war und sühnt damit die Haltung seines ungläubigen Vaters, die nur typisch ist für das stolze Priestertum Israels.

Johannes der Täufer zeichnet die künftige Rolle des Mannes in Christus voraus

Er entwirft in einem einzigen genialen Satz die künftige Rolle des Mannes in Christus, insbesondere des Priesters:
Er ist der „Freund des Bräutigams“, der „amicus sponsi“.
Das Amt des Mannes, vornehmlich des Priesters, ist nicht, den Herrn in dieses Äon zu bannen oder ihm vorzuschreiben, wie er verfahren soll, auch nicht das, ihn stolz und selbstherrlich zu „vertreten“ oder gar ein sich verselbständigendes „Statthaltertum“ zu entwickeln, das den Herrn vergisst und sich selbst an seine Stelle setzt.
Nein – schauen wir uns Johannes den Täufer an, dann verstehen wir, was gemeint ist: der Mann in Christus herrscht nicht, sondern er „steht dabei“, er ist wie einer, der sich unentwegt von Christus belehren lassen soll angesichts dessen, wie der Herr im Fleisch agiert. Und der Herr agiert durch sein Opfer, bis er kommt. Der Mann, der Priester, ist der, „qui stat“, „der steht“ (Joh 3, 29) und sich allezeit diese Haltung und Handlung des Herrn ansieht, der sich vollkommen hingab, nicht um zu herrschen, sondern um zu dienen. Der Mann ist gehalten, sich immerzu dem Opfer Christi zu stellen. Er ist wohl kaum in einem falsch verstandenen, vom Hochmut bereits wieder zerfressenen Sinn ein „alter Christus“ („zweiter Christus“), worauf auch Kardinal Müller einmal hingewiesen hat[2], sondern wirklich „nur“ der Freund des Bräutigams, ein Platzhalter, dem es gebührt („oportet“), zu „verschwinden“, wenn der Herr „kommt“, damit der Bräutigam „wachsen“, ja sogar „sich mehren“ („crescere“) kann, denn er hat die Braut und nicht der, „qui stat“.  Das war die Haltung Johannes des Täufers bis zu seinem gewaltsamen Tod. Johannes verglühte förmlich im kommenden Opfer Christi. In seiner totalen Selbsthingabe gewann er Anteil an der Braut.
Männliche Freundschaft mit Christus heißt: für sich selbst nichts, wirklich nichts (!), auch nicht etwas, das das eigene Meinen mit dem Willen Gottes verwechselt, wollen, sondern alles für und vor allem durch Christus, um den Herrn objektiv sakramental sichtbar werden und wirken zu lassen.
Die Tatsache, dass es dem Mann nicht nur positiv „vorbehalten“, sondern auch „auferlegt“ ist, sich Christus in einem objektiven sakramentalen Amt hinzugeben, das ja seine Subjektivität völlig löscht, hängt mit diesem „minui“ zusammen, das der Täufer vorlebte.
Johannes trug das Schicksal des Prophetentums und des Priestertums des Alten Bundes, denn er war auch Priestersohn,  zusammenfassend … ans Kreuz. Es hat eine tiefe Bedeutung, dass sein Kreuz war, enthauptet zu werden. Das Haupt, das Hauptseinwollen im alten Sinne, des Führers und „Chefs“, des starken Mannes, kam zu seinem Ende. Künftig würde alles Prophetentum und alles gottgefällige Mannsein ein anderes sein als bisher.

Das Ende weiblicher Umwidmung männlichen Machtwahns

Mit diesem Ende Johannes des Täufers war aber auch das Ende der sündhaft-ohnmächtigen Machtaktion der Frau über den Mann erreicht.
Das Ende des Täufers ist eine gespenstische Nachäffung des Sieges zweier alttestamentlicher Frauenführerinnen. Einmal denkt man an die mutige Tat der Jael, die nach einer Vorhersage der Richterin Deborah dem kanaanitischen Feldherrn Sisera einen Pflock durch die Schläfe schlägt (vgl. Ri 4)und noch intensiver ist die symbolische Nähe zu Judith, die dem Tyrannen Holofernes, der die Israeliten vernichten wollte, zusammen mit einer anderen Frau den Kopf abschnitt.
Die Ermordung Johannes des Täufers ist die einzige Erzählung des Neuen Testamentes, die konkrete Frauen negativ in männliche Machtambitionen verstrickt darstellt.
Wie in einem seltsamen Irrlicht stiftet eine pervierte Frau, Herodias, eine junge Frau, nämlich ihre Tochter Salome, die sie aus einer früheren Ehe hat, dazu an, den Kopf des größten Menschen des Alten Bundes zu fordern, als wäre er ein dämonisches Ungeheuer.
Ihr missfällt dessen Kritik an ihrem Ehebruch mit dem Tetrarchen Herodes Antipas über Galiläa. Und wieder, wie in einem giftigen Nachhall auf den Sündenfall, lässt sich der Mann, Herodes Antipas, auf diese Mordforderung der Frau ein, die die allerdings nur um seinetwillen erhebt, denn sowohl er als auch sie haben ihre bereits bestehenden Ehen gebrochen, um ihr illegitimes Verhältnis durchzusetzen, was beim jüdischen Volk Unwillen erregte. Es war Herodes gewesen, der Johannes den Täufer aus Zorn über dessen Kritik an seinem, des Herodes Verhalten, ins Gefängnis hatte werfen lassen. Herodes war es unwohl bei der Mordforderung (Mk 6, 26), und doch gab er ihr aus Machtgier und Feigheit nach.

Die Rolle der jungen Salome, die sich willenlos als Handlanger anstiften lässt zu dieser Bluttat, konterkariert die Rolle der Jungfrau Maria. Während Maria unabhängig und um männliche (und jede menschliche) Zustimmung völlig unbekümmert handelt und redet, sich durch ein Jungfräulichkeitsgelübde ja ohnehin der Hand des Mannes entzogen hat, um Gott ganz zu dienen, ist Salome ein gesichtsloses Kind, das vor den Herren auf einer Orgie tanzt, um so deren Neigungen und Trieben Genugtuung zu geben. Herodes ist von ihrem Tanz so angestachelt, dass er sich der Unvernunft ergibt und ihr einen Wunsch gewährt, was immer es sei, er werde es erfüllen. Salomes alberner Tanz bleibt aber seltsam fahl. Wir sehen den Druck vor Augen, der Frauen zu solchem Verhalten treibt, aber auch, wie sehr sie dadurch Spielball eigener und fremder Unvernunft werden. Sie ist überfordert mit seinem Angebot und läuft zu ihrer Mutter, die die Lage ausnutzt und ihrer Tochter einredet, den Kopf des Täufers zu fordern. Und das dumme Ding, im Würgegriff des obszönen und die Frau erniedrigenden höfischen Lebens, tut, was ihr gesagt wird, als hätte sie keinen Kopf, kein Hirn, keinen Mut und vor allem keine Moral. In einem gewissen Sinn verkörpert sie das kopflose und unterwürfige Wesen, von dem mancher Mann träumt...
Die Geschichte hat uns überliefert, dass Herodes sich damit politisch selbst erledigt hat, denn die Soldaten, die Johannes liebten, versagten ihm fortan die Loyalität, und der ehrgeizige Plan der Herodias, dass ihr Mann in Rom von Caligula zum König erhoben werden sollte, - noch ein Umwidmungsversuch männlicher Macht durch die Frau auf sich selbst - , endete damit, dass Herodes nach Gallien verbannt wurde und dort, fern der Heimat, bald starb.
Die Festigkeit, die geistige Unabhängigkeit der Jungfrau Maria wird durch das willenlos-schwache und geistlose „Mädchenschema“ der Salome umso deutlicher und heilsamer hervorgehoben.
In der Passion Christi erleben wir dann, wie die Frau des Statthalters Pilatus die gegenteilige Rolle zu Herodias einnimmt, und ihren Mann davon abhalten will, den Sohn Gottes hinrichten zu lassen - wie wir wissen ohne Erfolg. Die Frau des Pilatus, die Tochter des Kaisers Tiberius war, verhielt sich geistig ihrem Mann gegenüber vollkommen eigenständig, sah sich als seine Ehefrau aber in seinem Interesse, als „Hilfe“, dazu verpflichtet, ihn zu warnen.
Noch im 1. Jh, wenige Jahre nach Jesus und Johannes, wiederholten Nero und seine Mutter Agrippina erneut das Geschlechterdrama auf gespenstische Weise, aber die Frau zog hier endgültig den kürzeren: Erstmals ließ ein Kaiser nicht nur seine wechselnden Ehefrauen, sondern auch seine Mutter ermorden, um endlich ungebremst zu herrschen, aber am Ende blieb auch ihm nur der gewaltsame Tod.

Wo liegt die Wüste?

Und was fangen wir mit der „Wüste“ an, in der der Täufer ruft? Israel zur Zeit Jesu oder gar die antike Welt – eine geistige Wüste? Oder ist es die Wüste verlöschender maskuliner Kraft, von der Graber sprach (vgl. Anm. 1)?
Erinnern wir uns an Gottes Urteil an Adam: der Erdboden würde ihm mit Dornen und Disteln widerstehen. Die Erde ist aufgrund Adams Versagen zur einer Wüste geworden. Und der todgeweihte Mann kämpft gegen diese Dornen und Disteln, um zu überleben, um „im Schweiß seines Angesichtes sein Brot zu essen“ (Gen 3), aber seine Kraft erlahmte, der verhängte Tod holte ihn in seinem Kampf und durch seinen Kampf nicht nur persönlich, sondern global ein. Man kann aus heutiger Sicht noch viel krasser feststellen, dass sich die Erde inzwischen zu großen Teilen in eine echte Wüste, eine wahre Mondlandschaft verwandelt hat. Nicht nur, dass die reale geologische Desertifikation durch natürliche Prozesse und verschiedene Ingenieurs-Eingriffe rasant zunimmt[3], sondern immer mehr Gebiete der Erde sind von Krieg, Sklaverei, Mord, Vergewaltigung und Totschlag, Chaos und Misswirtschaft so sehr verwüstet, dass ein geordnetes Leben auf lange Sicht kaum mehr rekonstruierbar erscheint. Eine markante Rolle spielt dabei der militante Islam, der ausdrücklich und ausschließlich den Mann zum alleingültigen Akteur erhebt. Auf der anderen Seite steht der macht- und geldgierige Westen samt dem europäischen Osten, dessen Exponenten zwar nicht durchweg, aber größtenteils keine Frauen sind und niemals Frauen sein werden, auch wenn es selten einmal Frauen wie Hillary Clinton oder Angela Merkel zum Verhängnis ihrer Staaten „nach oben“ schaffen. Die Frau spielt auch nach dem Willen des westlichen Mannes in der zweiten Liga die Rolle der entkernten Person, die zum Arbeits- und Erwerbstier, zum Lustobjekt oder zur teuer gehandelten Ware pervertiert wird. Kommt sie ihm darin entgegen, belohnt er sie mit den Glasperlen kleiner, aber immer von ihm kontrollierter Machtbefugnisse.
Als ganz neues Phänomen begegnet uns eine wachsende Zahl von „failed states“, unregierbar gewordener Staaten, die nur noch Ruinen und explosiv kontaminierte Überreste einstmals lebensfähiger staatlicher Gebilde waren. Die derzeitige Flüchtlingskrise, ist eines der Symptome dieser inzwischen totale Ausmaße annehmenden Desertifikation…

Johannes der Täufer – vom Mutterleib an geisterfüllt
Maria - unbefleckt empfangen und sündlos

Diese Wüste zeigte sich von Anbeginn. Mit dem zur Zeit Jesu schleichend eingeführten monarchischen Kaisertum Roms, das den Niedergang einläutete, breitete sie sich spürbar aus. Johannes ist der Mann, der in der erlahmenden Kraft und der chaotischen Machtverstrickung des Mannes das tut, was ihn alleine rettet: er ergreift in letzter Minute die Chance, aus diesem Chaos heraus der „Freund des Bräutigams“ zu werden, denn anderes bliebe ihm nicht. „Nicht aus dem Willen des Mannes“ (Joh 1, 13) wird die Menschheit gerettet… Auch der Mann lebt alleine aus Gnaden, wenn er leben will…

Johannes, - anders als bisher jeder andere Mann (!) - , schon im Mutterleib vom Heiligen Geist erfüllt, „Spiritu Sancto replebitur adhuc ex utero matris suæ“ (Lk 1, 22), tut das, was wegweisend für uns alle wird. Er glaubt an den, auf den er weisen soll, um die Kraft zu erhalten, Gottes Kind zu werden.
Die Formulierung, dass er schon von Mutterleib an vom Heiligen Geist erfüllt sein wird, ist einzigartig und rückt Johannes ganz nah an die Gottesmutter, die zuvor „gratia plena“ und vollkommen sündlos gezeugt und empfangen wurde.
Auch dieses Detail übrigens lässt es mir nicht richtig erscheinen, den hl. Josef so sehr zu betonen. Damit wird unklar, dass nach den Worten Jesu eben nicht sein Nährvater, sondern Johannes der größte Mensch des Alten Bundes ist.
Es ist eindeutig Johannes der Täufer, der Maria in seiner alle Männer überragenden Begnadung nahesteht. Johannes wird daher ausdrücklich mit seiner Mission des „me oportet minui“ („Mir gebührt es zu schwinden“) im Johannes-Prolog genannt und der Apostel führt, nachdem er den Täufer ausführlich gewürdigt hat, folgendes aus:

„Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,
die nicht aus dem Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.“ (Joh 1, 12 f)

Die Kirche hat intuitiv auch den hl. Josef in diesem Sinne niemals ins Rampenlicht gestellt, um seiner gerechten Rolle auf Christus hin nicht die alte Versuchung männlicher (Selbst-)Verherrlichung anzuhängen. Dass sie in neuerer Zeit von der Tendenz her von diesem Weg abgewichen ist und auch häretische Bewegungen unserer Tage meinen, man habe den hl. Josef „zu wenig“ gewürdigt und müsse ihm nun alle Attribute Mariens ebenfalls zuweisen, pervertiert nicht nur die unterschiedlichen Heilsrollen von Mann und Frau, sondern setzt letztendlich mit der Gottesmutter auch Jesus Christus herab und nivelliert deren Bedeutung auf die normaler „Heiliger“ herab.
Und es hat dem Priestertum und der Braut nicht gut getan, dass man die Lesung des Johannesprologs, der früher am Ende fast jeder Heiligen Messe vorgetragen wurde, im Neuen Ritus vorschnell und unüberlegt hinsichtlich der geistigen Folgen gestrichen hat.

Johannes der Täufer - „Im Geist und in der Kraft Elijas“

Maria - „Der Heilige Geist wird dich überkommen und die Kraft des Allerhöchsten dich überschatten.“

„Im Geist und in der Kraft Elijas“ also sollte Johannes wirken.
Von Maria heißt es anders und so gewaltig, dass einem schwindelt, wenn man es hört:

„Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“ (Luk 1, 25)

Es ist nicht nur der Geist und die Kraft eines großen Propheten wie Elija, in dem Maria, die Frau wirken wird, sondern es ist der Geist Gottes („spiritus sanctus“) selbst und die Kraft des Höchsten („virtus Altissimi“)!
Wir haben schon gesehen, dass es sehr schwer zu begreifen ist, inwiefern eine Identität oder wenigstens Analogie zwischen Elija und Johannes besteht.
Unvorstellbar aber ist es, wie plötzlich eine Verschmelzung Gottes mit einer Frau möglich werden soll. Manchmal denke ich, diese Aussage ist so ungeheuerlich, dass die Apostel, auch Paulus, sie damals noch gar nicht erfasst haben – oder sie haben sie erfasst und waren auch angesichts dieser Ungeheuerlichkeit zum Verstummen verurteilt.
Auch wenn die Schrift von Maria nicht viel sagt, und verhärtete Kräfte auch in der Kirche versuchten, diese Aussage über die Frau zu annullieren oder zu bagatellisieren und die Frau erneut zu unterjochen:
Die Wahrheit über die Frau ergibt sich logisch aus dem wenigen, was uns überliefert ist, denn Maria hat Gott geboren, und ein frühes Konzil hat dies ausdrücklich festgestellt für alle Zeiten.

In Maria scheint ein noch viel weitergehendes „minui“ auf. Sie schrumpft nicht graduell, ihr Gestirn geht nicht unter, sie verschwindet nicht, sondern sie wird wie im Nu vollkommen „besetzt“ von Gott selbst. Das „signum magnum“ der Frau (Apk 12, 1) geht erst auf, aber nicht aus der eigenen Kraft oder dem eigenen Streben, sondern es steht apokalyptisch am Himmel bis ans Ende der Welt. Der Höchste kommt über sie und überschattet sie, um in ihr zu wachsen („crescere“). Johannes wollte schrittweise verlöschen, damit Christus schrittweise wächst – welch ein geniales Bild für die kommende Hierarchie, für den kommenden und „sich vermehrenden“ mystischen Leib Christi – und welch ein Kriterium, wahre Geistlichkeit von falscher zu unterscheiden!

Marias „minui“ geschieht wie in einer Neuschöpfung, in der es „Fiat“ („Es werde“) heißt und „Et factum est ita“ („Und es geschah so“) (Gen 1): im Nu: „Fiat mihi secundum verbum tuum“ („Mir geschehe deinem Wort gemäß“).

„Alte“ und „neue Ordnung“

Die erste Ordnung schuf Gott durch Christus (Joh 1, 3). Der Sohn ist das Wort, ein „Fiat“ in Person gewissermaßen. Die zweite Ordnung, die mit der Inkarnation Christi in unser Fleisch ihren Anfang nimmt, schaffte er durch den Sohn, der damit „in sein Eigentum kam“ (Joh 1, 11), und diesmal auch – natürlich aus reiner Gnade, nicht weil er es hätte müssen – durch die Frau, die sich aktiv zum Gegenstand und zur personalen Hilfe seines schöpferischen Wortes bereithält: „Ecce ancilla Domini“ („Sieh, ich bin Magd des Herrn“). Die Frau, der von Anbeginn der Schöpfung die Rolle der „Hilfe“ und des „Beistandes“ („adiutorium“) zukommt, nimmt diese Rolle zentral ein, aber nicht einem sündigen Menschen gegenüber, sondern Gott gegenüber, dem sie ihr Fleisch und ihr Herz gab, um in unsere Existenz zu kommen. Maria ist es, sie muss es nicht erst werden, denn Gott hat sie in seiner unendlichen Liebe und Gnade nicht nur so erschaffen, sondern auch aus dem „Standby“-Modus, in den er die Frau zur Strafe für ihren Verrat im Paradies gebannt hatte, in Maria vorauserlöst und hier vollkommen rein zur Welt kommen lassen, um sie sich an seine Seite zu stellen. Während die Apostel selbst in der direkten Nähe zu Jesus immer wieder darüber palavern, wer von ihnen im Himmel der Größte sein werde (etwa in Mt 18, 1 ff), hat er sich längst einen Menschen an die Seite gestellt: Maria, der, wie die Kirche bekennt, im Himmel der „größte“ bloße Mensch ist für immer.

Die Frauen um Jesus ordnen sich spontan, so scheint es, „marianisch“. Es ist, als beleuchte sein Licht sie plötzlich in ihrer Verborgenheit, und sie sind wie mit Geisterhand da, wie aus dem Nichts sammeln sie sich um ihn und sind typisch für seinen „Tross“, und mit ihnen viele die Kinder.
Nur einmal ist es eine Frau, die aus dem „Standby-Modus“ der Sünde heraus wirkende Mutter der „Donnersöhne“ Johannes und Jakobus, die ihre Söhne hoch erhoben sehen will (Mt 20, 20 ff). Hier spiegelt sich wieder das Verhängnis der Frau nach dem Sündenfall, die sich stets dem Mann andient, von ihm beherrscht wird selbst soweit, dass sie ihn in seinem negativen Herrscherdrang von kleinauf bestärkt, sogar vorwärtstreibt und vorschiebt, und besonders über die Mutterrolle ihre eigenen Machtabsichten über einen oder mehrere Söhne kompensiert. Auch wenn Jesus am Ende doch tut, was seine Mutter von ihm erbat auf der Hochzeit von Kana – zuerst wies er sie zurück, um nicht diesen falschen Eindruck entstehen zu lassen…
Die gefallene und in Sünde verstrickte Frau schiebt den Mann voraus, weil er legitimiert scheint, das zu tun, was man ihr als Frau  direkt verwehrt, um aus ihrer schwachen Lage herauskommen. Eine heillose Verstrickung gegenseitiger Machtansprüche ist die Folge, aber den Kürzeren zieht doch immer am Ende empirisch die Frau. Tausendfach hat sich das Drama in der Weltgeschichte wiederholt, bis zum heutigen Tag. Und am bösartigsten tritt es uns da entgegen, wo es ein frommes Gewand trägt und scheinbar so „demütige“ und „untergeordnete“ Frauen ihre Rolle unter Sünde annehmen, um aus dieser Bastion den Mann aufs Neue in den Kreislauf des Machthaben-Wollens zu ziehen. In vielfältiger Gestalt tritt uns das Phänomen gerade in der Kirche entgegen, in Frauen, die dieses Demutstheater als Ehefrauen spielen, um nur Macht über andere Frauen zu gewinnen oder um als Mütter, wie es in vielen Regionen üblich war, ihre Söhne aus selbstbezogenem Ehrgeiz ins Priestertum zu drängen – hier wären viele Fragezeichen zu setzen.

Geheimnisvoll aber antwortet Jesus dem auf Größe und Vorrang erpichten Mann (und auch der Mutter der beiden Donnersöhne) immer dasselbe, so oder so ähnlich: „So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.“ (Mt 20, 16) und warnt ihn vor der Beschämung, die ihn erwartet, wenn er sich selbst zu hoch veranschlagt und von Gott selbst im Himmel einst vom selbstangemaßten Platz entfernt und auf einen letzten Platz gesetzt wird (Luk 14, 7 ff).
Der Lobgesang Mariens (Magnificat) spricht die dramatische Umordnung der Ränge an, die Gott am Ende vornehmen wird, und sie folgt damit alttestamentlichen Vorbildern, etwa dem Lobgesang der Hanna, die wie ein roter Faden die Heilsgeschichte durchziehen, in der Gott die Geringen, das Kleinste, das „Zweite“ und Unscheinbarste erwählt und nicht das „Erste“ und Stärkste.

„Amicus sponsi, qui stat“

Mariens „minui“ ist gnadenhaft schon „vorauserledigt“ worden. Das göttliche „Fiat“, das im Nu schafft, wird von Maria, vom Menschen als Frau, als Braut, bei dieser neuen Ordnung laut und bestimmend mit-ausgesprochen. Sie macht sich dieses göttliche Wort vollkommen zu eigen, weil sie es soll und darf. Sie spricht nicht etwa, weil sie glaubt, sie habe die Kraft oder etwa das Recht auf ein „Fiat“. Sie ist auch nicht die, „qui stat“, „der (dabei-)steht“, die erst in einem Prozess des „minui“ lernen müsste, sich zu opfern mit Christus, sondern sie ist dem Opfer Christi bereits vollkommen zugesprochen und einverleibt, wie er sich ihr als seiner Mutter einverleibt hat.

Das Privileg der Frau ist ihre Schwächung nach dem Sündenfall

An Maria offenbart sich, dass die Schwächung der Frau in der Mutterschaft durch Gott selbst und die anschließende Herabsetzung der Frau durch den Mann ihr Privileg war und ist und sie fähig gemacht hat, den kommenden Herrn fast mühelos zu empfangen, in Maria zugespitzt und gnadenhaft als einer zuvor von der Schwäche erlösten Frau sogar in vollkommener Weise und ohne eine Hemmung durch eine schwankende Psyche oder einen stolzen Leib.
Auch sie – und mit ihr andere Frauen, denen das Geschwächt- und Dominiertwerden als Sündenfolge zum Vorzug gereichte – kennen ein beim Bräutigam-Stehen, ein „stare“, aber es ist dem der meisten Männer weit voraus und unterm Kreuz verwirklicht: „Stabant autem iuxta crucem“ („Sie standen aber beim Kreuz“) (Joh 19, 25).
Einen großartigen Ausdruck hat das „stare“ Mariens im Hymnus „Stabat mater“ aus dem 13. Jh erhalten.
In den Evangelien ist insgesamt von „vielen Frauen“ die Rede, die sich freiwillig und mit dem Herrn still duldend und weinend in größerer oder geringer Nähe um das Kreuz gruppierten.
Nur von einem einzigen Mann wird dies so ausgesagt. Mit den Frauen stand dort allein Johannes, der zweite Johannes mit dem Namen, der die Gnade Gottes ausdrückt und nicht mehr das Wollen des Mannes.
Alle anderen anwesenden Männer sind unter Zwang oder als „Täter“ anwesend: Soldaten, Henker, Spötter, die vorbeiziehen und die, die mit ihm hingerichtet werden.

Die Schächer als Symbol

Die beiden Schächer verkörpern förmlich den harten Scheideweg des Mannes ab jetzt: Hält er sich weiterhin für groß, stark und bevorzugt, berechtigt, nicht nur die Frau und seinesgleichen zu lästern und zu dominieren, sondern auch den Herrn, wird er sterben und verloren sein. Fügt er sich in das Selbst-Opfer Christi ganz und gar bewusst ein, nimmt er das Stehen, „stare“ beim Bräutigam am Kreuz ohne Wenn und Aber an, wird er „noch heute“ mit dem Herrn im Paradies sein (Luk 23, 43).

So hat der Schächer, der ein schwerer Sünder war, der mit dem unschuldigen Christus gekreuzigt wurde, dem Mann die schönste Aussichtsplattform hinterlassen, um künftig zurechtzukommen.

Copyright by Hanna Maria Jüngling


[1] vgl. auch Rudolf Graber: Maria im Gottgeheimnis der Schöpfung. Regensburg 1949:
Über die männliche Selbsterhebung infolge des Sündenfalls beschreibt er einen stetigen Niedergang, der sich im Alten Testament abzeichne. Die „Kraft des Mannes“ schwingt sich hoch auf und das ganze Alte Testament zeigt uns nichts als deren Verlöschen, den Tod nämlich, das Sterbenmüssen, das Gott dem Adam in aller Härte verhängt hatte. Zwar muss die Frau mit dem Mann sterben, aber angesagt wurde diese Sündenfolge dem Adam, während der Frau angesagt wurde, dass der Mann sie beherrschen würde, weil Gott sie schwächt durch die Mutterschaft, ihr aber und einseitig ihrem Samen den Sieg über die Schlange verheißt. Graber wertet diese beiden Sündenfolgen eschaotolgisch und sieht im Neuen Bund das „Neue“ mit einer Frau und in der Frau aufgehen:
„Das Alte ist zu Ende (also die Zeit des Mannes und seiner Macht)… (es)  verstummt nunmehr (…) die Kraft des Mannes.“ Ab jetzt „virtus in infirmitate perficitur, die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung (2. Kor 12, 9)“ vgl. S. 16 f
[2] Gerhard Ludwig Müller (Hg): Frauen in der Kirche. Eigensein und Mitverantwortung. Würzburg 1999. Darin legt Müller eine lesenswerte Korrektur tradierter Subordinationstheologie gegenüber der Frau in seinem Beitrag dar, indem er den Sinn der sakramentantalen Verfassung der Kirche im Geist der wahren Tradition „neu“ deutet. In diesem Band also: G.L. Müller: Kann nur der getaufte Mann gültig das Weihesakrament empfangen? Ab S. 278
[3] Dazu ein interessanter Artikel im „Spektrum“: Lexikon der Geowissenschaften, Stichwort „Desertifikation“. http://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/desertifikation/3088 (abgerufen am 8.9.2016)

Sonntag, 31. Juli 2016

Sonntagsgedanken: In medio paradisi...



In medio paradisi …

Reflexionen über das Paradies und den Sündenfall

Warum hat Gott den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ins Zentrum des Paradieses gestellt, dessen Genuss aber tabuisiert?
Anders: Wieso gehörte dieser todbringende Baum ins Zentrum (in medio paradisi) des Gartens Eden? Als Tabu, als dunkler Punkt, als Ort der Verneinung inmitten einer Überfülle an Gutheit und Schönheit, der der Mensch angehörte?
Gewiss, es stand daneben der Baum des Lebens, aber trotzdem fragt schon das Kind, dem diese biblische Geschichte vorgetragen wird, warum in den Raum der Vollkommenheit und Schönheit zentral dieser die Makellosigkeit des Menschen annullierende Fallstrick gestellt war?
Ob man in einem neurotisch-autoritären Sinne sagen kann, Gott habe den Genuss vom Baum der Erkenntnis verboten, etwa so, wie die Eltern im Struwwelpeter in der „Gar traurigen Geschichte mit dem Feuerzeug“ dem Paulinchen verboten haben, mit den Streichhölzern zu spielen, anschließend ausgingen und das unmündige Kind mit der Gefahr alleine ließen? 



Manche meinen auch, Gott habe den Menschen getestet, ob er willens und fähig zum Gehorsam sei, ob er der Neugier standhalte, ob der Mensch bereit gewesen sei, blind zu glauben und sich Gott blind zu unterwerfen. Und beinahe genüsslich stellen sie fest, der Mensch habe sich dem Gebot der Unterwerfung entgegengestemmt.
Allerhand abstruse und zwanghafte Gedanken knüpfen sich an den Vorgang, mit dem die Hauptschuldige, nämlich die Frau, den armen Mann, der einem betrogenen Opfer gleichkommt, mittels „Sinnlichkeit“ in den Sumpf herabgezogen habe. Die Hauptbedeutung des Sündenfalls habe demnach darin bestanden, die Rollen zu vertauschen und die Frau an die erste Stelle vor dem Mann zu setzen, der doch der natürliche, wesentlich würdigere, gottgewollte Führer „des Weibes“ sei, eines Neutrums also, einer Auslagerung des Mannseins minderer Güte, das für einen Moment einmal habe ein volles Menschsein, sprich: Mannsein, erreichen wollen und sich damit auch noch gegen Gott gewandt habe. Der Sündenfall erhielt so den Charakter des Aufstandes der Frau gegen den Mann, und je frömmer christliche Kreise sind, desto mehr hängen sie diesen Vorstellungen an.

Allein: Nichts von alledem findet sich im Schrifttext! Was aber finden wir dort?

Ich muss gestehen, dass mir diese Deutungen unwürdig vorkommen, nicht nur läppisch, sondern sogar blasphemisch.
Unser Gott ist doch nicht dieser finstere Wüstengeist, der die Welt in Flammen stürzt, dieser feuerspeiende Drache, der soviel Blut zur Befriedigung seines perversen Gelüsts verlangt, der die Menschen unterworfen oder zertreten sehen will und deren mehrmalige Proskynesis am Tag fordert, diese hündische Geste, die nur Hass in den Herzen schafft! Gott hat sich eine imago geschaffen, keinen panischen, kriecherischen Wadenbeißer!
Es geht mir ähnlich wie bei der Geschichte vom „Paulinchen“. Als Mutter frage ich mich, wie man ein noch törichtes Kind alleine lassen kann, ihm vorher die Streichhölzer vor die Nase stellt, womöglich noch zeigt, wie man sie anreißt, Zeigefinger schwenkend vor deren Benutzung warnt und dann ausgeht… das Kind dem Babysitting zweier greinender und Tatzen hebender Katzen. „Minz und Maunz“, überlassend.
Der Zynismus solchen elterlichen Handelns ist doch – sagen wir es ungeschminkt - nicht zu überbieten.
Es ist mit Sicherheit eine Folge sündhafter Verfinsterung, wollte man Gott solch hämischer und verantwortungsloser Handlungen zeihen.
Ein großer Teil der Theodizee-Bemühungen richtet sich gegen Anschuldigungen Gottes auf diesem erbärmlichen Niveau, tut aber nichts anderes, als sie auf demselben Niveau schönzureden. Einem Niveau, das Gott mit den verantwortungslosen Eltern des „Paulinchens“ im Struwwelpeter gleichsetzt.



Zwar ist an einigen Schrift-Stellen vom Ungehorsam der Stammeltern die Rede, aber alleine die Begriffsvarianzen offenbaren, dass hier mehr zugrunde liegt als nur ein einfacher Gehorsamsbruch. Es ist die Rede etwa von deren delictum (Vergehen), deren inoboedentia (Ungehorsam) in Römer 5, 18 f und der praevaricatio (Pflichtverletzung (des Anwalts)) Evas in 1. Tim 2, 14.
Die eigentliche Qualität des Sündenfalls, der ja nicht in einem bloßen, abstrakten Ungehorsam besteht, sondern in einem Verstoß gegen ein ganz bestimmtes Gebot, das kein Selbstzweck war, sondern einen geheimnisvollen Sinn birgt, wird entweder ausgeblendet oder mit infantilen Deutungen versehen, wie ich oben einige beschrieben habe.

Unser Dilemma liegt darin, dass wir nicht oder nur mit äußerster Mühe hindenken können an das Geschehen im Garten Eden. Wir übertragen Vorstellungen, die bereits durch die Sünde massiv verzerrt sind, auf die Situation der Stammeltern, außerstande, eine Perspektive einzunehmen, die unbelastet und iterativ anschauen könnte, was passiert ist, bevor die Sünde uns verwundete.

Der christliche Glaube hat uns den Begriff der Freiheit zurückgebracht. Seither oszilliert unser Verstehen zwischen Freiheit und Gesetz. Wir verrenken uns, um das zu verstehen. Freiheit wird von manchen definiert als vollkommene Gesetzeskonformität und militärische Unterordnung. Wer also blind alles tut, was Gott gebietet, der sei frei. Wir wissen jedoch, dass das unlogisch und unmöglich ist. Die Gottesmutter sagte das erlösende Fiat mihi! (Es geschehe mir!)  zu dem, was Gott wollte und wozu er sie würdigte, aber die Kirche wusste von Anfang an, dass dieser Einklang bei Maria nur gelingen konnte, weil sie bereits erlöst und ohne Makel war. Der Sünder ist nicht imstande, Marias Fiat mihi! in derselben Ungetrübtheit auszusprechen. Andererseits gebührt Maria die hyperdulia (höchste Verehrung), eben weil niemand von uns sich ihre Verfassung auch nur annähernd vorstellen kann… Diese Verfassung bedeutet, dass sie völlig frei, ohne jede Nötigung und – wenn auch gnadenhaft – tatsächlich aus ihrer Person heraus aktiv und willentlich vollkommen übereinstimmte mit dem, was Gott ist und tut. Wir anderen bewegen uns, sofern wir ein Fiat! sprechen, in diesem Äon der Gnade darauf mehr oder weniger langsam zu.

Wie war einst die Verfasstheit Evas?

Paulus schreibt im 1. Timotheusbrief, nicht Adam, sondern Eva sei zur praevaricatio verführt worden. Gemeinhin freut sich der sündhaft verblendete Mann über diese Stelle sehr: Da seht ihr es, die Frau ist schuld, und der arme Mann ist nur das Opfer der Frau… Entsprechende Bibelkommentare finden sich landauf landab von alters her in beschämender und peinlicher Breite, bald könnte man glauben, der Mann habe gar nicht gesündigt… Er sieht sich in seinem Führungsanspruch und seiner Überlegenheit betrogen und hintergangen. Das ist für ihn die Hauptsache beim Thema Sündenfall. Nun denn - alleine diese Sicht offenbart die zähe, offenbar kaum überwindbare Finsternis und Uneinsichtigkeit vieler (nicht aller!) männlicher Herzen.

Nun weiß aber jeder, der die Genesis liest, dass Adam sich natürlich sehr wohl verführen ließ und sündigte, und dass Gott in der Erzählung in Gen 3 ihn sogar hauptsächlich verantwortlich macht und Adams dreiste Vorwürfe gegen die Frau und vor allem den Schöpfer selbst in scharfen Worten zurückweist. Nicht Eva, sondern Adam erntet dort einen Schuldspruch.

Was meint also Paulus hier wirklich, wenn man annehmen will, dass er nicht nur von einer den Mann präferierenden und ihn reinwaschenden Deutung geprägt ist, die das damalige Judentum extrem stark zeichnete?

Zunächst ist der Begriff praevaricatio interessant. Eine praevaricatio meint in der antiken Vorstellung, dass ein Anwalt seine Pflicht verletzt. Das ist die zentrale Bedeutung des Begriffs.
Ein praevaricator ist dementsprechend nach römischem Recht ein ungetreuer Anwalt, der es mit der Gegenpartei hält.
Im Kirchenlatein erhielt der Begriff im Lauf der Jahrhunderte eine Bedeutungsverschiebung und bezeichnete mehr oder weniger undifferenziert „Sünder“ oder „Sünde“. Es ist aber alleine an der Tatsache, dass es einen  Hauptbegriff für Sünde (peccatum) gibt, sichtbar, dass man hier bei der praevaricatio der Frau einen ursprünglichen Sinn zugedeckt und unkenntlich gemacht hat.

Wir können die Anklänge an die schöpfungsgemäße Rolle der Frau vernehmen: sie ist eben nicht „Gehilfin des Mannes“, wie man vermindernd übersetzt hat, sondern nach der Genesis das adiutorium (die Hilfe) oder der adiutor (der Beistand) des Mannes, der ohne sie in einem Zustand war, den Gott als ein non est bonum („Es ist nicht gut.“) bezeichnete (Gen 2, 18). Damit wird eine Unvollkommenheit und mangelnde Gutheit angedeutet, die zwar nicht demn Mann selbst, aber dem Rahmen, in dem er sich (noch) befindet, innewohnt.
Der Begriff des adiutorium oder adiutor wird an zahlreichen Stellen des Alten und Neuen Testaments auf Gott selbst angewandt. Dieselben Übersetzer, die aus der Frau eine mindere, subordinierte „Gehilfin“ machten, haben selbstverständlich nie gewagt, Gott bei gleichem Namen als „Gehilfen des Menschen“ zu bezeichnen. Hier übersetzte man korrekt: Gott ist Beistand, Anwalt, Hilfe. Dieser Gottesname gipfelte in der Rede vom angekündigten Paracletus, dem eigentümlichen Wort, das nur im Neuen Testament überhaupt vorkommt und ebenfalls Beistand, Hilfe, Anwalt bedeutet und den heiligen Geist meint.
Das aber wären die Begriffe und Assoziationen, die der Frau schöpfungsgemäß dem Mann gegenüber zukommen.
Einen weiteren Nachhall dieses Zusammenhangs finden wir in den Namen Mariens. In Maria ist die Frau in ihre ursprünglich, gottgewollte Stellung restauriert und auch da advocata nostra (unsere Anwältin, Fürsprecherin), nicht nur dem Mann gegenüber, sondern wie jede Frau und Mutter allen Menschenkindern gegenüber. Unbewusst erwartet jedermann, dass eine Frau immer Anwältin der Menschen und des Menschlichen ist. Umso größer die Enttäuschung, wenn sie sich den ihr Anvertrauten entgegenstellt oder im Sinne des praevaricator auf die Seite des Gegners schlägt oder dorthin verführen lässt. Die Erbitterung und Verhärtung des Mannes ihr gegenüber hängt eben nicht damit zusammen, dass er würdiger gewesen wäre und sie sich gegen ihn aufgelehnt hätte, sondern in einer Hinsicht damit, dass sie in einer geheimnisvollen Weise Anwältin des Mannes und aller Menschenkinder war und ist und darin versagte.

Wenn Paulus Evas Versagen in dieser ureigenen Rolle anspricht, dann wäre die Bemerkung, nicht Adam sei verführt worden, so zu verstehen, dass Adam in einer Rolle, die ihm nicht zukam, logisch auch nicht versagen konnte, dass aber Eva dann tatsächlich in einem „Vorrang“ (dessen Natur noch bedacht werden wird, s.u.) versagt haben muss, den sie in diesem Äon nur schrittweise wiedergewinnt und in dem sie – das klingt als Befürchtung an - möglicherweise wieder angreifbar wäre. Damit wird dem Mann keine Überlegenheit zugesprochen, sondern eher eine etwas größere geistige Unangreifbarkeit aufgrund der Tatsache, dass er natürlicherweise in seinem non est bonum nicht diese frontalen Angriffsflächen bietet. Die weltweit zu beobachtende größere Neigung der Frau zu geistig-religiösen Dingen scheint eine solche Vermutung empirisch zu bestätigen. Die Tatsache, dass der Mann die Philosophie traditionell als „seine“ Domäne beansprucht und die Frau weitgehend weggetreten hat, sobald sie sich annähern wollte, verzerrt das empirische Ergebnis und ist seit dem freien Bildungszugang der Frau nicht mehr haltbar. Die Neigung zur Religion aber stand beiden Geschlechtern prinzipiell immer frei, auch wenn man der Frau darin jedes machtvolle Amt verweigerte. Umso bedeutsamer die Tatsache, dass der Mann trotz seiner Machtsicherung sich dem weniger zuneigt.

Es steht die Frau nach der Schrift nicht angemaßt, sondern wirklich an der ersten Stelle im Kampf gegen den Bösen (Gen 3, 15). Oft wird dies damit begründet, dass sie schließlich an erster Stelle beim Sündenfall stand und dies nun wiedergutmachen müsse. Wenn man allerdings zugleich annimmt, dass sie schwächer und unwürdiger wäre, ergäbe dies Argument keinen Sinn: Der heldenhafte, für den Vorrang und die höhere Würde geschaffene Mann müsste folglich wiedergutmachen, was die niedrigere Frau verbockt hat. So ist es aber nicht, und das Argument geht darum auch ein wenig ins Leere. Vielleicht ist es anders: Sie hat die schöpfungsgemäße Fähigkeit, und darum hat der Böse auch sie angegangen und nicht den Mann, der wie man in der Erzählung sieht, ohne jedes Nachdenken und seltsam töricht einfach isst, obwohl er weiß, was er isst und obwohl er genau weiß, was er damit tut (wie Gott ihm später vorwirft).

Was aber war eigentlich geschehen?

Ein Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen – was stelle ich mir darunter vor? Haben Adam und Eva vorher nicht gewusst, was gut und böse ist? Alles war gut, sagte der Herr, als er an den Schöpfungstagen die Dinge schuf  (bis auf den Mann ohne die Frau!). Dennoch schlummert in diesem Raum der vollkommenen Gutheit und Schönheit ein Baum, der Träger des Bösen zu sein scheint. Ist aber ein Raum, in dem das Böse latent und keimhaft schlummert, wirklich gut und vollkommen, oder waren nur die einzelnen Werke der Schöpfung anfänglich gut? Oder drückt sich bereits im non est bonum des einsamen Mannes, das erst kurz vor Abschluss der Schöpfung ausgesprochen wird, der interne Makel in irgendeiner Weise aus?
Was könnte das aber heißen? Folgerichtig müsste es heißen: mit der Erschaffung der Frau aus der ersten Ordnung der Dinge, die in einem non est bonum vorläufig enden, wird etwas wie eine „zweite Ordnung“ angedeutet, die aus der ersten generiert wird und die die erste Ordnung überhaupt erst gut und fruchtbar macht. Thomas von Aquin macht sich eingehende Gedanken darüber, wie Gott aus dem doch an sich vollkommen geschaffenen Adam in der „Schöpfung der ersten Dinge“, ohne letzteren zu berauben oder unvollkommen zu machen oder mit Schmerz zu quälen, noch dazu aus einem kleinen Partikel aus dessen Leib einen vollständigen zweiten Menschen kreieren konnte:

„Non habuit prima rerum conditio ut femina omnino sic fieret; sed tantum hoc habuit, ut sic fieri posset. Et ideo secundum causales rationes praeextitit corpus mulieris in primis operibus, non secundum potentiam activam, sed secundum potentiam passivam tantum, in ordine ad potentiam activam creatoris.“ (s.th. I q 92 a. 4 ad 3)

(„Es war in der Schöpfung der ersten Dinge nicht enthalten, dass die Frau vollständig so werden würde, wie sie werden könnte. Und insofern hat der Frauenleib vorherexistiert aufgrund der Ursachengründe in den ersten Werken, nicht aber aufgrund der aktiven Kraft, sondern vielmehr aufgrund der passiven Kraft, der Schaffenskraft des Schöpfers in der Ordnung.“)

Wenn die Frau nicht zum „ersten Werk des Schöpfers“ gehört, also auch nicht zur Pflanzen- und Tierwelt, sondern nur eine „Potenz“ in demselben darstellt, die aber wiederum nur durch die Kraft des Schöpfers – nicht etwa des Mannes oder sonst eines internen Wesens - überhaupt Gestalt annehmen konnte, dann beginnen wir doch zu stolpern: Die Frau also als eine „zweite Schöpfung“, die potentiell in der ersten verborgen liegt – es sind doch atemberaubende Gedanken, die hier erahnbar werden!
Wer kann sich der Ahnung verschließen, dass mit der Frau bereits die neue Schöpfung angekündigt wurde, die die alte, über der eben dieses eigentümliche non est bonum steht, überschreiten wird? Die Frau verbindet alte und neue Schöpfung. Ihre Gestalt, die die des Mannes an Schönheit auch nach dem Fall meist weit übertrifft, weist in eine Sphäre, in die wir nur schemenhaft hindenken können. Dem Mann aber war die Benennung der zeitlichen Dinge aufgetragen (Gen 2, 15 + 19). Wenn Augustinus die Führung der zeitlichen Dinge der Frau als ratio inferior („niedere Vernunft“) zuweist, dem Mann dagegen die Führung der geistigen Dinge der ratio superior („höhere Vernunft“), dann geht das entscheidend an der Beschreibung in Genesis 2 vorbei, die Adam ausdrücklich damit beauftragt, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren und den zeitlichen Dingen Namen zu geben (Augustinus, De trinitate 12. 8).
Die Zugrichtung im Schöpfungsbericht hängt nicht die Frau an den Mann, sondern den Mann an die Frau:

« Relinquet homo patrem suum, et matrem, et adhærebit uxori suæ.. » (Gen 2, 24)

(« Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau kleben. »)

Genau dieser Satz wird später von Jesus selbst eindringlich wiederholt und angemahnt, ebenso von Paulus (Mt 19, 5; Mk 10, 6; Eph 5, 31). Mit der Hervorhebung dieses Satzes wird nicht ein Vorrang der Frau im Geschlechterkampf ausgedrückt, sondern eine Richtung des Heilsplanes.

In Goethes berühmten Schlusssätzen des „Chorus mysticus“ in Faust II, 64

„Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.“

wird dieser Sinn anhand einer ausgedehnten Marienvision in Sprache gefasst.
Die Schau des „Doctor marianus“ dort vergegenwärtigt die Himmelskönigin, deren „hehres Gebieten“ ohne jedes Dominanzgehabe oder Befehlen vor sich geht, ohne jede hierarchische Attitüde. Sie steht jenseits jeglicher Hierarchie der Wesen und der Mann folgt ihr, weil das die Richtung ist, die vorgegeben ist und nach oben führt. Adams Fall hängt zweifelsohne mit diesem wahrlich zauberhaften Status der Frau zusammen, in dem sie für schreckliche Minuten im Weltgeschehen auf die Seite des Gegners überwechselte.
Gott kündigt der Frau an, als Folge ihres Falls werde der Mann sie in ihrer Geschwächtheit beim Gebären beherrschen. Herrschenwollen um jeden Preis aber ist seither das qualvolle Dilemma des Mannes, mit dem er unheilvoller Zögling des Fürsten der Welt wurde.

Es ist mir unvergesslich, wie Hannah Arendt in ihrem großen Fernsehinterview mit Günter Gaus von 1964 (kann hier angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=J9SyTEUi6Kw ) , auf ihre „Emanzipiertheit“ angesprochen, entgegnete, sie sei „altmodisch“ und denke, es „schicke sich nicht, wenn eine Frau Befehle erteilt“. Aus ihrem Mund aber klang hier nicht durch, dass eine Frau sich unterzuordnen hätte, sondern dass es der Würde einer Frau entgegengesetzt sei, zu befehlen. Anders und in meinen Worten: Das Befehlenwollen hat eine Frau nicht nötig! Es ist schlicht unter ihrer Würde. Wer befiehlt, kann nicht überzeugen. Hannah Arendt betonte, dass sie alles, was sie beruflich mache, einfach macht, weil das aus ihr so kommt – und nichts weiter. Sie überzeugte ohne Herrschaftsgehabe und wollte auch nicht anders überzeugen. Das ist die adäquate Haltung der Frau. Nicht die Frau muss um Macht kämpfen, sondern der Mann sollte sich vor seiner notorischen Herrschsucht fürchten und auf Jesus schauen, der jedem Kampf um den Vorrang eine Absage erteilt hat und dem, der dieser dominanzversessenen Gesetzlosigkeit folgt, den Untergang angekündigt hat.

In Gottes ewiger Gegenwart ist das zeitlich Hintereinanderliegende vermutlich „nebeneinander“ oder sogar „ineinander“. Der Schöpfungsbericht geht also bereits von dem aus, was hernach geschah? Oder muss man annehmen, dass Gott sich in seinem Ebenbild einen souveränen Mitregierenden schaffen wollte, mit dessen Hilfe er das zu überwinden gedachte, das sich in dem Baum in medio paradisi schon „vor dem Menschen“ manifestiert hatte?
Dass der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen im Garten Eden steht, wäre somit nicht ein „Test“ für den blind-kindischen „Gehorsam“ des Menschen, sondern ein Zeichen des Standes, den Gott seiner imago (Ebenbild) gab und geben wollte. Der Mensch konnte den Baum ja allzeit ansehen, aber er sollte sich dessen Früchte nicht verinnerlichen und nicht in sich aufnehmen. Gott wollte vielleicht das Böse mit dem Menschen gemeinsam überwinden und hat sich zu diesem Ziel überhaupt eine imago geschaffen.

Eine Welt der Gutheit und Überfülle, der Schönheit und Vollkommenheit und die Inkludierung des Menschen im Licht Gottes – was also, um zu unserer Frage zurückzukehren, bedeutet in dieser ontologischen Verfassung des Menschen die Erkenntnis des Bösen?
Konnte Eva sich darunter etwas vorstellen? Dem Dialog zwischen ihr und der Schlange nach konnte sie es nicht. Sie hatte die Tabuisierung der bösen Baumfrüchte bislang offenbar nicht in Frage gestellt. Der Garten war voller süßer und guter Früchte – wozu sich mit diesem Baum in der Mitte beschäftigen? In der Überfülle der Schönheit und Güte war es zunächst leicht, nicht zu fallen.

Die Schlange stellt in einer ersten Frage die bösen Früchte hinterrücks mit den guten auf eine Ebene, indem sie behauptet, der Mensch dürfe doch womöglich nicht etwa überhaupt keine Früchte kosten – bis heute ein verheerendes Motiv aller ins andere Extrem schießender Moraltheologie: selbst das, was Gott dem Menschen an Lust und Freude schenkt, wird pauschal verdächtigt. Eva erhöht gewissermaßen „folgerichtig“ in einer ersten Verschiebung der Ordnungen reflexhaft das Tabu des Baumes in der Mitte, man muss vermuten, tragischerweise sogar aus gutem Willen und Gehorsam, und behauptet ihrerseits, eifrig um Rettung bemüht, sie dürften diesen Baum nicht einmal berühren. Das überzieht das Gebot Gottes aber, der nur das Essen von dem Baum als gefährlich und todbringend benannt hat. Man kann sogar fragen, ob die Existenz des Baumes im Lebensraum des Menschen nicht sogar von ihm bedacht und hinterfragt hätte werden müssen. Wenn Gott dem Menschen diesen Baum vor die Nase stellt, dann ist es dauerhaft unmöglich, ihn zu ignorieren oder so zu behandeln, als sei er gar nicht da. Wollte Gott, dass der Mensch über den Baum nachdenkt und das Gespräch über ihn mit Ihm, dem Schöpfer, sucht?

Man kann das nur eine tragische Entwicklung nennen: Eva also will tatsächlich am Gebot Gottes festhalten, indem sie es eigenmächtig verschärft, noch einmal extra „nachlegt“. Genau diese Verschärfung verrückt aber das gesamte Gefüge und lässt sie am Ende fallen. Es ist natürlich nicht wahr, dass sie sterben müsste, wenn sie den Baum auch nur berührt! In dieser gutgemeinten Schutz-Lüge nun befangen treibt die Schlange Eva geschickt ins andere Extrem: Nun ja, wenn Du Dich da schon zur Übertreibung hinreißen lässt, gute Frau, dann bedenke doch, ob nicht das Tabu überhaupt übertrieben ist – schließlich gibt es hier etwas zusätzlich zu erkennen und zu wissen, etwas, was nur die Götter wissen, und das will Gott verhindern. In der Antike fasste man den Satz der hebräischen und griechisch übersetzten Schrift, die hier von „elohim“ spricht nicht so auf, als würde dem Menschen in Aussicht gestellt, „wie Gott zu sein“, sondern wie „Götter, die das Gute und Böse wissen“:

« …eritis sicut dii, scientes bonum et malum… » (Gen 3, 5)

(« Ihr werdet sein wie die Götter, Gut und Böse erkennend »)

Man kann daraus entnehmen, dass es nicht darum ging, „wie Gott zu sein“, sondern „wie die Götter“, die bereits wussten, was gut und böse ist. Diese „Götter“ sind nach dem, was wir aus der Tradition wissen, der Satan und seine gefallenen Engel.
Der Stand Evas als imago Dei aber war doch mindestens auf derselben Ebene, wahrscheinlich sogar über diesen Göttern angesiedelt. Warum verlockte sie das also?
Sie war in Unruhe versetzt worden. Eine ungute, geistige Neugier. Ihr erschien das Böse als eine Qualität, die das Gute gewissermaßen ergänzt. Nun muss man fragen, wie irgendetwas das Gute ergänzen könnte? Setzt die Erkenntnis darüber, dass das Vollkommene nicht ergänzt werden kann, voraus, dass man mit dem Bösen in Berührung kam? Wir können dahin nicht denken...

In jedem Fall aber zog in Evas Gedanken die Überzeugung ein, nicht im Guten und Vollkommenen zu leben, manifestiert dadurch, dass dieser Baum nun einmal im Paradies stand. In irgendeiner Weise nahm sie nun ein Defizit an. Diese Meinung fand ihren sachlichen Anhalt an der tatsächlichen Existenz des Baumes, der auch noch mitten im Garten stand. Die Frage, wozu dann direkt daneben der „Baum des Lebens“ steht, wird in der Erzählung vollkommen ausgeblendet. Die Paradieserzählung entwirft mit der Existenz des Todes- und des Lebensbaumes in medio paradisi eine grundsätzlich Anlage des Gartens Eden auf das gesamte Heilsgeschehen hin (Gen 2, 9). Es war schon vor dem Fall also anwesend… Eva nahm das wohl wahr und ihre Gedanken verirrten sich unter dem Diskurs-Diktat der Schlange darin…

Traditionell erheben sich männliche Kirchenschriftsteller gerne über die Frau, weil sie hier gewissermaßen aufgrund einer Blödigkeit und schwachen geistigen Fähigkeit gefallen wäre. Allein – das Problem dürfte hier aufseiten der männlichen Überheblichkeit liegen.
Es ist ersichtlich, dass die Frage, wie in einem vollkommenen, überguten Zustand dennoch dessen Verneinung sichtbar und berührbar, ja sogar konsumierbar sein konnte, in Eva so etwas wie ein jähes Erwachen, Entsetzen und Erbitterung auslöste und den verheerenden Eindruck, von Gott betrogen worden zu sein. Sie nimmt eine Auflösung der Identität zwischen den Dingen und ihren Namen an. In der Folge, um sich in eine positive Sicht zu retten, sieht sie die Früchte nun genauso an wie alle anderen Früchte: als schön und wohlschmeckend, als Ausdruck der Vollkommenheit und Gutheit. Und vor allem: als Erkenntnis erweiternd! Der Genuss der bösen Frucht soll die verlorene geistige Identität wieder herstellen.
Eva kommt durch den Abgrund einer Art „negativen Dialektik“ ins Schleudern.

Der gravierende Punkt der Pervertierung der Haltung Evas ist der Moment, in dem sie das, was mit dem Bösen verknüpft ist, als „schön“ und „wohlschmeckend“, also als „gut“ wahrnimmt und postuliert. Man kann zusammenfassend sagen, dass sie in diesem Moment das Böse mit dem Guten vertauschte und sich zu eigen machte, wenn auch als „Katze im Sack“. Ihr war ganz offenkundig nicht bewusst, dass das "Böse" der Verlust der Vollkommenheit und Gutheit sein würde und keine weitere "Qualität".
Dass Adam mit ihr aß, weist einerseits darauf hin, dass er tatsächlich schöpfungsgemäß nicht die Führungsrolle innehatte, die unter Sünde gerne behauptet wird. Er vertraute vielleicht einfach seinem adiutorium und orientierte sich an dem adiutor. Sein schwerer Fehler war, den Fall des adiutor offenbar vollkommen hirn- und tatenlos mitanzusehen und Gottes Gebot dafür nicht aufgrund einer Verführung (wie Paulus schreibt!), sondern aufgrund einer boshaften Entscheidung mit ungetrübtem Bewusstsein zu opfern. Sein Fall hat eine vollkommen andere Struktur als der der Frau. Genau das wirft der Herr ihm später in scharfen Worten vor. Es ist nicht klar, was in ihm vorging, aber seine Herrschsucht und seine Abwehr gegen den Schöpfer und den adiutor scheint generalisiert auf, als er Gott dreist die Stirne bietet und ihm vorwirft, ihm überhaupt diese socia zugemutet zu haben (Gen 3, 12).

Evas Not, als sie Gott gegenüber zugab, durch die Schlange getrieben, einer Täuschung erlegen zu sein, wird von Gott nicht kommentiert, sondern als Bekenntnis angenommen. Er verurteilt sie nicht und verhängt über sie – anders als über Adam und zuvor die Schlange – tatsächlich keinen Schuldspruch, kündigt ihr aber die tiefe Verwundung ihrer schöpfungsgemäßen Rolle als Frau an: was sie gebiert, gebiert sie unter Schmerzen, denn es führt sie selbst an die unterirdischen Gewässer des Todes. Was sie gebiert ist wie seine Mutter todgeweiht, und der, dessen Beistand und Advokatin sie ist, wird sich aufgrund dieser Schwächung in törichtem Hochmut ergehen und über sie erheben und aufbegehren gegen ihre Rolle und alles tun, um sie unter seine Füße zu treten.
Der Schlange aber setzt Gott die geschwächte Frau als Feindin – nicht den Mann. Der Herr wird in den Schwachen machtvoll, nicht in den Starken, die glauben, des Arztes nicht zu bedürfen.
Und der Frau verheißt der Herr auch den Sieg. Die Frau wird einen „Samen“ haben, der die Schlange zertreten wird. Dieser „Same“ kommt in einer geheimnisvollen und ihrer Schwäche ganz enthobenen Weise doch von ihr oder durch sie, nicht aber durch oder vom Mann:

« ...non ex sanguinibus, neque ex voluntate carnis, neque ex voluntate viri, sed ex Deo... » (Joh 1, 13)

(« …nicht aus dem Blut, und nicht aus dem Willen des Fleisches, und nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott… »)

Großartig hat Gott die Frau abgefunden, das kann keine Frau anders sehen, denn trotz ihres Falls hat er ihr etwas zugesprochen, das sich, wie wir wissen, nach vielen weiblichen Vorläufergestalten im Alten Testament, in Maria vollkommen erfüllt hat.

Die Frau war und ist wohl Zeichen und Unterpfand für die Schöpfung der „zweiten Werke“ Gottes, für die neue Schöpfung, den neuen Himmel und die neue Erde, für das „himmlische Jerusalem“, das Paulus folgerichtig mater nostra („unsere Mutter“) nennt:

« Illa autem, quæ sursum est Jerusalem, libera est, quæ est mater nostra. » (Gal 4, 26)

(« Jene aber, die das himmlische Jerusalem ist, ist frei, sie ist unsere Mutter.“)

Man kann vermuten, dass der Satan zielgerichtet nur die Frau angreifen konnte, eben weil sie diese schöpfungsgemäße Rolle hatte und hat.

Es sind große Geheimnisse, die hier verborgen liegen, und wir rücken ihrer Entschleierung, weil der Herr wiederkommt, täglich näher.

© by Hanna Jüngling